Blitzschnell wirbelte Katharina herum, schwang sich springend in die Waagerechte, holte mit der Fußkante aus und traf damit exakt auf Torbens Kinnlade. Während ihr sich streckender Körper mit der Schnelligkeit einer Gepards herumpropellerte, griff ihre rechte Hand bei der nächsten Drehung nach der Pistole, die der erschrockene Torben im Fallen losgelassen hatte. Während der nächsten beiden gestreckten Saltoschrauben entsicherte Katharina den Magazinhalter, ließ das Magazin aus dem Lauf schnellen und drückte jedes einzelne der dreizehn Geschosse heraus. Torben machte indes erneut Erfahrungen mit ihrer linken Handkante und jeweils einem Fuß, die ihm beide Kniescheiben zertrümmerten. Während die Patronen auf den Fußboden klackerten, dachte Katharina: "Hmmm... 13 Schuss? Offensichtlich eine 1973er Walther PP Super mit doppelreihigem Magazin. Ein Prototyp! Wo hat er die bloß her?" Sie landete breitbeinig auf beiden Füßen ohne sich großartig abfedern zu müssen, ließ die entschärfte Walther durch den Raum segeln, stemmte die Fäuste in die Taille und wandte sich grinsend dem zusammengesunkenen Torben zu: "Überraschung! Hähä!"
Frauen neigen zum Gegenteil.
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Vicky fiel die Kinnlade herunter. Torben fand das witzig, aber ehe es zu einer Artikulation des H-Wortes kommen konnte, hatte Katharina ihm schón den Kiefer gebrochen. Nach getaner Arbeit half sie Vicky beim Suchen.
Das Leben ist ein Fluss. Es geht abwärts.
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Sie nahm sich bei der Hand und zusammen liefen sie durch unterirdische Gänge und Türen, Treppen hoch und um Ecken, bis sie plötzlich in einem Hinterhof standen. Katharina hatte ihre Orientierung verloren, doch Vicky zog sie um ein Feuertreppe an einer Mauer entlang und da plötzlich erblickten sie den verschlossenen Kinoeingang.
Davor stand eine Gruppe Jugendlicher. Sie reichten gerade eine Zigarette herum. Katharina stutzte. Zigarette? Herumreichen? Ein Langhaariger drehte sich zu ihnen und sprach, merkwürdig verlangsamt:
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"Hihihihihihihihihi!" Alle guckten belustigt über Katharinas bedröppelten Gesichtsausdruck und fielen dann, einer nach dem anderen, in das in der Luft wabernde Gekicher ein, bis es sogar die umliegenden Straßen, Häuser und Autos erfasst hatte. Sogar die Graffitis an den Wänden schienen vor ausgelassenem Gelächter zu hüpfen und auf der Straße zu tanzen. Katharina runzelte nachdenklich die Stirn
Das Leben ist ein Fluss. Es geht abwärts.
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aber auch Vicky fing jetzt an herumzualbern und ihr den süßlichen Rauch ins Gesicht zu pusten. Katharina wurde ganz blöde davon, von dem Gekicher und dem Rauch und den vielen netten jungen Männern um sie herum und so lehnte sie sich an den nächstbesten, schloss die Augen und seufzte tief.
"Heda! Was wirdn das?", rief eine verärgerte Männerstimme, "Ich komm da gleich runter!"
Katharina drehte sich mutig um, pöbelte laut und ordinär ins Dunkle hinein, hob einen Stein vom Boden auf und warf ihn aufs Geratewohl in die passende Richtung. Der Stein traf wohl sein Ziel, denn
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mit einem dumpfen Aufprall platschte der lustigen Gesellschaft ein Körper vor die Füße. Es war ganz eindeutig Torben. Und ebenso eindeutig war er tot! Ja, tot! Der gute Torben! Vicky durchlief ein Schauer. Jetzt war der Spaß wohl vorbei.
Die Gruppe löste sich unter genuschelten Abschiedsworten auf, während Vicky in der Ferne schon das Tütata eines heraneilenden Autos mit Tütata-Anlage vernehmen konnte.
Der nächste bitte!
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"Who the fuck is Torben??", lallte Katharina und schmiegte sich ins Leere, denn der junge Mann von eben war schon längst verschwunden. Vicky zerrte ihr am Ärmel herum, zog sie unter die Feuertreppe und flüsterte:
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"Wir sollten von hier so schnell wie möglich verschwinden! Das ganze wird böse enden, glaub mir! Irgend etwas stinkt hier gewaltig!"
Das sirenende Auto erwies sich als Fahrzeug der Feuerwehr und raste an ihnen vorbei. Vicky und Katharina kauerten sich aneinander und drückten sich tiefer in die Mauernische. Vicky inhalierte mit tiefen Atemzügen Katharinas ganz speziellen Geruch und ...
Der nächste bitte!
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ihrer beider Atmenzüge wurden unversehens tiefer und regelmäßiger, bis sie schließlich beide leise schnarchten.
Die Frauen lagen dort in einem undefinierbaren Knäul unter der Treppe und verpassten so auf angenehme Weise das ganze Tohuwabohu um Torbens Leiche, das ganze Polizeiaufgebot, den großen Herrn Kommissar Weberknecht und seine Gehilfen und sie alle verpassten auch die Beiden, denn sie suchten nicht gründlich genug in diesem Hinterhof nach Spuren und Merkwürdigkeiten. Ja, sogar die Straßenkehrer übersahen die friedlich Schlummernden.
Als Katharina die Augen öffnete, da...
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stand vor ihrer Nase ein duftender Milchkaffee. Sie rieb sich die Augen, um sogleich mit ihrer Nase den wunderbaren Duft weiter in ihre Bronchien zu lassen. Hinter dem Milchkaffe lauerten auf einem kleinen rosa Deckchen weitere Köstlichkeiten in Form von zwei Schokocroissants, zwei gekochten Eiern, zwei Schinken-Käse-Omelettes sowie einem Schüsselchen in Essig eingelegter Krakenärmchen.
Der nächste bitte!
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Es waren Peters Riesenhände, die das Tablett hielten und es war auch sein typischer Hundeblick der in Katharinas ruhte. Sie fuhr hoch, stieß sich den Kopf an den Metallstufen der Feuertreppe und fluchte. Peter wollte ihr über die Haare streicheln, sie wich aus, er verlor das Gleichgewicht und stürzte auf Vicky, überschüttete sie mit all den Kostbarkeiten. Sie erwachte, sah an sich herunter und knallte Peter eine, dass es im Hinterhof nur so hallte. Peter liefen die Tränen herunter und er heulte:
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"Liebe ist so grausam! Himmelherrgott, warum, kann ich nicht meine Nachbarin Anneliese lieben? Warum muss es diese Katharina sein, für die ich mein Leben zu opfern bereit bin? Warum?"
Tränen schossen aus seinen Augen in alle Richtungen und benetzten die Straße, so dass aus den Straßenbahnschienen kleine Kanäle wurden. Er lehnte sich an eine zuplakatierte Säule und schluchzte wie ein Wasserspeier mit Unwucht. Vicky war das ganze ein bisschen peinlich, insgeheim dachte sie sich, ob sie nicht doch ein bisschen grob gewesen war. Schließlich kannte sie ihn ja kaum.