Jugendamtsterror und Familienrechtsverbrechen - Kinderschutzverbesserungen

Politiker: Begrüßungskörbe oder Arztzwang

Frühwarnsystem, wenn Kinder verwahrlosen

Frühwarnsystem, wenn Kinder verwahrlosen

| 08.10.2007, 18:19

Eschweiler. Kindesmisshandlungen frühzeitig verhindern - dieses Ziel soll in der Stadt Eschweiler noch intensiver verfolgt werden. SPD und Grüne regen jetzt gemeinsam an, das «Dormagener Modell» einzuführen. Das Jugendamt ist nicht unvorbereitet. Seit Monaten befasst man sich dort mit dem Thema, versichert der Amtsleiter Heinz Kaldenbach.

Handeln, bevor etwas passiert - das ist angesichts der immer wiederkehrenden Schlagzeilen über vernachlässigte und zu Tode gequälte Kinder die Aufgabe, der sich Jugendamt, Polizei, Kindergärten und Vereine wie der Kinderschutzbund mit neuen Ideen stellen. Vom Land Nordrhein-Westfalen gibt es dafür Geld. Eine der erfolgversprechendsten Ideen ist das Dormagener Modell.

In der Stadt Dormagen erhalten Familien kurz nach der Geburt eines Babys Besuch vom Jugendamt. Angekündigt durch ein Glückwunsch-Schreiben des Bürgermeisters. Die Mitarbeiter bringen kleine Geschenke mit und auch ein Elternbuch mit vielen Tipps. Sie stellen auch Angebote von Behörden und Vereinen vor.

«Die Familien sollen die Mitarbeiter des Jugendamtes als jemanden erleben, der Hilfe und Zuwendung anbietet» sagt Heinz Kaldenbach, der Leiter des Eschweiler Jugendamtes. Aber die Besuche sind auch Kontrolle, keine Frage. So ein Hausbesuch kann schon sehr aufschlussreich sein.

Heinz Kaldenbach: «Der Kinderschutz findet in einer komplexen Gemengelage statt, allem voran im Spannungsfeld von Hilfe und Kontrolle. Diese Spannung ist einfach da. Wir wollen beraten und unterstützen, aber wir haben ja auch eine Wächterfunktion als Jugendamt.»

Beides sei auch notwendig, macht der gemeinsame Antrag von SPD und Grünen klar. Die Eltern sollen ermutigt werden, Hilfe anzufordern, wenn sie benötigt wird. Gerade alleinerziehende Mütter sollen wissen: Hier bekomme ich Unterstützung, wenn ich mit der Betreuung und Erziehung überfordert bin.

Echte Hilfe, nicht nur Worte - so versichert es das Jugendamt in Dormagen. «Klagt eine Mutter, dass das Geld für Essen nicht reicht, stellen wir eine ehrenamtliche Helferin, die ihr zeigt, wie man von Hartz-IV kochen kann», nennt das dortige Jugendamt als Beispiel. Und auch um einen Platz in einer Kindertagesstätte oder Hilfe beim Ausfüllen von Formularen kümmere man sich.

SPD und Grüne schlagen vor, in Eschweiler die sieben Bezirks-Sozialarbeiter in das Frühwarnsystem nach dem Dormagener Vorbild einzubeziehen - dort kümmern sich allerdings zwölf Mitarbeiter um diese Betreuung. «Die zusätzliche Aufgabe darf die bisherige Arbeit nicht gefährden», heißt es in dem Antrag an den Bürgermeister. Deshalb müsse in Eschweiler eine zusätzliche Kraft eingestellt werden.

Über das Dormagener Modell hinaus soll die Stadt Eschweiler auch mit der Bildung mehrerer Arbeitsgemeinschaften die Vernetzung von Hilfsangeboten für Kinder und Familien fördern. Auch das haben SPD und Grüne jetzt beantragt.

In den Arbeitsgemeinschaften sollen Träger der Jugendhilfe und Experten wie Kinderärzte, Gesundheitsamt, mobile Sozialarbeiter etc. vertreten sein.

AGs sind möglich zum Beispiel für Kindertagesstätten, Pädiatrie, im Bereich Kindeswohlgefährdung und für Familienzentren.

Zwecke der Gemeinschaften: Gemeinsame Konzepte erarbeiten, gegenseitige Information, Abklären welche Organisation wofür zuständig ist, doppelte Beratungen vermeiden, Zusammenarbeit mit dem Jugendamt.
http://www.aachener-zeitung.de/sixcms/detail.php?template=az_detail&id=320086&_wo=News:Topnews

Re: Politiker: Begrüßungskörbe oder Arztzwang

Schutz für Kinder wurde ausgebaut

Um Misshandlungsfälle aufzudecken, sollen Eltern in Niedersachsen künftig brieflich an die Früherkennungsuntersuchungstermine erinnert werden. Sozialministerin Mechthild Ross-Luttmann (CDU) will die Teilnahme nicht gesetzlich vorschreiben. Wer aber wegbleibt, muss mit Besuch vom Jugendamt rechnen. Auf Bundesebene will die Ministerin erreichen, dass künftig die Ärzte bei den Untersuchungen den Schwerpunkt auf möglichen Missbrauch legen. In Hannover wurde zudem das erste Koordinationszentrum geschaffen, um auf Verdachtsfälle sofort reagieren zu können. In Schleswig-Holstein hat das Familienministerium die landesweiten Programme "Schutzengel" (Familienhebammen), "Willkommen im Leben" und "Wellcome" weiter ausgebaut. Durch Schulung der Jugendämter ist die Zahl der Inobhutnahmen deutlich gestiegen - zunächst von 4852 (2005) auf 4976 (2006).
fert

erschienen am 10. Oktober 2007
http://www.abendblatt.de/daten/2007/10/10/802982.html