A David Caruso Tribute - FanFiction

Another year has gone by

Re: Another year has gone by

@Flymoon: Ich glaube auch nicht, daß ein Gespräch an dieser Stelle was gebracht hätte. Aber zumindestens war von John schon mal der Ansatz eines Gedanken daran da. Und Andy? Bringt mich selbst immer wieder zum Lachen. So ein hartgesottener Cop, eifrig und auch standfest....und dann kommt seine Freundin und schafft es den armen Kerl so zu verunsichern.

@Eve: arbeite nicht so viel!

 

 

Also, weiter geht es mit dem nächsten Akt dieses Dramas.

 

 

Fragen über Fragen

 

„Hast du was dagegen, wenn ich mit dir bei deinem Besuch bei Diabolo Gesellschaft leiste?“, mischte sich Andy in seine Überlegungen ein. Worauf John nur den Kopf schütteln konnte. Nicht über das Einmischen seiner Gedanken, sondern wie sein Partner auf die Idee kommen konnte, überhaupt nachzufragen. Andy wußte doch, daß er ihn jederzeit begleiten konnte und ehrlich gesagt war John sogar froh, wenn sein Partner ihm Gesellschaft leistete. In einem Gefängnis gab es immer viel zu sehen und zu hören was zwischen den Zeilen erzählt wurde, so daß man schnell etwas nicht mitbekam.

„Nein, natürlich nicht. Zwei paar Ohren hören immer besser als nur ein Paar. Aber hatte Fancy nicht gesagt, daß Martinez auf der Suche nach dir ist?“ Andy nickte. „Ja, das hat er. Allerdings frage ich mich, wo unser kleiner Puertoricaner mich sucht, ich war doch die ganze Zeit hier oben.“ „Bis auf die halbe Stunde, wo du dringend deine Doughnuts besorgen mußtest“, grinste John Andy von der Seite her an. „Ich war unterzuckert!“, rechtfertigte Andy sich entrüstet, während er John zu ihren Schreibtischen folgte. „Wenn ich nichts gegessen hätte, dann wäre ich auf der Stelle umgekippt! Und das wäre sehr gefährlich geworden. Schau doch mal wie eng hier die Tische stehen, ich hätte mir ernsthaft weh tun können. Oder noch schlimmer ich hätte jemand mit zu Boden reißen können und dann hätte ich noch eine Anzeige wegen Körperverletzung am Hals gehabt!“ John konnte nicht anders als bei dieser Vorstellung vor sich hin zu grinsen. Wenn es ums Essen ging, hatte Andy immer eine Ausrede parat. „Sicher!“, lächelte er fröhlich, wurde aber sofort wieder ein wenig ernster.

 „Paß auf, Andy. Ich mache dir einen Vorschlag. Du suchst Martinez und ich werde in der Zwischenzeit mit Medavoy unserem Mann hier einen Besuch abstatten.“ Er klopfte mit dem Knöchelt seines Zeigefingers auf den Umschlag mit dem Durchsuchungsbefehl, den er gerade auf den Schreibtisch geworfen hatte. „Danach fahren wir beide ins San Quentin Gefängnis. Was hältst du davon?“

„Klingt gut“, stimmte Andy mit einem Nicken zu. „Ich glaube das mit Martinez dauert nicht so lange. Was meinst du wie lange du brauchen wirst?“ John zuckte mit den Schultern. Er wußte es nicht. Manchmal ging so was ganz schnell, aber manchmal konnte sich das auch einen ganzen Tag hinziehen. „Keine Ahnung. Eigentlich wirkte der Typ ziemlich kooperativ…“ Bis auf die Tatsache, daß er sie nicht in die Wohnung gelassen hatte. „es könnte also auch bei mir recht schnell gehen.“ Könnte.

„Ok. Ich sehe zu was ich machen kann.“ Andy schnappte sich sein Jackett von der Stuhllehne und wandte sich zum gehen. „Bis später! Und benimm dich!“

 

 

 

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Tatsächlich dauerte Andys Einsatz um einiges länger, als John für seine Durchsuchung der Wohnung brauchte und der anschließenden Vernehmung. Schon längst hatte er sich die Akte von Frankie Wehle wieder zur Hand genommen und blätterte in ihr, als Martinez als erstes wieder in den Räumlichkeiten der Detectives auftauchte. Zielstrebig kam er zu John an den Platz. „Hey John!“, begrüßte er ihn und ließ sich dann erschöpft auf Andys Platz fallen. „Man, das war vielleicht ein Typ….“ John sagte nichts, aber er lächelte und wartete ganz offensichtlich, daß Martinez fortfahren würde. Aber dieser winkte nur ab. „Nichts was es sich lohnen würde zu erzählen. Einfach nur anstrengend und durch geknallt.“ Seufzend streckte er die Beine von sich und rutschte in Andys Stuhl ein Stück hinunter in eine bequeme Position. „Ich soll dir von Andy ausrichten, daß er gleich nach kommt. Er muß noch was besorgen. Bestimmt für sein Abendessen mit Sylvia“, zwinkerte der Puertoricaner John über den Schreibtisch hinweg an. „Vermutlich“, grinste John zurück und sah schnell zur Tür, ob sein Partner nicht doch unvermutet in ihr stand. Aber bei Donna am Empfangsbereich stand nur ein einsamer Herr und wartete darauf, daß sie ihm den Zettel reichte auf dem sie schrieb. „Warum tut sich Andy eigentlich so schwer damit zuzugeben, daß er mit Sylvia zusammen ist?“, wollte James wissen. Er sah selbst für einen Moment zur Tür, sah aber genauso wenig wie John Andy. „Das kann viele Gründe haben“, antwortete John ihm wage. „Aber egal ob es gute Gründe sind oder nicht, wenn er nicht bald was dagegen unternimmt, ist Sylvia weg.“ „Meinst du?“ John nickte. „Ganz bestimmt.“ „Na dann können wir nur hoffen, daß das Osteressen nächsten Sonntag ihn ein wenig zur Vernunft bringt. Ist das die Diabolo Akte?“ James deutete auf die braune Mappe, die vor John auf dem Tisch lag und beugte sich dann vor um einen besseren Blick auf sie zu werfen. „Ja. Andy und ich wollen gleich ins San Quentin und uns nochmal ein wenig umhören. Und da dachte ich das ich die Zeit bis ihr kommt, am sinnvollsten nutzen, wenn ich mir noch mal einen Überblick verschaffe.“ Ungefähr zum fünften Mal. Aber wie auch schon so oft zuvor, befriedigte ihn der Inhalt nicht. Zu viele Dinge die nicht in ihr standen. Ein zu lässigen Frankie Wehle bei den Verhören, zu wenig was er erzählt hat. Eine Verhandlung die so reibungslos verlaufen war, daß man sich nur fragen konnte warum. Einen Anwalt zur Verteidigung, der sowohl Andys Freundin, sowie auch Laurie stutzig gemacht hat. Nein, diese Akte gefiel ihm, trotz der Zeit wo er sie das letzte Mal gelesen, hatte immer noch nicht.

„Der Fall war wirklich merkwürdig“, bemerkte auch Martinez. Auch er hatte ihn nicht besonders gut in Erinnerung und das lag nicht nur an der Undercover Aktion. „Willst du ihn noch mal aufrollen?“ „Ich weiß nicht. Es gibt keine Hinweise dafür, daß sich was an der Sachlage geändert hat. Keine Freunde, keine Bekannten….“ John zuckte mit den Schultern. „Wo will man denn da nachhaken? Es gibt ja keinen Ansatz!“ James ließ sich in seinen Stuhl wieder zurück fallen und beobachtete den Raum, ohne ihn wirklich zu sehen. „Was ist mit seiner Mutter? Als ich mit Stevens bei ihr war, hatte ich schon das Gefühl, daß sie nicht alles erzählt hat.“ Sein Mundwinkel zuckte kurz. „Aber wir hatten damals nicht mehr aus ihr heraus bekommen können. Vielleicht schaffst du es ja mit deinem Charme und einen guten Manieren ihr etwas zu entlocken.“ „Oder Andy“, überlegte John, der diese Sprüche schon langsam nicht mehr hören konnte. „Oder Andy“, stimmte Martinez zu und zog über den Tisch hinweg Frankie Wehles Akte zu sich hin. Dann blätterte er eine Weile in ihr, bis er gefunden hatte wonach er suchte. „Hier ist die Adresse.“ Er schob den Ordner wieder zu John zurück. „Der Vater ist übrigens verstorben.“ „Ja, ich meine mich zu erinnern, daß ich so was gelesen habe.“ Seine Augen suchten den entsprechenden Abschnitt von Stevens Bericht und überflogen ihn dann noch einmal flüchtig. Ach ja, das war es gewesen.

„Wir können sie ja nochmal besuchen gehen, nachdem wir bei Diabolo waren“, entschied John. Was konnte daran schon schief gehen. Vielleicht hatte sie doch ein paar neue Informationen für sie, mit denen sie heute mehr anfangen konnten.

„Tut das“, lächelte Martinez und erhob sich von Andys Stuhl. „Ich werde mich jetzt erst einmal um meinen Schreibkram kümmern gehen. Sagt mir Bescheid, was dabei heraus gekommen ist!“ John nickte. „Mach ich.“

 

Es dauerte noch eine weitere halbe Stunde bis Andy im Revier auftauchte und es dauerte daraufhin noch eine weitere Stunde bis sie endlich im San Quentin Gefängnis angekommen waren. Vier Uhr war nun wirklich nicht die glücklichste aller Zeiten um sich durch den New Yorker Stadtverkehr zu schlängeln. Und so kam es, daß es fast vier Uhr war, bis Andy und John an ihrem Ziel angekommen waren.

Jetzt standen sie in dem Büro von Mr. Ford, dem Direktor der Anstalt, und warteten, daß er endlich Zeit für sie hatte.

John stand am Fenster, von dem er einen wunderbaren Blick auf den Hof hinaus hatte, wo ein Teil der Gefangenen ihre Zeit verbrachten.

Hohe Mauern grenzten das Gebiet ein, versetzt mit Stacheldrahtzaun und in den Ecken von noch höheren Wachtürmen geziert. Der Hof selbst war im Besten Fall langweilig zu nennen. Ein paar Steinbänke und ein Basketballfeld, auf dem sich zur Zeit ein paar von den Insassen die Zeit vertrieben. Doch ohne jede sportliche Begeisterung für das Spiel, sondern eher um die Zeit bis zum Essen tot zuschlagen. Der andere Teil der Gefangenen stand in kleinen Gruppen beieinander oder saßen auf dem Betonboden. Redeten, rauchten oder hörten einfach nur zu. Johns Augen suchten nach dem schmierigen Haar von Frankie Wehle und fanden es sogar. Er saß abseits von allen auf den Boden und hatte den Rücken an die Mauer hinter ihm gelehnt. Seine Augen waren geschlossen und das Gesicht war in den Himmel gestreckt. Doch es war keine Sonne mehr zu sehen, die sein Gesicht hätte bräunen können. Sie lag verborgen hinter dichten Quellwolken.

Hinter John schritt Andy ungeduldig in dem Raum auf und ab. Er wollte nicht mehr warten, er wollte was tun. Er wollte Gespräche führen und Erkundigungen einziehen. Und er wollte vor allen Dingen nicht das ganze davon abhängig machen müssen, daß ein gewisser Herr sich endlich in sein Büro bequemen würde.

Die Tür öffnete sich und ein Mann von knappen sechzig Jahren kam in das Büro hinein. Sein Haar war einer halben Glatze gewichen und wurde nun über die kahlen Stellen sorgfältig gekämmt, um den Verlust des Haares zu kaschieren. So ein Unsinn, dachte Andy. Im Grunde genommen machte diese Arte das Haar zu tragen die ganze Sache nur noch schlimmer. Ansonsten machte der Mann einen sehr gepflegten und seriösen Eindruck. Der Anzug im dunklen grau, die Füße in schwarz polierten Schuhen. Aber der Händedruck, der John und Andy begrüßte war weich und nachgiebig.

„Direktor Ford.“ Andy war der ersten der dem Herrn die Hand reichte und während John es ihm gleich tat, wischte er sich im Schutzes seines Körpers die Hand wieder an seiner Hose ab. Diese schlammigen Begrüßungen fand er persönlich einfach nur widerlich. „Detective Sippowitz, Detective Kelly…“ Auch John kam in den fraglichen Genusses eines weichen Händedrucks, konnte sich aber im Gegensatz zu Andy beherrschen sich die Hand nicht an der Hose abzuwischen. Aber Andy, der hinter John stand, sah die aufgestellten Härchen in seinem Nacken. „Danke, daß sie sich Zeit für uns genommen haben, Direktor“, begrüßte John den Mann vor sich. „Ich weiß, daß war eine sehr kurzfristige Entscheidung von uns sie hier zu besuchen und um so dankbarer sind wir, daß sie ein wenig von ihrer Zeit erübrigen konnten.“ Ob Mr. Ford auffiel, wieviel Honig John da gerade verschmierte? Andy wußte es nicht zu sagen, aber sein Gesichtsausdruck blieb so neutral wie der von John. „Es ist mir immer ein Vergnügen, wenn ich der Polizei von New York helfen kann.“ Und der Honig floß zurück. Verbindliche Lächeleinheiten wurden ausgetauscht, dann entschloß sich Andy die Sache mit dem Schleim zu beenden und statt dessen Nägel mit Knöpfen zu machen.

Er stand nun an dem Fenster, wo noch vor kurzem John gestanden hatte, sah aber nicht heraus, sondern lehnte sich nur gegen das Brett.

„Direktor Ford, wir sind hier, weil wir gerne mit den Wächtern von Frankie Wehle reden wollen, genauso wie mit ein paar von seinen Freunden hier und dem Mann persönlich.“ In Johns Gesicht bewegte sich nichts, aber in dem von Mr. Ford trat ein erstaunter Ausdruck. „Ich habe doch schon Mrs. Abandando erzählt, daß Mr. Wehle nicht mit ihnen reden möchte.“ „Nein“, berichtigte ihn Andy und zollte doch insgeheim den Mann seinen Respekt, daß er sich noch an den Namen von Donna erinnern konnte. Abandando gehörte nicht gerade zu den geläufigsten und schon gar nicht zu der Sorte die leicht im Gedächtnis haften blieb. Dennoch ließ er sich nicht in seiner Argumentation irritieren. „Mr. Wehle hat gesagt, daß er nicht mit Detective Kelly reden möchte. Aber nun bin ich hier und ich will mit ihm reden!“ Der letzte Teil war mit soviel Nachdruck von Andy gesprochen worden, daß es unmißverständlich klar war, daß er sich mit einem Nein nicht zufrieden geben würde. Mr. Ford aber war irritiert und sah von Andy zu John, der aufrecht und gerade an der gleichen Stelle stand zuvor. Nur das seine Körpersprache, die gleiche Unnachgiebigkeit zum Ausdruck brachte, wie Andys Tonlage. Freundlich lächelte er Mr. Ford an, hielt aber den Blick unnachgiebig in seine Augen gerichtet. Blauer Stahl unter rotem Haar.

Direktor Ford war jedoch nicht bereit zu schnell nachzugeben. „Was bringt es ihnen, wenn ich sie zu Mr. Wehle bringen lasse? Wenn er nicht mit Detective Kelly reden möchte, dann wird er bei ihnen keine Ausnahme machen.“ „Das ist meine Sorge, Mr. Ford. Und keine über die sie sich Gedanken machen müssen. Sorgen sie nur dafür, daß er in einen separaten Raum geführt wird, wo ich ungestört mit ihm reden kann.“ John mußte nicht zu Andy schauen um zu wissen, daß dieser nun seine Arme vor der Brust gefaltete hatte und den Direktor des Gefängnisses mit einem Lächeln bedachte, daß seine Zähne zeigte. Ford sah wieder von Andy zu John und beschloß der Bitte, die keine war, nach zu kommen. Mit wenigen Schritten war er bei sich am Telefon, wählte eine Nummer und sprach kurz in den Hörer. Drei Männer forderte er an. Einen um Diabolo holen zu lassen, einen um Andy zu führen und einen für John. „Danke Sir.“ Andy war nun wieder die Höflichkeit in Person. „Wir wollen sie auch nicht weiter stören, und werden auf dem Gang warten.“ Andy trat von dem Fensterbrett wieder auf Ford zu und reichte ihm mit einem kaum sichtbaren Zögern die Hand. „Es war nett sie kennenzulernen.“ Er nickte John zu und forderte ihn ohne Worte auf ihm zu folgen. Und John, gut erzogen von seinem ehemaligen Lehrer, folgte ihm nach einer flüchtigen Verabschiedung von Mr. Ford aus dem Büro.

 

„Meinst du ernsthaft es bringt was, wenn du mit Diabolo redest?“ John und Andy waren ein Stück weit den langen Gang hinunter gegangen und warteten an einem der Fenster auf das erscheinen der beiden Männer die sich ihrer annehmen wollten. Auch von diesem Fenster hatten sie einen Blick auf den Hof. „Nein, wahrscheinlich nicht“, gab Andy John recht. „Aber einen Versuch ist es auf jeden Fall wert.“ Er seufzte kurz auf und sah sich in dem langen Flur nach etwaigen ungebetenen Zuhörern um. Doch sie waren allein. Dieser Flügel wurde augenscheinlich nur von dem Direktor und seinem direkten Personal benutzt. „Der Kerl war mir einfach unsympathisch“, gab er dann zu. „Er hatte so etwas an sich, daß ich einfach nur widersprechen wollte.“ „Und das du mit Diabolo reden wolltest, ist dir wahrscheinlich nur so heraus gerutscht.“ „Ähm, ja.“ Andy grinste John verlegen von der Seite her an. „Schau mich nicht so an“, forderte Andy John auf, der sich aber zu dem Fenster umdrehte und wieder Auf den Hof sah. Wieder hatte er den schwarzen Haarschopf von Diabolo sofort ausgemacht.  „Die Sache mit dem Osteressen macht mich völlig fertig. Ich weiß schon gar nicht mehr wo mir der Kopf steht. Und du warst mir vorhin auch nicht gerade eine tolle Hilfe“, setzte er noch hinzu und sah John anklagend von der Seite her an. Aber John ging gar nicht auf Andys Tirade ein, sondern deutete statt dessen mit dem Finger aus dem Fenster, zu dem Platz wo ihr Freund saß. „Schau ihn dir an.“ Andy trat zu seinem Partner ans Fenster und versuchte auszumachen auf was Johns Finger zeigte. „Dort drüben sitzt Diabolo. An der Mauer. Der mit den schwarzen Haaren.“ „Ich weiß wie er aussieht“, murmelte Andy und entdeckte den Killer der so kaltblütig einen tapferen Mann erschossen hatte. „Ich sehe ihn. Was ist mit ihm?“ „Schau ihn dir genau an, Andy. Fällt dir nichts an ihm auf?“ Andy kniff nun die Augen zusammen um Diabolo genauer zu betrachten. „Nein. Dir?“ „Nun, ich würde sagen, daß er zumindestens bekifft ist.“ „Unsinn, das kannst du doch von hier aus nicht sehen“, widersprach Andy sofort. Diabolo saß so weit von ihnen weg, daß er noch nicht einmal seine Augenfarbe sehen konnte – geschweige denn ob sie klar waren oder nicht. John zuckte mit den Schultern. Er war sich sicher, daß er sich nicht irrte – irgend etwas an Diabolo sagte ihm, daß er sich nicht täuschte.

 

Re: Another year has gone by

hey, ich bin nun auch wieder da und musste feststellen, dass ich ein Kapitel verpasst hatte.
So, da hatte ich heute gleich 2 zum Lesen und das alles dominierende Ereignis ist das Osteressen.
Schön wie Du Andys Reaktionen auf die Liste beschrieben hast. Ich hab ihn geradezu Taschentuchwedelnd vor mir gesehen. *gg*
Schön dass er Laurie extra drauf angesprochen hat und sie sich in die Liste hat eintragen lassen und ich bin auf die weitere Entwicklung in SAchen Laurie und John gespannt.

LG Eve

Re: Another year has gone by

Und so nähert sich das ominöse Osteressen, grinz! Ich hoffe du läßt uns daran teilhaben, Chyio!!! 

Kann es kaum noch erwarten, mir bildlich vorzustellen wie Andy, der arme Kerl (woher kommt das nur das ich gerade denke....so arm ist er gar nicht?), schweißgebadet an diesem Abend vor seinen Gästen stehen wird! 

Und was aus Diabolo wird...Spannung!!!

LG Flymoon





Danke Chris!!!

"Fort sind all die schönen Stunden, mit meinem verschwund'nen Schatz verschwunden, denn ein tödlicher Schatten fiel...."
--Horatio Alger--

Re: Another year has gone by

....und weil ich gestern Abend zu lange fürs Ändern gebraucht habe und ich heute morgen wegen Systemwartung nicht ins Forum gekommen bin, gibt es leider erst jetzt die zweite Hälfte des Kapitels

@Eve: na irgend jemand mußte doch Laurie dazu bringen sich auf der Liste einzutragen! Ich nehme mal nicht an, daß sie bei dem Streß mit John, daß freiwillig getan hätte. Und wenn nicht Andy mit seiner manchmal etwas tolpatschigen Art, wer dann?

@Flymoon: Natürlich laß ich Euch daran teilhaben....aber das dauert noch ein wenig. Sagen wir mal so, es gibt schon eine Grundfassung von dem Essen und Andy.... doch da ich ja noch immer fleißig am ändern bin – wer weiß, was da noch alles bei ihm passieren wird! Aber mir tut er schon ein wenig leid – auch wenn er es verdient hat.

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Fragen über Fragen – 2

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„Detective Sippowitz, Detective Kelly?“ „Ja?“, es war John der antwortete, aber es waren beide, die sich zu den beiden Männern  umdrehten, die durch den langen Gang gerade auf sie hinzu gekommen waren. Zwei Männer gekleidet wie Zwillinge in den Uniformen der Aufseher hier im Gefängnis. Eine graue Hose, eine graue Jacke. Ein blaues Hemd mit dem obligatorischen dunkelblauen Schlips. Sylvia hätte ihre helle Freude über diese Farbauswahl gehabt, dachte Andy. Sein Blick wanderte weiter zu den Schlagstöcken an ihren Gürteln. So harmlos sahen sie in ihrem schwarzen Hartgummi aus, doch richtig und mit Kraft eingesetzt, konnten sie einen Mann – oder Frau – ohne Probleme in die Knie zwingen. Andy bevorzugte da lieber die Pistole, die er leider bei ihrem Eintreffen am Empfang hatte abgeben müssen. Ohne sie fühlte er sich nackt, war es doch gewohnt sie im Dienst zu tragen und im Notfall zur Hand zu haben. Nun aber mußte er sich auf die Waffen der Wächter verlassen, wenn er mit Diabolo sprach.

Als Andy aus den Augenwinkeln einen Blick aus dem Fenster zu seiner Seite warf, konnte er sehen, daß ein weiterer Aufseher zu Diabolo getreten war. Kurz sprachen sie miteinander, dann erhob sich der Mann in seinem orangen Sträflingsanzug aus der sitzenden Position am Boden, stellte sich vor dem Wächter auf und hielt ihm ohne mit der Wimper zu zucken die Hände hin, so daß der Wärter ihn ohne Probleme die Handschellen anlegen konnte. Seine Kameraden, die unweit von ihm in ihre eigenen Gespräche vertieft waren, hatten nur einen flüchtigen Blick für die beiden übrig. Solche Handlungen waren hier in der Anstalt an der Tagesordnung und es gab keinen von ihnen, der nicht selbst einmal so vom Hof geführt worden war. Andys Blick folgte den beiden Männern wie sie den Hof überquerten und dann aus Andys Sichtfeld verschwanden, als sie das Gebäude betraten. Nicht länger als eine Minute hatte er seine Aufmerksamkeit von den Wächtern nach draußen verlagert und als er sich wieder zu den beiden umdrehte, standen sie noch genauso stramm und steif da wie noch in der Minute zuvor. Der rechtere der beiden, der mit der langen Nase, betrachtete Andy mit ernsten Blick. Andy schätze, daß er vielleicht Anfang dreißig war. Nicht älter, eher jünger wenn er sich die nicht vorhanden Fältchen an seinen Augen besah. Aber sein Blick war stolz und hochmütig. Ganz eindeutig hielt er Andy und John für Eindringlinge in seinen Arbeitsbereich und schien nicht bereit einen von beiden das vergessen zu lassen. Still seufzte Andy in sich hinein und warf dann einen kurzen Blick zu John. Frischlinge, schien sein Blick zu sagen, und John, der seine Augenbraue nur einen winzigen Millimeter hob, schaffte es trotzdem Andy wortlos eine Nachricht zukommen zu lassen. Das ist Deiner!

Und John täuschte sich nicht. Es war wirklich der Wächter mit der langen Nase, der sich an Andy wandte. „Direktor Ford hat mich beauftragt sie zu dem Verhörraum zu bringen. Mr. Wehle wird auch in wenigen Minuten dort sein. Wenn sie mir bitte folgen wollen?“ Ohne eine Antwort von Andy abzuwarten, drehte er sich auf dem Absatz um und schritt mit solch ausgreifenden Schritten den Flur hinunter, daß Andy auch Schwierigkeiten gehabt hätte zu folgen, wenn er direkt neben ihm gelaufen wäre. Ein knapp zwei Meter großer Mensch hatte einfach eine ganz andere Schrittlänge als Andy der gerade mal die eins fünfundsiebzig knapp überschritten hatte. Noch einmal sah sich Andy zu John um, und versuchte nicht einmal den Spott um seine Lippen von dem zweiten Aufseher zu verbergen. „Na das kann ja heiter werden“, murmelte er leise zu ihm. „Stell dir vor das wäre Sylvia“, riet ihm John flüsternd. „Und du könntest ihr sagen, was du von dem Essen an Sonntag hältst.“ „Ha!“ Mehr brauchte es nicht um den Ansporn in Andy zu wecken. Mit Schritten die zwar nicht so groß wie die von dem Aufseher vor ihm waren, aber sehr viel entschlossener und sehr viel schneller, holte er den Hünen ohne Probleme wieder ein.

Mit den Händen in den Hosentaschen sah John seinem Partner grinsend nach. Unterschätze niemals Andy, dachte er. Vor allem Dingen nicht, wenn ihm eine Frau im Nacken sitzt. Er drehte sich wieder zu seinem Mann um, aber dessen Gesichtsausdruck folgte noch mit Verblüffung dem ungleichen Paar, das nun gemeinsam den Gang hinunter stürmte. Einen stummer Machtkampf austragend, den nur der Wächter gewinnen konnte, weil er wußte wo es hin ging. „Probleme mit seiner Freundin“, griente John den Wächter frech an. Wer weiß, vielleicht würde er ja mit Humor das Eis zwischen ihnen brechen. Ein Plan der offensichtlich auch sogleich Früchte trug. „Es sind immer die Frauen“, grinste er zu John, „die uns die Flucht ergreifen lassen.“ „Oder aber ein schlecht gelaunter Chef“, gab John zu bedenken und bekam auch dafür ein Grinsen. Aber in Anbetracht der Tatsache, daß sie sich nicht besonders weit weg von dem Büro seines Chefs befanden, schwieg er zu John Zusatz.

„Gibt es hier eine Raum, wo wir uns ungestört unterhalten können?“, fragte John und deutete stumm mit dem Kopf zu der Bürotür des Direktors. Er hätte schwören können, daß der Mann mit dem Ohr an der Tür klebte, um ja nicht den Überblick über sein Gefängnis zu verlieren. Oder aber er hatte Überwachungskameras in dem Gang installieren lassen. Unauffällig ließ John den Blick über die Decke gleiten. Und wirklich, dort ganz offen zu sehen für jedermann der sich die Mühe machte den Blick zu heben, gab es vier Stück. Gut verteilt, um jeden noch so geheimen Winkel des Ganges unter Kontrolle zu haben. Was war das nur für ein Mann, dachte John. Dies war ein privater Flur, der für keinen Außenstehenden zu erreichen war. Was gab es hier schon zu beobachten? Unerwünschter Besuch, gab er sich selbst die Antwort. Die grauen Augen des zweiten Wächters waren denen von John gefolgt und sahen nun ebenfalls unauffällig zu den Kameras. „Ja, wir haben einen Aufenthaltsraum, der um diese Uhrzeit eigentlich leer sein müßte“, antwortete er ihm. Doch als er den Blick wieder auf John richtete, lag eine unmißverständliche Warnung in ihm. Auch dort würde es Kameras geben. Wenn er also Fragen stellen wollte, die nicht gleich bis ganz nach oben gehen sollten, dann war das nicht der richtige Ort dafür.

John wußte nicht warum er dem Direktor gegenüber mißtrauisch war, aber was ihn noch mehr verwunderte war die Tatsache, daß dieser Wächter es auch war. Für ihn war es das Verhalten des Mannes gewesen. Ford hatte nicht gewollt, daß irgend jemand mit Diabolo sprach. Alles an ihm hatte es ausgesagt. Alle außer seinen Augen, die Verwirrung wieder gespiegelt hatten. Gespielte? Doch sein Körper war bei Andys nachdrücklicher Bitte steif geworden  und auch das gut sitzende Jackett hatte nicht verbergen können, daß die Arme unter dem Jackett sich anspannten. John vermutete, daß er die Hände auf dem Rücken fest ineinander preßte. Warum? Und warum, teilte dieser Wächter sein Mißtrauen?

„Dann lassen sie uns doch dorthin gehen“, lächelte John. Freundlich. Mit fragenden Blick. Und hoffte dabei, daß der Mann vor ihm ihn auch ohne Worte verstand. Stumm nickte dieser und führte John dann den Gang entlang, den erst vor ein paar Minuten Andy und sein Begleiter entlang gestürmt waren. „Wie heißen sie?“ Der Anfang einer belanglosen Konversation für die Augen der Kamera. „Alan Minor.“

Alan Minor war nicht so groß wie sein Kollege, seine Größe entsprach in etwas der von John. Aber er war älter als er. Was in dem Fall vielleicht ein klarer Vorteil für John war. Ein junger Kollege hatte möglicherweise noch keinen Durchblick, war leicht zu beeinflussen und sah nur die Macht, welche ein Wächter über die Gefangenen hatte. Bei einem erfahrenen Mann sah die Sache schon etwas anders aus. Er konnte wissen, was hier vor sich ging, wenn er die Augen lang genug offen gehalten hatte. Er konnte aber im Laufe der Jahre auch abgestumpft sein und sich für die Dinge um sich herum nicht mehr interessieren. Abschätzend sah John Alan von der Seite her an. Zu welcher der beiden Sorten gehörte er?

Auf jeden Fall zu einer, der die Sprache ohne Worte kannte. Zielstrebig und ohne zu zögern führte er John die Treppe aus dem Bereich des Direktors hinab. Wandte sich dann nach links, wo er eines der Gitter die den Weg teilten mit seiner Keycard öffnete und brachte ihn dann durch einen weiteren Gang. Sie sahen alle gleich aus, dachte John. Kahle weiße Wände, weiße, fleckige Türen und wieder weiße Wände. Speckig von den Händen die sich an ihnen abgestützt hatten. Deprimierend eintönig.

„Jetzt können wir reden“, unterbrach Alan Minor ihn in abrupt in seinen Gedanken. „Hier gibt es zwar Kameras, aber sie sind ohne Ton konzipiert. Also was wollen sie wissen?“ Alan hielt den Blick weiter vor sich auf den Gang gerichtet. Vereinzelte Aufseher kamen an ihnen vorbei. Aber außer einem kurzen Nicken in Alans Richtung, zollten sie den Männern keine weitere Aufmerksamkeit. John war sich nicht ganz sicher, was die Frage war, die er vor den laufenden Kameras nicht stellen durfte. Er war einzig und allein von dem Instinkt nach einer mehr oder wenigen privaten Unterhaltung getrieben gewesen, als er Alan stumm gefragt hatte, wo sie ungestört reden konnten. Aber die Art und Weise wie Alan nun nachfragte, weckte in ihm den Verdacht, daß es doch mindestens eine Frage gab, die wirklich nicht für die Ohren von Direktor Ford bestimmt gewesen war. Großartig! Und welche war das? Er warf den Mann an seiner Seite einen schnellen Blick zu und hoffte, daß irgend etwas in seinem Gesicht ihm einen Anhaltspunkt auf diese Frage gab. Doch es war ruhig und unbewegt. Kein Muskel zuckte in ihm. Also blieb John nichts anderes übrig, als ganz von vorn anzufangen und zu hoffen, daß die Frage in seinem Katalog dabei war.

„Ich nehme mal an, daß sie einer der Wächter sind, die für Frankie Wehle verantwortlich sind?“ „Ja, Sir.“ Seine Antwort kam schnell und kurz. Knapp und mit dem Respekt, wie er John in seinem Rang zustand, der ihm aber bei der Auswahl der fragen auch nicht weiter half.

„Und wie lange sind sie schon einer seiner Wächter?“, fragte er weiter. „Seit er hier eingeliefert wurde.“ Wieder ein abwägendes Nicken von John. „Gehört Mr. Wehle zu einer der Gangs hier?“ „Nein, Sir.“ Kein Kopfschütteln unterstütze seine Worte, kein Zwinkern mit den Augen. „Sie lassen ihn in Ruhe?“ „Ja, Sir.“

Lautlos seufzte John auf. Das wurde hier keine sehr informative Unterhaltung. Die knappen Antworten des Mannes neben ihm, waren zwar korrekt, aber gaben John keinen Aufschluß über die wichtige Frage. Und es gab eine, John konnte es mit jeder Faser seines Herzens spüren. Verdammt. Konnte der Kerl ihm nicht wenigstens etwas behilflich sein? Hoffentlich hatte Andy mit Diabolo mehr Glück.

 „Es gab keine Annäherungsversuche an ihn?“ Nachdenklich schürzte John die Lippen und kniff die Augen dabei ein wenig zusammen. Keine Annäherungsversuche von den Altinsassen an einen Frischling waren ungewöhnlich, galten sie doch als Frischfleisch. Entweder ließ der Neue die Prozedur über sich ergehen, oder er wehrte sich. Aber in beiden Fällen würde es dem Personal hier auffallen. Um so gespannter war er auch Minors Antwort. „Nein, Sir. Soweit ich weiß, ist nichts dergleichen passiert.“ Das war zwar eine Antwort, die mehr als zwei Worte beherbergte, aber dennoch stimmte sie John nicht gerade zufrieden. Und sie brachte ihn auch keinen Schritt weiter, sondern warf nur neue Fragen auf. „Warum“, wollte er von Alan wissen und drehte sich mit dem Körper zu ihm um, während seine Füße ihn immer weiter trugen.

Sie hatten inzwischen den ruhigen Teil der Anstalt verlassen und kamen nun zu den Orten, wo die Häftlinge ihre Zellen hatten. Hier gab es wieder Kameras die einen Ton verzeichnete. Alans Blick in Richtung Decke, zeigte John das er sich auf ein anderes Thema konzentrieren sollte, bis sie den Bereich wieder verlassen hatten. Der Flur selbst war leer, kein Mensch hielt sich hier auf und so hallten die klicken ihrer Absätze laut vom Fußboden wieder. Ein anderes Thema, dachte John und spielte nachdenklich mit dem Kleingeld in seinen Hosentaschen. Eines das unmißverständlich war. Als ob er bisher etwas gefragt hatte, was nicht jeder hätte hören können. Mißmutig biß er sich auf die Lippe.

„Wie sieht die Beschäftigung von Mr. Wehle aus?“ John erinnerte sich an den Mann, der allein auf dem Hof saß und in den Himmel schaute. „Hat er irgendwelche Hobbys? Liest er?“

„Er liest viel, Sir.“ Das war ein großer Kaugummi auf den sie gerade herum kauten. „Ist er ein Einzelgänger?“ Das mochte John eigentlich nicht glauben, denn es paßte nicht in das Bild was er sich von ihm gemacht hatte. Oder doch? Immerhin hatte Diabolo ja seine Leute immer in diesen Spelunken auf getan. Und er war immer allein gewesen. Und er hatte sich immer neue Spielgefährten gesucht.

„Nein“, antwortete ihm Alan Minor langsam und bedächtig, „ein Einzelgänger ist er nicht gerade. Er ist zwar oft für sich allein, aber er hat auch ein paar Freunde hier.“ Wunderbar, endlich mal ein Ansatzpunkt! Wenn er schon nicht auf die Frage kam, die von ihm erwartet wurde, dann konnte er zu mindestens mit seinen Freunden reden. Vielleicht konnten sie ihm weiter helfen. Mit sichtlicher Begeisterung folgt er Alan Minor einen anderen Gang entlang. Alle Gefängnisse sahen gleich aus, befand er, während er den Blick flüchtig über die Wände und Türen zu seiner Seite gleiten ließ. Verschlossene Türen, Metallgitter, welche die einzelnen Sicherheitsbereiche voneinander trennte und kahle Wände. Personal, das eilig von einem Ort zum anderen lief und mit ihren Waffen und Schlagstöcken aufs Beste ausgerüstet waren.

„Ich möchte auch gerne mit diesen Freunden sprechen“, informierte John Alan und blieb mit ihm vor einem dieser Metallgitter sehen. Der Aufseher zog ein weißes Plastikkärtchen an einer Sicherheitskette aus einer seiner Taschen hervor und führte es durch den entsprechenden Schlitz des Kastens an der Wand. Sofort öffnete sich das Gitter und die beiden Männer schritten hindurch. „Ja, Sir. Ich werde es veranlassen.“ Wieder ein Gang, der in seiner nerv tötender Eintönigkeit dem vorherigem glich.

„Danke. Zeigt Mr. Wehle eigentlich ein auffälliges Verhalten? Ist er laut, oder draufgängerisch? Eckt er schnell mit den anderen an?“, fragend sah John zu Minor neben sich und sah, wie dieser zum ersten mal auch seine Körpersprache mit zur Antwort benutzte. Er schüttelte den Kopf. „Nein, kein auffälliges Verhalten. Er ist ruhig, hält sich aus Streitigkeiten raus und hat auch keine Konfrontationen mit anderen Insassen.“

Also war Frankie Wehle das, was man einen Mustergefangenen nannte. Das konnte doch nicht sein. Der Mann, der sich in verrufenen Bars seine drogenabhängigen Leute für Überfälle gesucht hat. Dann nur selbst davor Wache stand und erst durch den Mord an dem Passanten gefaßt werden konnte? Der so kaltblütig andere für seine Zwecke einsetzt, hielt sich hier aus allem raus? Das paßt doch hinten und vorne nicht zusammen! Er rief sich wieder das Bild von Diabolo vor Augen, wie er auf dem Hof allein an der Mauer gesessen hatte. Er nimmt noch Drogen, hatte er Andy gegenüber gesagt. Unauffällig sah John wieder zu der einstmals weißen Decke, die nun im Laufe der Jahre gelb geworden war, zu den Kameras hinauf. Mit Ton oder ohne? „Ohne“, erriet Alan seine Gedanken. Und die Tatsache, daß er es laut aussprach, unterstütze diese Behauptung. Also gut, dann noch mal zu Frage eins, die Alan Minor ihm vorhin nicht beantwortet hatte, und dann geradewegs zu Frage zwei, wo er eine Bestätigung haben wollte. „Warum hat niemand sich an Frankie Wehle vergriffen, als er hier eingeliefert wurde?“, wollte er wissen. Und jetzt bekam er auch eine Antwort darauf – auch wenn es keine befriedigende war. „Das ist eine sehr gute Frage, Sir.“ John hätte schreien können. Konnte er denn nicht einmal was sagen das ihm weiter half? Gefrustet setzte John seine Schritte heftiger auf dem Boden als nötig auf. Schweigend lief er fünf Schritte weiter, blieb dann aber stehen. „Mr. Minor?“ Nachdem er den Namen des Wächters ausgesprochen hatte, schwieg er und wartete, daß dieser sich zu ihm umdrehte. Er wollte seine Augen sehen, wenn er ihm die zweite Frage stellte, die ihm auf der Zunge lag. Alan blieb bei dem Klang seines Namens ebenfalls stehen und drehte sich fragend zu John um. „Sir?“

„Nimmt Frankie Wehle irgendwelche Drogen? Raucht er Hasch oder wirft er ab und zu eine Pille ein?“ Spritzen konnte John wohl ausschließen, die Einstichpunkte in seinen Armen wären zu auffällig gewesen.

Zum ersten Mal seit ihrem Gespräch kam die Antwort von Alan Minor nicht wie aus der Pistole geschossen. Nachdenklich sah er John an und wippte auf seinen Fußspitzen vor und zurück. War das die Frage gewesen? Adrenalin baute sich in John auf und schoß aufgeregt durch die Blutbahnen seines Körpers. Drogenkonsum im Gefängnis hieß nämlich, daß es Lücken gab, oder korrupte Wächter. Und keines der beiden Dinge war als Vorteil für das Personal zu sehen. „Ja.“ Ein einfaches Wort, das doch so schwerwiegend in der Luft hing. Dann trat Alan eine Schritt auf John zu. „Aber ich weiß nicht von wem er sie hat“, sagte er leise und dämpfte damit sogleich Johns Hochgefühl wieder. Und dann fragte Alan noch leiser, verzog nicht die Lippen dabei, sprach nur durch die Zähne. „15.?“ Johns Augen antworteten auf diese fast stumme Frage, aber sein Mund sagte was ganz anderes. „Ich möchte gerne mit seinen Freunden reden, mit den anderen Wächtern und ich will mir die Besucherlisten ansehen.“ „Ja, Sir.“ Alan trat den Schritt wieder von John fort. „Wenn sie mir bitte folgen würden...“

Fragen über Fragen und über zwei Stunden später, war es John der als letztes aus dem Tor des Gefängnisses kam. Andy war schon vor geraumer Zeit von seinen Verhören zurück gekehrt. Nachdem er zuerst sein Gespräch mit Diabolo gehabt hatte, hatte er sich mit John die Arbeit geteilt. John hatte seine Befragung der Aufseher fortgesetzt und die Besucherliste eingesehen – Andy hatte sich um die wenigen Freunde von Frankie gekümmert. Jetzt war es nach sechs und beide waren erschöpft von dem Trist des Gefängnisalltages. Und beide hatten das Gefühl, daß sie nicht einen Schritt weiter gekommen waren. Fast keinen.

Im stillen Einverständnis fuhren sie zuerst von dem Gefängnis fort, bevor sie anfingen ihre Informationen bei einer Tasse Kaffee auszutauschen. Im Wagen, in einer Seitenstraße von ihrem Revier, wo keiner sie sehen oder hören konnte.

„Das Gespräch mit Diabolo war nicht sehr erfolgreich“, begann Andy zuerst seinen Bericht, nippte dann aber an dem heißen Kaffee, bevor er fortfuhr. „Der Kerl hat mich die ganze Zeit nur dämlich angelächelt, während ich versucht habe mir so viele Fragen wie möglich einfallen zu lassen, um ihn aus seiner Reserve hervor zu locken. Und weißt du was er die ganze Zeit nur gesagt hat?“, fragend drehte sich Andy auf dem Beifahrersitz zu John um, der ihn ebenfalls mit einem fragenden Blick ansah. Natürlich wußte er es nicht, aber er hatte so eine dumpfe Ahnung was Andy gleich sagen würde. „Ich soll mit seinem Anwalt sprechen, wenn ich irgendwelche Fragen habe!“ Andy pfiff abfällig durch die Zähne. „Wenn ich hätte mit seinem Anwalt reden wollen, dann wäre ich doch nicht zu ihm gekommen!“ „Hat er gar nichts erzählt?“ Andy schüttelte den Kopf. „Nein, nur gelächelt, sich in seinem Stuhl zurückgelehnt und mich schweigend betrachtet. Pffh…Was für eine Zeitverschwendung!“ Andy nippte wieder an seinem Kaffee, bevor er sich wieder John zuwandte. „Man könnte doch meinen das so ein paar Monate Gefängnis einen Mann zum sprechen bringen würde.“ John sah nachdenklich aus der Windschutzscheibe vor ihm. Die Quellwolken von vorhin, hatten sich zu Regenwolken gewandelt und tauchten schon jetzt New York in das triste grau des Abends.

„Ein paar Monate reichen da selten, das weißt du doch, Andy. Nach ein paar Jahren sieht die Sache da schon anders aus.“ „Aber weißt du was“, fuhr Andy fort, ohne auf Johns Worte zu achten. „Du hattest recht. Der Kerl nimmt noch Drogen. Seine Augen waren so bewölkt wie der Himmel da.“ Andy beugte sich nach vorn, um sich den Himmel genauer anzusehen. „Verdammt“, murmelte er. „Es wird doch nicht schon wieder anfangen zu regnen.“

„Ich weiß, daß er noch Drogen nimmt. Einer der Aufseher hat es mir erzählt.“ „Freiwillig?“, erstaunt sah Andy von der Windschutzscheibe zu John hin. „Ja.“ John trank einen Schluck von seinem abgekühlten Kaffee. „Aber er weiß nicht woher er sie hat!“ Spöttisch pfiff Andy abermals durch die Zähne. „Das wundert mich gar nicht. Aber wenn er dir davon erzählt hat, dann können wir wohl ausschließen, daß er Diabolo mit ihnen versorgt.“ Könnte man, mußte man aber auch nicht. „Wie sieht es mit seinen Freunden aus?“, fragte er statt dessen. Die ersten Tropfen klatschten leise auf die Scheibe auf. Andy schüttelte den Kopf. „Soweit ich es gesehen habe, sind sie sauber. Keine Dogen, keine bewölkte Augen, kein Nuscheln. Auf mich machen sie auch nicht den Eindruck, als ob sie was mit der Beschaffung zu tun haben könnten. Zu jung und zu naiv in ihren Benehmen.“ Andy zuckte achtlos mit den Schultern. „Zum Schmuggeln gehört schon ein wenig mehr.“ „Und was erzählen sie über unseren Freund?“, wollte John wissen. Er sah dem Regen zu, war aber mit seinen Ohren und seiner Aufmerksamkeit ganz bei Andy. „Wie möchtest du gerne die Beschreibung eines Engels hören?“, fragte Andy süffisant nach. „Frankie ist ja so ein netter Kerl, sagen sie. Aufmerksam, ruhig und sehr umgänglich.“ Nur schon bei der Zusammenfassung der Beschreibung verspürte Andy das Gefühl kotzen zu müssen. Der Kerl hatte ganz skrupellos einen Mann umgebracht – wie umgänglich war das denn? 

„Umgänglich?“ Auch John wollte seinen Ohren nicht trauen. „Umgänglich“, wiederholte Andy. „Und das war genau das Wort war der eine von ihnen benutzt hat. Wenn wir nicht aufpassen, dann entlassen sie den Kerl noch wegen guter Führung! Pffht...“ Andy schwieg und sah aus dem Fenster zu seiner Seite. „Und was hast du?“, fragte er nach einer Weile des Schweigens nach. „Sag mir bitte, daß du bessere Nachrichten für mich hast.“ Doch John schüttelte den Kopf. „Leider nicht, Andy. Im Grunde genommen bestätigen die Aufseher nur das, was auch schon seine Freunde erzählt haben. Sie haben alle berichtet, daß er keinen Ärger macht und sich auch sonst sehr zuvorkommend verhält. Er ist nicht gerade ein Einzelgänger, gehört aber auch keiner der Gangs an. Es ist fast….“, sinnierte John, während er aus dem warmen Pappbecher trank. „Als ob er unter einer Art Schutz stehen würde.“ „Wie kommst du denn darauf?“ John hatte zwar Andy bei ihrem kurzen zusammentreffen erzählt, daß Diabolo ein paar Freunde hatte, aber mehr hatte er in den Mauern des Gefängnisses nicht erzählen wollen. „Dieser Alan Minor hat mir erzählt, daß keiner versucht hat Diabolo zu Nahe zu kommen. Keine Annäherungsversuche, als er eingeliefert wurde, noch als er eine Weile drin war. Sie machen alle einen großen Bogen um ihn.“ Andy blinzelte ein paar Mal, machte die Augen auf und zu und starrte dazwischen immer wieder John an. „Was?“ Lächelnd nickte John. „Ungewöhnlich, nicht wahr? Deswegen meine ich, daß er unter irgend jemanden Schutz stehen muß.“ Andy sah von John wieder aus dem Fenster. Der leichte Regen verwandelte sich schnell in einen ausgewachsenen Regenguß. „Was meinst du“, fragte er nach einer Weile nach, „von innen, oder von außen?“ „Keine Ahnung. Seine Besucherliste gibt auf jeden Fall nicht viel her. Seine Mutter hat ihn am Anfang zweimal besucht und das war es auch schon.“ John tippte sich mit dem Knöchel seines Zeigefingers nachdenklich gegen die Lippe und sah dabei den fallenden Regentropfen zu. „Weißt du was mich noch nachdenklich macht? Woher hat Diabolo das Geld für die Drogen? Wenn keiner ihn besuchen kommt, und er nur wenige Freunde hat, die alle nichts mit Drogen zu tun haben – und das haben sie nicht, denn ich habe die Aufseher auch danach gefragt. Womit kann er sie dann bezahlen?“

„Ein korrupter Wächter der ihn mit Drogen versorgt“, überlegte Andy laut. „Prima“, der Spott kehrte in Andys Stimme zurück. „Wie sollen wir denn bitte das überprüfen? In diesen Läden sind doch mehr Teufel korrupt, als eine Tausendfüßler Beine hat!“ Ungeduldig trommelte Andy mit den Fingern auf seinen Schenkeln herum.

„Vielleicht weiß seine Mutter ja was“, war es nun an John laut zu überlegen. „Martinez meinte, als er damals mit Stevens da gewesen war, hätte er das Gefühl gehabt, daß sie nicht alles erzählt hat.“ „Gut möglich“, stimmte Andy ihm zu, warf aber bei seinen Worten einen Blick auf die Uhr. „Aber nicht mehr heute. Ich habe Sylvia überreden können, mit mir heute Abend zu essen. Unser Tisch ist für acht Uhr bestellt und umziehen will ich mich auch noch!“ Auf dem Fahrersitz grinste John sein Spiegelbild in der Scheibe an und beugte sich dann vor um den Motor anzulassen. „Dann schlage ich mal vor, daß wir zurück fahren. Du kannst dann deine Sachen holen, und ich werde Laurie noch kurz erzählen, was unsere Befragung ergeben hat.“ Sich über die linke Schulter drehend, überprüfte er den toten Winkel des Wagens und scherte dann aus, ohne Andys glitzern in den Augen zu bemerken. „Übrigens, einer der Wächter hat mich im Flüsterton gefragt, von welchem Revier ich komme“, sagte John. Er drehte sich kurz zu seinem Partner um. „Vielleicht bekommen wir ja bald Besuch.“

Auf Grund der Uhrzeit hatten John und Andy keine Schwierigkeiten einen Parkplatz direkt vor dem Revier zu finden. Die meisten von ihren Kollegen waren schon in ihren wohlverdienten Feierabend aufgebrochen und nur noch wenige Autos parkten auf der für sie reservierten Fläche. Während John durch den strömenden Regen rannte und in dem Gebäude der Staatsanwaltschaft verschwand, hechtete Andy so schnell es ging in die trockene Halle des Reviers. Vereinzelte nasse Fußabdrücke verzierten schon jetzt den Fußboden und Andy fügte nach einem kurzen Gruß zu Sergeant Agostini hinter dem Counter, noch seine eigenen hinzu. Ihm blieb nicht mehr viel Zeit, wenn er sich noch umziehen wollte, bevor er Sylvia abholte. Zwei Stufen auf einmal nehmend rannte er fast die Treppe hoch zu seinem Schreibtisch. Zu schade, daß er nicht mehr da sein würde, wenn John von seinem Besuch bei Laurie zurück war. Zu gerne würde er wissen, ob diese Nachforschung von ihnen, mehr als ein berufliches Wort gebracht hatte. Aber bestimmt hatte es das. Andy pfiff leise vor sich hin, als er seine Sachen aus der Schreibtischschublade nah. Immerhin erfüllte John ihr ja einen Wunsch den sie geäußert hatte, als die Welt zwischen ihnen beiden noch in Ordnung gewesen war. Das mußte sie einfach honorieren. Das Wort Danke wäre schon mal ein guter Anfang. Und dann vielleicht ein Wie geht es dir? Mehr erwartete Andy ja gar nicht.

Aber noch als Andy damit beschäftigt war die Sachen aus seinem Schreibtisch in seinen Taschen zu verstauen, kehrte John, naß wie ein Pudel,  aus dem Büro der Staatsanwaltschaft zurück. Keine zehn Minuten, nachdem sie sich vor dem Revier getrennt hatten. Mit aufgerissen Augen betrachtete Andy erstaunt, wie sich sein Partner zu ihm an den Schreibtisch kam. Er hatte sich doch nicht schon wieder mit Laurie gestritten? Verstohlen warf Andy einen Blick auf die große Uhr über der Tür zur Treppe, aber sein Gefühl hatte ihn nicht getäuscht. Es war erst ein paar Minuten her, seit sie sich vor dem Gebäude getrennt hatten – so schnell stritten sich nicht einmal John und Laurie.

„Was ist los?“, begrüßte ihn Andy und versuchte sein Gesicht nicht allzu neugierig erscheinen zu lassen. „Ist sie schon weg?“ „Ja“, nickte John, „sie ist heute früher gegangen.“ Wie ärgerlich, fluchte Andy still in sich hinein. Da war John endlich bereit mit ihr zu reden, und dann mußte er sich ausgerechnet den Tag dafür aussuchen, den Laurie einmal pünktlich Feierabend machte. „Na ja, auch nicht so schlimm“, versuchte er seinen Freund aufzuheitern. „Morgen ist auch noch ein Tag.“ John schob sich lächelnd an ihm vorbei zu dem Umkleideraum. Ließ die Tür aber offen, damit Andy ihn noch hören konnte, während er sein Schal aus dem Spind holte. „Sie ist morgen nicht da“, informierte er Andy durch die geöffnete Tür. „Sie hat sich für die nächste Woche Urlaub genommen und kommt erst nach Ostern wieder.“

Nein! Andys Finger ließen das Handy aus seiner Hand fallen. Nicht das! Nicht jetzt! Verdammt Laurie, wo war dein Feingefühl? Unbekümmert sprach John aus dem Nebenraum weiter: „Ich kann es ihr auch noch nächste Woche erzählen, wenn wir bei der Mutter waren.“ Könnte er, aber würde er es auch tun? dachte Andy. Verdammt, verdammt, verdammt…




Re: Another year has gone by

Ja, ich kann mir schon vorstellen, warum es diesmal solange gedauert hat, das Kapitel zu posten.

Die ganze Sache mit Wehle, schreibst Du ja ziemlich ausführlich und nichtsdestrotz ziemlich spannend!

Schade, dass John Laurie nicht mehr erwischt hat, ein Ausprache zwischen ihnen wäre ja jetzt noch das Tüpfelchen auf dem i gewesen und hätte sicherlich die sonst von Dir angestrebte Größe des Kapitels beschränkt.

So freue ich mich dann auf das nächste...denn jetzt kommt die Sache wohl doch ins Rollen und natürlich warte ich gespannt auf das "Osteressen".

LG Eve

PS: Kummer geht wieder einigermaßen!

Re: Another year has gone by

@Eve: Wenn ich jetzt sage, daß das mit Wehle eigentlich nicht in dieser Ausführlichkeit geplant war, würdest Du mir das dann glauben???? Ja, es wäre schön, wenn John Laurie noch erwischt hätte. Immerhin tut er jetzt endlich den ersten Schritt in die richtige Richtung. Aber was nicht ist, kann ja noch werden.

Besser ist schön, aber es ist leider nicht hervorragend. Gib Dir Zeit – ihr habt es Euch beide verdient!

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Die Entscheidung

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Wie Glasperlen, die auf einer durchsichtigen Schnur aufgezogen waren, liefen die Tränen. Sammelten sich zuerst hinter den geschlossenen Lidern, und suchten sich dann durch die Wimpern hindurch einen Weg in die Freiheit.

Perlen die schimmerten und glänzten. Wenn Laurie die Augen geschlossen hielt, oder auch wenn sie sie öffnete. Dann nur kamen sie schneller und freier, hatten keine Hindernisse mehr von denen sie aufgehalten wurde und keinen Grund mehr zu stoppen. Sie kamen und fielen. Sie fielen und sammelten sich. In einem kleinen silbernen See auf ihrem Schoß. Bis Laurie sich die Tränen versagte.

Sie halfen ihr nicht weiter, brachten ihr nicht zurück, was sie hinter sich gelassen hatte und würden ihr auch nicht die Zukunft weisen. Also wischte Laurie sie sich von den Wangen und trank einen Schluck von ihrem Kamillentee. Aber bewegen tat sie sich trotzdem nicht. Still und apathisch saß sie auf der Couch, hatte den Kopf an der Lehne hinter sich abgelegt und starrte die Decke an.

Sie hatte es längst geahnt, daß die Trennung von Danny ihr nicht leicht fallen würde – und doch hatte sie nicht damit gerechnet, daß sie so weh tun würde. Vielleicht würde der Schmerz nicht so lange andauern wie bei John, überlegte sie, während sie sich eine der Perlen von den Wangen wischte. Danny und sie waren nicht so lange zusammen gewesen, wie sie es mit John gewesen war. Und auch ihre Vergangenheit war eine andere gewesen.

Nichts desto Trotz, es tat dennoch weh. Er fehlte ihr. Sein Lachen fehlte ihr. Seine Unkompliziertheit…..Aber es gab auch Dinge die ihr bei Danny gefehlt hatten… Und genau das war es gewesen, was sie dazu gebracht hatte diese Entscheidung zu fällen.

Die leise Melodie ihres Handys unterbrach sie in ihren Gedanken und holte sie mit einem Ruck in die Realität zurück. Müde drehte Laurie den Kopf zu dem kleinen Telefon neben ihr auf der Couch. Es blinkte. Unbeteiligt beobachtete Laurie wie das Display an und aus ging. Jessie leuchtete ein Name mit dem Licht immer wieder auf, und verlosch nach nur wenigen Sekunden wieder. Sie wollte nicht reden. Wenn sie reden würde, dann würde sie erklären müssen, und wenn sie erklären müßte, dann würde sie vielleicht anfangen zu zweifeln. Also beobachtete sie nur wie ihr Handy hell und dunkel wurde. Die Melodie erstarb, das Licht verlosch. Genau für eine Minute, dann ging alles wieder von vorne los. Solange bis ihr Handy Jessies Anruf unterbrach. Solange bis Jessie sie ein drittes Mal mit ihrem Klingelton nervte. Alle guten Dinge sind drei, dachte Laurie und nahm das Handy zur Hand um die Freundin zu begrüßen.

„Hey, du bist aber hartnäckig“, lächelte Laurie ins Telefon. Lächeln konnte sie fast immer, und solange niemand ihr Gesicht dazu sah, konnte man es auch durchaus glauben. „Na, das Kompliment kann ich zurückgeben“, konterte Jessie und ein fröhlicheres Lächeln erreichte Lauries Ohr. „Hör mal“, sprach Jessie gleich weiter und schien das falsche Lächeln gar nicht zu bemerken. „Peter ist noch arbeiten und mir ist fürchterlich langweilig. Was hältst du davon wenn wir zusammen kochen und uns einen schönen Abend machen? Ich könnte die DVD von Tripple X mitbringen und wir könnten dann den ganzen Abend Vin Diesel anschmachten.“ „Jessie, du würdest Vin Diesel anschmachten und du willst ihn auch nur bei mir sehen, weil du von Peter ein Verbot für den Film bekommen hast!“ Der Ansatz eines echten Lächelns huschte über ihr Gesicht, doch so schnell wie es den Weg in ihre Mundwinkel gefunden hatte, so schnell war es auch von Laurie wieder vergessen. Erschöpft fuhr ihre Hand über die Stirn und die ungeschminkten Augen. Sie wollte nicht reden, dachte sie erneuert. Und sie wollte auch ganz bestimmt nicht eine ihrer Freundinnen heute Abend sehen. „Das kann ja schon sein“, gab Jessie fröhlich zu, „aber zu zweit macht es einfach viel mehr Spaß. Komm schon, sag schon ja!“ „Nein, Jessie wirklich nicht. Ich möchte heute Abend lieber allein sein.“ Laurie holte die Luft tief aus ihren Lungen. „Sein nicht böse, honey. Laß uns morgen oder übermorgen treffen. Ich habe für diese Woche Urlaub und wir finden bestimmt einen anderen Tag wo wir uns treffen können.“ Eigentlich war ihr ja nächste Woche lieber, aber Laurie befürchtete, daß Jessie sich nicht bis dahin abspeisen lassen würde. „Na gut“, sagte Jessie. Aber ihre Stimme klang gar nicht nach einem gut, sondern er nach einem wenn es denn sein muß. „Prima“, fiel ihr Laurie ins Wort, bevor Jessie gleich einen neuen Termin mit ihr ausmachen konnte. „Laß uns aber vorher nochmal telefonieren. Nicht das mein Büro mir hinterher telefoniert und mich wieder haben will und ich dann doch wieder absagen muß. Ok?“ „In Ordnung“, meinte Jessie. „Aber laß uns bitte nicht später als Donnerstag treffen. Peter ist ja schön und gut, aber gegen den Körper von Vin Diesel kommt er doch einfach nicht heran. Ich hab schon Entzugserscheinungen!“ Donnerstag, daß war in drei Tagen, wenn man davon ausging, daß der Montag um sieben Uhr Abends schon vorbei war. „Klingt gut. Ich halte mir den Tag schon mal in meinem Kalender fest. Wir hören uns!“ Mit einem erleichterten Lächeln unterbrach Laurie die Verbindung zu Jessie und ließ den Kopf mit einem tiefen Seufzer wieder auf das Kissen hinter sich fallen. Sie war müde. So müde… Am liebsten würde sie sich einfach nur ins Bett legen und bis morgen früh durchschlafen. Aber sieben Uhr erschien sogar Laurie zu früh um ins Bett zu gehen. Aber wenn der große Zeiger auf der Zwölf stand und der kleine auf der Acht, dann würde es schon in Ordnung gehen. Und bis dahin würde sie sich einfach von dem Fernseher berieseln lassen, beschloß sie und suchte bereits nach der Fernbedienung neben sich.

Laurie schaute keine halbe Stunde in den Fernseher, als es an der Tür klingelte. Sie erschrak bei dem unerwarteten lauten Geräusch, blieb aber sitzen wo sie war. Sie würde einfach so tun, als ob sie nicht zu Hause wäre. Für ein paar Minuten war es ruhig und das Klingeln wiederholte sich nicht. Doch noch bevor Laurie sich für ihren Einfall gratulieren konnte, wurde ein weiteres Mal der Knopf für die Klingel gedrückt. Ihre Idee war wohl doch nicht so gut gewesen, wie sie zuerst geglaubt hatte. Mühsam erhob sich Laurie von dem Sofa auf dem sie saß und ging zur Tür. Aber sie öffnete sie nicht gleich. Blieb erst einmal still dahinter stehen und wartete, ob sich ihr Besucher vielleicht eines besseren besann. Er besann sich keines besseren, sondern drückte ein drittes Mal auf den Knopf. Und Laurie stieß einen Seufzer aus, der so tief aus ihrem Herzen kam, daß es ihr fast platzen wollte. Es gab nur zwei Menschen die so verrückt nach ihrem Klingelknopf waren. Danny war einer von den zweien gewesen, und der andere hörte auf den Namen Jessie. Und da sie davon ausgehen konnte, daß das dort vor der Tür bestimmt nicht Danny war, blieb nur noch Jessie übrig.

Mit einem Ruck riß Laurie die Tür auf. „Welchen Teil von allein sein hast du nicht verstanden, Jessie?“ Die Stirn zu tiefen Runzeln verzogen sah sie ihre Freundin mißmutig an, die einen riesigen Stapel Bücher unter dem Arm geklemmt hatte und Laurie nun fröhlich anblinzelte. „Das Wort allein, kenne ich nicht. Aber ich hatte keine Zeit mehr es im Duden nach zu schlagen, weil ich unbedingt noch in die Bibliothek muß um die Bücher abzugeben.“ Sie hielt die Bücher hoch und schob sich dann, ohne auf Lauries herein zu warten, an ihrer Freundin vorbei. „Ich habe morgen letzten Abgabetag, aber da ich morgen wieder bis in die Puppen arbeiten muß, und danach mit Peter zum Essen verabredet bin, muß ich es heute machen.“ Jessie ließ Laurie an der offenen Tür stehen und ging schnurstracks in Laurie Küche, bevor ihre Freundin auf den Gedanken kam sie wieder hinaus zu werfen. Nicht das Laurie es sich schon einmal gewagt hatte. Aber nach ihrem Gesichtsausdruck zu urteilen, war heute bestimmt der Tag, wo sie es zumindestens probieren würde. „Hast du noch was von dem Wein?“ Mit einem lauten Knall landeten die sieben Bücher auf der Theke der Küche und Laurie an der Wohnungstür hörte, wie sich die Tür zur Speisekammer öffnete. „Fühl dich wie zu Hause, Jessie!“, murmelte sie und schloß mit einem seufzen die Wohnungstür.

Es war schön Freundinnen zu haben. Aber diese hier hatte ihr in den letzten Monaten mehr Kummer gemacht, als das sie ihr geholfen hatte. Das war ungerecht, dachte Laurie, während sie langsam zu Jessie in die Küche ging. Jessie meinte es doch nur gut mit ihr und konnte es einfach nicht sehen, wenn es ihr nicht gut ging. „Möchtest du auch ein Glas?“, brüllte Jessie über die Schulter, ohne sich dabei zu unterbrechen die Flasche zu öffnen. Mit einem Plopp rutschte der Korken aus dem Hals und wurde dann zusammen mit dem Korkenzieher neben der Flasche abgelegt. „Danke, ja.“ Lauries Stimme war wesentlich leiser als die von Jessie. Aber sie war nun auch in der Küche angekommen und stand im Türrahmen, von wo sie ihre Freundin beobachtete, wie diese zwei Gläser aus dem Schrank über ihr nahm und den roten Wein auf sie beide verteilte. „Oh, du bist ja da!“, bemerkte Jessie und lächelte Laurie über die Schulter hinweg an. „Ich habe Chips zum knabbern mitgebracht.“ Sie deutete mit dem Kopf auf ihre Tasche, die sie zusammen mit den Büchern auf die Theke geworfen hatte. „Du hast ja nie welche da und deswegen dachte ich, ich bringe vorsorglich gleich mal welche mit. Du kannst sie ja schon mal in eine Schüssel füllen.“

Einen Augenblick lang stand Laurie einfach nur da und betrachtete ihr Freundin mit aufgerissenen Augen, welche sich nun ein paar Mal auf und zu klappten, um sicher zu gehen, daß das hier nicht nur ein Traum war. Sondern das der Wirbelsturm der gerade durch ihre Küche fegte, wirklich Jessie war

Nein, tatsächlich. Es war Jessie und sie holte bereits eine Schüssel aus einer der unteren Schränke und stellte sie für Laurie bereit. Dann nahm sie die beiden Gläser und brachte sie zu dem Tisch, der noch immer seinen Platz in der Ecke am Fenster hatte. Und sie brachte es dabei fertig Lauries fassungslosen Blick gänzlich zu ignorieren. Selbst die Chips aus ihrer Tasche zu holen und diese in die bereit stehende Schale zu werfen.

„Jessie, ich habe gesagt daß ich keine Lust auf Gesellschaft habe!“, wiederholte Laurie ihre Worte vom Telefon und rührte sich nicht einen Zentimeter von der Stelle. „Ich weiߓ, nickte ihre Freundin und stellte die Schüssel mit den Chips zu den Wein. Nahm dann eins von den Gläsern und drückte es ihrer Freundin in die Hand. „Und das heißt, daß du entweder gewaltigen Streß auf Arbeit hast oder du wieder deinen Depressionen nach hängst.“ Automatisch schlossen sich Lauries Finger um das Glas, bevor es auf den Fußboden fallen konnte, doch sie schenkte ihm keine weitere Beachtung. Dafür aber ließ sie Jessie nicht aus den Augen. „Ich bin nicht depressiv“, entgegnete sie entrüstet. „Ich habe heute nur einen stillen Tag!“ „Jessie lachte und setzet sich zu ihrem Glas Wein an den Tisch. „Ja, und mein zweiter Name ist Rebecca.“ Sie zwinkerte Laurie über den Rand ihres Glases zu. Hob es ihr ein Stück entgegen und trank nach diesem stillen Toast ihren ersten Schluck. „Ich liebe diesen Wein“, bemerkte sie als sie das Glas wieder auf den Tisch stellte und nach den ersten Chips griff.

Laurie ging auf die Bemerkung gar nicht ein, sondern starrte ihre Freundin statt dessen aus zusammen gekniffenen Augen an. „Du hast mir mal erzählt, daß deine Mutter dich nicht mit einem zweiten Namen bedacht hat.“ Jessie lachte wieder. Schluckte aber immerhin die Chips hinunter, bevor sie Laurie auf ihre Äußerung antwortete. „Das ist richtig.... Genauso wenig, wie du stille Tage hast! Also lassen wir den Schmus und kommen gleich zum Punkt.“  Sie griff nach weiteren Chips und betrachtete Laurie, wie sich ihr Gesicht von dem verärgerten Ausdruck in ihm zu einem Punkt veränderte, der entweder eine Menge durchgehendes Temperament anzeigte, oder aber ein Lachen, daß sie noch zurück halten wollte. Jessie machte sich eher auf die  erste Möglichkeit gefaßt. Ihr letztes Küchengespräch war ihr noch sehr lebhaft in Erinnerung und das war in einem ziemlich lauten Streit geendet. Naja, nicht direkt geendet...da waren es eher Lauries Tränen gewesen. Aber gestritten hatte sie sich dennoch. Für eine geschlagene Minute starrten sich Jessie und Laurie über die Entfernung hinweg an. Schweigend. Und beide nicht sicher was als nächstes kommen würde. Lauries Temperamentsausbruch, oder ein verzeihendes Lachen.

Es war das Lachen das gewann.

Irgendwann konnte Laurie gar nicht anders, als laut loszulachen und zu ihrer Freundin hinüber zu gehen. Sie stellte ihr Glas unberührt auf den Tisch zu der Chipsschale und umarmte lachend die Freundin, die sich bisher noch nicht von ihrem Stuhl erhoben hatte. Jessie war nicht sicher, ob sie diesem Lachen trauen konnte. Oder aber ob da nicht noch ein dickes Ende hinter her kam. So etwas wie in der Richtung, daß es schön war, daß sie sich Sorgen um sie machte, nun aber doch bitte endlich gehen sollte. In der Stimmung in der Laurie sich befand, war alles möglich.  Aber das dicke Ende war nur ein Schmunzeln an ihrer Schulter und ein kräftiges an sich heran drücken.

„Jessie, wer dich zur Freundin hat, der braucht sich niemals über mangelnde Aufmerksamkeit beschweren.“ „Ich weiß. Peter sagt das auch immer“, grinste Jessie und stand jetzt doch auf, um ihre Freundin besser in den Arm nehmen zu können. „Tut mir leid, daß ich nicht auf dich gehört habe. Aber irgendwie hatte ich das Gefühl, daß wenn ich dich jetzt in Ruhe lasse, du dich wieder von mir zurück ziehst.“ So wie Weihnachten. Unausgesprochen hing der Zusatz ihrer Entschuldigung in der Luft, wurde aber von den beiden Frauen nicht weiter zu einem Thema gemacht. „Komm, trink ein Schluck und erzähle mir dann was los ist.“ Jessie nahm das Glas, das Laurie vor ihrer Umarmung auf dem Tisch abgestellt hatte und drückte es ihrer Freundin ein zweites Mal in die Hand. „Prost!“, setzte sie noch hinzu und stieß mit ihrem Glas an das von Laurie. „Auf uns!“ Sie lachte Laurie über den Rand des Glases ein weiteres Mal an und trank dann von dem Wein.

„Also“, begann sie und setzte sich wieder auf ihren Stuhl, „was ist los?“ Ihre Augen musterten Laurie fragend. Fragend weil ihre Freundin nicht gleich antwortete. Und fragend weil diese sich nicht zu ihr setzte, sondern zurück zu der Theke ging und sich dort neben Jessies Bücher setzte. Sie beobachtete wie Laurie auf den Fußboden zu ihren Füßen starrte und nichts sagte. Also doch Depressionen, dachte Jessie, hütete sich aber jetzt was zu sagen. Sie war hier. Und irgendwann würde Laurie von sich aus anfangen zu erzählen.

„Ich habe mich von Danny getrennt“, begann diese schließlich. „Oder er sich von mir. Oder wir beide voneinander.“ Sie schaute von dem Boden zu Jessie hoch und hob in Ahnungslosigkeit die Schultern. „So genau kann ich das nicht mehr sagen.“

„Oh Darling!“ Jessie vergaß ihren Wein und die geliebten Chips und ging statt dessen zu ihrer Freundin hinüber. Nahm sie fest in den Arm und strich ihr immer wieder übers Haar. Und Laurie schmiegte sich an sie heran und vergrub ihren Kopf an ihrer Schulter. Aber keine Tränen rollten diesmal über ihre Wange. Sie blieben trocken und nur der stoßweise ausgestoßene Atem von Laurie, zeigte Jessie, daß ihr die Trennung von Danny ziemlich nahe ging. Aber das wunderte Jessie nicht wirklich. Sie wußte ja, daß Laurie ihn geliebt hatte. Nur das sie halt John ein wenig mehr liebte.

„Naja“, schluckte Laurie trocken und schob Jessie wieder von sich fort. „Jetzt habe ich es wenigstens hinter mir.“ Betroffen nickte Jessie und setzte sich dann zu Laurie auf die Theke. „Ja, und du kannst mir glauben, daß ich weiß, daß es keine leichte Entscheidung gewesen war.“ „Nein, daß war sie wirklich nicht.“ Laurie schüttelte traurig den Kopf und schaute auf ihre Hand in die sich nun Jessies ihre geschoben hatte. „Ach Laurie, es tut mir so leid. Ich wünschte ich könnte irgend etwas für dich tun.“ Sie entzog Laurie wieder ihre Hand und benutzte statt dessen den Arm um ihre Freundin wieder fest an sich zu drücken. Eine Weile saßen sie schweigend da und hingen ihren eigenen Gedanken nach. Was Laurie dachte konnte Jessie aus ihrem Gesicht nicht ablesen. Es war so unergründlich, daß sie sich in ihrer Meinung bestätigt fühlte, daß Laurie sich von ihr zurück gezogen hätte, wenn sie nicht so unvermutet aufgetaucht wäre. Und sie tat ihr so unendlich leid. Aber jetzt konnte es doch wieder vorwärts gehen, oder? Jetzt konnten doch Laurie und John wieder einen Weg zueinander finden und versuchen ihre Probleme zu lösen. Der Grundstein war auf jeden Fall gelegt. Beide waren nun frei und hatten keinen Partner mehr an ihrer Seite. Jessie schämte sich für diesen Gedanken – aber nur ein bißchen, denn für sie waren John und Laurie schon immer das perfekte Paar gewesen. Und Danny nur.... eine Ablenkung, damit Laurie wieder ein wenig Abstand zu John bekommen konnte, um die geschehenen Dinge aus einer anderen Perspektive sehen zu können.

„Du wirst sehen, es war eine gute Entscheidung dich von Danny zu trennen. Oder umgekehrt“, fügte sie noch mit einem leichten Lächeln hinzu, als ihr Lauries Beschreibung ihrer Trennung wieder einfiel. Aber sie brachte mit ihrem kleinen Scherz Laurie nicht zum mit lachen. Statt dessen wischte diese mit einem kräftigen Schubs die Hälfte der Bücher von der Theke auf den Fußboden. Seiten klappten sich auf und zerknitterten unter der Wucht des Aufpralls, bevor sie schließlich in einem ungeordneten Haufen liegen blieben. „Wenn es richtig war“, stieß Laurie mit einem verbitterten Keuchen aus, „warum fühlt es sich dann so verdammt beschissen an!“ Wütend auf sich selbst schubste sie auch noch die verbleibenden drei Bücher von der Platte. „Es war eine dumme Entscheidung!“  Eine einzelne Träne rollte ihr über die gerötete Wange und suchte sich einen Weg zu dem Boden unter ihren Füßen. Eine einzelne Träne, nicht mehr.

 




Re: Another year has gone by

Hallo liebe Chyio!   Ich werde jetzt anfangen, mich durch Deine FF zu lesen!

Ich habe den Anfang gelesen, und gesehen, das Du dich an eine NYPD-FF gewagt hast, was mir sehr in den Kram passt, da ich momentan ja im NYPD-Fieber bin

Sobald ich die ersten Pitel durch habe, gebe ich hier FB - EHRENWORT!  Ich freu mich aber jetzt schon drauf!!    Denn Deine Ü30-FF fand ich einfach klasse!

LG   Anke

Re: Another year has gone by

Du wagst Dich da ran????? Ich bewundere Dich schon jetzt für Deine Ausdauer.


Aber laß Dir gesagt sein, daß ich die Geschichte vor fast einem Jahr angefangen habe zu schreiben, Mond und Sterne aber erst jetzt vor kurzem. Da ist doch schon ein kleiner Unterschied im Schreibstil zu sehen. Ich hoffe also, daß Du nicht allzu enttäuscht sein wirst.


Re: Another year has gone by

hach, wir haben eine 3. mutige Reviewerin bekommen.
Wie schön, dass sich endlich noch jemand traut hier mal einen Kommi abzugeben!!!

Hey, chyio, nur der frühe Vogel fängt den Wurm ....und diesmal bin ich wirklich früh dran....

Ja wofür Freundinnen so gut sind! :-)
Es ist wichtig für laurie mit ihrer Freundin zu reden und die scheint ja auch den richtigen Draht zu haben. Die Sprüche der beiden sind echt super und es war richtig schön dieses Kapitel zu lesen, weil es sich alles so leicht und beschwingt liest, trotzdem natürlich Laurie verständlicherweise noch traurig ist wegen Danny. Kann ich gut verstehen. Vielleicht vermittelt sie ihn ja nach einiger Zeit des Hinterhertrauerns an eine ihrer noch unbemannten Freundinnen. :-)

LG Eve

Re: Another year has gone by

Eve! Was ist das doch eine ungwöhnliche Uhrzeit Dich hier anzutreffen!

Mach mir jetzt bitten keinen Kummer. Was meinst Du damit...ich soll Danny wieder aktiv ins Spiel bringen? So mit einer Freundin, die sich seiner Trauer annimmt und ihn tröstet? Panik!!!!!

Sollte ich jemals mit dieer Gschichte hier fertig werden, Eve. Ich verspreche Dir, daß ich für Danny eine ganz eigene Geschichte schreibe. Aber nicht noch hier. Ich habe das Gefühl, daß mir das ohnehin alles schon um die Ohren fliegt.



Re: Another year has gone by

Oh, was habe ich da angerichtet!!

Ich habe eigentlich nur eine spontane Idee gehabt, wie der liebe Danny auch noch jemanden abkriegt..nur damit alles seine Ordnung hat und wir keinen vergessen...

Aber Du hast Recht, das würde den Rahmen dieser Story zweifellos sprengen.

Aber wenn Du jetzt versprichst noch eine FF über Danny zu schreiben, machst Du mich auch gücklich :-)

LG