Piraten des Falgahten - Schwarze Braut

Im Auftrag des Falgathen IV

Re: Im Auftrag des Falgathen IV

Die Stille...

Sie lag über allem und wurde nur durch das zufriedene Gemurmel einzelner Gruppen von Nordleuten unterbrochen, die sich in den verschiedenen Räumen der Befestigung aufhielten und diese sowie die darin verstreut liegenden Leichen nach Wertsachen durchsuchten. Vereinzeltes Gelächter schallte vom Innenhof herauf und verstärkte nur die dazwischenliegende Leblosigkeit. Der tosende Kampflärm, der Schlachtengesang des Stahls und das Schreien und Wehklagen der Sterbenden war verklungen und hinterlies ... eine Leere. Eine Leere, in der jeder Stiefelschritt wie ein Donner klang.

Langsam stieg Hroc die Stiege von der Schanze hinunter, während er sein Schwert mit einem Fetzen fränkischen Tuchs reinigte. Er betrachtete die Klinge und die sich darauf widerspiegelnden Kampfspuren und nickte zufrieden. „Bald...“ so sagte er im Stillen, „...bald wirst auch Du Dir einen Namen verdienen!“ Die Klinge glitzerte rötlich im Schein der Feuer und Fackeln und mit einem ernsten Gesicht stieß er sie in ihre Scheide. Eilende Schritte ließen ihn aufschauen, als Askur Freki und Kjalar Graubart am Ende des Saals auftauchten. Sorgenfalten lösten sich aus ihrem Gesicht, als sie Hroc erblickten und so verlangsamten Sie ihren Schritt.

„Wir hatten uns schon Sorgen gemacht, Hersir.“ tadelte der alte Kjalar, „Als Du Dich aufmachtest die Zinnen allein zu erstürmen, haben wir uns gefragt, ob Du nicht mehr nach Hause heimkehren wolltest.“ Der Steuermann der „Laganarfi“ hob fragend eine Augenbraue, als er auf den Lippen seines Hersirs ein leichtes Grinsen erblickte und die geflüsterten Worte „...noch nicht, noch nicht.“ zu vernehmen glaubte. Aber der allzeit lebenslustige Askur trieb schon wieder seine Späße, als hätte er gar nichts mitbekommen. „Ach, was sollten unserem Jarl die schnöden fränkischen Welpen stören, wenn er die Aussicht auf Erquy genießen will, nicht wahr? Ein solcher Anblick und die Verheißung auf die schlanken Waden fränkischer Maiden lassen einen Mann alles vollbringen.“ sagte er grinsend und knuffte Hroc in die Seite.

Doch diese Worte hatten jedoch nicht die erhoffte Wirkung. Vielmehr wurden Hrocs Augen wieder klarer und sein Blick ernster. „Wir sind hier noch nicht fertig!“ sprach er nun mit herrischem Ton, „Wir haben noch die Feuerrohre und ihr Thursenwerk unschädlich zu machen. Wo sind unsere Verbündeten der Ammeländer? Sie sollten sich doch um das Signal an Hein kümmern und uns bei den Geschützen helfen?“ sucht sie, laßt Signal geben, die Bronze zerschlagen und bereitet mit ihnen einen großen Feuerseidhr in der Kammer ihres schwarzen Pulvers vor. Wir rücken hiernach ab und dann sollen die Steine der Schanze zersplittern.“ Er legte den Kopf schräg, als er sich kurz an Askur wandte und lächelte. „Und danach werden wir uns in der Stadt amüsieren...“

Re: Im Auftrag des Falgathen IV

Zielstrebig marschierten sie in Richtung Marktplatz. Da und dort war in den Häusern hinter den geschlossenen Läden Licht zu sehen. Hein mochte sich gar nicht vorstellen, welche Angst in den Häusern ausgestanden wurde. Wahrscheinlich wurden die Töchter und die Wertsachen versteckt. Nicht, dass es ihnen viel nutzen wird, dachte er grimmig.
Sie marschierten die Rue de Foche Richtung Marktplatz herunter, langsam aber unaufhaltsam. Vor ihnen waren kurz einige Männer in Nachthemden zu sehen, die aber ganz schnell wieder verschwanden. Dann wurden die Läden direkt über ihnen aufgerissen, doch das bleiche Gesicht mit Nachtmütze verschwand sofort wieder, nachdem drei Bolzen in die Läden schlugen. Auch seine Leute waren etwas nervös.
Von der Steuerbordseite war kurz Lärm zu hören, von dort mußte Jocke eigentlich erscheinen. Aber nach einigen Augenblicken war es auch dort wieder ruhig. Schon erschien der marktplatz vor ihnen. Sie waren offenbar die ersten die ihn erreichten. Fünf oder sechs Gestalten liefen auf dem kleinen hübschen Platz auf dem eine große Linde stand herum. Hein winkte kurz mit dem Kopf und seine Leute fingen ein, was sich nicht schnellstens aus dem Staube machte. Vier junge Burschen mit Küchenmessern oder Dolchen, einer mit einer Mistgabel konnten sie erwischen.
Kurz darauf erschien aus der östlichen Gasse eine große Gruppe Bewaffneter. Jocke und sein Trupp. Hein war die Erleichterung anzusehen.
Kurz darauf kamen aus dem Norden der Harpunen-Jan mit der Gruppe von der Hafenbastion.
Hein hörte sich kurz die Berichte der beiden an. Offenbar war alles glatt gegangen. Bisher lief alles nach Plan. Nur die Außenbastion hatte bisher kein Signal gegeben. Immer noch kein Signal. Das bedeutete nichts Gutes. Verschiedenste Bilder und Visionen liefen in kurzen Szenen in Heins Kopf ab. Hrocs Kopf auf einem Spieß. Pöppke und Titje explodierten mit einem Faß. Haufen von Leichen vor einer intakten Bastion. Eine Braut, die von der Bastion zusammengeschossen wurde.
Hein schüttelte die Bilder ab.
Kein Zeit für so einen Scheiß.
Er gab Jocke das Kommando über den Marktplatz und die Eingreiftruppe. Als erstes sollte er den Bürgermeister aus seinem großen Haus am Platz holen, samt Familie und Bediensteten. Um diesen wollte sich Hein dann später gesondert kümmern.
Dann sollte Jocke auf Störungen reagieren und wenn die Nordleute zu ihnen gestoßen waren, Patroullien und auch den Abtransport der Waren organisieren.
Jocke nickte, das hatten sie vorher x-mal besprochen. Mittlerweile konnte er die Planung herunterbeten, selbst wenn er gerade zur Hundswache aus dem Tiefschlaf geweckt worden wäre. Hein lies trotzdem nocheinmal alles wiederholen.
Dann machte er sich auf in Richtung Hafen.
Und noch immer kein Signal von der Außenbastion.

Re: Im Auftrag des Falgathen IV

Eine kleine, glänzende Flamme spiegelte sich in Pöpkes Augen.

Der Raum war leer, die Nordleute standen alle vor der Tür. Hoffentlich alle. Jedenfalls alle, die sie gefunden hatte; Pöpke hatte sie nicht gezählt.
Das schwarze Pulver glitzerte verheißungsvoll, als sie den brennenden Span an die Lunte führte. Pöpke lächelte.

Sie betrachtete ihr Werk einen Augenblick lang, dann riss sie sich los und rannte zur Tür, denn die Lunte brannte doch schneller ab, als ihr lieb war.

Dann knallte es. Und zwar laut. Richtig laut.

Und die Welt ging in Rauch und Trümmer auf - so fühlte es sich jedenfalls an. "Raus hier!", schrie sie, oder sie glaubte jedenfalls, dass sie es schrie, denn ihre Ohren waren noch immer erfüllt vom Dröhnen der Explosion. Aber es schossen sowieso schon alle ganz freiwillig davon und Pöpke wurde fast von allein mitgerissen, sprang über ein Trümmerteil, wich einem Stück Wand aus, das aus der falschen Richtung kam (wie merkwürdig) und fand irgendwann den Weg nach draußen zu einem Aufenthaltsort ohne Flammen, Rauch und fliegende Steine, dafür mit frischer Luft, die sie tief einatmete.

Pöpke ließ sich auf den Boden sinken.

"Also, wenn Hein das überhört hat ...", dachte sie.


Re: Im Auftrag des Falgathen IV

Der Drache...

Mit vollem Segel glitt der schwarze Schatten durch die Nacht der glitzernden Stadt entgegen. Thjóstur Nithuthr stand am Bug der „Laganarfi“ und betrachtete die Küste und die Hafeneinfahrt im Mondschein mit zunehmender Erregung. Doch gerade, als sich seine Aufmerksamkeit erneut der finster drohenden Bastion auf der Steuerbordseite der Hafeneinfahrt zuwandte und seine Stirn sich sorgenvoll noch tiefer in Falten legte, da folgte auf das plötzliche krachen kleiner Explosionen ein gewaltiger Schlag und wie unter der Gewalt von Mjølnir selbst schien die meerseits gelegene Wallanlage zu erzittern.

Von dem Anblick überwältigt, erschien Thjóstur alles wie verlangsamt. Wall, Mauerwerk und Fells schien sich wie ein Hefegebäck aufzublähen, um anschließen in sich zusammenzufallen. Mit einem gewaltigen Donner fiel die der Hafenmündung zugewandte Festungsmauer einer Geröllawine gleich die Klippe hinab, gefolgt von einer riesigen Staubwolke.

Als die ersten aufgeworfenen Wellen den Dreki erreichten und der Bug sie die Gischt aufwerfend schnitt, da löste sich der Schrecken und machte tosender Freude platz. Die Götter waren mit Ihnen heute Nacht und sie hatten das lauernde Monster zerschlagen. Jubel breitete sich über das Langschiff aus und Kriegsgesang ertönte als sich die Karle schlachtenfertig machten.

Die Staubwolke hatte sich einem bösen Ohmen gleich über die Hafeneinfahrt gelegt. Die Bevölkerung der Stadt war nun endgültig wach und blickte entsetzt zum Hafen hinaus. Der rauhe Gesang und das klirren der Schwerter auf ehernen Schildrändern war bereits zuhören, bevor sich das große Langschiff aus der Staubwolke herausschälte...

Re: Im Auftrag des Falgathen IV

Das Ende des Nordmann-Runs...

Hroc Earricson, Jarl von Geiranger, hatte die mächtige Explosion am Strand erlebt. Dort wartete er auf die Rückkehr der letzten Männer, die Pöpke und Titje zur Hand gegangen waren und diese sicher zurückbringen sollten. Als diese letzte Gruppe erschüttert und verstaubt zurückgekehrte, da verstummten die beredsamen und aufgeregten Nordmänner und blickten die beiden Frauen stumm an. Erschöpft stolperten sie den Strand herunter und wurden sich nur langsam der Situation und der Blicke bewußt, welche Ernst, Respekt, aber auch Distanz und bei manchen gar Furcht ausdrückten.

Unsicher humpelten sie weiter, als sie von einer Gruppe großer Männer aufgehalten wurden. Erst gegen das mondlicht erkannten sie den Hersir der Geiranger, der ihnen einen einen Krug mit schäumenden Inhalt entgegen hielt. Mit ernster Miene nickte er den Frauen zu. „Wir stehen in Eurer Schuld Ihr Disen. Niemals sahen wir einen mächtigeren Seidhr. Daher trinkt als erste. Es ist güldener Mede, der erste auf Runkel gebraute junge Met. Das Vorrecht vor allen anderen habt Ihr Euch heute verdient.“

Damit hielt er ihnen den irdenen Krug hin...

Re: Im Auftrag des Falgathen IV

Da war er, der Hafen. Er zählte kurz durch. Sieben Schiffe lagen da. Auf allen war wildes Treiben zu erkennen. Sie versuchten offensichtlich seeklar zu machen. Das konnte er verstehen, er würde genauso handeln. An der Außenbastion war noch immer kein Signal zu erkennen. Ruhig und friedlich lag sie da. 'Verdammt!' dachte Hein. Doch da hüllte sich das steinerne Gebäude in eine Feuerlohe und flog auseinander. Erst einige Augenblicke später rollte der Donner der Explosion über das Hafenbecken. Ein Teil der Bastion rutschte in die Hafeneinfahrt. Hein konnte sehen, wie Wellen dort aufgeworfen wurden.
Junge, Junge, die Mädels waren gründlich. Von der Bastion waren nur noch brennende und rauchende Trümmer übrig geblieben.
'Hoffentlich ist Pöpke und Titje nichts passiert.' dachte er noch bei sich. Und nahm sich gleichzeitig vor, den beiden den Hosenboden stramm zu ziehen, weil sie nicht das verabredete Signal gegeben hatten. So hatte er sich offensichtlich grundlos Sorgen gemacht.
Naja, er nahm die Zerstörung der Bastion mal als Signal. Deutlicher hätte weiß der Klabauter auch keine noch so grüne Signalrakete sein können.
Er nahm den Kieker zur Hand. Auf dem Wasser war alles ruhig. Noch war kein Schiff ausgelaufen.
Da, am Rande der Bucht. Waren dort nicht neben der Gischt auch regelmäßige Wellen zu sehen? Die Flammen der Bastion spiegelten sich darin. Ja, das war es und dann konnte man auch den Bug eines Schiffes erkennen. Und seinen Drachenkopf. Das waren die Nordmänner, wie abgesprochen.
Schnell schwenkte er den Kieker auf die Mitte der Hafeneinfahrt.
Jepp! Da war sie.
Sein Herz wurde warm als er die so vertrauten Linien sah. Wie eine Wolke rauschte sie heran.
Die Braut.
Seine Braut.
In der Hafeneinfahrt drehte sie bei und wendete die Steuerbordseite der Stadt zu.
Ein breites Grinsen erschien auf seinem verdeckten Gesicht.
Und dann krachte es auch schon.
Sie ließ eine volle Breitseite sprechen.
Dann jaulten Geschoße heran. Überrascht warfen sich die Ameländer zu Boden.
Verdammt, Piet sollte eine leere Salve schießen. Und nicht die Stadt in Trümmer legen.
Die Geschoße krachten in eine Gasse und zerlegten die Fassade eines Ladens. Hein konnte etliche dunkle Gestalten erkennen, die sich dort wohl zusammen gerottet hatten. Einige wurden von den Trümmern begraben, andere rannten völlig verstört herum und flohen dann.
Naja, dachte Hein.
Typisch Piet.
Und Hein hatte wieder seine Schmerzen zwischen den Ohren.

Re: Im Auftrag des Falgathen IV

Er hatte dem Versinaken und dem Bretonen die Briefe überreicht. Darin versicherte Ihnen der große Kapitän Speigatt die Unversehrtheit ihrer Schiffe, Ladung und Mannschaften, sofern sich die Besatzungen aus dem Kampf heraus hielt. Er hoffte, dass sich beide Schiffe daran halten würden. Es war im deutlich wohler, als das Nordmannschiff im Hafen anlegte und auch gleich den Hafen sicherte. Sie sollten die Hafenmeisterei und die Besatzung der fränkischen Schiffe in Schach halten, bis ihre Ladung inspiziert und vor allem die Stadt sicher in ihrer Hand war. Entkommen konnte keines der Schiffe mehr, denn die Hafenbastion war in der Hand der Ameländer und die Braut hatte drohend ihre Bombarden in Richtung Hafenbecken ausgefahren. Sie würde alles vom Wasser pusten, was Anstalten machte, aufmüpfig zu werden.
'Gut!' dachte Hein, 'Osttor, Hafenbastion, Außenbastion, Haupttor, Marktplatz, Hafen!'
Er schubberte mit den dreckigen stinkenden Händen über sein Kinn.
'Die Pulvermühle. Die Pulvermühle und Corneilles Lager!'
Das waren noch die Punkte die fehlten.
Er hoffte, dass sie danach nur noch die Reste der Stadtorganisationen zusammenkehren mußten. Und dann alles was nicht niet- und nagelfest war auf die Schiffe bringen.
Ihr Ruf würde wohl in Frankreich etwas leiden, grinste er.
Ha, damit konnte er gut leben.

Re: Im Auftrag des Falgathen IV

Le pillage d'Erquy....

Gruppen von schwerbewaffneten Nordmännern sicherten den Hafen und drangen mit Schwertgesang in die Stadt der Franken vor. Gezielt wurden Läden und reicher Männer Häuser aufgebrochen und durchsucht. Widerstand wurde indes im Keim erstickt, sofern er denn überhaupt aufkam. Dort jedoch, wo er beherzt vorgetragen wurde, hinterließen die Nordmänner ein Mahnmal für die Nachbarn und ihre Botschaft war einfach: Unterwerft Euch, oder tragt die Konsequenz. Da der ärmere Franke sich zumeist gut darin verstand, waren es vor allem die höhergestellten Persönlichkeiten, denen Grenzen auferlegt wurden.

Als Hroc nun auf der „Skùgvur“ in den Hafen einsegelte und sich der Kaimauer näherte, wurde er von Karlen der „Laganarfi“ empfangen. Seine Hände ruhten auf den Schultern der unsicheren, aber stolzen Pöpke und Titje, die mit trommelnden Klingen auf Schildrändern empfangen wurden. Dann machten die Nordmänner die schlanke Karfi an der Kaimauer fest und man ließ eine Laufplanke auf das Deck des Langschiffs hinab. Rasch stieg der Hersir der Geirangerschen Flotte mit seinen Huscarls hinauf und winkte Pöpke und Titje zu, ihm zu folgen, während sich das Langschiff entleerte und hungrige Nordmänner sich in Gruppen von sieben bis acht Mann ihren Kameraden in der Stadt anschlossen.

Hroc indes überzeugte sich kurz von der Hafensicherung durch Thjósturs Männer und begann danach seine Suche nach Hein...