A David Caruso Tribute - FanFiction

Another year has gone by

Re: Another year has gone by

@Eve: Murphy Gesetz...jaaaa. Das Gesetzt der Serie! Wie es aussieht hat es auch bei Laurie voll zugeschlagen. Ich muß gestehen, daß es bei mir an dem Punkt  - Gott sei Dank – einen Aussetzer hatte. Das einzige was ich mal geschafft habe, war eine Packung Eier nicht richtig in den Kühlschrank zu stellen und dann den Mist vom Fußboden aufwischen zu müssen (womit bewiesen wär, daß Katzen nicht alles essen – auch verfressene nicht).

@Flymoon:  Ja die Tage kenn ich auch nur zu gut. Die laufen bei mir in letzter Zeit nur noch so ab. Ich plane, und dann ruft mein Chef an, und alle Planung ist den Bach runter. Sein Highlight war am Freitag eine halbe Stunde vor Feierabend anzurufen und zu sagen, daß morgen Inventur ist! Planung? Was ist denn das?  

Aber jetzt geht es weiter. Mit Danny und Laurie. Dieses Kapitel ist ein sehr langes (bei mir 18 Seiten), weil ich aber Euch nicht ewig mit den beiden langweilen möchte, teile ich es trotzdem nur auf zweimal auf und nicht auf drei. Also, es gibt jetzt wieder mehr zu lesen.

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Schatten, wo die Nacht schon längst zu Hause war -1

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Warm spiegelte sich der Schein der Kerze in den leeren Weingläsern wieder, brach die Dämmerung in ihnen und erfüllte sie mit einer Lebendigkeit, wie es das Licht an der Zimmerdecke es niemals hätte tun können.  Unter dem Wind, der durch die abgeklappten Fenster seinen Weg in das Zimmer fand, blähten sich die Gardinen, brachten die Flammen der Kerze dazu unruhig zu flackern und immer neue Reflexe auf die Gläser und das Elfenbeinfarbende Geschirr zu werfen. Ein tiefer Teller auf einem größeren flachen Teller. Ein Wein und ein Wasserglas.....alles paßte zusammen, paßte zu den in dunklen Creme gehaltenen Servierten, welche auf einer fast weißen Tischdecke lagen. Paßten zu den beiden silbernen Kerzenständern in der Mitte des Tisches und den noch ruhigen Anfangsklängen des Boleros. Paßten zu Laurie in einem Kleid, welches ebenfalls in Creme gehalten war und das Lächeln in ihrem Gesicht.

Alles war perfekt.....

Zufrieden glitt Lauries Blick ein weiteres Mal über den romantischen Tisch, suchte mit ihren Augen noch die kleinste Unstimmigkeit, um sie zu berichtigen, bevor Danny kam. Aber es gab keine. Er sah genauso aus, wie sie ihn sich ausgemalt hatte. Mit einem leisen Lächeln auf den Lippen nahm Laurie die Streichhölzer wieder zur Hand und begann auch die restlichen Kerzen in der Wohnung anzuzünden. Noch hatte sie ein wenig Zeit bevor er kam. Und die wollte sie nutzen, um das sanfte Licht der Kerzen auch noch in dem Wohnzimmer und im Flur zu verbreiten. Und in der Küche. Auch hier standen bereits drei große, dicke weiße Kerzen bereit und warteten auf dem Mitteltresen darauf, daß Laurie auch ihren Docht entzündete.

Die Deckel auf den Töpfen hoben sich leicht unter dem Dampf der sich unter ihnen ausgebreitet hatte. Laurie stellte die Flammen kleiner und sah in den Backofen. Und auch hier sah alles so aus wie es aussehen sollte. Wieder ein zufriedenes Lächeln das ihre Lippen verzog und das gepaart mit Vorfreude auf Danny Gesichtsausdruck war, wenn er diese Wohnung betreten würde. Nichts erinnerte hier mal an das Chaos, das noch vor zwei Stunden geherrscht hatte. Die grünen Läufer im Flur waren ersetzt worden, und der Fußboden darunter glänzte in dem Walnußöl, das beim Auslaufen gleich ihre Dielen poliert hatte. Drei Kerzen entzündete sie auf ihrem Weg ins Arbeitszimmer. Dicke weiße, welche den Flur nun in das gleiche romantische Licht tauchten, von dem auch die Küche und das Eßzimmer erhellt wurden. Nur das kleine Zimmer mit den Schränken voll Papieren und ihrem Computer, wurde von der der schmalen Lampe auf dem Schreibtisch erhellt. Ihr Licht war zwar nicht so romantisch, wie der Schein der Kerzen in der restlichen Wohnung, aber es war auch nicht sehr viel heller. Doch es war ein Licht in dem sich Laurie ohne Probleme an ihren Computer setzten konnte, um ihre Beschwerde an die Hausverwaltung zu schreiben. Eine viertel Stunde blieb ihr noch, bevor Danny kam und ihr gemeinsamer Abend begann und die Zeit wollte sie so gut wie möglich nutzen.

Ein öffnen ihres Schreibprogrammes, ein Adresse, der Empfänger.....und eine höflich formulierte Anrede. Mehr schaffte sie nicht zu schreiben, denn das Klingeln ihrer Türglocke unterbrach sie in ihrem Brief. Erstaunt schaute sie auf die Uhr zu ihrer Seite. Das konnte noch nicht Danny sein, der dort vor der Tür stand. Das würde ja bedeuten, daß er pünktlich war. Unmöglich! Doch gleichzeitig mit ihren Glauben, daß es nur ein Nachbar war, stellte sich auch gleichzeitig die Hoffnung auf ihren Freund ein – und ein stilles Lächeln auf die Vorfreude des Abends. Es klingelte ein zweites Mal und gleich darauf wurde der Klingelknopf für ein drittes Mal hinunter gedrückt und das stille Lächeln verwandelte sich in aufrichtige Freude. Und in etwas, daß Dannys Schalk in seinen Augen gefährlich nahe kam. Das dort konnte nur Danny sein. Es gab nur eine weitere Person, die ihren Klingelknopf so malträtierten ums sich Einlaß zu erbitten und Jessie wollte mit Maxime und Phoebe ins Kino gehen.

So schnell wie die Freude auf das Wiedersehen mit Danny aufkam, war Laurie an der Tür und riß sie mit solchen Schwung auf, daß wenn es doch ein Nachbar gewesen wäre, er erstaunt die Augen aufgerissen hätte. Aber es war kein Nachbar – es war wirklich Danny der dahinter stand, sich mit der großen Tasche zwischen den Beinen am Türrahmen angelehnt hatte und sie nun mit einem strahlenden Lächeln bedachte.

„Hallo Sweety! Ich dachte schon du wolltest mir nicht die Tür aufmachen.“ So schnell das Laurie nicht mal die Zeit einer Antwort fand, war er bei ihr und umarmte sie fest. Verschloß ihre halb geöffneten Lippen mit der Antwort auf seinen Kommentar mit einem schnellen Kuß von dem er sich scheinbar gar nicht mehr lösen wollte. „Laß mich Leben Danny“, keuchte Laurie an seinen Lippen und versuchte sich aus der Umklammerung wieder zu lösen, „wenn du mich jetzt aufißt, dann hast du nichts mehr von mir!“ „Ist mir egal. Dafür habe ich jetzt um so mehr von Dir!“ Abermals knabberte er an ihren Lippen, verschloß sie und nahm ihr ein weiteres Mal den Atem. „Und gib es schon zu – es wäre eine schöne Art zu sterben!“ „Wenn man es dann vor hat – ja.“ Kichernd versuchte sich Laurie aus Dannys Umarmung zu befreien, schaffte es aber nicht weiter als die Breite einer Handfläche sich von ihm zu entfernen. „Danny....“, lockte sie leise. „Danny....“ Keine Antwort, dafür aber ein sehnsüchtiges Knabbern an ihrem Hals. Erst als sie ein drittes Mal seinen Namen rief, ließ sich Danny zu einen freudlosem „Mhmm“ herab. „Darf ich dich daran erinnern, daß die Wohnungstür noch offen steht?“ „Ist mir egal“, kam es undeutlich unter ihrem Haar hervor. „Wir könnten beobachtet werden“, wandte Laurie ein. „Ist mir egal“, sein Mund war inzwischen an ihrem Hals angekommen. Laurie war es nicht direkt egal, aber so ganz konnte sie ein gewisses Unwohlsein darüber doch nicht verbergen. Zu viele Jahre war sie mit John zusammen gewesen, der schon von seiner Mutter gelernt hatte, daß Zärtlichkeiten nichts in der Öffentlichkeit zu suchen hatten. Für ihn gehörten sie in die eigenen vier Wände und waren etwas ganz intimes. Daß Danny da ganz anders war, wußte Laurie nur zu gut, trotzdem hatte sie sich im Laufe ihres Zusammenseins mit ihm nicht so richtig daran gewöhnen können. John viel ihr ein, wie er auf dem Polizeiball von Mika geküßt worden war, und sie fragte sich, was ihm in dem Augenblick durch den Kopf gegangen war.

Aber jetzt stand sie hier mit Danny. Und eine Wohnungstür öffnete sich nicht weit entfernt von der ihren. „Danny“, versuchte sie es erneuert, „laß uns die Tür zumachen. Ok?“ Es war etwas in ihrem Tonfall, daß Danny wirklich dazu brachte sie loszulassen und die Tür zu schließen. Und dafür war Laurie ihm mehr als dankbar. „Du bist früh dran“, bemerkte sie, als Danny sich wieder zu ihr umdrehte. Nun war es an ihr den Schritt auf ihn zuzugehen und sich eng an ihn heran zu schmiegen. „Hattest du nicht gesagt, daß du erst gegen halb neun hier sein wolltest?“ Doch zu einer Antwort kam es vorerst nicht, denn Danny verschloß ihr abermals den Mund mit einem zärtlichen Kuß, aus dem deutlich hervor ging wie sehr er sie vermißt hatte.

„Hatte ich gesagt, ja“, murmelte er schließlich und löste sich ein wenig von ihr. Nutzte diese kleine Entfernung um ihr über die Wange zu streicheln und das Blau ihrer Augen zu suchen. „Aber es war nicht viel Verkehr und es ging schneller als ich gedacht hatte.“ Wieder küßte er sie und zog sie dabei eng an sich heran. Und wieder schmiegte sich Laurie an ihn heran. Doch diesmal war es nur eine Umarmung die sie teilten und nicht die dichtere Nähe zueinander. Laurie hörte Danny schnuppern und vergrub lächelnd ihren Kopf an seiner Brust. Na endlich war es ihm aufgefallen, dachte sie und schmiegte ihr Lächeln an seinen Hals. Für einen Moment hatte sie schon befürchtet, daß er sich so freute sie wiederzusehen, daß er ihre Überraschung nicht einmal mitbekam. Doch so sehr er sich auch freute sie wieder zu sehen, sein Geruchssinn funktionierte noch einwandfrei. „Du hast doch gekocht?“ Laurie hörte, wie er die Luft um sich herum noch einmal geräuschvoll einsog und sie dann überrascht ein Stück von sich fort schob. „Ich dachte, du hattest keine Zeit mehr um ein zweites Mal einkaufen zu gehen!“ Im Schein der Kerzen, die den Flur erhellten, funkelten ihre Augen belustigt. Aber sie schwieg sondern hob nur bedeutungsvoll eine Augenbraue. Ein Lächeln gesellte sich zu dem Lächeln in ihren Augen und etwas, daß Danny nicht einordnen konnte. Schalk? Ein unterdrücktes Lachen? Nein, das konnte nicht sein. Danny war sich ganz sicher, daß der Kerzenschimmer in ihren Augen ihm einen Streich spielte. Und wirklich, je näher Lauries Gesicht wieder dem seinen näherte, um so sicherer war er sich, daß es dieses belustigte Lachen nicht gegeben hatte. Süß waren ihre Augen, als sie ihn anstrahlten und süß war der Geschmack ihrer Lippen, über die Danny nun genießerisch mit den seinen strich. „Hmmm, Schokolade“, murmelte Danny. „Der Geschmack war mir doch vorhin schon aufgefallen.“ Und er stahl sich einen neuen Kuß von ihr. „Du hast vor dem Essen genascht!“

„Ja, und geduscht habe ich auch noch!“ Lachend löste sich Laurie aus seiner Umarmung. „Danny du hast wirklich nichts als eins im Kopf! Komm, ich zeig dir was!“ Sie griff nach seiner Hand und zog ihn wie ein aufgeregtes Kind durch den Flur in das Wohnzimmer und an dem Regal vorbei, daß das Wohnzimmer vom Eßzimmer trennte. Der Wind wehte nun wieder kräftiger. Brachte die Gardienen wieder dazu sich unter ihm zu bauschen und die Kerzen auf den Tisch zum Flackern. Eine kraftvolle Untermalung für die sanften Klänge von der fünften Sinfonie von Tschaikowsky.

„Und was sagst du?“ Stolz deutete sie mit ihrer Hand auf ihr Werk einer perfekten Tischdekoration. „Ist es nicht schön geworden?“ Danny, der hinter Laurie stehen geblieben war lächelte über den Eifer in ihrer Stimme und betrachtete liebevoll die Frau vor sich. Ihr rotes Haar, das zu einem langen Zopf geflochten war und über den schmalen Rücken fiel. Es glänzte, bemerkte Danny, während er statt des Tisches sie betrachtete. In verschiedenen Schattierungen. Die Sonne hatte bereits die ersten helleren Strähnen hinein gebleicht, welche sich nun mit den dunkleren mischten. Sein Blick wanderte von dem Zopf über das Kleid zu ihren Füßen und wieder zurück zu ihrem Haar. 

 „Wunderschön.“ Er hauchte es in ihr Ohr und zog sie dabei wieder eng an sich heran. „Genauso wie die Frau die ihn gedeckt hat!“ „Schmeichler!“, lachte Laurie, erwiderte aber seinen Kuß mit der gleichen Zärtlichkeit wie sie in seinem zu finden war.

Danny vergrub die Sorgen von ihrem Telefonat in sich, versteckte sie unter seiner Fröhlichkeit und ließ sich von Laurie mitziehen in einen Abend, der etwas ganz anderes versprach als eine Aussprache. Er wollte nicht einmal daran denken, als sich seine Finger um ihre Taille schlossen und er sie näher an sich heran zog, aber er wußte, daß sie früher oder später doch reden mußten. Und eigentlich war ihm früher lieber als später.  „Du hast das Besteck vergessen....“, murmelte er schließlich an ihren Lippen. „Wirklich?“, flüsterte sie eine Frage zurück. „Mhmm, ja.“ Trotz dieser Feststellung war Danny nicht bereit Lauries Lippen wieder herzugeben. Doch sie löste sie von sich aus von den seinen, sah ihn strafend an und piekte ihn mit dem erhobenen Finger in die Brust „Weißt du Danny, du kannst manchmal wirklich ein solcher Pedant sein!“ Aber sie lachte bei ihren Worten und gab ihnen einen weiteren kurzen Kuß. „Ich mach dir einen Vorschlag“, sprach sie nach dem Kuß weiter. „Du holst das Besteck und ich schreibe noch schnell den Brief zu Ende, den ich gerade begonnen habe.“

„An die Hausverwaltung?“ Der offensichtliche Themenwechsel konnte Danny nicht von seinen Gedanken ablenken, die sich mehr um das Schlafzimmer drehten, als um den nicht funktionierenden Fahrstuhl. Oder um das fehlende Besteck. Mit einem langen Schritt war er wieder bei Laurie und zog sie wieder fest an sich heran, bedeckte ihren Mund wieder mit den kleinen Küssen und erstickte so jegliche mögliche Antwort. „Wir können den Brief auch später schreiben....“, murmelte er leise in ihren Kuß hinein. „Können wir....“ Auch ihre Antwort war kaum mehr als ein leises Seufzen. Sie umschlang seinen Hals mit ihren Armen und zog seinen Kopf dichter an sich heran. Suchte die Nähe zu ihm, wie er auch die ihre suchte. Und wurden dann doch von einem Geräusch abgelenkt, daß Danny lieber nicht gehört hätte und Laurie dazu brachte laut aufzulachen. Sein Magen meldete sich laut und deutlich und machte ihnen beiden klar, daß er ganz entschieden etwas dagegen hatte mit seinen Bedürfnissen hinten an gestellt zu werden.

 „Es mag ja sein, daß du nicht an Essen denkst. Aber dein Magen ist da doch etwas anderer Auffassung als du!“, lachte sie und löste sich gleichzeitig aus seiner Umarmung. „Offensichtlich“, gab Danny Laurie Recht und sah dann auf seinen Bauch. „Verräter!“, schimpfte er leise. Dann sah er wieder hoffnungsvoll zu Laurie. „Wir könnten ihn einfach nicht beachten?“, schlug er vor. „Wir tun einfach so, als ob er nicht da wäre und.....“ Vielsagend grinste Danny sie an und sah dann in Richtung Schlafzimmer. „....Und würden dann alle zwei Minuten von ihm unterbrochen werden?“ Skeptisch war Lauries Blick mit dem sie zuerst Danny und dann seinen Bauch ansah. „Nein.... ich glaube wir sollten zuerst was essen und dann...“ Sie sah Danny mit demselben Blick an, wie auch er sie gerade gemustert hatte und warf dann ebenfalls einen Blick zur Tür, wo ein paar Meter entfernt das Schlafzimmer lag. Danny Magen nutzte diese kurze Stille zwischen ihnen, um lautstark seine Zustimmung zu Lauries Vorschlag zu geben. „Verräter“, schimpfte Danny erneuert seinen Bauch an und sah dann ergeben zu Laurie hoch. „Also gut, ich denke, wir überstimmt worden sind. Du schreibst den Brief zu Ende und ich hole das Besteck!“ „In Ordnung.“ Sie drehte sich auf dem Absatz um und versuchte an Danny vorbei zur Tür zu kommen. Aber es war nur ein Versuch, den Danny sofort unterband. „Aber dann.....“, flüsterte er und zog sie wieder an sich heran. „Dann...“, versprach Laurie, löste sich aber schon eine Minute später mit einem leisen Lachen von ihm. „Ich brauch nicht lange!“ Sie lächelte ihn noch einmal liebevoll an und beeilte sich aus der Reichweite von Dannys Armen zu kommen.

Mit schnellen Schritten ging sie in ihr Arbeitszimmer zurück. Doch ihre Aufmerksamkeit lag nicht bei dem Brief den sie gerade begonnen hatte. Sie lag ganz eindeutig bei Danny, der gerade in der Küche angekommen war, um das Besteck zu holen. Still blieb sie an ihrem Schreibtisch sitzen und bewegte sich nicht. Lauschte nur auf eine Reaktion von ihm. Die auch mehr oder weniger gleich mit einem leisen Pfiff von ihm kam. Der Tomatensalat, wußte Laurie. Er hatte den Tomatensalat entdeckt, der eigentlich nur noch ein einziger Brei war, aber immerhin noch geschnittene Zwiebel enthielt. Sie schlug sich die Hand vor den Mund und versuchte so das Kichern das in ihr aufsteigen wollte zu unterdrücken. Wenn ihre Berechnungen stimmten und Danny wirklich so neugierig war, wie sie bei seinem Beruf vermutete, dann würde er jetzt in die zwei Töpfe schauen. Ein leises klappern verriet ihr, daß sie recht hatte. Jetzt sah er die geschälten Kartoffeln in der Brühe schwimmen und den Erbeermus, den sie immerhin noch mit Zucker angereichert hatte. Doch wie sie es erwarten hatte, kam keine Reaktion von ihm. Nicht an dieser Stelle. Aber gleich, wenn er die Tür zu ihrem Backofen öffnete, dann würde sie bestimmt einen weiteren Laut von ihm hören. Zischen, es war ein lautes zischen das er ausstieß als er den Inhalt der Auflaufform sah: Kaffeesteaks in den restlichen erdrückten Tomaten, garniert mit blassem, aufgeweichten  Käse und aufgegossen mit der Milch und dem Orangensaft aus ihrem Kühlschrank. Es war nicht viel gewesen, was sie noch da gehabt hatte, aber dafür hatte es noch gereicht.

Schade, daß sie keine Kamera in der Küche hatte, zu gerne hätte sie jetzt seinen Gesichtsausdruck gesehen. Sie unterdrückte ihr Lachen und fing nun endlich an den Brief weiter zu schreiben, während Danny trotz dem was er gerade gesehen hatte, artig das Besteck im Eßzimmer verteilte. Tapferer Mann, dachte Laurie und lauschte auf das Klappern des Besteckes aus dem Eßzimmer, während sie versuchte ihre Miene vollkommen neutral aussehen zu lassen. Es wird das gegessen was Frau auf den Tisch bringt!

Oder aber, er hatte verdammt großen Hunger.

Als er zu ihr ins Arbeitszimmer kam, sah Laurie nicht von ihrem Bildschirm hoch und verkniff sich auch jeglichen Blick in seine Richtung. Er würde genau auf ihren Gesichtsausdruck achten, wußte sie und diesen Spaß wollte sie ihm nicht gönnen. Nicht jetzt schon. Ein wenig später, wenn sie den Brief fertig hatte. Aber nicht jetzt.

Danny tat es ihr gleich. Mit keinem Wort verlor er einen Satz zu ihrem Abendessen, sondern kam einfach nur zu ihr, stellte sich in ihren Rücken und massierte ihr sanft den Nacken, während ihre Finger immer weiter über die Tastatur huschten. Küßte sie sanft auf die Schulter und dann auf ihre Lippen, als sie ihm den Kopf für einen kurzen Moment zu wandte. „Brauchst du noch lange?“, fragte er leise und suchte nach dem Kuß ihren Blick. „Mein Magen spielt langsam verrückt...“ In seiner Brille spiegelte sich das Licht der Schreibtischlampe, aber Laurie konnte trotzdem das Lächeln in ihnen sehen. Nur ein liebevolles Lächeln, des schweigend hingenommen hatte, womit sie ihn heute Abend beglücken wollte. Lauries Augen schauten genauso liebevoll, bis sein Magen wieder einmal laut zustimmend seinem Besitzer Recht gab. „Offensichtlich“, lachte sie und wandte sich wieder dem Bildschirm zu. „Wenn du mich nicht weiter ablenkst, dann bin ich in ein paar Minuten fertig.“

Danny schwieg und seine Hände ruhten nun still auf ihren Schultern, während er den Text mitlas, den sie gerade aus dem Gedächtnis heraus tippte. „Ich hab dich vermißt“, konnte er das Schweigen zwischen ihnen doch nicht länger ertragen. Seine Hände glitten wieder über den Stoff den Kleides. Züchtig war es in seinem Ausschnitt und sittsam in seiner Länge. Aber Schnitt und Farbe taten das Ihrige um Laurie in seinen Augen noch schöner aussehen zu lassen, als sie es ohnehin tat. Er schaute mit den Augen der Liebe. Danny wußte es selbst nur zu gut. Aber wer schaffte es schon in solchen Augenblicken Objektivität an den Tag zu legen?

„Ist sonst noch was Interessantes passiert?“ Er versuchte sich an der Oberflächlichkeit eines Gespräches, um seine Gedanken aus ihrem Anblick heraus zu reißen. Laurie zuckte die Achseln ohne den Blick von dem Bildschirm zu nehmen. „Ich weiß nicht. Interessant liegt immer im Auge des Betrachters“, entgegnete sie und löschte den letzten Satz wieder, weil ihr seine Formulierung nicht zusagte. Ein neuer Satz folgte, eine neue Formulierung und eine Überlegung von Laurie, ob Danny Johns Ordner mit ihrem Video und ihren Bilder als interessant bezeichnet hätte, oder doch lieber als alarmierend.

Ihr Lächelnd verschwand als sie darüber nachdachte. Sie selbst konnte es schon nicht einordnen was diese Entdeckung für sie bedeutete. Weder in dem Augenblick als sie damit konfrontiert worden war, noch jetzt ein paar Tage später. Der Ordner existierte schon seit geraumer Zeit und viel war dazwischen passiert. Danny war passiert. Aber John auch. Das Wort interessant lag wohl wirklich im Auge des Betrachters. Lautlos seufzte sie in sich hinein.

Doch es mochte vielleicht still gewesen sein, aber Danny, der seine Hände noch immer auf ihren Schultern zu liegen hatte, spürte das kaum merkliche senken ihrer Schultern. Die versteckte Sorge taucht kurz wie ein nach Luft schnappernder Fisch auf und verschwand genauso schnell wieder in den tiefen des Wassers. Nicht jetzt. Er wollte nicht schon in den ersten Stunden ihres Zusammenseins darüber nachdenken. Noch wollte er einfach ihren Anblick und ihre Wärme genießen.

„Du hast dort ein Komma vergessen.“ Danny nahm seine Hand von Lauries Schulter und zeigte mit dem Finger auf die entsprechende Stelle. Lauries Augen folgten seinem Finger. Fanden die entsprechende Stelle und fügten dort das fehlende Satzzeichen ein. „Danke“, murmelte sie leise und dann nahm ihren gewohnten Rhythmus des Schreibens wieder auf. „Gerne“, flüsterte es an ihrem Ohr. Sein Mund entfernte sich nicht, sondern verharrte in dem Augenblick und überlegte, ob er es wagen konnte sie noch weiter abzulenken. „Je öfter du mich unterbrichst, desto so länger brauche ich!“, erriet Laurie lächelnd Dannys Gedanken, unterbrach sich dabei aber nicht beim Schreiben, sondern fügte ein Wort dem nächsten hinzu. Ein Seufzen war die Antwort, dann zog sich sein Mund wieder zurück und setzte statt dessen einen Kuß auf die Schulter, wo er nicht so viel Schaden anrichten konnte. „Wie war es bei dir noch?“, fragte sie. „Ging deine Woche noch genauso interessant weiter, wie sie begonnen hatte?“ Hinter ihr fing Danny an zu schmunzeln. Ob es wohl ihre Absicht gewesen war die gleichen Worte wie er zu benutzen? Er wußte es nicht, trotzdem wiederholte er ihre Antwort. „Interessant liegt immer im Sinne des Betrachters. Aber wenn du meine Ansicht der Dinge wissen möchtest, so würde ich dir sagen das es totlangweilig war.“ Ihre Schultern bebten unter ihrem Kichern, aber Danny war abgelenkt. Sein Auge hatte etwas an der Wand gesehen, was nicht da gewesen war, bevor er zu seinem Seminar aufgebrochen war. Ein kleiner dunkler Fleck in Augenhöhe. Seine Finger lösten sich von Lauries Schultern und er ging auf die Wand zu.  „Ich habe versucht dich auf den Festnetz anzurufen“, sprach er auf seinem Weg, drehte sich aber nicht zu Laurie um. So sah er auch nicht, wie sie kurz ihren Blick von dem Bildschirm hob und erst ihn und dann die Wand ansah. Oh oh… Schnell sah sie wieder auf die Tastatur und tat so, als ob ihr sein abwesender Blick mit den zusammen gekniffenen Augen nicht aufgefallen war. „Wirklich?“ Sie tippte. Sah nicht hoch und überlegte fieberhaft, was sie zu ihrer Frage noch hinzu setzten konnte. „Tut mir leid, daß du mich nicht erreicht hast“, griff sie ihren Satz noch einmal auf. „Aber das Telefon ist mir runtergefallen und kaputt gegangen. Tippen. Hochkonzentriert. Mit verräterisch geröteten Wangen. Das konnte man noch nicht unbedingt als Lüge betrachten, dachte sie und sah kurz über den Bildschirm zu Danny hin, der nun bei der Wand angekommen war und mit dem Finger über die dunkle Einkerbung strich. Nachdenklich betrachtete er die Wand vor sich und drehte sich dann zu Laurie um, die versuchte jegliche Gefühlsregung und das noch so kleinste Kichern in ihr zu unterdrücken und unbeirrt weitere Tasten anschlug. Abschätzend wanderte Dannys Blick hin und her. Zur Wand. Und dann zu Laurie. Dann wieder zur Wand. Zum Schreibtisch. Wo anstatt des Telefons ein Schüssel mit durchweichten Papieren stand. Als er zum dritten Mal zur Wand schaute, fiel ihm auf der Kommode vor ihm ein Abdruck auf. Wie von einem Gefäß, das dort durch langes Stehen seine Spuren hinterlassen hatte. Seine Finger umrundeten ganz automatisch diesen Abdruck. Ein erstes vergnügtes Grinsen glitt über sein Gesicht, als er zu verstehen begann. Und seine Augen funkelten belustigt auf, als er sich zu Laurie drehte, deren Finger immer schneller über die Tastatur huschten.

„Wolltest du die Vase treffen, oder stand sie nur im Weg?“

Laurie antwortete nicht sofort. Ihre Finger verharrten mitten in der Bewegung und ihre Augen auf der Tastatur. Dann sah sie aber doch zu Danny hin – mit einem verlegenen Lächeln auf den Lippen, aber bereit sich sofort zu verteidigen, falls es gleich eine blöde Bemerkung von ihm gab. 

„Sie stand im Weg!“, kicherte sie schließlich ertappt und die leichte Röte die bisher ihre Wangen überzogen hatte, färbte sich nun zu einer Farbe die einer Tomate Gesellschaft leisten konnte. Danny dagegen kicherte nicht, aber er war eindeutig vergnügt, als er sich an die besagte Kommode anlehnte und sie von dort mit verschränkten Armen musterte. „Laurie, Laurie“, schüttelte er den Kopf. „Ich kann es nicht glauben. Da bin ich mal eine Woche nicht da und du machst gleich das Telefon kaputt. Wirfst unser Abendessen durch die Gegend, handelst dir fast eine Anzeige wegen Körperverletzung ein und einen Kaffee bekomme ich morgen früh auch nicht“, setzte er noch schnell hinzu, als er ihn der Schluß ihres Telefonates aus dem Flugzeug wieder einfiel. „Was wäre passiert, wenn ich für einen Monat unterwegs gewesen wäre? “ „Eine Woche????“ spöttisch pfiff Laurie durch die Zähne, nachdem sie das letzte Wort so langedehnt hatte, daß es fast an Dannys gesamter Aufzählung ihrer Mißgeschicke rankam. „Mein lieber Freund“, begann sie ihren Satz, während sie ihren Brief zum Druck freigab. „Darf ich dich daran erinnern, daß deine Woche 11 Tage lang dauerte?“ Sie fischte einen kleinen weißen Zettel unter ihrer Tastatur hervor, der Dannys aus dem Flugzeug sehr ähnlich sah. Nicht nur von der Größe her, sondern auch von den Zahlenkolonnen, die auf ihm standen. Mit ihm in der Hand ging sie auf ihn zu.

„Darf ich daran erinnern, daß 11 Tage 12 Stunden für den Tag sind und 12 Stunden für die Nacht?“ Sie stand jetzt direkt vor Danny und pikte ihm in die Brust, während sie den Rest ihrer Aufzählung aus dem Gedächtnis wiedergab, ohne den Zettel zu konsultieren. „Darf ich daran erinnern, daß das insgesamt 528 Stunden sind? Oder 31.680 Minuten? Und von Sekunden will ich hier noch gar nicht anfangen zu reden!“ Das Lachen tanzte in ihren Augen, als sie Danny mit seinen eigenen Worten schlug. „Du kannst wirklich froh sein, daß ich die Wohnung nicht versehentlich angezündet habe!“

„Oh, ich bin froh. Aber es wäre deine gewesen und nicht meine. Also von daher….“ Weiter kam er nicht, denn Laurie versuchte nun sehr undamenhaft ihn in die Brust zu Boxen. Und er versuchte sie von ihrem Vorhaben abzubringen, indem er ihr lachend beide Hände auf dem Rücken festhielt und sie so zur Untätigkeit zwang. „Ich will zugeben, daß ich es sehr schön finde, daß du noch ein Dach über den Kopf hast. Aber Laurie seien wir ehrlich, wenn ich zwei Tage länger weg gewesen wäre, hättest du es bestimmt versucht.“ „Schuft“, erwiderte Laurie und trat ihm gegen das Schienbein. Der einzige Platz an Dannys Körper, den er nicht mit seiner Umklammerung schützen konnte. „Au“, stieß er aus und zog Laurie noch ein Stückchen näher an sich heran, um etwaigen weitere Angriffe zu unterbinden. Aber seine Augen lachten und sein Mund reichte wegen seines Lachens von einem Ohr zum anderen. „Gib es schon zu, daß du mich vermißt hast“, forderte er von ihr. Er versuchte ihre Lippen mit den seinen zu erreichen, doch Laurie drehte den Kopf zur Seite und er traf nur ihre Wange. „Ich hatte dich vermißt“, antwortete sie ihm ebenfalls lachend. „Aber jetzt habe ich es mir anders überlegt. Ich bin froh, daß du nicht da gewesen bist. Ich hatte meine Ruhe vor deinen Scherzen und konnte in Seelenruhe meine Wohnung zer...“ Der Rest des Satzes wurde unter Dannys Kuß erstickt. Hatte keine Chance mehr zu einem Ende gesprochen, oder auch nur zu Ende gedacht zu werden. Seine Hände lockerten seinen Griff wieder und nun strichen sie zärtlich über ihren Rücken. „Ich habe dich vermißt“, murmelte er an ihre Mund. „Genauso wie deine leicht chaotische Art. Au!“ Laurie hatte ihn zur Strafe in die Lippe gebissen. „So etwas sagt man einer Dame nicht“, rügte sie ihn, küßte aber dann die Stelle, die sie gerade noch bestraft hatte. Und dann sagte eine Weile keiner mehr was von ihnen.

Bis Laurie sich von Danny löste und ihn gleichzeitig zur Kommode zurück schob. „Spar dir deinen Atem. Du brauchst ihn noch für andere Dinge.“ Ihre Stimme klang leicht atemlos, genauso wie die von Danny, der versuchte wieder an sie heran zu kommen. „So, für was denn?“ Ein anzügliches Flüstern in ihrem Ohr, welches Laurie eine Gänsehaut über ihre Arme jagte. „Zum Kerzen auspusten“, lächelte sie und löste sich ein weiteres Mal von ihm. Mit einem Lächeln, daß sehr schnell zu einem Grinsen wurde. „Ok!“ Schneller als Laurie gucken konnte hatte sich Danny von ihr gelöst und begab sich in den Flur um ihren Auftrag auszuführen. Laurie brauchte keine Gedanken lesen zu können um zu wissen, weswegen Danny es so eilig hatte die Kerzen zu löschen. Grinsend begab sie sich zu ihrem Computer und fuhr auch diesen runter. Der Brief war geschrieben und gedruckt – jetzt war es Zeit für die angenehmen Dinge des Abends. „Und würdest du bitte den Herd und den Ofen ausmachen?“, rief sie laut, damit Danny sie auch in der Küche verstehen konnte. Seine eiligen Schritte verharrten. Und Laurie lächelte. Doch gehorsam kam er auch dieser Aufforderung nach. „Und die im Eßzimmer auch bitte!“ Wieder ein verharren seiner Schritte, daß Laurie mit einem immer breiter werdenden Grinsen quittierte. Sie ging in den Flur, zog ihren Mantel an und wartete dann mit Dannys Jacke in der Hand auf ihn. „Fertig?“, begrüßte sie ihn mit einer Frage und hielt ihm seine Jacke entgegen. „Ja.... Wofür?“ Skeptisch betrachtete er seine Jacke in ihrer Hand, nahm sie aber nicht sogleich ab. „Nicht für das was du jetzt denkst“, lachte sie und trat auf Danny zu, um ihn in seine Jacke zu helfen. „Meinst du ernsthaft ich lasse mich von deinem Magen stören?“ Sie trat wieder einen Schritt zurück. „Na komm schon! Laß uns was essen gehen.“ Dannys enttäuschter Gesichtsausdruck sprach Bände, doch Laurie ließ sich von ihm nicht ablenken. Statt dessen öffnete sie die Tür und wartete bis Danny an ihr vorbei war. Erst dann folgte sie ihm. Löschte das Flurlicht und schloß sie beide aus der gemütlichen Wohnung aus.

„Ich habe gar keinen Hunger mehr“, versuchte Danny Laurie wieder in die Wohnung zu locken, doch sein Magen war da eindeutig anderer Meinung. Laut widersprach er Dannys Ankündigung und gab statt dessen Laurie recht. „Ich weiߓ, lachte diese, hakte sich bei ihm ein und zog ihn die Treppen hinunter. „Du nicht, aber dein Magen schon. Also laß uns was essen gehen und dann sehen wir was der Abend noch für uns bereit hält.“ Fröhlich zwinkerte sie ihm zu und zog ihn immer weiter.

Lächelnd zog sie ihn an ihrem Wagen vorbei und lächelte nur, als sie seinen fragenden Blick sah. Ein Sparziergang wäre doch genau das richtige für die Einstimmung für einen romantischen Abend. Sie wußte, daß Danny das oben in ihrer Wohnung durchaus auch für einen romantischen Anfang hielt, aber sie hatte andere Pläne. Sie zog ihn immer weiter. Die Straße entlang, vorbei an dem Park, wo sie mit John so oft gewesen war und der auch eine Abkürzung für ihr Ziel gewesen wäre. Aber Laurie wollte nicht an John denken. Sie wollte heute Abend nur Augen und Ohren für Danny haben und John weit hinter sich lassen.

Immer weiter die Straßen entlang. Kleine Straßen, große Straßen, Hauptstraßen und dann wieder kleine Straßen. Ihre anfänglichen Gespräche verstummten je weiter sie kamen und um so verwirrter Danny wurde. Aber Laurie ließ sich nicht davon beirren. Immer weiter führte sie ihn.

Und blieb dann vor einem Gebäudekomplex stehen, daß Danny eindeutig als Hotel identifizierte. Fragend sah er zu Laurie hinüber, doch wie schon auf dem Weg hierher lächelte sie nur und zog ihn dann in das Hotel rein. Sie hatte doch nicht?

Doch sie hatte. Laurie bat Danny in der Lobby zu warten und ging dann zum Counter und sprach dort mit einer dunkelhaarigen Frau. Danny schätze sie auf Ende vierzig. Ein wenig korpulenter, aber mit einem gewinnenden Lächeln. Worte wurden getauscht. Hin und her. Dann erhellte sich das Gesicht der Empfangsdame und das gewinnende Lächeln wurde herzlich. Sie warf einen Blick an Laurie vorbei zu Danny und lachte auch ihn an. Genauso, wie auch Laurie sich zu ihm hin drehte und ihn anlächelte. Danny wurde es mulmig im Bauch und er vergaß, daß dort eigentlich der Hunger herrschte. Er war sich sicher, daß er im Zentrum ihrer Aufmerksamkeit stand und ehrlich gesagt behagte ihm der Gedanke gar nicht. Es fühlte sich wie eine Verschwörung an, die eindeutig auf seine Kosten ging. Die dunkelhaarige Frau sah wieder zu Laurie und lachte nun ganz offen, drehte sie sich zu dem Bord hinter sich und holte von dort eine Keycard, die sie Laurie überreichte. Danny hatte weder die Worte gehört, welche die beiden Frauen gewechselt hatten, noch konnte er Lauries Dank hören. Aber er sah wie sie sich zu ihm herum drehte, die Keycard hoch hielt und ihre Augen ihn lächelnd einluden sie zu begleiten.




Re: Another year has gone by

Also die beiden sind ja ganz allerliebst.... und dieser Einfall mit den übrig gebliebenen Lebensmitteln und dann auch noch das Hotel - einfach klasse - schönes Kapitel und nun frage ich mich die ganze Zeit, was Laurie der Empfangsdame wohl erzählt hat, um den Schlüssel zu kriegen.

Hatte ich schon erähnt, dass ich Danny mag...so stelle ich mir eigentlich den idealen Mann vor. Nett, freundlich, fürsorglich, zärtlich, romantisch, hat Humor! Habe ich noch was vergessen? Bestimmt...aber trotzdem glaube ich, dass Laurie bei John ein bisschen mehr Abwechslung hätte, was verschiedene Stimmungen angeht. Wie auch immer, ich lass mich einfach überraschen und warte ab, was da beziehungstechnisch noch so auf uns zukommen wird. :-)

LG Eve

Re: Another year has gone by

Absolut sweet!!! Und sooo romantisch, herrlich, wie du Spass und gegenseitige Zuneigung niederschreibst, Chyio! ich ertappe mich dabei, das ich mir beim lesen so die Frage stelle wie wohl John auf dieses ganze Szenario reagiert hätte?! Auch so locker wie Danny?? Bei den letzten Kapitel habe ich so den großen Unterschied zwischen diesen beiden Männern bemerkt, ich hatte nie das Gefühl das John sooo locker sein könnte wie Danny und das spricht eindeutig für ihn!

Na wir werden sehen, wie das alles weitergeht...ich wünsche den beiden eine wunderschöne romantische Nacht mit einem magenberuhigenden Candlelight-Dinner!

LG Flymoon





Danke Chris!!!

"Fort sind all die schönen Stunden, mit meinem verschwund'nen Schatz verschwunden, denn ein tödlicher Schatten fiel...."
--Horatio Alger--

Re: Another year has gone by

Ich wünsche Euch einen wunderschönen guten Morgen!!!! Die Sonne scheint – jedenfalls im Augenblick noch – und es ist kalt. Was kann sich mehr wünschen für einen Sommertag?

@Eve: Ja, an Danny könnte man sich gewöhnen. Und ich muß gestehen, daß ich mich im Laufe der Zeit sehr an ihn gewöhnt habe. Nicht zu glauben, daß er eigentlich nur eine kurze Nebenrolle spielen sollte. Danke für Dein Lob für meine Ideen. Das tat gut und ging runter wie Öl.

@Flymoon:  Nein, ich glaube auch nicht, daß John so locker reagiert hätte. Es gibt Unterschiede zwischen den beiden. Und ich weiß auch endlich wo genau sie liegen. Aber ich bin ganz sicher, daß John genauso liebevoll reagiert hätte wie Danny. Nur auf seine ganz eigene Art....

So jetzt kommt also endlich der zweite Teil von diesem ewig langen Kapitel. Und es ist der größere Teil. Aber ich werde ihn nicht noch einmal aufteilen, damit wir uns dann wieder anderen Dingen zuwenden können. Ich denke mal zwei Wochen Danny ist wirklich genug. Also nehmt Euch genügend Zeit .... es wird ein wenig länge

 

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Schatten, wo die Nacht schon längst zu Hause war - 2

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„Das ist jetzt nicht dein Ernst?“, fragte Danny mit einem Schmunzeln, als er mit Laurie in dem Fahrstuhl stand. Leise Musik untermalte seine Frage und ein Pärchen, daß mit ihnen in dem Fahrstuhl stand, betrachtete sie neugierig. „Was ist nicht mein Ernst?“ Die Karte drehte sich in Lauries Hand. Von rechts nach links. Von oben nach unten. „Das hier.“ Danny deutete mit dem Kopf auf die Fahrstuhltür, bezog sich aber nicht ausschließlich darauf, sondern mehr auf das ganze Hotel. „Du meinst, daß ich ein Hotelzimmer für uns gebucht habe?“ Lächelnd drehte sich Laurie zu ihm um und ignorierte den fragenden Blick des Pärchens, das nun ganz offen ihrer Unterhaltung lauschte. „Ja!“ „Doch“, nickte sie und ihr Lachen über seine Ungläubigkeit erklang hell über die Musik. Danny wartete, daß sie ihrem einen Wort noch etwas hinzufügte, aber Laurie blieb still. Zahlen über der Tür wechselten sich in schneller Folge ab, je höher sie kamen. Und blieben schließlich stehen, als sie das gewünschte Stockwerk erreicht hatten.

„Wir sind da!“ Laurie griff nach seiner Hand und zog ihn aus dem Fahrstuhl heraus. Lächelte noch einmal kurz das Pärchen an und suchte dann schon mit den Augen an den Zimmertüren die Zahl, die ihr zeigen würde in welche Richtung sie sich bewegen mußten, um zu ihrem eigenen Zimmer zu kommen. „Ah...hier entlang“, bemerkte sie. Goldene Zahlen auf weißen Türen, eingefaßt von dem Creme Ton der Wände. Welche dekoriert waren mit den stillen Leben von Landschaften und Blumen. „Komm“, lächelte sie und griff nach Dannys Hand, um ihn über den dunklen roten Teppich den langen Korridor entlang zu führen. An einer Zimmertür an der anderen vorbei. Immer weiter über den Teppich, der jeden ihrer Schritte zu lautlosen machte. Lauries Augen wanderten die Zimmertüren entlang, betrachteten die Zahlen und verglich sie in Gedanken mit denen auf ihrer Karte. Und blieb dann stehen. Ein letztes Mal versicherte sie sich, daß die Zahlen in ihrer Hand und die auf der Zimmertür identisch waren und öffnete dann die Tür. Ohne jedoch einzutreten. Statt dessen trat sie einen Schritt von der Tür fort und lud Danny mit ihrer Hand ein es zuerst zu betreten.

„Darf ich bitten?“ Mit sichtlichen Vergnügen an Dannys Skepsis lächelte sie ihn an und wartete, daß er das Zimmer betrat. „Du bist verrückt, Laurie. Weißt du das eigentlich?“ Doch er folgte ihrer Aufforderung und ging an ihr vorbei in das Zimmer. Um gleich darauf überrascht wieder stehen zu bleiben.

Das Zimmer war in das Licht von Kerzen getaucht. Von großen, dicken weißen. Und sie glichen denen in Lauries Wohnung aufs Haar. Genauso wie der gedeckte Eßtisch am Fenster, so aussah, wie der, den Laurie in ihrer Wohnung gedeckt hatte. „Willkommenen zu unserem romantischen Abend“, flüsterte es an seinem Ohr. Hände legten sich um seine Taille und ein Körper schmiegte sich eng an den seinen heran. „Hast du wirklich gedacht, daß ich dich meine Kaffeesteaks essen lasse?“ Ihre Stimme klang neckisch und dicht an seinem Schulterblatt. „Ich hätte sie gegessen“, erwiderte Danny leise, drehte sich aber gleichzeitig mit seinen Worten um, um ihr mit seinem Mund für die Überraschung zu danken.

Lange standen sie so beieinander und wieder war es Laurie, die sich von Danny löste. Doch nun mit aufrichtigem Bedauern, denn sie hätte sich gern in seiner Umarmung verloren. Aber sie hatte angeordnet, daß ihr Abendessen bereits hier sein würde wenn sie ankamen. Und die silbernen Glocken über den Tellern, zeigten ihr, daß ihr Wunsch erfüllt worden war. Der herzhafte Geruch von Fleisch hing in der Luft und wurde von dem Wind, der durch die geöffneten Fenster Einlaß suchte, zu ihnen hinüber getragen und verführte Dannys Magen, noch bevor er das Essen überhaupt gesehen hatte.

Danny versuchte das  verlangende Knurren seines Magens zu ignorieren, aber Laurie lachte so laut auf, daß er selbst schon darüber lachen mußte. „Es tut mir leid“, wiederholte er bestimmt zum zehnten Mal an diesem Abend. „Aber schon seit dem Augenblick, wo du mir erzählt hast, daß du für uns kochen willst, ist er nur noch am verrückt spielen. Deinen Kochkünste haben eindeutig einen bleibenden Eindruck hinterlassen.“ Er zog Laurie wieder zu sich ran und probierte sich an einem weiteren Kuß. „Wir ignorieren ihn einfach“, entschloß Danny sich. „Wir tun einfach so als ob er nicht da wäre und machen uns ohne ihn einen schönen Abend.“ „Danny, das funktioniert nie!“ Laurie lachte und legte dabei den Kopf in den Nacken, um einen besseren Blick in seine Augen zu haben. „Laß uns lieber Essen und dann weiter sehen….“ „Ich will aber jetzt nicht essen!“ Danny vergrub seinen Kopf an ihrer Schulter. „laß uns einfach hier noch ein wenig stehen und uns küssen.“ Zur Bekräftigung seines Vorschlages knabberte er an Lauries Hals. Wurde aber ein weiteres Mal von seinem Magen und Lauries Lachen bei seinem tun unterbrochen. „Mein Gott, Danny. Wann hast du denn das letzte Mal was gegessen? Gestern Abend?“ Sie trat einen Schritt zurück und musterte ihn amüsiert. „Also, wann war es?“ „Kann ich nicht so genau sagen. Gefrühstückt habe ich noch auf jeden Fall. Und dann....“, überlegend schweifte Dannys Blick an Laurie vorbei zu den angeklappten Fenstern. „Oh, ich habe mit Stella Nachos gegessen!“ „Nachos?“ Laurie wollte ihren Ohren nicht trauen. „Das war alles?“ Ein Blick in Dannys Gesicht zeigte ihr, daß er tatsächlich nicht mehr gegessen hatte. Ungläubig schüttelte sie den Kopf. „Danny du siehst nicht gerade so aus, als ob du eine Diät nötig hast. Also komm, laß uns essen, damit dieses...“ Sie deutete auf seinen revoltierenden Bauch, der dem Duft ihres Abendbrotes nicht mehr wiederstehen konnte. „...diese Geräusche endlich ein Ende haben.“

„Ich hab doch gesagt, daß wir ihn ignorieren müssen“, doch noch während seiner Worte, war er damit beschäftigt sich aus seiner Jacke zu schälen. Der Geruch eines wundervollen Abendessens lockte ihn. Verführten ihn immer weiter, so daß er keinen Sinn darin sah sich noch weiter gegen Lauries Aufforderung zu wehren. „Komm“, sagte er leise und hielt ihr seine Hand entgegen. „Gib mir deinen Mantel.“ Er wartete bis auch Laurie nach einem kurzen Zögern aus ihrem Mantel geschlüpft war und legte dann beide Jacken über einen der Stühle an der Wand. „Komm“, sagte er ein zweites Mal. Ergriff ihre Hand und führte sie zu dem Tisch mit seinen Köstlichkeiten.

Alles sah hier so aus, wie es auch in Lauries Eßzimmer ausgesehen hatte. Dieselben weißen Kerzen, das elfenbeinfarbende Geschirr, der Creme Ton der Servierten…einfach alles. „Es ist wirklich unglaublich“, sagte er und ließ seinen Blick immer wieder über den Tisch wandern. „Es sieht ganz genauso aus, wie bei dir zu Hause! Wer hat eigentlich von wem das Geschirr und die Dekoration?“, scherzte er und zog dabei Laurie wieder dicht an sich heran. „Das bleibt mein Geheimnis. Du sollst hier nur genießen.“  Lächelnd schmiegte sie sich an ihn heran und vergrub ihr Gesicht an seinem Shirt. Es roch nach ihm und nach Waschpulver. Ein anderer Geruch drang in ihrer Nase, der aber nicht hier im Zimmer in der Luft hing, sondern nur noch in ihrer Erinnerung lag. Ein anderes Aftershave, ein anderer Körpergeruch...

„Na, das hast du bereits geschafft“, murmelte Danny und strich mit seinen Lippen wieder über ihr Haar. Sein Blick jedoch ruhte auf dem gedeckten Tisch an dem er sich einfach nicht satt sehen konnte. Was für eine Überraschung hatte Laurie ihm da bereitet. Sein Blick glitt über das Porzellan und den Kerzen. Verweilte kurz auf den silbernen Glocken über den Teller und blieb dann an dem Tomatensalat hängen, der hier so aussah, wie er in Dannys Vorstellung auch aussehen sollte. „Laß mich raten“, sagte er leise in ihr Haar, „zu dem Tomatensalat gehört noch ein Steak und eine Backkartoffel mit Sauerrahm.“ Laurie seiner Brust antwortete ihm nicht, sah aber zu ihm hoch und grinste ihn an. „Du bist wirklich gut in Spurenlesen und kombinieren.“ „Ich weiߓ, lächelte Danny zurück. „Mac sagt das auch immer.“ Mit einem schelmischen Grinsen beugte er sich zu Laurie hinunter und küßte sie. „Aber du küßt besser.“ Lachend wich Laurie ein Stück von ihm zurück. „Mhmm...sprichst du da aus Erfahrung?“ „Ganz bestimmt nicht!“ Erbost schob Danny Laurie noch mehr von sich weg. „Na sag mal! Was denkst du denn von mir?“

Doch es war nicht Laurie, die ihm eine Antwort auf seine Frage gab, sondern sein Magen, der nun wieder sein Verlangen zum Ausdruck brachte. „Ich glaube“, griente Laurie, „das du Hunger hast.“

„Und ich glaube es nicht nur“, gab Danny zum ersten Mal an diesem Abend zu, „ich weiß es! Hättest du was dagegen, wenn wir jetzt wirklich essen?“ Ein Blinzeln zu Laurie und ein Kuß von ihr als Antwort. „Nein, habe ich nicht.“ Trotzdem lösten sie sich nicht gleich voneinander. Blieben einfach noch eine weitere Minute stehen und genossen die Nähe des anderen in einem Kuß. „Du setzt dich einfach hin und ich werde mich um den Wein kümmern“, schlug Danny schließlich vor, während er noch immer damit beschäftigt war Lauries Lippen zu liebkosen. „Eine andere Chance sehe ich nicht, daß wir zum Essen kommen.“ „Vermutlich nicht“, flüsterte Laurie zurück und löste sich gehorsam von ihm. Trat einen Schritt von ihm zurück und drehte sich dann zum Tisch hin.

Für einen kurzen Moment zögerte sie, setzte sich dann aber auf den linken Stuhl und beobachtete wie Danny mit dem Wein hantierte. „Du hättest dir nicht solche Mühe machen müssen“, bemerkte er mit einem Zwinkern zu ihr hin. „Ein einfaches Essen beim Italiener hätte auch gereicht.“ „Ich weiß.“ Laurie beobachtete, wie er erst ihr Glas und dann seins mit der roten Flüssigkeit füllte. „Aber ich wollte den Abend zu etwas besonderen machen“, fuhr sie fort und sah dann zu Danny hoch. Er lächelte während er den Wein eingoß. Im Licht der Kerzen wirkte sein Gesicht weich, nicht so markant, wie bei einer normalen Beleuchtung. Und es wurde noch weicher, als er sich zu ihr hinüber lehnte und sie küßte. „Das ist dir auf jeden Fall gelungen! Aber Laurie....“ Ein weiterer gestohlener Kuß. „...wo ist der Tequila?“ „Versteckt! Wir essen zuerst!“, lachte sie. „Komm setz dich. Ich habe jetzt auch Hunger.“ Das ließ Danny sich kein zweites Mal sagen. Mit einem letzten Kuß verabschiedete er sich von ihr und ging dann zu seinem Platz hinüber.

Leise unterhielten sie sich während des Essens. Flüsterten, wie frisch Verliebte es gerne tun, wenn sie sich ihre eigene Welt schaffen wollten. Kicherten, lachten und fühlten sich gefangen in dem Augenblick, der extra für sie geschaffen worden war. Aber trotz all dieser wundervollen Augenblicke, trotz des Lachens, trotz der Mühe, die sich Laurie mit der Verwirklichung ihres Traumes für den heutigen Abend gegeben hatte…..trotz alle dem, hatte Danny das Gefühl, daß Laurie ihm verloren ging. Und er konnte nicht sagen warum. Es war nur ein  Gefühl. Manchmal unterstützt von einem Blick von ihr. Manchmal von einem Lachen, daß zu leise für den Scherz war, den er gerade gemacht hatte.

Sie entschuldigte sich und verabschiedete sich für einen kurzen Moment im Badezimmer. Und Danny blieb sitzen, nickte ihr lächelnd zu und sah wie so durch die Zimmer hindurch aus seinem Blickfeld entschwand. Zeitgleich verschwand auch sein Lächeln. Was war passiert? Wo hatte er den Punkt verpaßt?

Laurie kam wieder. Keine fünf Minuten nachdem sie gegangen war und ein Lächeln lag auf ihren Lippen, als sie sah, wie er sie beobachtete. Es war ein echtes Lächeln, kein künstliches das sie für ihn aufgesetzt hatte. Aber es schaffte es nicht mehr bis in sein Herz. Irgendwo auf dem Weg dahin blieb es stecken und brachte ihn dazu sie traurig anzulächeln, als sie sich setzte. Und weil er sie so aufmerksam beobachtete, sah er ihn – den traurigen Gesichtsausdruck der über ihr Gesicht huschte und sofort wieder verschwunden war. Aber Danny wußte nicht wo er seinen Ursprung hatte. Aber er wußte, daß es nun Zeit war für das Gespräch.

Er wartete bis Laurie sich wieder gesetzt hatte, beugte sich dann über den Tisch zu ihr hinüber und sah ihr direkt in die Augen.

„Irgend etwas sagt mir, daß die verstreuten Lebensmittel und die zerbrochene Kaffeekanne nicht das einzige war, was dir im Laufe dieser Woche zugestoßen ist.“ Überrascht hob Laurie den Blick und sah Danny an. „Natürlich nicht. Ich habe dir doch schon am Telefon erzählt, was noch alles passiert ist.“ Sie schwieg kurz und fügte dann mit einem  verschmitzten Lächeln noch hinzu: „Elf Tage sind keine Woche, Danny. Das kommt schon ziemlich nahe an zwei Wochen heran.“ Danny griff nach seinem Weinglas und grinste dabei vor sich hin. „Ja, da könntest du recht haben. Was ist aus van Clandon geworden?“ Er nahm einen Schluck von dem Wein aus seinem Glas und beobachtete wie Laurie ahnungslos die Schultern hob. „Keine Ahnung. Soweit ich weiß ist er jetzt auf dem 22. Revier angekommen. Ob er dort allerdings seine Ausbildung zum Detective weitermacht kann ich dir nicht sagen. Aber ich kann dir sagen, daß ich heilfroh bin, daß der Mann endlich weg ist. Der hat eine Unruhe ins Revier gebracht...!“ Sie schüttelte den Kopf. „Aber so etwas merkt man immer erst, wenn die Routine wieder eingekehrt ist und Ordnung und Ruhe herrscht.“ „So ist es meistens“, gab Danny ihr Recht. „Und .... hat er Anzeige gegen dich erstattet?“ Wieder schüttelte Laurie den Kopf und griff nach der Weinflasche. „Bisher nicht. Möchtest du auch noch etwas?“, fragend hielt sie die Flasche in Dannys Richtung hoch und schenkte ihm, als er zustimmend nickte, zuerst etwas von der dunklen roten Flüssigkeit ein. Dann sich selbst. „Ich bin selbst etwas verwundert darüber“, sinnierte sie vor sich hin, während sie die bauchige Flasche wieder zurück stellte. „Van Clandon kam mir nicht so vor, als ob er den Schwanz einziehen würde und dann wegrennt.“ Nachdenklich zog sie den Rand des Glases mit ihrem Finger nach, bevor sie den Kopf schüttelte und es zum Mund führte.

Danny nickte ebenfalls zerstreut vor sich hin. Langsam in seiner Bewegung. So langsam, daß es gar nicht wie ein Nicken aussah, sondern mehr wie ein abwägen der nächsten Worte. Und er wägte ab, wie er das Gesprächsthema sanft in die Richtung führen würde über die er gerne reden wollte. Über die sie reden mußten.

„Weißt du Laurie, was ich mich schon die ganze Zeit gefragt habe?“

Eine kleine Pause folgte seiner Frage. Und in diese kurze Rast seiner Nachdenklichkeit, lächelte Laurie ihn an und schüttelte den Kopf. „Nein, weiß ich nicht. Aber ich bin ganz sicher, daß du es mir gleich sagen wirst!“ Ihr kleiner scherzender Einwurf brachte Danny zum lächeln, aber er brachte ihn noch nicht dazu den Blick von dem Messer auf seinem Teller zu nehmen mit dem seine Hand spielte. Unbeirrt, als ob es ihn nicht gegeben hätte, fuhr er fort seine Gedanken laut auszusprechen. „Ich habe mich gefragt, warum van Clandon so schnell versetzt wurde.“ Jetzt sah Danny sah von dem Messer auf und suchte den Blick in ihrer Augen. „Sicher, als diese Episode mit der Dusche war, hat van Clandon John unterstellt, daß es sein Scherz war, um ihn aus dem Revier zu vertreiben. Und es ist mir auch durchaus klar, daß es für John eine Zumutung ist mit jemandem zusammen zu arbeiten, auf den er sich nicht mehr hundertprozentig verlassen kann. Aber mir ist nicht klar, wie diese kleine Sache von vielleicht zehn Minuten, ein solch schnelles Nachspiel für van Clandon haben konnte.“

 Er machte eine kurze Pause, in der er Laurie einfach nur anschaute, welche auf der anderen Seite des Tisches einfach nur still da saß und auch hin nicht aus den Augen ließ.

„Wäre es nicht der normale Weg gewesen“, fuhr er fort, „daß Lieutenant Fancy ihm im Auge behält? Erkundigungen einzieht, mit seinem Vorgesetzten spricht und erst dann eine Entscheidungen diesbezüglich fällt?“

Er ließ das Messer los und beugte sich über den Tisch zu Laurie hin. „Aber für diesen Weg ist nicht genügend Zeit vergangen. Du hast erzählt, daß die Sache mit der Dusche nur kurz zuvor passiert war.“ Unverwandt war sein Blick auf Laurie gerichtet und so sah er wie sie kurz die Lippen zusammen preßte. Vorerst ihre einzige Reaktion auf seine lauten Überlegungen.

„Vermutlich schon“, gab sie schließlich zögernd zu, schwieg aber nach diesen Worten. Sah Danny über den Tisch hinweg an und biß nun ganz offen auf ihrer Lippe herum. Gab Danny aber dann die Antwort, auf die er wartete.

 „Ich habe nach dieser kleinen Duschszene einen Freund von John angerufen, der großen Einfluß in die oberen Etagen des Reviers hat und habe ihm davon erzählt. Ich wußte, daß er sich Sorgen um John machen würde und versuchen würde ihm zu helfen.“ Sie sah Danny nun genauso ernst in die Augen, wie er ihr. Die leise Musik im Hintergrund, der Wind der die Gardinen vor ihren Augen aufbauschte, das Weinglas in ihrer Hand...all das war vergessen. Sie waren bei ihrem Gespräch angekommen – und sie wußten es beide.

„Und warum hast du es getan?“ fragte Danny leise nach. Und Laurie antwortete ihm ohne zu zögern. Es war jetzt Zeit für die Offenheit, die sie sich selbst und ihm versprochen hatte. „Weil ich John schon fast mein ganzes Leben lang kenne und wir für sehr lange Zeit zusammen da durch gegangen sind. Ich kann das nicht so einfach vergessen, Danny.“ Sie rutschte ein wenig auf ihrem Stuhl herum und trank dann, als sie eine neue Stelle für ihren Po gefunden hatte, einen Schluck von ihrem Wein. Danny ihr gegenüber blieb still sitzen. Beide Arme auf dem Tisch aufgelehnt, den Oberkörper weit nach vorne gebeugt, war es nun an ihm das Zögern in sich zu überwinden. Vermuten und Wissen waren zwei verschiedene Dinge und er war sich nicht sicher, ob er wirklich bereit für das Wissen war. Noch konnte er das Thema auf sich beruhen lassen und sich der Vorstellung hingeben, daß dies wirklich ihr einziger Beweggrund für ihren Anruf war. Er könnte es darauf beruhen lassen. Aber er tat es nicht.

 „War das der einzige Grund?“, fragte er deswegen nach. Erleichtert hörte er, daß seine Stimme nun wieder lauter und kräftiger klang, als noch zuvor. Er sah wie sie ein paar Mal blinzelte. Schwieg, aber ihm dann doch ehrlich antwortete.„Nein“, sagte sie gerade heraus, mit einem kleinen Seufzen. „Nein, das ist nicht der einzige Grund. Und das weißt du auch. Ich habe dir schon gesagt, als du mich das erste Mal um eine Verabredung gebeten hast, daß John mir nicht so egal ist, wie es sein müßte.“

Ihre erste Verabredung, dachte Danny. Wie lange war das schon her? Sie hatten es jetzt Anfang April – in anderthalb Wochen war Ostern. War es wirklich erst zwei Monate her, daß er sie nach dem Polizeiball nach Hause gebracht hatte und sie um eine Verabredung bat? Ihm kam es schon so viel länger vor. Wie ein kleine Ewigkeit ....

„Ja, das hast du gesagt“, gab er ihr Recht und richtete sich aus seiner fast liegenden Haltung wieder auf, um einen Schluck aus seinem Glas zu nehmen. Er hatte nur gedacht, daß die Zeit ein paar Dinge verändern würde. Das er es schaffte ein paar Dinge zu ändern.

Er stellte das Glas wieder zu dem fortgeschobenen Teller und sah wieder zu Laurie. In dem Licht der Kerze war ihr Gesicht weich. Die Sorgenfalten der letzten Wochen waren fast gar nicht zu sehen und ihre Augen schimmerten in dem dunklen blau von Wellen, die auf einen Strand aufschlugen. Ein ruhiges Blau von ruhigen Wellen. Wie hatten ihre Augen ausgesehen, als sie auf van Clandon losgegangen und John beschützt hatte? Wurden ihre Augen wenn sie wütend war heller oder dunkler?

„Liebst du ihn?“

Schwer hing dieser Satz in der Luft und brachte einen Stilltand in ihrer beiden Atem. Einen Stillstand den Danny benutze, um Lauries Reaktion zu sehen. Und den Laurie brauchte um zu überlegen, wie sie ihre nächsten Worte erklären sollte.

„Ich liebe euch beide“, sagte sie schließlich langsam und nur sehr leise, während ihre Finger geistesabwesend über den Rand des Glases strichen.

„Ich liebe dich, Danny – und das meine ich wirklich mit ganz genau so wie ich es sage. Aber ich liebe auch John. Nein, laß mich ausreden“, sie hob abwehrend die Hand, als Danny sich dazu äußern wollte und beugte sich nun ebenfalls über den Tisch. „Ich habe sehr, sehr viel in der letzten Zeit darüber nachgedacht. Ich will ehrlich mit dir sein, Danny. Ich habe auch daran gedacht mich von dir zu trennen. Ich weiß, daß ich dich mit dieser Situation nicht gerade glücklich mache und daß das dir gegenüber einfach nicht fair ist.“ Noch immer lagen ihre Augen ruhig auf ihm, als sie kurz schwieg. „John und ich.... Danny, ich kann mir nicht vorstellen, daß das noch einmal funktionieren würde. Trotz der Gefühle, die ich noch für ihn hege. Aber da ist.....“ Sie schwieg abermals und sah jetzt in das Licht der Kerze vor ihr. Atmete ein paar Mal tief ein und aus und versuchte zu erklären, was sie nicht in Worte fassen wollte, weil sie es sonst tief aus ihrem Gedächtnis holen müßte.

Den Schmerz und den Kummer.

„Es würde nicht mehr funktionieren“, beendete sie ihren Satz einfach, ohne ihn weiter zu auszuführen und sah wieder zu Danny hoch. „und ich denke, daß John das genauso weiß, wie ich.“ Danny nickte, verstand aber nicht worüber sie sprach. Er verstand nicht einmal was dieses Geständnis von ihr, nun für sie beide zu bedeuten hatte.

„Und was bedeutete es jetzt für uns?“, fragte er deswegen nach. „Ist das jetzt...?“ Er mochte die Worte noch nicht einmal aussprechen, so weh tat ihm nur schon der bloße Gedanke daran. Lauries Lachen war pure Verzweiflung, als sie sich in ihren Stuhl zurück fallen ließ und Danny dabei voller Kummer ansah. „Ich weiß es nicht, Danny. Ich weiß es wirklich nicht. Ich denke und denke und denke...und ich komme einfach nicht zu irgendeinen Ergebnis.“ Noch einmal lachte sie kurz auf und lehnte sich wieder über den Tisch ihm entgegen. „Ich habe es mit Logik versucht. Ich liebe dich und ich liebe John. John liebt mich nicht, du aber liebst mich. Logischer Fakt...ich vergesse John und werde dich bis zum Ende meines Lebens mit meiner Anwesenheit beglücken.“ Sie lächelte leicht schief bei ihren Worten und brachte auch Danny damit zum schmunzeln.

„Aber es hat nicht funktioniert“, Laurie wurde wieder ernst und ihre Augen wieder traurig. „Der Zwiespalt verschwand nicht. Also habe ich es versucht von der gefühlsmäßigen Seite zu sehen. Ich liebe John schon wesentlich länger als dich – einfach weil ich ihn schon so viel länger kenne, weil wir schon so viel zusammen durch gemacht haben. Also dachte ich, daß ich darauf eine Entscheidung aufbauen kann. Aber das funktionierte auch nicht, Danny. Du bist mir nicht egal. Es mag ja sein, daß wir uns erst seit relativ kurzer Zeit kennen, aber das ändert nichts an der Tatsache, daß du einen festen Platz in meinem Herzen hast.“

Laurie ließ sich gefrustet wieder in die Lehne ihres Stuhls zurück sinken und im Schein der Kerze schimmerten die Tränen in ihren Augen wie das Strahlen von geschliffenen Diamanten. Sie ließ den Kopf in den Nacken fallen und strich sich, ohne Rücksicht auf ihre Schminke, mit den Händen übers Gesicht. „Ich sollte fort gehen“, murmelt sie in ihre Hände hinein. „Weit weg, wo weder John ist, noch du. Neu anfangen und nicht mehr zurück blicken.“

Danny sah die Träne, die sich einen Weg über ihre Wange suchte und stand auf. Ging zu ihr hinüber und nahm ihre Hände von den Wangen in die seinen. Zog sie zu sich hoch und hielt sie einfach nur fest im Arm. „Du kannst nicht weg laufen, Laurie. Es würde sich nichts ändern“, flüsterte er in ihr Haar. Fest zog er sie an sich heran, fühlte die Wärme ihres Körpers – und wußte selbst nicht weiter. Weitermachen? Aufgeben? Laurie aufgeben und ohne sie weiter leben? Bei ihr bleiben und weiter hoffen, daß sie John irgendwann vergaß? Weitermachen und mit ansehen müssen, wie sie vielleicht doch wieder einen Weg zueinander fanden?

Er wußte es genauso wenig zu sagen wie sie. Aber er wußte, daß das was sie jetzt beide brauchten Liebe und Nähe war. Das Gefühl nicht allein dazustehen.

Er strich mit seinem Gesicht über ihr Haar, suchte sich über ihre Wange einen Weg zu ihrem Mund. Berührte sie mit seinen Lippen, küßte sie zärtlich und sanft. Fühlte wie sie die gleiche Nähe zu ihm suchte, den gleichen Trost. Und versuchte in dem Kuß und in ihrer Berührung zu vergessen, daß sie beide ein ziemlich ernsthaftes Problem hatten.




Re: Another year has gone by

„Warum hast du eigentlich das Telefon gegen die Wand geworfen?“ Danny küßte Laurie bei dieser Frage aufs Haar und zog sie gleichzeitig ein wenig näher an sich heran.

Es war nun später, sehr viel später. Die Sterne der Nacht waren nun am Himmel zu sehen, wo sich Wolken wie Wattebällchen zwischen ihnen einen Weg hindurch suchten. Und Danny und Laurie lagen dicht aneinander gekuschelt in dem großen Hotelbett und suchten ihre Nähe nun in den Worten des anderen. 

„Ich habe versucht John anzurufen“, murmelte Laurie an Dannys Brust. Sie spürte sein Seufzen an ihrem Haar, öffnete die Augen aber nicht. „Ich hatte noch mal über den Diabolo Fall nachgedacht und mir war da etwas aufgefallen. Ich hab versucht dich zu erreichen, aber dein Handy war aus und weil ich auch John gebeten hatte nochmal einen Blick in die Akten zu werfen, habe ich es dann bei ihm versucht.“ Ihr Atem strich warm über Dannys Brust, als sie einen weiteren Seufzer ausstieß. „Er hat mich nicht mal ausreden lassen, sondern hatte nach drei Worten die Verbindung unterbrochen. Ich bin wütend geworden.“ „Also hast du das Telefon an die Wand geschmissen“, führte Danny Lauries Erzählung fort. „Nein, noch nicht gleich. Ich habe es ein zweites Mal versucht. Aber da sagte er gleich nein und legte auf. Erst dann habe ich das Telefon an die Wand geworfen. Es ist dabei kaputt gegangen“, fügte sie noch hinzu, als ob Danny die Tatsache noch nicht aufgefallen wäre.

 „Und ich dachte schon, daß du nicht mehr mit mir reden willst“, lächelte er in Lauries Haar. Hob aber dann ihr Gesicht mit seinen Fingern an und suchte ihren Mund. „Und was ist dir aufgefallen? Bei Diabolo, mein ich.“ Er küßte sie noch einmal aufs Haar und wartete bis sich auch Laurie wieder eine bequeme Position in seinem Arm gesucht hatte. „Ach, ein paar Ungereimtheiten über die Kanzlei von Jeremy Sanders. Nicht sonderlich wichtig.“ Laurie dachte daran was sie wirklich herausgefunden hatte, fügte aber diesem verbalen Abwinken nichts weiter hinzu. Sie hatte beschlossen die Sache auf sich ruhen zu lassen und das würde sie jetzt auch tun. Frankie Wehle, alias Diabolo, saß im Gefängnis seine Strafe ab und sie hatte nichts weiter als Vermutungen. Und sie hatte viel zu viele andere Dinge im Kopf, welche ihr im Moment wichtiger erschienen, als dieser abgeschlossene Fall. 

Wie zum Beispiel ihre Beziehung mit Danny.

„Willst du jetzt darüber reden“, fragte Danny nach und küßte sie ein erneuert aufs Haar. Jedes Thema erschien ihm im Moment besser, als das, was gerade unausgesprochen in der Luft hing. „Nein, das Thema ist für mich abgeschlossen. Diabolo ist im Gefängnis und fertig. Schlafende Hunde zu wecken, bringt selten Glück.“ Sie drehte und wandte sich in Dannys Arm auf der Suche nach eine bequemeren Position für ihren Körper. Allerdings ohne Erfolg. „Die Matratze ist einfach fürchterlich“, seufzte sich schließlich ergeben und drehte sich auf den Rücken. Fort aus Dannys Arm und seiner Wärme. „Sie ist viel zu weich!“ Danny lachte leise auf, als er Stellas Worte aus dem Flugzeug aus Lauries Mund hörte. „Lach nicht“, sagte Laurie sofort als sie dieses Schmunzeln von ihm hörte. „Du magst ja vielleicht von deiner letzten Woche her gewöhnt sein auf so einem Ding zu schlafen. Aber für mich ist es hier einfach nur unbequem.“ Sie wühlte mit ihren Körper immer weiter, baute sich eine neue Kuhle mit ihrem Bettzeug und blieb dort für die nächsten zwei Minuten ruhig liegen. „Deshalb lache ich nicht“, erwiderte Danny und drehte sich zu ihr um, um ihr in die Augen schauen zu können. Und sich einen weiteren Kuß von ihr zu stehlen. „Stella hat nur vorhin im Flugzeug genau das Gleiche gesagt. Deswegen mußte ich lachen.“

„Kluge Frau“, brummte Laurie und war schon wieder dabei ihre Position zu ändern. Amüsiert betrachtete Danny Laurie wie sie sich von den Rücken auf den Bauch und drehte, nur um gleich drauf sich wieder herum zu werfen. Leise lachend rutschte er ein Stück zur Seite und gab ihr damit die Gelegenheit, in seiner vorhandenen Kuhle einen Platz zu finden in dem sie sich wohl fühlen konnte. Und sie probierte auch sofort diese Stelle aus. Rutsche wieder dicht an ihn heran und kam dort auch wirklich zum Stillstand. „Wie ich es mir doch gedacht habe“, murmelte sie vor sich hin. „Du hast dir mal wieder die bequemere Seite vom Bett ausgesucht!“ Lachend schob Danny seinen Arm wieder unter Lauries Kopf. „Ich kann mich nicht erinnern, daß wir Zeit hatten um uns mit solchen Kleinigkeiten zu beschäftigen. Komm schon her“, fügte er hinzu und drückte ihre Kopf wieder an seine Schulter. Ein Kuß für ihr Haar, ein Kuß für seine Schulter. Dann verfielen beide in ein kurzes Schweigen. 

„Wir könnten uns auch wieder anziehen und zurück zu dir gehen“, schlug Danny nach einer Weile vor. „Das Hotelzimmer verlassen, was ich mit so viel Mühe organisiert habe?“ Ganz zu Schweigen von dem vielen Geld, das sie dafür ausgeben würde. „Niemals! Außerdem habe ich keine Kaffeekanne mehr. Das würde heißen, daß es auch morgen früh keinen Kaffee gibt. Nein, ich fühle mich hier schon sehr wohl!“ Ihr Hintern schob sich ein paar Zentimeter nach links und kam dann endgültig zur Ruhe. Und ihr Arm schob sich über seinen Brustkorb und blieb dann ebenfalls entspannt liegen.

 „Keinen Frühstückskaffee ist natürlich ein sehr guter Grund hier zu bleiben“, meinte Danny und meinte es absolut ernst. Einen Morgen ohne Kaffee konnte er sich genauso wenig vorstellen, wie eine Stunde ohne seine Brille. Er wäre blind für alles um sich herum. „Andererseits“, überlegte Laurie laut, während sie ihren Kopf wieder an seiner Brust vergrub, „habe ich noch löslichen Kaffee zu Hause. Das wäre dann wenigstens Kaffee.“ Es war nur ein Scherz von ihr gewesen. Denn wenn sie die Wahl hatte einen richtigen Kaffee zu trinken und einen der nur aus pulvrigen Körnern bestand, dann lag ihre Entscheidung ganz eindeutig bei dem aus der Kaffeemaschine. Danny allerdings, konnte den Scherz in ihren Worten nicht entdecken. „Machst du Witze?“ Entrüstest schob er Laurie von sich fort und setzte sich im Bett auf. „Das Zeug verdient die Bezeichnung Kaffee nicht einmal! Nein, ich stimme dir vollkommen zu. Wir bleiben hier, machen uns hier eine schöne Nacht und werden dann morgen früh einen richtigen Kaffee trinken!“ Er ließ sich wieder in die Kissen fallen und zog Laurie zu sich ran. Und sie würden hier ihr Gespräch zu Ende bringen.

„In Ordnung“, grinste Laurie.

Und sie kehrten doch in Lauries Wohnung zurück. Ohne das sie das Gespräch oder ihre Gedanken weiter geführt hätten. Ohne das es eine Entscheidung von einen von ihnen gegeben hatte.

Doch dazu war es nicht mehr gekommen. Während Danny noch überlegte, wie er das Thema wieder zur Sprache bringen konnte, ohne die Nähe des Augenblicks zu zerstören, wurden Lauries Atemzüge immer ruhiger. Sanft hielt er sie in seinen Arm und lauschte ihrem Atem der immer regelmäßiger wurde und hielt ihren Körper, der sich mit jedem dieser tiefen Atemzüge immer weiter entspannte. Bis sie tief und fest eingeschlafen war. Er selbst konnte nicht schlafen. Statt dessen sah er zur Decke hoch und versuchte ohne seine Brille sie zu betrachten und Schäfchen zu finden, die er zählen konnte, um selbst einzuschlafen. Aber da waren keine Schäfchen. Nur ab und an ein Licht von einem Auto das unter ihrem Fenster vorbei fuhr und die Schwärze der Nacht. Lauries Atem strich warm über seine Brust. Warm und regelmäßig. Danny verrenkte sich ein wenig mit dem Kopf, um einen besseren Blick in ihr Gesicht zu haben. Ein weiteres Auto fuhr vorbei und erhellte für einen Moment die tiefe Sorgenfalte auf ihrer Stirn, die trotz des Schlafs nicht gewichen war. Vorsichtig, um sie nicht zu wecken, fuhr er mit seinem Finger über die Vertiefung. Zeichnete sie mit dem Finger nach und versuchte sie nur mit dieser leichten Berührung zu glätten. Laurie bewegte sich, murmelte leise etwas vor sich hin, das Danny nicht verstehen konnte und lag dann wieder still. Seine Finger, welche bei ihrer Bewegung still gehalten hatten, wanderten wieder weiter. Strichen nun über die Stirn, suchten sich ihren Weg über die Schläfe zu ihrer Wange. Und verharrten vor ihren Lippen. Die Versuchung war groß auch sie zu berühren, doch Danny wußte, daß wenn er es tat, Laurie davon erwachen würde. Und er wollte sie nicht wecken. Lieber wollte er den Augenblick nutzen um in Ruhe nachzudenken. Seufzend legte Danny den Kopf wieder zurück auf das Kissen und betrachtete erneuert die Zimmerdecke.

Weitermachen, oder aufgeben und sie gehen lassen? Sollte er ihr die Entscheidung überlassen oder sollte er sie treffen? Er sollte sie gehen lassen, dachte er, während seine Finger mit den weichen Wellen ihres Haares spielen. Er sollte sie wecken und ihr sagen, daß ihre Beziehung keinen Sinn hatte, solange sie John noch liebte. Er sollte es ihr klipp und klar ins Gesicht sagen, daß sie sich nur was vormachte, wenn sie John soweit aus ihren Gedanken schob!

Aber er hatte auch einen Platz in ihrem Herzen, hatte sie gesagt. Ein Satz, ein einziger Satz – und  er machte alles zunichte was er tun sollte. Einfach weil er sie liebte und diese Liebeserklärung von ihr eine neue Hoffnung in ihm aufbaute.

„Was ist los? Kannst du nicht schlafen?“ Undeutlich murmelte Laurie an seiner Brust und hob ihren Kopf ein Stück weit ihm entgegen. Danny beugte sich vor und küßte sie. „Nein“, lächelte er und küßte sie dann ein zweites Mal. „Die Matratze ist zu weich.“ Ein verhaltenes Kichern antwortete ihm von einem Kopf, er sich seinen Platz wieder auf seiner Brust gesucht hatte. „Schlaf weiter, Sweetheart. Ich werde bestimmt auch gleich einschlafen….“ Er drückte ihren Kopf auf seine Brust zurück und strich ihr beruhigend über den Rücken. Immer rauf und runter, immer näher zum Land der Träume.  „Wir müssen nicht hier schlafen“, murmelte sie erneuert und richtete sich ein zweites Mal halb auf. „Wir können auch zu mir gehen.“ „Das ist sehr lieb von dir“, sagte Danny leise. „Aber darf ich dich daran erinnern, daß du keinen Kaffee hast.“ „Doch ich habe löslichen.“ Ihre Augen blinzelten ihn in dem Versuch an wach zu bleiben. „Na komm. Gehen wir.“ Bevor Danny Einspruch erheben konnte, löste sich Laurie schon von ihm und kroch aus dem Bett. Taumelig und nicht wirklich wach, aber immerhin bereit ihm eine Nacht zu bereiten wo er Schlaf und Frieden finden konnte. „Kommst du?“ Im Halbschlaf hatte sie den Weg zurück in ihre Unterwäsche und ihrem Kleid gefunden und stand nun abwartend vor dem Bett. „Es ist nur eine viertel Stunde Weg, Danny. Dann hast du ein Bett zur Verfügung, wo die Matratze nicht nur aus Watte zu bestehen scheint. Also mach schon.“ Grinsend nickte Danny, ersparte sich aber einen Kommentar. So weit wie Lauries Augen noch geschlossen waren, war diese kleine Rede schon ein halbes Wunder. Eine Diskussion darüber zu führen, würde in einem der sieben Weltwunder enden.

Leise begleitete Dannys Pfeifen ihren Weg, den sie vor ein paar Stunden zum Hotel hin gelaufen waren. Aber es war nur fast der gleiche Weg.

Zurück nahmen sie die Abkürzung durch den Park, der in der Stille und in der Dunkelheit der Nacht nahezu unwirklich aussah. Bäume die im Tageslicht freundlich und grün waren, wirkten in der Nacht wie fremde Wesen. Unheimlich ragten sie in den Himmel hinauf und schufen ihre ganz eigene Welt. Doch Laurie hatte die Augen kaum soweit offen, als das sie sich vor ihnen gefürchtet hätte. Und es war auch keine bewußte Entscheidung von ihr gewesen diesen Weg zu nehmen. Ihre Füße hatten ihn automatisch eingeschlagen, während sie selbst noch versuchte wieder aus ihrem Tiefschlaf aufzuwachen, aus dem Danny sie gerissen hatte. Seitdem stolperte sie eigentlich nur noch neben Dannys beschwingten Schritt her, versuchte einen Schritt vor den anderen zu setzten und ihn nicht mit ihrem Torkeln vom Weg abzubringen.

Aber dann war Laurie plötzlich hellwach.

Ihre Füße hatten den Weg zu dem Basketballfeld gefunden. Als dunkler Schatten hingen die Körbe an den Seiten des Spielfeldes und das Grau des Fußbodens war unter dem Licht des Mondes nur noch ein schwarzer Schatten. Trotzdem zuckte Lauries Blick immer wieder über das Spielfeld. Sah von einem Korb zu dem andern und suchte dann den Baum, unter dem sie nach ihrem Spiel immer gesessen hatten. Auch er war noch da. Lang und schwer hingen die Äste der Trauerweide über die schwarze Wiese und schufen Schatten, wo die Nacht schon längst zu Hause war. Ihr Baum. Laurie blinzelte ihn an.

„Alles in Ordnung mit dir?“ Danny. Nicht John. Sie blinzelte wieder und versuchte die Bilder vor ihren Augen zu vertreiben, die sich dort noch immer abspielten. Bilder aus einer fröhlichen Zeit. Aus einer Zeit unbekümmerten Zeit, wo noch alles in Ordnung war.

„Mhmm, ja. Alles ok.“ Sie schaute zu Danny hoch und lächelte sein schattenhaftes Gesicht an. Das Mondlicht spiegelte sich in seiner Brille und machen es unmöglich für sie die aufrichtige Besorgnis in ihnen zu erkennen, die sie aus seiner Stimme hören konnte. Es war noch keine Entscheidung getroffen worden, fiel Laurie plötzlich ein. Sie hatten zwar geredet und geredet – aber weil sie beide nicht weiter wußten, waren zu belanglosen Gesprächen übergangen.

„Alles ok“, wiederholte sie und führte Danny von dem Platz aus ihrer Erinnerung fort. „Wir sind gleich da.“ Schweigend liefen sie die dunklen Wege entlang. Umrundeten Bäume, wechselten die Richtung und kamen dann zu der Straße wo Lauries Wohnung lag. Noch immer pfiff Danny leise vor sich hin – doch für Laurie klang es klang nicht mehr so unbekümmert, wie noch zuvor. Etwas hatte sich verändert. Sie hatte sich verändert. In dem Bruchteil einer Sekunde war etwas an seinen Platz gerutscht. Aber noch konnte sie nicht sagen was es war. Noch war es nur ein unbestimmtes Gefühl, daß sie erforschen mußte. „Siehst du, da sind wir schon.“ Zielsicher hatte sie Danny und sich aus dem Park herausgeführt und sie zu dem Haus gebracht wo sie ihr zu Hause hatte. Sie lächelte Danny an und wo noch ein paar Minuten Danny sie geführt hatte, übernahm sie nun diese Initiative. „Ich hör schon das Bett rufen“, flüsterte sie. „Du auch?“ „Oh ja. Es schreit regelrecht nach mir!“ Danny lächelte ebenfalls und drückte Laurie eng an sich heran. „Aber ich höre auch, wie es deinen Namen ruft.“ „Schön, daß du es auch hören kannst. Ich dachte schon, daß sei nur eine Halluzination von mir.“ Leise lachend führte sie Danny die Stufen hoch zu ihrer Wohnung.

Zu ihrem Bett. Und suchte dann dort seine Nähe, als sie sich wieder eng an ihn heran schob. Auf dieser Matratze hatte sie keine Probleme die richtige Position zu finden. Sie war da, sowie Laurie sich in ihr Bettzeug einmummelte und sich an Danny heran gekuschelt hatte. „Schlaf gut“, flüsterte sie ihm zu. Doch Danny, der bis zu diesem Augenblick wirklich eine Menge über sich und Laurie nachgedacht hatte, war schon dabei einzuschlafen. Für heute war es genug, dachte er noch, kurz bevor er in seine Träume hinüber glitt. Morgen war auch noch ein Tag. Und bei Tageslicht sahen viele Dinge anders aus, als noch in der Nacht, wo man einen Tag voller Streß und Arbeit hinter sich hatte und sich mit seinen Gedanken nur  noch im Kreis bewegte. „Du auch.“ Und diesmal war es seine Stimme die nur noch ein Murmeln war und dann als leisen Atemzug an Lauries Hals verrann. 

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Spät war es inzwischen, um nicht zu sagen mitten in der Nacht, als Danny aufwachte und feststellen mußte, daß Laurie nicht mehr neben ihm lag. Noch im Halbschlaf tastete seine Hand über ihre Seite des Bettes, aber auch der Tastsinn ergab das gleiche Ergebnis, welches er ohne Brille dachte übersehen zu haben. Verschlafen setzte er sich auf und griff nach seiner Brille, die neben ihm auf dem kleinen Nachtisch lag.

Silbrige Mondstrahlen fielen auf die leere Seite neben ihm, auf ein zerknautschtes Bettzeug, aber ohne die rothaarige Frau, die sonst darunter lag. Danny nahm die Brille wieder ab und rieb sich wie ein kleiner Junge den Schlaf aus den Augen, bevor er sich auf seine Suche nach Laurie machte. Still war es in der dunklen Wohnung, selbst der Verkehr auf der Straße war endlich zum erliegen gekommen. Leise tapsten seine Füße über den nackten Boden, als er von Zimmer zu Zimmer ging und hineinschaute, bis er Laurie endlich in der Küche wieder fand. 

Das silbrige Mondlicht beschien auch sie, faßte sie in einen Rahmen aus hellem Schein und ließ sie in ihrer Erscheinung fast unwirklich erscheinen. Die Realität ging von dem Qualm einer Zigarette aus, der sich vor Laurie zu einem Nebel zu erheben schien. Aber selbst das erschien Danny in diesem Augenblick nicht wirklich. Still stand sie da, mit gelösten, roten Haar, in ihrer Schlafanzughose und dem weißen T Shirt das sie angezogen hatte, bevor sie zu ihm ins Bett gekrochen war. Und barfuß. Verletzlich und schutzbedürftig, aber stark und stolz. Wie eine Göttin erschien sie ihm..... Wie eine keltische Priesterin in der stillen Sammlung ihrer Gedanken, bevor sie ihren Gott anrief.

Er rührte sich nicht von der Stelle und versuchte das Bild von ihr in sich aufzunehmen. Im Gegensatz zu seiner Unsicherheit, war ihre Entscheidung gefallen. Die Spannung in ihrem Körper, die Haltung des Kopfes …. Er sah es so deutlich, als wenn sie darüber gesprochen hätten. Er wußte es mit solcher Klarheit zu sagen, daß die Besonderheit dieser scheinbar verschobenen Zeit, seine letzte intime Erinnerung von ihr sein würde.

So standen sie beide reglos da, umgeben von der absoluten Stille, welche die Realität mit ihrer Lautlosigkeit erstickte.

Laurie unterbrach das Bild als erstes, indem sie sich zu dem Aschenbecher auf dem Küchentisch beugte und ihre Zigarette ausdrückte. Danny hörte, wie sie leise aufseufzte und dann zum Kühlschrank hinüberging. Die Tür öffnete und das Wasser herausnahm. Ein Glas nahm und das Wasser eingoß. Das Glas zu ihrem Mund führte und es austrank.

Alltägliche Handlungen, die in diesem Licht, in dieser Dunkelheit, eine ganz andere Bedeutung zu ergeben schienen. Laurie sah ihn nicht, so sehr war sie in ihrer eigenen Welt gefangen. Aber sie erschrak auch nicht, als sie sich zu ihm umdrehte, um zurück ins Bett zu gehen. Doch nun blieb sie stehen, schaute ihn an und unterbrach die Stille zwischen ihnen beiden nicht. Lange Zeit standen sie einfach nur da und beobachteten sich. Redeten, ohne etwas zu sagen.

Danny kam es vor als ob Stunden vergangen waren, aber wahrscheinlich waren es nur wenige Minuten, bis er ihr seine Hand entgegenstreckte. „Komm ins Bett, es ist bereits spät“, wisperte er. Sie nahm seine Hand und ließ sich von ihm wieder zurück ins Schlafzimmer führen. Wieder ins Bett, wieder an seine Seite.

Tiefe Atemzüge verrieten Danny schon bald, daß Laurie nun endlich eingeschlafen war. Und obwohl er es schon in San Francisco geahnt hatte, und obwohl er noch vorhin überlegt hatte es selbst zu beenden, war es jetzt etwas ganz anderes. Glauben und Wissen, das waren zwei Paar Schuhe die nicht unbedingt dieselbe Größe hatten. Erst jetzt erlaubte er sich, daß seine Augen feucht wurden. Erst jetzt erlaubte er sich, daß er still vor sich hin weinte um eine Zukunft, die er nicht mit ihr teilen würde.

Vielleicht würden sie eines Tages einmal gute Freunde werden, aber nicht in näherer Zukunft. Jetzt gab es erst ein weiteres Herz, welches die Zeit mit ihrem Zauber heilen mußte.




Re: Another year has gone by

....und jetzt wißt Ihr, warum ich so viel über Danny geschrieben habe. Nachdem er uns so lange Zeit an Lauries Seite begleitet hat, habe ich es einfach nicht übers Herz gebracht, seinen Abschied kürzer zu gestalten.

Aber.....er wird nicht verloren gehen!




Re: Another year has gone by

Oh Gott, chyio, was für ein Kapitel!!!

Ich muss gestehen, dass mir am Ende selbst ein paar Tränen gekullert sind. Ich kann es nicht fassen....Eigentlich hätte ich total erleichert sein müssen, da ich ja von Anfang an wollte, dass Laurie und John wieder zusammen kommen und nun... da die Zeichen wieder günstig stehen für die Beiden, will ich es gar nicht mehr...und schuld bist Du, mit Deiner herzlichen und innigen Beschreibung von Danny!

Dies war jedenfalls ein Abschied, der seiner würdig war, wie ich finde, total romantisch am Anfang im Hotel und es zeigt mal wieder, dass man auch auf andere Weise auseinander gehen kann, als nur mit Zank und Streit und Schuldzuweisungen.

Ich habs ja schon desöfteren gesagt und heute muss ich es wiederholen. Du wirst immer besser und dieses Kapitel war mit Sicherheit eines der besten der gesamten Story, auch wenn es absolut traurig und melancholisch war.

LG Eve

Re: Another year has gone by

Hmmmmm....das ist jetzt eigentlich alles was ich heraus bringe! Ich schiebe dieses Kapitel jetzt schon seit Freitag vor mir her, weil ich es nicht lesen wollte! Nicht lesen...oder besser kapieren wollte das hier ein Schlußstrich gezogen wird!

Aber, es ist ehrlich und alles andere wäre eine Farce gewesen! John...Laurie, Laurie....Danny, ein Reigen der vorerst kein gutes Ende finden kann!

Klassisch schön geschrieben Chyio! Die Zerrissenheit von Laurie und die Zweifel von danny und das erkennen, das es vorbei ist! Romantisch...traurig aber leider oft sehr real!

LG Flymoon





Danke Chris!!!

"Fort sind all die schönen Stunden, mit meinem verschwund'nen Schatz verschwunden, denn ein tödlicher Schatten fiel...."
--Horatio Alger--

Re: Another year has gone by

@Eve: Ich kann gar nichts dafür. Danny hat sich ganz von allein weiter entwickelt. Ich mußte den lieben Kerl nur unter Kontrolle halten, daß Laurie es sich nicht noch anders überlegt. Aber Du hast schon Recht. Als ich das Kapitel (das im Ursprung eigentlich nur drei Seiten hatte) zu Weihnachten geschrieben hatte, da mußte ich selbst ganz schön schlucken. Aber als ich es jetzt überarbeitet habe, da kam es mir eigentlich gar nicht mehr so traurig vor. Vielleicht aber auch nur, weil ich wußte was da passiert.
@Flymoon: Tut mir leid, daß Du es nicht lesen wolltest. Aber wie auch Eve bin ich der Meinung, daß John und Laurie zusammen gehören. Und deswegen mußte das Ende einfach sein. Eigentlich sollten ja Danny und Mika nur Nebenrollen haben. Eigentlich. Und wir müssen es jetzt ausbaden.

Aber hier kommt nun der nächste Teil – ohne Danny



Viel zu viele



Es war Freitag. Dann kam ein Wochenende und dann noch mal sechs Tage bevor Andys schlimmster Alptraum in Erfüllung gehen sollte – das Osteressen. Seit Sylvia die Liste aufgehangen und damit ihre Drohung ihm gegenüber wahr gemacht hatte, war Andys erster Gang, wenn er des Morgens auf das Revier kam, zu dem schwarzen Brett um akribisch nach zu verfolgen, wieviele von seinen Kollegen sich auf ihr eingetragen hatten.
Und wie jeden Morgen stand Andy auch heute vor dem Brett und starrte mißmutig auf den Aushang. Immer neue Namen waren in der letzten Woche hinzu gekommen. Immer neue Personen, die sich an seinem persönlichen Untergang beteidigen wollten. Jetzt schoben sie sich an ihn vorbei, sprachen mit anderen Kollegen, welche ebenfalls auf der Liste standen und eilten zu ihrem Plätzen. Zu ihren Telefonen, zu den Männern oder auch Frauen, die an ihren Schreibtischen auf sie warteten, oder zu der Kaffeemaschine, um sich eine kleine Auszeit zu nehmen. Und keiner von ihnen schien zu bemerken, wie sehr ihr Name Andy den Schweiß auf die Stirn trieb.

Noch bevor John die Treppen zu ihrer Etage zur Hälfte erklommen hatte, sah er seinen Partner vor dem schwarzen Brett stehen. Ein Lächeln huschte über seine Züge, als er ihn dort sehen sah, aber kein Mitleid regte sich bei seinem Anblick in ihm.
„Guten Morgen John!“ Medavoy kam ihm auf der Treppe entgegen. Wie immer in Eile und schon an frühen Morgen mit Haaren, die er sich schon auf dem Weg zur Arbeit zerzaust hatte. Lange Fahrtwege waren nichts für Greg. Und lange Fahrtwege, die in einem Stau endeten, brachten ihn schier zum verzweifeln. Selten schaffte es seine Frisur heil bis zum Revier zu kommen und selten hatte John seinen Partner gekämmt gesehen. „Morgen Greg“, grüßte John zurück. „Kaum hier und schon wieder auf dem Weg nach draußen?“ Gregs Hand versuchte sein Haar in eine wieder annehmbare Form zu bringen, während bei seinem Kollegen stehen blieb. „Nein, ich habe nur mein Handy im Auto liegen lassen und ich will es mir holen, bevor einer der Hitzköpfe es heraus klaut.“ „Mach das.“ Aber Johns Aufmerksamkeit richtete sich schon wieder auf Andy an dem schwarzen Brett. Andy suchte in seiner Hosentasche nach seinem Taschentuch und fuhr dann mit ihm hektisch über den Schweiß auf seiner Stirn. Und John grinste. „Man könnte meinen, daß er ein Ritual daraus macht“, bemerkte Medavoy, der sich, nachdem er bemerkt hatte wo John hinsah, ebenfalls zu Andy umgedreht hatte. „Fast jeden Morgen sehe ich ihn davor stehen und diese Liste betrachten.“ „Nicht fast jeden Morgen“, grinste John und zwinkerte Medavoy zu, „er steht dort jeden Morgen. Es ist sein erster Gang, wenn er ankommt. Er grüßt unten, stürmt dann, zwei Stufen auf einmal nehmend, die Treppe hoch. Rennt dabei fast jeden um, der sich ihm in den Weg stellt und bleibt dann keuchend für fünf Minuten vor dem Brett stehen. Nach spätestens drei Minuten holt er sein Taschentuch aus der Tasche und wischt sich den Schweiß von der Stirn. Morgen James.“
„Morgen John“, wurde er von dem kleinen Latino Mann zurück gegrüßt, als er die Treppe hinunter kam. „Morgen Greg.“ Und dann, nachdem er merkte, wo seine beiden Kollegen hinschauten, drehte auch er sich um. „Ah, Andy steht wieder vor dem Brett!“ Lachen schwang in seiner Stimme mit, als er den älteren Detective betrachtete. „Seit wievielen Minuten steht er schon da?“ John zuckte mit den Achseln. „Janice sagt, daß Andy vor circa vier Minuten rein ist. Addieren wir noch seine üblichen Gewohnheiten hinzu, dann..., er sah kurz auf die Uhr an seinem Handgelenk, „dann würde ich sagen, daß er seit knappen zwei Minuten da steht.“ Belustigung schwang auch in seiner Stimme mit und brachte James dazu aufzulachen. „Zwei Minuten! Man merkt, daß es nur noch eine Woche ist bis zum Essen. Er zückt das Taschentuch schon schneller. Ich frage mich, ob er nächsten Freitag das Taschentuch schon in der Hand hält, wenn er aus dem Wagen steigt.“
„Das glaube ich nicht“, mischte sich Medavoy ein, „Sylvia hat die Frist für die Anmeldung auf Mittwoch gesetzt.“ „Na und? Meinst du ernsthaft, daß Andy sich davon abhalten lassen wird?“ Martinez lachte nun ganz offen. „Wenn ihr mich fragt, ist die Liste Mittwochabend punkt 18.00 Uhr weg. Nicht mal die Zeit für ein ordentliches Abnehmen wird er sich nehmen, sondern sie einfach herunterreißen. Und dann wird er sie Sylvia in die Hand drücken und sagen, daß mehr Leute sich nicht eingetragen haben!“ Ein breites Grinsen huschte über John sein Gesicht, dessen Vermutung sich in dieselbe Richtung bewegte. „Da könnte was dran sein“, gab John zu, „aber du kannst sicher sein, daß wenn er sie Sylvia in die Hand drückt, sie keine halbe Stunde später wieder hängen wird. Für die Nachzügler, wird sie ihm erklären. Und dann sehen wir Andy am Donnerstag wieder vor dem schwarzen Brett stehen und sie bewachen.“ „Vermutlich hindert er jeden der sich noch eintragen möchte daran, und erklärt ihm, daß die Einschreibefrist verstrichen ist.“ James gluckste leise vor sich hin. Medavoys Blick dagegen sprach inzwischen von Mitleid. „Können wir ihm nicht sagen, daß wir längst über Sylvia und ihn Bescheid wissen, und daß uns das gar nichts ausmacht?“
„Das habe ich ihm mindestens schon zehn Mal erklärt“, sagte John. „Es kann sogar möglich sein, daß er mir für die Sekunde geglaubt hat. Aber sobald fünf Minuten vorbei sind, ist er schon wenig einem Panikanfall nahe. Ich denke mal, daß er erst Ruhe finden wird, wenn dieses Essen vorbei ist und er mit eigenen Augen gesehen hat, daß ihm keiner den Kopf abreißt.“ Den Kopf wollte John über so viel Dickköpfigkeit schütteln. Doch mit vernünftigen Worten an seinen Partner heran zu kommen war unmöglich. Also blieb da nur noch das Sprichwort übrig Wer nicht hören will, muß fühlen.
„Ich muß los“, erklärte James nach einem Augenblick der Betrachtung seinen beiden Kollegen. „Wir sehen uns später.“ Mit einem letzten Lächeln in Andys Richtung, nickte er John und Greg zu und lief dann die restliche Treppe hinab. „Ich gehe auch besser mein Handy holen.“ Greg ließ John auf der Treppe allein stehen, als er auch sie hinab ging. John jedoch blieb noch stehen wo er war und betrachtete von den Stufen aus seinen Freund. Es war nicht so, daß er überhaupt kein Mitleid mit ihm hatte – es war nur so, daß er Sylvias Beweggründe nur zu gut verstehen konnte. Und auch den Abend mit Rose hatte er ihm, dank seiner eigenen Dickköpfigkeit, noch nicht ganz vergeben. Im Grunde genommen hatte Andy es nur gut mit ihm gemeint, wußte John. Und er hatte auch keine Ahnung haben können, wie sich dieses Gespräch entwickeln würde. Nicht einmal er selbst hatte mit dem gerechnet, was Rose ihm erzählte. Aber nach der verblüffenden Offenbarung, daß Laurie der Freund gewesen war, der Jimmy angerufen hatte, hatte sie nicht mehr locker gelassen. Auf ihre charmante, diskrete Art und Weise - die manchmal so unverblümt war, daß er sich des öfteren wie einer seiner Schwerverbrecher fühlte - hatte sie gefragt, geforscht und ihn immer wieder dazu aufgefordert über seine Ex Frau nachzudenken. Und das alles in nicht mehr so schön verpackten Vielleicht-Sätzen, sondern klar und deutlich ins Gesicht.
Es waren drei Bier für jeden für sie geworden, zwei weitere Avancen von Josh und unzählige Songs, die Rose zwischenzeitlich mit dem Fuß mit klopfte. Und es war spät geworden. Sehr spät. Und John hatte danach so der Kopf weh getan, daß er nicht mehr wußte wo vorn und hinten war. Und das war der Grund, warum er Andy nicht so recht verzeihen wollte. Er war nicht da gewesen. Er hatte sich nicht mit einer lebhaften Rose auseinander setzten müssen und er hatte in der Nacht auch wahrscheinlich tief und fest geschlafen – im Gegensatz zu ihm. Alptraumhafte Bilder von Rose und Laurie waren ihm durch den Kopf gezogen, hatten sich in seinen Träumen manifestiert und ihn dazu gebracht sich unruhig von einer Seite auf die andere zu werfen.

John vergrub das Lächeln in sich und brachte die restlichen Stufen hinter sich. Blieb dicht hinter Andy stehen und betrachtete ebenfalls die Liste auf dem schwarzen Brett. Ein paar Namen waren seit gestern hinzu gekommen, und sie waren es wahrscheinlich, die Andy so zum schwitzen brachten.
„Es kommen ja ganz schön viele!“, bemerkte er nach einer Weile. Seine Hände vergruben sich in den Hosentaschen und das Lächeln fand einen Weg zurück auf seine Lippen. Andys Taschentuch fuhr ein weiteres Mal übers Gesicht. „Wenn du mich fragst“, sagte Andy und drehte sich zu John um, „sind es ein paar zu viel. Wir werden einen wirklich großen Raum mieten müssen, wenn wir sie alle unterbringen wollen.“ Er schluckte bei der Bemerkung und konnte doch nicht widerstehen sich wieder zu der Liste zu drehen. So viele Namen, so viele Leute. Und noch immer war Zeit übrig, um sich auf Sylvias Liste einzutragen. Mittwoch, seufzte Andy still und fuhr wieder mit dem Tuch über die Stirn. Das waren vier Tage mit je einem Arbeitstag von acht Stunden. Das war eine Menge Zeit!
„Komm schon Andy, so viele sind es auch wieder nicht!“ John sah an Andy vorbei zu dem schwarzen Brett und musterte die Liste. „Vielleicht achtzehn, zwanzig Mann, mehr nicht.“ Andy schnaufte unglücklich. „Nur zwanzig! Und die bringen ihre Frauen mit und die ihre Freundinnen und ehe wir uns versehen müssen wir einen Tanzsaal anmieten, um Platz genug für alle zu haben!“ John verschränkte die Arme vor der Brust und lachte dabei spöttisch auf seinen Freund hinunter. „Findest du nicht, daß du ein wenig übertreibst? Sei doch mal ehrlich Andy. Jeder der mehr kommen würde, als Sylvia und du, wäre dir bei dem Essen zu viel.“
Leute schoben sich in Gesprächen vertieft an ihnen vorbei, murmelten ein leises Guten Morgen oder eine noch leisere Entschuldigung und eilten dann die Treppen hinauf zu weiteren Räumen. Oder hinunter um eventuell das Revier zu verlassen. Manchmal aber blieben sie auch stehen.
„Guten Morgen.“ Unbemerkt war Lieutenant Fancy zu Andy und John getreten und begrüßte seinen beiden Detectives mit dem üblichen nichtsagenden Lächeln, das er so oft auf den Lippen liegen hatte. „Morgen, Lieutenant“, grüßte Andy zurück und drehte sich nach rechts von wo der Gruß gekommen war. „Lieutenant“, grüßte auch John und lächelte, als er sah, wie interessiert ihr Chef die Liste betrachtete. Augenscheinlich war er über die Resonanz, die Sylvias Vorschlag hervor gerufen hatte mehr als begeistert.
„Es haben sich aber eine Menge Leute eingetragen“, bemerkte Fancy und das nüchterne Lächeln wurde ein wenig breiter und zeigte nur schon die ersten Zahnspitzen. „Das sieht ja so aus, als ob wir eine kleine Party feiern werden!“ Eine Party???? Andys Stimmung versank nun endgültig in der Tiefe einer Depression und das feuchte Taschentuch in seiner Hand wischte wieder. „Ach, so viele Leute kommen doch gar nicht“, wiegte er schnell ab. „Ein Raum mit einem großen Tisch reicht da noch sicherlich aus.“ Wischen...seufzen...ein drehen in Johns Richtung, um von ihm mit einem hoffnungsvoller Blick seine Worte bestätigt zu bekommen.
Aber John grinste nur und sagte nichts. Fast nichts. Nur ein Wort formulierten seine Lippen lautlos. Rose. Doch Andy verstand nur zu gut, was sein Partner ihm damit sagen wollte. Und es war ihm klar, was er ihm mit diesen Namen sagen wollte – es würde keine aufmunternden Worte von ihm geben. John hatte nur wenig über seine Verabredung mit der alten Lady erzählt, aber seine Mimik hatte alles ersetzt, was seine Lippen verschwiegen hatten. Dennoch hatte Andy kein schlechtes Gewissen, das er dieser McKenzie gesagt hatte, wo sich sein Freund befand. Er war nur nicht gerade glücklich darüber, daß John ausgerechnet diesen Moment wählte, um seine Rachegelüste los zu werden.
„Ich muß zugeben“, fuhr Fancy fort, ohne Andys scheinbare Nervosität zu bemerken, „daß das wirklich eine sehr gute Idee von Mrs. Costas gewesen war. Ein Osteressen, anstatt einer Weihnachtsfeier!“ Fancy schüttelte amüsiert den Kopf. „Auf den Gedanken muß man erst einmal kommen!“ Und dann, sehr zu Andys Entsetzten, nahm er den schwarzen Kugelschreiber zur Hand, der an einer langen Schnur neben dem Aushang befestigt war und trug auch sich in die Liste ein. „Wir haben eine Weile gebraucht, bis wir jemanden gefunden haben, der unsere Kinder für die Zeit nimmt“, entschuldigte er sich schon fast bei den beiden Detectives, während er unter dem bestürzten Blick von Andy seinen Namen unter den letzten der Liste eintrug. „Aber meine Eltern haben sich dann doch dazu bereit erklärt, so daß wir nun auch kommen können.“
Aha. Er hatte noch gar nicht auf der Liste gestanden? Das Wasser auf Andys Stirn schien sich zu verselbständigen und bahnte sich in kleinen schmalen Spuren einen Weg über seine Schläfen. „Allerdings werden wir nicht allzu lange bleiben können“, fügte Fancy hinzu. „Nur ein paar Stunden....“
„Lieutenant?“ Donna unterbrach Fancy in seiner Erklärung. Mit Schritten, welche genau der Größe entsprachen, die ihre Absatzschuhe zuließen, kam sie auf die drei Männer zu und begrüßte sie schon aus der Ferne mit einem breiten Lächeln. „Sir“, wiederholte sie ihre Anrufung und winkte nun mit einem kleinen gelben Zettel in der Hand. „Ein Mr. O’Conell hat angerufen“, der letzte Schritt war getan und sie stand endlich vor Fancy. „Er bittet sie um ihren Rückruf. Die Nummer von ihm, steht unter seinem Namen. „Danke Mrs. Abandando.“ Fancy nahm seiner blonden Empfangsdame den Zettel aus der Hand und warf gleich einen Blick hinauf. „Hat er gesagt worum es geht?“
„Nein, Sir. Er sagte es wäre persönlich. Aber ich glaube das es dringend ist, denn er hat bereits dreimal angerufen.“ Ein leichter stiller Vorwurf schwang in ihrer Stimme mit, den sie aber mit einem Lächeln und einem Heben der Schultern versuchte nicht allzu offen zu zeigen. Und den ihr Chef auch geflissentlich ignorierte. „Dann werde ich ihn wohl mal besser gleich anrufen!“, bemerkte er mit einem Lächeln zu Donna und verließ dann die neue Dreiergruppe vor dem schwarzen Brett. Drehte sich aber nach nur wenigen Schritten wieder zu ihnen um.

„Detective Kimbell ist auf der Suche nach ihnen, Mr. Sippowitz.“ Er nickte mit dem Kopf die Treppe hinunter. „Das letzte Mal habe ich ihn unten gesehen. Sie sollten ihn suchen gehen, damit sie sich nicht ständig verpassen!“ „Ja, Sir.“ Fancy nickte, lächelte und betrat dann den Raum, wo er sein Büro hatte. Sechs Augen folgten ihm, aber keiner der dazu gehörigen Besitzer bewegte sich.
„Für dich hat auch jemand angerufen, John.“ Donna war die erste die sich aus der Betrachtung ihres Chefs löste, sich zu John umdrehte und auch ihm einen ihrer gelben Zettel weiter reichte. „Ein Mr. Ford aus dem San Quentin Gefängnis.“ Überrascht zuckte Andys Blick zu John hin. „Ist das nicht das Gefängnis, wo Diabolo einsitzt?“ „Ja.“, erwiderte John, schaute aber von dem Zettel in der Hand nicht hoch. „Laurie hat mich vor einiger Zeit gebeten mir noch einmal die Diabolo Akte anzusehen.“ Er ließ den Zettel in seiner Hosentasche verschwinden und sah gelassen Andy an. Noch Fragen? fragte sein Bick, genauso wie er verkündete, daß Andy besser nichts weiter sagen sollte.
„Auf jeden Fall“, mischte sich Donna in die Unterhaltung ohne Worte ein, „läßt er dir ausrichten, daß Frankie Wehle nicht mit dir reden möchte.“ „Darauf möchte ich wetten“, murmelte John vor sich hin. „Aber wenn du noch Fragen haben solltest“, sie deutete auf Johns Hosentasche, wo der Zettel in seiner Hand ruhte, „dann kannst du Mr. Ford unter der Nummer erreichen.“ „Danke“, nickte John. Er wollte dem noch was hinzu fügen, wurde aber von einem anderen Gedanken in seinem Kopf abgelenkt. Hatte Lauries Name eigentlich auf der Liste gestanden? So aus der Erinnerung heraus würde er spontan nein sagen. Er drehte sich wieder zur Liste an der Wand und besah sie sich genauer. Überflog jetzt die Namen nach dem seiner Ex Frau.
„Kein Problem! Wenn du noch mal Hilfe brauchst, dann sag Bescheid.“ „Mach ich.“ Doch John nahm seine Augen nicht von dem Aushang. Die Hälfte der Namen auf ihr hatte er schon hinter sich gebracht und unter ihnen war er nicht zu finden gewesen.
„Du wolltest noch mal mit Diabolo sprechen?“ Noch immer hatte sich Andy nicht von seiner Überraschung erholt. Wobei er nicht sagen konnte, was ihn nun mehr erstaunte. Die Tatsache, daß er in einen abgeschlossenen Fall wühlen, oder daß er endlich Lauries Bitte nachkommen wollte, obwohl sie immer noch nicht miteinander sprachen. Na ja, gab Andy für sich zu, ganz so war es seit der Sache mit van Clandon auch nicht mehr. Beruflich sprachen sie durchaus wieder miteinander, doch private Worte waren immer noch nicht in Sicht. „Warum?“, fragte er weiter, verkniff sich aber den Zusatz von dem Wort jetzt. „Vielleicht“, murmelte John auf den ersten Teil von Andys Frage und überhörte den zweiten Teil gewissenhaft. Doch er war abgelenkt. Er war gerade dabei die Liste ein zweites Mal und nun sehr viel genauer durch zu gehen. Andy folgte seinem Blick, konnte aber nicht das sehen, was John sah – oder vielmehr nicht sah. Für ihn war es nur ein Zettel voller Namen, die ihm das Leben schwer machen wollten.
„Aber eigentlich wollte ich mehr mit den Wärtern sprechen die ihn betreuen“, erzählte John weiter, während seine Augen suchten. „Hören ob Diabolo von jemanden Besuch bekommt, von wem, was er so anstellt, ob er sich auffällig verhält....so die üblichen Dinge halt.“ Nein, er hatte sich nicht verguckt - Lauries Name stand wirklich nicht auf dem Blatt.
„Und warum hat Laurie dich gebeten dir noch mal die Akte anzuschauen?“ Andy wußte genau, warum Laurie John darum gebeten hatte. Aber er wollte am Ball bleiben, bevor John das Thema Laurie wieder aus den Augen verlor und auf stur schaltete. Vielleicht ergab sich ja aus dem Gespräch eine Möglichkeit für ihn, John dazu zu bringen, auch eine Fortsetzung der Freundschaft zwischen ihnen wieder ins Auge zu fassen.
Er ließ die Liste links liegen und drehte sich statt dessen zu seinem Partner hin, der sich ebenfalls von dem schwarzen Brett abwandte und nun Andy ansah. „Weil sie bei der Durchsicht von ihr stutzig geworden ist, daß Frankie von Noah Lewis vertreten worden ist.“ „So wie Sylvia auch“, warf Andy ein und John nickte zu dem Einwurf. „Genau. Auf jeden Fall hatte sie mich gebeten, noch mal ein wenig zu forschen. Ich nehme mal an, daß Laurie ihre Neugier nicht zügeln wird und ebenso Nachforschungen anstellt. Aber sie wird bei Mr. Lewis anfangen, weil er ein Kollege von ihr ist. Also habe ich mir gedacht, daß ich mir noch Diabolo anschaue.“
„Gute Idee“, nickte Andy zustimmend. Und fragte sich dabei nur, warum sein Partner so runde zwei Monate gebraucht hatte um auf sie zu kommen. Doch Andy beschloß das Thema nicht weiter zu vertiefen. Es war Johns Sache und wenn er nach so langer Zeit auf den Gedanken kam, doch noch Lauries Bitte nach zu kommen, so hatte sein Gespräch mit Mrs. McKenzie anscheinend doch etwas gebracht.
„Meinst du, sie kommen wirklich alle?“, wechselte Andy das Thema und deutete wieder auf die Liste an dem schwarzen Brett. „Natürlich“, erwiderte John erstaunt. „Warum sollten sie nicht? Wenn sie sich schon eingetragen haben, haben sie garantiert vor auch zu erscheinen.“ Stumm, aber mit einem süffisanten Lächeln auf den Lippen, betrachtete John Andy wie er sich wieder mit dem Taschentuch über die Stirn wischte.
„Andy, ich werde dir jetzt mal was sagen“, erbarmte er sich nun doch endlich seines Freundes. Und zum elften Mal, seit Sylvia die Liste ausgehangen hatte. „Die meisten auf dem Revier wissen sowie so schon längst, daß ihr beiden zusammen seid. Das hier sind Cops! Meinst du ernsthaft, daß du eine Beziehung zu einer Staatsanwältin, die hier täglich ein und aus geht, verheimlichen kannst?“ Die Überraschung, welche sich auf Andys Gesicht abzeichnete, brachte John nur dazu, von einem Grinsen zu einem Lachen überzugehen. „Sie wissen es?“ „Natürlich wissen sie es! Was hast du denn geglaubt?“ „Wie John es sich gedacht hatte, waren die anderen zehn Aufmunterungsversuche in den Tiefen von Andys Unterbewußtsein verschwunden. Und auch dieser elfte Versuch würde dort landen. Fünf Minuten. In nur fünf Minuten.
„Ich...na ja...“ Ungläubig schüttelte John den Kopf. „Sag mal, wie ist es möglich, daß du einen hervorragenden Riecher für Verbrechen jeglicher Art hast, aber deine Menschenkenntnis bei dir selbst, so vollkommen versagt?“ Wieder ein unverständliches Murmeln in Richtung des schwarzen Brettes.
„Hast du schon gesehen, das Lauries Name nicht auf der Liste steht?“, wechselte Andy abrupt erneuert das Thema. Das hatte er, aber bevor John etwas dazu sagen konnte, kam die Frau über die sie sprachen die Treppen herunter. Ruhig ging sie, fiel John auf. Nicht der übliche schnelle Schritt, der auf den Treppen zu tippel Schritten wurde. Ruhig und gesetzt. Genauso ruhig wie ihr Gesicht aussah. Kein aufleuchten in den Augen, als sie Andy entdeckte und kein strahlendes Lächeln.
„Laurie! Wir haben gerade über dich gesprochen!“ Beide Hände hielt er ihr entgegen und drückte sie herzlich, als sie ihm die ihren reichte. „Wirklich? Na ich hoffe es waren nur gute Sachen!“ Ein Scherz ohne Betonung, aber mit einem feinen Lächeln. „Hallo John.“ Im Gegensatz zu Andy, reichte sie ihm nicht die Hand, sondern nickte ihm nur grüßend zu. „Immer!“, entgegnete Andy lachend. „Nein, mal im Ernst, mir ist gerade aufgefallen, daß du dich noch gar nicht auf unsere Liste für das Osteressen eingetragen hast!“ Auf jeden anderen konnte Andy verzichten, aber nicht auf Laurie. Sie war nicht nur die Frau, die Andy gern wieder an Johns Seite sehen würde, nein, sie war auch die Frau, die am engsten mit Sylvia zusammen arbeitete und die bestimmt ein gutes Wort für ihn einlegen konnte.
„Nein, das ist richtig“, sagte Laurie und sah automatisch ebenfalls zu dem schwarzen Brett. „Das ist doch eine Feier von dem Revier, da habe ich als Staatsanwältin doch nichts zu suchen.“ „Machst du Witze?!“, fiel ihr Andy fast ins Wort. „Sylvia und ihr geht hier so oft ein und aus, daß man euch schon ein Büro neben dem von Fancy einrichten sollte! Wenn jemand ein Anrecht hat hinzukommen, dann doch ihr beide!“ Und nicht all die anderen…..sprach seine Mimik den Satz weiter. Ein erstes echtes Lächeln umspielte ihre Lippen und sie sah unwillkürlich zu John hinüber, der sich ebenfalls auf die Lippen biß und sich damit das Lachen in sich erstickte. Aber er verdrehte leicht die Augen zur Decke und schüttelte den Kopf. „Hier…“ voller Eifer hielt Andy Laurie den Stift hin, den noch vor kurzer Zeit Fancy benutzt hatte, um sich auf das Blatt einzutragen. „Du kannst gleich den nehmen!“ Zögernd griff Laurie nach dem Stift, und noch zögernder setzte sie ihren Namen unter den von Andy und Johns Vorgesetzten.
„Zufrieden?“ Das leichte nichtssagende Lächeln hatte ihren Weg wieder zurück auf ihre Lippen gefunden, als sie Andy den Stift zurück reichte. „Ja. Und jetzt spute dich. Sylvia wartete bereits mit dem Helman Fall auf dich.“ Spöttisch lachte Laurie Andy an. „Eingeladen und gleich wieder rausgeschmissen. Andy, an deinem Feingefühl mußt du wirklich noch arbeiten! Woher weißt du denn jetzt schon wieder von dem Helman Fall?“ Neugierig lag ihr Blick auf Andy, aber dennoch hatte John das Gefühl, als ob das nur eine Höflichkeitsfrage war. Er sah von Laurie zu dem Brett vor sich und sah auf die Schrift ihrer Unterschrift. Klein war sie. Kein Schnörkel zierte das L und kein Schwung zeichnete ihre Bögen aus.
„Ich wollte mit ihr zu Mittag essen“, erklärte Andy Laurie und hatte für Johns gerunzelte Stirn keinen Blick übrig. „Aber sie hat mich abgewimmelt und gesagt, daß sie mit dir zu tun hat.“ „Ah…“ Laurie nickte verstehend vor sich hin. „Na dann….einen schönen Tag euch noch.“ Sie lächelte unverbindlich erst Andy dann John an und begab sich dann zur Treppe, während Andy und John endlich an ihren Schreibtisch zurückkehrten. Es war nun wirklich höchste Zeit um mit der Arbeit zu beginnen.
„Ach John?“ Lauries Stimme holte John ein, noch bevor er an seinem Schreibtisch angekommen war und der Rhythmus ihrer Absatzschuhe kehrte auf die Etage zurück. „Ja?“, fragend drehte er sich zu ihr um. Kam ihr dann ein wenig entgegen, so daß sie nicht mehr quer durch den Raum mußte um zu ihm zu gelangen. „Ich hab hier noch den Durchsuchungsbefehl um den du mich gebeten hattest“, begann sie und war schon dabei ihre Tasche zu öffnen. „Andy hat mich mit diesem Osteressen vollkommen aus dem Konzept gebracht, sonst hätte ich eher daran gedacht.“ Ihre Hand suchte mit den Augen zusammen in der Tasche nach dem dünnen Briefumschlag.
Geht es dir gut? Vier Worte, eine Frage. Es war ganz leicht. Trotzdem brachte sie John nicht über die Lippen. Es tut mir leid. Vier Worte, eine Aussage. Auch kein komplizierter Satz. Doch auch er verließ seinen Mund nicht. Aber er lag zumindestens auf der Zunge bereit um ausgesprochen zu werden. Doch irgend etwas in ihrem Verhalten irritierte ihn und brachte ihn dazu zu schweigen. „Wo ist er nur…?“, murmelte Laurie vor sich hin und zog dann schließlich triumphierend den Umschlag aus der Tasche. „Hier!“ Sie reichte den Brief an John weiter. Das Lächeln stumpf, die Augen ohne Glanz. Ist alles in Ordnung bei dir? „Danke, dann können wir ja endlich diesem netten Herren einen Besuch abstatten!“, nicht einmal sein Mund schaffte das Lächeln. Aber Laurie lächelte, ihr Mund, nicht ihre Augen. „Na dann….Grüßt ihn von mir.“ Leere Worte, eine automatische Antwort auf seine Bemerkung. „Wir sehen uns.“ Sie nickte ihn noch einmal zu und entschwand dann endgültig aus seinem Blickfeld.

„Warum hast du ihr nicht gesagt, daß du noch zu Diabolo willst?“ Unerwartet tauchte Andy wieder hinter John auf und sah mit ihm zusammen zu der Tür, aus der Laurie gerade gegangen war. Weil er es vergessen hatte. „Sie war so schnell verschwunden, daß ich nicht mehr daran gedacht hatte. Aber ich werde nachher zu ihr hinüber gehen und ihr erzählen, was bei den Besuch herausgekommen ist.“ Ja, das würde er tun. Und dann würde er sie fragen, wie es ihr ging.
Aber wie es dann weiter gehen sollte, daß wußte er trotz des Gespräches mit Rose noch nicht zu sagen.


Re: Another year has gone by

Ich bin ja auch der Meinung das John und Laurie zusammen gehören, aber im Moment sind die Fronten ja so erhärtet das man fast nicht mehr daran glauben möchte! Und Danny war einfach ein Schatz, was man von Mika nicht behaupten konnte!

Gut, das John eben nichts zu Laurie gesagt hat, ich denke es wäre der denkbar schlechteste Moment gewesen! Die beiden brauchen Ruhe um sich an- und auszusprechen, nicht so zwischen Tür und Angel!

Andy ist doch der Hit, was macht sich der Mann Gedanken, grinz! Einfach zu süß!

LG Flymoon





Danke Chris!!!

"Fort sind all die schönen Stunden, mit meinem verschwund'nen Schatz verschwunden, denn ein tödlicher Schatten fiel...."
--Horatio Alger--

Re: Another year has gone by

@Flymoon: Ich glaube auch nicht, daß ein Gespräch an dieser Stelle was gebracht hätte. Aber zumindestens war von John schon mal der Ansatz eines Gedanken daran da. Und Andy? Bringt mich selbst immer wieder zum Lachen. So ein hartgesottener Cop, eifrig und auch standfest....und dann kommt seine Freundin und schafft es den armen Kerl so zu verunsichern.

@Eve: arbeite nicht so viel!

 

 

Also, weiter geht es mit dem nächsten Akt dieses Dramas.

 

 

Fragen über Fragen

 

„Hast du was dagegen, wenn ich mit dir bei deinem Besuch bei Diabolo Gesellschaft leiste?“, mischte sich Andy in seine Überlegungen ein. Worauf John nur den Kopf schütteln konnte. Nicht über das Einmischen seiner Gedanken, sondern wie sein Partner auf die Idee kommen konnte, überhaupt nachzufragen. Andy wußte doch, daß er ihn jederzeit begleiten konnte und ehrlich gesagt war John sogar froh, wenn sein Partner ihm Gesellschaft leistete. In einem Gefängnis gab es immer viel zu sehen und zu hören was zwischen den Zeilen erzählt wurde, so daß man schnell etwas nicht mitbekam.

„Nein, natürlich nicht. Zwei paar Ohren hören immer besser als nur ein Paar. Aber hatte Fancy nicht gesagt, daß Martinez auf der Suche nach dir ist?“ Andy nickte. „Ja, das hat er. Allerdings frage ich mich, wo unser kleiner Puertoricaner mich sucht, ich war doch die ganze Zeit hier oben.“ „Bis auf die halbe Stunde, wo du dringend deine Doughnuts besorgen mußtest“, grinste John Andy von der Seite her an. „Ich war unterzuckert!“, rechtfertigte Andy sich entrüstet, während er John zu ihren Schreibtischen folgte. „Wenn ich nichts gegessen hätte, dann wäre ich auf der Stelle umgekippt! Und das wäre sehr gefährlich geworden. Schau doch mal wie eng hier die Tische stehen, ich hätte mir ernsthaft weh tun können. Oder noch schlimmer ich hätte jemand mit zu Boden reißen können und dann hätte ich noch eine Anzeige wegen Körperverletzung am Hals gehabt!“ John konnte nicht anders als bei dieser Vorstellung vor sich hin zu grinsen. Wenn es ums Essen ging, hatte Andy immer eine Ausrede parat. „Sicher!“, lächelte er fröhlich, wurde aber sofort wieder ein wenig ernster.

 „Paß auf, Andy. Ich mache dir einen Vorschlag. Du suchst Martinez und ich werde in der Zwischenzeit mit Medavoy unserem Mann hier einen Besuch abstatten.“ Er klopfte mit dem Knöchelt seines Zeigefingers auf den Umschlag mit dem Durchsuchungsbefehl, den er gerade auf den Schreibtisch geworfen hatte. „Danach fahren wir beide ins San Quentin Gefängnis. Was hältst du davon?“

„Klingt gut“, stimmte Andy mit einem Nicken zu. „Ich glaube das mit Martinez dauert nicht so lange. Was meinst du wie lange du brauchen wirst?“ John zuckte mit den Schultern. Er wußte es nicht. Manchmal ging so was ganz schnell, aber manchmal konnte sich das auch einen ganzen Tag hinziehen. „Keine Ahnung. Eigentlich wirkte der Typ ziemlich kooperativ…“ Bis auf die Tatsache, daß er sie nicht in die Wohnung gelassen hatte. „es könnte also auch bei mir recht schnell gehen.“ Könnte.

„Ok. Ich sehe zu was ich machen kann.“ Andy schnappte sich sein Jackett von der Stuhllehne und wandte sich zum gehen. „Bis später! Und benimm dich!“

 

 

 

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Tatsächlich dauerte Andys Einsatz um einiges länger, als John für seine Durchsuchung der Wohnung brauchte und der anschließenden Vernehmung. Schon längst hatte er sich die Akte von Frankie Wehle wieder zur Hand genommen und blätterte in ihr, als Martinez als erstes wieder in den Räumlichkeiten der Detectives auftauchte. Zielstrebig kam er zu John an den Platz. „Hey John!“, begrüßte er ihn und ließ sich dann erschöpft auf Andys Platz fallen. „Man, das war vielleicht ein Typ….“ John sagte nichts, aber er lächelte und wartete ganz offensichtlich, daß Martinez fortfahren würde. Aber dieser winkte nur ab. „Nichts was es sich lohnen würde zu erzählen. Einfach nur anstrengend und durch geknallt.“ Seufzend streckte er die Beine von sich und rutschte in Andys Stuhl ein Stück hinunter in eine bequeme Position. „Ich soll dir von Andy ausrichten, daß er gleich nach kommt. Er muß noch was besorgen. Bestimmt für sein Abendessen mit Sylvia“, zwinkerte der Puertoricaner John über den Schreibtisch hinweg an. „Vermutlich“, grinste John zurück und sah schnell zur Tür, ob sein Partner nicht doch unvermutet in ihr stand. Aber bei Donna am Empfangsbereich stand nur ein einsamer Herr und wartete darauf, daß sie ihm den Zettel reichte auf dem sie schrieb. „Warum tut sich Andy eigentlich so schwer damit zuzugeben, daß er mit Sylvia zusammen ist?“, wollte James wissen. Er sah selbst für einen Moment zur Tür, sah aber genauso wenig wie John Andy. „Das kann viele Gründe haben“, antwortete John ihm wage. „Aber egal ob es gute Gründe sind oder nicht, wenn er nicht bald was dagegen unternimmt, ist Sylvia weg.“ „Meinst du?“ John nickte. „Ganz bestimmt.“ „Na dann können wir nur hoffen, daß das Osteressen nächsten Sonntag ihn ein wenig zur Vernunft bringt. Ist das die Diabolo Akte?“ James deutete auf die braune Mappe, die vor John auf dem Tisch lag und beugte sich dann vor um einen besseren Blick auf sie zu werfen. „Ja. Andy und ich wollen gleich ins San Quentin und uns nochmal ein wenig umhören. Und da dachte ich das ich die Zeit bis ihr kommt, am sinnvollsten nutzen, wenn ich mir noch mal einen Überblick verschaffe.“ Ungefähr zum fünften Mal. Aber wie auch schon so oft zuvor, befriedigte ihn der Inhalt nicht. Zu viele Dinge die nicht in ihr standen. Ein zu lässigen Frankie Wehle bei den Verhören, zu wenig was er erzählt hat. Eine Verhandlung die so reibungslos verlaufen war, daß man sich nur fragen konnte warum. Einen Anwalt zur Verteidigung, der sowohl Andys Freundin, sowie auch Laurie stutzig gemacht hat. Nein, diese Akte gefiel ihm, trotz der Zeit wo er sie das letzte Mal gelesen, hatte immer noch nicht.

„Der Fall war wirklich merkwürdig“, bemerkte auch Martinez. Auch er hatte ihn nicht besonders gut in Erinnerung und das lag nicht nur an der Undercover Aktion. „Willst du ihn noch mal aufrollen?“ „Ich weiß nicht. Es gibt keine Hinweise dafür, daß sich was an der Sachlage geändert hat. Keine Freunde, keine Bekannten….“ John zuckte mit den Schultern. „Wo will man denn da nachhaken? Es gibt ja keinen Ansatz!“ James ließ sich in seinen Stuhl wieder zurück fallen und beobachtete den Raum, ohne ihn wirklich zu sehen. „Was ist mit seiner Mutter? Als ich mit Stevens bei ihr war, hatte ich schon das Gefühl, daß sie nicht alles erzählt hat.“ Sein Mundwinkel zuckte kurz. „Aber wir hatten damals nicht mehr aus ihr heraus bekommen können. Vielleicht schaffst du es ja mit deinem Charme und einen guten Manieren ihr etwas zu entlocken.“ „Oder Andy“, überlegte John, der diese Sprüche schon langsam nicht mehr hören konnte. „Oder Andy“, stimmte Martinez zu und zog über den Tisch hinweg Frankie Wehles Akte zu sich hin. Dann blätterte er eine Weile in ihr, bis er gefunden hatte wonach er suchte. „Hier ist die Adresse.“ Er schob den Ordner wieder zu John zurück. „Der Vater ist übrigens verstorben.“ „Ja, ich meine mich zu erinnern, daß ich so was gelesen habe.“ Seine Augen suchten den entsprechenden Abschnitt von Stevens Bericht und überflogen ihn dann noch einmal flüchtig. Ach ja, das war es gewesen.

„Wir können sie ja nochmal besuchen gehen, nachdem wir bei Diabolo waren“, entschied John. Was konnte daran schon schief gehen. Vielleicht hatte sie doch ein paar neue Informationen für sie, mit denen sie heute mehr anfangen konnten.

„Tut das“, lächelte Martinez und erhob sich von Andys Stuhl. „Ich werde mich jetzt erst einmal um meinen Schreibkram kümmern gehen. Sagt mir Bescheid, was dabei heraus gekommen ist!“ John nickte. „Mach ich.“

 

Es dauerte noch eine weitere halbe Stunde bis Andy im Revier auftauchte und es dauerte daraufhin noch eine weitere Stunde bis sie endlich im San Quentin Gefängnis angekommen waren. Vier Uhr war nun wirklich nicht die glücklichste aller Zeiten um sich durch den New Yorker Stadtverkehr zu schlängeln. Und so kam es, daß es fast vier Uhr war, bis Andy und John an ihrem Ziel angekommen waren.

Jetzt standen sie in dem Büro von Mr. Ford, dem Direktor der Anstalt, und warteten, daß er endlich Zeit für sie hatte.

John stand am Fenster, von dem er einen wunderbaren Blick auf den Hof hinaus hatte, wo ein Teil der Gefangenen ihre Zeit verbrachten.

Hohe Mauern grenzten das Gebiet ein, versetzt mit Stacheldrahtzaun und in den Ecken von noch höheren Wachtürmen geziert. Der Hof selbst war im Besten Fall langweilig zu nennen. Ein paar Steinbänke und ein Basketballfeld, auf dem sich zur Zeit ein paar von den Insassen die Zeit vertrieben. Doch ohne jede sportliche Begeisterung für das Spiel, sondern eher um die Zeit bis zum Essen tot zuschlagen. Der andere Teil der Gefangenen stand in kleinen Gruppen beieinander oder saßen auf dem Betonboden. Redeten, rauchten oder hörten einfach nur zu. Johns Augen suchten nach dem schmierigen Haar von Frankie Wehle und fanden es sogar. Er saß abseits von allen auf den Boden und hatte den Rücken an die Mauer hinter ihm gelehnt. Seine Augen waren geschlossen und das Gesicht war in den Himmel gestreckt. Doch es war keine Sonne mehr zu sehen, die sein Gesicht hätte bräunen können. Sie lag verborgen hinter dichten Quellwolken.

Hinter John schritt Andy ungeduldig in dem Raum auf und ab. Er wollte nicht mehr warten, er wollte was tun. Er wollte Gespräche führen und Erkundigungen einziehen. Und er wollte vor allen Dingen nicht das ganze davon abhängig machen müssen, daß ein gewisser Herr sich endlich in sein Büro bequemen würde.

Die Tür öffnete sich und ein Mann von knappen sechzig Jahren kam in das Büro hinein. Sein Haar war einer halben Glatze gewichen und wurde nun über die kahlen Stellen sorgfältig gekämmt, um den Verlust des Haares zu kaschieren. So ein Unsinn, dachte Andy. Im Grunde genommen machte diese Arte das Haar zu tragen die ganze Sache nur noch schlimmer. Ansonsten machte der Mann einen sehr gepflegten und seriösen Eindruck. Der Anzug im dunklen grau, die Füße in schwarz polierten Schuhen. Aber der Händedruck, der John und Andy begrüßte war weich und nachgiebig.

„Direktor Ford.“ Andy war der ersten der dem Herrn die Hand reichte und während John es ihm gleich tat, wischte er sich im Schutzes seines Körpers die Hand wieder an seiner Hose ab. Diese schlammigen Begrüßungen fand er persönlich einfach nur widerlich. „Detective Sippowitz, Detective Kelly…“ Auch John kam in den fraglichen Genusses eines weichen Händedrucks, konnte sich aber im Gegensatz zu Andy beherrschen sich die Hand nicht an der Hose abzuwischen. Aber Andy, der hinter John stand, sah die aufgestellten Härchen in seinem Nacken. „Danke, daß sie sich Zeit für uns genommen haben, Direktor“, begrüßte John den Mann vor sich. „Ich weiß, daß war eine sehr kurzfristige Entscheidung von uns sie hier zu besuchen und um so dankbarer sind wir, daß sie ein wenig von ihrer Zeit erübrigen konnten.“ Ob Mr. Ford auffiel, wieviel Honig John da gerade verschmierte? Andy wußte es nicht zu sagen, aber sein Gesichtsausdruck blieb so neutral wie der von John. „Es ist mir immer ein Vergnügen, wenn ich der Polizei von New York helfen kann.“ Und der Honig floß zurück. Verbindliche Lächeleinheiten wurden ausgetauscht, dann entschloß sich Andy die Sache mit dem Schleim zu beenden und statt dessen Nägel mit Knöpfen zu machen.

Er stand nun an dem Fenster, wo noch vor kurzem John gestanden hatte, sah aber nicht heraus, sondern lehnte sich nur gegen das Brett.

„Direktor Ford, wir sind hier, weil wir gerne mit den Wächtern von Frankie Wehle reden wollen, genauso wie mit ein paar von seinen Freunden hier und dem Mann persönlich.“ In Johns Gesicht bewegte sich nichts, aber in dem von Mr. Ford trat ein erstaunter Ausdruck. „Ich habe doch schon Mrs. Abandando erzählt, daß Mr. Wehle nicht mit ihnen reden möchte.“ „Nein“, berichtigte ihn Andy und zollte doch insgeheim den Mann seinen Respekt, daß er sich noch an den Namen von Donna erinnern konnte. Abandando gehörte nicht gerade zu den geläufigsten und schon gar nicht zu der Sorte die leicht im Gedächtnis haften blieb. Dennoch ließ er sich nicht in seiner Argumentation irritieren. „Mr. Wehle hat gesagt, daß er nicht mit Detective Kelly reden möchte. Aber nun bin ich hier und ich will mit ihm reden!“ Der letzte Teil war mit soviel Nachdruck von Andy gesprochen worden, daß es unmißverständlich klar war, daß er sich mit einem Nein nicht zufrieden geben würde. Mr. Ford aber war irritiert und sah von Andy zu John, der aufrecht und gerade an der gleichen Stelle stand zuvor. Nur das seine Körpersprache, die gleiche Unnachgiebigkeit zum Ausdruck brachte, wie Andys Tonlage. Freundlich lächelte er Mr. Ford an, hielt aber den Blick unnachgiebig in seine Augen gerichtet. Blauer Stahl unter rotem Haar.

Direktor Ford war jedoch nicht bereit zu schnell nachzugeben. „Was bringt es ihnen, wenn ich sie zu Mr. Wehle bringen lasse? Wenn er nicht mit Detective Kelly reden möchte, dann wird er bei ihnen keine Ausnahme machen.“ „Das ist meine Sorge, Mr. Ford. Und keine über die sie sich Gedanken machen müssen. Sorgen sie nur dafür, daß er in einen separaten Raum geführt wird, wo ich ungestört mit ihm reden kann.“ John mußte nicht zu Andy schauen um zu wissen, daß dieser nun seine Arme vor der Brust gefaltete hatte und den Direktor des Gefängnisses mit einem Lächeln bedachte, daß seine Zähne zeigte. Ford sah wieder von Andy zu John und beschloß der Bitte, die keine war, nach zu kommen. Mit wenigen Schritten war er bei sich am Telefon, wählte eine Nummer und sprach kurz in den Hörer. Drei Männer forderte er an. Einen um Diabolo holen zu lassen, einen um Andy zu führen und einen für John. „Danke Sir.“ Andy war nun wieder die Höflichkeit in Person. „Wir wollen sie auch nicht weiter stören, und werden auf dem Gang warten.“ Andy trat von dem Fensterbrett wieder auf Ford zu und reichte ihm mit einem kaum sichtbaren Zögern die Hand. „Es war nett sie kennenzulernen.“ Er nickte John zu und forderte ihn ohne Worte auf ihm zu folgen. Und John, gut erzogen von seinem ehemaligen Lehrer, folgte ihm nach einer flüchtigen Verabschiedung von Mr. Ford aus dem Büro.

 

„Meinst du ernsthaft es bringt was, wenn du mit Diabolo redest?“ John und Andy waren ein Stück weit den langen Gang hinunter gegangen und warteten an einem der Fenster auf das erscheinen der beiden Männer die sich ihrer annehmen wollten. Auch von diesem Fenster hatten sie einen Blick auf den Hof. „Nein, wahrscheinlich nicht“, gab Andy John recht. „Aber einen Versuch ist es auf jeden Fall wert.“ Er seufzte kurz auf und sah sich in dem langen Flur nach etwaigen ungebetenen Zuhörern um. Doch sie waren allein. Dieser Flügel wurde augenscheinlich nur von dem Direktor und seinem direkten Personal benutzt. „Der Kerl war mir einfach unsympathisch“, gab er dann zu. „Er hatte so etwas an sich, daß ich einfach nur widersprechen wollte.“ „Und das du mit Diabolo reden wolltest, ist dir wahrscheinlich nur so heraus gerutscht.“ „Ähm, ja.“ Andy grinste John verlegen von der Seite her an. „Schau mich nicht so an“, forderte Andy John auf, der sich aber zu dem Fenster umdrehte und wieder Auf den Hof sah. Wieder hatte er den schwarzen Haarschopf von Diabolo sofort ausgemacht.  „Die Sache mit dem Osteressen macht mich völlig fertig. Ich weiß schon gar nicht mehr wo mir der Kopf steht. Und du warst mir vorhin auch nicht gerade eine tolle Hilfe“, setzte er noch hinzu und sah John anklagend von der Seite her an. Aber John ging gar nicht auf Andys Tirade ein, sondern deutete statt dessen mit dem Finger aus dem Fenster, zu dem Platz wo ihr Freund saß. „Schau ihn dir an.“ Andy trat zu seinem Partner ans Fenster und versuchte auszumachen auf was Johns Finger zeigte. „Dort drüben sitzt Diabolo. An der Mauer. Der mit den schwarzen Haaren.“ „Ich weiß wie er aussieht“, murmelte Andy und entdeckte den Killer der so kaltblütig einen tapferen Mann erschossen hatte. „Ich sehe ihn. Was ist mit ihm?“ „Schau ihn dir genau an, Andy. Fällt dir nichts an ihm auf?“ Andy kniff nun die Augen zusammen um Diabolo genauer zu betrachten. „Nein. Dir?“ „Nun, ich würde sagen, daß er zumindestens bekifft ist.“ „Unsinn, das kannst du doch von hier aus nicht sehen“, widersprach Andy sofort. Diabolo saß so weit von ihnen weg, daß er noch nicht einmal seine Augenfarbe sehen konnte – geschweige denn ob sie klar waren oder nicht. John zuckte mit den Schultern. Er war sich sicher, daß er sich nicht irrte – irgend etwas an Diabolo sagte ihm, daß er sich nicht täuschte.