"Für mich bitte nichts, ich hab keinen Hunger," lehnte sie dankend ab. Sheilas Kopf ruhte auf Wes Bett und sie war damit beschäftigt mit dem Ring an seinem Finger zu spielen. Sie war einfach sowas von müde und die Erschöpfung zerrte an ihr. Aber David war ja jetzt wach, da konnte sie doch etwas ausruhen nur eins zwei Stunden," schwor sie sich selbst und driftete langsam ab ins Reich der Träume.
Liebevoll streichelte Wes ihr mit der Hand, die sie nicht in Beschlag hatte, über die Wange und beobachtete sie beim Schlafen. "Ich wollte sterben, Dave.", gab er urplötzlich zu. "Ich konnte nicht mehr. Ich wollte zu euch, aber die Schmerzen waren so stark, das sich nur noch sterben wollte. Ich wollte all das Elend nicht mehr ertragen." "Ich kann dich verstehen, Ley. Wirklich. Und niemand wird dir das übel nehmen." "Erzähl es trotzdem keinem. Das bleibt ein Geheimnis zwischen dir und mir. Okay?" "Okay." Sie schwiegen für einen Augenblick. "Du musst sie anzeigen, Ley." "Ich weiß. Aber momentan hab ich dafür gar nicht die Kraft. Ich habe Schmerzen und will nur schlafen."
Sheila wimmerte leise im Schlaf und krallte sich an seiner Hand fest. Ihr Gesicht verzog sich vor Schmerz und sie weinte im Schlaf. Diesmal waren es aber keine Alpträume sondern einfach ihre Verlustängste und die Ereignisse von gestern die sie in ihren Träumen verfolgten. "Ley," sprach sie im Schlaf und kuschelte sich näher an ihre Wärmequelle, in diesem Fall seine Hand.
"Sieh dir das an, David. Wie soll das erst werden, wenn sie erfährt wie mein Vater mich zugerichtet hat? Dass ich ihn angefleht habe mich umzubringen? Dann dreht sie total durch." Tröstend strich Wes ihr durchs Haar. "Ruh dich aus, Ley, und kümmer dich erst einmal nur um dich. Wir wollen dich bald wieder mit nach Hause nehmen und dort umsorgen."
Die darauf folgende Tage verließ Sheila kaum sein Krankenzimmer. Jedesmal wenn er aufwachte war sie da. Sie aß bei ihm im Zimmer, sie lernte für ihre Abschlusstest, man konnte schon fast sagen sie wohnte in diesem Zimmer. Sie ging nur weg um zu duschen und das auch nur wenn David bei Wes war. Als dann der Tag der Entlassung gekommen war, war es das erste Mal seit 2 Wochen das sie nicht bei ihm war, während er wach war. Sheila hatte viel nach zu Holen vorallem was die schulischen Sachen anging.
Während Sheila lernte, fuhr Wes mit Eve und Rick nach Hause. Die Beiden hatten darauf bestanden, dass er zu ihnen zog und sich dort gesund pflegen ließ. Er war zwar aus dem Krankenhaus entlassen, aber das hieß nicht, dass seine Verletzungen verschwunden waren. Er war immer noch gründ und blau und mit Wunden übersäht.
Sheila tigerte nervös Zuhause herum, sie hatte sich in den wenigen Tagen daran gewöhnt immer Wes bei sich zu haben. So wusste sie wie es ihm ging und das alles ok war. Jetzt aber war er nicht da und in ihr kroch sofort wieder die Angst hoch. Sheila träumte seit dem Vorfall immer wieder von diesem. Ihre Tante scherzte schon das sie sich wie seine Mutter benahm, so fixiert war sie auf ihn.
Bei den Thompsons zuhause verfrachtete Eve Wes ins Bett. "Du siehst müde aus. Leg dich hin und schlaf ein wenig.", sagte sie. Wes nickte und ging hoch in sein eigenes Zimmer. Seine Adoptiveltern folgten. Er schnappte sich Schlafsachen udn verschwand kurz im Bad. Fünf Minuten später kam er wieder heraus und kroch ins Bett. Eve deckte ihn fürsorglich zu. "Schlaf schön, mein Liebling." Wes gähnte. "Danke, Mum, danke, Dad.", murmelte er, bevor er einschlief. Vom Donner gerührt sahen Eve und Rick sich an. "Er hat dich Dad genannt." "Und dich Mum." Mamma und Paps war nichts ungewöhnliches, aber Mum und Dad schien es vertrauter zu machen.
Ein Blick auf die Uhr verriet ihr das die Thompson längst Zuhause sein mussten. Sie konnte ja mal anrufen und fragen wie es Wes ging. Das setzte sie auch gleich in die Tat um und rief an. Als Eve ans Telefon ging fragte sie auch sofort nach Wes. Doch sie bekam nur die Auskunft das er schlief und es ihm gut ging. Doch das reichte Sheila vorerst und sie bedankte sich und legte auf.
Wes schlief lange, wachte aber irgendwann auf, weil er seine Schulter, in der er immer noch den Muskelfaserriss hatte zu stark beansprucht hatte. Einige Zeit lag er im Bett und wartete, dass die Schmerzen vorbei gingen. Er begann auf die Geräusche im Haus zu hören. Da war Eve, wie sie im Wäscheschrank im Flur Handtücher einsortierte und dabei leise summte, Rick, wie er die Garage aufräumte und sich ab und an mit den Nachbarn unterhielt, etc... Das war die Familie, die er sich immer gewünscht hatte. Er fuhr sich durchs Gesicht und schloss die Augen, als ihm die Tränen kamen. Wieso hatte er sowas nicht sein Leben lang haben können?