"Ich möchte gerne, dass du hier bleibst" sagte Nathaniel und setzte sich auf. Er wusste, was es bedeutete, dass Sisto ihn los machte. Dass er vielleicht nicht wiederkommen würde. Er durfte ihn auf keinen Fall ghen lassen. "Warte wenigstens bis es aufhört zu schneien" bat er. "Draußen ist es so düster, es kann sein, dass sich das bald in einen Schneesturm verwandelt." Er sah nach draußen. Es sah wirklich so aus, als würde etwas aufziehen. Und offensichtlich hatte Sisto vor mit ihm hier zu bleiben, auch wenn sie eingeschneit worden. Nathaniel hatte wahrscheinlich auch keine andere Wahl. Nachdem Sisto ihn zu zweiten Mal nackt in den Schnee gezwungen hatte fühlte er, dass er Fieber bekam. Es war wahrscheinlich nur eine einfach Erkältung und eine Blasenentzündung, aber er würde es keine 100 Meter durch den SChnee schaffen. Hier im Zimmer war es mittlerweile wohlig warm, aber schon der Gedanken an die Temperatur draußen ließ ihn frösteln. Sisto hörte überhaupt nicht auf ihn, sondern sah ihn nur abwartend an. Er war offensichtlich fest entschlossen zu gehen. Es erinnerte Nathaniel auf groteske Weise daran, wie er sich früher gefühlt hatte, wenn Sisto für ein paar Tage weg war. Er hatte ihnen erzählt, dass sie einen Dienstausflug machten, oder dass er Freunde und Verwandte besuchte, oder ähnliches. Es hatte sich angefühlt, als würde ihm die Luft abgeschnürt werden. Aber Sisto war nunmal nicht aufzuhalten. "Also was möchtest du?" fragte er ruhig. Das gleiche hatte er auch früher immer gefragt. Und Nathaniel antwortete dasselbe wie damals. "Nichts. Nur, dass du bald wieder zurückkommst."
Re: Heulende Hütte
Sisto musste leicht lächeln. Auf diese Antwort hatte er gewartet. Er drehte sich halb um, zögerte dann, ging zurück zum Bett, beugte sich über den Jungen und gab ihm einen Kuss auf die Stirn. Genau wie früher immer, wenn er gegangen war. Dann verließ er das Zimmer und machte sich auf den Weg hinunter ins Dorf. Schon nach den ersten 200 Metern spürte er das ganze Ausmaß dessen, was auf ihn zukam. Jeder Schritt war ein Kampf. Der Schnee lag schon ziemlich hoch, und was sich da am Himmel zusammenbraute, sah nicht gut aus. Es war eisig kalt, und Sisto wünschte, er wäre wärmer angezogen oder hätte wenigstens eine Mütze gehabt. Aber es nützte nichts, über Dinge nachzudenken, die man nicht hatte. Also versuchte er, sich auf den nächsten Schritt zu konzentrieren und auf den übernächsten und überübernächsten... Sobald er jedoch einigermaßen Routine darin hatte, sich durch den hohen Schnee fortzubewegen, drifteten seine Gedanken ab, und so ganz alleine hier draußen war er ihnen völlig ausgeliefert. Erinnerungen an die Zeit mit Esmeralda und Nathaniel kamen wieder zu ihm, eine nach der anderen. Alltagserinnerungen, unspektakuläre Dinge. Wie er mit Nathaniel gebadet hatte; wie er ihm manchmal vorgelesen hatte; wie er sich Geschichten für ihn ausgedacht hatte; als er mit ihm und Esmeralda im Zoo gewesen war. Schöne, unspektakuläre Erinnerungen, die dennoch in diesem Moment, in dem er sich durch den Schnee kämpfte, die Welt für ihn bedeuteten. Woher hätte er sich auch sonst schöne Erinnerungen nehmen sollen? Von klein auf hatte er mitbekommen, wie seine Mutter ihn ignorierte, wenn gerade ein Freier da war, wie sie ihn anschrie er solle still sein. Ja, daran konnte er sich noch erinnern, selbst wenn er damals noch ein Baby gewesen sein musste. Seine Brüder hatten sich um ihn gekümmert, besonders Enzo. Er war der älteste. Und doch stand etwas zwischen ihm und seinen Brüdern. Sie waren vielleicht die einzigen Menschen auf der Welt, von denen er behaupten konnte, dass er sie liebte, oder zumindest so etwas ähnliches. Aber sie hatten immer Angst vor ihm gehabt. Das wusste er. Sie hatten gemerkt, dass er anders war, instinktiv gemerkt, denn äußere Anzeichen hatte es damals nicht gegeben. Und natürlich war er nicht nur anders, weil sein Vater ein Zauberer war. Schon damals hatte dieses Monster in ihm geschlummert, und das hatten sie irgendwie gemerkt. Sie hatten ihn immer gut behandelt, aber das hatten sie auch getan, weil sie Angst hatten, was er sonst mit ihnen machen würde. Das wusste er jetzt. Er war immer ihr Mittelpunkt gewesen. Derjenige, um den sie sich scharten und dessen Wort das meiste galt. Sie hatten für ihn gelogen, gestohlen und geprügelt, und obwohl das andere Jungen in seinem Viertel auch für ihre Brüder getan hatten, war es bei Sistos Brüdern etwas anderes. Sie hätten alles für ihn getan. Später hatten sie dann für ihn gemordet, hatten ihm seine Feinde auf dem Silbertablett präsentiert und hatten zugesehen, wie seine eigene Vorgehensweise immer grausamer und unbarmherziger wurde. Und sie hatten immer mehr Angst bekommen, auch wenn sie es nicht gezeigt hatten. Und deswegen stand etwas zwischen ihnen, was es ihm nicht möglich machte, sich von ihnen geliebt zu fühlen. Er war nie geliebt worden. Nur gefürchtet und gehasst.
Mit verschlossenem Gesicht stapfte er durch den Schnee, und endlich sah er das Dorf vor sich. Er kaufte soviel ein, dass seine Satteltaschen fast barsten und schwer zu tragen waren, aber wer wusste, wie lange sie dort oben eingeschneit sein würden? Da er weder eine Augenklappe noch eine Sonnenbrille trug, starrten die Leute ihn an, aber natürlich hätten sie auch so gestarrt. Sie starrten immer, so wie man ein Feuer anstarrt das plötzlich ausbricht. Man möchte im selben Moment davor weg und doch hineinlaufen. Als er alles hatte, machte er sich wieder auf den Heimweg. Er war schon ziemlich geschafft, aber das wollte er sich nicht eingestehen. Der Rückweg würde schwieriger sein, da es bergauf ging, und zudem setzte immer stärkerer Schneefall ein. Der Wind arbeitete gegen ihn, und ihm gefiel immer noch nicht, wie der Himmel aussah. Wenn er sich nicht beeilte, würde es ihn mit voller Wucht erwischen.
Mit zusammengebissenen Zähnen machte er sich an den Aufstieg, schon wieder seinen Gedanken ausgeliefert. Niemand hatte ihn lieben können, und er hatte es nicht ander gekannt, bis... Bis Nathan aufgetaucht war. Er hatte Esmeralda in einer Kneipe kennengelernt, und als sie ihm erzählt hatte (sie hatte scheu dabei ausgesehen, und irgendwie müde, als wäre sie es gewohnt, dass die Typen auf diese Offenbarung hin die Fliege machten), dass sie zuhause ihren kranken Bruder hatte und ihn pflegte, hatte Sisto sich gedacht, dass er die perfekten Personen für seinen Plan hatte. Und natürlich hatte er recht gehabt. Aber er hatte etwas, das er nicht kannte, nicht einkalkulieren können, und so hatte es ihn schließlich überrascht, als er gemerkt hatte, dass der kleine Nathaniel ihn wirklich gern hatte. Sogar mehr als das. Er liebte ihn abgöttisch, und das aus tiefstem Herzen. Aber das war für Sisto nicht der Grund gewesen, zu gehen. Im Gegenteil hatte es ihn dort gehalten. Esmeralda war ihm egal gewesen, sie hatte nicht wirklich gezählt. Denn auch sie hatte sich gefürchtet, unterschwellig. Sie hatte es selbst nicht gewusst, aber Sisto hatte es gewusst. Nur Nathaniel hatte sich nicht gefürchtet, kein bisschen. Es war, als würde er alles, was andere an Sisto ängstigte, in etwas Gutes verwandeln. Sisto hatte Nathaniel immer helfen können. Er hatte ihn wärmen können, ihm Schmerzen und Angst nehmen und ihn ruhig schlafen lassen. Er hatte ihn zum Lachen bringen können. Sisto hatte beschlossen, zu gehen, als er gemerkt hatte, dass er den Jungen auch liebte. Das hatte er lange nicht gemerkt, denn er hatte seine Rolle so perfekt gespielt, dass er sogar sich selbst hinters Licht geführt hatte. Doch nach drei Jahren war es ihm schließlich aufgegangen, er hatte die Erkenntnis nicht mehr aufhalten können. Und da war er gegangen. Unverzüglich. Gleich am nächsten Morgen hatte er den Zettel in die Küche gelegt und war verschwunden. Für immer.
Von da an war es nur noch bergab gegangen mit ihm, gleichermaßen wie mit Nathaniel. Er war davor geflohen, ein Mensch zu sein, und war immer mehr das Monster geworden, das alle schon immer gefürchtet hatten. Er hatte gedacht, nur so könnte er sich schützen. Aber es schien, als habe er sich dadurch nur immer weiter zerstört. Sistos Augen tränten, als der eisige Wind zunahm und ihm Schneewehen um die Ohren schlug, die ihm in die Haut stachen wie eiskalte Nadeln. Der Wind war immer schlimmer geworden, und der Schneefall so dicht, dass er kaum zwei Meter vorausschauen kontne. Er konnte froh sein, wenn er noch in die richtige Richtung unterwegs war.
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Re: Heulende Hütte
Aber er kämpfte sich verbissen weiter, und die quälende Frage, ob er sich damals richtig entschieden hatte, hielt ihn warm. Nein, sie hielt ihn nicht nur warm, sie versprühte förmlich Hitze in seinem Körper, wie er sie kannte und fürchtete. Er wollte sich diese Frage nicht stellen, er hatte Angst davor. Und doch war es die einzige Frage, die noch etwas zu zählen schien, Nichts anderes schien mehr von Bedeutung zu sein, rein gar nichts. Nichts, was er in seinem Leben bisher getan hatte, außer diese drei Jahre, in denen er bei Nathaniel gewesen war. Diese Jahre schienen alles zu sein, was er hatte. Nein, es gab noch etwas. Noch etwas hatte er, aber das wollte er nicht haben. Daran wollte er nicht einmal denken. Er merkte nicht, dass er sich überforderte, indem er immer schneller voranhastete. Seine Kräfte nicht richtig einteilend war er bald zu Tode erschöpft, und er blieb stehen und drehte sich einmal im Kreis. Schnee, nichts als Schnee. Er wirbelte um ihn herum, nahm ihm die Sicht, und er wusste nicht mehr, wo er war und ob er in die richtige Richtung ging. Er wusste nur, dass er bergauf musste, aber er hätte trotzdem meilenweit am Haus vorbeilaufen können. Plötzlich wurde ihm schwarz vor Augen und er fiel auf die Knie und dann vornüber in den Schnee. Das ist das Ende, dachte er. Hier werde ich sterben. Aber gleichzeitig wusste er, dass das nicht stimmte. Es war ihm weder bestimmt noch vergönnt, hier und jetzt im Schnee zu sterben. Aber er konnte sich auch nicht dazu bringen, wieder aufzustehen. Er lag da, das Gesicht im Schnee, und seltsamerweise war das erste Bild, das ihm in den Kopf kam, das von Nathaniels Erektion, die er gehabt hatte, als Sisto sich vor ihm ausgezogen hatte, um ihn zu waschen. Und dann dachte er plötzlich an eine andere Erektion, eine hässliche, widerliche, und er spürte förmlich, wie er zu glühen anfing. Der Schnee schmolz unter ihm weg, als er die Zähne zusammenbiss, in ohnmächtiger Wut, und die Hitze trieb ihn an, trieb ihn auf die Beine, und dort, wo seine Beine im Schnee versanken, zischte es leise. Er stolperte voran, und keine zehn Meter weiter sah er die Silhouette des Hauses durch das Schneegewirbel vor sich aufragen. Er taumelte darauf zu, pochende Schmerzen in seiner Stirn, und etwas Warmes lief ihm aus den Ohren. Er merkte es nicht. Sein einziges Ziel war dieses Haus, die Stufen, die Tür, und als er angekommen war, hatte seine Stirn bereits zu bluten begonnen. Er warf sich gegen das Treppengeländer, hielt sich kurz fest und zog sich dann daran die Treppen hoch. Bereits im Flur ließ er die Satteltaschen fallen. Warmes Blut lief ihm in die Augen und färbten seine Sicht rot, als er zum Bett stolperte und davor auf die Knie fiel. Nate, stieß er hervor und griff nach der Hand des Jungen, als wäre sie sein letzter Halt. Die Hand war heiß, und sicher hatte der arme Junge Fieber. Aber in kürzester Zeit würde Sisto noch heißer sein, und dann würde er nicht einmal mehr im Haus sein können, weil er alles abfackeln würde. Er wollte nicht, dass es soweit kam, er wollte überhaupt nicht dass das wieder passierte. Er sah angstvoll zu Nathaniel auf und drückte seine Hand fast schmerzhaft fest. Halt es auf, flehte er.
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Re: Heulende Hütte
Nathaniel war immer unruhiger geworden, je länger Sisto weg war. Obwohl er sich schwach fühlte war er aufgestanden und hatte lange aus dem Fenster gesehen. Schließlich hatte er sogar beschlossen Sisto nachuzugehen. Er war gerade dabei gewesen sich anzuziehen, als ihn ein Fieberanfall übermannt hatte. Er wäre nicht weiter als ein paar Meter gekommen. Mühsam hatte er sich wieder zu seinem Bett geschleppt und in angsterfüllten Träumen vor sich hingedämmert. Zwischendurch war er aufgewacht und hatte nach Sisto gerufen. Manchmal hatte Sisto auch neben ihm gestanden, wenn er aufgewacht war, aber wenn er dann wieder einschlief und wieder aufwachte war da niemand, so dass er glaubte, dass es Träume gewesen waren. Auch diesmal schreckte er aus einem unruhigen Schlaf auf ... und schrie. An seinem Bett saß Sisto, blutüberströmt und zitternd und sah aus verzweifelt flehenden Augen zu ihm auf. "Es ist ein Traum" flüsterte Nathaniel, um sich zu beruhigen. "Ein Traum" Trotzdem richtete er sich zitternd auf. Es war so realistisch, dass er sich der Angst nicht enziehen konnte. "Was ist los, was passiert hier, warum blutest du?" fragte er mit sich überschlagender Stimme. "Bist du verletzt Sisto?" Er zog erschrocken seinen Arm zurück, als Sistos Hand auf einmal glühend heiß zu sein schien. "Oh mein Gott" flüsterte er. "Was ist los?" Er stand schwankend aus dem Bett auf. "Du musst dich hinlegen Sisto, schnell. Du darfst kein Blut mehr verlieren. Bist du gestürzt?" Er sah Sisto an udn runzelte dann die Stirn. Jetzt wusste er, dass er wirklich träumte, denn er glaubte auf Sistos Stirn so etwas wie... die Ansätze von Hörnern zu sehen... Verwirrt schloss er die Augen und öffnete sie wieder. Aber nichts hatte sich geändert. Das Fieber musste schlimmer geworden sein, wenn er so etwas träumte. "Sag mir, dass das ein Alptraum ist" flüsterte er.
Re: Heulende Hütte
"Ich wünschte, es wäre so", entgegnete Sisto heiser. Nathaniel hatte ihm seine Hand entzogen, weil er zu heiß geworden war, und Sisto streckte seine Hand verzweifelt wieder danach aus, aber er bekam sie nicht zu fassen. Statt dessen führte er beide Hände zitternd an seine Stirn, in der er Schmerzen hatte, aber nicht so schlimme wie beim ersten Mal. Trotzdem fühlte er die aufgeplatzte Haut, durch die sich bereits die Spitzen der Hörner gebohr hatten. Helle Panik flammte in ihm auf, und er drückte dagegen, als wollte er sie wieder zurückschieben. "Bitte, nein, ich will das nicht!", flehte er. Er wand sich, als die Hitze in ihm größer wurde, und er riss sich instinktiv die Klamotten vom Leib, weil sie sonst zu Asche verbrennen würden. Seine Finger zitterten, aber immerhin waren es noch Finger, und er warf seine Kleider weit von sich, damit er sie nicht beschädigen würde. Nackt kniete er vor dem Bett, und er streckte die Hände nach Nathaniel aus und verzog das Gesicht. "Bitte, Nate, bitte hilf mir", schluchzte er, und er zuckte zusammen, als er fühlte, wie die Hörner sich noch ein Stückchen weiter aus ihm herauswanden. "Bitte, Nate! Hilf mir doch!" Seine Hände, die nach Nathaniel gesucht hatten, krallten sich in das Laken, und heiße Tränen tropften ihm aus den Augen und zischten, als sie auf den Boden fielen.
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Re: Heulende Hütte
Nahaniel sah hilflos auf Sisto. Es musste eine Art Anfall sein. So etwas hatte Sisto früher nie gehabt und Nathaniel fragte sich, ob Epilepsie auch im Laufe des lebens entstehen konnte... Aber wahrscheinlich war es etwas anderes... Sisto presste sich die hände auf die Stirn, als habe er Kopfschmerzen, oder viel mehr, als fürchte er, dass sein Kopf auseinandergerissen werden könnte. Nathaniel hatte Horrorvisionen von Gehirnbluungen und ähnlichem. Er glaubte, dass das was er geglaubt hatte zu sehen nur Einbildung war und sein Gehirn verdrängt es in die hinterste Ecke. Menschen wuchsen keine Hörner. Das gab es einfach nicht. Und egal wie oft er Sisto ein Monster genannt hatte: er war ein Mensch. Aber irgendetwas musste er tun. Sisto lief Blut aus dem Ohr, das mittlerweile schon das Kissen rot färbte. Udn als Nathaniel ihm hilflos eine Hand auf den Arm legte merkte er, dass Sisto glühend heiß war. Er musste hohen Fieber haben. Da ihm nichts anderes einfiel rannte er zum Fenster, riss es auf und nahm mit beiden Händen den SChnee, der hoch auf dem fensterbrett lag. dann rannte er zurück zu Sistos Bett und legte ihm den Schnee auf seine Stirn und den bloßen Oberkörper. Dann kneite er neben dem Bett nieder. "Nein Sisto, du darfst nicht sterben" wimmerte er. "Bitte nicht. Lass mich nciht allein!"
Re: Heulende Hütte
Sisto heulte auf, als er den kalten Schnee auf seinem Körper fühlte, der sofort zischend schmolz und verdampfte, noch ehe er Zeit hatte, an seinen Seiten hinabzulaufen und das Laken zu tränken. Es schmerzte regelrecht, so etwas kaltes auf sich zu haben, und was war, wenn er das Haus verlassen musste damit er nichts abfackelte? Da draußen war nichts als Schnee. Ihn hatte damals das kalte Wasser schon geschwächt. Würde ihn der ganze Schnee da draußen dann vielleicht sogar umbringen? Auf einmal gab es tausend verschiedene Arten, auf die er ums Leben kommen konnte. Seit er hier war waren ihm immer wieder neue eingefallen, und keine gefiel ihm. Er wollte überhaupt nicht ums Leben kommen. Er wollte leben. Aber nicht so. Er spürte, wie die Hörner sich ganz aus ihm herauswanden, und er schluchzte auf vor Schmerzen und krallte die Hände in das Laken, das bereits angesengt war. Der Geruch von Schwefel erfüllte die Luft. Sisto wusste, er musste sich jetzt entscheiden: hierbleiben und alles abfackeln (alles hier schien aus Holz zu bestehen) oder hinaus in den Schnee. Natürlich war es eigentlich keine Frage. Er setzte sich auf und sah Nathaniel an. Sein Blick war entschlossen, und doch fürchtete er, dass man die Angst noch durchscheinen sah. "Nate", sagte er, seine Stimme bereits tiefer, dunkler, weniger menschlich. "Hab keine Angst." Seine eigene Stimme zitterte davon, aber er wollte nicht, dass Nathaniel sich fürchtete. Und eigentlich wollte er auch nicht, dass er sah, was für ein Monster er wirklich war. Er wollte noch etwas sagen, aber er drehte rasch den Kopf zur Seite, als er Hitze aufsteigen fühlte, und gleich darauf kam der erste Feuerball aus seinem Mund. Er versengte die Bettdecke, und Sisto stand auf und stolperte an Nathaniel vorbei in Richtung Tür. Dort musste er sich festhalten und losbrüllen, als sein Körper geschüttelt wurde, als die Verwandlung sich vollendete. Seine Haut wurde ledrig und schuppig, die Krallen an seinen Fingern fuhren aus und durch seine Augen leuchtete ein gelbes Licht. Seine Zähne wurden spitz, sein Körper straffte sich und er stieß einen zweiten Feuerball aus. Er stand im Türrahmen, den Rücken zu Nathaniel, und alles was er wollte, war, sich auf der Stelle zurückzuverwandeln. Am liebsten hätte er noch einmal um Hilfe gefleht, aber er wusste dass dann nur dieses Knurren herausgekommen wäre, das Nathaniel sicher vor Entsetzen gelähmt hätte. Und überhaupt sollte er sich nicht noch einmal umdrehen. Dieses Leuchten in den Augen war gräßlich, und er wollte nicht, dass Nathaniel es sah. Aber er getraute sich auch nicht, in den Schnee zu gehen, obwohl seine Hand, wo sie sich am Türbalken festhielt, diesen bereits schwarz gefärbt hatte. Er stand zusammengesunken im Türrahmen und zögerte.
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Re: Heulende Hütte
"SISTO!" schrie Nathaniel. Er hatte noch nie in seinem Leben solche Angst gehabt. Aber er hatte keine Angst vor Sisto, er hatte Angst um ihn. das musste doch ein alptraum sein, oder? Oder vielleicht hing es irgendwie mit dieser seltsamen Welt zusammen in der sie waren. Hier schienen andere Dinge möglich zu sein, also vielleicht auch, dass ein Mensch sich in ein Mosnter verwandelte. Aber trotzdem war es immer noch Sisto. Er hatte mit ihm gesprochen. Und auch wenn er jetzt wirklich Hörner hatte und Feuer spuckte konnte Nathaneil ihn erkennen. "Warte Sisto, geh nicht raus. Vielleicht ist es gefährlich für dich. Was wenn dich jemand sieht?" Seine Stimme überschlug sich und er rannte los um Sisto zurück zu halten. Als er jeddoch die Arme um ihn schlang wich er schreiend zurück. Sisto war heiß wie feuer und Nathaniel hatte sich verbrannt. Er fiel stöhnend auf die Knie, aber trotzdem dachte er nur an Sisto. "Warte keuchte er. Geh nicht raus!"
Re: Heulende Hütte
Sisto hatte sich zusammengekrümmt als Nathaniel so nach ihm gerufen hatte, aber als er plötzlich seine Arme um sich fühlte, zuckte er zusammen. Und als Nathaniel auf die Knie fiel, fuhr er instinktiv herum und streckte die Arme nach ihm aus, aber er hielt noch rechtzeitig inne. Wenn er ihn berührte würde er ihn nur noch schlimmer verbrennen. Nate, geh ins Bett, du hast Fieber, wollte er sagen. Ich habe mich nur in das Monster verwandelt, das ich immer schon war. Du kannst mir nicht helfen. Aber natürlich konnte er nichts sagen, und er sah Nathaniel nur verzweifelt an. Er deutete auf den Türbalken, der unter seiner Hand schwarz geworden war und auf die roten Stellen auf Nathaniels Haut. Dann trat er einen Schritt zurück und deutete auf die schwarzen Spuren seiner Füße, die er hinterlassen hatten. Die Spuren rauchten ein wenig. Er schüttelte den Kopf. Ich kann nicht hier bleiben, versuchte er klarzumachen, aber dann fuhr sein Kopf herum und er stieß einen Feuerball aus. Und dabei fiel sein Blick auf den Kamin.
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Re: Heulende Hütte
Nathaniel schüttelte den Kopf. "geh nicht raus" sagte er eindringlich. "schon das bischen Schnee mit dem ich dich eben kühlen wollte hat dir weh getan. Mach es einfach nicht Sisto. Es ist gefährlich. Vielleicht verlierst du ganz die Kontrolle." Er folgte Sistos Blick zu dem großen Kamin an der Wand und nickte erleichtert. "Geh dahin. Du kannst dich auf die Steine davor setzen, dann kann weder dir noch dem Haus etwas passieren." Er nickte Sisto aufmunternd zu. "Das ... geht doch wider vorbei, oder?" fragte er ängstlich. "ist das schonmal passiert Sisto?"