Die Barkasse hatte sich von der Braut entfernt und näherte sich dem Strand. Hroc kehrte zu seinem Hocker zurück, auf dem er sich wieder niederließ. Nach einer kurzen, andächtigen Pause seufzte er und rieb sich die müden Augen. Also, wo waren wir stehen geblieben? Er blickte in die Runde und verharrte bei Romanow. Ach ja, die Stern ist halbwegs Seetüchtig und wir können bald aufbrechen. Gut, dann bliebe zu klären, was unsere nächsten Schritte sind. Er lehnte sich auf ein Knie während er aus der Tasche eine Wachstafel holte. Wir haben bei dem Sturm auf die Flamme der Hoffnung 18 Tote und 31 teils schwerer verletzte Karle zu verzeichnen. Die Lagans Erbe hat diese Verluste bereits durch Ersatz von den Kaupskips ausgeglichen. Die Verletzten sind aber noch auf der Hoffnung, da wir dort auf dem Unterdeck mehr Platz haben und es wettergeschützt ist. Wenn es soweit ist, wird sie von unserem Dreki in Schlepp genommen. Er ist nur ein paar Schritt kürzer und sollte dafür ausreichen. Der Jarl von Geiranger räusperte sich und nahm einen Schluck aus seinem Becher. Die Hoffnung und ihre Besatzung wurde entwaffnet, wobei wir Reserven dieses schwarzen Feuerpulvers und eine Menge der Feuerstöcke, neben zahlreichen anderen Waffen und Rüstzeug an uns genommen haben. Sein Blick richtete sich gen Hein. Mit den Feuerstöcken und dem pulver können wir nichts anfangen. Vielleicht möchtest Du mir ja dahingegen einen Vorschlag machen? Sein Blick wanderte kurz zurück über die Runen auf dem Wachsbrettchen. Das Holz wird geschlagen und auf die Schiffe geladen. Ansonsten warten wir auf den Rest der Flotte... und er blickte erneut zu Hein. ...sowie auf die Pläne, die Dir im Kopf rumschweben. Er hob die Augenbraue. Wenn Du Runkel haben möchtest, dann können wir es für Dich holen. Auch in der Nacht, wenn der Himmel klar ist. Wir bräuchten dann jedoch einen Ortskundigen, der die Gewässer und die Insel selbst gut kennt. Wir landen an, wo du möchtest und marschieren schnell. So haben wir die Überraschung auf unserer Seite und erwischen sie im Schlaf. Dadurch sind ihre Feuerstöcke wirkungslos oder lärmen nur in der Dunkelheit. Leichtes Futter für stille Schützen... Sein Lächeln war kühl, sehr kühl...
Re: Im Auftrag des Falgathen II
"Willkommen zurück, Leyla" Roxsanas erschöpftes Grinsen ging bis über beide Ohren. Leylas Seite war noch nicht aufgeschlagen, nicht heute. "Bleibe liegen und bemühe dich, nicht viel zu bewegen - du wirst deine Kraft brauchen, wenn wir gleich zurück auf das Schiff fahren." Hinter ihr wischten sich die Männer möglichst unauffällig die Gesichter trocken.
Sie ließen Leyla noch eine Weile ruhen, dann wurde sie, wieder sehr langsam und behutsam, zurück zum Boot getragen. Die Braut zu verpassen, kam nicht infrage! Roxsana setzte sich neben Leyla auf den Boden, um sie wieder vor plötzlichen Bewegungen zu schützen, falls es notwendig würde - doch kaum hatte sie sich an die Bordwand gelehnt, war sie auch schon eingeschlafen. Mit gleichmäßigen Ruderschlägen setzte sich die Barkasse in Bewegung.
Re: Im Auftrag des Falgathen II
Als Leyla von Roxsana an Land befördert wurde, raunte Hein dem Jarl der Nordleute zu, dass er ihn kurz unter vier Augen sprechen müsse. Hroc schaute ihn einen Augenblick an. Dann nickte er langsam. Hein ging voraus in seine Kabine. Der Jarl folgte dicht hinter ihm. Seinem großen Schatten, dem Mann der ihm Schritt und Tritt folgte, gab er einen kurzen Wink. Der machte trotzdem erst Anstalten dem Jarl zu folgen, blieb dann aber nach einem bösen Blick von Hroc zurück. Das Quartier von Hein roch noch nach Kampfer und Seife, hatte doch Leyla die letzten Tage hier mit dem Tod gerungen. "Ich muß euch reinen Wein einschenken. Wir haben ein Problem." Der Nordmann nickte. "Nach meinen Informationen sollte es drei vielleicht vier Panzergaleeren geben. Nachdem wir zwei davon versenkt haben, habe ich noch mit einer oder zwei gerechnet. Der Gefangene Kommandant sagte es gibt noch vier weitere. Vier!" Hein setzte sich auf eine der Bänke. der Nordmann tat es ihm gleich. "Gegen eine oder zwei Panzergaleeren hätten wir zusammen mit der Witwe eine gute Chance gehabt. Die restlichen Galeeren hätten durch Euch und die Burgunder entweder in Schach gehalten oder gar versenkt werden können. So war die Planung. Aber nicht ohne die Witwe! Aber nicht gegen vier!" Hein stellte zwei Becher auf den Tisch und goß aus einer dunklen Flasche ein. "Gegen vier Panzergaleeren hat die Braut allein keine Chance. Auch nicht mit Hilfe der Kanonenholks. Wir werden waffentechnisch unterlegen sein. Das ist unser Dilemma. Wir müssen die Khardin zum Kämpfen zwingen, können diesen Kampf aber in direkter Konfrontation nicht gewinnen." Hein trank einen Schluck. "Ich habe noch keine Lösung für dieses Problem. Wenn wir uns wie die Lage jetzt aussieht auf einen Kampf einlassen, dann wird es nach diesem Kampf keine Invasion mehr geben. Auch keine Braut und keine Flotte mehr. Das ist so gewiss wie die Hure im Bordell. Meine Aufgabe ist es, das Verhältniss wieder zu unseren Gunsten zu verbessern. Wie auch immer. Und das werde ich tun. Ich weiss noch nicht, ob meine Pläne dafür ausreichen werden, aber ich werde einen Weg finden müssen, die Kräfte wieder zu unseren Gunsten zu verbessern. Gelingt mir das nicht,..." Hein nahm noch einen weiteren kräftigen Schluck bevor er fortfuhr. "...gelingt mir das nicht, werde ich diese Aktion abblasen und die Leute und - wenn Ihr es mir erlaubt - auch Euch wieder nach Hause schicken. Wir haben schon hunderte Feinde getötet und viele Freunde verloren. Und ich bin bereit einen Preis für den Sieg gegen die Khardin zu zahlen. Aber ich werde nicht alle mir anvertrauten Leben in den sicheren Untergang führen. Ganz sicher nicht." Diesmal trank der Nordmann. Sagte aber nichts. "Ich habe Pläne die funktionieren könnten. Die Chancen darauf sind aber mit einigen Dingen verknüpft, die sich schon seit Wochen auf Runkel befinden. Die Baumstämme und auch die geborgenen Geschütze gehören dazu. Ich werde Euch dann auf Runkel genauer informieren, was ich vor habe. Momentan will ich diese Dinge noch für mich behalten, weil sie erstens noch von zu vielen Dingen abhängen und weil wir zweitens in der Flotte nicht nur Verräter wie Abbas, sondern auch Saboteure haben. Ein falsches Wort kann uns die Chance auf den Erfolg kosten. Ich denke nicht, dass ihr wusstet, dass die Witwe nicht durch durch die Flucht von Abbas verlohren ging. Nein, ihr Ruder ist sabotiert worden. Helga hat es mir erzählt. Kurz nachdem die ersten Galeeren gesichtet wurden, war die Witwe manövrierunfähig. War also nicht mehr in der Lage, die Galeeren auszumanovrieren oder ihnen zumindest auszuweichen. Das hat uns die Witwe gekostet. Auch die Braut war schon Ziel eines solchen Anschlags, aber wir konnten ihn so gerade noch vereiteln. Leyla hatte das Glück nicht. Und fünfzig unserer Kameraden haben es mit dem Leben bezahlen müssen." Hein beugte sich vor. "Ich wollte, dass ihr das wisst. Wenn ihr nach diesen Informationen aus der Sache austeigen wollt? Ich würde es verstehen."
Re: Im Auftrag des Falgathen II
Jocke van Helgen kommt nach einigen Stunden wieder auf die Braut zurück, lange haben die Gespräche mit der Mannschaft gedauert, aber alle waren sie ehrlich mit ihren Worten, sogar die Zwielichtigen Ratten anbord der Mittweg. Xiana erwartete ihn schon an Deck und hatte freudentränen in den Augen "Leyla hats überstanden... Roxsana konnte sie retten!" Jocke nam Xiana in seine Arme und verkniff sich eine Träne. Er war Froh das Leyla überlebt hat. Xiana hatte Abbas in der Bilge verstauen lassen, gut Festgezurrt, so wie Hein das wollte. Jocke hörte sich von Xiana an was alles passierte als er auf der Mittweg war und musste schlucken als er die Reaktion der Nordleute mitgeteilt bekam.
Re: Im Auftrag des Falgathen II
Es hatte jetzt doch wieder angefangen zu regnen. Die dunkelen Wolken trieben tief und schnell gen Osten. Es war ein starker Westwind. Er strich über die von Bergen gefasste Meerenge, die die ruhigen Gefilde des Tiranaischen Meeres von der Ostsee trennte. Die einst grünen Haine waren kahl. Tiefe Furchen waren in den Wald getrieben worden. Aber an Land war niemand zu sehen. Stellte man sich vor man wäre eine Möwe und hätte seinen Platz an den Gestaden diese Meeresenge, so sähe man weit von oben hölzerne Gefährte in der Enge. Dutzende. Große, weniger große. Schlanke und richtig plumpe. Da! Dort blähte sich ein Segel. Und dort wieder eines! Die ersten dieser Schiffe begannen sich zu bewegen. Langsam erst und dann immer schneller werdend. Der Westwind trieb sie. Aber das nicht allein. Wut! Hass! Trauer! Rache! Ehre! Gerechtigkeitssinn, und und und...das alles war ihr Antrieb. Auf dem Schiff, dass den anderen vorausfuhr herrschte rege Betriebsamkeit. Doch auf dem Achterdeck standen ruhig drei Gestalten. Der eine hochgewachsen und mit rotem Hemd und großen Hut. Das war Piet Speigatt. Der Kapitän des Schiffes. Daneben stand ein ebenso großer kräftiger Kerl. Er hielt die Pinne des Ruders dieses Schiffes. Das war Jocke van Helgen. Und ein Dritter stand dort. Er stand an der Reling des Achtedecks und sah nach Süden. Der starke Westwind blähte schon die Segel. Und er rührte sich nicht. "Kurs Südsüdoost, Jocke! Nächster Halt Runkel." sagte Hein van Fleet. "Jepp, Südsüdoost!" antwortete Jocke. Ja, nicht nur der Wind blies stark aus West. 'Ja...' dachte Hein '...aus dem Westen.'
Re: Im Auftrag des Falgathen II
Fedder hatte es sich ganz gemütlich gemacht. Zwar war das Essen etwas einseitig, Bohnen und Pökelfleisch, dafür waren die Getränke um so besser. Rum. Guter hochprozentiger Rum. Fedder war schon lange nicht mehr so betrunken gewesen. Aber nach dem ersten Exzess kamen ihm gleich wieder Gewissensbisse. Was wäre wenn die Kharator sie ausbuddelten? Wenn sie sie entdeckten? Würde er ihnen besoffen entgegentaumeln? Damit die sich den Arsch ablachten, wenn sie ihn und seine Kameraden einsammelten wie reife Pflaumen? Schlagartig war Fedder wieder nüchtern. Und er machte den anderen das ebenso klar. Niemand hatte etwas gegen einen guten Schluck. Aber alles zu seiner Zeit. Damit die Kerle nicht rebellisch wurden hatte er einen Patroulliengang angeordenet. Durch die drei Lagerräume und die verbliebenen Gänge. Damit hatten sie zumindest was zu tun und hatten eine Chance, es zumindest vorher zu bemerken, wenn sie ausgebuddelt wurden. Fedder brummte etwas der Schädel. Der Klabauterrum war nicht von schlechten Eltern und einer, an den man sich am nächsten Tag auch noch gut erinnern konnte. Fedder schätzte, dass sie sich gut zwei oder drei Tage jetzt in den Lagerversteck aufhielten. Sicher war er sich aber nicht. Schließlich hatten sie keine Ahnung, ob es draußen Tag oder Nacht war. Hauke und Wibke kamen von einen Patroulliengang zurück. "Fedder, ich bin nicht sicher, aber im östlichen Lager, hab ich was gehört, an den Lüftungsrohren. Stimmen und ich glaube ein Wiehern." Wibke schaute etwas verlegen. Hauke schaute missmutig. Er hatte offensichtlich nichts bemerkt.
Re: Im Auftrag des Falgathen II
"Ich geh mir das mal anhören. Haben wir eine Möglichkeit, unauffällig einen Blick nach draußen zu werfen?" fragte Fedder die Einheimischen.
Re: Im Auftrag des Falgathen II
Leise schlich Fedder mit Wibke und Hauke zu dem östlichen Lagerkeller. Mit dem Finger wies Wibke auf ein Rohr, das wohl irgendwo in den Dünen mündete. Fedder hielt sein Ohr an die Öffnung. Erst konnte er nichts hören. Dann rummste es so laut, daß Sand zwischen den Deckenbohlen hindurchrieselte. Dann war Stampfen zu hören und - Wibke hatte recht - das Gewieher von Pferden. Und Gebrülle von Männern. Fedder juckte es in den Fingern. "Kann man irgendwo herausgucken? Kann man irgendwo schauen was draußen los ist?" fragte Fedder die junge Frau. "Hmm..." murmelte die. "...eigentlich nicht. Aber wir hatten mal einen Einbruch, da ist uns der trockene Sand durch die Bohlenritzen gerieselt. Das haben wir hinterher wieder verdämmt, aber da ist der Sand nicht dick. Vielleicht kann man sich da durchgraben?" Fedder nickte. "Kann man uns dann nicht entdecken? Dann finden die uns doch?" entgegnete Hauke. Ihm war offensichtlich nicht ganz wohl bei dem Gedanken, jetzt ihre Sicherheit wieder aufzugeben.
Re: Im Auftrag des Falgathen II
"Ich will lieber wissen, was da los ist, als hier wie eine Ratte in der Falle zu sitzen. Geschrei und Rumsen kann ja auch heissen, dass sich da Leute gegenseitig einheizen. Also los!" Feder begann vorsichtig, an der bezeichneten Stelle Sand wegzuschieben.
Re: Im Auftrag des Falgathen II
Fedder schaufelte und schaufelte. Vo oben rieselte immer wieder was nach, aber nach einer Weile wurde es deutlich weniger. Dann war er durch. Frische Luft wehte ihm um die Nase. Er robbte ein wenig weiter durch die schmale Öffnung. Hauke schob einige Bretter nach, um sie Öffnung abzustützen. Draußen war es dunkel und es regnete. Der Wind drückte ganz schön aus West. Vorsichtig hielt Fedder seinen Kopf aus dem Loch. Es war stockduster, aber er meinte über sich eine Dühne zuerkennen. Er schien sich am Fuße dieser Dühne zu befinden. Ein paar Büsche standen in der Nähe, Krüppelkiefern. Personen oder Gebäude waren nicht zu sehen.