Gruppe Enigma - Texthaufen

Zeilenroman. Jetzt erst recht!

Re: Zeilenroman. Jetzt erst recht!

Fischerkutter tuten und die Möwen schrien ihr Lied dazu. Karl war glücklich. Er war so glücklich, dass er den Einstich der Kanülle gar nicht bemerkt hatte. Seine Hormoneausschüttung lief auf vollen Touren, das Betäubungsmittel tat das Übrige. Jessica entschwand ihm auf seltsame Weise aber es war ihm egal. Dann schlief er ein.
"Karl!", rief eine vertraute Stimme, "was..

Re: Zeilenroman. Jetzt erst recht!

ist der Unterschied zwischen dir und einer Pizza?" Karl brauchte einen Augenblick, bis er erkannte, warum ihm die Stimme so bekannt vorkam. Als es ihm dann wie Schuppen von den Augen fiel, war er zu entsetzt, um seine Augen zu öffnen. Zu absurd erschien ihm die Situation: Diese Stimme war seine eigene!
Offensichtlich zu jemand anderem gewandt fuhr die Stimme fort:


"Fix, Schwyz!" quäkt Jürgen blöd vom Paß.

Re: Zeilenroman. Jetzt erst recht!

"Ebes seboll gebanz ebeinfebach sebein. Ebabeber debas Ebimplebantebat ebist neboch febalsch prebogrebammebiert. Heberr Preboffebessebor, debie Ebamplebitebudebe mebuss jebustebiert weberdeben. Debann kebann ebich Ebenebigmeba rebedeben!"
Karl hörte Jessicas Stimme leise und spitz aufschreien und anschließend raschelte es ganz in seiner Nähe, als wenn etwas von Geschenkpapier befreit wurde.
" Jess, das Justieren ist Ihre Aufgabe! Los machen Sie schon, sonst redet er weiter so wirr daher!" Die Stimme des Professors nahm -für Karl zum ersten Mal- einen drohenden Unterton an.
"Aber...ich..ich habe noch nie...warum bei Karl, ich könnte...einen Fehler..machen..", stammelte Jessica und Karl fühlte die Tränen in ihren Worten.
"Frau Hasenfuß, Sie müssen Ihrer Aufgabe gerecht werden, sonst...

Re: Zeilenroman. Jetzt erst recht!

könnte es sein, dass Dr. Jack die ganze Menschheit in kleine rosa Mäuse verwandelt. Er hat ja tatsächlich seinen schwarzen Brigaden weisgemacht, ich hätte ... aber das wissen Sie ja. Justieren Sie ihren kleinen Freund, zum Ausgleich dürfen Sie mit ihm machen was Sie wollen. Da wird Ihnen schon etwas einfallen! Ich muss mich jetzt verabreden, ich habe noch ein Date mit Dr., äh, Frau Doktor, naja ein Date eben. Will sagen, Appointment, hehehe."
"Herr Professor? Ich weiß gar nicht ...."
"Hier, Jess!" Er reichte Jessica ein dickes Buch. "Da steht alles drin. Und jetzt aber Bussi und dann los, der brabbelt sich ja hier noch ins Nirvana."
Und weg war er. Seufzend wandte sich Jessica erst dem dicken Wälzer "Enigma - Neues ist gelernt mit Anleitung!" und dann Karl zu, aus dessen Mund weiterhin


"Fix, Schwyz!" quäkt Jürgen blöd vom Paß.

Re: Zeilenroman. Jetzt erst recht!

unverständliche Wortströme herausflossen. In seinen Augen stand große Besorgnis. Er zupfte immer wieder an Jessicas Seidenbluse und wiederholte ein ums andere: "Jebessebiceba! Jebessebiceba! Ebich lebiebebe Debich!Tebu webas!"
Seine Freundin schlug das Inhaltsverzeichnis auf, fuhr mit dem Zeigefinger an der Schrift entlang, stoppte, als sie den Begriff "Amplitudenjustierung" gefunden hatte und blätterte dann zur angegebenen Seitenzahl vor.
Die Minuten, die sie zum Nachlesen benötigte, erschienen Karl unendlich lang. Er versuchte, sich zusammenzureissen und seine aufkeimende Panik zu kontrollieren. Natürlich vertraute er ihr, sagte er sich. Huch, denken kann ich in normalen Worten, dachte er noch, aber bei den nächsten Gedanken schon schoben sich störende Buchstaben dazwischen. Ukukohnukuke Jukukessukukicukuka bukukin ukukich ukukein Jukukammukukerlukukappukuken, waren seine Gedanken, dann sah er, wie Jessica das Buch zur Seite legte und

Re: Zeilenroman. Jetzt erst recht!

seufzend den kleinen grauen Knopf mit der Aufschrift "auto adjust" an der Unterseite des Gerätes drückte. Drei Nanosekunden später erbrach sich Karl auf ein paar Gänseblümchen, die sich diesen schönen Tag auch etwas anders vorgestellt hatten. Danach konnte er wieder halbwegs klar denken, auch wenn er das Gefühl hatte, das vor sich hin wabernde Erbrochene wollte ihm irgendetwas mitteilen. Schulterzuckend wandte er sich jedoch von ihm ab und wischte sich den Mund mit einem Taschentuch, das ihm Jessica freudestrahlend hinhielt, während sie vor sich hin säuselte: "Ich hab's geschafft, ich hab's geschafft!"
Danach küssten sie sich glücklich im Sonnenuntergang, während die Grillen zirpten, die Frösche quakten und die Teichhühner gackerten.

Über 10000 Kilometer entfernt

Re: Zeilenroman. Jetzt erst recht!

arbeitete Jessicas reale Person fieberhaft an der Justierung. Nach sorgfältiger Desinfizierung der Kopfhaut hatte sie mit einer feinen Nadel vorsichtig Karls Schädekalotte durchstoßen. Das nebenstehende Gerät zeigte die Lokalisation der Störung an und begleitete ihr Tun mit pulsierendem Piepton. Karl Körper reagierte mit rhythmischen Zuckungen. Ihr standen Tränen in den Augen und der Schweiss auf der Stirn rann ihr kitzelnd ins Gesicht.
Plötzlich erscholl aus dem Gerät ein Alarm und Karl bäumte sich zitternd auf (in seiner Parallelwelt erreichte er gerade seinen Höhepunkt, aber das konnte hier ja keiner wissen....). Jessica hielt die Nadel fest und winkte ihre Helfer heran, um

Re: Zeilenroman. Jetzt erst recht!

den Hilflosen zu fixieren. Nachdem das programmierte Serum die ersten Synapsen seines Zwischenhirns stimuliert hatte, sollte der Vorgang innerhalb einer halben Minute abgeschlossen sein. Wenn nicht, musste sie ihm das Gegenmittel verabreichen, das sie bisher erst einmal getestet hatten, an einem Affen, und auch das hatte man nicht wirklich als Erfolg bezeichnen können. Jessicas Blick klebte an der letzten Stelle der Digitalanzeige ihres Injektometers. Nur noch 9 Sekunden, dann war er nicht nur über den Berg, sondern auch mit einer Fähigkeit versehen, von der die Menschheit bis dahin nur träumen konnte:


"Fix, Schwyz!" quäkt Jürgen blöd vom Paß.

Re: Zeilenroman. Jetzt erst recht!

Mein lieber Herr Johann!! Du bringst mich in echte Schwierigkeiten....

Die neuste Erfindung des Professors (in Zusammenarbeit mit seinem hervorragenden Team) würde, sollte es klappen, Karl als ersten Menschen überhaupt in die Lage versetzen, gleich einem leistungsfähigen Computer jeden noch so dämlichen Satz in eine perfekte, nie dagewesene und zudem hochgradig poetische Chiffrierung zu verwandeln.
Die besondere Eignung Karls bestand in der jahrelangen Liebesserumvorbereitung durch Jessica. Das regelmäßig durch leistungsorientierten Koitalkontakt transferierte Serum bildete in seinem Körper ein Depot, welches nur -und das war das wirklich besondere-

Re: Zeilenroman. Jetzt erst recht!

durch regelmäßige Auffrischung funktionierte. Die Injektion war nun ohne weitere Zwischenfälle abgeschlossen, das Injektometer piepte freudig, und Jessica atmete tief auf: Karl war in ihren Armen und denen der beteiligten Pfleger eingeschlummert. Nun, soviel war ihr klar, ab heute würde er ihr gehören: Denn wenn er nicht wenigstens einmal pro Woche durch Beischlaf mit ihr sein Serum auffrischen würde, würden sukzessive seine programmierten Synapsen durchbrennen, ein Vorgang, dessen Konsequenzen nach eigener Aussagenoch nicht einmal dem Professor hundertprozentig klar waren. Glücklicherweise sorgte der ihm im Nacken implantierte Chip schon für ausreichende hormonelle Attraktion Karls zu Jessica, so dass Problem eigentlich nicht auftreten sollte.
"Morgen heiraten wir!" flüsterte Jessica dem schlafenden Karl zu, als sie gemächlich


"Fix, Schwyz!" quäkt Jürgen blöd vom Paß.