A David Caruso Tribute - FanFiction

Another year has gone by

Re: Another year has gone by

Hatte ich eigentlich schon erwähnt, dass ich Cliffhanger hasse?
Bin mal gespannt, was Laurie so entdeckt hat.

Dieses Mal spannst Du uns ja wohl wieder auf die Folter....

Schön, dass jetzt mal die Beziehungssache in den Hintergrund gerät und der Fall in den Vordergrund tritt.

LG Eve

Re: Another year has gone by

Hmmmpfh! Wah, was ist das denn????? Und nun....jetzt sitz ich hier und will wissen wie es weitergeht!

Bitte liebe Chyio lass mich nicht lange warten....vorallem nicht mit diesem überaus spannenden Aufhänger

LG Flymoon





Danke Chris!!!

"Fort sind all die schönen Stunden, mit meinem verschwund'nen Schatz verschwunden, denn ein tödlicher Schatten fiel...."
--Horatio Alger--

Re: Another year has gone by

Lach! Und zum ersten Mal weiß ICH nicht, was ich zu Euren Kommentaren schreiben soll. Außer vielleicht so etwas wie: Auch ein spannendes Kapitelende muß mal sein.....

Jetzt geht es aber mit ein wenig was anderem weiter. Für die Leute, die Nypd nicht kennen, kommen hier mal ein paar Informationen zu Johns Freund Jimmy. Es ist eigentlich ein langes Kapitel, welches ich geteilt habe und dementsprechend ist der erste Teil vielleicht etwas kurz und auch etwas langweilig. Aber ich brauche einfach noch mehr Zeit für meine Änderungen und so müßt ihr Euch erst einmal damit zufrieden geben.

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Wer mobbt wen? - 1

 

Und in einem kleinen Raum, inmitten einer großen Wohnung stand John am Fenster und verstaute das Handy, auf dem Laurie ihn gerade zweimal angerufen hatte, in der Innentasche seines Jacketts. Aber wie Laurie einen Stadtteil weiter vielleicht vermutete hätte, sprach seine Miene nicht von Ungeduld und Ärger, sondern von Resignation und einer gewissen Nachdenklichkeit.

Zwei Zimmer weiter warteten Jimmy und seine Freundin Robyn auf seine Rückkehr, zur ihrer kleinen Gesellschaft, aber John fühlte im Moment noch kein Verlangen, sich dem lustigen Kreis von Jimmy Freunden wieder anzuschließen. Viel zu weit weg war er mit seinen Gedanken, um ihre Späße so lustig zu finden, wie sie es möglicherweise waren, oder sich der flirtenden Versuche von Idy zu entziehen. Idy, wiederholte John in seinen Gedanken seufzend, und wandte sich nun endgültig zu dem großen Fenster, um seinen Blick nachdenklich über die Straßen von Manhattan gleiten zu lassen.

Im schwachen Schein der Laternen tanzten winzige Regentropfen, sammelten sich im Licht der Lampe und verschwanden dann in der Dunkelheit der Nacht aus Johns Sichtfeld. Doch unten auf der Straße konnte er sie in den kleinen Pfützen wieder finden, wo sie seit geraumer Zeit die Gehwege und Straßen mit ihrem Wasser näßten. Wie gesammelte Tränen, als stummer Zeuge von der Traurigkeit, die John selbst erfüllte.

Drei Wochen war es nun her, daß Mika ihn verlassen hatte und noch immer verzog sich schmerzhaft sein Gesicht, wenn er an sie dachte. Jedenfalls wenn er allein war und es keine Zeugen für einen Gefühlsausbruch gab. Ansonsten lebte auf seinem Gesicht mehr die Neutralität des Augenblicks oder die Wut auf Laurie. Und dieses Gefühl versuchte er nicht einmal zu unterdrücken. Dieses Gefühl lebte er so intensiv aus, daß er sich manchmal fragte, ob er ihr doch irgendwann verzeihen konnte, einfach weil keine Wut mehr in ihm vorhanden war, sondern nur noch die Leere eines einsamen Menschen.

Heute hatte sein Unmut ihr gegenüber ja bereits Risse gezeigt, als van Clandon sich so.....daneben benommen hatte. Aber......

„John? Wir wollen mit dem essen anfangen. Kommst du wieder rüber?“  Robyns Stimme unterbrach John in seinen Gedanken und er drehte sich automatisch von dem Fenster weg, wo er bis eben noch die Tränen des Himmels beobachtet hatte. „John?“, fragte sie erneuert nach, als er ihr nicht gleich antwortete. „Ich komm schon.“ John löste sich von dem Fenster in seinem Rücken und ging auf Robyn zu. Aber anstatt mit ihr die zwei Zimmer weiter zu gehen, wo die Gesellschaft nun inzwischen auf sie beide mit dem essen wartete, blieb er vor der Mittdreißigerin stehen. Sie war groß gewachsen, fast so groß wie John es selbst war, und sehr schlank. Es war jedoch nicht mehr die Schlankheit einer übermütigen Frau, welche John vor ein paar Jahren kennen gelernt hatte, sondern der Körper einer.... Frau. John wußte nicht so recht, wie er es besser hätte beschreiben können. Aber wo noch vor ein paar Jahren Ecken und Kanten ihre Figur zeichneten, waren nun die weiblichen Rundungen einer Frau an ihre Stelle getreten und  unterschied sie damit ganz deutlich von einem Teenager in seinem Wachstum.

Aber nicht nur ihre Figur hatte sich verändert, auch Robyn selbst hatte es getan. Ernster war sie durch den Umgang mit Jimmy geworden, welcher sie mit seinem Alter  um einiges überragte, und die Spontaneität des Augenblicks war verschwunden zu Gunsten von Sorge um ihren Freund, den seine Krankheit immer mehr dem Leben entzog.

„Wie geht es Jimmy?“, fragte John deswegen auch leise nach, damit nicht ein Wort dieser Unterhaltung den Raum verlassen konnte. Hilflos zuckte Robyn die Achseln. „Nicht gut. Du hast ja selbst gesehen, wie miesepetrig er heute drauf ist.“ Wie zum Schutz vor weiteren Fragen oder aber auch vor den weiteren Gedanken in ihrem Kopf, verschränkte sie die Arme vor der Brust und sah dabei John mit einem traurigen Blick aus ihren blauen Augen an. „Wir warten auf die Tests der letzten Blutuntersuchung. Und so wie Jimmy es im Augenblick geht, nehmen wir nicht an, daß sie sehr positiv ausfallen werden.“ Ungeweinte Tränen schimmerten in ihren Augen und dämpften ihre Stimme zu einem heiseren flüstern. „Komm her“, erwiderte John fast genauso flüsternd. Viel gab es nicht was er dazu sagen konnte, aber er konnte versuchen ihr ein wenig Trost zu spenden, in dem er sie in seine Arme zog. Still standen die beiden da, fernab von dem Lachen der Freunde, gefangen in ihrer Sorge um einen Freund und Fast-Ehemann.

Robyn weinte nicht, aber sie schmiegte sich haltsuchend an John heran und vergrub ihr Gesicht an seiner Brust. Und John streichelte ihr immer wieder über ihr dunkles Haar, versuchte ihr mit dieser Aufmerksamkeit Trost zu spenden, wo Worte nur sinnlos auf die Oberfläche ihres Kummers kalt aufgeschlagen wären.

Und wußte doch aus eigener Erfahrung, daß selbst diese Geste nicht genug war.

„Wir sollten jetzt besser rüber gehen“, unterbrach Robyn irgendwann die Stille zwischen ihnen. Gleichzeitig löste sie sich aus seiner Umarmung und fuhr mit den Händen über ihr Gesicht, so als ob sie ihre Sorgen damit so einfach fort wischen konnte. Und es schien zu funktionieren. Jedenfalls rein äußerlich. Wahrscheinlich schon viele Male praktiziert, erschien auf ihrem Gesicht wieder ein Lächeln, als sie die Hände sinken ließ. „Na, komm schon John. Ich weiß, daß auch du heute nicht gerade der geselligste bist, aber die anderen warten schon.“ Jedoch ihrer sorglosen Worte gegenüber, strich sie John dankbar dafür, daß er sie in den Arm genommen hatte, über die Brust. „Und Idy auch!“, fügte sie grinsend hinzu und ging weder auf ihre Geste ein, noch auf das, was wirklich ihre Gedanken beherrschte. Und John tat es ihr gleich, indem er gequält das Gesicht verzog. „Schön“, bemerkte er, meinte aber, daß er gut und gerne auf die Gesellschaft von Robyns Freundin verzichten konnte, welche keinen Augenblick ausließ, John ihre Zuneigung zu demonstrieren. Seine trockene Antwort brachte Robyn nun wirklich zum lachen. „Selbst Schuld“, grinste sie und schob ihn dabei aus Jimmys Arbeitszimmer. „Warum hast du auch nicht Mika mitgebracht? Ihre Anwesenheit hätte Idy bestimmt ein wenig auf Distanz gehalten.“ „Ich glaube nicht, daß es wirklich viel gebracht hätte, wenn ich Mika mitgebracht hätte. Das letzte Mal, als sie mit dabei war, hat Idy sich auch nicht gerade in Zurückhaltung geübt.“

Das letzte Mal, als er sie dabei hatte, war es ihr letzter gemeinsamer Abend gewesen, dachte John. Und er hatte es nicht gewußt. Mit einem verstohlenen Seitenblick auf Robyn überlegte er, ob er ihr nicht doch erzählen sollte, daß Mika ihn verlassen hatte. Aber Robyn ging nicht so aufrecht wie sonst, und ihr Blick huschte unbewußt zum Telefon hinüber, von wo die nächsten Nachrichten über Jimmys Gesundheitszustand kommen würden. So schob John den Gedanken wieder beiseite und beschloß bei der Version zu bleiben, daß Mika für heute Abend verhindert war.

Robyn und Jimmy hatte schon genug eigene Sorgen, sie brauchten seine nicht auch noch.

In dem Eßzimmer war für acht Personen eingedeckt worden. Nicht nur also für John, Jimmy, Robyn und Idy, sondern auch noch für Cheryl – Robyns zweite beste Freundin – Nadine, Jason und Michael. Sie alle waren für John keine neuen Gesichter, dennoch hatte er bisher nur wenig mit ihnen zu tun gehabt und traf sie meistens nur hier bei Jimmy.

Lachen erfüllte den Raum. Ausgelöst von Jason, der die Freunde mit Berichten von seiner Arbeit als Versicherungskaufmann vergnügte. „..............junger Mann, sagte die alte Frau dann, ich finde das ja alles sehr interessant, was sie mir da erzählen. Aber meine Fernseher ist immer noch kaputt! Könnten sie ihn sich nicht endlich reparieren, damit ich meine Lieblingsserie nicht verpasse...?“

John bekam noch gerade den letzten Satz von Jasons Anekdote mit und stimmte höflich in das Lachen mit ein, daß sich auf seine Erzählung hin in dem Eßzimmer ausbreitete. Ohne einen Blick in Idys Richtung zu werfen, welche rechts von Jimmy saß, setzte er sich an das letzte Ende des Tisches, wo ihm keiner mehr gegenüber saß. Nadine saß neben ihm, und als er sich setzte schaute sie kurz zu ihm hoch und lächelte ihn an. Idy aber, saß auf der gleichen Seite wie er, drei Plätze weiter und somit ohne direkten Blick auf John. „.........du meinst, sie hat dir gar nicht zugehört und nur darauf gewartet, daß du ihren Fernseher reparierst?“, kleidete Cheryl, die neben Jason saß,  seinen Satz neu ein und gab ihn dann als Frage zurück. „Ja“, lachte Jason. „Die alte Dame hatte eigentlich auf den Monteur gewartet und als ich dann vor ihrer Tür stand, wohl gedacht, daß ich derjenige welcher bin.“ Grinsend ließ sich Jason in seinen Stuhl zurück fallen. „Ich kann mir nicht vorstellen, daß sie auch nur einen Satz von dem was ich erzählt habe, mitbekommen hat.“ Seine Augen schweiften lachend durch die Runde und verweilten dann auf den Gesichtern um sich herum. Jimmy grinste verhalten vor sich hin, Robyn lächelte genauso höflich, wie John es tat, Cheryl saß mit leuchtenden Augen neben ihm und schien kein Wort von seinen Lippen verpassen zu wollen und Michael hatte sich zu Nadine hinüber gebeugt und flüsterte nun leise mit ihr. Idy aber beugte sich soweit über den Tisch vor, daß sie einen ungehinderten Blick zu John rüber werfen konnte. Doch als ob John diesen Blick zu spüren schien, nahm er die Ellenbogen vom Tisch und lehnte sich in seinem Stuhl an. Ganz unauffällig sich den Blick von Idy entziehend. 

Die Unterhaltungen rauschten an John vorbei, genauso wie auch das Essen seine Aufmerksamkeit nicht fesseln konnte. Warum hatte er eigentlich diese spontane Einladung von Jimmy angenommen? fragte er sich. Er hatte doch schon vorher gewußt, daß er eigentlich keine Lust auf Gesellschaft hatte. Nicht nur, daß ihm die Duschepisode von van Clandon quer im Magen lag – nein, nun kamen auch noch die Anrufe von Laurie hinzu und der Gedanke, ob er nicht ein wenig zu unwirsch reagiert hatte. Er hatte ihr ja nicht mal die Gelegenheit gegeben, einen Satz zu Ende zu formulieren. Achtlos schob John zu der Kartoffel auf seiner Gabel noch ein wenig von den grünen Bohnen und genauso achtlos schob er sich die Gabel in den Mund. Ein kichern entstand um ihn herum und John hob den Blick von seinem Teller, um der Ursache auf den Grund zu gehen, konnte aber nicht feststellen, wer hier am Tisch gescherzt hatte. Zerstreut schaute er wieder auf seinen Teller und aß in stiller Konzentration weiter. Doch, je länger er darüber nachdachte, um so sicherer war er sich: er hatte übertrieben reagiert. Noch heute Nachmittag hatte er sie angelächelt und ein wenig von der Distanz zwischen ihnen abgebaut und nun hatte er sie gerade wieder so eiskalt abserviert, als ob nichts passiert wäre. Eine tiefe Furche trennte seine Stirn in dem Versuch einen klaren Gedanken über sich selbst zu fassen -  über das, was er eigentlich wollte. Denn ein Teil, wollte wieder mit Laurie reden und mir ihr lachen. Der andere aber, der Teil, wo sich ein kleines Teufelchen zu versteckt haben schien, der hielt sofort dagegen, daß ein Lächeln ja wohl nicht bedeutete, daß er ihr vergeben hatte. John spießte die Kartoffel so heftig auf, daß sie in zwei Teile zerfiel und das Teufelchen behielt die Oberhand. Natürlich wollte er ihr nicht so schnell vergeben. Es war doch nur ein Zeichen gewesen! Ein Zeichen von was? fragte die leise Stimme eines Engelchens nach, daß ganz eindeutig mit Rose ihrer Stimme sprach. Ein Zeichen der Befriedigung, wie sie van Clendon abserviert hatte? Ein Stückchen Steak, eine weitere Kartoffel. Gemüse pur, Kartoffel pur. In sorgfältiger Reihenfolge dezimierte John den Inhalt seines Tellers immer weiter.

Idy ließ sich auch von der Distanz zwischen ihnen nicht abhalten. Und John war sich der Tatsache nur zu bewußt, daß auch der Griff nach dem Salzstreuer nur wieder dazu diente, um sich weit über den Tisch beugen zu können und dabei gleichzeitig einen Blick in seine Richtung werfen zu können. Resigniert hielt John den Blick stur auf den Teller vor sich gesenkt und wie auch schon an dem Abend wo er mit Mika hier gewesen war, ignorierte er diese Versuche einer Kontaktaufnahme. Robyns erheiterten Blick dagegen zu ignorieren, fiel ihm schon wesentlich schwerer. Frech grinste sie in von dem Platz an, der links von Jimmy lag, bevor sie sich wieder auf ihren Teller vor ihr konzentrierte. Schön, daß er so zu ihrer Erheiterung beitragen konnte, dachte John ironisch und wandte den Blick wieder seinem Teller zu. Es war nicht so, daß Idy ihm nicht sympathisch war. Sie war eine lustige Brünette, mit einem ansteckenden Lachen und einen gewissen Charme. Aber das war es dann auch schon für ihn. Mehr war nicht gewesen, als er noch mit Mika zusammen war und mehr würde es in einer Zukunft auch nicht geben.

 

Mit dem Ablegen des Besteckes, beschloß John, daß er sich in Zukunft von den Gesellschaften seines Freundes zurück halten würde. Statt dessen würde er seine Besuche auf die Zeiten beschränken, in denen er ihn und Robyn alleine antraf, oder würde das Telefon dazu benutzen ihren Kontakt zu halten. Aber keine freundschaftlichen Essen mehr, wo Idy ihn mit ihrer übertriebenen Aufmerksamkeit zudringlich wurde und Robyn sich aus der Ferne darüber amüsierte. John schaute von seinem Teller und seinen Gedankengängen hoch zu seinem Freund – der in diesen Augenblick mit einen anzüglichen Blick von ihm zu Idy schaute. Ein ebenso freches Grinsen im Gesicht, wie seine Freundin es nur wenige Minuten zuvor gehabt hatte. Telefonischer Kontakt reichte auch vollkommen aus, dachte John und vernichtete Jimmys amüsierten Blick mit dem seinen.




Re: Another year has gone by

Auch wenn du meinst das dieses Kapitel lanweilig sein könnte, kann ich dir nur wiedersprechen, Chyio! Ich fand es ebenfalls sehr amüsant und einen gewisssen Informationsfluss muß deine Geschichte ja auch haben, sonst würden wir ja die Menschen nie richtig kennenlernen die in dieser mitwirken!

Ich fand es sehr nett und grinsen mußte ich bei dem Engelchen und Teufelchen-Teil! Richtig nett, ich habe doch tatsächlich diese beiden Gestalten (der eine feuerrot und mit einem Dreizack in der Hand und der andere weiß wie Schnee mit Flügeln am Rücken) gerade eben eine Verfolgungsjagd über meinen Schreibtisch machen sehen!

Ich freu mich schon auf die Fortsetzung!

LG Flymoon





Danke Chris!!!

"Fort sind all die schönen Stunden, mit meinem verschwund'nen Schatz verschwunden, denn ein tödlicher Schatten fiel...."
--Horatio Alger--

Re: Another year has gone by

Im Grunde muß ich Flymoon zustimmen, den Engelchen-Teufelchen Teil fand ich auch witzig und langweilig war dieses Kapitel ganz bestimmt nicht.

Hach, John tut mir richtig leid. Er scheint doch tiefere Gefühle für Mika entwickelt zu haben und nun wird er schon wieder angebaggert - eigentlich auch kein Wunder, schließlich ist er ja ziemlich attraktiv. Ich kann mir diese Szene am Tisch so gut vorstellen und manche Frauen merken nicht einmal, dass das jeweilige Objekt der Begierde eigentlich gar nichts von ihnen wissen will.

Wenn er wüßte, dass er Laurie bei weitem nicht egal ist.... und wenn er wüßte, was Laurie über Mika weiß...

LG Eve

Re: Another year has gone by

Engelchen und Teufelchen hat Euch gut gefallen????? Nun an dieser Stelle dann ein dickes Danke schön an Chris, die ihren Teufelchen auf der Schulter besiegt hat und nicht das Charity Shirt für $200  ersteigert hat. Es war ihr Kommentar, der mich darauf gebracht hat. Danke Chris!

@Flymoon: Na, das freut mich aber, daß Du Dich nicht bei dem Kapitel gelangweilt hast. Als ich es nämlich getrennt habe...(und es ging wirklich nur an dieser Stelle), dachte ich so beim nochmaligen durchlesen, daß da wirklich nichts Aufregendes passiert. Außer das Jimmy ein wenig genauer erklärt wird.

@Eve: Wenn John wüßte, daß er Laurie nicht so egal ist, und wenn er wüßte, was sie über Mika weiß.....und wenn beide wüßten das... dann wäre an die Geschichte an diesem Punkt zu Ende....

Ich glaube, wenn John uns gegenüber hätte (vielleicht ausgenommen Dich, Eve), dann würde er wahrscheinlich fluchtartig die Wohnung verlassen! So hat er aber nur Idy mit der er fertig werden muß. Er sollte wirklich froh darüber sein!

So, nun kommt also der zweite Teil des Kapitels und der Teil bringt dann auch weitere Informationen....

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Wer mobbt wen? -2

Als einer der letzten und sehr viel später als üblich, verließ John die geräumige Wohnung von Jimmy und Robyn. Sein Plan hatte eigentlich vorgesehen, nach dem Essen noch eine Stunde zu bleiben und dann  - wahrscheinlich als einer der ersten – die kleine Gesellschaft zu verlassen. Doch gerade in dem Augenblick, wo John sich für eine Verabschiedung erheben wollte, hatte ihn die stumme Bitte von Jimmy getroffen, noch zu bleiben. Also hatte er sich wieder zurück gesetzt, weiter dieses unverbindliche Lächeln im Gesicht gehabt und den Unterhaltungen gelauscht, ohne selbst allzu aktiv daran teilzunehmen. Seine Gedanken waren gewandert, seine Lippen hatten an den richtigen Stellen gelächelt und ab und an hatte er es sogar geschafft, die richtige Bemerkung an der richtigen Stelle unterzubringen. Doch er war müde vom Tag und erschöpft von den Ereignissen. Johns eigentlicher Wunsch war nur noch nach Hause in seine eigenen vier Wände zu kommen, sich auf die Couch fallen zu lassen und seinen Gedanken freien Lauf zu lassen. Ohne dem ständigen Druck ausgesetzt zu sein, ein Gesprächsthema zu verpassen.

 

Verstohlen hatte er hin und wieder einen Blick auf seine Uhr geworfen, dessen Zeiger sich aber kaum zu bewegen schienen. Also lächelte er weiter und hoffte, daß Jimmys Gäste bald gehen würden, damit er sich in Ruhe mit Jimmy unterhalten konnte. Denn John ging davon aus, daß das der Grund war, warum Jimmy ihn wortlos gebeten hatte noch zu bleiben.

Schließlich, ganze zwei Stunden später, war auch der letzte Gast gegangen, der – wie sollte es auch anders sein – Idy gewesen war. Aber höflich hinaus komplimentiert von Robyn, hatte sie John zum Abschied ihre Hand gereicht, ihren Blick tief in den seinen versenkt und war dann schließlich gegangen. Robyn geleitete sie noch zur Tür und Jimmy und John blieben allein im Wohnzimmer zurück.

„Danke, daß du geblieben bist.“ Jimmy versuchte in den Kissen in denen er mehr lag als saß, wieder eine halbwegs bequeme Position zu finden. Ächzend verlagerte er sein Gewicht von der rechten zur linken Seite, stützte sich dabei mit der Hand auf dem Polster der Couch ab und sank nach der offensichtlichen Anstrengung noch ein Stück tiefer in die Kissen.

Robyn war während seines umständlichen Versuches, zurück ins Zimmer gekommen und kniete sich nun halb zu ihm auf die Couch um ihm zu helfen. So selbstverständlich, als ob sie den ganzen Tag nichts anderes tat. Vielleicht tat sei es auch nicht, dachte John, während er die beiden beobachtete. Robyn ging nicht mehr arbeiten und verbrachte die meiste Zeit hier zu Hause bei ihrem Freund. Ein weiteres Kissen wurde von seinem eigentlichen Platz entfernt und von ihr fürsorglich in Jimmys Rücken deponiert. „Besser?“, fragte sie leise nach, während sie ihm liebevoll das zerzauste Haar aus der Stirn strich. John konnte Jimmys Antwort nicht hören, aber er sah, wie ein sanftes Strahlen Robyns Gesicht überzog, als sie wieder aufstand.

„Möchtet ihr vielleicht einen Kaffee?“ Abwechselnd sah Robyn von John zu Jimmy und John nickte dankbar,  Kaffee war jetzt genau das richtige für seine Erschöpfung. Nachdem auch Jimmy seine Zustimmung gegeben hatte, verließ Robyn mit einem leichten Lächeln das Wohnzimmer und begab sich in die Küche, um dort die kleine Stärkung zuzubereiten. Für einen Moment lauschten Jimmy und John einträchtig dem klappern der Kaffeekanne und dem klirren des Geschirrs. Beides Geräusche, die von einem zu Hause sprachen und John an sein eigenes erinnerte, daß er einmal besessen hatte – zusammen mit Laurie. Widersinniger Weise war es nicht Mika, deren Gestalt in seinen Gedanken Form annahm, sondern es war das fröhliche Gesicht seiner Ex Frau. Müde strich sich John über die Stirn und versuchte das Bild aus seinem Kopf zu vertreiben.

 „Danke, daß du geblieben bist“, wiederholte Jimmy seine Worte John gegenüber und wandte seine Aufmerksamkeit von der Tür wieder seinem Freund zu. Der Blick voller liebevoller Zuneigung verschwand und machte einem freundschaftlichen Augenzwinkern Platz. „Weißt du“, sinnierte Jimmy vor sich hin, „eigentlich ist sie ja furchtbar neugierig.“ Er deutete mit dem Kopf noch einmal in Richtung der offenen Tür und drückte das Kissen, welches Robyn ihm gerade noch gegeben hatte, ein wenig fester in seinen Rücken. Auch John suchte sich in seinem Sessel eine bequemere Position, indem er ebenfalls ein wenig hin und her rutschte. „Ich kenne keine Frau die es nicht ist“, bemerkte er dabei und lächelte Jimmy verschwörerisch über die Entfernung an. Jimmy grinste zurück. „Da hast du wohl recht.“ Eine Weile hingen beide ihren Gedanken über neugierige Frauen nach und ein jeder von ihnen hatte dabei seine ganz eigenen besonderen Erinnerungen daran. Mika war nicht neugierig gewesen, fiel John plötzlich auf. Nur wenn es um seinen Arbeit ging, zeigte sie eine gewisse Neugier. Ansonsten hatte sie stillschweigend hingenommen, was er tat, ohne etwas davon zu hinterfragen. Verwirrt runzelte John die Stirn. Das war ihm bisher noch gar nicht so aufgefallen. Laurie kam ihm als Vergleich in den Sinn und diese Frau hatte das Wort Neugier als ihren zweiten Vornahmen geführt. Das verwirrte Stirnrunzeln von ihm, wich einem leichten Lächeln. Wenn doch nicht alles so kompliziert wäre!

 „Weißt du, John“, unterbrach Jimmy ihre Stille und heftete bei seinen Worten sein Augenmerk fest auf den angesprochenen. „Robyn ist gegangen, weil sie wußte, daß ich gerne mit dir unter vier Augen sprechen wollte.....“ John wußte nicht so recht, was er dazu sagen sollte und so hob er nur fragend seine Augenbraue, als er den plötzlich ernsten Blick von seinem Freund erwiderte. Jimmy jedoch antworte auf diese stumme Frage nicht. Nachdenklich machte er nach dieser Einleitung eine Pause, so als ob er seine nächsten Worte genau abwägen wollte, bevor er sie aussprach. John beobachtete, wie sein Blick zu dem Telefon auf dem Beistelltisch der Couch schweifte und dort dann hängen blieb. 

„Was ist los Jimmy? Warum sollte ich noch bleiben und nicht in mein wohlverdientes Bett hüpfen?“, versuchte John sich mit einem Scherz. Doch entgegen seinen so leichtfertig dahin geworfenen Worten, machte sich ein stechender Schmerz hinter seiner Stirn breit. John war sich sehr sicher, daß ihm Jimmys nächsten Sätze nicht gefallen würden. Es war eine Sache zu wissen, daß er dem Tode so nahe stand, aber es war eine ganz andere Sache, nun auch noch darüber reden zu müssen.

Doch zu Johns Erstaunen war Jimmys Krankheit und seine Sorge um Robyn nicht das, worüber Jimmy reden wollte. Als er den Blick von dem schwarzen Apparat hob, sagte er etwas, daß John vollkommen aus der Fassung brachte, so wenig erwartete er diese Worte von ihm. „Lieutenant Fancy hat mich vorhin angerufen!“ Schweigen breitete sich nach dieser Aussage in dem großen Wohnzimmer aus, in dem John nichts anderes zustande brachte, als verblüfft zu blinzeln. Fancy hatte Jimmy angerufen? John zwinkerte ein paar Mal und versuchte diese Worte zu verdauen, aber so richtig wollte es ihm nicht gelingen. Warum rief Fancy Jimmy an? Worum es dabei gegangen war, war John schon klar, aber nicht, warum sein Chef sich damit an Jimmy wandte. Daß Jimmy, seit er durch seine Firma reich geworden war, Kontakte zu den oberen zehntausend hatte, wußte er ja schon lange. Aber das er auch auf du und du mit seinem Chef lag, war ihm neu. „Fancy hat dich angerufen?“, bemerkte er endlich, auch wenn es nur eine Wiederholung von Jimmys Aussage war.

„Ja“, erwiderte Jimmy einfach, ging aber nicht weiter auf das warum ein. „Er hat mir von dem Zwischenfall mit van Clendon erzählt.“ Noch immer ruhte sein Blick unverwandt auf Johns verblüfftem Gesicht und suchte dort nach irgendwelchen Hinweisen, für einen derartigen Streich. „Warum ruft Fancy dich an?“ In einer Mischung aus Unwohlsein und Neugier, rutschte er auf die äußerste Kante seines Sessels vor. „Er wollte wissen, ob….“

„Kaffee ist fertig!“ Ganz untypisch für Robyn, verkündete sie diese Tatsache schon vom Flur aus, und kam nicht einfach ins Zimmer, wie sie es sonst getan hätte. Wieviel wußte sie über den Inhalt der Unterhaltung, wenn sie ihre Gewohnheit brach? schoß es John durch den Kopf, während er wieder auf dem Polster zurück rutschte und sich automatisch der Stimme zudrehte, die nun mit ihrer Besitzerin das Zimmer betrat. Und auch Jimmy schaute zu seiner Freundin und verschluckte den Rest seines Satzes. Er würde ihn später fortführen, wußte John, wenn Robyn wieder das Zimmer verlassen hatte und sie wieder ungestört waren.

„Ich wette ihr wartet schon sehnsüchtig auf den kleinen Koffeinschub.“ Lächelnd stellte Robyn das Tablett mit den Kaffeetassen und den dazugehörigen Utensilien auf einen der hüfthohen Schränke ab, und begann dann den Kaffee in die Tassen zu füllen. „Ich hoffe, daß ihr danach noch schlafen könnt“, merkte sie an, während sie ihre eigene Tätigkeit beobachtete. „Ich bin mir nicht sicher, ob ich mich nicht beim einzählen verzählt habe und habe deswegen einen Löffel mehr hinzu gefügt. Wenn er also ein wenig zu stark geworden ist, dann sagt einfach Bescheid. Ich mache dann noch etwas Wasser heiß.“ Als ob sie nicht den Anfang einer wichtigen Unterhaltung unterbrochen hätte, redete sie munter drauf los und brachte somit die beiden Männer für einen kurzen Augenblick auf andere Gedanken. Wofür John ihr sehr dankbar war. Denn nach der Eröffnung von Jimmy war er viel zu geschockt, um noch irgend etwas zu begreifen. Jetzt aber, wo er durch solch eine Beiläufigkeit unterbrochen wurde, hatten seine Gedanken Zeit sich wieder zu sortieren.

„Noch immer zwei Stück Zucker?“, fragte Robyn John, wobei sie ihn über die Schulter hinweg anlächelte „Ja, bitte.“ John beobachtete, wie sie mit einer zierlichen silbernen Zange zwei Zuckerwürfel der weißen Porzellandose entnahm und wurde bei diesem Anblick an seinen eigenen unbeholfenen Versuch bei Rose erinnert. Und er erinnerte sich daran, wie sich seine alte Lady beholfen hatte. Ein amüsiertes Grinsen glitt bei dieser Erinnerung über seine Züge, welches sich aber sofort mit den Gedanken an die Hartnäckigkeit von ihr wieder verwischte. Keinen Moment ihrer Treffen ließ sie aus, um sich nach seinem Verhältnis zu Laurie zu erkundigen. Beharrlich lockte sie jede Kleinigkeit aus ihm heraus und hinterfragte jedes Verhalten von John Laurie gegenüber. John wußte, daß sie sein Verhalten übertrieben fand. Aber sie steckte ja auch nicht in seinen Schuhen. Sie wußte nicht, daß Laurie in den letzten Jahren immer unerträglicher in ihrer Art geworden war, und daß die Sache mit Mika eigentlich nur die Krönung ihrer Ungerechtigkeit ihm gegenüber war. John schob den Gedanken an seine aufgeweckte 77jährige beiseite, als Robyn ihm seine Tasse mit dem Kaffe reichte.

„Hier, bitte.“ Robyn reichte John seine Tasse, nahm dann die zweite von dem Tablett und stellte sie auf das Tischchen neben dem Telefon. Behutsam half sie Jimmy sich in seinen Kissen wieder aufzurichten. Gewisperte Bemerkungen wurden zwischen ihnen ausgetauscht und ihre Blicke versanken sich so tief ineinander, daß John sich unangenehm berührt, daß er Zeuge von diesen wurde, beiseite wandte.

Schließlich erhob Robyn sich wieder von der Couch auf der Jimmy saß, schenkte John auf dem Weg nach draußen noch ein verschmitztes Zwinkern und verschwand dann abermals aus dem Zimmer. Die Zeiger der Uhr auf dem Schrank, wo das Tablett mit dem restlichen Kaffee stand, standen nun auf viertel nach elf. 

„Wie gesagt“, nahm Jimmy den Teil des Satzes wieder auf, an dem Robyns Ankündigung ihn vorhin unterbrochen hatte. „Er wollte wissen, ob du etwas mit dem Scherz von van Clendon was zu tun hattest.“ Er trank einen Schluck von dem heißen Kaffee und betrachtete dabei aufmerksam seinen Freund über den Rand der Tasse. Der seinen Kaffee in der Hand vergessen hatte. „Jimmy es tut mir leid, ich komme da nicht mit. Abgesehen davon, daß du mir das offensichtlich zutrauen würdest...“, er hob seinen Zeigefinger und deutete damit auf ihn, „und das du das überhaupt in Erwägung ziehst, spricht dafür - verstehe ich nicht, warum Fancy dich angerufen hat, und nicht mit mir darüber gesprochen hat.“ John ließ den anklagenden Zeigefinger wieder sinken. „Wäre ich nicht sein nächster Ansprechpartner? Ich meine mal so rein vom logischen gesehen“, unverwandt hielt John seinen Blick auf Jimmy gerichtet. „Theoretisch schon“, stimmte ihm dieser mit einem Kopfnicken zu. „Aber?“ John stand von seinem Sessel auf und stellte die unberührte Kaffeetasse zurück aufs Tablett. Ihn war der Appetit auf das schwarze Gebräu gänzlich vergangen. „Aber dagegen spricht, daß van Clendon dich ganz offensichtlich auf dem Kicker hat und versucht dich aus dem Revier zu vertreiben.“ „Wie bitte?“ Verblüfft drehte sich John von dem Tablett zu Jimmy um. „ Er versucht was?“ Jimmy rutschte ein Stück aus seinen Kissen hoch. „Du hast mich schon richtig verstanden. Er versucht dich los zu werden. Lieutenant Fancy hat mir erzählt, daß van Clandon bei ihm war und gegen dich Beschwerde wegen Mobbing eingelegt hat.“ Jimmy schwieg einen Augenblick um den Satz auf John wirken zu lassen. „Und zwar, vor der Dusch-Episode. Was meinst du was passiert, wenn Fancy dich zu sich bittet?“ Jimmy überließ die Schlußfolgerung dafür John. Und dieser traf sie innerhalb von Sekunden. „Van Clendon würde sich betätigt fühlen und weitere Gerüchte in Umlauf bringen, daß ich ein schlechter Cop sei.“ „Im besten Fall“, gab ihm Jimmy recht. „Im schlimmsten Fall, würde er – wenn Fancy seine Beschwerde ignoriert – zu dem nächst höheren Beamten gehen. Und was passiert dann wohl?“ Das war eine rein hypothetische Frage, die Jimmy da stellte „Cassidy würde die Innere einschalten und wenn sie dich erst einmal ins Auge gefaßt haben, ist dein Ruf gänzlich ruiniert. Wenn du Pech hast“, setzte er noch freundlicher weise für John hinzu, der sich mit weißem Gesicht wieder in den Sessel hatte fallen lassen. „Wenn du Glück hast, dann wird die Untersuchung ohne nennenswerte Ergebnisse abgeschlossen. Aber das Gerücht oder vielmehr in dem Fall die Beschuldigung, wird nicht so schnell vergessen werden. Du weißt doch wie die Erinnerung der Menschen funktioniert: schlechte Dinge halten sich wesentlich länger als gute Erinnerungen.“ Jimmy nippte bei seiner Beobachtung von John an seinem Kaffee. „Wenn aber“, und jetzt war es an Jimmy den Zeigefinger zu heben und ihn auf John zu richten, „wenn aber, ich mich einschalte und sage...“ „...daß ich zu dir gekommen bin und mich bei dir ausgeheult habe, dann ist mein Ruf noch viel mehr ruiniert“, unterbrach John spöttisch. „Dann bin ich eine Heulsuse, die mit solch einer Situation nicht allein klar kommt.“ Ungeduldig schnalzte Jimmy über Johns Unterbrechung mit der Zunge. „Läßt du mich mal bitte aussprechen?“ Fragend sah er John an, und als dieser nickte, fing er seinen Satz noch mal von vorn an. „Also wenn ich sage, daß ein Freund von mir gerade im Revier war und dieser mitbekommen hat, wie van Clendon dir unterstellt hat, daß du ihn los werden willst, dann kann ich mich einschalten und dem Mann über Fancy nahe legen, sich von van Clendon zu trennen. Niemand kann von dir erwarten, daß du eng mit einem Mann zusammen arbeitest, dem du nicht vertraust. Nicht in dem Job, den du ausübst.“ Triumphierend sah Jimmy John an. Doch dieser schien nicht ganz so überzeugt von der ganzen Geschichte zu sein. „Du willst für mich lügen?“ Mit dem Rücken drehte er sich an den Schrank hinter sich an und vergrub seine Hände in den Hosentaschen. Den Blick ungläubig auf seinen Freund gerichtet.

Jimmy richtete sich nun vollends in seinen Kissen auf und sah John fest in die Augen, den Kaffee in seiner Hand, hatte er nun auch vergessen. „Ja“, sagte Jimmy ohne mit der Wimper zu zucken. „Ich würde für dich lügen! Du hast so viel für mich und Robyn getan; ich würde nicht eine Sekunde zögern deinen Hintern zu retten.“ Er schwieg kurz. „Aber in dem Fall wäre es keine Lüge“, fuhr er gleich darauf wieder fort, „ein Freund von mir war tatsächlich da und hat mich angerufen, noch bevor Fancy es getan hat.“ Wieder herrschte eine kurze Stille, in der John Jimmy einfach nur ansah und versuchte seine rasenden Gedanken wieder unter Kontrolle zu bekommen. Das war wirklich harter Tobak den Jimmy ihm gerade unterbreitet hatte.

„Aber bevor ich mich einmische, John, will ich von dir das Ehrenwort haben, daß du nichts mit diesem Streich zu tun hattest“, abermals hob Jimmy seinen Zeigefinger und richtete ihn, diesmal als offene Drohung, auf John. „ Wenn du nämlich doch dafür verantwortlich bist, dann werde ich keinen Finger für dich rühren!“ Fest sah Jimmy John in die Augen, so fest, wie ein Mann es tat, der es gewöhnt war Befehle zu erteilen, und dessen Ausführung seiner Anweisungen eine Selbstverständlichkeit war. Das war der alte Jimmy, den John da vor sich hatte. Nicht der Mann, der von dem Krebs in die Knie gezwungen wurde, sondern der Mann, der sich durch Fleiß und harte Arbeit ein kleines Imperium aufgebaut hatte. Aber auch der alte Jimmy war mit John befreundet gewesen, deswegen war er sich auch so sicher, daß John ihn auf diese Frage mit einem nein antworten würde. Dafür kannten sie sich schon zu lange, und dafür kannte er ihn zu gut. Trotzdem war die Bestätigung aus seinem Mund für Jimmy wichtig.

„Nein“, seufzte John schließlich, sah dabei aber nicht seinen Freund an, sondern den hellen Teppich zu seinen Füßen. „Ich war es nicht.“ Resigniert schüttelte er den Kopf und sah dann doch endlich zu Jimmy hoch. „Ich weiß nicht, wer es war, aber ich war es definitiv nicht.“ „Gut“, Jimmy lächelte. „Ich habe mir schon gedacht, daß du es nicht gewesen bist, aber ich mußte es einfach aus deinem Mund hören! Das verstehst du doch, oder?“ Jimmys Augen verloren ihren harten Glanz und schauten nun nach Verständnis suchend zu John. „Du verstehst das doch?“, wiederholte er leise. Erleichtert sah er, wie John langsam auf seine Worte hin nickte. „Ja, ich weiß, was du meinst.“ Auch diese Worte von John kamen leise, aber er lächelte Jimmy nun wieder an, allerdings nicht mehr so sorglos, wie noch am Anfang ihres Gespräches. Wie vor dem Teil, das Fancy Jimmy angerufen hatte. Nachdenklich sah er wieder auf den Fußboden zu seinen Füßen, die Ellenbogen auf den Oberschenkeln abgestützt, die Hände wie in einem stummen Gebet gefaltet und den Kopf gesenkt, um dieses Gebet mit seiner vollen Konzentration zu unterstützen. Was war heute bloß alles passiert, schoß es ihm durch den Kopf. So harmlos hatte sein Tag heute morgen angefangen und dann hatte er sich mit einer Schnelligkeit seiner Kontrolle entzogen, die ihm einfach nur Magenschmerzen bereitete. Beide Hände von ihm, rieben sich über sein Gesicht – versuchten die Erschöpfung aus sich zu vertreiben und wieder Herr seiner durcheinander gehenden Gedanken zu werden.

Jimmy auf dem Sofa John gegenüber sah die Erschöpfung seines Freundes und hatte aufrichtiges Mitleid mit ihm. Das war wirklich keine schöne Situation, in der sich John gerade befand. Doch zum Teil, war er auch selbst daran schuld. Das wußte Jimmy sehr wohl, und an diesem Punkt verließ ihn auch sein Mitleid John gegenüber.

„Möchtest du gerne gehen und in Ruhe darüber nachdenken?“; fragte er deswegen nach. Und es war kein Rauswurf, den Jimmy da machte. Nur Ehrlichkeit und Verständnis für John. Und John nickte. „Ja das möchte ich wirklich.“ Hilflos hoben sich seine Schultern und sein Blick. „Es macht dir doch nichts aus, wenn ich jetzt gehe? Oder hast du noch was auf dem Herzen?“ Jimmy hatte tatsächlich noch etwas auf dem Herzen, aber die Gestalt seines Freundes sah nicht so aus, als ob sie noch mehr vertrug. Also schüttelte Jimmy nur den Kopf. „Nein. Mehr ist nicht.“ Für ein weiteres Gespräch hatten sie auch noch später Zeit. Wenn es nicht so spät war. Er nicht so müde war und John sich wieder einigermaßen beruhigt hatte.

„Fein“, entgegnete John und Jimmy sah, wie er aufstand und zur Verabschiedung zu ihm hinüber kam. „Ich danke dir für die Hilfe die du mir anbietest.“ Auf diese Worte hin, winkte Jimmy nur achtlos ab. Es gab nichts zu danken.

John beugte sich über Jimmy und nahm den Freund kurz in den Arm. Und erschrak wie immer, wenn er relativ unerwartet diese Geste ausführte. Jimmy war so zerbrechlich geworden – als ob er nur noch aus Haut und Knochen zu bestehen schien. Wo war der starke Mann geblieben, der noch vor zwei Jahren vor ihm gesessen hatte? Ab und an, schien er noch durch die hagere Gestalt durch, aber es war mehr sein Willen, der den starken Mann heraus kehrte. Sein Körper sprach nicht mehr davon. John verfluchte den Krebs, der Jimmy so etwas antat. Schleichend suchte er sich seinen Weg durch die Eingeweide, schwächte zuerst nur, und schlug dann auf einmal so erbarmungslos zu, daß man nur noch hilflos nebenher stehen konnte.

„Wir sehen uns“, beendete John die Umarmung. „Ja, das tun wir“, antworte Jimmy ihm ebenso leise. Mit einer neu erwachten Wehmut sah er John hinterher, wie er das Zimmer verließ. Hörte wie er sich von Robyn verabschiedete – wahrscheinlich ebenfalls mit einer Umarmung – und hörte dann das zuschlagen der Tür. Robyn kam wieder zu ihm ins Wohnzimmer und setzte sich zu ihm auf die Couch. „Wie ist es gelaufen?“, wollte sie leise von ihm wissen, während sie ihm zärtlich durchs Haar fuhr. „In anbetracht der Tatsache, eigentlich ganz gut. Er hat es relativ gefaßt aufgenommen.“ Ihre Nähe suchend, schmiegte sich Jimmy müde an Robyn an und küßte sie aufs Haar. Finger verschlangen sich und Augen beobachteten diese. Erschöpfung machte sich nun in Jimmy breit, den dieses ernste Gespräch doch sehr angestrengt hatte. Einen Freund mit so etwas zu konfrontieren war nie leicht. „Hast du ihn auf Laurie angesprochen?“, unterbrach Robyn schließlich diese Stille der Zusammengehörigkeit. Doch Jimmy schüttelte den Kopf. „Ich wollte es erst tun. Aber die Sache mit van Clandon hat ihn doch zu sehr beschäftigt, als daß er mir zugehört hätte.“ Wieder schwiegen sie beide und hingen ihren Gedanken nach. „Ich wünschte er würde ihr endlich die Sache mit Mika verzeihen“, sprach Robyn endlich in die Stille hinein. „Ich meine, ich verstehe es ja, daß er sauer auf sie ist, und ich verstehe auch, daß er sie deswegen bestrafen möchte. Aber findest du nicht auch, daß irgendwann genug ist?“ Robyn nahm den Kopf von Jimmys Brust und suchte seinen Blick – fand ihn und den dazugehörigen Kuß auch. „Gib ihnen Zeit, Robyn. Du weißt, daß da viel passiert ist und wie verhärtet die Fronten sind. Irgendwann werden sie sich schon wieder versöhnen. Glaub mir.“ Er  stahl sich einen weiteren Kuß von seiner Freundin. Nach diesem lehnte Robyn wieder den Kopf an seine inzwischen viel zu schmale Brust. „Ja“, seufzte sie, „ich weiß.“ Sie schwieg für eine Minute. „Hast du ihm gesagt, daß Laurie es war, die dich über den Zwischenfall im Revier informiert hat?“




Re: Another year has gone by

Jetzt hat John auch noch Mobbingprobleme am Hals...als ob seine privaten Probleme nicht genügen würden...
Aber ich geh mal davon aus, dass John, was seine Arbeit angeht, sich ganz gut helfen kann.
Schönes Kapitel, chyio....


LG Eve

Re: Another year has gone by

Oh oh, es ist im Moment wirklich nicht die Zeit für John Kelly! Seine Welt gerät anständig aus den Fugen bei all dem und wie es aussieht wird das nicht gleich besser! Eine vertrackte Situation, die ich niemanden wünschen würde! Aber mit solchen Freunden wie Jimmy schafft John das schon!

Super rüber gebracht, Chyio...die tiefe Freundschaft die Jimmy und John verbindet, ganz anders wie die von John und Andy aber doch vergleichbar irgendwie. Klasse!

LG Flymoon





Danke Chris!!!

"Fort sind all die schönen Stunden, mit meinem verschwund'nen Schatz verschwunden, denn ein tödlicher Schatten fiel...."
--Horatio Alger--

Re: Another year has gone by

@Eve: ich denke mal auch, daß John alles im Griff hat. Wenn nicht er, wer dann?

@Flymoon: Kennen wir nicht alle die Momente, wo alles schief zu gehen scheint? Nun, ich denke mal John hat einen dieser Momente ganz deutlich für sich herausgepickt!

Und weil ich heute nicht besonders gesprächig bin, geht es auch gleich mit dem nächsten Teil weiter....

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Stille

John war froh, daß er endlich das Haus seines Freundes verlassen konnte. So gerne er auch immer bei ihnen war, so erleichtert war er doch heute wieder die klare Luft der Nacht einatmen zu können. Ruhig stand er vor der Haustür seines Freundes und hob seinen Blick in den Himmel. Die grauen Regenwolken, die den ganzen Tag über der Stadt gehangen hatte, waren nun aufgerissen und zwischen ihnen konnte John einzelne Sterne ausmachen. Morgen würde vielleicht wieder ein schöner Tag werden, dachte er. Wenn nicht der Wind drehte und die Wolken wieder zusammen trieb. Wenn van Clendon nicht noch mehr Gerüchte über ihn in Umlauf brachte und diese wirklich irgendwann für irgend jemanden zur Wahrheit wurden. Seufzend schloß John die Augen, bewegte sich aber ansonsten keinen Zentimeter. Ein leichter Wind fuhr durch die Bäume vor Jimmys Haus und John konnte das Rascheln der Blätter hören, als sie von dem Wind in Schwingungen versetzt wurden.

Wie hatte die Geschichte mit dem Typen nur so aus den Fugen geraten können? John öffnete wieder die Augen und beobachtete die vorbei ziehenden Wolken. War es vielleicht doch seine eigene Schuld? Hatte er sich von der Antipathie gegen van Clendon beeinflussen lassen und ihn nicht richtig ausgebildet? Hatte er sich von dem Streit mit Laurie verleiten lassen, einen Frust an dem Mann auszulassen, dessen Name so eingebildet klang, daß er bestimmt nicht mit ihm geboren worden war? Nun, was immer der Grund für van Clendons Anschuldigungen waren, ob sie jetzt wahr waren oder nicht, jetzt konnte er nichts mehr daran ändern. Jetzt konnte er nur zusehen, daß er keine Fehler mehr machte, die dem Typen Recht in seiner Handlung gaben.

Abermals seufzte John vor sich hin. Diesmal aber war es ein Versprechen an sich selbst, sich von dem Mann nicht mehr kirre machen zu lassen.

Noch immer von Nachdenklichkeit beeinflußt, suchten seine Füße den Weg über die Straße zu seinem Wagen. Fanden ihn, fanden den Weg zu sich nach Hause, und auch sein Haus fanden sie mehr oder weniger von allein. Aber in seine Wohnung wollte John trotz der späten Uhrzeit und dem frühen aufstehen nicht. Er blieb wo er war, nämlich auf der gegenüberliegende Straßenseite und starrte auf das Haus, in dessen zweiten Stock seine Wohnung lag. Es war ein schönes Haus, dachte er ganz objektiv. Nicht so herunter gekommen wie so viele Häuser in New York. Und wie auch seine alte Wohnung, die welche er mit Laurie bewohnt hatte, lag auch diese hier nicht direkt an der Hauptstraße, sondern in einer der kleinen Seitenstraßen, wo die Autos nur selten entlang fuhren. Die Fenster waren dunkel, kein Licht brannte, kein Mensch war um die Uhrzeit noch wach. Auch bei ihm brannte kein Licht.

John wandte sich von dem tristen Anblick ab und schritt die Straße entlang. Weit weg von dem Ort, wo seit Mika weg war keiner mehr auf ihn wartete. Sein Blick folgte seinen Füßen, von einem Lichtschein der Laternen zum nächsten. Seine Art zu zählen. Jeder Schein war ungefähr zehn Meter von einander entfernt. Jeder Kreis den er erreichte, trug ihn weiter von zu Hause weg. Zehn Meter, zwanzig Meter, dreißig Meter...... Doch schon bald verlor er die Übersicht, wie viele Lichtkreise er durchschritten hatte. Das Gespräch mit Jimmy ging ihm nicht aus dem Kopf. Vielmehr die Tatsache, daß van Clendon sich über ihn beschwert hatte. Bisher war er immer mit allen Leuten gut zurecht gekommen, egal ob er sie sympathisch fand oder nicht. Das er nun solche Schwierigkeiten mit van Clendon hatte, war nun für ihn eine ganz neue Erfahrung. Eine Erfahrung die er lieber nicht gemacht hätte und die ihm aus seinem ohnehin gestörten Gleichgewicht brachte. War er ein guter Cop? fragte sich John. Hatte er genauso wie Andy das Zeug jemanden auszubilden? Andy hatte ihn damals unter seine Fittiche genommen und ihn zu dem gemacht was er heute war. Aber konnte er das auch?

Ein weiterer Laternenschein wurde durchschritten und weitere zehn Meter hatte er hinter sich gebracht.

Diese Szene mit der Dusche ging ihm nicht aus dem Kopf. Wenn jemand sich so produzierte und sich so darstellte, dann sprach das doch von einer gewissen Ignoranz seiner Umwelt gegenüber. Jeder andere Mann, hätte sich wenigstens ein Handtusch geschnappt und hätte es sich umgewickelt, bevor er sich so aufplusterte. Aber van Clendon hatte es nicht getan. Er hatte sich vor ihnen allen und vor Laurie regelrecht zur Schau gestellt. Laurie. Seine Schritte verharrten zwischen der Helligkeit und ein Lächeln schlüpfte über seine Lippen, als er an ihre Abfuhr dachte. So ganz typisch für sie, war ihr mal wieder das entschlüpft, was ihr durch den Kopf geschossen war. John lächelte den Boden zu seinen Füßen an. Eigentlich hätte er bestürzt sein sollen, über das was sie gesagt hatte. Immerhin hatte sie für weitere Gerüchte im Revier gesorgt. Und auch für die zwischenmenschliche Beziehung zwischen ihm und van Clandon war es nicht gerade förderlich gewesen. John schnaufte kurz vor sich hin, während er mit den Händen in den Hosentaschen weiter spazierte. Was hieß denn zwischenmenschliche Beziehung? Ein freundschaftliches Verhältnis hatte es noch nie zwischen ihnen gegeben und nicht ein privater Satz war zwischen ihnen beiden gefallen. Doch nachdem Laurie ihn so in seine Schranken gewiesen hatte, hatte van Clendon nicht ein Wort mehr mit ihm gewechselt, und war wahrscheinlich der einzige, der ihm nicht andauernd auf den Schritt starrte. 

Aber er war nicht entsetzt und er nahm es ihr wieder erwarten auch nicht krumm. Das war halt Laurie: ihr Temperament, ihr etwas zu loses Mundwerk, wenn sie sich angegriffen fühlte und immer das zu sagen, was sie als Wahrheit erachtete.

Und das war etwas, womit John schon vor langer Zeit zu leben gelernt hatte. Und wenn er ehrlich mit sich selbst war, auch ein wenig der Grund, warum er sich damals in sie verliebt hatte. Eine gradlinige Frau, die nie ohne Grund handelte. Abermals blieb John stehen und diesmal traf er einen Kreis genau in der Mitte. Wenn sie nie ohne Grund handelte, warum war sie dann zu Mika gegangen? Aus Eifersucht, fiel ihm wieder die Erklärung ein, die Mika ihm damals genannt hatte. Und weil er es gerne glauben wollte, schloß John jede weitere Möglichkeit aus. Und er schloß auch Laurie aus seinen Gedanken aus. Er wollte nicht an sie denken, er wollte wütend auf sie sein, daß sie ihn so verletzt hatte.

Unter großer Willensanstrengung schob er das Bild von Laurie aus seinen Gedanken und holte sich statt dessen das von Mika hervor. Ihr Lachen, ihren anmutigen Gang, ihr liebevolles über das Haar streichen, wenn er mal wieder einen harten Tag gehabt hatte und ihr Auszüge davon erzählte.

Seine Gedanken wanderten zusammen mit den Schritten, schlugen den Weg wieder zurück ein. In die Gegenwart und die Vergangenheit. Ein zu Hause als Gegenwart und Mika als seine Vergangenheit.

Aber über Mika kam er doch wieder bei Vincent von Clendon an und sein Gesicht verfinsterte sich automatisch bei dem Anblick des Mannes, das sich in seiner Erinnerung vor alles andere schob. Mobbing war eine harte Anschuldigung, die er da vor brachte. Im schlechtesten Fall konnte es eine Versetzung oder sogar eine fristlose Kündigung bedeuten. John wußte nicht genau was es noch für Konsequenzen dafür gab, denn bisher hatte er sich noch nicht mit solchen Dingen auseinander setzten müssen. Aber er wußte, daß nicht nur der gemobbte, sondern auch der angebliche – oder wirkliche – Mobber seine Tätigkeit beweisen mußten. Und dafür würde es Zeugen geben müssen, welche die Aussage des Gemobbten bekräftigen mußten. Gab es bei ihm im Revier Zeugen dafür?

Tief holte John den Atem aus seinen Lungen, als er die Haustür aufschloß und dann langsam und in Gedanken versunken den dunklen Korridor entlang ging. Den Lichtschalter zu seiner Seite ließ er unberührt. Er brauchte kein Licht um sich in dem Treppenhaus zurecht zu finden, dafür ging er zu oft die Treppen hinauf und hinunter.

Jimmy hatte Recht, es würde eine Untersuchung von der Abteilung für innere Angelegenheiten geben, wenn Fancy es für nötig hielt Cassidy – seinen Vorgesetzten – einzuweihen. Oh Gott, er mochte sich gar nicht ausmalen, was dann alles auf ihn zukommen würde. Dagegen wäre der Disput zwischen Laurie und ihm ein Zuckerschlecken.

In seiner Wohnung empfing ihn die gleiche Stille wie auch draußen auf der Straße. Doch wo es außerhalb daran lag, daß um die Uhrzeit kaum noch jemand unterwegs war, so war es hier die Stille von einem allein Leben. Noch bevor er das Licht eingeschaltet hatte, sah er das grüne Lämpchen seines Anrufbeantworters blinken. Jemand hatte ihn angerufen. Laurie? fuhr es ihm durch den Kopf. Hatte sie auf seine Mailbox gesprochen, weil er mit ihr nicht persönlich sprechen wollte? Noch vom Flur aus starrte er das Blinken an, welches sein dunkles Wohnzimmer in regelmäßigen Abständen in das grüne Licht tauchte. Gespenstisch wirkte diese unnatürlich Farbe in der Dunkelheit. John nahm die Hand wieder von dem Lichtschalter, den er automatisch hatte einschalten wollen und stellte sich in den Türrahmen zum Wohnzimmer. An ....aus....an....aus... Immer und immer wieder tauchte das Blinken das Zimmer in Unwirklichkeit. Alles sah hier fremd aus. Die Tapete an den Wänden, die Einrichtung...sogar seine persönliche Sachen die dem Zimmer sonst den wohnlichen Touch gaben, wirkten nun fremd und nicht zu ihm gehörig.

 

Seine Hand tastete nach dem Lichtschalter neben ihm und tauchten sein Wohnzimmer in den Bruchteil einer Sekunde in das behagliche Licht eines zu Hauses. Für einen Augenblick betrachtete John das Zimmer mit einer verschobenen Realität, wie sie einen so manches Mal einholte. Noch immer sah dieses Zimmer fremd aus und auch die angrenzenden Zimmer, die noch in ihrer Dunkelheit getaucht waren, erschienen ihm  nicht vertraut. Seine Füße durchwanderten die Wohnung und hielten in jedem Zimmer inne, um es zu betrachten. Schaltete jedes Licht ein und wieder aus, aber die Realität blieb fern von ihm.

Schließlich trugen ihn seine Füße wieder zurück ins Wohnzimmer zum Lichtschalter, den er erst vor ein paar Minuten eingeschaltet hatte und löschte das Licht wieder. Nun war es nur noch das Mondlicht und der Anrufbeantworter, die das Zimmer beleuchteten. Doch für seinen momentanen Gemütszustand reichte das Licht vollkommen aus. Seinem Mantel folgten seine Schuhen in die Garderobe. Und dann, nun nur noch auf Socken, ging er in die Küche, um sich ein Bier aus dem Kühlschrank zu nehmen. Für einen Minute war das Kühlschranklicht die einzige Beleuchtung in der nunmehr wieder dunklen Wohnung, doch auch diese Beleuchtung verschwand, als er die Tür wieder schloß. 

Still blieb John vor der geschlossenen Tür stehen. Verschobene Realität, dachte er. Ein objektives Wahrnehmen der Umgebung. Ohne Emotionen, ohne Gefühle. Keine Gegenwart, keine Vergangenheit, aber auch keine Zukunft – einfach nur sein. Doch so schnell wie dieses Gefühl ihn überkommen hatte, genauso schnell verschwand es wieder. Kummer und Sorgen kehrten wie gute alte Bekannte wieder bei ihm ein und zerrten ihn in eine Gegenwart, welcher er sich im Moment eigentlich nicht stellen wollte. Blind tastete er nach dem Flaschenöffner in der Schublade zu seiner Seite und blind öffnete er die Flasche. Und trank voller Genuß das erste Bier seines Feierabends. Sein Blick fiel auf die Uhr an der Wand und er erschrak als er feststellte, daß es bereits kurz nach zwei war. Wo war die Zeit geblieben? War es nicht gerade erst noch elf Uhr gewesen? Eine Stunde hatte er noch mit Jimmy zusammen gesessen, wußte John, aber danach war ihm wohl das Zeitgefühl abhanden gekommen.

Leise Regentropfen schlugen nun wieder gegen die Fensterscheibe und rannen an dieser im schmalen Spuren hinab.

Mit einem tiefen Atemzug nahm John den Blick von der Scheibe und ging ins Wohnzimmer, wo er sich auf das Polster der Couch fallen ließ. Sein Blick suchte träge den Anrufbeantworter auf dem kleinen Tischchen zu seiner Seite, aber noch verspürte er kein Bedürfnis ihn abzuhören. Statt dessen stellte er die Bierflasche vor sich auf dem Tisch ab und vergrub sein Gesicht in den kalten Händen. Was für ein Tag, wiederholten sich seine Gedanken von vorhin, während er sich müde, aber noch nicht schläfrig, über das Gesicht fuhr. Van Clendon hatte sich über ihn bei ihrem Lieutenant  beschwert und Laurie hatte ihn angelächelt. Aber jetzt würde sie ihn bestimmt nicht mehr anlächeln. Nicht nachdem er sie zweimal so unsanft abgewürgt hatte. Johns Blick fiel wieder auf das Telefon zu seiner Seite. So schwarz wie es war, fiel es in der Dunkelheit nur durch das Blinken des integrierten Anrufbeantworters auf. Er sollte sich wenigstens anhören, was sie ihm hatte erzählen wollen. Danach konnte er sich immer noch entscheiden, ob er sich morgen bei ihr für sein Verhalten entschuldigen sollte, oder ob er es einfach unter dem Tisch fallen ließ, den sein Ärger über sie aufgestellt hatte. Ohne sich groß zu bewegen, streckte er den Arm aus und drückte das kleine Knöpfchen, welches seine Nachrichten frei gab. „Sie haben eine neue Nachricht“, ertönte die metallisch klingende Frauenstimme und John nahm das Bier zur Hand und wartete mit gesenktem Kopf, daß die Nachricht abgespielt wurde.

„Hallo John, hier ist Rose.“ Rose. Es war Rose und gar nicht Laurie gewesen, die ihn angerufen hatte. Er hätte es eigentlich ahnen müssen, denn bei Lauries Temperament würde sie, nachdem sie zweimal abgewiesen worden war, ihn bestimmt nicht noch mal ein drittes Mal anrufen. Der zweite Anruf war schon sehr überraschend für ihn gewesen.

„Tut mir leid, daß ich sie so spät störe“, sprach Rose einfach weiter, als ob es Johns Gedankengänge gar nicht gegeben hätte. „Ich wollte mich nur mal erkundigen, wie es ihnen so geht.“ Überrascht zuckte Johns Kopf in Richtung des Telefons. Rose rief ihn an, nur um sich nach seinem Befinden zu erkundigen? Sicher, sie hatten inzwischen ein freundschaftliches Verhältnis zueinander aufgebaut, aber das beschränkte sie fast ausschließlich nur auf ihre Friedhofsbesuche und Gesprächen dort, und nur äußerst selten auf Anrufe oder Verabredungen anderer Art. Etwas woran sich auch Rose bei ihrem Anruf zu erinnern schien. „...und außerdem wollte ich sie fragen, ob es bei unserer Verabredung für unseren Besuch bei Kyle morgen bleibt?“

Abermals starrte John den Anrufbeantworter argwöhnisch an. Seit wann fragte sie denn so etwas nach? Ihre wöchentlichen Besuche bei Kyle waren noch nie von einer Ausnahme unterbrochen worden. Immer hatte John seine Verpflichtungen verschoben, um seine Lady auf den Friedhof zu begleiten. „Nun ja, schade, daß ich sie nicht persönlich erreichen konnte, aber wir sehen uns ja morgen. Schlafen sie gut.“ Ein Klicken verkündete das Ende des Gespräches und die Bereitschaft für weitere Aufnahmen.

Sie wollte sich nur mal erkundigen wie es ihm ging? Was war denn heute bloß los? Die Bierflasche wanderte wieder zurück auf den Couchtisch und Johns Kopf an die Lehne hinter ihm. Müde schloß er die Augen und rieb sich ein weiteres Mal mit seinen Händen übers Gesicht. Aber er wußte genau, daß auch wenn er jetzt ins Bett gehen würde, er trotzdem noch keinen Schlaf finden würde. Seine Gedanken wanderten von der Überraschung von Rose ihren Anruf zu Mika. Er vermißte sie. Er vermißte sie wirklich. So sehr, daß er glaubte noch immer ihr Parfüm in riechen zu können. Aber er hatte sie nicht geliebt.....

Geliebt hatte er die Frau, die sie vertrieben hatte.

Was war eigentlich zwischen Laurie und ihm schief gelaufen? Wo war der Punkt gewesen, wo sie anfingen ein getrenntes Leben zu führen? Müde von einer Frage, die er sich in den letzten Monaten schon so oft gestellt hatte, nahm er die Flasche wieder vom Tisch und wärmte sie mit seinen Händen. Wie kam es das sie so viele gemeinsame Jahre ohne große Streitigkeiten, zusammengewesen waren und plötzlich, mit einer Unterschrift auf einem Blatt Papier, sich alles änderte? War das die Ehefalle, von dem so viele Leute sprachen und so viele einschlägige Zeitschriften berichteten? Sich plötzlich seines Partners sicher sein und deswegen die Dinge vergessend, die sie einmal miteinander geteilt hatten? Nein, das war es nicht, tief in seinem Innern, wußte John, daß dies nicht der Grund war. Es war nicht die Unterschrift auf einem Blatt Papier gewesen.

Ein Schluck von seinem Bier verschwand in seinem Mund. Warum dachte er eigentlich an Laurie? Sollte er nicht eigentlich an Mika denken, welche noch bis vor kurzem sein Leben geteilt hatte? Er zwang seine Gedanken zu der schwarzhaarigen Frau, an Erinnerungen die er mit ihr zusammen geteilt hatte, bis Laurie es beendet hatte.

War Laurie wirklich eifersüchtig gewesen, so wie Mika es ihm erzählt hat? Ein stilles Lächeln legte sich bei dem Gedanken über sein Gesicht. Es wäre schön, wenn er daran glauben könnte, gestand er sich ein, nachdem er sich endlich mit den Gedanken angefreundet und die Wut auf sie einen Moment lang vergaß. Das er ihr nicht so egal war, wie sie immer vorgegeben hatte. Seine Hand suchte in seiner Jackettjacke nach der Brieftasche, wo er noch immer, gut versteckt für jeden zufälligen Betrachter, das Foto von Laurie mit sich trug. Zärtlich streichelte sein Finger über das dicke Papier. In der Dunkelheit war es ihm unmöglich, etwas anders als die dunklen Schatten darauf zu erkennen. Doch er brauchte das Foto auch nicht genau zu sehen, seine Erinnerung füllte die fehlenden Farben und Formen, der beiden Personen auf diesem Foto auf. Es war eine dieser Momentaufnahmen gewesen, wie es sie von Laurie fast ausschließlich nur gab. Gestellten Fotos hatten sie nur wenige besessen, denn Laurie haßte es vor einer Kamera still stehen zu müssen. Selbst die Hochzeitsbilder waren ein harter Kampf gewesen, den schließlich nur die Zeit, die sie vor dem Fotoapparat verbracht hatten, gewonnen hatte. John steckte das Foto in sein Versteck zurück und warf dann die Brieftasche vor ihm auf den niedrigen Couchtisch.

Nun, was auch immer der Grund für die Veränderungen in ihrer Ehe gewesen war, es war vorbei. Gestorben mit Lauries Einmischen in seine Beziehung zu Mika. Der zärtliche Gesichtsausdruck verschwand aus seinem Gesicht, als er grimmig die Lippen aufeinander preßte. Und die Wut, die er für einen Moment hatte vergessen können, kam unvermittelt wieder zurück. Eifersucht hin oder her, es war sein Leben in das Laurie sich eingemischt hatte. Sein Leben war noch immer sein Leben, und wenn sie ihn nicht mehr in ihrem haben wollte, dann hatte sie auch nichts mehr in seinem zu suchen oder zu entscheiden.

Doch ein kleiner Zweifel nagte beständig in ihm weiter. Angestachelt von Rose ihrer Hartnäckigkeit und dem vergehen der Zeit. Aber war das Zerwürfnis zwischen ihnen wirklich nur so oberflächlich, daß man es so einfach beiseite schieben konnte? Oder lag da drunter etwas, daß es erst ausgelöst hatte?




Re: Another year has gone by

Melancholie.........bei John und Chyio!!

Nun haben wir sie die Einblicke in die Gedankenwelt eines John Kelly, der einen schlechten Tag hinter sich hat und uns teilhaben läßt an der Melancholie seines Lebens!

Ganz ganz toll geschrieben, die Bilder schweben einem direkt vor den Augen und man merkt das es ihm nicht gut geht. Er beginnt langsam nachzudenken und das ist sehr gut! Danke Chyio für den Lesegenuss, wenn du auch selbst wohl nicht so prickelnd drauf bist! Du hast uns heute mal einen gläsernen Menschen präsentiert!

Klasse!

LG Flymoon





Danke Chris!!!

"Fort sind all die schönen Stunden, mit meinem verschwund'nen Schatz verschwunden, denn ein tödlicher Schatten fiel...."
--Horatio Alger--

Re: Another year has gone by

Ja melancholisch war dieses Kapitel schon.
Aber es hat auch kleine Lichtblicke gegeben!
Hach, ich lechtze geradezu nach John/Laurie Momenten ... und diese gab es hier wieder. :-)
Eine wunderschöne Szene mit John auf der Couch und wir erfahren, dass er immer noch Lauries Bild bei sich trägt.....
Ich bin eine unverbesserliche Romantikerin, ich weiß, aber ich liebe sowas.
Schön war es auch zu lesen, dass er seine Gefühle zu Mika ganz klar definiert und sich darüber im Klaren ist.
Gefreut hat es mich, wieder was von Rose zu hören und ich bin gespannt, warum sie so spät noch angerufen hat, wenn die Verabredung doch klar war.

Wirklich sehr schön geschrieben, chyio, und ich hoffe auch Deine Melancholie vergeht wieder!

LG Eve