Jugendamtsterror und Familienrechtsverbrechen - Kindesverwahrlosung

Jugendamt Schwerin: Fünfjähriges Mädchen

Re: Jugendamt Schwerin: Fünfjähriges Mädchen

Nachrichten | 24.11.2007 | 07:00 UTC
Von der Leyen kritisiert Schweriner Jugendamt

BERLIN: Nach dem Hungertod eines fünfjährigen Mädchens in Schwerin hat Bundesfamilienministerin Ursula von der Leyen deutliche Kritik am Vorgehen des zuständigen Jugendamtes geübt. Sie könne sich nicht vorstellen, dass die Behörde vorschriftsmäßig gehandelt habe, sagte die CDU-Politikerin der "Hannoverschen Allgemeinen Zeitung". Die inzwischen in Untersuchungshaft sitzenden Eltern seien als auffällig bekannt gewesen. Da hätte man nachhaken müssen, sagte die Ministerin. Die Vorsitzende von UNICEF Deutschland, Heide Simonis, unterstützte die Forderung, verpflichtende Vorsorgeuntersuchungen von Kindern einzuführen.

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Re: Jugendamt Schwerin: Fünfjähriges Mädchen

Samstag, 24. November 2007
Ministerin-Kritik
Jugendamt versagte

Nach dem Hungertod der fünfjährigen Lea-Sophie hat Bundesfamilienministerin Ursula von der Leyen (CDU) Kritik am Vorgehen des Schweriner Jugendamts geübt. "Ich kann mir nicht vorstellen, dass das Jugendamt vorschriftsmäßig gehandelt hat", sagte die Ministerin der "Hannoverschen Allgemeinen Zeitung". Die Eltern Lea-Sophies seien als auffällig bekannt gewesen. Da hätte man nachhaken müssen. Der Schweriner Oberbürgermeister Norbert Claussen hatte zuvor erklärt, bisher sei nicht erkennbar, dass Behördenmitarbeitern schuldhafte Versäumnisse nachgewiesen werden könnten.

Von der Leyen beklagte ferner eine mangelnde Verzahnung von Gesundheitsvorsorge und Jugendhilfe und sprach sich für verbindliche Vorsorgeuntersuchungen aus. Komme eine Familie der Einladung zu einem Untersuchungstermin nicht nach, müsse sich das Jugendamt einschalten. "Wir müssen alles tun, Familien in kritischen Situationen ausfindig zu machen, und wir dürfen sie nicht aus den Augen verlieren", sagte die Ministerin.

Zuvor hatte von der Leyen im Gespräch Länder gelobt, die "zügig und unideologisch" ein verbindliches Einladewesen zu Vorsorgeuntersuchungen geschaffen hätten. Eine bundesweite Pflichtuntersuchung hält sie jedoch für "verfassungsmäßig sehr fragwürdig".

Mit einem Gottesdienst soll in der Versöhnungskirche in Schwerin an das verhungerte fünfjährige Mädchen erinnert werden. Es war am Dienstag an Unterernährung und Flüssigkeitsmangel gestorben. Kanzlerin Angela Merkel (CDU) reagierte erschüttert auf den Hungertod des Kindes und appellierte an die Aufmerksamkeit der Behörden und Mitbürger.

Laut Staatsanwaltschaft hatten die Eltern das Kind monatelang nicht versorgt. Der 26-jährige Vater und die 23-jährige Mutter sitzen jetzt in Untersuchungshaft. Der zwei Monate alte Bruder von Lea-Sophie wurde in einer Pflegefamilie untergebracht. "Das Schicksal des kleinen Mädchens hat die Kanzlerin sehr tief betroffen und angerührt", sagte Vize- Regierungssprecher Thomas Steg in Berlin. Der Tod des Kindes aus Schwerin sei ein weiteres Beispiel dafür, wie aufmerksam die zuständigen Behörden sein müssten und wie wichtig Hinweise von Nachbarn auf solche Fälle von Vernachlässigung seien.
http://www.n-tv.de/883877.html

Re: Jugendamt Schwerin: Fünfjähriges Mädchen

Samstag, 24. November 2007
Fall Lea-Sophie
"Das Jugendamt hat versagt"

Mecklenburg-Vorpommerns Sozialminister Erwin Sellering (SPD) hat die Behörden in Schwerin scharf für ihr Versagen im Fall der verhungerten Lea-Sophie kritisiert. "Wenn das Jugendamt zweimal Kontakt mit einer Familie hatte und anschließend ist ein Kind tot - da kann man nicht sagen, man habe alles richtig gemacht", sagte Sellering in Waren an der Müritz.

Jetzt solle der Schweriner Oberbürgermeister einen vernünftigen Untersuchungsbericht vorlegen, der Grundlage weiterer Aufklärung sein müsse. So ein Fall müsse auch Konsequenzen nach sich ziehen, forderte Sellering.

Der Schweriner Oberbürgermeister Norbert Claussen (CDU) hatte zuvor erklärt, bisher sei nicht erkennbar, dass Behördenmitarbeitern schuldhafte Versäumnisse nachgewiesen werden könnten. "Es hätte in jeder anderen Stadt passieren können und der, dem es passiert ist, hat in diesem Fall Pech gehabt", sagte Claussen. Das habe nichts mit fehlenden Finanzmitteln oder mangelhaften Verfahren zu tun - das Jugendamt könne nicht jede Familie kontrollieren.

"Man hätte nachhaken müssen"

Auch Bundesfamilienministerin Ursula von der Leyen (CDU) übte Kritik am Vorgehen des Schweriner Jugendamts. "Ich kann mir nicht vorstellen, dass das Jugendamt vorschriftsmäßig gehandelt hat", sagte die Ministerin der "Hannoverschen Allgemeinen Zeitung". Die Eltern Lea-Sophies seien als auffällig bekannt gewesen. Da hätte man nachhaken müssen.

Von der Leyen beklagte ferner eine mangelnde Verzahnung von Gesundheitsvorsorge und Jugendhilfe und sprach sich für verbindliche Vorsorgeuntersuchungen aus. Komme eine Familie der Einladung zu einem Untersuchungstermin nicht nach, müsse sich das Jugendamt einschalten. "Wir müssen alles tun, Familien in kritischen Situationen ausfindig zu machen, und wir dürfen sie nicht aus den Augen verlieren", sagte die Ministerin.

Zuvor hatte von der Leyen im Gespräch Länder gelobt, die "zügig und unideologisch" ein verbindliches Einladewesen zu Vorsorgeuntersuchungen geschaffen hätten. Eine bundesweite Pflichtuntersuchung hält sie jedoch für "verfassungsmäßig sehr fragwürdig".
http://www.n-tv.de/883877.html

Re: Jugendamt Schwerin: Fünfjähriges Mädchen

Mecklenburg-Vorpommern
Verhungerte Lea-Sophie: Schweriner Jugendamt in der Kritik
Kerzen und Plüschtiere vor dem Haus in Schwerin-Lankow, in dem die fünfjährige Lea-Sophie lebte. © dpa
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Im Fall der verhungerten fünfjährigen Lea-Sophie wächst die Kritik von Politikern am Vorgehen der zuständigen Behörden in Schwerin. Mecklenburg-Vorpommerns Sozialminister Erwin Sellering (SPD) sagte am Sonnabend, der Oberbürgermeister der Stadt, Norbert Claussen (CDU), solle einen vernünftigen Untersuchungsbericht vorlegen, der Grundlage weiterer Aufklärung sein müsse. "Wenn das Jugendamt zweimal Kontakt mit einer Familie hatte und anschließend ist ein Kind tot - da kann man nicht sagen, man habe alles richtig gemacht", sagte Sellering. So ein Fall müsse auch Konsequenzen nach sich ziehen.
Von der Leyen: "Da hätte man nachhaken müssen"
Ursula von der Leyen (CDU) Bundesministerin für Familie, Senioren, Frauen und Jugend © picture-alliance
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Vor Sellering hatte bereits Bundesfamilienministerin Ursula von der Leyen (CDU) das Verhalten der Schweriner Behörden kritisiert. "Ich kann mir nicht vorstellen, dass das Jugendamt vorschriftsmäßig gehandelt hat", sagte die Ministerin der "Hannoverschen Allgemeinen Zeitung" vom Sonnabend. Die Eltern des kleinen Mädchens, das laut Obduktionsbericht verhungert und verdurstet war, seien als auffällig bekannt gewesen. "Da hätte man nachhaken müssen", so die Ministerin. Darüber hinaus beklagte von der Leyen eine mangelnde Verzahnung von Gesundheitsvorsorge und Jugendhilfe und plädierte für verbindliche Vorsorgeuntersuchungen. Komme eine Familie der Einladung zu einem Untersuchungstermin nicht nach, müsse sich das Jugendamt einschalten. "Wir müssen alles tun, Familien in kritischen Situationen ausfindig zu machen, und wir dürfen sie nicht aus den Augen verlieren", sagte die Ministerin.
Stilles Gedenken in der Versöhnungsgemeinde

Die Versöhnungsgemeinde Schwerin-Lankow lädt heute zu einem stillen Gedenken an Lea-Sophie ein. Mit der Andacht in der Kirche sollen die Menschen von 18.00 Uhr an die Möglichkeit erhalten, ihrer Betroffenheit über den grausamen Tod der Fünfjährigen Ausdruck zu verleihen.
Stadt Schwerin weist Kritik zurück
Schwerins Oberbürgermeister Norbert Claussen (CDU) © dpa Fotograf: Jens Büttner
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Die Stadt Schwerin hatte am Freitag Kritik am Vorgehen der zuständigen Behörden zurückgewiesen. Den Mitarbeitern im Jugendamt könne nach derzeitigem Stand kein Vorwurf gemacht werden, betonte Oberbürgermeister Claussen nach Angaben von NDR 1 Radio MV. Die Eltern von Lea-Sophie seien zwar vor zehn Tagen zu einem Gespräch im Jugendamt gewesen. Dabei sei es aber um den kleinen Bruder des Mädchens gegangen, erläuterte der Bürgermeister. Hinweise auf eine Kindeswohlgefährdung habe es nicht gegeben. "Es hätte in jeder anderen Stadt passieren können und der, dem es passiert ist, hat in diesem Fall Pech gehabt", so Claussen. Das habe nichts mit fehlenden Finanzmitteln oder mangelhaften Verfahren zu tun - das Jugendamt könne nicht jede Familie kontrollieren.
Seit 2006 Hinweise auf Schwierigkeiten in der Familie

Die Behörde hatte seit 2006 mehrfach Hinweise auf Schwierigkeiten in der Familie des Mädchens bekommen und Kontakt zu den Eltern gehabt, Lea-Sophie aber dabei nicht zu Gesicht bekommen. Bei dem Gespräch vor zehn Tagen hatten die Eltern gesagt, die Fünfjährige sei bei Bekannten. Dies hatte der Mitarbeiter des Amtes so hingenommen. Die Stadt veröffentlichte am Freitag eine Chronologie zum Fall Lea-Sophie.

Am Tag zuvor hatte das Amtsgericht Schwerin auf Antrag der Staatsanwaltschaft Haftbefehle wegen gemeinschaftlichen Totschlags gegen die Eltern erlassen. Oberstaatsanwalt Hans-Christian Pick sagte zur Begründung, der 26-jährige Vater und die 23-jährige Mutter hätten es über mehrere Monate unterlassen, das kleine Mädchen "ausreichend und richtig zu ernähren". Zum Schluss habe Lea-Sophie nur noch 7,4 Kilogramm gewogen. Der acht Wochen alte Bruder von Lea-Sophie wurde in einer Pflegefamilie untergebracht. Gegen das Schweriner Jugendamt liegen laut Staatsanwaltschaft mehrere Anzeigen vor.
Stand: 24.11.2007 14:32

http://www1.ndr.de/nachrichten/mecklenburg-vorpommern/schwerin70.html

Re: Jugendamt Schwerin: Fünfjähriges Mädchen

Mecklenburg-Vorpommern
Der Fall Lea-Sophie - eine Chronologie
Haus in Schwerin-Lankow, in dem die fünfjährige Lea-Sophie mit ihrer Familie lebte © dpa Fotograf: Jens Büttner
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Die Stadt Schwerin hat am Freitag eine Chronologie zum Fall Lea-Sophie veröffentlicht, wie er sich nach bisheriger Sichtung der Akten darstelle. Demnach nahm im November 2006 erstmals ein Familienmitglied Kontakt mit dem Jugendamt auf. Im Beratungsgespräch seien Hilfsmöglichkeiten wie ein Kita-Platz für Lea-Sophie aufgezeigt worden. Beratungsangebote des Jugendamtes an die Eltern hätten diese aber nicht in Anspruch genommen. Im Juni 2007 habe es erneut einen Kontakt eines Familienmitglieds mit dem Jugendamt gegeben, ein Beratungsgespräch sei erfolgt.
Anonymer Anruf aus der Nachbarschaft

Am 12.11.2007 erreichte die Behörde nach Darstellung der Stadt ein anonymer Anruf aus der Nachbarschaft: Der Anrufer machte sich Sorgen um den Säugling der Familie, der kaum draußen zu sehen sei. Die Mutter gehe nur abends mit dem Kind in der Babywiege und zwei Hunden spazieren, das größere Kind scheine nicht mehr im Haushalt zu leben. Jugendamtsmitarbeiter trafen die Familie bei einem unangemeldeten Besuch nicht an, hinterließen aber eine Nachricht. Wie die Stadt weiter mitteilte, erschienen die Eltern daraufhin mit ihrem augenscheinlich gut versorgten Kleinkind beim Jugendamt und führten ein längeres Beratungsgespräch. Bei diesem Termin habe der erfahrene Mitarbeiter keinerlei Hinweise zum Zustand Lea-Sophies erhalten. Das Mädchen war bei dem Gespräch nicht anwesend. Als der Mitarbeiter sich nach seinem Verbleib erkundigt habe, hätten die Eltern angegeben, es sei bei Bekannten. "Aus den Gesamtumständen ergab sich für den Sozialarbeiter kein Hinweis auf eine Kindeswohlgefährdung", heißt es in der Darstellung der Stadt.
Acht Wochen alter Säugling gesund

Am 21. November erfuhr das Jugendamt von der Schweriner Kripo, dass Lea-Sophie gestorben sei und der zwei Monate alte Säugling untergebracht werden müsse. Mitarbeiter des Jugendamts und des Kinder- und Notdienstes seien daraufhin in die Wohnung der Familie gegangen. Diese habe einen kindgerechten Eindruck gemacht, das Kinderzimmer sei liebevoll eingerichtet und "genügend Essen im Haus" gewesen. Der acht Wochen alte Säugling wurde einem Arzt vorgestellt - das Kind ist gesund. Es wurde in einer Bereitschaftspflegestelle untergebracht.
Stand: 23.11.2007 13:25

http://www1.ndr.de/nachrichten/mecklenburg-vorpommern/chronologie12.html

Re: Jugendamt Schwerin: Fünfjähriges Mädchen

24. November 2007, 19:10 Uhr
Von Karsten Kammholz
Hungertod von Schwerin
Bei Lea-Sophie war das Jugendamt überfordert
Lea-Sophie war verhungert und verdurstet – möglicherweise, weil das Jugendamt nicht genügend Personal und Geldmittel hatte. Die Probleme waren seit Jahren bekannt. Die Amtsleiterin versuchte die Verantwortlichen der Stadt aufzurütteln. Nun ist ihre düsterste Warnung wahr geworden.
Trauer um Lea-Sophie
Foto: DDP
Fassungslosigkeit und Entsetzen: Trauer um Lea-Sophie
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Schrecklich, das ist unfassbar
Sehr schlimm und leider kein Einzelfall in Deutschland
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25% Sehr schlimm und leider kein Einzelfall in Deutschland
17% Schärfere Gesetze könnten so etwas verhindern
44% Wo war das Jugendamt?
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„Schuld hat das Jugendamt.“ Dieser Satz ist in Schwerin in den vergangenen Tagen häufig gesagt worden. Nach dem qualvollen Hungertod der fünfjährigen Lea-Sophie in der Nacht zu Mittwoch ist das Jugendamt der Stadt zur Zielscheibe der öffentlichen Empörung geworden. Denn obwohl die Behörde Lea-Sophies Familie seit mehr als einem Jahr beaufsichtigte, bekamen deren Mitarbeiter das Kind offenbar nicht zu Gesicht.
Weiterführende links

* „Wir brauchen einen nationalen Aktionsplan"
* Nach Lea-Sophies Tod mehr Kontrollen gefordert
* Musste Lea-Sophie wegen der Hunde hungern?
* Lea-Sophie starb einen furchtbaren Hungertod
* "Tat steht sittlich auf tiefster Stufe"
* 14 Jahre Haft für Mutter des verdursteten Babys
* Die schwere Kindheit einer Rabenmutter
* Das traurige Schicksal des kleinen Leon
* Ein Baby ist verdurstet - und wieder versagen die Behörden
* Die vernachlässigten Kinder von Sömmerda
* Fünfjährige verwahrlost und verhungert
* Sieben Jahre Haft für Mutter getöteter Babys

Die Eltern zeigten den Sozialpädagogen in Schwerin zuletzt nur Lea-Sophies wenige Wochen alten Bruder. Zuletzt – das war am 13. November. Die Eltern kamen mit dem Säugling in die Behörde. Zuständig für sie war ein langjähriger Mitarbeiter. Einer, den eine Lokalpolitikerin als „korrekten Mann“ bezeichnet, einer mit Erfahrung. Er sei sogar öfter, als er gemusst habe, zu den Familien gegangen, sagt sie. Das sei erstaunlich. Nach Angaben von Kinderschutzorganisationen betreut ein Jugendamtsmitarbeiter im Schnitt 150 Fälle.
Laut Jugendamt kam es zwischen dem Sozialarbeiter und den Eltern zu einen „umfangreichen Gespräch“. Er kannte die Familie, und er wusste, dass die Eltern seine Ratschläge bislang nicht befolgt hatten. Der Säugling habe bei dem Jugendamtsmitarbeiter „einen gut versorgten Eindruck“ hinterlassen. Dann fragte er, wo Lea-Sophie sei. Die Eltern sagten, „bei Bekannten“. Der Sozialarbeiter ließ die Eltern gehen. Einen Hinweis „auf eine Kindeswohlgefährdung“ sah er dem Jugendamt zufolge nicht.
In der Landeshauptstadt von Mecklenburg-Vorpommern wollen sich die Bürger mit dieser Stellungnahme nicht zufriedengeben. Und nicht nur da. „Ich kann mir nicht vorstellen, dass das Jugendamt vorschriftsmäßig gehandelt hat“, sagte Familienministerin Ursula von der Leyen (CDU) am Freitag. Die Eltern Lea-Sophies seien als auffällig bekannt gewesen, sagt die Ministerin. Da hätte man nachhaken müssen. „Wir brauchen ein System, das Kinder aus Risikofamilien von Geburt an nicht mehr aus dem Auge lässt.“ Dadurch, so von der Leyen, hätte der Tod des Mädchens vermutlich verhindert werden können.
Heike Seifert
Foto: DPA
Leiterin des Jugendamts: Heike Seifert
Die Leiterin des Jugendamts, Heike Seifert, schweigt seit Dienstag zu dem Fall. Einen Maulkorb habe sie bekommen, heißt es. Dabei könnte sie sich und ihre Mitarbeiter verteidigen. Sie könnte sagen, dass sie vor mehr als einem Jahr im Jugendhilfeausschuss von Schwerin einen Vortrag hielt, den eine Beobachterin bis heute als Brandrede in lebhafter Erinnerung behalten hat. Die Zeugin jenes Vortrags ist Verena Riemer. Die damalige Stadtelternratsvorsitzende war wie die Jugendamtschefin zu einem Vortrag eingeladen worden. Seiferts Referat sei ein Hilfeschrei gewesen, sagt Verena Riemer.
Die Jugendamtsleiterin hätte den Ausschussmitgliedern in aller Härte gesagt, dass sie und ihre Mitarbeiter restlos überfordert seien – und dafür auch eindrucksvolle Zahlen angeführt: dass sie 25 Prozent weniger Mitarbeiter hätte als zehn Jahre früher, und dass sie keine frei werdenden Stellen neu besetzen dürfe. Seifert habe einen hervorragenden Vortrag gehalten. Dann sei dieser entscheidende Satz gefallen, den die langjährige Stadtelternratsvorsitzende aus dem Vortrag der Jugendamtschefin nicht vergessen kann: „Ich kann nicht garantieren, dass wir nicht auch in Schwerin ein totes Kind haben“, soll Seifert gesagt haben. Unter den Zuhörern habe es die „üblichen Betroffenheitsbekundungen“ gegeben. Dann kam der nächste Tagesordnungspunkt.
Schlagworte
Lea-Sophie Jugendamt Schwerin Gajek Vernachlässigung
Angesprochen auf diese Sitzung im Herbst 2006, will die Ausschussvorsitzende Silke Gajek die Vorwürfe, man habe den Hilfeschrei tatenlos übergangen, nicht gelten lassen. Auch sie kann sich an besagten Satz von Heike Seifert erinnern. „Wir haben im Ausschuss alles getan, um die Situation für das Jugendamt zu verbessern“, sagt sie. Seit drei Jahren sei der Stellenplan des Amtes auf der Tagesordnung. „Wir haben uns deswegen vehement mit der Stadtspitze angelegt“, sagt Gajek. Sie nimmt das Jugendamt in Schutz. „Am Ende tragen die Eltern die Verantwortung und damit auch die Schuld.“
Dennoch wird die Staatsanwaltschaft auch im Umfeld des Jugendamtes ermitteln. Eine Strafanzeige gegen die Sozialarbeiter ist dort bereits eingegangen. Staatsanwalt Hans-Christian Pick hält sich aber noch bedeckt. „Ich habe keine Anhaltspunkte, dass das Jugendamt den Tod des Mädchens mitverschuldet hat.“
Dennoch bleibt die Frage, wer außer den Eltern in dem Fall seine Aufsichtspflicht vernachlässigt hat. In der Helios-Klinik, in der Lea-Sophie starb, war sie in den Jahren zuvor mehrfach behandelt worden. Klinik-Sprecher Michael Worreschk sagt, es habe keine Auffälligkeiten gegeben. Grund für die Untersuchungen seien normale Kinderkrankheiten gewesen.
Die Schweriner Stadtvertreter haben inzwischen dem Jugendamt eine zusätzliche Stelle bewilligt. Zu spät für Lea-Sophie.

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Bei Lea-Sophie war das Jugendamt überfordert

Lea-Sophie war verhungert und verdurstet – möglicherweise, weil das Jugendamt nicht genügend Personal und Geldmittel hatte. Die Probleme waren seit Jahren bekannt. Die Amtsleiterin versuchte die Verantwortlichen der Stadt aufzurütteln. Nun ist ihre düsterste Warnung wahr geworden.


http://www.welt.de/politik/article1397117/Bei_Lea-Sophie_war_das_Jugendamt_ueberfordert.html

Re: Jugendamt Schwerin: Fünfjähriges Mädchen

Verantwortung
Fall Lea-Sophie: Schweriner Jugendamt in der Kritik

Bundesfamilienministerin Ursula von der Leyen hat nach dem Hungertod der fünf Jahre alten Lea-Sophie das Schweriner Jugendamt kritisiert.


Ursula von der Leyen fordert schärfere Kontrollen; Rechte: ddp
Ursula von der Leyen fordert schärfere Kontrollen
Der Hannoverschen "Allgemeinen Zeitung" sagte sie, "ich kann mir nicht vorstellen, dass das Jugendamt vorschriftsmäßig gehandelt hat". Die Eltern seien der Behörde schon bekannt gewesen. Ähnlich äußerte sich auch Mecklenburg-Vorpommerns Sozialminister Erwin Sellering (SPD). "Wenn das Jugendamt zweimal Kontakt mit einer Familie hatte und anschließend ist ein Kind tot - da kann man nicht sagen, man habe alles richtig gemacht", sagte er auf einer SPD-Veranstaltung in Waren.

Von der Leyen verlangt Frühwarnsystem
Von der Leyen forderte zudem eine scharfe staatliche Kontrolle von "Risikofamilien". "Wir brauchen ein System, das Kinder aus Risikofamilien von Geburt an nicht mehr aus dem Auge lässt", sagte sie der Zeitschrift "Super Illu". "Das fängt bei der Begleitung der Familien durch Hebammen an. Später ist es wichtig, die Kinder früh an Kindergärten heranzubringen und arbeitslosen Eltern zu helfen, wieder Beschäftigung zu finden". Die Bundesfamilienministerin schlug vor, alle Kinder verbindlich zu ärztlichen Vorsorgeuntersuchungen einzuladen. Dies sei in den meisten Ländern schon geregelt oder werde gerade in die Wege geleitet, nur Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen-Anhalt und Hamburg seien noch nicht so weit.
Kinderschutzbund: Vorsorgeuntersuchungen reichen nicht

Auch Ulla Schmidt wird unter Druck gesetzt; Rechte: dpa

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Auch Ulla Schmidt wird unter Druck gesetzt
Im Streit um die Verantwortlichkeit warf die niedersächsische Sozialministerin Mechthild Ross-Luttmann (CDU) der Bundesgesundheitsministerin Ulla Schmidt (SPD) Untätigkeit beim Kinderschutz vor. In der "Bild am Sonntag" forderte sie eine Überarbeitung der Richtlinien für die Kindervorsorge-Untersuchungen. Diese seien völlig veraltet. Ein Sprecher Schmidts wies die Vorwürfe energisch zurück. Schmidt könne nicht die Fehler, die in der Jugendhilfe passieren, korrigieren.

Ärzte- und Kassenausschuss gegen "Misshandlungs"-Untersuchung
Sie habe den Gemeinsamen Bundesausschuss von Ärzten und Krankenkassen bereits gebeten, zu prüfen, ob eine Sonderuntersuchung auf Misshandlungen sinnvoll sei. Allerdings hätten die Experten davor gewarnt, da Misshandlungen schwer zu erkennen seien und Studien von vielen Fehlmeldungen ausgingen.

Die Ärztekammer Niedersachsen erklärte, Kindesmisshandlungen sei auch mit "Zwangsvorsorgeuntersuchungen" nicht immer auf die Spur zu kommen. Vielmer müssten alle Verantwortlichen beim Kinderschutz besser vernetzt zusammenarbeiten. Beispielsweise gebe es in der Zusammenarbeit zwischen Arztpraxen und Jugendämter Verbesserungspotenzial.

Der Leiter der SPD-Kommission "Kinderarmut", Wolfgang Jüttner, forderte eine bundesweit gesetzliche Regelung, die Fälle wie den von Lea-Sophie verhindert. Neben medizinischen Pflicht-Vorsorgeuntersuchungen gehöre zur Problemlösung auch eine angemessene Personalausstattung der Jugendbehörden, sagte er in der Zeitung "Die Welt". Auch die Vorsitzende von Unicef Deutschland, Heide Simonis, mahnte verpflichtende Vorsorgeuntersuchungen an.

zuletzt aktualisiert: 24. November 2007 | 20:05
http://www.mdr.de/mdr-aktuell/5034119.html

Re: Jugendamt Schwerin: Fünfjähriges Mädchen

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Andacht für Lea-Sophie: Jugendamt in der Kritik

Wohnhaus in Schwerin-Lankow
In diesem Haus verhungerte die fünfjährige Lea-Sophie.

Schwerin (dpa) - Gedenken an die kleine Lea-Sophie: Etwa zweihundert Menschen haben am Samstagabend in einem Gottesdienst in Schwerin an das verhungerte fünfjährige Mädchen erinnert.

Auch die Stadtspitze und Mecklenburg-Vorpommerns Ministerpräsident Harald Ringstorff (SPD) waren in das evangelische Gotteshaus im Stadtteil Lankow gekommen, wo das Mädchen mit ihrer Familie wohnte. Die städtischen Behörden waren auch von hochrangigen Politikern scharf kritisiert worden, weil das Jugendamt bereits vor dem Tod von Lea- Sophie über Probleme in der Familie informiert war. Das Mädchen war am vergangenen Dienstag gestorben. Laut Staatsanwaltschaft hatten die Eltern das Kind monatelang nicht versorgt. Der 26-jährige Vater und die 23-jährige Mutter sitzen in Untersuchungshaft.

Oberbürgermeister Norbert Claussen (CDU) zeigte sich nach der Andacht betroffen: "Es sind viele Menschen wütend, und ich habe viele Tränen gesehen." Es sei aber wichtig, nicht einen Schuldigen zu suchen, sondern zu erreichen, dass alle Menschen wieder mehr aufeinander achten. Claussen appellierte, nicht leichtfertig in dem Fall Lea-Sophie zu urteilen. "Wenn da nichts vorzuwerfen ist, dann kann ich auch nichts vorwerfen", betonte er.

Während der Andacht hatte der Geschäftsführer der Evangelischen Jugend, Thomas Ruppenthal, Kritik an den Kürzungen in der Kinder- und Jugendpolitik geübt. "Alle haben es gewusst", sagte Ruppenthal, der auch Mitglied im Jugendhilfeausschuss der Stadt ist. Das Wort Betroffenheit habe derzeit "Hochkonjunktur". Er forderte "weniger politisches und soziales Geschachere, damit das Bestmögliche für Kinder und Jugendliche" erreicht werden könne.

Bundesfamilienministerin Ursula von der Leyen (CDU) sagte der "Hannoverschen Allgemeinen Zeitung": "Ich kann mir nicht vorstellen, dass das Jugendamt vorschriftsmäßig gehandelt hat." Die Eltern Lea- Sophies seien als auffällig bekannt gewesen. Da hätte man nachhaken müssen. Auch Mecklenburg-Vorpommerns Sozialminister Erwin Sellering (SPD) kritisierte das Vorgehen der städtischen Behörden. "Wenn das Jugendamt zweimal Kontakt mit einer Familie hatte und anschließend ist ein Kind tot - da kann man nicht sagen, man habe alles richtig gemacht", sagte Sellering am Samstag.

Jetzt solle der Schweriner Oberbürgermeister einen vernünftigen Untersuchungsbericht vorlegen, der Grundlage weiterer Aufklärung sein müsse. So ein Fall müsse auch Konsequenzen nach sich ziehen. Damit kritisierte Sellering vor allem Äußerungen der Stadt, denen zufolge dem Jugendamt keine Fehler vorgehalten wurden. "Hier muss man sich doch fragen, wo hätte ich eingreifen, wie hätte das Kind gerettet werden können", sagte der Minister.

Von der Leyen beklagte eine mangelnde Verzahnung von Gesundheitsvorsorge und Jugendhilfe und sprach sich für verbindliche Vorsorgeuntersuchungen aus. Komme eine Familie der Einladung zu einem Untersuchungstermin nicht nach, müsse sich das Jugendamt einschalten. "Wir müssen alles tun, Familien in kritischen Situationen ausfindig zu machen, und wir dürfen sie nicht aus den Augen verlieren", sagte die Ministerin. Im Gespräch mit dem Audio-Dienst der dpa hatte die Ministerin Länder gelobt, die "zügig und unideologisch" ein verbindliches Einladewesen zu Vorsorgeuntersuchungen geschaffen hätten. Eine bundesweite Pflichtuntersuchung hält sie jedoch für "verfassungsmäßig sehr fragwürdig".

http://www.uena.de/artikel/2259010/Tod_von_Lea-Sophie:_Jugendamt_im_Zentrum_der_Kritik.htm

Re: Jugendamt Schwerin: Fünfjähriges Mädchen

24.11.07, 11:16
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Lea-Sophie
Von der Leyen attackiert Jugendamt

Nach dem Hungertod der fünfjährigen Lea-Sophie hält die Kritik an den Schweriner Behörden an. Familienministerin von der Leyen bezweifelt, dass das Jugendamt vorschriftsmäßig gehandelt hat.
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Die 23-jährige Mutter und der 26-jährige Vater sitzen wegen gemeinschaftslichen Totschlags in Untersuchungshaft
Die Eltern Lea-Sophies seien als auffällig bekannt gewesen. „Da hätte man nachhaken müssen“, sagte Bundesfamilienministerin Ursula von der Leyen (CDU) der „Hannoverschen Allgemeinen Zeitung“ vom Samstag.

Darüber hinaus beklagte die Ministerin die mangelnde Verzahnung von Gesundheitsvorsorge und Jugendhilfe und setzte sich für verbindliche Vorsorgeuntersuchungen ein. Komme eine Familie der Einladung zu einem Untersuchungstermin nicht nach, müsse sich das Jugendamt einschalten. „Wir müssen alles tun, Familien in kritischen Situationen ausfindig zu machen, und wir dürfen sie nicht aus den Augen verlieren“, sagte die CDU-Politikerin.
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Neuer Fall von Kindesmisshandlung
Kindesmissbrauch:
Lea-Sophies Hungertod schockt Merkel
Fall Lea-Sophie:
Politiker fordern Vorsorgeuntersuchungen
Vernachlässigtes Mädchen:
„Nur noch Haut und Knochen“
Simonis fordert verpflichtende Vorsorgeuntersuchungen

Im Gegensatz zu von der Leyen spricht sich die Vorsitzende von Unicef-Deutschland, Heide Simonis, für verpflichtende Vorsorgeuntersuchungen von Kindern aus. „Allerdings sollte man nicht meinen, dass gesetzlicher Zwang allein das Problem lösen kann“, sagte Simonis der in Hannover erscheinenden „Neuen Presse“ vom Samstag. Es gehe um ein Bündel von Maßnahmen: „Kindergärten, Lehrer, Ärzte, Nachbarn – alle haben ein Stück Verantwortung.“ Es dürfe nicht vorkommen, dass in Jugendämtern ein Sachbearbeiter bis zu 150 Fälle betreuen müsse, mahnte die frühere schleswig-holsteinische Ministerpräsidentin.

Jüttner will nationalen Aktionsplan für mehr Kinderschutz

Der Leiter der SPD-Kommission „Kinderarmut“, Wolfgang Jüttner, fordert einen nationalen Aktionsplan. „Nötig ist eine bundesweit gesetzliche Regelung“, sagte Niedersachsen SPD-Spitzenkandidat der Tageszeitung „Die Welt“ vom Samstag. Außer medizinischen Pflichtvorsorgeuntersuchungen gehörten zur Problemlösung auch eine angemessene Personalausstattung der Jugendbehörden. Ferner sei ein „nachbarschaftliches Hingucken“ der Bürger erforderlich.

Der großen Koalition in Berlin warf Jüttner vor, „noch zu wenig gegen die dramatisch gewachsene Kinderarmut zu tun“. Durch die Hartz-Reformen sei das Problem erst wahrnehmbar geworden. „Jetzt sehen wir, wie viele Kinder in Familien leben, die von Sozialtransfers abhängig sind. Wir sind kinderarm, aber reich an armen Kindern“, sagte Jüttner.
jba/ddp/AFP/dpa
http://www.focus.de/panorama/welt/lea-sophie_aid_145239.html

Re: Jugendamt Schwerin: Fünfjähriges Mädchen

Andacht für Lea-Sophie: Jugendamt in der Kritik

(dpa) | 24.11.2007, 20:46

Schwerin. Gedenken an die kleine Lea-Sophie: Etwa zweihundert Menschen haben am Samstagabend in einem Gottesdienst in Schwerin an das verhungerte fünfjährige Mädchen erinnert.

Auch die Stadtspitze und Mecklenburg-Vorpommerns Ministerpräsident Harald Ringstorff (SPD) waren in das evangelische Gotteshaus im Stadtteil Lankow gekommen, wo das Mädchen mit ihrer Familie wohnte. Die städtischen Behörden waren auch von hochrangigen Politikern scharf kritisiert worden, weil das Jugendamt bereits vor dem Tod von Lea- Sophie über Probleme in der Familie informiert war. Das Mädchen war am vergangenen Dienstag gestorben. Laut Staatsanwaltschaft hatten die Eltern das Kind monatelang nicht versorgt. Der 26-jährige Vater und die 23-jährige Mutter sitzen in Untersuchungshaft.

Oberbürgermeister Norbert Claussen (CDU) zeigte sich nach der Andacht betroffen: «Es sind viele Menschen wütend, und ich habe viele Tränen gesehen.» Es sei aber wichtig, nicht einen Schuldigen zu suchen, sondern zu erreichen, dass alle Menschen wieder mehr aufeinander achten. Claussen appellierte, nicht leichtfertig in dem Fall Lea-Sophie zu urteilen. «Wenn da nichts vorzuwerfen ist, dann kann ich auch nichts vorwerfen», betonte er.

Während der Andacht hatte der Geschäftsführer der Evangelischen Jugend, Thomas Ruppenthal, Kritik an den Kürzungen in der Kinder- und Jugendpolitik geübt. «Alle haben es gewusst», sagte Ruppenthal, der auch Mitglied im Jugendhilfeausschuss der Stadt ist. Das Wort Betroffenheit habe derzeit «Hochkonjunktur». Er forderte «weniger politisches und soziales Geschachere, damit das Bestmögliche für Kinder und Jugendliche» erreicht werden könne.

Bundesfamilienministerin Ursula von der Leyen (CDU) sagte der «Hannoverschen Allgemeinen Zeitung»: «Ich kann mir nicht vorstellen, dass das Jugendamt vorschriftsmäßig gehandelt hat.» Die Eltern Lea- Sophies seien als auffällig bekannt gewesen. Da hätte man nachhaken müssen. Auch Mecklenburg-Vorpommerns Sozialminister Erwin Sellering (SPD) kritisierte das Vorgehen der städtischen Behörden. «Wenn das Jugendamt zweimal Kontakt mit einer Familie hatte und anschließend ist ein Kind tot - da kann man nicht sagen, man habe alles richtig gemacht», sagte Sellering am Samstag.

Jetzt solle der Schweriner Oberbürgermeister einen vernünftigen Untersuchungsbericht vorlegen, der Grundlage weiterer Aufklärung sein müsse. So ein Fall müsse auch Konsequenzen nach sich ziehen. Damit kritisierte Sellering vor allem Äußerungen der Stadt, denen zufolge dem Jugendamt keine Fehler vorgehalten wurden. «Hier muss man sich doch fragen, wo hätte ich eingreifen, wie hätte das Kind gerettet werden können», sagte der Minister.

Von der Leyen beklagte eine mangelnde Verzahnung von Gesundheitsvorsorge und Jugendhilfe und sprach sich für verbindliche Vorsorgeuntersuchungen aus. Komme eine Familie der Einladung zu einem Untersuchungstermin nicht nach, müsse sich das Jugendamt einschalten. «Wir müssen alles tun, Familien in kritischen Situationen ausfindig zu machen, und wir dürfen sie nicht aus den Augen verlieren», sagte die Ministerin. Im Gespräch mit dem Audio-Dienst der dpa hatte die Ministerin Länder gelobt, die «zügig und unideologisch» ein verbindliches Einladewesen zu Vorsorgeuntersuchungen geschaffen hätten. Eine bundesweite Pflichtuntersuchung hält sie jedoch für «verfassungsmäßig sehr fragwürdig».

http://www.aachener-zeitung.de/sixcms/detail.php?template=az_detail&id=357170&_wo=News:Vermischtes&_g=Tod-von-Lea-Sophie:-Jugendamt-im-Zentrum-der-Kritik