Hein hielt seinen Kieker auf das auf die Braut haltenden Schiff. Zuerst konnte er nur die Segel erkennen. Dann begann sich der Rumpf über den Horizont zu schieben. Das war ein Kanonenholk. Verdammt, das war die Mittweg!
An ihrem Mast flatterte eine weiße Fahne.
"War ja klar, dass die mit einem Rammbock kommen." brummte Fedder. "Aber das Ding wird, mit einer ladung RUm-Sirup, brennen wie Zunder." er schaute zu der Kanone. "Sagt mal, mir kommt da grade eine ganz üble Idee... brauchen wir für einen Schuss auf wenige Meter mit dem ganzen Schrott die vollen 2 Fässchen Pulver? Wenn nicht, machen wir ein Fässchen nur halb leer, füllen es mit Nägeln und solchen gelumpe auf, deckeln es zu und packen eine kurze Lunte ran. Dann können wir es, wenn es vor der Tür voll wird, aus dem Fenster schmeissen. Es muss ja nicht weit fliegen, 2 Klafter reichen ja. Und mit einer kurzen Lunte könnten wir es hochjagen, wenn es unten ankommt. Ich sag mal, holzsplitter und Eisenteile in Mengen und in alle Richtungen klingt doch sehr unerfreulich, oder was meint irh?" schaute er die anderen Bewohner an.
Der geflüchtete Kanonenholk glitt unter geringer Segelfäche auf die ankernde Flotte zu. Hein beobachtete das Schiff aufmerksam durch den Kieker. Die weiße Flagge flatterte am Hauptmast.
Hein ließ die Backbordgeschütze bemannen und schickte zwei Gruppen in die Wanten, um bei Bedarf schnell die Segel setzen zu können.
Auf das Ankerlichten verzichtete er vorerst. Er wollte schauen was die Mittweg vorhatte. Kam Abbas wieder angekrochen? Wollte er um Gnade betteln?
Mittlerweile legte das Beiboot der Stern der Hoffnung an der Steuerbordseite der Braut an. Damit war der Stab komplett.
Die Besprechung sollte wiederum auf dem Haupdeck stattfinden. Hein war das lieber, er konnte dann die Reaktionen der Mittweg beurteilen und bei Bedarf schnell reagieren. Erwartungsvoll schaute er den Jarl der Geiranger an.
Fedder schaute nach den Fäßchen. Für die Ladung der Bombarde waren nur ca. ein halbes Faß verwendet worden. Das bedeutete, dass ein volles Faß und ein halbvolles übrig waren. Fedder grinste.
Schnell trafen sie die Vorbereitungen für die kleine Überraschung. Eine Schaufel Schrott in das halbvolle Fässchen und dann ein Löchlein gebohrt. Ein kurze Lunte in das Loch und fertig war die Kharatorüberraschung. Fedder überlegte kurz. Sollte er bei der Bombarde bleiben und das marode Ding abfeuern oder wäre es es besser, wenn er die Bombe auf die Angreifer warf?
Die Kanone war vermutlich die gefährlichere Position und irgendwie bekam Fedder ein Gefühl für die Verantwortung die er trug. Er schickte den hauke mit dem Fass nach oben. "Bleibt außer Sicht und feuert das Fass einfach mit entzündeter Lunte raus, mit viel Schwung, sobald es da unten voll wird. Einer von euch stellt sich so an die Wand, dass er schräg rausgucken kann und Bescheid sagt! Die Kanone heben wir uns für deren zweiten Versuch auf, klar? Ich bleib hier unten, falls die doch gleich die Tür knacken sollten!"
Fedder prüfte nochmal die Ladung der Kanone und hoffte, dass alles so ging, wie erhofft. "Wenn das Fass hochgegangen ist, werft 2 Rumkrüge und eine entzündete Fackel hinterher. Die Schweine kriegen einen feurigen Empfang!"
Fedder mußte eine ganze Zeit warten. Nervös kaute ab und an an einem Fingernagel. Dann war von draußen Gebrüll zu hören und Geknalle. Dann gab es einen lauten Rumms, und die Tür wackelte in ihrer Zarge. Und etwas prasselte wie Hagelkörner an die Außenwand.
Von oben hörte man Gefluche und Geschimpfe.
Hauke kam herunter und hielt eine Hand mit einem Tuch umwickelt. Aus dem Tuch tropfte Blut. Er fluchte gotteslästerlich.
"Hast du dir eine Kugel eingefangen? Wie siehts da draußen aus? Lass dich verbinden, ehe du mir hier umkippst!" rief Fedder nervös. "Ist das Fass schon raus?"
Hauke hielt seine blutende Hand hoch, an der nur noch vier Finger zu sehen waren. Der kleine Finger fehlte.
"Die Mistkerle haben mich an der Hand erwischt, als ich das Fäßchen nach draußen geworfen hab. Ich weis nicht so genau, wie viele ich getroffen hab, aber einige müssten es schon gewesen sein. Das mit dem Rummdingern hab ich dann gelassen. Die ballern auf alles was sich bewegt." Kaum hatte Hauke sich gesetzt, war von draußen wieder Gebrüll zu hören.
"Einer von euch soll sich neben das Fenster stellen und den Krug im Bogen werfen, so dass keine Hand im Fensterrahmen erscheint! Oder geht ein paar Schritte vom Fenster weg udn werft den Krug schräg von der Seite! Irgendwie kriegen wir da darußen schon ein Feuerchen hin." knurrte fedder und kontrollierte nervös die Lunte für die Kanone.
Wumm!
Schwer rummste an der Eingangstür.
Wumm!
Und wieder. Von außen war ein Geknaller zu höhen.
Wumm!
Die Zarge der Eingangtür begann sich zu bewegen.
Wumm!
An der Mauer der Tür knirschte es verdächtig.