Jugendamtsterror und Familienrechtsverbrechen - Heimerziehung

Entschädigung für ehemalige Heimkinder

KINOFILM ausschließlich über ev. Erziehungsanstalt FREISTATT

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Bielerfelder Bethel [ „Haus Gottes“ ] / „von Bodelschwinghsche Anstalten Bethel“ / „von Bodelschwinghsche Stiftungen Bethel“

[ "FREISTATT" - "DIAKONIE FREISTATT" - "BETHEL IM NORDEN" ]

Am Beispiel dieser kirchlichen Erziehungseinrichtung "FREISTATT"

nun, seit dem 25.06.2015, in deutschen Kinos

der KINOSPIELFILM

Zitat:
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"FREISTATT"

( @ www.artechock.de/film/text/kritik/f/freist.htm )

Unglaubliche Tortur

Der Name "FREISTATT" ruft für sich genommen positive Assoziationen hervor. Lässt an einen Platz im Grünen denken. Ein Fleckchen Erde, an dem man sich ungehindert entfalten kann. Frei von Zwängen und starren Regeln. In Wahrheit steht dieser Ort [ "FREISTATT" ] – im Landkreis Diepholz gelegen – allerdings für eines der dunkelsten Kapitel der westdeutschen Heimgeschichte. Bis Mitte der 1970er Jahre herrschten in der kirchlichen Fürsorgeanstalt Gewalt und Unterdrückung vor, obwohl die dorthin abgeschobenen Jugendlichen eigentlich zu christlich handelnden Menschen erzogen werden sollten.

Regisseur und Drehbuchautor Marc Brummund, selbst in der Nähe der Einrichtung geboren, wirft in seinem ersten Kinofilm einen schonungslosen Blick auf den mitunter qualvollen Heimalltag und bedient sich dabei persönlicher Erlebnisberichte, allen voran Schilderungen des ehemaligen Zöglings Wolfgang Rosenkötter, der heute als Ombudsmann in Freistatt wirkt. Entstanden ist ein raues, ungeschöntes Jugenddrama, das dem Schrecken der „Schwarzen Pädagogik“ auf differenzierte Weise zu Leibe rückt.

Im Mittelpunkt steht der 14-jährige Wolfgang (Louis Hofmann). Ein kleiner Rebell, der sich nicht in das spießige Leben seiner Familie im niedersächsischen Osnabrück einfügen will und deshalb von seinem Stiefvater (Uwe Bohm) nach Freistatt abgeschoben wird – was Wolfgangs einfühlsame Mutter (Katharina Lorenz) stillschweigend duldet. Angekommen in der abgelegenen Erziehungsanstalt, sieht sich der renitente Teenager mit einem Autoritätssystem konfrontiert, das nur eine Maxime kennt: bedingungslosen Gehorsam. Während Wolfgang in Anton (Langston Uibel) einen Verbündeten findet, versucht er, den unmenschlichen Heimstrukturen die Stirn zu bieten.

Bezeichnenderweise verorten Brummund und Koautorin Nicole Armbruster ihre Geschichte im Sommer 1968. In einer Zeit also, die von gesellschaftlchen und kulturellen Umbrüchen und einer offenen Auflehnung gegen die Elterngeneration geprägt war. Zu spüren ist der Wind der Freiheit, des Andersdenkens abseits großer Städte allerdings nur verhalten. In der Provinz herrschen weiterhin konservative Denkmuster vor. Gewalt ist nach wie vor im Familienleben verankert und nimmt im Heimalltag sogar systematische Züge an. Wer nicht spurt, wird von Bruder Wilde (Stephan Grossmann), einem der beiden Erzieher, rücksichtslos misshandelt. Aus jedem Winkel lugen in Freistatt quasifaschistische Methoden hervor: Dumpfes Autoritätsgehabe bestimmt die Mahlzeiten, bei denen die Jugendlichen nur auf Anweisung sprechen dürfen. Individuelles Fehlverhalten zieht Bestrafungen aller Insassen nach sich, weshalb sich die Jungen auch untereinander auf brutale Weise disziplinieren. Und auf dem Weg zur Zwangsarbeit im Moor intonieren die Bewohner das Moorsoldatenlied, das auf die Häftlinge des Konzentrationslagers Börgermoor zurückgeht.

Ganz nebenbei erzählt der Film, dass einige Erzieher damals überhaupt nicht für den Dienst in einem Jugendheim qualifiziert waren, sondern aus anderen Berufsfeldern kamen. An die Seite von Bruder Wilde, einem solchen „Quereinsteiger“, der ganz offen prügelt und erniedrigt, stellt das Drehbuch die Figur des introvertierten Bruder Krapp (Max Riemelt), der den aufsässigen Teenagern wohlwollender begegnet. Wie sich später zeigt, hat er jedoch im Geheimen große Schuld auf sich geladen, die ausgerechnet beim besinnlichen Weihnachtsfest zu Tage tritt. Eine Szene, die auch deshalb sprachlos macht, weil der anwesende Pfarrer das Geschehen mit einem lapidaren Satz beiseite wischt – eine sicherlich gewollte Anspielung auf den unrühmlichen Umgang der Kirche mit den in den letzten Jahren publik gewordenen Missbrauchsfällen. Als allwissende Präsenz im Hintergrund fungiert Hausvater Brockmann. Eine Mischung aus gütigem Vaterersatz und durchtriebenem Sadisten, den Alexander Held geradezu beängstigend ambivalent verkörpert.

Ästhetisch fahren Brummund und Kamerafrau Judith Kaufmann eine Doppelstrategie. Einerseits sind mehrfach sonnendurchflutete Bilder zu sehen, die an verblasste Fotografien erinnern. Ähnlich den Schnappschüssen vom realen Heimleben, die im Abspann gezeigt werden. Andererseits setzen sich mit zunehmender Dauer, je weiter sich die Abwärtsspirale für Wolfgang dreht, erdigausgewaschene Farben durch, die der trostlosen Moorland­schaft entspringen und den Gefängnischarakter der Fürsorgeanstalt unterstreichen. Insgesamt mutet der Film dem Publikum einige verhältnismäßig harte Gewaltszenen zu. Momente, die allerdings keinen Selbstzweck verfolgen, sondern inhaltlich begründet sind.

Auch wenn die Musik stellenweise überpräsent ist, einige Szenen etwas plakativ geraten (Stichwort: Aufstand zum Richie-Havens-Song „Freedom“) und das Drehbuch gegen Ende mehrere Schritte auf einmal nimmt, ist Marc Brummunds Kinodebüt ein gelungener Beitrag zur immer noch vernachlässigten Aufarbeitung von Misshandlungen in kirchlichen und staatlichen Heimen. Eine besondere Erwähnung verdient Hauptdarsteller Louis Hofmann, der den Tour-de-Force-Ritt seiner Rolle bravourös meistert. Beklemmend und erschütternd ist das Drama nicht nur, weil es mit Unterstützung der heutigen Diakonie Freistatt an den erhaltenen Originalschauplätzen entstand. Auch die letzten Einstellungen garantieren ein längeres Nachhallen. Zeigen sie doch, dass eine einfache Rückkehr in ein „normales“ Leben nach derart schrecklichen Erfahrungen nicht möglich ist – eine Erkenntnis, die wohl viele Betroffene bestätigen können.

Christopher Diekhaus
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QUELLE: @ www.artechock.de/film/text/kritik/f/freist.htm
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KINOFILM ausschließlich über ev. Erziehungsanstalt FREISTATT

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Mein gestriges diesbezügliches Schreiben an die deutschen Medien generell:

Zitat:
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Der KINOSPIELFILM "FREISTATT" erzählt viel, mehr als jeder bisherige Film zum Thema – aber doch noch nicht alles.


Sehr geehrte Damen und Herren Redakteure und Journalisten in der deutschen Medienlandschaft,

in Bezug auf den auch von Ihnen im Internet vorgestellten, jetzt seit dem 25.06.2015 in deutschen Kinos laufenden, KINOSPIELFILM "FREISTATT", mache ich als ein australischer Staatsbürger ansässigig in Australien seit dem 24.03.1964 – nach einem meinerseitigen 12-Monate lang andauernden auf Zwangsarbeit im Moor ausgerichteten Aufenthalt in der FÜRSOREGEHÖLLE "FREISTATT" IM WIETINGSMOOR direkt zuvor – auf einen offiziellen Tatsachenbericht aus dem Jahre 1938 (vorgestellt vom Reichsführer Adolf Hitler selbst!) aufmerksam, ein Tatsachenbericht, der genau beschreibt wie es damals im „TEUFELSMOOR“ zuging; genau die gleichen Zustände und der gleiche Tagesablauf wie im Bethel-eigenen "FREISTATT" von 1901 bis Mitte der 80er Jahre oder sogar bis Mitte der 90er Jahre noch! – zumal das Bethel-eigene Freistätter Torfwerk ja erst in 1995 geschlossen wurde!

Hier der direkte Link zu dieser offiziellen amtlichen Veröffentlichung der „Wohlfahrtsbehörde“ in Bremen unter den Nationalsozialisten – aus dem Jahre 1938 @ www.heimkinder-ueberlebende.org/Auszuege_vom_Wohlfahrtsblatt_Dez1938_re_Zwangsarbeit_im_Teufelsmoor_No1.html ( Wenn notwendig können Sie sich, sicherlich, auch ganz einfach eine Kopie des Originals dieser offiziellen amtlichen Veröffentlichung aus dem bremischen Landesarchiv oder dem Bundesarchiv zustellen lassen! )

Ich und sicherlich auch viele andere Betroffene wären Ihnen sehr dankbar, wenn Sie dann aufgrund dieses Tatsachenberichtes die gesamtgesellschaftliche deutsche Öffentlichkeit, für Bildungszwecke, jetzt ganz speziell, auch mal DARAUF aufmerksam machen würden.

Mit freundlichen Grüßen

Martin MITCHELL (Jg. 1946)
( Betreiber, u.a., auch von EHEMALIGE-HEIMKINDER-TATSACHEN.COM @ www.ehemalige-heimkinder-tatsachen.com )


[ Empfänger dieser E-mail von Martin MITCHELL vom 07.07.2015, unter anderen: ]

KREISZEITUNG (DIEPHOLZ) var m = String.fromCharCode(109,97,105,108,116,111)+':';var e = 'onlineredaktion'+String.fromCharCode(64)+'kreiszeitung'+String.fromCharCode(46)+'de';document.writeln(''+e+'');onlineredaktion@kreiszeitungde
[ "FREISTATT" befindet sic him Landkreis Diepholz ]
WESER-KURIER (BREMEN) var m = String.fromCharCode(109,97,105,108,116,111)+':';var e = 'chefredaktion'+String.fromCharCode(64)+'weser-kurier'+String.fromCharCode(46)+'de';document.writeln(''+e+'');chefredaktion@weser-kurierde und var m = String.fromCharCode(109,97,105,108,116,111)+':';var e = 'chefredaktion'+String.fromCharCode(64)+'bremer-nachrichten'+String.fromCharCode(46)+'de';document.writeln(''+e+'');chefredaktion@bremer-nachrichtende und var m = String.fromCharCode(109,97,105,108,116,111)+':';var e = 'onlineredaktion'+String.fromCharCode(64)+'weser-kurier'+String.fromCharCode(46)+'de';document.writeln(''+e+'');onlineredaktion@weser-kurierde
[ Der WESER-KURIER ist die größte Tageszeitung in der nächstgelegenen Großstadt zu "FREISTATT", BREMEN ( Entfernung 70km) ]
DEUTSCHLANDRADIO var m = String.fromCharCode(109,97,105,108,116,111)+':';var e = 'presse'+String.fromCharCode(64)+'deutschlandradio'+String.fromCharCode(46)+'de';document.writeln(''+e+'');presse@deutschlandradiode und var m = String.fromCharCode(109,97,105,108,116,111)+':';var e = 'info'+String.fromCharCode(64)+'deutschlandradio'+String.fromCharCode(46)+'de';document.writeln(''+e+'');info@deutschlandradiode
KLATSCH-TRATSCH (FILM REVIEW) var m = String.fromCharCode(109,97,105,108,116,111)+':';var e = 'info'+String.fromCharCode(64)+'klatsch-tratsch'+String.fromCharCode(46)+'de';document.writeln(''+e+'');info@klatsch-tratschde
NDR var m = String.fromCharCode(109,97,105,108,116,111)+':';var e = 'ndr'+String.fromCharCode(64)+'ndr'+String.fromCharCode(46)+'de';document.writeln(''+e+'');ndr@ndrde und var m = String.fromCharCode(109,97,105,108,116,111)+':';var e = 'internet'+String.fromCharCode(64)+'ndr'+String.fromCharCode(46)+'de';document.writeln(''+e+'');internet@ndrde
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Drehbuchautorin Nicole Armbruster var m = String.fromCharCode(109,97,105,108,116,111)+':';var e = 'armbruster'+String.fromCharCode(64)+'aol'+String.fromCharCode(46)+'com';document.writeln(''+e+'');armbruster@aolcom
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DIAKONIE: Fürsorgehölle ANSTALT FREISTATT Wietingsmoor et al

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Heimerziehung in der Nachkriegszeit
ein schwieriges Kapitel kirchlicher Zeitgeschichte

Text erschienen im Loccumer Pelikan 2/2009 (ISSN 1435-8387)

Loccumer Pelikan 19 2009 02 (Diakonie, Bildung und soziale Gerechtigkeit). Religionspädagogisches Magazin für Schule und Gemeinde, Seite 66-68.

Dr. Kerstin Gäfgen-Track [Jg. 1959], Oberlandeskirchenrätin der Ev.-luth. Landeskirche Hannovers [seit 2003]

ERKLÄRUNG VOM STANDPUNKT DER EVANGELISCHEN THEOLOGIE

@ www.rpi-loccum.de/material/pelikan/pel2-09/theo_gaefgentrack

Zitat:
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Heimerziehung in der Nachkriegszeit
ein schwieriges Kapitel kirchlicher Zeitgeschichte

Dr. Kerstin Gäfgen-Track [ Oberlandeskirchenrätin der Ev.-luth. Landeskirche Hannovers ]

Nachdem im Jahr 2006 das Buch von Peter Wensierski „Schläge im Namen des Herren“1 erschienen war, das zum Teil auf dramatische Weise die auch grausamen Erfahrungen von Heimkindern in der Nachkriegszeit dokumentiert, hat die Evangelisch-lutherische Landeskirche Hannovers bereits im selben Jahr gemeinsam mit dem Diakonischen Werk der Landeskirche eine Studie in Auftrag gegeben, um zu klären, unter welchen Bedingungen damals in kirchlichen Heimen untergebrachte Kinder und Jugendliche gelebt und gearbeitet haben. Mittlerweile wurden im gesamten Bereich der EKD weitere solcher Studien in Auftrag gegeben und erste Ergebnisse sind veröffentlicht. Mit Beginn des Jahres 2009 haben sowohl der Bundestag als auch die niedersächsische Landesregierung einen Runden Tisch zur Aufarbeitung des Missbrauchs von Kindern und Jugendlichen in deutschen Heimen eingesetzt. Es soll dabei sowohl um Aufklärung als auch um konkrete Hilfe für die Betroffenen gehen. Die Kirchen, Diakonie und Caritas beteiligen sich selbstverständlich an diesen Runden Tischen.

Ein Grund dafür, dass das Leiden vieler Heimkinder so lange nicht öffentlich wurde, liegt in der Scham vieler Opfer begründet und auch ihrem Versuch, durch Verdrängung mit den leidvollen Erfahrungen leben zu können. Nachdem einige Betroffene ihre Erfahrungen und ihr Leid öffentlich gemacht haben, haben nun immer mehr Opfer den Mut, ihre Geschichte zu erzählen und nach Hilfe zu suchen. Das Diakonische Werk Hannover hat deshalb eine Hotline geschaltet, die stark genutzt wird. Hier wird neben einer Beratung auch konkrete Hilfe, z.B. durch Therapien angeboten.

Die bereits vorliegenden Ergebnisse belegen unzweifelhaft: Es wurde auch mit körperlicher und seelischer Gewalt in kirchlichen Heimen erzogen. Es kam dabei vermutlich nur in einzelnen Fällen zu Menschenrechtsverletzungen wie Freiheitsentzug, und auch zu sexuellem Missbrauch. Die Untersuchungen zeigen, dass zwischen den Heimen deutliche Unterschiede im Umgang mit den anvertrauten Kindern und Jugendlichen bestanden. Die Fälle von körperlicher und seelischer Gewalt sind nicht auf kirchliche Heime beschränkt, sondern traten in den Heimen unterschiedlicher Träger auf. Die Kinder und Jugendlichen in den Heimen mussten vielfach arbeiten. Harte Arbeit wurde als pädagogische Maßnahme gewertet, aber auch aus ökonomischen Gründen mussten die Kinder und Jugendlichen arbeiten, da der Pflegesatz extrem niedrig war. Die Kirchen, Diakonie und Caritas unterhielten im Vergleich mit anderen sehr viele dieser Heime2 , gerade aufgrund der geringen Sätze, die die Kommunen oder Länder für die Heimunterbringung zahlten. Der Zeitraum, in dem es zu inakzeptablen Zuständen in den kirchlichen Heimen kam, lässt sich klar auf die fünfziger und sechziger Jahre des letzten Jahrhunderts begrenzen. Konkrete Zahlen von Opfern lassen sich weiterhin nur schwer ermitteln. Aber jeder einzelne Missbrauch, jede einzelne Menschenrechtsverletzung hätte nicht passieren dürfen. Es gilt hier insgesamt nichts zu beschönigen, zu verharmlosen oder zahlenmäßig klein zu reden.

Es gilt nach den Gründen zu fragen, warum in Heimen allgemein mit Gewalt erzogen wurde und warum viele kirchliche Heime hier keine Ausnahme bildeten. Wie in der Gesellschaft insgesamt galt auch in der Kirche die Prügelstrafe oder andere körperliche Züchtigungen als normal. Institutionelle Gewalt wurde als Teil des Erziehungssystems verstanden. Die Soziologie und die Pädagogik haben für diese Form der Erziehung mit Gewalt, körperlicher und seelischer Bestrafung, mit Einschüchterung sowie seelischer Demütigung den Begriff der „Schwarzen Pädagogik“ geprägt.3 Das vielfach gesetzte Ziel war schon in der Antike, im Mittelalter und bis in die 6oer Jahre des vergangenen Jahrhunderts, den Menschen nach einem ganz bestimmten Menschenbild zu formen und zu bilden. Um dieses Menschenbild zu verwirklichen, sahen es viele Pädagogen als notwendig an, den Willen des Kindes zu brechen, seine Eigensinnigkeit und seine Bedürfnisse zu eliminieren sowie seine vermeintlich schädlichen Triebe zu bändigen. Kinder und Jugendliche sollten so zu einem gesellschaftlich legitimierten Handeln und Verhalten erzogen werden. Diese pädagogischen Grundüberzeugungen waren um so mehr bei „auffällig“ gewordenen, nicht angepassten Kindern und Jugendlichen durchzusetzen. Wenn die Eltern nicht der Lage waren, ihr Kind zu diesem Handeln und Verhalten zu erziehen, wurde die Einweisung in ein Heim als ein angemessenes Mittel betrachtet. So waren Diebstahl, Schwangerschaft oder Weglaufen aus dem prügelnden Elternhaus, aber auch Widerworte gegen eine allein erziehende Mutter bzw. „Schwererziehbarkeit“ im weitesten Sinn Gründe für die Einweisung in ein Heim.

Gehorsam gegen Eltern, Lehrer und politische Obrigkeit war Jahrhunderte lang unbestrittenes Ziel von Erziehung. Gerade der Nationalsozialismus hatte diesen Gedanken des Gehorsams extrem verstärkt, so dass er in der Nachkriegszeit unvermindert wirksam war. Auch deshalb war das Schlagen in der Schule erlaubt und gängiges Erziehungsmittel. In der DDR wurde bereits 1949 die körperliche Züchtigung an Schulen verboten, in der Bundesrepublik Deutschland erst 1973 und erst im Jahr 2000 kam es in Deutschland zum Verbot der elterlichen Züchtigung.

Die „Schwarze Pädagogik“, geprägt und verstärkt durch den Zeitgeist, beeinflusste die Pädagogik nicht nur in kirchlichen Heimen, sondern durchaus auch in christlichen Elternhäusern. Sie galt als angemessene Reaktion auf die Sünde bzw. Erbsünde des Menschen. Die theologischen Topoi von Sünde und Erbsünde dienten auch zur theologischen Legitimation einer schwarzen Pädagogik. Von der Schwarzen Pädagogik haben wir uns heute als Kirche klar und deutlich distanziert. Sie war und ist untragbar, ist zutiefst unevangelisch und hatte furchtbare Folgen auch in der Heimerziehung.

Die Rede von der Sünde ist angemessen zu interpretieren: sie trägt die Gesamtheit der Realität in die christliche Anthropologie ein. Menschen werden schuldig gegenüber sich selbst, anderen Menschen und Gott. Das nennt die Bibel Sünde. Der Begriff der Erbsünde, d.h. dass das Sündersein und das dem entsprechende Handeln grundsätzlich vererbt wird, ist theologisch problematisch, denn der Gedanke einer Erbsünde lässt sich weder schöpfungstheologisch noch anthropologisch oder christologisch halten, aber er besitzt ein bleibendes Wahrheitsmoment: Obwohl es nicht zwangsnotwendig oder auch nicht genetisch vererbt ist, zeigt sich doch immer wieder, dass Menschen schuldig werden und auf die Vergebung Gottes angewiesen sind. Das ist eine zutiefst evangelische Erkenntnis. Diese menschliche Wirklichkeit ist in den Blick zu nehmen. Der Begriff der Sünde steht für die dunkle Seite im Leben, für Aggression, das Nichternstnehmen anderer Menschen und für einen verantwortungslosen Umgang mit der Macht. Sündigwerden heißt auch, die Existenz Gottes zu negieren, die eigene Geschöpflichkeit nicht anzuerkennen und das Leben nicht an der Botschaft des Evangeliums zu orientieren.

Mit den Mitteln der Schwarzen Pädagogik wollte man die Sünde unterdrücken und bekämpfen, auch weil diese Ängste auslösen kann. Angst vor dem eigenen Dunkel und dem Dunkel des anderen, der Aggression, aber auch Angst vor einem Gott, der den Sünder in Ewigkeit straft und verdammt. Eine Angst, von der Luther grundsätzlich theologisch befreit hat, die aber damit offensichtlich nicht grundsätzlich verschwunden ist. Die Pädagogik in den kirchlichen Heimen in den 50er und 60er Jahren ging davon aus, dass es gut ist, wenn Gott verzeiht, aber um des menschlichen Zusammenlebens, gerade um seiner Ordnung willen gilt es die Sünde im Leben zu unterdrücken und zu bekämpfen. Begründet wurde diese überwiegende Orientierung in der christlichen Pädagogik an der Sünde auch mit biblischen Zitaten wie „Wen der Herr lieb hat, den züchtigt er.“ (Heb 12,6) oder „Wer seine Rute schont, der hasst seine Kinder.“ (Spr 13,24). Sünde und Vergebung wurde nicht zusammengedacht. Es war für diese christliche Pädagogik nicht relevant, dass Gott sich für den Weg der Liebe und nicht der Strafe entschieden hat.

Die Auswahl solcher Bibelstellen nimmt das biblische Zeugnis nur eklektisch wahr. Dafür, dass Gott selbst auf Strafe verzichtet und Liebe übt, steht als biblische Schlüsselgeschichte die des Propheten Jona. Hier wird der Abschied von einem Gottesbild genommen, das davon ausgeht, Gott strafe für Sünde und Schuld. Gott straft die böse, korrupte Stadt Ninive aus lauter Liebe und Güte nicht. Noch deutlicher und unhintergehbar wird dieser Abschied von der Strafe durch Gott in Jesus Christus, der sichtbar macht und bis in den Tod hinein lebt, dass Liebe und Versöhnung das Handeln Gottes an den Menschen bestimmen. Liebe und Versöhnung sind zugleich prägend für ein menschliches Leben, das sich am Evangelium Jesu Christi orientiert und gerade darin gelingt. Zugleich gilt es auch hier die Realität der Sünde ernst zu nehmen. Martin Luthers Aufforderung „sündige fröhlich“ oder „sündige kräftig“ nimmt die Realität ernst, dass Menschen offensichtlich immer wieder schuldig werden. Gleichzeitig macht er Ernst damit, dass Gott in Jesus Christus Menschen dennoch immer wieder Schuld vergeben will.

Zugleich gilt es dieser Aufforderung Luthers mit Luther selbst zu widersprechen. Leben gelingt erst, wenn es in Verantwortung und im Gegenüber zu Gott gelebt wird und an der Botschaft des Evangeliums orientiert ist. Es ist eine der wichtigsten Einsichten Martin Luthers, die er aufgrund seiner Paulus- und Augustinus-Studien gewonnen hat, dass der Mensch simul justus et peccator (Sünder und Gerechter zugleich) ist. Jeder Mensch hat auch viele Gaben, Fähigkeiten und Potentiale, die nach christlichem Verständnis von Gott geschenkt sind und die er helfend, heilend, versöhnend im Sinne der Liebe einsetzen kann. Es gibt gelingendes Leben, wenn es gelingende Beziehung gibt. Gott selbst zeigt, dass gelingende menschliche Beziehungen auf einer existentiellen Beziehung zu Gott und auf Liebe, Gottes- und Nächstenliebe beruhen: „Du sollst den Herren, deinen Gott, lieben von ganzem Herzen, von ganzer Seele und von ganzem Gemüt. Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst.“ (Mt 22, 37; 38) Die Liebe verändert Menschen, nicht die Strafe und nicht die Schläge.

Von daher bestimmt sich gegenwärtig christliche Pädagogik, die vom Menschen als simul justus et peccator ausgeht und deren Ziel es ist, dass Menschen sich bilden, ihre Identität entfalten und Verantwortung übernehmen und deren Grundlage Liebe, Versöhnung und Gerechtigkeit sind. Christliche Pädagogik ist potentialorientiert, will aber darin einüben, mit Schuld und Scheitern konstruktiv umzugehen. Wenn Leben trotz der Realität des menschlichen Sündigens gelingen soll, ist ein Schuldeingeständnis notwendig. Schuld ist beim Namen zu nennen. Sie darf nicht weg argumentiert werden oder weg interpretiert werden. Es kommt darauf an, Schuld einzugestehen, Schuld klar zu benennen und dann konstruktiv nach Wegen der Versöhnung zu suchen. Christliche Pädagogik tritt ein für die Achtung und den Respekt vor der Würde jedes Menschen, will zur Feindesliebe anregen und empfiehlt in letzter Konsequenz, auch die linke Wange hinzuhalten, wenn auf die rechte Wange geschlagen wird. Sie will eine christliche Daseins- und Handlungsorientierung für ein gelingendes Leben vermitteln. Dafür sind auch Geschichten vom gelingenden Leben notwendig, gerade auch für die Eltern, die in Erziehungsfragen unsicher geworden sind. Christliche Pädagogik braucht, um dies leisten zu können, eine hohe Selbstreflexion und muss auch extern immer wieder kritisch geprüft werden.

Eine solche potentialorientierte, nicht die Sünde in den Mittelpunkt stellende Pädagogik bestimmt heute die Erziehung in evangelischen Kindertagesstätten, Schulen, Kirchengemeinden und anderen Einrichtungen. Die misslungene Heimerziehung in evangelischen Einrichtungen in der Nachkriegszeit, die so viel Leid über Heimkinder gebracht hat, beruhte maßgeblich auf einer fragwürdigen Theologie, die mit dem Zeitgeist und der gesellschaftlich vorherrschenden Pädagogik eine unheilvolle Symbiose einging. Sie macht deutlich, dass Kirche immer Kirche in der Zeit ist. Die evangelische Kirche muss sich immer wieder fragen, inwiefern sie ihrer Aufgabe nachkommt, kritisch und wenn nötig sogar widerständig zu sein, z.B. gegenüber pädagogischen Ansätzen und Entwicklungen. Die Situation in den kirchlichen Heimen steht auch deshalb im Mittelpunkt der Medienberichterstattung, weil nicht nur die evangelische Kirche den Anspruch hat, dass ihr Handeln sich am Evangelium Jesu Christi orientiert. Dies ist ein hoher Anspruch, an dem Kirche konkret immer wieder scheitert und an dem sie sich aber bleibend messen lassen muss. Es ist ein Anspruch, der Kirche vorgegeben ist, den sie nicht aufgeben kann, weil es Gott so will. Aber Vertreterinnen und Vertreter von Kirche müssen sich selbst eingestehen, dass sie diesem Anspruch oft nicht gerecht werden in dem Wissen darum, dass gerade dieses Ringen mit dem eigenen kirchlichen Anspruch und dem Scheitern daran evangeliumsgemäß ist. So hat Kirche als lernende Institution Demut zu üben. Die Botschaft der Christinnen und Christen ist diesen selbst weit voraus. Sie gilt es zu vertreten in dem Wissen darum, dass Christinnen und Christen es in Sternstunden unzweifelhaft schaffen, dem Anspruch Gottes gerecht zu werden und in den Schatten der Nacht kläglich daran scheitern.

Deshalb ist das, was damals in den evangelischen Heimen geschehen ist, klar Sünde zu nennen. Als Kirche müssen wir hier bekennen, dass Menschen Unrecht und Gewalt geschehen ist, ihre Würde nicht geachtet und geschützt wurde sowie in manchen Fällen ihre Menschenrechte verletzt oder sie sexuell missbraucht wurden. Wir sind als Institution mit diesem Versagen behaftet, haben als Institution Schuld auf uns geladen und müssen heute versuchen, konstruktiv damit umzugehen. Schuld ist klar beim Namen zu nennen, die Opfer sind anzuhören, wir haben uns dem Leid der Opfer zu stellen und mit ihnen nach Lösungen zu suchen. Auch hier gibt es heute keine „Gnade der späten Geburt“. Wir haben aus dieser leidvollen Geschichte der Opfer gelernt, so dass heute schon bei Verdacht auf Missbrauch die Maxime „zero tolerance“ gilt. Es braucht dieses Schuldeingeständnis, damit Leben der Opfer neu weitergehen kann und das kirchliche Handeln sich bleibend ändert. Nur so kann Neues wachsen, auch neues Vertrauen. Es ist aus dieser leidvollen Geschichte weiter zu lernen, dass wir als Kirche auch Widerstand gegen den Zeitgeist zu leisten haben, wenn es um der Menschen und um Gottes Willen notwendig ist. Das haben wir in der kirchlichen Heimerziehung in der Nachkriegszeit versäumt, deshalb sind wir an vielen Heimkindern schuldig geworden. Dafür entschuldige ich mich auch persönlich als eine Vertreterin der Evangelisch-lutherischen Landeskirche Hannovers.

Anmerkungen
1. Peter Wensierski: Schläge im Namen des Herrn. Die verdrängte Geschichte der Heimkinder in der Bundesrepublik, München 2006.
2. Auch heute unterhalten kirchliche Träger viele Förderschulen, insbesondere für Kinder und Jugendliche mit emotionalem und sozialem Förderbedarf, die sich selbst hohe Qualitätsstandards gegeben haben, regelmäßig evaluiert werden und ihre Arbeit transparent machen.
3. Grundlegend dafür ist Katharina Rutschky (Hg.): Schwarze Pädagogik. Quellen zur Naturgeschichte der bürgerlichen Erziehung, Frankfurt a. Main u. a. 1977.
. QUELLE: Loccumer Pelikan 19 2009 02 (Diakonie, Bildung und soziale Gerechtigkeit). Religionspädagogisches Magazin für Schule und Gemeinde, Seite 66-68; evangelische Theollogin Dr. Kerstin Gäfgen-Track [Jg. 1959] @ www.rpi-loccum.de/material/pelikan/pel2-09/theo_gaefgentrack
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KINOFILM ausschließlich über ev. Erziehungsanstalt FREISTATT

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Zitat:
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FAZ - Frankfurter Allgemeine Zeitung - Feuilleton

@ www.faz.net/aktuell/feuilleton/kino/freistatt-im-kino-13666175.html

"FREISTATT" im Kino

Groteske Kippfiguren der Geschichte

Größtmögliche Wirkung mit allen Mitteln: Der Film "FREISTATT" von Marc Brummund zeigt einen Hort der Quälerei in einer Zeit, die von Emanzipation träumt.

25.06.2015, von Bert Rebhandl

Christlicher Glaube und frische Luft, das ist der Kern der Pädagogik in einer Erziehungsanstalt der Diakonie, die ihren Namen allerdings zu Unrecht trägt. Denn die „Freistatt“ ist ein übles Institut, ein Hort der Quälerei, alles im Zeichen vorgeblicher Anstrengung, ungebärdige junge Männer auf den rechten Weg zu führen. Es ist das Jahr 1968, die Zeichen der neuen Zeit sind auch in Osnabrück unübersehbar, aber das Schicksal, das den vierzehn Jahre alten Wolfgang ereilt, mutet an wie eine Zeitreise. Seine Einweisung nach Freistatt ist ein Fall in eine verwunschene Welt, in der männliche Gewalt noch absolut und individuelle Haltung ein Störfall sind. Von heute aus ist dieses Element des Anachronistischen noch viel stärker, und Regisseur Marc Brummund tut sich in seinem Film "FREISTATT" auch stark daran gütlich.

Denn aus der Gegenwart von 2015 besehen, ist 1968 inzwischen vergleichsweise näher an 1945 gerückt. Der blonde Wolfgang wird so geradezu zu einer Figur des historischen Übergangs, vom äußeren Typ her noch fast ein Pimpf, in dem man aber schon einen langhaarigen Hedonisten oder einen späten Hippie erkennen kann. Wenn man ihn nur eine eigene Entwicklung nehmen ließe. Doch seine Mutter hat einen neuen Partner, und der duldet keinen ödipalen Konkurrenten mit Flausen. Wolfgang muss ins Heim. Das Heim ist Freistatt. Es liegt in einer prächtigen, nördlichen Landschaft, die in den Untiefen der Sümpfe ihr wichtigstes Charakteristikum hat.

Ohne Ketten, aber unter der Knute

„Wir sind die Moorsoldaten“, singen die Jungen, die hier zusammengewürfelt werden. Tagsüber müssen sie Torf stechen, auch das eine unzeitgemäße, altertümliche Arbeit. Abends fällt, wenn einer etwas Verkehrtes getan hat, für alle das Essen aus. Den Vorsitz in dieser Anstalt hat ein Mann inne, der gut und gern aus Michael Hanekes Film „Das weiße Band“ [ @ www.faz.net/aktuell/feuilleton/kino/video-filmkritiken/video-filmkritik-schrecken-eines-jahrhunderts-das-weisse-band-17006.html ] stammen könnte: Hausvater Brockmann (Alexander Held) hält sich bevorzugt im Garten auf, er kann aber auch unangenehm werden. „Flinke Hände können wir hier gebrauchen“, mit diesem Satz empfängt er junge Schutzbefohlene. Da kann man schon allerlei heraushören.

YouTube FREISTATT TRAILER @ www.youtube.com/watch?v=b72pSA7aGyY (Länge 2 Min. und 27 Sek.)

Das tägliche Regime in dieser chain gang ohne Ketten, aber unter der Knute, führen Bruder Wilde (gespielt von Stephan Grossmann) und Bruder Krapp (Max Riemelt). Der eine ist hart, der andere weich. Wilde prügelt die Jungen notfalls mit der Schaufel, Krapp hingegen gewährt ihnen gelegentlich Auslauf in das morastige Wasser. An Wilde reibt sich schließlich das ganze Institut, während Krapp seinen Abschied nimmt und damit einen Jungen namens Mattis fast zusammenbrechen lässt – eine skandalöse Szene, weil sie am deutlichsten die verkniffene Sexualität hervorbrechen lässt, von der das Geschehen in „Freistatt“ geprägt ist.

Das Thema, mit dem Marc Brummund sich in "FREISTATT" beschäftigt, auf Grundlage eines preisgekrönten Drehbuchs, das er mit Nicole Armbruster gemeinsam verfasst hat, ist in der deutschen Filmgeschichte mit einer ganz besonderen Arbeit verbunden: 1970 sollte „Bambule“ in der ARD ausgestrahlt werden, Ulrike Meinhofs Fernsehfilm über eine Revolte in einem Berliner Mädchenheim. Ein Film, der sich ausdrücklich als Beitrag zu einer Bewegung verstand, die letztendlich in den linksradikalen Terrorismus führte.

Streben nach größtmöglicher Wirkung

Davon könnte "FREISTATT" kaum weiter entfernt sein. Für Marc Brummund ist die politische Signatur der Zeit ohne Belang. Er interessiert sich für ein Drama der großen Gefühle und auch der großen Bilder. Die Kamerafrau Judith Kaufmann überträgt die niedersächsische Landschaft in opulente Panoramen. Vogelschwärme vor großem Horizont deuten an, was möglich wäre in einer anderen Wirklichkeit, in der die Menschen einander nicht das Leben so unerträglich schwermachen würden.

Die Musik verstärkt noch das Pathos, wobei es auch zu unfreiwillig komischen Effekten kommt, wenn eine Züchtigung von melancholischen Violinen begleitet wird. Das Streben nach größtmöglicher Wirkung bestimmt "FREISTATT" auch auf dramaturgischer Ebene: Statt sich genauer auf die handelnden Figuren einzulassen und sie komplexer zu machen, lässt Brummund sie allmählich ins Groteske kippen. Vor allem der Bruder Wilde wird zunehmend zu einem sadistischen Popanz, zu einer bloßen Funktion der aufwühlenden Erzählarbeit von "FREISTATT". Und so appelliert Brummund mit starken Reizen auch noch an das letzte Quentchen Emotion, das manche Zuschauer vielleicht lieber für sich behalten hätten, und vergibt dabei die Chance auf einen guten, vielleicht sogar auf einen großen Film.

Denn in "FREISTATT" geht es um einen neuralgischen Moment: Der autoritäre Charakter trifft auf die populäre Kultur, das evangelische Kirchenlied auf das amerikanische Spiritual. „Sometimes I feel like a motherless child“, mit dieser Klage beginnt in "FREISTATT" die Revolte. Es ist der Moment, den Bernd Eichinger mit seinem „Baader-Meinhof-Komplex“ [ @ www.faz.net/aktuell/feuilleton/kino/video-filmkritiken/video-filmkritik-polit-porno-der-baader-meinhof-komplex-1105334.html ] verfehlt hat und um den bei Fassbinder, beim frühen Wenders, beim frühen Herzog fast alles kreist: wie sich aus der Gewalt der Verhältnisse eine Idee von Emanzipation, von Freiheit, von Individualität entwickeln kann. "FREISTATT" hingegen setzt um der stärkeren Effekte willen auf Ausweglosigkeit. Man möchte am Ende lieber nicht mehr wissen, was aus diesem Wolfgang später noch werden wird.
. QUELLE: FAZ - Frankfurter Allgemeine Zeitung - Feuilleton @ www.faz.net/aktuell/feuilleton/kino/freistatt-im-kino-13666175.html
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KINOFILM ausschließlich über ev. Erziehungsanstalt FREISTATT

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Die Katholische Kirche in Deutschland zum KINOSPIELFILM "FREISTATT":

[ Dieser FILM hätte auch genauso gut die damalige Heimerziehung und Torfproduktion in der katholischen Erziehungsanstalt „Johannesburg“ – einem Erziehungsheim für Jungen – in Börgermoor (Papenburg/Surwold/Emsland) beschreiben können. --- Siehe, z.B., diesbezüglich @ www.johannesburg.de/index.php?id=101 (Geschichte der „Johannesburg“ von den Betreibern selbst geschrieben.) --- Siehe, z.B., diesbezüglich, dann auch den Artikel betitelt »Heimerziehung der frühen BRD: Caritas auf Abwegen?« (aus dem Jahre 2010), von Dr. Bernhard Friggs und Dr. Andreas Henkelmann @ www.caritas.de/neue-caritas/heftarchiv/jahrgang2010/artikel/heimerziehung-der-fruehen-brd-caritas-au ]

Zitat:
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Eine Initiative deutscher Bistümer
Pfarrbrief
service.de

@ www.pfarrbriefservice.de/materialien/nachrichten.html

Nachrichten

Freistatt

Filmkritik des Monats Juli 2015

Deutschland, 2014
Drama
Länge: 108 Minuten
FSK: ab 12
Erstaufführung: 25.6.2015

Produktionsfirma: Zum Goldenen Lamm Filmprod. / SWR / WDR / SR / NDR / ARTE
Verleih Kino: Edition Salzgeber
Produktion: Rüdiger Heinze, Stefan Sporbert
Regie: Marc Brummund
Buch: Nicole Armbruster, Marc Brummund
Kamera: Judith Kaufmann
Musik: Anne Nikitin
Schnitt: Hans Funck

Darsteller:
Louis Hofmann (Wolfgang), Alexander Held (Hausvater Brockmann), Stephan Grossmann (Bruder Wilde), Katharina Lorenz (Ingrid), Max Riemelt (Bruder Krapp), Uwe Bohm (Heinz), Enno Trebs (Bernd), Langston Uibel (Anton), Anna Bullard (Angelika), Justus Rosenkranz (Mattis), Ole Joensson (Hans), Megan Gay (Frau vom Jugendamt), Anouk Bödeker (Sabine), Leonard Boes (Burkhart), Franz Anton Kross (Harald), Katharina Schütz (Frau Brockmann), Hendrik von Bültzingslöwen (Bruder Hanebuth), Hans Peter Korff (Pastor Abeln)
Kurzkritik:

Ein aufmüpfiger 14-Jähriger wird 1968 in ein diakonisches Fürsorgeheim südlich von Bremen gesteckt, in dem arbeitslagerähnliche Zustände herrschen. Als er gegen die physische wie psychische Misshandlung aufbegehrt, verschlimmert sich seine Lage. Das wuchtige, mitunter recht drastische Drama macht die Erziehungsmethoden der Schwarzen Pädagogik intensiv spürbar und verdeutlicht, wie Schläge und Demütigungen neue Gewalt erzeugen und autoritäre Strukturen den Sinn und die Befähigung für Freundschaft und Loyalität zersetzen. Der wichtige Zeitbezug vor dem Hintergrund der Studentenunruhen tritt dabei etwas zu sehr in den Hintergrund. - Sehenswert ab 14.

KINOTIPP DER KATHOLISCHEN FILMKRITIK

"FREISTATT"

Ein leuchtend rotes Mofa, ein Teenager ohne Helm, mit schnittiger Frisur und etwas längeren Haaren, dazu ein heulender markanter Gitarrenriff – die ersten Takte von Status Quos „Pictures of Madstick Men“. Die Bilder sind gelbstichig und erinnern durch ihre Unschärfen an alte Fotos. Mal tobt Wolfgang mit seiner Mutter ausgelassen am Strand, mal fährt er durch die Straßen. Ein Hauch von Freiheit liegt über der Szene, von Glück und Rebellion. Es ist das Jahr 1968. Kurze Zeit später wird Wolfgang von seinem Stiefvater erst brutal verprügelt und dann in ein Internat für schwer erziehbare Jugendliche gesteckt. Von einem freiheitlichen Geist ist in der „Diakonie Freistatt“ nichts zu spüren. Die Einrichtung ist vielmehr ein Relikt faschistischer Erziehungsprinzipien. Auch das ist noch Realität in der Bundesrepublik der späten 1960er-Jahre.

„House of the Rising Sun“, singt Wolfgang dem Hausvater der Diakonie vor. Zu Beginn scheint der alte Hobbygärtner ganz nett zu sein. Das Dossier über Wolfgangs Fehlverhalten in den vergangenen Monaten – Erziehungsheim, aggressives Verhalten, Lügen – verwirft er sofort. Das Leben in „Freistatt“ wird einen neuen Menschen aus ihm machen. Wie sich schnell zeigt, jedoch nicht durch Einfühlungsvermögen, sondern durch harte Arbeit beim Torfstechen im niedersächsischen Moor, durch Schikanen, Demütigungen und körperliche Gewalt. Da wird mit der Schaufel auf die Köpfe der Jugendlichen eingeschlagen, sie werden mit ihren Gesichtern in den Moorboden gedrückt, und in beiläufigen Szenen offenbart sich, dass auch sexueller Missbrauch an der Tagesordnung ist. Die Erzieher lassen sich „Bruder“ nennen. Aber ihr Verhalten erinnert vielmehr an sadistische Gefängniswärter. Den Widerstandswillen unter den ausschließlich männlichen Jugendlichen des Internats haben sie längst gebrochen. Einer hat die Rolle des Anführers inne und sorgt selbst mit Gewalt dafür, dass auch Neuankömmlinge wie Wolfgang sich an die Regeln halten – schließlich ist es zum Wohle aller, wenn diese respektiert werden.

In prägnanten Szenen macht Marc Brummund die Mechanismen der Macht und die perverse Logik der Schwarzen Pädagogik sichtbar, die das Strafen nicht als Sadismus erscheinen lassen soll, sondern als notwendige Aufgabe, die dem Zögling trotz aller Schmerzen und Demütigungen hilft und auch für den Strafenden eine Qual ist. Werte wie Freundschaft und Solidarität haben in diesem autoritären System keinen Platz und werden konsequent zersetzt. Bei Wolfgang allerdings weckt dies zunächst nur noch mehr Aggressionen. Er bäumt sich auf, er kämpft und will sich nicht unterkriegen lassen wie die anderen. Doch als er später gerettet zu sein scheint, merkt er, wie ihn die Erfahrungen des Internats geprägt und aus ihm einen Menschen gemacht haben, der er nie sein wollte und für den es keine Möglichkeit mehr gibt, in sein altes Leben zurückzukehren.

"FREISTATT" wählt den größtmöglichen Kontrast, um über die katastrophale Lage der Jugendlichen zu erzählen. Während in der Welt jenseits der Diakonie Aufbruchsstimmung herrscht, persönlich wie politisch, indem überall die Wahlkampagne von Willy Brandt zitiert wird, ist in dem Internat von dem Freiheitsgedanken nur ein schwacher, verzweifelter Widerhall zu spüren. Die Inszenierung tut gut daran, die Rolle der Religion nicht künstlich überzubewerten. Zwar tauchen immer wieder Kreuze auf, und auch die zahlreichen Gegenlichtaufnahmen tragen etwas von einer mystischen Stimmung in sich, aber als Kirchenschelte taugt der FILM nur bedingt. Vielmehr klagt er allgemein an, dass in der ehemaligen Bundesrepublik bis in die 1960er-Jahre tatsächlich 300.000 Jugendliche in dieser und ähnlichen kirchlichen oder staatlichen Einrichtungen unter dem Deckmantel der so genannten Jugendfürsorge „erzogen“ wurden. [ Ich würde mal sagen, dass die Zahl der Jugendlichen und der Zeitraum, hier, vom Redner wieder mal bewusst heruntergespielt werden. M.M. ]

Erstaunlich ist dabei, wie amerikanisch das wuchtige Drama wirkt. Nicht nur die Musik, auch die harte Arbeit im Moor erinnert an Südstaaten-Filme: der Aufseher auf dem Pferd, die ritualisierte Fahrt mit den Draisinen ins Moor, die Betonung der Landschaft, die Art und Weise, wie die Jungen als Sklaven inszeniert werden. Später wird "FREISTATT" gar zum Ausbruchsfilm, wenn Wolfgang mit einem Freund endlich den Mut fasst, zu fliehen. Allerdings rückt diese Nähe zum US-amerikanischen Kino, die sich auch dramaturgisch nicht von der Hand weisen lässt, weil Brummund und seine Co-Autorin Nicole Armbruster immer wieder auf Überhöhungen und das große Drama setzen und sich an Filmen wie „Sleepers“ oder „Die Verurteilten“ orientieren, "FREISTATT" auch weiter fort vom tatsächlichen deutschen Kontext. Die Misshandlungen, die im Rahmen dieser Einrichtungen stattgefunden haben, erscheinen so weniger brisant. Erst die aus „Freistatt“ stammenden Archivfotos im Abspann stellen diesen Kontext wieder her und verorten das Gezeigte unmittelbar in der bundesdeutschen Realität.

Stefan Stiletto, FILMDIENST 2015/13

FILMDIENST
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KINOFILM ausschließlich über ev. Erziehungsanstalt FREISTATT

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Zitat:
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Psychiatrienetz - AKTION PSYCHISCH KRANKE e.V. - psychiatrie.de

@ www.psychiatrie.de/bibliothek/aktuelle-kinofilme/freistatt/

[ Filmrezension vom 01.07.2015 ]

"FREISTATT"

1968 in einer Außenstelle der Bodelschwingh’schen Anstalten. Der 14jährige Wolfgang muss ins Heim, weil sein Stiefvater eifersüchtig ist. Wolfgang hatte schöne Jahre mit seiner Mutter, nun ist er nur noch im Weg. In der Diakonie Freistatt gerät er in die Mühlen eines perfiden Systems, geprägt von schwärzester Pädagogik. Die Jungs verbringen den Tag beim Torfstechen, die Nacht im Schlafsaal. Es wird schikaniert und geprügelt, vorzugsweise mit der Schaufel gegen den Kopf. Sexueller Missbrauch, das wird beiläufig angedeutet, ist an der Tagesordnung.

Fehlhandlungen einzelner Zöglinge muss immer das ganze Kollektiv ausbaden: Die abendliche Wassersuppe wird gestrichen, oder alle müssen in den Bunker. Wolfgang rebelliert immer wieder, und als Zuschauer identifiziert man sich nur zu gerne mit ihm. Er ist aufmüpfig und schlägt immer häufiger selbst zu. Die Brutalität der Erzieher, die „Bruder“ genannt werden, lässt ihn immer brutaler werden, während andere längst gebrochen sind und sich anpassen. Es gibt eine schöne, fast euphorische Szene, in der die Jungs „Sometimes I feel like a Motherless Child“ schreien, und eine kleine Revolte anzetteln. Wolfgang versucht immer wieder auszubrechen, scheitert entweder am Moor, oder wird eingefangen und bestraft. Schließlich gelingt ein Ausbruchsversuch gemeinsam mit einem Kameraden, doch Wolfgang wird von seiner Mutter auf hinterlistige Weise zurück ins Heim verbracht.

Zur Strafe wird er im Torf begraben, und erst kurz vor dem Erstickungstod gerettet. Sein Gefährte erhängt sich. Nun ist Wolfgang endgültig versteinert. Er kämpft sich in der Hierarchie der Zöglinge nach oben, wird härter und heimtückischer und taugt nicht mehr als Identifikationsfigur. Der Zuschauer ist allein. Er wird zwar entlassen, kehrt aber nicht wirklich zurück.

Die Pervertierung des hübschen Jugendlichen zu einem antisozialen Charakter macht den Film so ungewöhnlich. Hier gibt es nicht nur Täter und Opfer, sondern die Opfer werden zu Tätern, und man ist dabei. Psychiatrisch Tätige kennen die Endstrecke dieser Entwicklung, aber nicht immer die dahinter liegenden Biografien. Der Film gibt drastisch Nachhilfe. Obwohl dies eine deutsche Geschichte ist wurde kein typisch deutscher Film gedreht. Das ist irritierend, macht den Film aber auch sehenswert. Die Bilder sind am Anfang gelbstichig, fast psychedelisch, wenn die Euphorie des Aufbruchs im Jahr 1968 illustriert wird. Status Quo und „Scarborough Fair“ bilden den Soundtrack.

Die Qualen im Heim und vor allem die Schinderei beim Torfstechen sind inszeniert wie in alten amerikanischen Filmen oder Theaterstücken. Das stellt Distanz her, und erinnert so gar nicht an Bethel und Bodelschwingh. Erst ganz am Ende, beim Abspann, sind authentische Bilder aus der Diakonie Freistatt mit einer besonders schwermütigen Fassung des „House of the rising sun“ unterlegt. Nein, es gibt keine Hoffnung, denn die Diakonie Freistatt hat ihre Zöglinge zerstört.

Seit dem 25.6.2015 läuft der Spielfilm "FREISTATT" in vielen Kinos. Die Handlung basiert auf dem Bericht des ehemaligen Heimzöglings [ Wolfgang Rosenkötter und dem im Jahre 2006 erschienenen Sachbuch von Spiegelautor ] Peter Wensierski „Schläge im Namen des Herrn“. Wer sich mit der Heimkampagne der Apo und Ulrike Meinhofs „Bambule“ beschäftigt hat, oder von dem »Runden Tischen „Heimerziehung“« der letzten Jahre erfuhr, der hatte natürlich eine Ahnung von den skandalösen Erziehungsanstalten im Westen, und natürlich auch im Osten. Die Hintergründe wurden von Regisseur Brummund gut recherchiert; vor allem Bodelschwingh hat seine Geschichte akribisch aufgearbeitet und dokumentiert. Wer sich für das umfangreiche Hintergrundmaterial zum Film interessiert, dem sei das Presseheft empfohlen: www.salzgeber.de/presse/pressehefte/FREISTATT_Filmheft_Web.pdf .

Deutschland 2014
108 Minuten
Regie: Marc Brummund
Darsteller: Louis Hofmann, Alexander Held, Stephan Grossmann, Max Riemelt

Ilse Eichenbrenner
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Zitat:
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Filmbesprechungen

Alle Besprechungen sind von Ilse Eichenbrenner (Berlin) und erscheinen parallel in der Zeitschrift Soziale Psychiatrie [ @ www.dgsp-ev.de/die-soziale-psychiatrie.html ].

Ältere Filmbesprechungen heben wir für Sie auf. Sie finden diese im Filmarchiv [ @ www.psychiatrie.de/bibliothek/aktuelle-kinofilme/filmarchiv/ ].
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KINOFILM ausschließlich über ev. Erziehungsanstalt FREISTATT

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Filmkritik von Filmrezensent Johannes Bluth vom 27.05.2015

Eine der ersten Filmrezensionen zum KINOSPIELFILM "FREISTATT", erst jetzt von mir entdeckt.

CRITIC.DE @ www.critic.de/film/freistatt-7946/

Zitat:
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"FREISTATT"

Inmitten unwirtlicher Moorlandschaften zeichnet Freistatt das Leiden ehemaliger deutscher Heimkinder in den 1960er Jahren als systematisches Unrecht, das scheinbar aus sich selbst heraus geschieht.

Das Moor und der Tod stehen seit langer Zeit in einer innigen Beziehung: Oft wenn im Norden Deutschlands ein Problem aus der Welt geschafft werden musste, wurde das Moor zum Ort des letzten Richterspruchs. Moorleichen aus dem Mittelalter, mit eingeschlagenen Schädeln oder zerfetzten Gliedmaßen, zeugen davon, und auch heute noch müssen Häftlinge bisweilen Torf stechen – als wäre diese Landschaft ein ganz natürlicher Ort der Buße. Auch Marc Brummunds Freistatt macht das Moor zu einem Ort, an dem Entscheidungen fallen. Wir schreiben den Sommer 1968. In der wohlstandsbeduselten BRD entsteht zum ersten Mal seit dem Krieg so etwas wie eine gelebte Jugend, aber auch die familiären und sozialen Wunden sind noch überall spürbar. Und wer diese heile, bürgerliche Welt der goldenen Sechziger herausfordert, landet schnell im Erziehungsheim: Freistatt. Ein abgelegenes Gut irgendwo in einem Moor in Norddeutschland. Hier kommt der 14-jährige Wolfgang (Louis Hoffmann) eines Hochsommertags an. Sein Stiefvater will ihn nicht, seine Mutter hegt inzestuöse Gefühle für ihn und gefährdet so die familiäre Sittlichkeit. Wolfgang muss weg, irgendwohin. Also wird er nach Freistatt gebracht, wo er von nun an mit anderen Outlaws und Ungewollten zusammen Torf stechen wird.

Freiheitsdrang und Heimroutine

"FREISTATT" will die Geschichte eines Leidens nacherzählen und dabei möglichst authentisch sein. Dieser Anspruch ist so etwas wie die Grundbedingung des Films. Mit anderen Worten: Wir sehen all die Schläge, die Demütigungen und Gräuel schon kommen, bevor sie sich ereignen. In dem Moment, in dem Wolfgang in Freistatt einfährt, wissen wir im Grunde bereits, was passieren, aber auch, dass Wolfgang die Regeln brechen wird. Und tatsächlich scheint sein Freiheitsdrang den seiner Kumpanen zu übersteigen; Wolfgang ist eine Heldenfigur, der Einzige, der ständig dermaßen Lehrgeld für sein Ungehorsam kassiert, dass wir uns fast über seine Naivität wundern. Dabei bleiben Wolfgangs Schmerzen seltsam farblos, es spritzt kein Blut, wir sehen erstaunlich wenig blaue Flecken, kaum ein rot-verzerrtes Gesicht: So nüchtern und flach wie das Moor bleibt die affektive Skala des Protagonisten, der das Unrecht, das ihm geschieht, gar nicht so richtig an sich heran lässt. Stattdessen dramatisiert die Musik die Erzählung von Anfang an, sodass wir all die Schläge schnell ertragen lernen – die institutionalisierte Gewalt baut sich nicht wirklich auf, sondern ist einfach da, ein Fakt.

Körperliche Dialoge, ansonsten Schweigen

"FREISTATT" zeigt uns also den Missbrauch eher aus einer Makroperspektive und versucht kaum, seine Figuren zu psychologisieren. Warum sind die Aufseher gewalttätig? Warum dulden Sie ihre eigene Verrohung? Wem nützt die Gewalt? Aus Wolfgangs Sicht, die unsere Sicht ist, erscheint diese Welt unterschiedslos: der Stiefvater, der Heimleiter, der Aufseher. Alles im Grunde völlig degenerierte, kaltherzige Tyrannen, Nazis. Die weiblichen Figuren sind auf eine andere Art verhängnisvoll: Neben seiner Mutter ist da noch Angelika, die Tochter des Heimleiters, die den naiven Wolfgang geschickt verführt und für ihre Zwecke ausnutzt. Die anderen Heiminsassen dagegen sind merkwürdig still, es wird kaum geredet, der Alltag in Freistatt ist Schweigen. Selbst Anton, der aus eigentlich unklaren Gründen alles dafür tut, Wolfgangs Sympathie zu gewinnen, ist kein wirklicher Gesprächspartner, jeglicher Dialog ist auf elementare Notwendigkeiten reduziert. Entscheidungen fallen nur körperlich: stehlen, wegrennen, verstecken, einfangen, Schläge kassieren. Diese Bewegungen exerziert Freistatt mehrmals durch, und die Kräfteverhältnisse im Heim verschieben sich marginal mit. Der Widerstand wird zur Routine.

Leiden für den Zusehenden

Wolfgangs abstrakte Vorstellung von einer Freiheit, die er nie hatte, richtet sich dabei auf wenige, weiche Objekte der Begierde, die der männlich-gewalttätigen Heimwelt und dem lebensfeindlichen Moor entgegenstehen: die besagte Tochter des Heimleiters, die überzeichneten roten Tomaten in dessen Garten, eine Fotografie seiner Mutter. Wolfgang scheint im Gegensatz zu den anderen Jungen stets zu wissen, dass eine andere Welt möglich ist. Wir erfahren aber wenig, vielleicht zu wenig, über Wolfgangs Leben, besonders vor Freistatt, sodass wir letztlich nicht seine Perspektive einnehmen können. Er bleibt Stellvertreter, Repräsentant eines geschehenen Unrechts, Opfer der Verhältnisse: Wolfgang leidet nur und bleibt stark, damit wir es sehen, damit wir wissen, dass dies damals so passiert ist. So wendet sich der aufklärerische Gestus des Films gewissermaßen gegen sich selbst, er wird zum Selbstzweck. In dieser Linie endet auch der Film: Gewalt erzeugt Gegengewalt. So ist die Botschaft von "FREISTATT" unmissverständlich, aber auch verkürzt. Denn am Ende kann Wolfgang zwar das Heim verlassen, aber wir bleiben mit der subtilen Ahnung zurück, dass Wolfgangs wirkliche Leidensgeschichte gerade erst beginnt.

Filmkritik von Johannes Bluth --- 27.05.2015
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QUELLE: CRITIC.DE @ www.critic.de/film/freistatt-7946/
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KINOFILM ausschließlich über ev. Erziehungsanstalt FREISTATT

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Gleichlautender Beitrag wie hier in diesem Forum von Boardnutzer »martini« / Martin MITCHELL, vom Mi. 15.07.2015, um 15:20 Uhr (MEZ/CET) im Thread »Freistatt Diakonie Freistatt Bethel ( eigentlich „Anstalt Freistatt im Wietingsmoor“ genannt ).« auch im HEIMKINDER-FORUM.DE :

Zitat:
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Erklärung der Diakonie Deutschland zum „großen Versagen“ „der evangelischen Heimerziehung in den“ Nachkriegsjahrzehnten.

Zitat:
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Diakonie Deutschland

[ @ www.diakonie.de/freistatt-der-film-16376.html ]

29.06.2015 - "FREISTATT" erinnert an das große Versagen auch der evangelischen Heimerziehung in den Nachkriegsjahren, so Diakonie-Präsident Ulrich Lilie zum Kinostart des Films am 25. Juni in einer Erklärung.

[ ein Bild der FILMSZENE, wo der Erzieher den Zögling mit dem Torfspaten gegen den Kopf schlägt und der Zögling darufhin längshin in den Morast fällt ]

Aus Anlass des aktuellen KINOFILMS "FREISTATT" erklärt Diakonie-Präsident Ulrich Lilie [ der neue Diakonie-Präsident seit März 2014 ]:

Der Film "FREISTATT" erinnert uns an das große Versagen auch der evangelischen Heimerziehung in den Nachkriegsjahren. „Dass Kinder und Jugendliche in unseren evangelischen Heimen schweres Leid und Unrecht erfahren haben, beschämt uns immer noch zutiefst. Der Mut der Betroffenen, ihre Erlebnisse und Traumata öffentlich zu benennen, hat uns die Augen geöffnet. Die Einrichtungen der Diakonie haben Verantwortung für die Geschehnisse der Vergangenheit übernommen und gemeinsam mit den ehemaligen Heimkindern einen Prozess der Aufarbeitung, der persönlichen Begleitung und des Dialogs aufgenommen.

Auch wenn wir uns bewusst sind, dass materielle Hilfe das erfahrene Leid und die verlorenen Lebenschancen der betroffenen Menschen nicht wiedergutmachen kann, beteiligen wir uns in aller Konsequenz am Heimkinderfonds und dessen Aufstockung. Wir setzen uns zudem seit langem für einen Fonds für Betroffene ein, die als Kind in Einrichtungen der Behindertenhilfe und Psychiatrie Leid und Unrecht erfahren haben. Viele diakonische Träger bieten weitere individuelle Hilfen an. 2011 haben EKD und Diakonie die ehemaligen Heimkinder öffentlich um Verzeihung gebeten.

Auch mir ist es ein Anliegen, unser Versagen und unsere Schuld zu bekennen und die Menschen um Verzeihung zu bitten, die in unseren Heimen großes Leid und Unrecht erfahren haben. Das, was dort passiert ist, steht im deutlichen Widerspruch zu unseren christlichen Überzeugungen. Es beschämt mich, dass der Umgang mit den anvertrauten Kindern und Jugendlichen nicht von christlicher Liebe geprägt war.

Heute gilt es Vorkehrungen zu treffen, damit Missbrauch und Gewalt in Einrichtungen der Diakonie nicht mehr geschehen. Dazu zählen z.B. Schutzkonzepte, neutrale Vertrauenspersonen für Kinder und Jugendliche, Rechtekataloge, Informationen und Qualifizierungen der Mitarbeitenden. Mittlerweile gehören diese Maßnahmen zum Standard diakonischer Einrichtungen.“

Der Spielfilm "FREISTATT" [ siehe @ www.freistatt-film.de ], der am 25. Juni bundesweit in den Kinos angelaufen ist, thematisiert die Fürsorgeerziehung in Heimen in der Nachkriegszeit. Freistatt gehört zu den v. Bodelschwinghschen Stiftungen Bethel. Dort wurden damals Jungen und junge Männer auf Anordnung der Jugendämter und Gerichte oder auch auf Betreiben der jeweiligen Familien aufgenommen.

Bethel [ siehe @ www.bethel.de/ ] hat die Dreharbeiten für den Film maßgeblich unterstützt. Bereits bei der Erarbeitung des Drehbuchs gab es zahlreiche Gespräche und Recherchen in der Ortschaft Freistatt und einen Austausch mit ehemaligen Fürsorgezöglingen, die mit Freistatt auch vorher schon in Kontakt standen. Ganz wesentlich bezieht sich "FREISTATT"-Regisseur Marc Brummund auf die wissenschaftliche Aufarbeitung zur Fürsorgeerziehung in Freistatt, die 2009 im Bethel-Verlag erschienen ist.

Copyright der Bilder auf dieser Seite:
Salzgeber & Co. Medien GmbH

Literaturliste zur evangelischen Heimerziehung nach 1945 (PDF. 11KB) [ www.diakonie.de/media/Literatur-evHeimerziehung-nach-1945.pdf ]
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QUELLE: Diakonie Deutschland / Bethel / Freistatt / Diakonie Freistatt / Bethel im Norden / Diakonie Präsident @ www.diakonie.de/freistatt-der-film-16376.html

Und damit soll es dann auch getan sein, meint zumindest die Diakonie Deutschland / die Evangelische Kirche in Deutschland / Bethel ( das „Haus Gottes“ ).
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Beitrag / Stellungnahme dazu von Boardnutzer »brötchen« vom Mi. 15.07.2015, um 17:36 Uhr (MEZ/CET) im Thread »Freistatt Diakonie Freistatt Bethel ( eigentlich „Anstalt Freistatt im Wietingsmoor“ genannt ).« im HEIMKINDER-FORUM.DE :

[ @ heimkinder-forum.de/v4x/index.php/Thread/460-Freistatt-Diakonie-Freistatt-Bethel/?postID=465510#post465510 ]

Zitat:
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Ich hatte folgende Sätze hier im Februar 2013 mal gepostet. Passiert ist seither mit diesem ehemaligen Verantwortlichen von Freistatt nix. Stattdessen postet die Diakonie eine nichtssagende, schwammige Pressemitteilung. Sie – diese Bodelschwingh-Pastoren – haben sich wie andere Verantwortliche eine goldene Nase auf Kosten der Heimkinder verdient. Hier nochmal meine Sätze von vor zwei Jahren:

"Freistatt war, wie bekannt, eine Einrichtung der von Bodelschwinghschen Anstalten mit der Zentrale in Bielefeld. Der Hauptverantwortliche dort war immer ein von Bodelschwingh. Und was macht nun der jetzige Bodelschwingh? Lesen wir:

Zitat:
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"Mittlerweile gesteht die Diakonie das Unrecht ein, das sie in Freistatt in der Vergangenheit begangen hat, und beteiligt sich aktiv an seiner Aufarbeitung, allerdings nur so weit, wie sie für die Diakonie keine größeren Kosten verursacht. Das heißt, eine Entschädigung der Opfer für die lebenslangen psychischen, sozialen, teils auch körperlichen Folgeschäden, sowie eine Nachzahlung aufgrund von Zwangsarbeit nicht abgeführter Rentenversicherungsbeiträge fand bisher nicht statt. Ebenso wurden keine Täter und Verantwortliche (die sogenannten “Erzieher”, “Hausväter” und Diakone) für ihre Untaten zur Rechenschaft gezogen." (Aus: "Freistatt und seine Anstalten")
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Stattdessen kümmert sich der jetzige von Bodelschwingh um Kinder in Tschernobyl: www.welt.de/regionales/duesseldorf/article112182308/Lebensweg-war-vorgezeichnet-dann-kam-Tschernobyl.html

Wenn Du also ein ehemaliges Heimkind bist, dass in Freistatt soviel Leid erfahren hat und du wissen möchtest, warum sich Herr von Bodelschwingh als der Verantwortliche für Freistatt nicht darum kümmert, dass Dir endlich Gerechtigkeit widerfährt, dann ruf ihn an und frag ihn das!

von Bodelschwingh, Dietrich
Carl-Diem-Str. 31
32257 Bünde
Tel.: (0 52 23) 9 85 99 46
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Dietrich von Bodelschwingh (Jg. 1940) war sogar mal Heimleiter, bzw. „Theologischer Geschaftsführer“ von „Diakonische Heime Freistatt“ / „Anstalt Freistatt“ / „Diakonie Freistatt“ / „Bethel im Norden“ vom 31.8.1990 bis 01.06.1999; und während der ersten 4-5 Jahre dieses Zeitraums seiner Tätigkeit dort, war das „Bethel-eigene Freistätter Torfwerk“ ebenso noch in Betrieb.
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KINOFILM ausschließlich über ev. Erziehungsanstalt FREISTATT

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Die Arbeit in den Mooren war schon immer eine schlecht bezahlte Knochenarbeit. Nur wer wirklich keine andere Möglichkeit sah, sein Leben zu fristen, ging freiwillig ins Moor.

Kriegsgefangene wurden bereits im 1. Weltkrieg in die zahlreichen Moore Norddeutschlands geschickt. Streng bewacht und oftmals misshandelt, kultivierten sie große Flächen für die deutsche Landwirtschaft und bauten gleichzeitig den Torf ab, der in erster Linie als Brenn- und Energiemittel zum Einsatz kam.

In Nazi-Deutschland wurden hauptsächlich Kriegsgefangene und KZ-Insassen und natürlich Zwangsarbeiter und Zwangsarbeiterinnen zu Moorarbeiten herangezogen. Streng bewacht, unterernährt, misshandelt, ließen viele ihr Leben im Moor.

Berühmt-berüchtigt wurde das Börgermoor bei Papenburg durch das Lied „Die Moorsoldaten“:

Zitat:
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„Hier in dieser öden Heide
ist das Lager aufgebaut,
wo wir fern von jeder Freude
hinter Stacheldraht verstaut.
Wir sind die Moorsoldaten
und ziehen mit dem Spaten
ins Moor.
“
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( Dies ist die 2. Strophe des Liedes, die hier von mir zitiert wird; der ganze Text ist hier zu finden @ www.diz-emslandlager.de/moorlied.htm )

In der Nachkriegszeit wurden sofort Kinder und Jugendliche aus den umliegenden Heimen (besonders „Johannesburg“ und „Freistatt“) in den Mooren zur Arbeit herangezogen. Auch für diese galt: härteste Arbeit, unzureichende Ernährung, kein Lohn für die Knochenarbeit, strengste Bewachung, schlechte Unterbringung, schlechte Kleidung, Misshandlungen durch die “Aufseher”.

Wie dies in den Nachkriegsjahrzehnten für westdeutsche Heimzöglinge in westdeutschen Heimen aussah, spiegelt sich jetzt sehr realitätsnah im aktuell in deutschen Kinos laufenden KINOSPIELFILM "FREISTATT" wider.

Wer sich hier weigert, von Zwangsarbeit zu reden, ist entweder geschichtsblind oder schlicht bösartig!

Torfgewinnung und Torfverarbeitung in deutschen Mooren und Torfwerken - ORTE DER ZWANGASARBEIT
(mit nahegelegenen staatlichen und kirchlichen Heimen/Erziehungseinrichtungen/Anstalten/Lagern zu diesen Torfabbau- und Torfproduktionsstellen)

( Diese Liste ist nicht unbedingt vollständig! )

Zitat:
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Torf-Werke, Turba, Teufelsmoor; bremische Teufelsmoor
Toten Moor, Neustadt am Rübenberg; Torfwerk Neustadt: im Toten Moor bei Neustadt am Rübenberge
Großmoor: Geschiche des Torfabbaus im Toten Moor
Firma Torfverwertung Poggenmoor und Torfoleumwerk Poggenhagen, Neustadt am Rübenberge, Eduard Eugen Dyckerhoff GmbH, Eduard Eugen Dyckerhof auch Eigentümer der Moorflächen
Geschichte der Saline/Alpentorfwerke Rosenheim, Bayern
Geschichte des größten südostbayrischen Hochmoores - den "Kendlmühlfilzen"
"Kollerfilzen" und "Sterntalerfilzen" bei Raubling (Michael Nickl)
zum Torfwerk Raubling-Nicklheim
Torfwerk Raubling (nahe Rosenheim)
the small torfwerk at Wielhiem in southern Germany
das Torfwerk Schussenried im Wilden und Henauer Ried
Torfbahnhof Rottau
das Torfwerk "Kendlmühlfilz" bei Rottau
1919 gegründeten Verband der Landestorfwerke GmbH, Bayern
Deutsche Torfverwertung GmbH (German Peat Processing Co. Ltd.)
Fabrik für Torfverwertung im … (in Schleswig-Holstein)
Torfwerk Meiners, Schülp bei Nortorf, Rendsburg-Eckernförde, Schleswig-Holstein
Torfwerk Brinkmann; Torfwerk Brinkmann GmbH & Co KG. Hauptstraße 343. 26683 Saterland-Scharrel, zwischen Papenburg und Oldenburg, Niedersachsen
Torfwerk Brinkmann in Skäddel
Torfwerk Brinkmann KG, Scharrel/Oldenburg
Saterland-Scharrel Torfwerk Edewecht GmbH
Edewecht-Husbäke Torfwerk Einfeld, Neumünster
Torfwerk Edewecht in Edewecht
W.A.S. Brenntorfwerk GmbH & Co. KG, Schwaneburger Str. 66, 26169 Friesoythe
Schwaneburgermoor auch Friesoythe-Schwaneburgermoor genannt, Landkreis Cloppenburg
Torfwerk Wittemoor (Nähe Kanalstraße), Oldenburg
Torfwerk Klasmann-Deilmann GmbH, Saterland-Sedelsberg
Torfwerk Klasmann; Torfwerk Klasmann-Deilmann, Surwold-Börgermoor,
100 Jahre Heseper Torfwerk der Firma Klasmann-Deilmann
Gemeinde Geeste, Ortsteil Hesepe der Stadt Bramsche im Osnabrücker Land, im niedersächsischen Landkreis Emsland
Emsland … LÖNINGEN Lastrup 63 Torfwerk Hahnenmoor
Torfwerk Hahnenmoor Grafelder Straße 44
Torfwerke und Humuserzeugnisse: Klasmann-Deilmann GmbH in Saterland, Moorgutsweg 2
Torfwerk Klasmann & Deilmann is next to Sedelsberg
von dem inzwischen stillgelegten Torfwerk Klasmann, das über 50 Jahre hindurch die Abtorfung des Weißen Venns durchgeführt hat
Die Klasmann-Deilmann GmbH ist 1990 aus der Fusion der 1913 gegründeten Klasmann Werke GmbH und der 1920 entstandenen Torfbetriebe der C. Deilmann AG hervorgegangen.
wie der Arbeitsablauf beim Torfwerk Klasmann vonstatten ging und unter welch schwierigen Umständen die Torfarbeiter ihren kargen Lohn verdienen mussten
Torfwerk Klasmann, Werk Vehnemoor, Edewechterdamm
Edewechterdamm-Vehnemoor
Vehnemoor GmbH
Torfwerk Klasmann in Mappen
Torfwerk Klasmann-Deilmann, Werk Twist-Schöningsdorf
Torfwerk Bernhard Hülskamp
50 Jahre Torfindustrie in Velen
Torfgewinnung Velen-Ramsdorf
Torfwerk Klostermoor
Torfwerk Tiste
Torfwerk Klasmann, Velen-Ramsdorf
Torfwerk Klostermoor
Torfwerk Möllenberg, Edewecht
Torfwerk Union, Scharrel
Torfwerk Wirsing, Edewecht
Torf-Werke, Sauensiek
Lager der Torfwerke in Uchte, Landkreis Nienburg/Weser
Zwangsarbeit in Uthlede … Torfwerk
Gefangenenlager am Torfwerk im Himmelmoor
dem Torfwerk des Landesvereins für Innere Mission (in Schleswig-Holstein)
Geschäftsführer des Torfwerkes Moorkultur Ramsloh, ... der Zwangsarbeit auf dem Moorgut Ramsloh
Hoeveler & Dieckhans, Aschendorfer Moor
ins Celler Zuchthaus gekommen und durch die Zwangsarbeit in Torfwerken so schwer …
Die Schweger Moorzentrale im Dammer Moor galt als das größte Torfwerk
In der Region Ravensburg waren dies beispielsweise das Torfwerk in …
Michael Nickl sein Torfwerk in der Kollerfilze
Torfwerk Brinkmann KG
Torfwerk Einfeld
Steinburg … Gelände des Torfwerks
Torfwerkes im Quickborner
in Oberteisendorf und am Forstamt Teisendorf bzw. im Torfwerk Ainring
Arbeiter im Torfwerk Oldendorf
Torfwerk Aschhorn
Das Torfwerk war nachher in Stotel
Gelderblom-Hameln (Rotenburg/Wümme), wo sie in einem Torfwerk arbeiten mussten
Haidgauer Torfwerk
im Torfwerk im Landkreis. Vechta
a 14-year-old Polish girl worked in Torfwerk in Sedelsburg (Sedelsbwerk)
das neuerbaute Torfwerk in Neu Valm
in Feilnbach ein Torfwerk
Torfwerk Haspelmoor bei München
Torfwerk Ainring
Neumarkter Torfverwertung GmbH, Krakau, Kdo, Plaszow
(1975) [kam ich] mit 15 anderen Gastarbeitern [aus der Türkei] in einem Torfwerk, in der Nähe des kleinen Dorfes Esterwegen im nördlichen Emsland unter: „Man hat uns diese Arbeit gegeben, weil die Deutschen sie nicht wollten.“
[2003 meint jemand] „Nach meinem Wissensstand gibt es in Schleswig-Holstein noch genau fünf Torfwerke mit aktiven Feldbahnen“
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Bei der Zusammenstellung dieser Liste habe ich mich jetzt einfach mal auf die kurzen GOOGLE-Index-Zitate – bzw. Zitat-Brocken – beschränkt.
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KINOFILM ausschließlich über ev. Erziehungsanstalt FREISTATT

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Es erstaunt mich nicht wenig, dass gerade DER SPIEGEL – der ja vor mehr als 2 Jahren den ZDF-Fernsehfilm »Und alle haben geschwiegen« (über die nachkriegsdeutsche bundesrepublikanische Heimerziehung) inzenierte und unterstützte – sich bisher zum KINOSPIELFILM "FREISTATT", an folgender Stelle, nur ganz, ganz kurz, und gut versteckt, wie folgt, geäussert hat:

Zitat:
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@ www.spiegel.de/spiegel/kulturspiegel/d-135157628.html

Weitere Filme

Ab 25.06.2015

"FREISTATT". Regie Marc Brummund. Mit Louis Hofmann, Alexander Held, Katharina Lorenz. "Zwangsarbeit statt Rock 'n' Roll" heißt es 1968 für den 14-jährigen Wolfgang. An Körper und Seele des jungen Helden wird durchexerziert, wie hässlich die schwarze Pädagogik in vielen Erziehungsheimen der Bundesrepublik war. Das drastische Jugenddrama entstand an Originalschauplätzen der niedersächsischen Diakonie "Freistatt", die den Film als Teil ihrer Aufarbeitung unterstützt hat.
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KINOFILM ausschließlich über ev. Erziehungsanstalt FREISTATT

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TULPENTOPF-FILMKRITIK @ tulpentopf.de/kinotheater/film-freistatt-mit-louis-hofmann

Zitat:
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By Tulpentopf on 30 Juni 2015

FILM "FREISTATT" mit Louis Hofmann

Sei artig, sonst kommst du ins Heim. Das war für mich ein Spruch, der bedeutete, von meinen Eltern getrennt zu sein. Das allein ist ja für ein Kind schon schlimm. Was sich in einem Heim wie „Freistatt“ abspielte, hat mit dieser simplen Trennung von der Familie allerdings wenig zu tun. Hier sind elende Schufterei und brutale Willkür der „Erzieher“ an der Tagesordnung. Wer dieses Heim überlebt hat, ist ein anderer Mensch: Gebrochen und doch zu allem fähig.

Zum Inhalt:

Wolfgang (Louis Hofman) ist 14 und damit im besten Teenager-Alter. Während seine Mutter ihn ein wenig zu sehr liebt, ist er seinem Stiefvater mehr als nur ein Dorn im Auge. Also wird er kurzerhand nach Freistatt abgeschoben. In der diakonischen Anstalt für schwer Erziehbare sollen ihm Zucht und Ordnung beigebracht werden.

Ordnung herrscht in Freistatt allerdings. Die wird jedoch mit jeder Menge Züchtigung durchgesetzt. Hausvater Brockmann (Alexander Held) begrüßt jeden Neuankömmling noch recht freundlich, zeigt aber bald, dass ihm selbst seine Helfer zu lasch in der Erziehung der Jungs sind. Die treiben die aufmüpfigen Jugendlichen jeden Tag zum Torfstechen ins Hochmoor, wo sie bis zum Umfallen arbeiten.

Wenn das Tempo nicht passt, jemand das falsch Lied anstimmt oder die die Erzieher schlechte Laune haben, leiden alle darunter. Halbe Ration zum Abendessen, Prügel mit der Reitpeitsche, Demütigungen vor den anderen Jungs sind an der Tagesordnung. Und wer die Suppe eingebrockt hat bekommt zudem noch ordentlich Klassenkeile. Besonders Bernd (Enno Trebs) tut sich hier als Wächter und Rächer der Insassen hervor.

Wolfgang ist jedoch zu rebellisch, um sich unterzuordnen. Er will sich nicht ausbeuten lassen, widerspricht und fordert bessere Behandlung, verteidigt Schwächere gegen Willkür und Klassenkeile. Er versucht mehrfach, aus der Anstalt zu entkommen, wird aber entweder vom Moor aufgehalten oder spätestens Zuhause wieder eingesammelt. Für jeden Ausbruchsversuch wird er härter bestraft als zuvor.

Als er schließlich wieder nach Hause darf, ist er nicht mehr der alte. Zwar kann ihm sein Stiefvater nicht mehr das Leben schwer machen, aber er passt auch so nicht mehr in dieses Familienidyll. Schließlich hat seine Mutter ihn im Stich gelassen, seinen kleinen Bruder kennt er kaum und auch mit seinen alten Freunden kann er nichts mehr anfangen. Aus dem übermütigen Jungen ist eine gebrochener junger Mann geworden, der schnell zuschlägt und nicht mehr gegen die Willkür der Obrigkeiten kämpft.

Meine Meinung:

"FREISTATT" ist von der ersten Minute an beklemmend. Man sieht einen leicht aufmüpfigen Jugendlichen, der von seinem Stiefvater verdrängt wird und sich dagegen mit den Mitteln eines 14jährigen wehrt. In der BRD der 60er Jahre hat er gegen einen Erwachsenen jedoch keine Chance. Unwillige Jungs landen da schnell in Erziehungsanstalten, die wenig mit Erziehung und dafür umso mehr mit Arbeitsanstalten zu tun haben.

Die Anstalt „Freistatt“ gibt es wirklich. Sie galt in den 60er Jahren als eine der härtesten Erziehungsanstalten und als Endstation für Jugendliche mit fragwürdigen Heimkarrieren. Die Jugendlichen singen auf dem Weg zur Arbeit nicht umsonst das Lied von den „Moorsoldaten“, denn sie ziehen bei Wind und Wetter ins Moor, um dort Torf zu stechen. Von schulischer oder beruflicher Ausbildung keine Spur. Es ist die pure Ausbeutung der Arbeitskraft.

Erziehung bedeutet in diesen Heimen, Ungehorsam mit der Peitsche und Schikanen auszutreiben. Selbst Gewalttaten unter den Jugendlichen bleiben weitestgehend ungeahndet und werden auch nur im Notfall verhindert. Es ist also kein Wunder, dass Wolfgang bald beim leisesten Geräusch zusammenzuckt, beim Selbstmord seines besten Freundes in der Anstalt kaum eine Regung zeigt und sich nach unsagbaren Qualen schließlich voll und ganz unterordnet.

Die Auswahl der Schauspieler ist in "FREISTATT" übrigens wirklich gelungen. Louis Hofmann als Wolfgang spielt emotional auf hohem Niveau und lässt den Zuschauer an seinem Leidensweg, seinen Träumen und seiner Entwicklung zum abgestumpften, hoffnungslosen Einzelgänger teilhaben. Alexander Held als Hausvater Brockmann gibt seiner Figur eine undurchschaubaren und so vielschichtigen Charakter, dass ich bis zum Schluss nicht einordnen konnte, wie böse der Hausherr denn nun wirklich ist.

Die beiden „Gruppenleiter“ Bruder Wilde ( Stephan Grossmann) und Bruder Krapp (Max Riemelt) sind überzeugend böse. Wobei Riemelt den nachsichtigeren Part übernimmt, während Grossmann als Bruder Wilde seine Launen und Aggressionen ungefiltert an den Jugendlichen auslässt. Einzig die wenigen Damen in der Besetzung und der Großteil der“Insassen“ hätten etwas mehr aus ihren Rollen machen können.

Auffallend gut auch die musikalische Untermalung der Handlung. Fernab von Drama und Schmalz, dabei aber nah am Geschehen. Und das nicht nur bei der Musik aus dem Jahrzehnt, sondern auch zum transportieren von Stimmungen. Hier spielen Kamera und Ton perfekt zusammen, denn die Bilder bzw. Kameraeinstellungen sind nicht weniger eindrucksvoll.

Soweit so gut, aber es gibt doch ein paar Abstriche. So realistisch die Handlung sein mag, so sehr fehlt ihr doch beim großen Handlungsbogen das gewisse Etwas. Vielleicht ist es vermessen, bei einer wahren Geschichte eben so einen Bogen zu erwarten. Trotzdem fehlt der Geschichte irgendwo die erkennbare Spitze. Stattdessen gibt es mehrere kleine Spitzen, die dann aber wieder abflachen und dazwischen Elend auf gleichbleibend beklemmendem Niveau.

Meine Meinung:

"FREISTATT" ist nichts für schwache Nerven. Die Zustände in dieser Erziehungsanstalt sind so brutal, dass ich in meinem Kinosessel immer kleiner wurde. Wolfgangs Hilflosigkeit und die Willkür der Erzieher sind von Anfang an beklemmend. Das liegt in erster Linie an der schauspielerischen Leistung der Akteure, die ihre Rollen glaubwürdig rüberbringen. Allerdings fehlte mir trotz der hohen Qualität bei all den kleinen Handlungsspitzen doch der klare Handlungsbogen. Deshalb konnte mich der Film nicht vollends überzeugen.
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QUELLE: TULPENTOPF @ tulpentopf.de/kinotheater/film-freistatt-mit-louis-hofmann
„Tulpentopf ist ein Blog über Bücher, Filme und Geschichten aus dem Leben. Der Mensch hinter dem Blog heißt Tina, ist Mitte 30 und kämpft sich mal mehr und mal weniger erfolgreich durch den turbulenten Alltag mit Kindern, Job und Verein.“
DESWEITEREN ÜBER TULPENTOPF @ tulpentopf.de/ueber-tulpentopf
TULPENTOPF’s IMPRESSUM @ tulpentopf.de/impressum
Creative Commons Licence @ creativecommons.org/licenses/by-nc/3.0/deed.de (dies gilt nur für nichtkommerzielle Zwecke!)
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KINOFILM ausschließlich über ev. Erziehungsanstalt FREISTATT

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Wolfgang Rosenkötter läßt wissen und gibt bekannt:

Zitat:
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Ernst-Abbe-Hochschule Jena – University of Applied Sciences @ www.eah-jena.de/fhj/fhjena/Documents/Freistatt.pdf [ und siehe auch @ idw-online.de/de/event49655 und @ idw-online.de/de/event49655?ipc_year=2015&ipc_month=6 (hier, jeweilig, auch mit zusätzlichen detailierten Programmangaben) ]

[ KINOSPIELFILM ] "FREISTATT"

Film über die „schwarze Pädagogik“ in den Erziehungsanstalten der 50er und 60er Jahre am Beispiel der Diakonie Freistatt in Niedersachsen. Der Film entstand nach persönlichen Erlebnissen von Wolfgang Rosenkötter, der am Filmabend in Jena teilnehmen wird.

14.10.2015

16.30 bis 20.00 Uhr

Aula der EAH Jena, Carl-Zeiss-Promenade 2, Haus 4

Film mit anschließender Diskussion

Eintritt: frei

Zu Geschichte des FILMS "FREISTATT" (UA 2015), schreibt Wolfgang Rosenkötter:
„Ich war als Heimkind in den 60er Jahren im Heim und habe physische und psychische Gewalt und Entpersönlichung erfahren, die mein Leben stark geprägt haben…

Meine Geschichte habe ich – wie tausende anderer ehemaliger Heimkinder – bis zum Jahre 2005 verdrängt. Dann erschien das Buch „Schläge im Namen des Herrn“ vom Spiegelautor Peter Wensierski, in dem erstmals „unsere“ Geschichte recherchiert und glaubwürdig dargestellt wurde. Die Leitung der Diakonie Freistatt (in der ich als Jugendlicher im Heim war) lud 2006 zu einer Lesung mit dem Autor nach Freistatt ein. Lange habe ich überlegt, ob ich mich meiner Vergangenheit stellen solle, habe mich dann überwunden und heute kann ich sagen: Das war auch gut so …

2006 war ich zwei Jahre Vorsitzender des Vereins ehemaliger Heimkinde und habe zusammen mit anderen Betroffenen die Petition im Deutschen Bundestag eingereicht, die dann später zum „Runden Tisch Heimerziehung“ und danach zum Entschädigungsfond geführt hat.

[ Während dieser Zeit als Vorsitzender habe ich dem Verein das Geld geklaut, dass dieser für seine Arbeit von der Aktion Mensch bekommen hat. Ich habe mich seit jener Zeit nie wieder bei dem Verein gemeldet! Anm. VEH e.V. ]

Außerdem führe ich seit 2007 Lesungen in Universitäten, Fachhochschulen und Fachschulen durch und berichte als Zeitzeuge von der „Schwarzen Pädagogik“ der damaligen Heimzeit. An der Alice-Salomon-Hochschule in Berlin habe ich seit 2008 einen Lehrauftrag. Seit 2014 bin ich Mitglied im Arbeitskreis gegen geschlossene Unterbringung in Hamburg. Der Arbeitskreis ist im „Rauhen Haus“ in Hamburg angesiedelt, dort führe ich auch Lehrveranstaltungen und Lesungen durch.

[ Ich bin hocherfreut, dass ich jetzt über ein geregeltes Einkommen verfüge, da dies mir die Möglichkeit gibt, meine Schulden, die sich inzwischen auf weit über 6.000 Euro belaufen dürften, an den Verein – und damit an alle Ehemaligen – zurückzuzahlen. Anm. VEH e.V. ]

… Regisseur Marc Brummund fragte im Jahre 2009 in Freistatt an, ob er einen Spielfilm über die Heimzeit der 60er Jahre vor Ort drehen könne und ob ein Zeitzeuge über diese Zeit erzählen könne. Ihm wurde meine Adresse genannt und ich habe dann mit dem Regisseur über 2 Jahre in Abständen stunden- und tagelang zusammen gesessen und meine Geschichte erzählt. Marc Brummund hat zugehört und aufgeschrieben. Daraus entstand – zusammen mit der Drehbuchautorin Nicole Armbruster – das Drehbuch, das im Jahre 2014 den Deutschen Drehbuchpreis erhielt. Die Dreharbeiten wurden 2014 beendet und im Januar 2015 wurde der Film im Rahmen des Max-Ophüls-Festivals welturaufgeführt und erhielt dort den Publikumspreis, den Preis der Jugendjury und den Preis der Ökumenischen Jury. Die Rolle des Wolfgangs – also meine Rolle – spielt Louis Hofmann und bekam dafür Anfang des Jahres den Bayrischen Filmpreis als bester Nachwuchsschauspieler.“
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QUELLE DIESES TEXTES IM ORIGINAL: Ernst-Abbe-Hochschule Jena – University of Applied Sciences @ www.eah-jena.de/fhj/fhjena/Documents/Freistatt.pdf
QUELLE DER ANMERKUNGEN: Facebookseite des »Vereins ehemaliger Heimkinder e.V.« ( »VEH e.V.« ) @ de-de.facebook.com/VEHeV .
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