Sheila war darauf gefasst jede Minute zurückzuweichen, falls das Tier sie ablehnen würde. Doch das tat es, ruhig sah das Pferd sie an, während Sheila sanft über seinen schönen Hals strich. Dann tat sie etwas was sie eigentlich nicht bei fremden Tieren tat, sie öffnete die Box und trat hinein, natürlich sehr langsam damit das Tier nicht erschreckte.
"Hast du in England ein eigenes Pferd oder bist du nur so geritten?", fragte Wes Sheila interessiert. Sie redete so wenig über sich und bei solchen Themen fand er es ganz schön etwas über sie zu erfahren. Liebevoll streichelte er die Stute weiter, die ihn ruhig ansah und die Liebkosung genoss.
"Ich hatte ein eigenes Pferd. Ein Stute und sie war trächtig. Irgendwann verbracht ich meinem Vater zu viel Zeit mit ihr. Er ritt mit ihr aus und kam nicht mehr zurück. Das einzige was er mir sagte war das er sie verkauft hat," erzählte sie Wes traurig, ihr Vater hatte ihr wirklich alles genommen was sie liebte.
Er ließ von der Stute ab. "Das tut mir so Leid für dich.", sagte er bedauernd. Ihr Vater war ein Arschloch. "Sie hat dir sicher viel bedeutet." Er überlegte und knabberte an seiner Unterlippe. "Vielleicht klingt das jetzt unsensibel, aber das Gestüt hier verkauft auch Pferde. Natürlich wollen sie die Leute kennenlernen und ihre Fähigkeiten sehen, aber sie verkaufen. Wenn du also möchtest...In New York gibt es doch bestimmt auch Gestüte."
"Ich will sie!" legte sie fest und sie würde auch kein anders Pferd akzeptieren, als das an ihrer Seite. Der Stammbaum und der Preis waren ihr dabei egal. Genug Geld hatte sie und dieses Pferd faszinierte sie. Sanft strich sie der Stute weiterhin über ihren Hals. Sie würde die Tage mal ihre Besitzerin aufsuchen vielleicht ließ sich da ja etwas machen.
"Dann komm. Ich zeig dir, wo die Besitzer sind. Bringen wir es sofort unter Dach und Fach." Wes stieß sich von der Box ab und bedeutete Sheila ihm zu folgen. Man merkte die Verbindung zwischen Sheila und der Stute und wenn man sich so sicher war, wie Sheila es war, sollte man nicht zögern. So war jedenfalls Wes' Devise.
Sanft küsste sie den Hals der Stute und schloss die Tür wieder, um dann Wes nach zu rennen. Kaum war sie bei ihm griff sie nach seiner Hand und lief neben ihm her. Ihr Vater hatte es geschafft ihr selbstbewusstes Wesen ein wenig zu brechen, so war sie nun nur noch sehr ungerne alleine.
Wes lächelte sie an und blieb kurz stehen um ihr einen zärtlichen Kuss zu geben. Sie verließen den Stall und schlenderten über den Hof auf das Hauptgebäude zu. "Wie gesagt, die Besitzer sind streng. Sie wollen sehen, wie du mit Pferden umgehst, ob du reiten kannst, wie dein Charakter ist. Sie lieben die Pferde und vertrauen sie nicht Hinz und Kunz an. Was man verstehen kann."
Sheila nickte bei all seinen Punkten. Sie würde diesem Pferd sicher nie etwas unrechtes tun und es schien sie zu mögen also machte sie sich um den ersten Punkt keine Sorgen. Um den zweiten auch weniger, denn sie war einige Jahre geritten seit klein auf und konnte das also auch. Nur die Sache mit ihrem Charakter bereitete ihr große Sorgen, weshalb sie Wes schweigend folgte.
Doch bevor sie das Hauptgebäude erreicht hatten, schlug Wes plötzlich ein und lief zu einer der Weiden. Dort standen die anderen Pferde und grasten gemütlich vor sich hin, tobten etwas herum oder dösten. Wes lehnte sich ans Gatter und beobachtete sie. "Pferde sind so wunderschöne Tiere."