Jugendamtsterror und Familienrechtsverbrechen - Kinderschutzverbesserungen

Politiker: Begrüßungskörbe oder Arztzwang

Re: Politiker: Begrüßungskörbe oder Arztzwang

Ziel: Besserer Schutz für die Kinder

Von Ruth Buder

Nicht weil die Zusammenarbeit bisher so schlecht war, haben Polizei und Kreis-Jugendamt einen Kooperationsvertrag unterzeichnet, sondern weil sie noch besser werden soll. Angesichts der zahlreichen Fälle von Kindermisshandlung in Deutschland eine durchaus lobenswerte Initiative, die in der Region ihres gleichen sucht. "Wir bringen unsere Zusammenarbeit in eine Form, hinter der sich niemand mehr verstecken kann, nicht informiert oder legitimiert worden zu sein", sagte Landrat Manfred Zalenga. Und Polizeichef Burghard Neumann fügt hinzu: "Viele Dinge sind per Gesetz oder Erlass geregelt, aber mit dieser Vereinbarung nehmen wir uns zusätzlich gegenseitig in die Pflicht. Verantwortungen dürfen nicht mehr hin und her geschoben werden."

Ein Blick in die Polizeistatistik würde dieses Engagement erfordern: Von den 2006 registrierten 1639 Opfern von Straftaten im Schutzbereich Oder-Spree/Frankfurt (Oder) seien rund 350 Kinder und Jugendliche. Dabei handele es sich vorrangig um Körperverletzungen und Verstöße gegen die sexuelle Selbstbestimmung.

Die Bedingungen, dass Polizei und Jugendamt, zu jeder Tages- und Nachtzeit kooperieren können, hat der Kreis nachträglich geschaffen: Seit dem 1. Mai existiert ein Bereitschaftsdienst. Jugendamtsleiterin Dr. Ulrike Rothe schildert ein Beispiel, warum das nötig ist: Wenn die Polizei in eine Familie kam, wo getrunken und geschlagen wurde, mussten die Beamten entscheiden, ob sie die Kinder bei den Eltern lassen oder in Obhut nehmen. Sie brachten sie zu ihrem Schutz vorübergehend in Heime oder zu Notdiensten. Dorthin dürfen aber unter Vierjährige nicht. Aus der Not heraus übergab sie die Polizei Krankenhäusern. Mitarbeiter des Jugendamtes hätten die Kinder in Pflegefamilien unterbringen können, die für derartige Notfälle zur Verfügung stünden.

In vielen Situationen seien die Polizisten auch überfordert gewesen, sagte Ulrike Rothe: "Nicht jede verwahrloste Wohnung lässt darauf schließen, dass Kinder misshandelt werden." Deshalb bräuchte die Polizei zu jeder Zeit Fachkräfte, also Sozialarbeiter, an ihrer Seite. Umgekehrt benötigten die Jugendamts-Mitarbeiter die Polizei, wenn sie bei der Ausführung ihrer Arbeit behindert oder bedroht werden. "Hier gibt es zum Teil hochdramatische Situationen, die leicht eskalieren. Hierbei müssen wir uns wechselseitig unterstützen", so Ulrike Rothe.

Landrat Zalenga verwies auf die Sensibilität der Arbeit, es sei für alle Beteiligten belastend, Kinder aus Familien zu nehmen, um sie zu schützen. Herrsche der Ausnahmezustand, könne es auch zu falschen Einschätzungen kommen. "Aber lieber ein paar Fehleinsätze als misshandelte Kinder", meinte Zalenga. Zum Netzwerk derer, die hier zusammenarbeiten müssten, gehöre nicht nur das Jugendamt und die Polizei, sondern auch die Jugendgerichtshilfe, der Staatsanwalt sowie Kindereinrichtungen.

Während es mit den Kitas eine gute Zusammenarbeit gebe, die Auffälligkeiten mitteilen würden, gebe es noch Reserven bei den Schulen. "Wir wollen keine Schnüffelgesellschaft sein, nur aufmerksam sein - zum Schutz unserer Kinder."


Mittwoch, 06. Juni 2007 (19:59)
http://www.moz.de/index.php/Moz/Article/category/F%FCrstenwalde/id/187825

Re: Politiker: Begrüßungskörbe oder Arztzwang

Kinder besser schützen

Beeskow (rb/MOZ) Eine Kooperationsvereinbarung zur noch engeren Zusammenarbeit beim Kinderschutz haben gestern der Landkreis Oder-Spree und die Polizei abgeschlossen. Ziel ist es, bei Fällen, in denen das Wohl von Kindern gefährdet ist, noch schneller, aber auch angemessener reagieren zu können. Dem trägt auch ein Tag- und Nacht-Bereitschaftsdienst des Kreis-Jugendamtes Rechnung, den es seit dem 1. Mai dieses Jahres gibt. Nicht weil die Zusammenarbeit bisher so schlecht war, haben Polizei und Kreis-Jugendamt einen Kooperationsvertrag unterzeichnet, sondern weil sie noch besser werden soll. Angesichts der zahlreichen Fälle von Kindermisshandlung in Deutschland eine durchaus lobenswerte Initiative, die in der Region ihresgleichen sucht. "Wir bringen unsere Zusammenarbeit in eine Form, hinter der sich niemand mehr verstecken kann, nicht informiert oder legitimiert worden zu sein", sagte Landrat Manfred Zalenga. Und Polizeichef Burghard Neumann fügt hinzu: "Viele Dinge sind per Gesetz oder Erlass geregelt, aber mit dieser Vereinbarung nehmen wir uns zusätzlich gegenseitig in die Pflicht. Verantwortungen dürfen nicht mehr hin und her geschoben werden."

Ein Blick in die Polizeistatistik würde dieses Engagement erfordern: Von den 2006 registrierten 1639 Opfern von Straftaten im Schutzbereich Oder-Spree/Frankfurt (Oder) seien rund 350 Kinder und Jugendliche. Dabei handele es sich vorrangig um Körperverletzungen und Verstöße gegen die sexuelle Selbstbestimmung.

Die Bedingungen, dass Polizei und Jugendamt zu jeder Tages- und Nachtzeit kooperieren können, hat der Kreis nachträglich geschaffen: Seit dem 1. Mai existiert ein Bereitschaftsdienst. Jugendamtsleiterin Dr. Ulrike Rothe schildert ein Beispiel, warum das nötig ist: Wenn die Polizei in eine Familie kam, wo getrunken und geschlagen wurde, mussten die Beamten entscheiden, ob sie die Kinder bei den Eltern lassen oder in Obhut nehmen. Sie brachten sie zu ihrem Schutz vorübergehend in Heime oder zu Notdiensten. Dorthin dürfen aber Kinder unter vier Jahren nicht. Aus der Not heraus übergab sie die Polizei Krankenhäusern. Mitarbeiter des Jugendamtes hätten die Kkleinen in Pflegefamilien unterbringen können, die für derartige Notfälle zur Verfügung stünden.

In vielen Situationen seien die Polizisten auch überfordert gewesen, sagte Ulrike Rothe: "Nicht jede verwahrloste Wohnung lässt darauf schließen, dass Kinder misshandelt werden." Deshalb bräuchte die Polizei zu jeder Zeit Fachkräfte, also Sozialarbeiter, an ihrer Seite. Umgekehrt benötigten die Jugendamts-Mitarbeiter die Polizei, wenn sie bei der Ausführung ihrer Arbeit behindert oder bedroht werden. "Hier gibt es zum Teil hochdramatische Situationen, die leicht eskalieren. Hierbei müssen wir uns wechselseitig unterstützen", so Ulrike Rothe.


Donnerstag, 07. Juni 2007 (06:05)
http://www.moz.de/index.php/Moz/Article/category/Beeskow/id/187842

Sozialreferent: Dennoch müsse Frühwarnsystem verbessert werden

Sozialreferent: Dennoch müsse Frühwarnsystem verbessert werden
Die spektakulären Fälle, in denen Kinder vernachlässigt oder misshandelt wurden, haben die Öffentlichkeit offenbar aufgerüttelt. Seit den Berichten über das schlimme Schicksal des kleinen Kevin, der zu Tode geprügelt wurde, hat sich die Zahl der Hinweise ans Jugendamt verdoppelt. ¿Die soziale Kontrolle ist in Augsburg für eine Großtstadt sehr gut¿, sagt Sozialreferent Konrad Hummel. Dennoch müsse das Frühwarnsystem verbessert werden, um wehrlose Kinder vor Rabeneltern zu schützen, so Hummel. Mehr zu diesem Thema lesen Sie in der morgigen Ausgabe der Augsburger Allgemeinen.

http://www.augsburger-allgemeine.de/Home/Nachrichten/Startseite/Regioticker/rtid,9574_regid,2_puid,2_pageid,4735.html

Jugendamt schaut sich Zuhause von Neugeborenen an

Jugendamt schaut sich Zuhause von Neugeborenen an

Von Frank Michalczak

Sozialdezernentin
Wer in Radevormwald ein Baby bekommen hat, darf sich künftig über ein Geschenkpaket freuen, das im Jugendamt geschnürt wird. Inhalt: Gutscheine der Spielzeugfabrik Wader, der Sparkasse und einer Apotheke sowie ein Entwicklungskalender rund ums Kind.

"Wir suchen derzeit noch weitere Partner, die zusätzlich etwas beisteuern wollen", berichtet Sozialdezernentin Ute Butz über das Projekt, das sie am Dienstag im Jugendhilfe-Ausschuss vorstellte.

Das Geschenkpaket erhalten die glücklichen Eltern von einer Mitarbeiterin des Jugendamtes, die zuvor die Familien anschreiben wird, um ihren Besuch anzukündigen. Dabei will sie sich ein Bild von dem Elternhaus machen - und Hilfsangebote unterbreiten, wenn sie Probleme feststellt.

"Gerade junge Eltern sind manchmal überfordert, vor allem wenn es keine Oma oder keine Tante in der Nähe gibt, die sie unterstützen", berichtet Ute Butz, die mit diesen Besuchen eine Art "Frühwarnsystem" einrichten möchte.

Grundsätzlich aber muss keine Familie der städtischen Mitarbeiterin die Tür öffnen: "Es ist natürlich ein freiwilliges Angebot. Aber die Erfahrungen in der Stadt Dormagen haben gezeigt, dass sich die allermeisten Eltern darauf einlassen."

Dort sei das Konzept mit großem Erfolg auf den Weg gebracht worden, wie Ute Butz erfahren hat. Radevormwald will das "Dormager Modell" nun auch umsetzen, wofür die Dezernentin grünes Licht aus der Kommunalpolitik einholte.

Einstimmig beschloss der Jugendhilfeausschuss, die Elternbesuche einzuführen. Auf "fünf bis sieben Prozent" schätzt Ute Butz den Anteil von Familien, die Hilfe nötig haben - bei der Führung des Haushalts oder der Versorgung des Säuglings.

"Und diese Unterstützung sollen sie möglichst frühzeitig erhalten." Und nicht erst, wenn etwa in der Nachbarschaft oder in einem Kindergarten die Defizite aufgefallen sind. "Uns geht es darum, Hilfen anzubieten."

Die Aschreiben des Jugendamts, so Ute Butz, sollen für ausländische Eltern auch in türkisch, italienisch oder spanisch verfasst werden. 180 Kinder wurden übrigens im vergangenen Jahr in Rade geboren.


Artikel vom: 21.06.2007
http://www.rga-online.de/lokales/radevormwald.php?userid=&publikation=2&template=phparttext&ausgabe=40422&redaktion=2&artikel=108440478

Nach dem Fall Jessica: Mehr Personal, mehr Kontrollen

Nach dem Fall Jessica: Mehr Personal, mehr Kontrollen

Sozialsenatorin Birgit Schnieber-Jastram (CDU) hatte schon bei der Vorstellung des Senatsberichts "Hamburg schützt seine Kinder" am 5. Juni gewarnt: "Eines darf man nicht vergessen: Kinderschutz ist nicht nur Aufgabe der Politik, sondern der Gesellschaft." Der Staat könne nur versuchen, durch ein möglichst engmaschiges Sicherheitsnetz Fälle wie den der vor über zwei Jahren verhungert aufgefundenen Jessica zu verhindern. Tatsächlich wurde seitdem ein umfassendes Maßnahmenbündel umgesetzt. Die wichtigsten Punkte:

# Im Dezember 2005 wurde eine ständig besetzte Kinderschutz-Hotline eingerichtet. Unter der Nummer 426 427 428 nehmen Mitarbeiter Hinweise auf mögliche Kindeswohlgefährdungen entgegen. Seitdem sind rund 250 Hinweise aufgenommen und bearbeitet worden. Allerdings haben sich die Hamburger verstärkt auch direkt an die Jugendämter gewandt, wenn sie Sorge um das Wohl eines Kindes hatten: Seit März 2005 ist die Zahl der Anliegen und Meldungen, die an Jugendämter herangetragen wurden, um ein Viertel gestiegen.

# Es gibt jetzt verbindliche Meldeverfahren, mit denen Behörden und freie Träger Fälle von Kindesvernachlässigung an Jugendämter melden. Darüber hinaus soll eine Rahmenvereinbarung zwischen freien Trägern der Jugendhilfe und der Sozialbehörde einheitliche Standards sichern, die regeln, worauf bei Fällen von Kindeswohlgefährdungen zu achten ist.

# Alle schulpflichtigen Kinder und alle Kinder, die in Hamburg eine Schule besuchen, werden in einem zentralen Schülerregister erfasst. Fälle, in denen Kindern von ihren Eltern nicht rechtzeitig angemeldet oder vorgestellt worden sind, können so rasch aufgeklärt werden. In bisher 28 Fällen, in denen Kinder nicht in der Schule erschienen, hat die zuständige Behörde die Durchsetzung des Schulzwangs angeordnet. Durch Hausbesuche konnten alle Fälle aufgeklärt werden.

# Zwischen August 2006 und Februar 2007 wurden rund 200 Personen zu sogenannten "Kinderschutzfachkräften" ausgebildet. Die Ausbildung schließt mit einem bundesweit anerkannten Zertifikat ab. In diesen Wochen startet eine zweite Fortbildung.

# Der Senat hat alle vormals vakanten Stellen der Allgemeinen Sozialen Dienste (ASD) neu besetzt. Mit derzeit 273 besetzten Stellen hat der ASD nach Angaben der Sozialbehörde seine Soll-Stärke sogar überschritten. Zusammen mit dem Aufbau des Familien-Interventionsteams und den Kinderschutzkoordinatoren stehen der öffentlichen Jugendhilfe 77 Stellen mehr für den Schutz von Kindern und Jugendlichen zur Verfügung als vor dem Regierungswechsel 2001.

# Seit November 2006 werden in den Kindertagesstätten regelmäßig ärztliche Untersuchungen durchgeführt. Ergeben sich Hinweise auf Vernachlässigung oder Misshandlung, schalten die Mediziner sofort das Jugendamt ein.

flk

erschienen am 22. Juni 2007

http://www.abendblatt.de/daten/2007/06/22/759723.html

Nur gut gemeint

Nur gut gemeint

Manchmal folgen schrecklichen Ereignissen sinnvolle Erfindungen. Der Fund von mehreren toten Babys hatte zumindest zur Folge, dass es in Thüringen neuerdings Familienhebammen gibt. Die Frage ist nur: wie lange?

ERFURT. Wickeln, füttern, das erste Mal baden. 20 Familienhebammen begannen in den vergangenen Wochen in Thüringen ihre Arbeit, darunter drei in Erfurt, drei im Unstrut-Hainich-Kreis, je eine im Ilm- und im Kyffhäuserkreis. Angesichts von 16 000 Geburten pro Jahr in Thüringen ist das kaum mehr als nur der berühmte Tropfen.

Doch immerhin ist es gut gemeint: Sie sollen Müttern, die allein nicht recht klar kommen, bis zu ein Jahr nach der Geburt ihres Kindes zur Verfügung stehen, sie daheim besuchen und beraten. Das Land hat dieses Vorhaben, das es auch in Nordrhein-Westfalen und in Bayern gibt, angeschoben. Mit 90 000 Euro; mit dem Geld wurden auch die Hebammen für diese Arbeit qualifiziert. Zwar bezahlen die Krankenkassen die Betreuung der Mütter bis zu sechs Wochen nach der Entbindung. Danach müssen sie den ungewohnten Alltag allein bewältigen und bei Problemen die Oma oder den Kinderarzt fragen.

Gut gedacht und kurz gesprungen. Denn was ab Januar passiert, weiß niemand. Noch steckt das Projekt in den Kinderschuhen. So sorgen sich viele Mütter, dass sie ans Jugendamt gemeldet werden, wenn sie diese Hilfe in Anspruch nehmen. Nicht ganz zu Unrecht. Die Ämter wiederum streiten, wer überhaupt zuständig ist: Jugendamt? Gesundheitsamt?

Doch bevor das richtig klar ist, könnte alles schon wieder vorbei sein. Die Finanzierung der Familienhebammen ist nur bis Jahresende vorgesehen und abgesichert. "Als Anschub", wie es aus dem Sozialministerium heißt. Was danach passiert, ist völlig offen. Das Land meint, die Krankenkassen müssten zahlen. Es soll Gespräche dazu geben, heißt es. Die Linkspartei hat einen Antrag angekündigt, das Projekt in den Landeshaushalt aufzunehmen. Land und Kassen scheinen aber wenig geneigt, der Idee zu folgen. Blieben die Kommunen . . .

Es müsse unbedingt weitergehen, sagen sowohl der CDU-Landtagsabgeordnete Michael Panse als auch der Erfurter Jugendamtsleiter Hans Winkelmann und viele, viele andere. Die Frage ist nur: wie?

Hauptsache, in all dem politischen Streit vergisst niemand, worum es wirklich geht: um kleine, ganz kleine Kinder.

20.06.2007 Von Angelika REISER-FISCHER
http://www.thueringer-allgemeine.de/ta/ta.thueringen.volltext.php?kennung=on3taTHUThuNational39251&zulieferer=ta&kategorie=THU&rubrik=Thueringen®ion=National&auftritt=TA&dbserver=1

Re: Politiker: Begrüßungskörbe oder Arztzwang

Vorsorge
Bayern zwingt Kinder zum Arztbesuch

Von Joachim Bomhard

München/Augsburg Vorsorgeuntersuchungen für Kinder sollen ab dem kommenden Jahr in Bayern zur Pflicht werden. Halten sich die Eltern nicht daran, erleiden sie finanzielle Nachteile. Im Extremfall kann sich auch das Jugendamt kontrollierend einschalten.

Die bayerische Staatsregierung hat gestern ein entsprechendes Landesgesetz auf den Weg gebracht. Sein Ziel ist es, Kinder besser vor Vernachlässigung und Misshandlungen zu schützen. Der Freistaat hatte bereits vor einem halben Jahr eine entsprechende bundesweite Regelung verlangt. Ministerpräsident Stoiber (CSU) warf Bundesjustizministerin Zypries (SPD) eine zu zögerliche Haltung vor. "Wenn der Bund für Deutschland nicht handelt, dann handeln wir", sagte er. Hessen will dem bayerischen Beispiel folgen.

Nach Angaben der zuständigen Familienministerin Stewens (CSU) lassen etwa zehn Prozent der Eltern ihre Kinder nicht untersuchen. Diese Zahl soll verringert werden. Erstes Druckmittel ist das Landeserziehungsgeld. Es soll nur noch ausgezahlt werden, wenn Eltern für ihr nach dem 1. Januar 2007 geborenes Kind die Vorsorgeuntersuchung U 6 bzw. U 7 nachweisen können.

Auch bei der Anmeldung in Kindergarten und Schule muss künftig das gelbe Vorsorgeheft vorgelegt werden. War das Kind noch nicht bei einer der erforderlichen Gesundheitsuntersuchungen, werden die Eltern aufgefordert, dies nachzuholen. Tun sie das trotz wiederholter Aufforderung nicht, sieht das Gesetz künftig vor, dass die Erzieherinnen prüfen, ob beim Kind Anzeichen für Verwahrlosung oder Missbrauch vorliegen. Sie können notfalls auch das Jugendamt einschalten. Schon vor einer Geburt sollen Hebammen und Ärzte prüfen, ob junge Eltern möglicherweise mit einem Kind überfordert sind.

Der bayerische Elternverband reagierte skeptisch. Statt Pflichtuntersuchungen schlug er eine gezielte Unterstützung der Eltern durch Fachkräfte bis zur Einschulung des Kindes vor.

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Artikel vom 26.06.07 - 19.05 Uhr
Letzte Änderung: 27.06.07 - 10.34 Uh

http://www.augsburger-allgemeine.de/Home/Nachrichten/Startseite/Artikel,Bayern-zwingt-Kinder-zum-Arztbesuch_arid,985132_regid,2_puid,2_pageid,4288.html

Re: Politiker: Begrüßungskörbe oder Arztzwang

ARTIKEL
vom 27.06.2007


„So können wir fast lückenlose Kontrolle sichern“


Familienministerin Stewens: Nachweis der Vorsorge-Untersuchung auch bei Anmeldung in Kindergarten und Schule

von Friederike Gabriel
München/Passau. Etwa zehn Prozent der bayerischen Eltern gehen mit ihren Kindern nicht regelmäßig zum Kinderarzt. „Das Bewusstsein dieser Eltern muss noch geschärft werden, dass Vorsorge-Untersuchungen ein wichtiger Bestandteil ihrer Erziehungsverantwortung sind“, begründete Familienministerin Christa Stewens den Beschluss des Kabinetts, der die ärztliche Vorsorge bis zum sechsten Lebensjahr ab 2008 zur Pflicht macht.
Wer die „U-Termine“ künftig nicht einhält, muss mit Konsequenzen rechnen. Für Geburten ab 1. Januar 2007 gilt: Landeserziehungsgeld wird nur ausgezahlt, wenn der Nachweis für die zuletzt fällige Untersuchung vorliegt. Auch bei der Anmeldung in einer Kindertagesstätte wird die Vorsorge ab nächstem Jahr gefordert. Haben die Eltern sie versäumt, werden sie aufgefordert, sie nachzuholen. Kommen sie ihrer Verpflichtung trotz wiederholter Mahnung seitens der Kinderbetreuer nicht nach, können die Erzieher das Jugendamt einschalten, wenn es aus ihrer Sicht weitere Anhaltspunkte für Vernachlässigung oder Missbrauch gibt. Christa Stewens: „Da 99,4 Prozent der Drei- bis Fünfjährigen in Bayern Betreuungseinrichtungen besuchen, können wir so eine beinahe lückenlose Kontrolle sichern.“ Bei der Einschulung schließlich müssen Eltern nachweisen, dass die U9, die Vorsorgeuntersuchung zwischen dem 60. und 64. Lebensmonat, gemacht wurde.
„Nach dem ersten Geburtstag kommen deutlich weniger Kinder zu den empfohlenen Untersuchungen“: Diese Beobachtung hat der Passauer Kinderarzt Dr. Heiner Brandl gemacht.Vor allem die U7 (21. bis 24. Monat) und die U8 (43. bis 48. Monat) würden häufig versäumt. „Zur U9 kommen sie dann wieder häufiger“, berichtet Dr. Brandl, „wohl, weil der Druck durch die bevorstehende Einschulung größer ist.“
Der Kinderarzt hält die geplante Verpflichtung der Eltern grundsätzlich für sinnvoll. „Es kommt immer wieder vor, dass man fürs eigene Kind betriebsblind ist“, sagt er, „oder der Oma glaubt, die sagt: ,Das wächst sich schon aus‘.“ Dr. Brandl kontrolliert in seiner Kartei, ob die Kinder regelmäßig untersucht wurden, und fragt bei Gelegenheit nach dem Hintergrund versäumter „Us“. „Umzug, Stress, berufliche oder familiäre Umstände, einfach vergessen“, erhält er dann als Begründung zur Antwort.
Dem Passauer Kinderarzt wäre es allerdings lieber, die Eltern kämen mit ihren Sprösslingen freiwillig regelmäßig zu ihm anstatt unmotiviert zu einer Pflichtuntersuchung. Ein Teil der Untersuchung ist auch ein Gespräch über Auffälligkeiten, die Eltern möglicherweise an ihrem Kind beobachtet haben und die der Arzt beim U-Termin nicht feststellen kann. „Die Frage ist, ob die Eltern hier glaubhafte Antworten geben, wenn sie die Untersuchung als lästige Pflicht empfinden.“
Wie soll man Eltern sonst dazu bewegen, die Vorsorge-Termine einzuhalten? Dr. Brandl setzt auf gute Werbung und Aufklärung, vor allem über Fernsehen und Radio. Zudem sollten alle Kassen ihre Mitglieder an die Untersuchungstermine erinnern - einige tun dies bereits. Auch niedrigere Beiträge bei regelmäßiger Vorsorge könnten ein großer Anreiz sein, glaubt der Kinderarzt.
Eines gibt er aber zu bedenken: „Ich kann bei einer Untersuchung zwar körperliche Vernachlässigung feststellen, seelische, die viel schlimmer ist, schon nicht mehr. Und Misshandlungen lassen sich viel zu gut vertuschen.“

http://www.pnp.de/nachrichten/artikel.php?cid=29-16421465&Ressort=bay&Ausgabe=a&RessLang=&BNR=0

Bloß kein Zwang Unverbindlichkeit reicht nicht

Bloß kein Zwang Unverbindlichkeit reicht nicht

Ein Vorschlag und die Reaktionen: Kinderarzt Ulrich Kohns hat sich für Pflicht-Untersuchungen bei Kindern ausgesprochen, um Misshandlungen zu erkennen. Kassen würden Idee flankieren, Jugendamt diskutiert noch

THEMA KINDESMISSHANDLUNG In Essen fallen immer noch zu viele Kinder durch die Maschen des Jugendschutzes, hatte Ulrich Kohns am Mittwoch argumentiert. Um Vernachlässigung und Misshandlung in Familien auszumachen, die bestehende Hilfsangebote nicht in Anspruch nehmen, hatte er gefordert, dass Gesundheits- und Jugendamt jenen Eltern einen Besuch abstatten, die ihre Kinder nicht zu Vorsorgeuntersuchungen schicken.

Eine institutionenübergreifende Mehrheit, die aus Kohns Idee Realität werden lassen könnte, zeichnet sich jedoch nicht ab. "Wir diskutieren diesen Vorschlag und werden dazu auch eine Position entwicklen", äußerte sich Christina Bäuerle vom Jugendamt dazu. Sie wies darauf hin, dass es bereits viele Punkte gebe, an denen bei Kindern auf Vernachlässigung geachtet werde. So erfasse der Kindergarten beispielsweise den Impfstatus aller Neuankömmlinge und gebe diesen an das Gesundheitsamt weiter. Fahrlässige Eltern würden also hier zumindest auffallen. Auch bei verpflichtenden Sprachstandseinschätzungen werde man auf Kinder mit Problemen aufmerksam. Auf minderjährige Mütter haben Hebammen ein Auge.

"Das Netz wird dichter", resümiert Bäuerle, "und der bestehende Kinderschutz ist vielfältiger als das, was Herr Kohns fordert." Und: Noch im September will man die Idee eines "Elternbesuchsdienstes" in die politischen Gremien einbringen, der Besuche bei frisch gebackenen Eltern vorsieht. Auch der soll jedoch ohne Zwang vonstatten gehen - wenn die Eltern also keinen Besuch wünschen, müssen sie ihm nicht die Türe öffnen.

Amtsarzt Rainer Kundt ist ebenfalls gegen Zwangsuntersuchungen von Kleinkindern, weil sie nach seiner Einschätzung Eltern abschrecken. Er hält aber viel davon, wenn Ärzte und Kassen ausgefallene Vorsorgeuntersuchungen zum Anlass für Nachfragen nehmen. Grundsätzlich will er schon vor der Geburt die Prävention beginnen: "Geburtshelfer und Gynäkologen müssen Alarm geben, wenn sie Familien sehen und sagen: Das kann nicht gut gehen."

Genau diese freiwillige Vorbeugung hatte Dr. Ulrich Kohns als nicht ausreichend kritisiert, weil sie "Riskofamilien" eben nicht erreichten - und so noch viele Übergriffe auf Kinder unentdeckt blieben.

Während in der Verwaltung Für und noch mehr Wider abgewägt werden, haben sich die großen Krankenkassen in Essen schon zu ihrer Unterstützung bekannt: "Wir würden uns an einem Netzwerk und an Pilotmaßnahmen beteiligen", so Rolf Buchwitz von der AOK. "Diese Idee sollte in der Gesundheitskonferenz besprochen werden."

Ähnlich äußerte sich Harald Stollmeier von der ktpBKK, der größten Krankenkasse Essens: "Wenn sich alle zusammensetzen und ein Konzept aus einem Guss erstellen würden, dann würden wir das Konzept mitfinanzieren." Dabei könne es jedoch nicht darum gehen, dass die Kassen ihre Versicherten überwachten. Auch Stollmeier befürwortet stark das Einberufen einer Gesundheitskonferenz.

KOMMENTAR
Niemand, der Zwang vorschlägt, macht sich Freunde. Die zögerlichen Reaktionen hat Ulrich Kohns erwartet, weil er sie bereits kennt. Das Jugendamt sieht keine Notwendigkeit, ihn verstärkt einzubinden in die Erarbeitung neuer Konzepte. Dazu gebe es in der Stadt Foren, in denen er aktiv sei. Offenbar beißt er dort auch auf Granit. Der anvisierte Elternbesuchsdienst ist also begrüßenswert, aber verbindlichere Maßnahmen müssen folgen - verbindlichere Gespräche wären hierzu ein guter Beginn. jas

19.07.2007 Von Kai Süselbeck und Jasmin Fischer
http://www.waz.de/waz/waz.essen.volltext.php?zulieferer=waz&kennung=on1wazLOKStaEssen39280&rubrik=Stadt®ion=Essen&kategorie=LOK

Hessen will Pflicht zu Arztbesuchen für Kinder

Hessen will Pflicht zu Arztbesuchen für Kinder
Die hessische Landesregierung will Eltern gesetzlich verpflichten, Kinder im Vorschulalter zu Vorsorgeuntersuchungen zu schicken.

Nach Auskunft von Sozialministerin Lautenschläger (CDU) soll in der nächsten Woche ein entsprechender Gesetzentwurf in den Landtag eingebracht werden. Ziel sei es nicht, Eltern zu bestrafen, sondern Kindern zu helfen, sagte sie der "Hessisch/Niedersächsischen Allgemeineinen" (HNA/Mittwoch).

Wer die Untersuchungen nicht wahrnehme, werde erinnert und gemahnt und notfalls das Jugendamt informiert, sagte sie.

Quelle: hr-text
http://www.hr-online.de/website/rubriken/nachrichten/index.jsp?key=hessen_vtx_meldung_33114696&rubrik=1987