"Breitfock klarmachen!" "Breitfock ist klar" "Setzt Breitfock, Fockmars und Großmars!" "Breitfock klar!" "Großmars klar!" "Fockmars klar!" Hein war zufrieden. Der Wind stand gut. Die Prise war unbeschädigt. Selbst einen Teil der Ladung konnten sie gebrauchen. Weizen, Trockenfisch, Leinen, Bier waren immer zu gebrauchen. Der Rübensirup und der Kuhmist - die hatten tatsächlich 25 Last Kuhmist geladen - waren vielleicht nicht unbedingt das, was sie benötigten, aber es hätte schlimmer kommen können. Mit einem Blick zum Himmel und zum Horizont prüfte Hein das Wetter. Wahrscheinlich würde es wolkig bleiben, keine Wetterfront war zu erkennen, auch die Vögel flogen wie bei Schönwetter. Also los, es wurde langsam Zeit. "Jocke, halt Kurs auf den Treffpunkt. Und halt uns schön auf eine Meile abstand zur Prise. Wir wollen sie doch nicht aus den Augen verlieren." Jocke nickte. Und steuerte die Braut einige Strich nach backbord. Nein, die Prise jetzt zu verlieren wäre wirklich dumm. Sie würden sie bald brauchen. Das war wichtig für seinen Plan. Schließlich war das geplante Unternehmen das größte, was sie bisher durchgeführt hatten. Und die londrische Kogge spielte eine Hauptrolle. Das würde ...interessant werden... Hein schmunzelte in sich hinein.
Re: Im Auftrag des Falgathen IV
Rye, Oest-Sussex, vierzehnter Tag des Wonnemonds anno 1010:
Orvyn stand allein auf der Palisade und starrte auf das Schauspiel am Fuße des Hügel hinab, wo eine große Menge der Danen die Bevölkerung Ryes, oder vielleicht was von ihr übrig war, zusammentrieb. Rund um die Motte standen schwer gerüstete Feinde und ließen den Turm nicht aus den Augen. Sie waren eingekreist und es gab keinen Ausweg.
Sein Blick wandte sich in den Innenhof, wo der alte Godric sich um die jungen Welpen kümmerte, welche die Tracht Prügel ihres Lebens bekommen hatten. Eadwigs Gesicht war bis auf den Knochen aufgerissen. Dort, wo die Speerspitze in die Wange eingedrungen war, hatte sie Muskeln zerfetzt und Knochen zertrümmert. Der Schmiedesohn würde für den Rest seines Lebens schrecklich entstellt sein, das heißt, falls er die Verwundung überlebte. Denn Eadwig fieberte bereits. Auch war sein Augenlicht durch eine schlimme Schwellung und Blutung gefährdet. Das Weiß des Auges war bereits nicht mehr zu sehen. Er stöhnte und wälzte sich in einem ruhelosen Schlaf, in welchen sein Geist sich geflüchtet hatte.
Dem jungen Leofdaeg hatten sie einen Pfeil aus dem Körper gezogen, der den Göttern sei dank die Schulter durchschlagen und auf der anderen Seite ausgetreten war. Sein Gesicht war bleich gewesen und er hatte ungläubig auf den Schaft gestarrt, bis Orvyn ihn an den Schultern gepackt und Godric den derweil gekürzten Schaft herausgezogen hatte. Der Junge hatte keinen Laut von sich gegeben, so daß Orvyn nicht wußte, ob er stolz oder besorgt sein sollte. Doch mittlerweile hatte auch die Blutung aufgehört und sein Gesicht zeigte wieder ein wenig Farbe Das sahen sie alle als ein positives Zeichen an.
Wictred, Everwin, Hunfrith und Garrick hatten Schnittwunden an ihren Armen, welche die jungen Krieger ruhmreich schmücken würden, doch Octhas rechter Oberarm war von einem danischen Speer durchstoßen worden. Er hatte viel Blut verloren und es war an Godric zu entscheiden, ob der Arm nun folgen sollte.
Der Blick des erfahrenen Kriegers glitt wieder zum Feind hinüber und bald sah er die Bewegung. Eine große Gestalt in feiner Kette und mit reichverzierten und mit einem Schweif versehenen Helm schritt durch die nordischen Krieger, die ihm und seinem Gefolge willig Platz machten. Vor dem Tor der unteren Umfriedung blieb er stehen und warf unter seiner Brünne einen Blick zum Turm herauf.
Orvyn hatte kurz das Gefühl direkt angestarrt zu werden, bevor der Krieger den Blick wieder senkte. Auf sein Geheiß griffen sich die Männer in seiner Begleitung zwei Frauen aus Rye, die zuforderst in der zusammengetriebenen Menge standen. Dann betrat er den inneren Kreis der ersten Befriedung und dort trieb seine Axt in den Torpfosten. Nun entledigte sich deutlich sichtbar seines Schwertes und hing dieses zusammen mit Gurt und Scheide an die Axt, bevor auf die Stufen der Anhöhe trat. Seine Männer blieben mit den Frauen am Tor zurück.
Ein Grunzen entfuhr Orvyn und er drehte sich zum Innenhof um. Godric, man wünscht eine Unterredung. Rief er dem alten Kempen zu, der überrascht aufschaute. Dann erhob sich dieser und schloß zu Orvyn auf, der sich bedächtig am Allerwertesten kratzte. Wir sollten Zeit schinden und Reden. Meinst Du nicht auch? fragte er Godric, der nur kurz zu seinen Männern zurück blickte. Wir haben keine andere Wahl. Erwiderte dieser daraufhin und nickte Orvyn zu. Dann laß uns gehen...
Re: Im Auftrag des Falgathen IV
Rye, Oest-Sussex, vierzehnter Tag des Wonnemonds anno 1010:
Hroc sah die Männer aus dem oberen Tor treten und offenkundig ihre Waffen an die Palisade anlehnen, dann kamen sie langsam herunter. Ihre Blicke wandten sich um, zeugten aber von Vorsicht und nicht von ängstlicher Unsicherheit. Sie verschafften sich einen Überblick und schmiedeten sicherlich Pläne für die Verteidigung der Befestigung. Die beiden Sachsen waren sichtbar erfahrene Krieger, wobei der Linke sicherlich an die vierzig Winter erlebt haben mochte. Sein Kettenhemd war unversehrt. Weder zeigte er eine Verletzung, noch maßgebliche Blutspritzer des Kampfes. Also zeugten seine blutigen Hände von den Verwundungen anderer Krieger. Natürlich hatte dieser Krieger viel Erfahrung im versorgen von Verwundungen, doch war er wohl auch der Kriegsherr dieser kleinen Feste. Es mangelte dort oben also an Heilern, nicht aber an Verwundeten. Hroc beschloß, sich diese Tatsache zunutzen zu machen.
Auch die beiden Sachsen hatten ihn nun abschätzend in Augenschein genommen. Ihre Blicke schweiften über wertvolles Rüstwerk, welches von Wohlstand aber auch von häufigem Gebrauch zeugte. Dann wandten sie sich ihm zu und der Ältere eröffnete das Gespräch in einem gebrochenen Dänisch. Du spurgte til forhandlingerne, dansker. Så hvad gør du? brummte dieser herausfordernd und Hroc mußte grinsen. Jeg er ikke en danske, Saxon. erwiderte Hroc amüsiert über die irritierten Blicke der Sachsen Mitt navn er Hroc Earricson og jeg seilte over havet fra Vinland. Der vi kommer fra. Er legte den Kopf ein wenig schräg. Aber ich spreche auch gern Eure Sprache, Sachse.
So wurde die Verhandlung in der Sprache der Angeln und Sachsen weitergeführt und es zeigte sich durchaus die Erfahrung der alten Krieger, die sich Godric und Orvyn nannten. Sicherlich hatten diese schon mit Nordmännern zu tun gehabt. Räuberische und prahlerische Danen waren natürlich darunter gewesen, trunkene Norsk vielleicht auch. Also wurden die üblichen Drohungen ausgesprochen, mit der vermeintlichen Stärke der eigenen Position in einer uneinnehmbaren Feste geprahlt und natürlich maßlos über die Stärke der eigenen Krieger übertrieben. Hroc vermutete vielmehr, daß sie kaum noch wehrhaft waren und damit lag er gar nicht so falsch. Aber sollte er dafür seine Männer gefährden, indem er sie diese Anhöhe erstürmen ließ? Nein, sie hatten alle noch eine andere Verabredung einzuhalten.
Daher warf Hroc nur einen kurzen Blick über die Schulter und auf die Menge der zusammengetriebenen Einwohner von Rye hinab, bevor er sich wieder jenem zuwandte, der sich Godric genannt hatte. Mit dem Finger auf die Gefangenen hinter sich weisend begann er zu sprechen. Dort, wo ich hinfahren werde, da brauche ich diese dort nicht. Sagte er in belanglosem Ton Aber vielleicht sind sie ja für Euch von Interesse? Ein kurzes Zucken im Mundwinkel des alten Kriegers zeigte, daß er einen wunden Punkt getroffen hatte. Wir nehmen uns bereits jene Vorräte, die wir benötigen, doch haben meine Männer sicherlich noch andere Wünsche... Hroc lies diesen Punkt im Raume stehen und winkte seinem Huskarl am Tor, die beiden Frauen freizugeben. Diese beiden hier werden den Wunden Eurer Männern derzeit sicherlich dienlicher sein, als ihre Schwestern und Mütter meinen Männern. Seht es als Zeichen meines guten Willens. Er ließ die beiden jungen Frauen passieren und sich ängstlich hinter den beiden Sachsen zurückziehen. Ich erwarte dafür und für unseren gefälligen Abzug ein Entgelt aus der Zollkasse Eurer ach so sicheren Feste. Seine Miene war ernst. Ihr habt Zeit bis zum Morgengrauen... Mit diesen Worten ließ er sie einfach stehen und ging zu seinen Männern zurück...
Das Silber wurde noch vor dem Morgengrauen geliefert und der Krieger, der sich Orvyn nannte, stellte die kleine Truhe zu Füssen des vinländischen Hersirs ab. Hroc überschaute die Silberstücke und reichte die Truhe an einen Huskarl weiter. Er nickte Orvyn zum Einverständnis zu und befahl den Abzug. Es war Zeit aufzubrechen, denn die Flut war zurückgekehrt und würde bald ihren Höchststand erreichen. Als die Schiffe aus dem Mündungsgebiet des Rother fuhren, schaute Hroc bereits wieder voraus. Jenseits des Oceanus Britannicus, wie der Kanal in der Sprach des alten Volkes hieß, lag das Reich der Franken. Unweit davon warteten die Ameländer und er wollte doch ein Treffen nicht verpassen...
Re: Im Auftrag des Falgathen IV
Roxsana stand auf dem Deck, an einen Mast gelehnt, und starrte gedankenversunken aufs Meer. Hinter ihr tauchte ein hochgewachsener Blondschopf auf, schlich sich an und gab ihr einen Kuss auf die Wange. Mattis, dem sie in den letzten Wochen etwas ... näher gekommen war. Roxsana lächelte, bis Mattis wieder die ungeliebte Frage stellte: "Hast du es dir überlegt? Was ist mit Festenstein?" Sie biss sich auf die Lippen. Vor ihren Augen erschien die Silhouette des Gebirges, so vertraut, und doch ... sie schüttelte den Kopf. "Ich kann nicht sagen. Noch nicht." "Ich will nicht, dass du hier bleibst. Komm mit. Mir dir wird es besser gehn. Und du wirst uns Glück bringen" Mattis versuchte, sich einen Kuss zu stehlen, doch Roxsana schob ihn beiseite. "Du verstehst es nicht. Da sind Dinge ... ich brauche mehr Zeit. Ich kann nicht sagen, ob ich dorthin kann." "Komm mit", flüsterte Mattis ihr zu, "komm mit ..." Seine Hand schob sich auf ihren Hintern. "Na, wenn schon nicht nach Festenstein, dann erstmal mit mir unter Deck?" Er grinste breit und säuselte einige lockende Worte in ihr Ohr - und lächelnd folgte sie ihm nach unten.
Re: Im Auftrag des Falgathen IV
Die Braut lief gut. Der Wind kam stetig von achtern und blähte die Segel. Die Braut fuhr mit der Breitfock und den Stagsegeln vor dem Wind. Gut und gern sechs Knoten machte sie. Man hätte deutlich mehr herausholen können, die Mars setzen oder auch die Leesegel, dort ein wenig brassen, dort ein wenig zupfen. Aber sie lagen gut in der Zeit und hatten es nicht mehr weit. Zudem die Kogge in ihrem Kielwasser lief. Und das war das, was man aus der Kogge herausholen konnte. Aber das Wetter war herrlich, da und dort eine Wolke am Himmel und die Weiten des Horizonts vor ihnen. Hein war zufrieden. Er stand auf dem Achterdeck und fühlte sich so gut, wie seit langem nicht mehr. Nicht mehr lange, und es war alles vorbei. Nicht mehr lange und das alles hatte ein Ende. Im Kielwasser der Braut tauchten ein paar graue Buckel auf. Hein grinste. Tümmler. Die ihren eigenen Routen folgten und immer wieder gern Schiffe auf See begleiteten. Da, jetzt sprang einer und rauschte deutlich schneller als die Braut in die Bugwelle. Seeleute seien sie, sagten die Alten, die Seelen der ertrunkenen Seeleute. Hein fand dieses Bild wunderschön. Wenn es ihn erwischen sollte, würde er sich freuen mit ihnen durch das Wasser zu gleiten. Und zu spielen. Und ab und an seine alten Kameraden auf den Schiffen zu besuchen. Dann und wann ein paar Meilen mit Ihnen zu ziehen, bevor man wieder in den Weiten des Meeres verschwand. Eine schöne Vorstellung, ein schönes Bild. Er konnte den vielen verschiedenen Vorstellungen vom Jenseits der Landleute nicht wirklich etwas abgewinnen. Ewig arbeiten in den Stätten der Werke...pah... Ewig saufen und feiern in Valhal...er fand die Sauferei mittlerweile langweilig. Dann und wann gern, aber ewig? Nein danke. Auf Wolken sitzen und Hosianna zu singen kam ihm nicht einmal annähernd wie das Paradies vor. Dann doch lieber in diesen schlanken Körpern das Meer durchpflügen und auf ewig rastlos durch die Meere ziehen. Was liegt wohl hinter der Kimm? Was hinter dieser Landzunge? Hein schüttelte sich leicht als versuche er die Gedanken aus seinem Schädel zu schütteln. Er konnte sich nicht leisten, melancholisch zu werden. Er hatte das alles angefangen und die Braut mit hinein gezogen. Und alle verließen sich auf ihn. Und er durfte und würde sie nicht enttäuschen. Eines nach dem Andern. Immer schön der Reihe nach. Ausruhen konnte er später. Er schaute nach den Segeln, und nach der Kogge auf achtern. Dabei konnte er sehen wie Roxsana und einer der Jungs gerade unter Deck verschwanden. Seine Hand an ihrem Hintern. Hein mußte grinsen. Ja, es gab da doch noch immer ein paar Dinge, für die es sich zu leben lohnte. Ja, das würde er vielleicht vermissen. Aber vielleicht hatten die Tümmler in der See auch ihren Spaß. "Jocke, halt auf Erquy zu, wir sind weit genug westlich." Jocke nickte. Tja, dachte Hein, du wirst noch etwas warten müssen, Lucius.
Re: Im Auftrag des Falgathen IV
"Auf Halbmast hängen" ist eine Redewendung und hatte wahrscheinlich noch nichtmal was mit Schiffen zu tun. Nala kam nicht umhin zu betonen, dass obwohl sie mittlerweile schon viel zu viel Zeit ihres Lebens auf einem Schiff verbracht hatte, sie nur die Hälfte der nötigen Begriffe kannte und auch nur ein knappes Viertel der verschiedenen Enden, Segel, Masten. Vage entdeckte sie die Feinheiten der unterschiedlichen Schiffe und sie tat sich schwer damit. Es lag nicht an der Mannschaft - sie mochte Menschen diesen Schlages, Sethem Tagros hatte das ja selbst einmal angemerkt - und eigentlich auch nicht am Meer an sich.
Kurzum: Sie war eine Landratte. War es gewesen als sie aus der Not und für den Widerstand dazugekommen war und würde es noch sein wenn sie diese schwimmende Hölle endlich wieder verlassen konnte.
"Sie hing irgendwo in den Seilen" war vielleicht eine schöne, wenn auch nautisch furchtbar falsche, Aussage, beschrieb aber ihre Tätigkeit ab von der täglichen Routine und gelegentlichen Kämpfen: Sie suchte einen gottverdammten Platz auf diesem Kahn, wo sie einmal fünf Minuten Ruhe haben würde.
Mit dem Krähennest hatte sie es versucht - war dann aber höflich mit dem dort schon vorzufindenen Posten übereingekommen das sie dort nichts zu suchen hatte.
Unter Deck hatte sie es versucht, aber selbst sie brachte die dicke Luft auf Dauer um - und von Ruhe konnte dort wirklich keine Rede sein. Es war voll, laut, irgendwie wurde man immer nass (wie Eingangs erwähnt war sie nur bedingt für die Seefahrt geeignet geeignet) und überhaupt.
Jetzt hing Goldkind also irgendwo auf halber Höhe und versuchte für sich selbst zu entscheiden, was sie genau noch nicht versucht hatte. Der Blick folgte, kurz, Roxsana. Die machte es richtig. Deren Meisterin würde sie umbringen, scherzte Nala immer. Irgendwo glaubte sie, Pöpke gesehen zu haben. Und Hein, natürlich.
Sie ahnte, sich wahrscheinlich wieder am vollkommen ungünstigsten Punkt des Schiffes aufzuhalten, aber das würde sie ja alsbald feststellen.
Vielleicht sollte sie ihre Armbrust pflegen. Eine großartige Waffe.
Vielleicht würde sie auch als nächstes von einem herumschwenkenden Stück Holz erschlagen. Es wäre eine danglarische Art abzutreten.
Sie lachte.
Re: Im Auftrag des Falgathen IV
In der Messe wurde es langsam still. Die Offiziere, Mannschaftsgrade und Truppführer und etliche der "Alten" der Stammbesatzung der Braut hatten sich in die Messe gequetscht. Und auch die seltsam gekleideten Fremden - die mittlerweile gar nicht mehr so fremd waren - waren anwesend. Alle wußten, daß jetzt die Planung der Aktion gegen Equy besprochen werden sollte. Hein stand mit Piet am Kopfende des Raumes und hatte die Hände erhoben. Als das letze Gemurmel verebbte, begrüßte er alle. "Moinmoin! Ich will gleich zur Sache kommen. Hört euch den Plan in Ruhe an, wenn ich fertig bin, könnt ihr euch zur Sache äußern und Vorschläge machen." Zustimmendes Gemurmel folgte. "Wir werden Erquy im Morgengrauen nehmen. Zu Beginn der siebten Glasen der Hundswache also für die Landratten gegen 3 Uhr morgens werden die Hafenbastion, das Osttor, das Haupttor im Süden der Stadt und die Außenbastion genommen. Danach wird die Braut in das Hafenbecken einfahren und die Zufahrt sperren, während das größere der Nordmännerschiffe anlanden und die beiden großen Plätze sichern wird. Unsere Ziele sind das Pulverlager, die Lagerhäuser von Corneille, die Stadtkasse, sowie Wagen, Pferde, Nahrungsmittel und Waffen. Das größte Waffenlager befindet sich im Haupttor." Kurz brandete wieder Gemurmel auf. "Kommen wir zu den Details. Um in die Stadt zu kommen haben wir die londrische Prise genommen. In deren Bauch werden zusätzlich zu den 12 Mann Besatzung 100 Seeleute von uns versteckt sein. Die Prise wird von Fedder kommandiert. Das Schiff wird ganz normal im Hafen anlegen und seine Waren ganz normal feil bieten. Wenn es dunkel wird, werden die hundert Mann in zweier und dreier Trüppchen vom Schiff gehen und sich in der Nähe ihrer Ziele kurz vor dem Zeitpunkt des Angriffs sammeln. Die Hafenbastion wird auf eigenen Wunsch von Xiana genommen werden. Vier Gruppen also 40 Mann unter Harpunen Jan, dem dritten Hauke, unter Mattis und auch ihre eigene Gruppe werden ihr zur Verfügung stehen. Ich würde mich freuen, wenn du Roxsana und auch Leila diesen Trupp begleiten würden. Das Osttor wird Jocke nehmen. Er wird drei Gruppen das heißt 30 Mann dazu mitnehmen. Also Pers Trupp, seinen eigenen und Haukes Trupp. Frauke wird als Knochenflicker dabei sein und ich würde mich freuen, wenn Nala Jocke unterstützen würde. Ich selbst werde das Hauptor nehmen, und werde dazu die Koggenbesatzung unter Fedder, meinen eigenen Trupp, Fietes Trupp und den von Frieder mitnehmen. Hier würde ich mich über die Unterstützug von Chariva freuen. Die Außenbastion wird von der Besatzung eines der Nordmännerschiffe genommen werden. Diese werden von uns Unterstützung bekommen. Entweder Pöpke oder Titje werden die Nordleute begleiten und einen lauten Türöffner mitnehmen. Wer von euch beiden mitgeht, werden wir im Anschluß entscheiden. Da wir dringend die genannten Materialien benötigen, werden keinerlei Brände gelegt, er wird nicht geplündert, bis ihr die Erlaubnis dazu bekommt. Und auch dann müßt ihr kühlen Kopf bewahren. Wir werden noch am gleichen Tag die Stadt wieder verlassen. Wer dann besoffen irgendwo in der Ecke liegt wird zurückgelassen und kann sehen wo er bleibt. Und das ist mein bitterer Ernst. Bewahrt einen kühlen Kopf und ihr werdet ein saftiges Stück vom Braten erhalten. Seid ihr ungeduldig und undiszipliniert, erhaltet ihr im besten Falle nichts oder im schlechteren ein Stück Hanfseil." Wiederum folgte Gemurmel. "Jetzt können Fragen gestellt und Vorschläge gemacht werden." Erwartungsvoll schaute Hein in die Runde.
Re: Im Auftrag des Falgathen IV
Wiederum Gemurmel aber keine Wortmeldungen. "Also keine größeren Bedenken oder neue Vorschläge. Gut." Hein nickte der Runde zu. Jeder einzelne Trupp nimmt je eine Drebasse mit und genug Pulver und Munition. Die Gruppe Bastion und Gruppe Osttor werden jeweils ein 50 Pfund Pulverfass als Türöffner mitnehmen. Gruppe Haupttor wird zwei davon mitnehmen, ich rechne damit, das auch das Waffenlager möglicherweise gut gesichert ist. Alle nehmen ein genageltes Maststück an Tauen als Türklopfer mit. Ich hab beschlossen, das sowohl Titje als auch Pöpke die Nordmänner begleiten werden. Da das Tor der Bastion nicht von der Stadmauer gesichert wird und nach außen führt, werden die beiden ein 100 Pfund Faß mitnehmen und damit den Weg freimachen. Ihr werdet auch dafür sorgen, dass kein einziges Geschütz in der Außenbastion brauchbar bleibt. Ihr nehmt jeder eine Drebasse mit. Ihr begleitet die Nordmänner nach getaner Arbeit in die Stadt und helft ihnen bei Ihren Aufgaben, bis ihr euch wieder bei mir melden könnt. Xiana, dir wird die wichstigste Aufgabe übertragen. Du mußt die Bastion nehmen und das Signal für die weiteren Gruppen geben. Kommst du nicht lautlos in die Bastion, wird das 50 Pfund Faß das Signal sein. Nehmt ihr den Turm lautlos, wirst du eines dieser Signale anzünden. Das kann überall in der Stadt gesehen werden und bedeutet für alle anderen Gruppen, dass sie losschlagen können." Hein schob ihr vier etwa kinderarmdicke und ebenso lange Röhren mit Lunten über den Tisch. "Nach dem ersten Signal zum losschlagen, gelten die Signale als Hilferufe. Die Reseve - wer das ist klären wir später - wird dann zur der Stelle eilen, von der das Signal gekommen ist. Noch mal im einzelnen zu den Gruppen. Xiana wird die Bastion nehmen und überlebende Besatzung gefangennehmen. Die Geschütze für die Hafeneinfahrt werden bemannt und für den Transport vorbereitet. Ist die Bastion genommen wird sie zwei Trupps zum Hafen schicken. Um die Mittagszeit beginnst du, die Geschütze abzutransportieren ind die londrische Kogge. Zur siebsten Glasen der Nachmittagswache - also 3 Uhr nachmittags ist die Bastion geräumt und für eine Sprengung vorbereitet." Xiana nickte Hein zu. "Jocke, du nimmst das Osttor. Es besteht aus einem befestigten Torhaus mit einem Eingang. Das sollte keine Schwierigkeiten machen, hoffe ich zumindest. Ist das Torhaus genommen, übergibst du das Kommando an Nala und begibst dich mit deinem eigenen Trupp zum Hafen. Dort wirst du die Reserve kommandieren. Nala wird das Torhaus besetzen und mit den verbleibenden 20 Mann auch Posten auf die Mauern schicken. Du wirst die Pestflagge hissen und etwaige Besucher mit dem Hinweis ´Die Pest ist ausgebrochen´ fortschicken. Das sollte uns zumindest von der Landseite erst einmal etwas Ruhe verschaffen. Wenn meine Gruppe und ich das Tor genommen haben, werden wir ebenso verfahren. Wir werden das Haupttor sichern und die brauchbaren Waffen des Waffenlagers für den Abtransport vorbereiten. Achso, und ich nehm auch den Henne mit. " Er sandte einen kritischen Blick auf den Neuen mit den albernen Hühnerfedern am Hut. "Ist das Tor gesichert," fuhr er fort, "werde ich mit zwei Trupps zum Hafen marschieren. Läuft zu diesem Zeitpunkt alles wie geplant, werde die beiden Trupps und ich zur Pulvermühle latschen und diese sichern. Die Aufgabe der Nordleute wird sein, die Ruhe in der Stadt aufrecht zu erhalten. Dazu sollten zu Beginn des Überfalls die 100 Mann des größeren Schiffes reichen. Dann wird ja die Besatzung des weiteren Schiffs dazu stoßen und notfalls auch noch unsere Reserve. Das sollte auf jeden Fall ausreichen. Gegen morgens um 6 Uhr sollte die Stadt sicher in unserer Hand sein. Dann werden je zwei Trupps Nordleute und zwei Trupps von uns die Stadt systematisch nach den Materialien die wir benötigen durchkämmen. Finden sich größere Mengen von Beutegut, wird Nachricht zum Hafen geschickt und es werden Trupps geschickt, um es abzuholen. Ein jeder von euch wird 4 Glasen Zeit zum Plündern bekommen. Unser Gebiet ist die Ostseite der Stadt. Die Westseite steht den Nordleuten frei. Im Händlerviertel wird nicht geplündert, diese werden systematisch von den 4 Suchtrupps abgegrast. Habt ihr ein Haus zur genüge geplündert, macht drei Kreuze ans Tor, damit eure Kumpanen mit dem Durchwühlen von leeren Häusern keine Zeit verschwenden. Ein jeder darf sich seinen Seesack füllen. Er muß hinterher noch zugehen, alles was herausragt, wird zum Gemeinschaftsgut. Habt ihr größere Mengen benötigte Materialien gefunden, gebt Meldung zum Hafen." In der weiten Runde leuchteten die Augen und die Gesichter strahlten. "Piet wird die Braut führen und Helga wird am Steuer stehen. Sie werden uns mit den Bombarden Deckung geben und den Rückweg freihalten. Deshalb wird ein Jeder, der an Bord der Braut bleibenden Besatzung, seinen Seesack einem Freund überlassen, der versuchen wird, den Sack seines Kameraden ebenfalls zu füllen. Sollte das nicht möglich sein, erhalten die leer Ausgegangenen eine Entschädigung aus dem Gemeinschaftsbeutegut. Seid klug, seid vorsichtig. Ich möchte nicht einen von euch hier in Frankreich verlieren." Hein schaute nocheinmal lächelnd in die Runde. "Heute nacht geht es los!" Ganz plötzlich wurde es laut in der Messe.
Re: Im Auftrag des Falgathen IV
Der schlanke Bug schnitt durch den niedrigen Wellenkamm und senkte sich in das seichte dahinterliegende Tal. Der Wind war schwach bis mäßig und auflandig, aber dies würde sich nur allzu bald ändern. Schließlich hatte sich die Sonne bereits tief zum Horizont geneigt und schon bald würde Sunna ihre Pferde Alsvird und Arwakr mit ihrem gleißenden Wagen in die dahinterliegende Dunkelheit lenken. Dann würde sich der Wind abschwächen, schließlich drehen und alsbald ablandig werden. Deshalb suchte der mächtige Drache aus Vinland unter vollem Segel eine günstige Position zu seinem Ziel und in seinem Kielwasser folgte der fein geschnitzte Vogelkopf der geschmeidigen Skúgvur.
Sie waren nach Westen geeilt und hatten unter der britannischen Küste Deckung gesucht, bevor sie Südkurs gesetzt hatten. Langschiffe mit aufgesetzten Stevenschmuck waren ein zu deutliches Signal für eine Feindfahrt und hätten ganze Landstriche entlang der Küste der Franken in Aufregung versetzt. Und so hatten auch einige Handelsschiffe fast panisch reißausgenommen, als sich ihr Kielwasser mit jenem der Langschiffe in Höhe der Mündung des Thames kreuzte. Deshalb fuhren sie lieber einen kleinen Umweg, bevor sie zur Schwarzen Braut stießen.
Es war ein schöner Tag gewesen, die wenigen Schäfchenwolken waren dann einem azurblauem Himmel gewichen. In der Höhe von Dubris, welches die Sachsen in Dover umgenannt hatten, lösten sich einige sächsische Herskip von der britannischen Küste und nahmen für eine gute Stunde die Verfolgung auf. Doch als sie wohl sicher waren, daß Dubris nicht das Ziel der vinländischen Langschiffe war, da drehten sie ab und kehrten um.
Der anfänglich frische Wind, der sie rasch vorangebracht hatte, war derweil zu einer lauen Brise geworden, welche die Schiffe jetzt sanft vorantrieb. Die Küste Britanniens verlor sich bereits weit achteraus, während sich die Küste der Franken nun vor dem Bug immer weiter aus dem Wasser hob. An Bord herrschte reger Betrieb, als die Skipverjar ihre Vorbereitungen trafen. Noch wurde rege geredet und gelacht, aber bald würde dies einer kaltblütigen Stille weichen. Hroc hatte die Männer in kleinere Sveit und somit in kleine nordische Heerscharen von 8 bis10 Mann unterteilt. Ihnen wurden erfahrene Krieger als Oddr und somit als deren Anführer zugewiesen.
Er hatte das Ruder dem graubärtigen Kjalar überlassen, der die fränkische Küste wesentlich besser kannte. Statt dessen ließ er den jungen Láki das flandrische Logscheit nutzen, über dessen Rolle alsbald die Logleine munter klapperte. Mit einem grübelnden Nicken nahm er die Werte entgegen, legte den Kopf schief und begann zu rechnen. Dann schüttelte er den Kopf. Sie waren zu langsam. Wenn der Wind weiter abflaute und dies würde er zum Ende des Tages unweigerlich tun, dann wären sie noch nicht nah genug heran.
Sein Blick wanderte zu dem im letzten Blau strahlenden Himmel, in den sich bereits das erste Rot des Abends vortastete. Hroc wußte nicht, ob er jubeln oder fluchen sollte. Sie hatten zunehmenden Halbmond, was ihnen das Führen des Schiffs in Küstennähe erleichtern sollte, aber es würde sie auch sichtbar machen.
Segel querab, Hersir! schallte es vom Bug und Hroc arbeitete sich durch die Skipverjar vor. Am Bug stand der hochgewachsene Askur Freki und deutete grinsend nach Osten. Das scheint die Witwe und dieser Kurfl aus Londrien zu sein. Der Hersir der Geirangerschen Flotte mußte grinsen, denn dort weit querab schob sich tatsächlich eine schwerbeladene Kogge wie ein Baumstumpf mit Segeln durch das Wasser, während sich ein viel schlankeres Schiff bemühte, diesem nicht davon zu fahren. Er schätzte die Entfernung auf gut drei Meilen. Ganz ordentlich navigiert... lobte er Askur, der ihn verschmitzt anguckte. Ein Stein ist nicht wirklich schwer wiederzufinden, Hroc. erwiderte dieser. Hroc gab Kjalar Signal zur Kursänderung...
Re: Im Auftrag des Falgathen IV
"Segel in Sicht! Steuerbord voraus!" Ismael zeigte mit gestrecktem Arm auf den Horizont. "Zwei Rahsegel!" Piet Speigatt, Jocke van Helgen und Hein van Fleet zückten die Kieker und suchten den Horizont ab. Ja, offensichtlich waren das die beiden Schiffe der Nordmänner, auch wenn die Rümpfe der Schiffe noch hinter der Kimm lagen. "Fedder, Signal an die Ehre "Aufschließen!"." brüllte Hein vom Achterdeck herunter. Fedder Jan zurrte einige Stoffknäule an die Signalleine und hisste sie. Dann zupfte er mit einem Ruck an der Signalleine und die Stoffstücke entfalteten sich zu Flaggensignalen. Langsam kroch die `Londriens Ehre` näher, während auch die Nordmännerschiffe über dem Horizont erschienen. Nach einiger Zeit hatte die Braut die Langboote erreicht und drehte bei. Die schwerfällige Kogge ging längsseits. Die empfindlichen Bordwände mit dicken Bastfendern geschützt, wurden sofort Planken von Bord zu Bord gelegt und unmittelbar begann ein wildes Hinundher zwischen den beiden ungleichen Schiffen. Fäßer, Drebassen, Munition, zwei kleine Geschütze und mehrere Handkarren wurden von der Braut auf die Kogge verladen. Auch ettliche mit Eisen beschlagene Maststücke mit angeschlagenen Tauen wurden herüber gehievt. Gleichzeitig wurde die Barkasse zu Wasser gelassen. Auch auf die Barkasse kamen zwei Drebassen, ein Handkarren, ein größeres Faß und ein Maststück. Dann kletterte Hein selbst in die Barkasse und winkte Titje und Pöpke ihm zu folgen. Über ein Fallreep huschten die beiden in das größte Beiboot der Braut. Sofort legte es ab und nahm Kurs auf das kleinere der beiden Langboote.