A David Caruso Tribute - FanFiction

Another year has gone by

Re: Another year has gone by

@Eve: Hmmm...was soll ich sagen? Ich habe doch gesagt, daß ich diejenige sein sollte, die für die Cliffhanger sorgt. Und nicht Du!!! Ja, Laurie hat sich da wirklich eine Menge vorgenommen, lassen wir uns doch einfach überraschen.

Und wieder einmal hast Du mich überrascht, denn daß Du mich da wieder findest hätte ich nun wirklich nicht gedacht. Das einzige was mir dazu eingefallen ist war, daß Du vergessen hast, nach Lucie den Alarm wieder zu löschen. Nun wie auch immer, vielen Dank für die Blumen. Es war mein erster Versuch in diese Richtung. Und ehrlicherweise auch mehr ein Versehen. Es ist mir nachts eingefallen, als ich nicht schlafen konnte und ich fürchterlich über eine Freundin enttäuscht war.

@Flymoon: Und da war es wieder! Wie gut das ich doch immer noch mal nachschaue, bevor ich reinstelle, sonst wären wir wieder aneinander vorbeigezogen. Und beschwer Dich nicht, Flymoon, das war genau die Menge, wie ich sie immer reinstelle! Oder meintest Du vielleicht was anderes?  Lalalala.....

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Weiter geht es. Aber um die Spannung für Euch ein wenig zu erhöhen (und glaubt mir, ich habe die Kapitel wirklich in dieser Reihenfolge geschrieben und mich damit selbst ein wenig auf die Folter gespannt – ja auch das geht), kommt jetzt ersteinmal was ganz anderes. Viel Spaß damit...... und auch ja: Donnerstag kommt dann aber wirklich der Besuch von Laurie bei Mika.

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Wer hat hier das Sagen?

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Es war früher nachmittag, als John in die Straße seiner Granny einbog. Wie schon so oft in den letzten Monaten, wollte er sie für ihren gemeinsamen Besuch auf dem Friedhof abholen. Doch im Gegensatz zu sonst, stand die alte Dame nicht vor ihrer Haustür und wartete auf seine Ankunft. Verwundert runzelte John die Stirn. Und noch einmal suchten seine Augen den Platz vor ihrem Haus ab, aber wie schon zuvor, sah er seine alte Lady nicht zwischen den einzelnen Passanten stehen.

Verwirrt warf John einen Blick auf seine Uhr. War er zu früh dran? Nein, die Uhr zeigte ihm genau die Zeit, die er erwartete hatte zu sehen. 15.00 Uhr. Die Zeit, für die er sich heute mit Rose verabredet hatte. John steuert den nächsten freien Platz für seinen Wagen an und wartete, während seine Augen die Menschen um sich herum verfolgten. So dick wie ihre Jacken waren, hätte er meinen können, daß sie sich noch mitten im Januar befanden und nicht in den Anfängen vom März. Zugegeben, es war noch sehr frisch, aber immerhin doch keine null Grad mehr, die einen dicken wollenden Schal erforderten oder die dazu gehörige Mütze, wie diese eine Frau sie trug.  Den Kopf auf seiner Hand abgestützt, verfolgte er sie mit seinen Augen wie sie auf der gegenüberliegenden Straßenseite mit ihrem kleinen Hund – ähnlich gekleidet wir sein Frauchen- direkt an Rose ihr Haus vorbei lief. Fehlte nur noch, dachte John, daß sie ihrem Hund auch noch Fußwärmer angezogen hätte, so wie sie ihre Handschuhe in der Farbe von Schal und Mütze trug. Abermals schüttelte er den Kopf. Ja, manchmal brachte New York wirklich ein paar sehr merkwürdige Gestalten hervor! Er löste den Blick von der Frau mit Hund und sah wieder zu dem Häusereingang hin, in dem Rose ihre Wohnung hatte. Doch noch immer war von der alten Dame nichts zu sehen.

Leise lief das Radio als Hintergrundmusik und leise pfiff John vor sich hin, wurde dann aber mit den verstreichenden Minuten immer unruhiger. Ihr war doch nichts passiert? Wieder ein Blick auf die Uhr. Wieder einen Blick zu dem Häusereingang. Nichts.Einen Entschluß fassend, schaltete John das Radio aus und verließ den Wagen. Sorgenfalten durchfurchten nun seine Stirn. Wenn ihr etwas dazwischen gekommen war, dann hätte sie ihn doch auf dem Revier angerufen, warum also kam sie nicht?

Hastig überquerte er die Straße und war nur wenige Sekunden später bei ihr vor der Tür. Auf der Suche nach ihren Namen flogen Johns Augen über das große Messingschild. Säuberlich in kleinen Schnörkeln standen sie dort; die Bewohner dieses Hauses, acht an der Zahl, alle mit einem Anfangsbuchstaben ihres Vornamens und der ausgeschriebenen Form ihres Nachnamens. Er drückte den Knopf auf dem Messingschild, neben dem Rose ihr Name stand, dann wartete er. Und er wartete bereits eine ganze Minute, bis endlich ihre Stimme aus der Sprechanlage kam. „Ja, bitte?“ „Rose? Hier ist John.“ Erleichtert, daß ihre Stimme so munter klang, senkten sich seine Schultern wieder, die er vor Anspannung hochgezogen hatte. Er war wirklich froh darüber. Denn für einen kurzen Augenblick, hatte er schon das Schlimmste vermutet. Wenn ein alte Lady so viel Bargeld mit sich herumschleppte, wer weiß, wieviel sie dann in ihrer Wohnung davon zu liegen hatte, das Diebe magisch anzog.„Kommen sie rauf, junger Mann. Ich brauche noch einen Augenblick.“ John hörte das Summen der Tür und drückte dagegen. „Im zweiten Stock“, hörte er noch ihre Stimme aus der Gegensprechanlage. Während er dem Flur und den ersten Stufen folgte, die ihn in den zweiten Stock führen würde, schaute er sich neugierig um. Er war noch nie im Haus oder ihrer Wohnung gewesen. Hatte sie immer nur von davor, für ihre gemeinsamen Friedhofsbesuche abgeholt.

Wie auch schon die Gegend und das äußere des Hauses vermuten ließ, war das Treppenhaus ebenfalls sehr sauber und fast schon luxuriös in seiner Ausstattung. Eine warme cremefarbene Tapete über einer hellen Holzvertäfelung, die John etwas über die Hüften ging. Der Fußboden war mit rotem Sisal ausgelegt. Robust für die vielen Füße die ihn benutzen und schön anzuschauen mit dem Kontrast der Wand. Auf dem ersten Absatz, sah John Pflanzen auf dem Fensterbrett und eine Stuhl stehen. Ungläubig schüttelte er den Kopf. War er immer noch in New York? Ein Blick aus dem Fenster hinter den Pflanzen sprach dafür.

Auch auf den folgenden Absätzen wiederholte sich das Bild für ihn. Pflanzen, die langsam wieder anfingen zu grünen und Stühle, die nicht einen Staubkorn aufwiesen.

John stieg die letzten Stufen zu Rose ihrer Wohnung hoch und sah sie schon im Türrahmen stehen. Klein kam sie ihm vor, in dem großen Rahmen. Rose lächelte ihn mit einem breiten Lächeln an. „John, wie schön das sie da sind.“ sie reichte ihm zur Begrüßung die Hand, während sie gleichzeitig ihr Kopf ein wenig zur Seite drehte, damit John sie auf die Wange küssen konnte. Eine Begrüßung, wie sie sie schon viele male hinter sich hatte, seit dem Neujahrsgespräch auf dem Friedhof. Eine Begrüßung die zeigte, daß John sie nicht nur aus guter Erziehung zum Friedhof begleitete, sondern wegen einer langsam gewachsenen Freundschaft.

„Kommen sie rein“, lud ihn Rose ein und trat ein Stück zur Seite, damit er an ihr vorbeigehen konnte. „Tut mir leid, daß ich nicht unten auf sie gewartet habe. Aber ich erwarte noch ein wichtiges Telefonat. Ich hoffe es macht ihnen nichts aus zu warten?“ John schüttelte den Kopf. „Nein, es macht mir nichts aus.“ Jetzt wo seine schlimmsten Befürchtungen, Gott sei Dank, nicht wahr geworden waren, hatte er alle Zeit der Welt. Und wenn sie noch ein wichtiges Telefonat erwartete, dann würde er mit ihr darauf warten. Zum Friedhof konnten sie später noch immer.  Rose wies mit ihrer Hand nach rechts, wo sich augenscheinlich das Wohnzimmer befand. „Möchten sie vielleicht etwas trinken?“ Rose folgte ihn nicht in den Raum, sondern blieb vor einer Tür stehen, die vor dem Wohnzimmer nach links in die Küche führte. „Einen Tee? Oder Kaffee?“ „Kaffe wäre schön.“ Während Rose in die Küche ging, um den Kaffee zuzubereiten, zog sich John seine Jacke aus. Suchend schaute er sich im Flur nach der Garderobe um. „Legen sie ab John. Die Garderobe ist in dem kleinen Schrank zu linken Seite der Tür.“

John lächelte vor sich hin, als er Rose Stimmer vernahm. Wie so viele Frauen, schien auch sie eine gewisse Übung in Gedankenlesen zu haben. Er folgte ihrer Anweisung, ging zurück in den Flur und hängte seine Jacke in den schmalen eingebauten Schrank auf.

Als ob Rose die Einrichtung des Treppenhauses aufgegriffen hatte, zierte auch diesen Flur eine helle Holzvertäfelung, mit einer cremefarbenen Tapete. Nur der Teppich war kein roter Sisal, sondern in einem hellen grün gehalten. „Sie können die Schuhe durchaus anlassen. Ich habe eine sehr tüchtige Putzfrau.“

Erstaunt sah John von seinen Schuhen hoch - die er sich wirklich gerade ausziehen wollte - in Richtung Küche, ob Rose da stand und ihn beobachtete. Aber die kleine Frau war nicht zu sehen. Nur ihre Stimme hörte John weiterhin und die verriet ihm, daß sie sich auch nicht in Nähe der Tür befand.

„Sie beschwert sich sowieso schon immer, daß seit Kyle nicht mehr da ist, sie in diesem Haushalt kaum noch was zu tun hat. Über ein bißchen Straßendreck wird sie sich wie ein Schneekönig freuen. Wahrscheinlich werde ich sie den ganzen Tag nicht mehr vom Fußboden hochbekommen.“ Ein Aufseufzen begleitete ihren letzten Satz. „Sie sollte mehr auf ihren Rücken achten. Die Arme ist doch auch nicht mehr die jüngste. Aber als ich angeboten habe, die entsprechenden elektrischen Geräte zu kaufen, um ihr die Arbeit zu erleichtern, ist sie richtig böse mit mir geworden. Ich hätte kein Vertrauen mehr in sie. Würde sie ersetzten wollen. Wir haben drei Tage heftig miteinander gestritten. Dann habe ich aufgegeben. Soll der alte Starrkopf doch machen was er will!“ Rose erschien mit zwei Tassen in der Küchentür. „Ich frage mich nur manchmal wer hier das Sagen hat. Sie oder ich.“

Mit einem Kopfnicken deutete sie wieder in Richtung Wohnzimmer. „Kommen sie John. Im Wohnzimmer ist es bequemer seinen Kaffee zu trinken. Da können wir uns sogar setzten.“ Sie grinste John an und lief dann vor. John lächelte ebenfalls. Er mochte die alte Dame, welche einen wirklich trockenen Humor besaß und ihn damit immer wieder zum lächeln brachte.

Als er im Wohnzimmer ankam, hatte sie es sich schon auf der Couch bequem gemacht, die beiden Kaffeetassen nebeneinander aufgestellt. „Kommen sie her, junger Mann.“ Rose klopfte neben sich aufs Sofa. „Erzählen sie mir, wie es ihnen in der letzten Woche ergangen ist.“ John folgte der Bitte, die eigentliche eine direkte Aufforderung war. Nebeneinander saßen sie auf dem Sofa und Rose hielt ihm die kleine Porzellanschale mit dem Zucker hin. „Zucker?“, fragte sie. John nickte und nahm sich mit einer winzigen Zange, die eindeutig zu klein für seine großen Hände war, umständlich zwei Stück Zucker.

„Das machen sie wirklich sehr gut. Aber mir ist das zu kompliziert.“ Mit ihren Fingern griff sie in das Porzellangefäß und nahm sich ebenfalls zwei Stück Zucker, die sie in ihre Tasse fallen ließ. John lachte und schüttelte den Kopf. Sein Granny. Sehr auf Umgangsformen bedacht, aber doch von der praktischen Seite eingeholt.

Rose warf ihn nur einem kurzen Seitenblick zu und fing dann ebenfalls an zu grinsen. „Sagen sie jetzt nichts. Ich kann mir sehr genau vorstellen, was ihnen gerade durch den Kopf gegangen ist.“ Noch immer erheitert schüttelte John den Kopf. „Ich sage ja gar nichts“, mit einem Unterton in der Stimme, der klar machte, daß er aber durchaus eine Erwiderung auf den Lippen hatte. Statt dessen nahm er seine Tasse in beide Hände und trank vorsichtig einen Schluck von dem heißen Gebräu.

Rose lehnte sich mit ihrer Tasse in der Hand entspannt auf dem beigen Sofa zurück und drehte sich halb zu John um. „Wie war ihre Woche? Haben sie viel Streß gehabt?“ Ihre Augen musterten ihn fröhlich und überaus aufmerksam. „Nein, keinen Streß im üblichen Sinne. Nur den ganz normale, der immer herrscht“, antwortete er, während er auch sich an das Polster in seinem Rücken anlehnte. „Wie ist es ihnen ergangen?“ Augenscheinlich hatte Rose auf diese Frage bereits  gewartet, denn ihre Antwort sprudelte ihr regelrecht über die Lippen. „Oh, ich hatte eine sehr interessante Woche. Ich habe mich beim Telefon Notdienst beworben.“ Ihre blauen Augen sprühten vor Aufregung und noch bevor John weiter nachhaken konnte, erklärte sie sich genauer. „Sie wissen schon, da wo Leute anrufen können, wenn sie Sorgen, aber niemanden zum reden haben.“  Erstaunt drehte sich John gänzlich zu ihr hin. „Wie sind sie denn auf die Idee gekommen?“ Seine Granny erstaunte ihn immer wieder. Zum Anfang hatte er gedacht, daß sie nur eine alleinstehende alte Dame war, die in gut situierten Verhältnissen lebte, aber je näher er sie kennenlernte, um so mehr schaute er hinter die Fassade, die sie für ihre Umwelt und sich selbst aufgebaut hatte.

Rose zog sich mit einer freien Hand ein grünes Kissen in den Rücken, welches genau den gleichen Farbton aufwies wie der Teppich im Flur und dem hier im Wohnzimmer. „Nun, das ist nicht ganz einfach zu erklären. Wie soll ich sagen?“ Nachdenklich schaute Rose in ihre Tasse und fügte dann doch noch ein weiteres Stückchen Zucker hinzu, ohne den Kaffe allerdings umzurühren. „Als Kyle fort war, fühlte ich mich sehr einsam. Beraubt von jeglichem Grund mein eigenes Leben weiter zu führen. Ich vermißte ihn so schrecklich und wußte gar nichts mehr mit mir selbst anzufangen. Dinge, die mir immer so wichtig erschienen waren, ergaben plötzlich keinen Sinn mehr.“ Rose pustete in ihren heißen Kaffee und trank erst einen kleinen Schluck, bevor sie weiter sprach. „Um es kurz zu sagen, wußte ich nicht mehr wie ich weiter machen sollte. Irgendwann wurde es ein wenig besser, die tiefste Trauer verschwand und zurück blieb nur noch ein Gefühl der Leere in mir.

Kennen sie das?“, fragte sie John. „Man geht in seinem Leben weiter, tut die Dinge die man immer gemacht hat, trifft sich mit den gleichen Leuten wie bisher, lacht mit ihnen und hat doch das Gefühl, daß man sich in einer ..... unwirklichen Welt befindet?“ Rose hob ihren Blick von der Tasse und schaute John fragend an.

John nickte. An dieses Gefühl konnte er sich noch sehr gut erinnern und manchmal, aber nicht mehr so oft wie noch vor ein paar Monaten, überkam es ihn immer noch. „Ja, ich weiß was sie meinen“, erwiderte er leise, die Trennungszeit von Laurie und ihm vor Augen. Rose nickte wie zur Bestätigung ihrer Vermutung ebenfalls vor sich hin.

„Es tat mir sehr gut mit ihnen zu reden. Verstehen sie mich nicht falsch, ich unterhalte mich noch immer sehr gerne mit ihnen.“ Wie zur Bekräftigung ihrer Worte, griff sie mit ihrer vom Alter gezeichneten Hand nach der seinen und drückte sie. John erwiderte den Druck von ihr. „Ich weiß, wie sie es meinen.“ Rose lächelte dankbar und zog ihre Hand wieder zurück. Sie stellte ihre Tasse auf den Tisch zurück und fuhr fort: „Sie haben mir einfach nur zugehört, haben nicht gesagt, daß ich verrückt bin, wenn ich am Grab mit meinen Mann rede.“ Rose seufzte. „Nun ja, wie auch immer. Es riß mich auf jeden Fall aus meinen Gedanken raus und ich freute mich schon bei jeder Verabschiedung auf das nächste Treffen. Aber, es hat nicht ausgereicht, um mich.....hmmm, wie sage ich es am Besten? Wieder ganz zurück zu holen. Verstehen sie was ich damit ausdrücken will?“ Fragend sah Rose John an. Konnte er wirklich verstehen, was sie versuchte in Worte zu kleiden?

Das verstehende Lächeln mit dem dazugehörigen Nicken, zeigte ihr, daß er es wirklich tat.

„Dann kam Weihnachten, Heiligabend. Der Tag an dem man seine Liebsten, die nicht bei einem sein können, am meisten vermißt. Kyle fehlte mir sehr in dieser Nacht.“ Rose Gesicht bekam wieder diesen stillen Ausdruck des Friedens, den John schon bei ihrem Neujahrsgespräch aufgefallen war. Aber wie auch schon an diesen Tag, erklärte sie sich nicht genauer. Statt dessen beugte sie sich vor und sah auf den Grund ihrer Kaffeetasse, den sie eigentlich nicht sehen konnte. Aber entgegen John Erwartungen dachte sie gar nicht an den heiligen Abend im ganzen. Ihre Gedanken waren eigentlich nur bei der jungen Frau.

Sie dachte drüber nach, ob sie John nach einem Foto von Laurie fragen sollte. Es interessierte sie brennend, ob diese Frau, mit der sie diese besondere Nacht geteilt hatte, die gleiche war, mit der John sein Leben verbrachte. Doch Rose fragte nicht nach einem Foto. Diese Nacht war etwas Besonderes für sie und die rothaarige Frau gewesen und vielleicht war es genau dieses geheimnisvolle, die es Rose ermöglicht hatten, ihr Leben in eine neue Bahn zu lenken.

„Die junge Frau, die ich bereits erwähnt hatte, hat mir gezeigt, daß es auch noch andere Menschen gibt, die Hilfe benötigen. Das ich gar nicht so allein mit meinem Kummer bin, wie ich immer gedacht habe. Auch wenn die Gründe oft unterschiedlich sind, aus denen man traurig ist.“ Rose verscheuchte den nachdenklichen Klang aus ihrer Stimme. Sie lächelte wieder über das ganze Gesicht. „ Und deswegen habe ich mich letzte Woche entschieden, daß ich gerne anderen Menschen helfen möchte. So wie sie, John, und die junge Frau mir zugehört und akzeptiert haben, wie ich bin, so möchte ich jetzt das Gleiche für andere tun.“

John stellte seine Kaffeetasse zu der ihren und faßte dann nach ihrer Hand. „Ich bin sicher, daß sie auch für die Telefonseelsorge eine große Bereicherung sein werden.“ Wie erstaunt war er, daß die kleine Frau vor ihm leicht errötete, als ob sie gerade mal 15 Jahre alt war. „Meinen sie wirklich?“, fragte sie. John nickte. „Ja, das meine ich“, bekräftigte er seine Aussage von einem Satz davor. Rose lächelte, während sie auf seine Hand hinunterschaute.

„Und das ist der Anruf auf den wir warten?“ Sie hob den Blick wieder und ergriff erneuert ihre Kaffeetasse. Doch es war nur ein winziger Schluck den die nahm, bevor sie die Tasse wieder zurückstellte. „Ein wenig zu süߓ, bemerkte sie für John. „Ja, sie wollten mich heute anrufen und mir Bescheid geben, ob ich geeignet bin.“

Rose erhob sich, nahm ihre Kaffeetasse und verschwand in der Küche.

„Sie glauben gar nicht, John, wieviel Gespräche ich über mich ergehen lassen mußte.“

Die Stimme von Rose klang gedämpft durch die Entfernung. Der Wasserhahn wurde auf und gleich darauf wieder abgedreht und John hörte das leise klirren, wenn ein Löffel gegen eine Tasse schlug.

„Aber ich habe sie alle überstanden“, fuhr sie fort. Rose erschien wieder im Rahmen der Wohnzimmertür. „Und ich möchte es trotzdem noch machen. Sie haben mich nicht abschrecken können.“ Sie setzte sich wieder zu John auf die Couch, der Inhalt des Bechers nun um eine Nuance heller als zuvor. Doch sofort machte sie wieder Anstalten sich zu erheben. „Verzeihen sie meine Gedankenlosigkeit. Möchten sie vielleicht etwas Gebäck zu ihrem Kaffee?“ John schüttelte den Kopf. „Nein, danke“, erwiderte er. Rose setzte sich wieder. Beide nippten an ihrem Kaffe.

„Wie geht es mit ihrer Freundin? Mika hieß sie, nicht war?“ „Ja, Mika“, stimmte John zu. „Es läuft gut. Dank den Rat, den sie mir gegeben haben.“ Fragend zog Rose eine Augenbraue hoch. „Auf dem Friedhof, daß ich ihr mehr Freiheit lassen soll“, half John ihrer Erinnerung auf die Sprünge. „Wir haben uns danach lange unterhalten. Ein ruhiges, langes Gespräch. Ich denke, ich verstehe nun ihre Beweggründe für diesen Sparziergang.“

Rose nickte. Sie zog das Kissen wieder hinter ihren Rücken und machte es sich wieder bequem.

„Und wie geht es mit ihrer Frau?“ Rose benutze mit Absicht die Gegenwartsform, wollte sehen, wie John darauf reagierte. „Sie haben erzählt, daß sie jetzt miteinander arbeiten.“ John lehnte sich an die großen Kissen in seinem Rücken, die Kaffeetasse locker auf seinem Schoß haltend. Er schien den feinen Unterschied gar nicht zu bemerken.

„Na ja, ab und an sind wir uns schon in die Haare geraten. Aber wir hatten eine Aussprache und seitdem klappt es eigentlich ganz gut.“ John sah in seinen fast leeren Becher und grinste vor sich hin. „Wenn wir merken, daß wir nicht einer Meinung sind, dann verläßt einer von uns den Raum. Etwas später reden wir dann in Ruhe darüber.“  John schaute lächelnd hoch und trank mit einem großen Schluck den Rest seines Kaffees aus.

Rose lächelte zurück. Aber es war ein anderes, feineres Lächeln. Und ein sehr nachdenkliches. John bemerkte den subtilen Unterschied und schaute fragend die alte Lady vor sich an. „Was ist los? Habe ich irgend etwas Merkwürdiges gesagt.“

„Nein. Nein, absolut nicht. Es freut mich, daß sie eine Möglichkeit gefunden haben miteinander zu reden.“ Rose unterbrach für einen Moment den Blickkontakt, nahm ihn aber sofort wieder auf. „Mir war nur gerade aufgefallen, daß ihr Gesichtsausdruck wesentlich zärtlicher wird, wenn sie von Laurie reden, als er es bei Mika ist.“

Sie ließ diese einfache Bemerkung im Raum stehen, während sie an das klingelnde Telefon ging.




Re: Another year has gone by

Da hatte ich mich so auf dieses gewisse Zusammentreffen gefreut, mein Knabberzeug bereit gestellt und mich erwartungsvoll vor den Computer gesetzt und muß nun feststellen, dass ich mich noch gedulden muß! *schmoll*

Aber, was soll ich sagen, Du hast mich wirklich entschädigt mit diesem sehr schönen Kapitel über Rose. :-) Ich hatte mich schon gefragt, was aus ihr geworden ist. Ja und das mit der Telefonseelsorge paßt wirlich wunderbar zu ihr. Sie hat ein Händchen für Probleme, wie man ja auch bei John sieht.

Es war wirklich schön zu lesen, wie gut die beiden miteinander umgehen und an dieser Stelle muß ich Dich mal wirklich loben, wegen der ganzen Einzelheiten und Beschreibungen drumherum. Das macht Deine Geschichte viel farbenfroher. Die Beschreibungen des Treppenhauses und die Farbe der Kissen u.v.m. Diese an sich unwichtigen Kleinigkeiten sind mir schon seit längerem aufgefallen und ich finds toll, das Du auf so was achtest und nicht nur die reine Geschichte an sich schreibst.
So, genug geschwärmt..... Ich erwarte dann aber demnächst nun wirklich, dass es ordentlich kracht zwischen Mika und Laurie. ;-)

Was die andere Sache betrifft, so hatte ich Dich nicht von Deiner anderen Geschichte her noch stehen, sondern Du stehst bei mir im Autoren-Alert. Deswegen bin ich auch aufmerksam geworden, denn ansonnsten hätte ich Dein kleines Werk wohl nicht gefunden. Normalerweise gucke ich da sonst nie hin. Aber wie gesagt es, hat mir wirklich gut gefallen und manchmal sind es die Sachen, die einfach so nebenbei und über Nacht entstehen, die besseren, als die über die man ewig nachgrübelt und brütet. Bei mir ist das jedenfalls so!!

LG Eve

Re: Another year has gone by

Wie schön, Rose ist wieder da! Ein sehr liebevolles Kapitel Chyio! Hat mir wirklich super gut gefallen und manche Passagen haben mich sehr amüsiert, weil ich diese alte Dame so wirklich vor den Augen haben als wenn sie real wäre!

LG Flymoon





Danke Chris!!!

Belle:Did you know Horatio was the first CSI?
Horatio: He was..er..what?
Belle: In Hamlet, when Hamlet was poisoned and dying. He asked his best friend Horatio to tell the world who murdered him.
Horatio: Ok, I'll tell the world.

Re: Another year has gone by

So….was soll ich sagen? Nur soviel: jetzt kommt wirklich das Gespräch zwischen Mika und Laurie….

@Eve: tut mir leid, wenn ich Dich im ersten Augenblick so enttäuscht habe…..Ach nein, nicht wirklich. Ich mußte schließlich auch auf das Treffen warten!

Danke für Dein liebes, liebes Kompliment. An diese Kleinigkeiten, die Dir aufgefallen sind, habe ich selbst hart arbeiten müssen, denn noch immer schlüpfen sie mir ab und an durch die Finger. Aber irgendwann, ich glaube das war bei der Geschichte nach Lucie, dachte ich daran, daß ja keiner vor Augen hat, was ich sehe und so habe ich mich bemüht die Handlung, meine Personen, auch für andere bildhaft zu machen. Das ihr sie so sehen könnt, wie ich es tue. Und mußte dabei feststellen, daß es bestimmt viel leichter ist einen Film zu drehen, wo Mimiken, Gestiken so selbstverständlich rüber kommen und man sich beim schreiben  fast die Gedanken dazu zerbricht, wie man es am Besten beschreibt.

@Flymoon: Ja, meine Rose. Glaube mir, ich habe sie selbst sehr schätzen gelernt und mich auch schon so manches Mal köstlich über sie amüsiert. Es ist immer schön, wenn man beim schreiben vor sich hingrinsen kann.

….und nun  geht es weiter….mit Mika und Laurie…...

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Forderungen

 

Laurie klopfte das Herz bis zum Halse hoch und ihr Blutdruck war bestimmt alles andere als normal einzustufen. Es hätte sie nicht gewundert, wenn dicke Schweißtropfen ihre Stirn zierten.

Sie strich  sich mit der Hand über die Stirn und bemerkte, daß sie wirklich von Schweiß bedeckt war. Ob er allerdings auf ihrer Stirn gewesen war, oder sie ihn gerade mit ihrer Hand darauf verteilt hatte, wußte sie nicht zu sagen. Sie schluckte trocken und warf durch die Windschutzscheibe einen Blick zu den erleuchteten Wohnungen hinauf. Welche war Mika ihre?

Laurie ließ sich wieder in das Polster ihres Sitzes fallen. Sie konnte das nicht. Sie konnte da nicht hochgehen und mit Mika reden!

Das war größenwahnsinnig. Es war unsinnig, und sie hatte verteufelt viel Angst davor. Für John, flüsterte sie vor sich hin. Du tust es für John, rief sie sich immer wieder ins Gedächtnis, welches aber in ihrer Aufregung kein langes Erinnerungsvermögen mehr zu besitzen schien.

Wie ein Mantra wiederholte sie ihre Worte in die Dunkelheit des Wagens. Immer und immer wieder, um sie bloß nicht zu vergessen. Für John. Ich muß es für John tun.

Wer war John?

Laurie streckte ihre Hand nach dem Zündschlüssel aus, sie war versucht ihn wieder umzudrehen und sich auf den Weg nach Hause zu machen. Sie hatte hier nichts zu suchen. Das war Johns Angelegenheit. Sollte er sich doch darum kümmern.

Leise schlugen die Schlüssel an das L ihres Namens, den Schlüsselanhänger für ihre Wagenschlüssel, als sie seufzend die Hand wieder von ihnen nahm. Er konnte sich nicht darum kümmern. Er wußte ja nicht einmal was davon. Sie mußte es tun. Sie mußte da hochgehen und mit Mika reden. Ihre Hände waren jetzt nicht nur schweißnaß, sondern auch noch eiskalt. Für John. Du tust es für John.

Weil du ihn liebst.

Zum ersten Mal seit dem Geständnis Jessie gegenüber, gab Laurie es für sich selbst zu.

Sie warf wieder einen Blick zu dem Eingang von Mikas Haus, der sie im Schein der Laternen höhnisch anzugrinsen schien. Komm doch, schien er zu sagen. Trau dich doch! Laurie wandte den Blick von dem Gesicht von Tür und beleuchteten Fenstern ab und vergrub den Kopf in ihren Händen.

Es mochte ja sein, daß sie John liebte. Aber wenn sie da hoch ging, wie lang würde ihre Liebe dann noch andauern? Wie gefährlich war Mika? War sie wirklich nur eine Diebin oder besaß sie auch eine Waffe, die sie skrupellos einsetzten würde?

Laurie tastete mit ihren Fingern ihre Handgelenke entlang zu den Riemen ihrer eigenen Waffen. Ihren Messern. Sorgfältig in die dafür vorgesehene Halterung verstaut, versteckt unter den weiten ihrer Mantelärmel. Sie löste die Sicherung, so daß sie nun jederzeit auf sie zurückgreifen konnte.

Es war doch erst ein paar Monate her, daß sie in ihrer Küche gestanden und sich darüber lustig gemacht hatte, daß John glaubte, daß er der einzige war der sich zu verteidigen wußte, dachte Laurie, während sie über die flache Klingen mit den Daumen strich. Lächelnd hatte sie damals auf das Messer in ihrer Hand geschaut, mit dem sie gerade die Zucchini vor sich massakrierte und hatte an ihr eigenes Hobby gedacht, von dem ihr Mann nichts wußte. Und nun sollte sie diese Messer benutzen um sich zu verteidigen? War sie überhaupt fähig dazu, sie gegen eine andere Person zu richten? Wenn sie um ihr Leben bangen mußte, dann schon, entschied Laurie und steckte die Messer wieder in die vorgesehene Halterung zurück. Wer hätte gedacht, daß sie ihr Hobby einmal im wirklichen Leben gebrauchen könnte?

Laurie streckte ihren Arm zum Fußboden hin aus  und beugte die Hand nach innen. Sofort löste sich das Messer aus seiner Hülle und lag in ihrer Hand. Zufrieden seufzte Laurie auf. Wenigstens das funktionierte.

Abermals warf sie einen Blick zu den hell erleuchteten Fenstern. Sie sollte jetzt wirklich hoch gehen und mit Mika sprechen. Hier unten sitzen zu bleiben und sich in ihre eigenen Angstschweiß zu baden, half weder John, noch ihr.

Sie verstaute das Messer wieder in die dafür vorgesehene Halterung und verließ den Wagen. Abermals klirrten die Schlüssel leise, als sie diese in ihrer Manteltasche verstaute, um sie schnell wieder zur Hand zu haben. Sie zog den Riemen ihrer Tasche ein Stück die Schulter hoch und machte sich dann auf den Weg zu der Eingangstür. Wieder schien sie von ihr verlacht zu werden, von den beiden beleuchteten Fenstern rechts und links neben ihr. In einem Fenster ging kurz das Licht aus, und dann wieder an. Es zwinkerte ihr zu! Laurie brach der Angstschweiß aus sämtlichen Poren und durchfeuchtete die Bluse unter ihren Achseln. Stur richtete sie den Blick auf die graue Haustür vor sich. Sah nicht mehr zu den Fenstern und ignorierte ihre Versuche sie von Mika fernzuhalten. Mika. Was sollte sie Mika sagen, wenn sie vor ihr stand? Ihre Gedanken waren in der Richtung nur sehr wage. Das einzige was sie wußte war, daß sie Mika dazu bringen mußte, John zu verlassen und am besten gleich die Stadt. Und wenn es nach Laurie ging, auch noch das Land. Lauries Hand tastete nach dem Aufnahmegerät in ihrer Manteltasche. Sie glaubte zwar nicht, daß Mika so dumm war, vor Laurie etwas zuzugeben, aber Laurie wollte auf Nummer sicher gehen. War das Gerät eigentlich gegen Feuchtigkeit geschützt?, schoß es ihr absurder Weise durchs den Kopf.

Sie öffnete die Haustür und folgte den ausgetretenen Stufen hinauf zu Mikas Wohnung. Aufmerksam sah sie sich von rechts nach links um und versuchte sich die Besonderheiten des Treppenhauses einzuprägen. Aber es gab nichts Besonderes hier, nur graue Wände, ausgetretene Treppen und fahles Licht. Laurie blieb stehen. Vor einer Wohnungstür, die aussah, wie jede andere hier im Haus. Nervös starrte sie die geschlossene Tür an, ihr Herz bis zum Halse klopfend.  Sie legte sich den Gurt ihrer Tasche fester um die Schulter, während sie die Tür vor sich fixierte.

Für John. Sie mußte es für John tun.

Laurie klingelte. Dann wartete sie. Sie hörte eilige Schritte in der Wohnung, ein `ich komme`, eine klappende Tür und dann ein `bin gleich da`. Die Tür wurde geöffnet und das strahlende Lächeln, das noch in diesem Augenblick Mikas Gesicht überzog, verschwand.

„Hallo Mika.“

Und mit diesen Worten, veränderte sich etwas in Laurie. Die Aufregung verschwand und sie wurde ruhig.

Die schwarzhaarige Frau vor ihr sagte nichts, doch ihre Augen hatten sofort nach dem realisieren von Laurie einen wachsamen Ausdruck angenommen. Und einen Blick, aus dem der pure Haß sprach, wie Laurie bemerkte. Doch das war gut, denn so wußte Laurie wenigstens woran sie war und würde auf der Hut sein.

Laurie schob sich, ohne eine Einladung von Mika abzuwarten, an ihr vorbei in die Wohnung. Sie löste Mikas Finger von dem Türgriff und schloß sie. „Ich denke, wir beiden müssen uns mal unterhalten.“ Wiederum wartete Laurie keine Antwort ab, sondern machte mit ihrer Hand nur eine einladende Geste in Richtung Wohnung. Als ob es ihr zu Hause war und sie Mika zu sich einlud, sich einen Raum für eine Unterhaltung zu suchen. Mika drehte sich um und ging noch immer schweigend in die Küche, zu dem kleinen Bistrotisch.

Den Überraschungseffekt konnte Laurie ohne Zweifel für sich verbuchen.

Die beiden Frauen setzten sich und fixierten sich über den Tisch hinweg. Über den Schein der einen Kerze, der die Küche widersinniger Weise in ein romantisches Licht tauchte und eigentlich so gar nicht zu den geladenen Emotionen in dem Raum paßte. Laurie hatte ihre Tasche zu ihren Füßen abgestellt und ließ nun locker die Hände im Schoß liegen. Das Aufnahmegerät war eingeschaltet und eins von ihren zwei Messern, berührte bereits ihren Handballen.

Mika fing diese Unterhaltung an. Endlich schien sie ihre Sprache wiedergefunden zu haben. „Ah, die Ex Frau hat ihre Gefühle für ihren verlorenen Mann wieder entdeckt und möchte ihn nun zurück haben“, spöttelte Mika beißend, während sie sich scheinbar entspannt an ihrem Stuhl anlehnte. „Aber ich muß dich enttäuschen, liebe Laurie, ich werde John nicht verlassen.“ Laurie musterte die Frau vor sich, die ihre Arme vor der Brust verschränkte und nun den Haß in ihr nicht mehr zurückhielt. Kühl und kalkulierend. Mehr Gefühlsregung war in Laurie in diesem Augenblick nicht übrig. Mehr durfte sie sich nicht erlauben, denn alles andere könnte ihr zum Verhängnis werden. Mikas Augen sprühten nur so vor Feindseligkeit.

„ Noch will ich nicht über John reden, Mika.“ Laurie versuchte nicht einmal vorzugeben, daß sie hier entspannt bei einem kleinen Small Talk über einer gemütlichen Tasse Tee saßen.  „Noch nicht“, setzte sie hinzu, den Blick ihrer blauen Augen fest in die der Frau vor sich versenkt. „Laß uns zuerst über Sebastian Delkin reden. Und über Curt Smith.“ Laurie ließ sie Frau vor sich nicht aus den Augen. Blaß wurde sie auf einmal um die Nase, anscheinend schmeckte ihr die Nennung der beiden Namen gar nicht. Doch Mika schien sich schnell von ihrer Überraschung zu erholen, denn nun kam zu ihrer Abscheu Laurie gegenüber, noch ein anderer Gesichtsausdruck dazu und dieser sprach in einer sehr gefährlichen Sprache zu Laurie.

 „Zwei Namen, die mir leider gar nichts sagen“, ätzte sie. „Tut mir leid Laurie, was immer du mir auch mitteilen möchtest, du befindest dich bei der falschen Person.“ Aber ihre Körpersprache sagte da etwas ganz anderes aus, befand Laurie. Die Frau vor ihr hatte sich regelrecht versteift und die Arme waren nicht mehr ganz so locker übereinander gelegt. Laurie sah, wie die Muskeln ihrer Oberarme sich unter dem Shirt abzeichneten.  Mika folgte Lauries Blick und schaltete sofort: „Mir ist kalt. Ich habe die Heizung erst vor einer Stunde angedreht.“ Wie zur Bestätigung ihrer Worte, schlang sie sich nun die Arme um den Körper und stand dann auf.  Von oben schaute sie auf Laurie in ihren Stuhl hinab, welche den Blick nun heben mußte um Mika nicht aus den Augen zu verlieren. Unmerklich für Mika, spannten sich nun auch ihre Muskeln unter dem Mantel an. Sie war zwar kein As in Selbstverteidigung wie John, aber durch das Tanzen war sie auch nicht ganz so unfit, wie Mika vielleicht denken mochte. Das Messer rutsche ein Stück tiefer in ihre Hand. 

 „Ich werde mir jetzt eine Jacke überziehen und ich will, daß du in der Zeit die Wohnung verläßt. Es gibt nichts, worüber wir beide zu reden haben.“ Scharf wie ein Peitschenknall kamen die Worte von der Schwarzhaarigen, welche Laurie nun einfach sitzen ließ und aus der Küche verschwand.

Laurie blieb für einen Augenblick noch sitzen und versuchte die Temperatur der Wohnung einzuschätzen. War es wirklich so kalt hier? Trotz ihrer eisigen Hände, erschien ihr die Wohnung nicht übermäßig kühl. Kurzentschlossen stand Laurie ebenfalls keine Minute später auf und folgte Mika ins Schlafzimmer, wo sie ihre Schritte hatte verschwinden hören.

Mika trug nun eine dicke, grüne Wollstrickjacke und war gerade dabei sich das Shirt am  Rücken in die Hose zu stopfen, als Laurie in der Schlafzimmertür stehen blieb. „Nun Mika, es mag ja sein, daß du die beiden Männer nicht kennst. Aber ich habe Beweise dafür, daß sie dich kennen!“ Die schwarzhaarige Frau schaute in das ausdruckslose Gesicht der Rothaarigen. Die Hände auf dem Rücken unter der Jacke erstarrt, sah sie mit eiskalter Wut Laurie an, ihre ganze Körperhaltung so gespannt wie eine aufgezogene Feder.

 

Laurie dagegen stand entspannt im Türrahmen, die Arme hingen locker zu ihren Seiten hinab, während sie in einer Hand zwei Hochglanzseiten fest umklammert hielt. Auch aus der Entfernung konnte Mika auf dem oberen Bild Sebastian und sich selbst sehen. Eng umschlungen, vertieft in einen Kuß. Das Herz schien ihr still zu stehen. Laurie bluffte nicht, sie wußte Bescheid. Aber wieviel sie wußte, konnte Mika nicht sagen. Ihre Gedanken fingen an sich schneller zu drehen. Wenn sie von Sebastian und Curt wußte, dann konnte sie auch den Rest wissen. Oder es vermuten, je nachdem wie gut ihre Nachforschungen waren. Eine verblüffend klare Kalkulation in einem Gehirn, das ansonsten nicht richtig zu funktionieren schien. „Paß auf, Mika“, unterbrach Laurie ihre kreisenden Gedanken. „Ich bin privat hier. Aber wenn du nicht meinen Forderungen nachkommst, dann kann ich es durchaus auch zu einer beruflichen Sache machen.“

So still Laurie auch stand und so entspannt sie auch wirkte, so entging ihr doch nicht eine Bewegung von Mika. Aus ihrer Erstarrung befreit, schob diese sich das Shirt tiefer in die Hose. An ihrem Rücken. Unsichtbar für Laurie unter ihrer Strickjacke. Für einen Augenblick verließ Laurie die Ruhe und sie spürte, wie der Stoff unter ihren Ärmeln nun regelrecht durchtränkt war von ihrem Schweiß. Scharf schoß ihr der Geruch ihrer eigenen Angst in die Nase. Aber nichts von dem was Mika sah, deutete daraufhin, daß Laurie verunsichert war. Laurie war Anwältin. Sie war es gewöhnt ihrer Mimik nicht anmerken zu lassen, was in ihr vorging. Und so verbarg sie die Angst so gut es ging in sich und versuchte einen klaren Kopf zu behalten.

 „Was willst du?“, fragte Johns Noch - Freundin zwischen zusammen gepreßten Lippen nach. Laurie legte den Kopf schief und betrachtete die Frau vor sich tadelnd. „Du weißt was ich will!“, entgenete sie vorwurfsvoll, mit fast sanften Blick, aber ihre Stimme war scharf und bestimmend. „Verlasse John und verschwinde aus der Stadt. Und wenn ich du wäre, dann würde ich nicht einmal im Ansatz darüber nachdenken, jemals wieder zurück zukommen.“ Die Hände hinter Mikas Rücken hielten still. „Ich gebe dir das Wochenende noch Zeit, dich von John zu verabschieden“, fuhr Laurie in demselben kalten Tonfall fort. „Sollte ich am Montag erfahren, daß du nicht auf meine Bedingungen eingegangen bist, dann......“

Laurie sprach den Satz nicht zu Ende. Es war nicht nötig. Mika, sowie Laurie wußten, was dann passieren würde.

Laurie musterte Mika nun mit der gleichen Kälte in den Augen, wie sie sie auch bei der Schwarzhaarigen gesehen hatte. Schweigend starrten sich die beiden ungleichen Frauen sich an. Die eine hatte die Hände noch immer auf dem Rücken, die Hände der anderen hingen locker an ihren Seiten hinab. Keine von ihnen sprach ein Wort. Aber beide versuchten in den Gedanken der anderen den nächsten Schachzug voraus zu sehen.

Schließlich drehte sich Laurie auf dem Absatz um, schnappte sich ihre Tasche, die noch immer in der Küche stand und verließ die Wohnung. Kein Wort war mehr gesprochen worden. Es war alles gesagt!

Erst als Laurie mit ihrem Auto viele Straßen weiter war, ließ sie die angestaute Luft aus ihren Lungen entweichen. Mit der Luft, verließ sie auch die Ruhe. Ihr Hand auf dem Lenkrad fingen an zu zittern, die andere in ihrem Schoß tat es ihr gleich. Trotzdem umklammerte sie das Messer weiterhin mit festem Griff. Ein Festhalten an der einzigen Sicherheit, die sie momentan noch empfand.

Zu ihrer Seite entdeckte Laurie eine Parklücke, die sie mehr aus Instinkt als aus einer bewußten Entscheidung ansteuerte. Es war vorbei. Sie hatte es geschafft und sie war heil wieder herausgekommen. Für ein paar Minuten war Laurie sich nicht sicher gewesen, ob sie es wirklich schaffen würde. Mikas Augen waren so kalt gewesen, so voller Haß. Und diese versteckten Hände hinter ihrem Rücken, hatten sie mehr vermuten lassen.

Sie ließ ihren Kopf nach hinten gegen die Nackenstütze fallen. In tiefen Atemzügen sog sie hektisch die Luft ein und schnaufte sie regelrecht wieder aus. Laurie hatte das Gefühl, als ob sie in der letzten viertel Stunde nicht einmal Luft geholt hatte. Das Zittern in ihren Händen verstärkte sich. Und der schweißnasse Knauf ihres Messers, den sie trotz des Fahrens nicht aus der Hand gelassen hatte, rutschte mit einem leisen klirren zu Boden.

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Mika dagegen stand in ihrem Schlafzimmer und starrte auf den Türrahmen, wo noch vor wenigen Minuten Laurie gestanden hatte. Jetzt war sie fort. Mika hatte den Knall gehört, mit Laurie die Tür hinter sich ins Schloß gezogen hatte. Sie verfluchte diese Frau und ihre Instinkte. Hätte Laurie nur einen Augenblick länger in der Küche gesessen, dann hätte sie auch noch Zeit gehabt, ihre Waffe aus ihren Pullovern zu ziehen. Aber durch die davor gestopften Dessous, hatte ihre Finger sie nicht schnell genug ertasten können. Und so mußte sie auf Lauries Forderungen eingehen, ohne daß sie etwas dagegen tun konnte.

Ihre Hand hielt die Pistole fest umklammert, die sie gerade aus ihrem Versteck geholt hatte, nur Sekunden später, nachdem der Knall der Wohnungstür verkündet hatte, daß Laurie fort war. Zehn Sekunden mehr. Hätte sie nur zehn Sekunden mehr zur Verfügung gehabt, dann wäre Laurie jetzt nicht mehr am Leben. Und Mika war sich nun ganz sicher, daß sie die Frau genügend haßte, um abzudrücken.

Re: Another year has gone by

Puh, da bin ich aber froh, dass Laurie noch am Leben ist und die Sache nicht eskaliert ist.

Laurie hat ihre Sache gut gemacht, sie war kühl und bestimmt. Schlimmer wäre es gewesen, wenn sie Mika bedrängt hätte...

Und nun bin ich mal wieder gespannt, was Mika unternehmen wird. So, wie ich Dich kenne, chyio, wirst Du Mika nicht einfach in der Versenkung verschwinden lassen....

Schönes Kapitel - so habe ich mir das gewünscht!!

LG Eve

Re: Another year has gone by

Hut ab vor Laurie das sie das durchgezogen hat! Wieder mal sehr schön geschrieben, Chyio! Kein Wort zuviel und keines zuwenig und sehr spannend erzählt!!

Was ist jetzt die Konsequenz, frage ich mich?! Was wird Mika tun? Und vorallem was wird Laurie tun, falls sich Mika nicht das tut worauf Laurie pocht?! Wie wird die Reaktion von John sein, glaubt er Mika oder fühlt er sich auf den Schlips getreten (schließlich wird er da schon vorgeführt, da er das ganze Spiel nicht schon viel eher durchschaut hat)? Fragen über Fragen, die es in sich haben und mich schon sehr gespannt auf den neuen Teil warten lassen! danke für den Lesegenuss, Chyio! Du verstehst es wirklich einen zu fesseln!

LG Flymoon





Danke Chris!!!

Belle:Did you know Horatio was the first CSI?
Horatio: He was..er..what?
Belle: In Hamlet, when Hamlet was poisoned and dying. He asked his best friend Horatio to tell the world who murdered him.
Horatio: Ok, I'll tell the world.

Re: Another year has gone by

Nun, ich glaube, das Schlimmste haben wir nun erstmal hinter uns.....

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@Eve: Nun, eigentlich war der ursprüngliche Plan, daß sie nun verschwindet. Aber da gab es auch noch nicht Danny und nicht meine großartigen  Ideen zu Weihnachten. Ich frage mich immer noch, wie ich da auf diese unsinnige Idee für die weitere Handlung gekommen bin. Und ich frage mich genauso, warum ich sie nicht doch verworfen habe! Aber nein Eve, Du hast Recht. Das war noch nicht das Letzte was wir von der guten Frau gehört haben.

Du kennst mich wirklich schon gut.....

@Flymoon: Die Konsequenzen sind ...... da. Weit reichend. In jeder Hinsicht. Um nicht zu sagen, dieses erstaunliche Ergebnis meiner Schreibarbeit (welches natürlich nicht ganz so geplant war – wie sollte es auch anders sein?), hält mich immer noch auf Trab. Also wenn Du durch hältst, dann wirst Du schon sehen, was für Konsequenzen das ganze hatte.

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Also...ihr seid sicher schon gespannt, wie es nun mit Mika weiter geht. Vorerst jedenfalls....

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Haß und Wut

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Mit der Pistole in der Hand, rannte Mika durch die Wohnung auf die Haustür zu, durch die vor wenigen Sekunden Laurie noch gegangen war. Weit ausholend waren ihre wütenden Schritte und fast stampfend gesetzt in ihrem Haß.

„Laurie!“, sie spie das eine Wort förmlich aus. Sie hatte die Frau so satt!

Ihre Schritte stoppten vor der Tür und Mika fixierte sie als ob sie die verhaßte Frau war. Doch sie ging nicht weiter, durchschritt sie nicht, rannte der Rothaarigen nicht hinterher. Noch nicht. Noch stand sie vor der Tür und versuchte zu ihrer kühlen Gelassenheit zurückzufinden. Doch da war keine Gelassenheit mehr in ihr – nur noch Haß und Wut. Die klar kalkulierende Frau, war in den Hintergrund getreten und hatte einer Person Platz gemacht, die nur noch einen Wunsch hatte.

Der Griff ihrer Hand umklammerte den Pistolenknauf fester und ihr Blick richtete sich auf die Dielen zu ihren Füßen, die sonst so schönen Lippen zu einem schmalen Strich gepreßt.

Sie würde sich nicht von Laurie vertreiben lassen! Niemals!

Aus der Drehung heraus schlug sie den Lauf der Pistole in den Spiegel zu ihrer Seite und wünschte sich voller Haß, daß es Lauries Gesicht war, das da in tausend Scherben zersprang. So wie diese ihr Leben innerhalb nur weniger Minuten zerstört hatte. Scherben fielen. Fielen zusammen mit Mikas Hoffnung auf eine gemeinsame Zukunft mit John, zu einem reflektierenden Haufen auf den Tisch unter dem leeren Rahmen und den Dielen. Sekunden fügten sich zusammen und machten fast eine Minute draus, bis Mika sich die Pistole in den Hosenbund schob, ihre Schlüssel aus den Scherben von dem Tisch fischte und mit Schwung die Wohnungstür aufriß. Nur um sie selben Augenblick wieder hinter sich zu zuknallen.

Jetzt ging sie weiter, jetzt rannte sie der Rothaarigen hinterher. Mit riesigen wütenden Schritten, zwei Stufen auf einmal nehmend.  Ließ sich nicht von dem Nachbarn ablenken, der soeben aus seiner Wohnungstür kam und hatte auch keine grüßenden Worte für das junge Pärchen übrig, daß nur eine Sekunde vor ihr, die Haustür öffnete. Schweigend schob sie sich an den beiden vorbei und stürmte auf die Straße. Doch sie kam zu spät. Das einzige was sie im trüben Schein der Laternen noch sah, waren die Rücklichter von Lauries Wagen, welche die Straße hinunterfuhren.

Schnaufend blieb Mika stehen und folgte mit ihren Augen den roten Lichtern. Rot, genauso wie der Haß, der noch immer ungehindert in ihr tobte. Mikas Hand tastete automatisch nach der Pistole in ihrem Bund, doch sie zog sie nicht heraus. Selbst in ihrer Wut wußte sie, daß Laurie schon viel zu weit entfernt war, als das sie noch etwas gegen sie ausrichten konnte.

Statt dessen zog sie die dicke Jacke fester um ihren schmalen Körper und starrte den Rücklichtern hinterher. Sie würde sich nicht vertreiben lassen. Niemals!

Ihre Augen zu schmalen Schlitzen zusammengekniffen, der Körper noch immer angespannt wie eine aufgezogene Feder. Mika zwang sich tief ein und auszuatmen. Langsam und zuerst noch hektisch, entwich ihr Atem den Lungen, bis er schließlich sich wieder normalisiert hatte. Erst dann drehte sie sich wieder zu ihrer Haustür um und ging zurück in ihre Wohnung.

 Hier sah es noch genauso aus, wie vor den zwei Minuten, bevor Mika sie verlassen hatte. Gedämpftes Licht, gemütlich.....ein zu Hause. Einzig und allein die Scherben -  gleich hinter der Eingangstür - zeigten, daß nicht alles in Ordnung war.

Mika blieb vor den Scherben stehen und betrachtete ihr Spiegelbild in den vielen kleinen Stücken. Sie sah, daß die Frau in ihnen weinte und als Mika sich mit der Hand übers Gesicht fuhr, bemerkte sie, daß auch sie es tat.  Sie würde sich nicht von Laurie vertreiben lassen, versprach sie den Bildern zu ihren Füßen flüsternd. Sie würde es nicht zulassen, daß diese Frau ihr Leben zerstörte, das sie sich hier aufgebaut hatte. Was machte es schon aus, daß es nur aus Lügen bestanden hatte? Es war ihr Leben und sie war glücklich so wie es war. Tränen tropften nun auf und zwischen ihre vielen Abbilder.

Und da war noch immer John. Ein trockenes Schluchzen entrang sich Mikas Kehle. Auch nur aufgebaut auf einer Lüge und knallharter Kalkulation. Am Anfang.

Mika begab sich wieder ins Wohnzimmer,  warf sich bäuchlings auf ihre Couch und vergrub ihr Gesicht in den Armen, die für sie wichtige Pistole noch immer in den Händen. Dieses verfluchte Miststück. Heiße Tränen der Wut liefen ihr nun ungebändigt übers Gesicht und tropften auf die grüne Decke unter ihr. Da wollte sie schon ihr Leben ändern, um eine gemeinsame Zukunft mit John zu haben und dann kam dieses verdammte Frauenzimmer daher und machte alles mit einem Schlag zunichte.

Kein Gedanke kam in Mika hoch, daß es bisher nur eine verschwommenes Nachdenken gewesen war, ihr Leben für John zu ändern. Jetzt war es auf einmal zu einer Tatsache geworden. Sie hatte ihr Leben ändern wollen. Und Laurie wollte es verhindern.

Schniefend setzte sich Mika auf und starrte auf die Pistole in ihrer Hand. Beide Hände hielten sie nun, drehten sie in ihren Fingern hin und her, bewundert von ihren schwimmenden Augen für ihre Tödlichkeit. Langsam und vorsichtig legte sie sie auf den Couchtisch vor sich ab.  Sie brauchte ihre Hände, brauchte sie um ihren viel zu schweren Kopf zu halten. Ein Meer von schwarzen Haaren, fiel mit ihrem gebeugten Gesicht nach vorne und hüllte sie in einen Kokon ein. Hier unter ihren Haaren gab es nur sie und ihre Gedanken. Hier war sie abgeschnitten von der Realität, mit der Laurie sie so eben konfrontiert hatte.

Sie würde John nicht aufgeben! Der einzige klare Gedanke in einer Welt, die nur aus der roten Farbe der Wut zu bestehen schien. Sie würde um ihre gemeinsame Zukunft kämpfen. Aber wie?

Die kaltblütige, kalkulierende Frau, wechselte sich mit der emotionalen, gefühlvollen ab, die erst vor ein paar Wochen gelernt hatte, daß es im Leben auch noch was anderes gab, außer Smaragde und Diamanten. Ein schmerzliches ziehen breitete sich in ihrer Brust aus und hinterließ nichts anderes als Schmerz und Kummer. Wieder wechselten die Persönlichkeiten in ihr und die kaltblütige Mika trat wieder in den Hintergrund. Sie mußte nicht die Augen öffnen, um zu sehen, daß neue Tränen den Fußboden vor ihr benetzten. Sie weinte um sich. Sie weinte um John.

Auch Tränen gehen irgendwann zur Neige und so schluchzte Mika schließlich nur noch ein paar Mal trocken vor sich hin. Ihre Hand wischte die letzten Tränen vom Gesicht und suchte dann unter dem dunkelgrünen Sofakissen, nach der Packung Taschentücher, die sie dort immer deponiert hatte. Ihre Wut auf Laurie war im Moment verraucht. Statt dessen hatte sich in ihr ein Gefühl der Leere breit gemacht, wie sie es bisher noch nicht kannte.

Mika lehnte sich an die Kissen in ihrem Rücken an und wischte sich mit dem Kleenex die letzten Tränenspuren vom Gesicht, während sie mit leeren Augen die Pistole vor sich auf dem Tisch betrachtete.  Nun, es hatte wohl nicht sein sollen, versuchte sie sich selbst Mut zuzusprechen. Es war von Anfang an eine wahnwitzige Sache gewesen, sich auf  John einzulassen. Das hatte sie genau gewußt. Im Grunde genommen konnte sie froh sein, daß sie nicht vorhin nicht die Gelegenheit gehabt hatte, abzudrücken. Was hätte sie denn mit Lauries Leiche machen sollen? In einer Nacht und Nebel Aktion auf einem Friedhof verscharren?

Mika schüttelte über sich selber den Kopf. Wie kurzsichtig war sie doch vorhin gewesen, wie unvorsichtig! Aber Laurie hatte sie überrascht, hatte ihre Hilflosigkeit, die sie in diesem Augenblick verspürt hatte, ausgenutzt und Forderungen gestellt, welche Mikas ohnehin schon konfuses Gefühlsleben, endgültig den Rest gab. Es war kein Wunder, daß sie in diesem Augenblick nur noch den einen Wunsch verspürt hat. Nämlich den Laurie los zu werden

Mika starrte an die Decke zu der Lampe, die noch nie eingeschaltet gewesen war. Sollte das wirklich das Ende mit John sein? Nein! Mika wollte nicht aufgeben. Sie hatte noch niemals etwas aufgegeben und sie würde auch nicht in diesem Augenblick damit anfangen.

Doch wie sollte sie es anstellen?

Ihre Gedanken in ihrem Kopf, fingen an sich wie ein Karussell zu drehen. Doch egal wie schnell oder wie langsam es sich drehte, sie kam immer nur zu einem Ergebnis: solange Laurie da war, würde es keine gemeinsame Zukunft für sie beide geben. Und mit jeden Gedanken, den sie mehr mit Laurie verbrachte, um so mehr kehrte ihr Haß auf diese Frau zurück. Kein unterschwelliger mehr, auf eine Frau, in deren Schatten sie die ganze Zeit gelebt hatte. Sondern ein kalter Haß, der eine Entscheidung von ihr forderte.

Mika fing mit einer kleinen Entscheidung an.

Aus ihrer Schublade unter der Anlage, holte sie ihren Laptop hervor und schaltete ihn, wieder zurück auf der Couch, ein. Sie wartete einen Augenblick bis er sich hochgefahren hatte. Erst dann tippte ihre Finger die Internet Adresse für da New Yorker Telefonbuch ein. John hatte sich als geflissentlicher Cop, der er war, bestimmt eintragen lassen. Also bestimmt auch für seine alte Adresse. Vielleicht hatte Mika Glück und Laurie hatte den Telefonbucheintrag nur auf ihren Namen geändert. Sie gab den Namen Kelly ein. Hunderte von Namen erschienen auf ihrer Seite. Es schien ein sehr beliebter Name zu sein. Mika grenzte die Suche ein, indem sie Lauries Namen vor Kelly eingab. Dank Dsl  dauerte es nur ein paar Sekunden, bis der Computer ihr die Auskunft gab, daß es unter diesem Namen keinen Eintrag gab. Mika änderte Lauries Namen in Johns um und starrte erneuert auf die Namensliste, die ihr nun angezeigt wurde. Wieder einmal eine lange Liste.

Der Name John in Verbindung mit Kelly war anscheinend genauso beliebt, wie nur Kelly. Wie sollte sie herausfinden, welche Adresse die richtige war? Mika überlegte einen Augenblick und suchte dann mit ihren Augen die aktuelle von John heraus. J. P. Kelly. Sie fand seinen Eintrag sofort. Und direkt darüber erschien dieser Eintrag noch mal, mit einer anderen Adresse. Laurie, diese Schnepfe, hatte es noch nicht einmal für nötig gehalten, den Eintrag ändern zu lassen. Kummer und Haß wechselten sich in Mikas Emotionsbad ab. Mika stand erneuert auf und schrieb die angegebene Adresse auf ein Stück Papier. Den Laptop dagegen verstaute sie nach dem Ausschalten wieder in ihrer Schublade. Sie hatte alles was sie brauchte.

Eine viertel Stunde später stieg Mika in das bestellte Taxi und ließ sich von dem Fahrer zu der verzeichneten Adresse bringen.

Es war eine nicht allzulange Fahrt, die kaum für Mika ausreichte, um sich Gedanken über den weiteren Verlauf des Abends zu machen. Unruhig verlagerte sie ihr Gewicht von einer Seite auf die andere und versuchte in diesem Taxi voll kaltem Rauch, eine bequeme Position zu finden. Ein ziemlich aussichtsloses Unterfangen, denn die Polster waren nicht nur abgenutzt, sondern auch noch durchgesessen - Mika konnte die Sprungfedern unter ihrem Hintern fühlen. Und solange sie auch noch die Pistole im Hosenbund hinter ihrem Rücken stecken hatte, würde sie wohl kein angenehmere Sitzhaltung finden. Trotzdem lehnte sie sich an das Polster an. Versuchte die Unbequemlichkeit zu ignorieren und hing ihren Gedanken nach.  

Aus ihren Gedanken gerissen zuckte sie zusammen, als der Fahrer sich zu ihr umdrehte und ihr verkündete, daß sie da waren. Benommen schaute Mika erst den Fahrer an, dann aus dem verschmierten Fenster zu ihrer Seite. Tatsächlich, direkt dem Taxi gegenüber, sah sie die Hausnummer die sie sich notiert hatte. Umständlich suchte sie in ihrer Hosentasche nach den zerknitterten Dollarscheinen und gab dann dem Fahrer drei von ihnen. „Danke Madam, vielen Dank!“ Aber Mika hatte kein Ohr für seine Dankesworte für das großzügige Trinkgeld, daß sie ihm gegeben hatte. Er hatte keinen Platz in ihren Gedanken. Die waren nur für Laurie reserviert.

Erleichtert sog Mika die klare Luft ein, als sie endlich vor dem Taxi stand. Gegenüber von Lauries Wohnung.

Und jetzt? Eine weitere Entscheidung wurde gefordert, welche Mika aber noch nicht gleich fällen konnte. Die erste Wut auf Laurie war verraucht und ihre Gedanken waren wieder klar. Ein Mord würde sie auch nicht näher zu John bringen. Im Gegenteil, er würde alles daran setzten um den Mörder zu fangen und sie hatte keinen Zweifel daran, daß er auch für sie keine Ausnahme machen würde. Sie würde dann im Gefängnis sitzen und ihn gar nicht mehr zu Gesicht bekommen. Einer Mörderin würde er bestimmt nicht den Hof machen. Und erst recht keiner, die seine Ex Frau auf dem Gewissen hatte. Aber Laurie die ganze Sache durchgehen lassen, konnte sie auch nicht.

Wie schon Laurie ein paar Stunden zuvor auf Mikas Haus gestarrt hatte, um herauszufinden, welche ihre Wohnung war, so beobachtete nun auch Mika Lauries Haus.

Viele Fenster waren um diese Zeit nicht mehr erleuchtet oder nur noch sehr schwach von dem Fernseher als einzige Lichtquelle. Doch weit oben sah Mika noch eine ganze Fensterfront, die erhellt war. Und in einem von den Fenstern, sah sie Laurie mit gelösten Haaren, die gerade die Vorhänge zuzog. Ein Mann erschien hinter ihr und gab, sie umarmend, einen Kuß aufs Haar.

John.

Mika wurde schwarz vor Augen, als sie die beiden zusammen sah. Genauso hatte John sie immer umarmt und ihr einen Kuß gegeben. Genauso gaben viele Männer ihren Frauen einen Kuß, wenn sie ihre Liebe zu ihr Ausdruck verleihen mochten. Doch in Mikas kreisenden Gedanken gab es für den Augenblick gar keine andere Möglichkeit, als das da oben John war. Sie starrte auf das Pärchen am Fenster, das sich nun küßte. Der schwarze Nebel vor ihren Augen verfärbte sich rot.

Mika schaute hoch, unfähig sich zu bewegen, unfähig den klaren Gedanken von vorhin weiter zu denken. Laurie würde büßen müssen.

Die schwarzhaarige drehte sich vom Fenster weg. Es gab hier nichts weiter für sie zu tun. Noch nicht, aber sie hatte Zeit und würde auf den richtigen Augenblick warten.

Wäre Mika nicht ihrem Haß auf Laurie erlegen gewesen, so hätte sie vielleicht bemerkt, daß der Mann eine Brille getragen und gar keine roten Haare hatte..

 

 ****************************************

.

„Hey, ist alles in Ordnung mit dir?“ Danny trat von hinten auf Laurie zu, welche am Fenster stand und die Vorhänge zuziehen wollte. „Mhmm.“ Laurie antworte nicht richtig auf diese Frage. Was hätte sie auch schon dazu sagen sollen? Ja es ging ihr wunderbar? Danny hätte ihr sowieso nicht geglaubt, denn als er sie umfing, spürte er noch immer ihr zittern, das einfach nicht enden wollte. „Komm her.“ Danny zog sie enger an sich heran und versuchte ihr etwas von seiner Ruhe zu übermitteln. Aber Laurie bewegte sich nicht, wie sie es sonst tat. Schmiegte sich nicht an ihn heran und suchte mit ihren Lippen die seinen. Steif stand sie da und ließ seine Zärtlichkeit über sich ergehen, als ob sie sich in den letzten Wochen nicht näher gekommen waren. Sanft streichelte er ihr über das gelöste Haar und hauchte ihr einen Kuß drauf. „Alles in Ordnung?“, wiederholte er sie leise an ihrem Ohr.

„Mhmm.“ Nicht mehr, bekam er als Antwort. Aber mehr als dies und ihre Körpersprache brauchte er nicht. Behutsam drehte Danny die Frau in seinen Armen um. Seine sonst so lustigen blauen Augen hinter der Brille, schauten sie nun sorgenvoll an. Laurie schloß für einen Moment die Augen, um nicht diesen Blick über sich ergehen lassen zu müssen. Sie wollte nicht darüber reden. Sie konnte nicht mit ihm darüber reden. Sie konnte ihm nicht erzählen, was sie vor einer Stunde für John getan hatte.

Laurie spürte weiche Lippen auf den ihren. Seine Art und Weise zu sagen, daß er für sie da war, bei was auch immer sie gerade durchmachte. Trotzdem fühlte sie sich in diesem Augenblick nicht fähig diese Hilfe anzunehmen. Ihre Lippen fühlten sich noch immer kalt an, genauso wie der Rest ihres Körpers steif und ungelenk schien.

Danny gab seine Bemühungen auf und schaute sie wieder nur an. Die Sorge in ihm wuchs von Sekunde zu Sekunde.

„Es geht mir gut.“ Endlich verließen ein paar Worte ihren Mund, auch wenn sie ohne großen Nachdruck gesprochen worden waren. Und doch straften die fallenden Messer ihrer Worte Lügen. Überrascht schaute Danny auf den Boden und sah auf die beiden glänzenden Klingen hinab. Dann schaute er wieder hoch zu Laurie, die seinen Blick gefolgt war. „Ist nur ein Hobby von mir“, murmelte sie und hob die Messer auf. Mit ihnen in der Hand zog sie die Vorhänge zu. Die sie eigentlich nie zuzog, die eigentlich nur zu Dekorationszwecken aufgehängt worden waren. Doch heute Abend wollte Laurie die Nacht aus ihren Wohnung aussperren und mit ihr, die viertel Stunde, die sie bei Mika verbracht hatte. Dann ging sie an Danny vorbei, ohne ihm auch nur einen Blick zu schenken, zu der Theke in der Mitte der Küche, wo sie die beiden Messer ablegte. Langsam schob sie die Ärmel ihrer Bluse hoch und Dannys Augen weiteten sich erstaunt, als sie die die Halterung der Messer löste. Schwarzes Leder, sorgfältig verschnürt. Er sah von den Riemen zu Laurie, die seinen Blick jedoch nicht zu bemerken schien. Nur ein Hobby?, dachte er. Mitten in der Nacht?

Aber Laurie beachtete ihn und seinen Blick nicht. Mit unsicheren Schritten ging sie zu ihrer Speisekammer und holte die Flasche mit Wodka heraus, die immer dort stand. Ein Glas aus dem Schrank über ihr, den Verschluß abdrehen. Doch als sie sich einschenken wollte, zitterte ihre Hand noch immer so sehr, daß nur wenig von der Flüssigkeit in das Glas gelangte. Dannys Hand griff an ihr vorbei nach der Flasche und schenkte für sie ein, während sich seine andere Hand wieder um ihre Taille legte. Kein Wort sprach er, goß nur den Wodka ins Glas als ob er ein Wasserglas füllen würde. Genauso voll. Dann hielt er ihr das Glas hin. „Trink“, forderte er sie auf. „Nicht absetzen, trink es ganz aus.“ Erstaunt drehte sich Laurie zu Danny um. „Danny, das ist kein Wasser, was da in der Flasche ist.“

Danny ging nicht auf ihre Bemerkung ein, sondern hielt ihr nur auffordernd das Glas hin.

„Trink“, wiederholte er für sie.

Laurie nahm das Glas und schaute über den Rand Danny an, während die an dem Wodka nippte. Erst als er das Glas festhielt, daß sie es nicht mehr absetzten konnte, trank Laurie es aus. Wohlige Wärme breitete sich sofort in ihrer Kehle und in ihrem Magen aus, gepaart mit einem Husten. Vorsorglich klopfte ihr Danny auf den Rücken und nahm ihr dann das Glas aus der Hand. „Ok, und nun ins Bett mit dir.“ Er ergriff ihre Hand und zog sie hinter sich her ins Schlafzimmer. Nur ein Hobby, dachte er, während seine Hände sie geschickt aus ihren Sachen schälte, wie er es schon sooft getan hatte. Aber diesmal waren seine Hände nicht die zärtlichen eines Liebhabers, sondern die sachlichen eines Ermittlers. Lauries Augen verfolgten seine Finger, die sich nun zu verdoppeln schienen und unruhig unter ihrem Schwanken nicht bereit waren Form anzunehmen.

Danny bemerkte ihr schwanken, jedoch sagte er auch dazu nichts, sondern half ihr nur, ausgekleidet bis auf die Unterwäsche, unter die Bettdecke. „Ich bin gleich wieder da“, murmelte er dicht an ihrem Ohr und verließ dann das Schlafzimmer.

Dunkelheit kroch mit jedem Lichtschalter den er betätigte durch die Wohnung, bis er schließlich wieder bei ihr im Schlafzimmer ankam und auch hier das Licht löschte. Danny entkleidete sich selbst und schlüpfte dann zu Laurie unter die Decke. Seine Arme umschlossen sie liebevoll. „Und nun schlaf. Ich werde auf dich aufpassen.“ Er küßte wieder sanft aufs Haar und lauschte auf Lauries Atemzüge, die sich dank des Alkohols in ihr, wirklich schnell verlangsamten. Lange hielt er sie so in seinen Armen und konnte trotz der vorgerückten Stunde keinen Schlaf finden.

Statt dessen streichelte er ihr immer wieder übers Haar, zog ihr die Decke bis unters Kinn und küßte dann ab und an das zurück gestrichene Haar. Er machte sich wirklich große Sorgen um sie. Vor was hatte sie sich heute so gefürchtet, daß sie mit ihren Messern rumgelaufen war?




Re: Another year has gone by

Hmmm, tja, Danny ist schon toller Mann, das muß ich sagen. Er ist da wenn Laurie ihn braucht, ohne wenn und aber und vorallem ohne sie zu bedrängen! John's Reaktion wäre wohl etwas anders ausgefallen, glaube ich!

Im Moment weiß ich wieder mal nicht so recht was ich von Mika halten soll, einerseits ist sie mir sowas von unsymphatisch, andererseits zeigte sie jetzt auch eine andere Seite an ihr, die verletzbare. Na schaun wir mal, wie sich das alles weiterentwickelt!

Chyio, du hälts mich schön bei der Spannung! Klasse!

LG Flymoon





Danke Chris!!!

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Re: Another year has gone by

Ich dachte ich schau gerade nicht richtig! Jetzt schon gelesen??????? Und schon kommentiert??????
Hätte ich mal doch zwei Kapitel reingesetzt wie ich es eigentlich vorgehabt hatte, aber ich  habe für die Änderungen schon fast zwei Stunden gebraucht. Mein Schreibstil hat sich im Laufe der Zeit geändert und das Neue mit dem Alten anzupassen ist nicht immer ganz einfach.

Aber auf jeden Fall hätte ich Dich dann länger beschäftigt. Mal sehen, vielleicht schaffe ich es Dienstag das andere zu posten. Dienstag? Zwei Tage vor unserem heftigsten Tag? Na wenn ich mir da nicht mal was vorgenommen habe. Wie gesagt ich verspreche nichts!



Re: Another year has gone by

Mika hat einen Spiegel zerschlagen!

Gaaanz großer Fehler! Sie weiß wohl nicht, dass das 7 Jahre Pech bedeutet.
Und in ihrem Fall braucht sie ganz etwas anderes als immer nur Pech.
Ich wage gar nicht daran zu denken, wohin ihr Haß sie noch führen wird, angesichts ihrer Beobachtungen vor Lauries Fenster.
Ich laß mich da mal von Dir überraschen, chyio.
Schön find ich's mal auch Einsicht in die Gefühlswelt von Mika gehabt zu haben, ich hatte ja immer gedacht, sie hat die Nähe Johns aus einem bestimmten, kriminellen Grund gesucht, aber dem ist wohl nicht so...

Ja, und was soll ich über Danny schon sagen.... Flymoon hat's eigentlich schon getan und ich schließ mich mal an. Toller Mann!
Ich denke John, als Polizist, hätte wohl eher viel energischer nachgefragt und keine Ruhe gegeben, angesichts der Messer, die Laurie mit sich rumschleppt.

LG Eve

Re: Another year has gone by

Ich kann wohl mit Recht behaupten, daß diese Woche nicht die meine ist! So geht es deswegen auch erst heute weiter, und nicht wie sonst üblicherweise Donnerstag, oder wie ich es angedacht habe, Dienstag.

@Flymoon: Das Mika doch mehr Herz hat, haben wir eindeutig Smilla zu verdanken. Für mich hätte diese Episode in Johns Leben wesentlich kühler ausgesehen. Aber ich muß sagen, ihre Idee hat der Geschichte doch ein wenig mehr Pfiff gegeben, als ich ursprünglich vermutet habe.

@Eve: Nun ja, Mikas Gefühlswelt hat sich schon ein wenig verändert. Wer kann schon dem Charme von diesem Manne widerstehen? Jedenfalls nicht mal so ein durchtriebenes Biest wie Mika. Ich finde es schon ganz gut, daß es zwischen den beiden nicht geklappt hat. Wer aus solchen berechnenden Gründen eine Beziehung beginnt, dem geschieht es – meiner  Meinung nach – ganz recht, wenn er damit auf die Nase fliegt.

Und nun noch eine Antwort für Euch beide: Ich habe sehr lange über die Bemerkung – die  ja von Euch beiden kam –  nachgedacht, ob John wirklich nicht so verständnisvoll gewesen wäre wie Danny. Aber irgendwann bin ich doch wieder zu demselben Ergebnis gekommen, wie ich es auch ursprünglich angedacht habe: John hätte  – wenn auch auf andere Art und Weise – genauso reagiert hätte wie Danny. Zieht man nicht immer wieder automatisch die gleichen Männer im Leben an, bis man sich selbst soweit verändert hat, daß auch andere auf einen aufmerksam werden? Und Laurie hatte zu diesem Zeitpunkt noch nicht wirklich viel Gelegenheit gehabt sich zu ändern. Dementsprechend fällt Danny in die gleiche Kategorie von verständnisvollem Mann, wie auch John es ist.

Aber jetzt geht es wirklich weiter.....

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Routine

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In Laurie toben die verschiedensten Gefühle, als sie am nächsten Morgen an dem Officer vor Johns Revier mit einer flüchtigen Begrüßung vorbei ging. Leichter Nieselregen fiel vom Himmel und kräuselte mit seiner Feuchtigkeit ihr sorgfältig hochgestecktes Haar. Nach und nach verabschiedete sich ihre Mühe vom Morgen, das widerspenstige, vom Schlaf verlegende Haar, in eine einigermaßen brauchbare Form zu zwingen und ringelte sich nun wieder in seinem eigenen Willen. Müde strich Laurie sich mit der Hand über sie Feuchtigkeit auf ihrem Kopf und bedauerte für einen Augenblick keinen Schirm mitgenommen zu haben. Aber im Grunde genommen interessierte es sie auch nicht wirklich, war nur ein kleines Übel an ihrem heutigen Morgen. Ein Übel der ganz anderen Art, war das ständige Herzklopfen, das sich mit Schweißausbrüchen abwechselte und die Migräne die ihre müden Schritte taumeln ließ. Doch sie widerstand der Versuchung sich auch noch übers Gesicht zu streichen und benutzte statt dessen die Hand, um Janice hinter dem Counter zu zuwinken, die sie mit einem Lächeln bereits aus der Ferne begrüßt hatte. „Morgen, Laurie.“ „Morgen.“ Laurie änderte die Richtung ihrer Schritte zu Janice hin. „Nieselt es noch immer?“, fragte Janice, während sie Laurie die Hand zur Begrüßung reichte. „Nieseln wäre eine harmlose Beschreibung für das Wetter da draußen. Inzwischen sind wir irgendwo zwischen Nieseln und Regen angekommen.“ Genau das Wetter, das zu ihrer Stimmung paßte, dachte Laurie.

„Na, da bin ich aber glücklich, daß ich heute hinter den Tresen verdammt wurde. Ich mache das ja eigentlich nicht so gerne, aber bei dem Wetter, bin ich nur froh, daß nicht ich diejenige bin, die raus muß.“ Janice deutete mit dem Kopf zu zwei ihrer Kollegen, die ihre Mützen vor dem Regen bereits tief ins Gesicht gezogen hatten. „Viel Spaß, Jungs!“, rief sie an Laurie vorbei den beiden Männern hinterher, und ernte dafür einen bösen Blick unter ihren Mützen hervor. „Paß bloß auf was du sagst, Licalsi. Sonst reden wir mit dem Chief und nehmen dich mit.“ Janice lachte fröhlich. „Untersteht euch!“, drohte sie ihnen mit erhobenem Finger. „Aber ich werde euch einen Kaffee bringen, wenn ihr wieder zurück seid.“ Ein spöttisches Schnaufen kam von dem Blonden, als er sich den Kragen seiner Regenjacke höher schlug und seinem Kollegen folgte. „Paß auf was du sagst“, wiederholte er. „Ich nehme dich beim Wort!“ Mit seinen letzten Worten wandte er sich wieder von Janice und ihrem Spott ab, tippte sich dabei aber noch kurz grüßend an die Mütze. „Ich wünsch euch einen schönen Tag, Ladies.“

Grinsend drehte sich Janice wieder zu Laurie um. „John und Andy warten schon im Verhörraum auf dich. Sie sagten, daß sie schon anfangen wollen, du aber so schnell wie möglich zu ihnen stoßen solltest.“ John! Laurie seufzte resigniert bei dem Gedanken an ihn auf. An John zu denken, bedeutete an Mika zu denken. Und seit gestern Abend dachte sie mehr an die Frau, als sie es sich wünschte. Doch Janice bezog ihr Seufzen auf die immer wieder kehrenden Verhöre. „Du bekommst auch ein Kaffee von mir wenn du fertig bist!“, lachte sie Laurie freundschaftlich an. „Bäh!“ In einem Anflug von Übermut streckte Laurie der dunkelhaarigen Frau die Zunge heraus. Janice und sie grinsten sich kurz an, dann aber lenkte Laurie ihre Schritte der großen Treppe entgegen, um zu John und Andy zu stoßen. Noch immer lächelte ihr Mund über Janice ihrer guten Laune, nicht auf die Straße zu müssen, aber mit jedem weiteren Schritt den sie tat, verzogen sich ihre Mundwinkel wieder in die Haltung, den sie schon beim Betreten des Reviers gehabt hatte. Ernst und vor Anspannung zusammen gepreßt.

Lauries Füße trugen sie automatisch über das ausgetretene Holz der Treppe, während ihre Gedanken aber nicht den Füßen folgten. Diese folgten einem ganz anderen Fluß, nämlich dem von John und Mika und ihre Beziehung, die schon bald nicht mehr bestehen würde. Wenn alles gut ging.

Laurie glaubte nicht, daß Mika noch gestern Abend mit John geredet haben würde, trotzdem konnte sie ein gewisses Unwohlsein nicht verhindern.

Heute war Freitag und dann hatte das Wochenende noch mal zwei weitere Tage. Erst dann konnte sie wissen, wie die Sache weitergehen würde. Auf jeden Fall mußte sie sich noch mal mit Jessies Privatdetektiv in Verbindung setzten, überlegte Laurie und schob sich geistesabwesend an einem untersetzten Herren vorbei. Mit dem Rücken zu Geländer blockierte er die Hälfte der Treppe, sah abwechselnd die Stufen hinauf und dann wieder hinab. Offensichtlich wartete er auf jemanden. Laurie beachtete ihn nicht weiter und stieg weiter die Stufen hinauf. Langsam und müde, in sich versunken und mit einem nervösen ziehen in der Magengegend. 

Der Privatdetektiv könnte ihr dann mitteilen, ob Mika wirklich die Stadt verlassen hatte. Wenn er sich noch einmal auf Mika einließ. Jessie hatte ihr von dem Gespräch zwischen ihnen im Restaurant erzählt und nach ihren Worten hatte er nicht so geklungen, daß er sich noch einmal mit dieser Frau befassen wollte. Etwas, was Laurie nach seinem Bericht nur zu gut verstehen konnte. Aber anfragen konnte sie ja trotzdem mal. Vielleicht hatte sie ja Glück und er ließ sich von ein paar grünen Scheinen mit zwei Nullen hintendran umstimmen. Ob Mika auch John verlassen würde, daß würde John Laurie bestimmt selbst mitteilen. Egal ob er Worte gebrauchte oder nicht. Sie kannte ihn gut genug, um zu wissen, wenn er Kummer hatte. Und Kummer würde es geben, da war Laurie sich sicher. Sie biß sich nervös auf die Unterlippe. Oh John, dachte sie. Es tut mir so leid. Ich wünschte, es hätte eine andere Möglichkeit gegeben, aber mir ist wirklich nichts anderes eingefallen. Laurie blieb vor der Tür des Verhörzimmers stehen, in dem sich John und Andy befanden. Und wie schon den Abend zuvor bei Mika, starrte sie zuerst die Tür an, ohne sie zu öffnen. Ich hoffe, du kannst mir das jemals verzeihen.

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Im Verhörzimmer eins war das Gespräch zwischen Andy, John und ihren Verdächtigen schon im vollen Gange. Das heißt, Andy hatte sich den Typen zur Brust genommen, während John, mit den Händen in den Hosentaschen, wie üblich an der Wand lehnte und Andy reden ließ. So lief es fast jedesmal und sie hatten mit der Taktik immer einen guten Erfolg erzielt.

„So“, hörte er Andy sagen, während er selbst einen Blick auf seine Armbanduhr warf. Wo blieb denn Laurie? Das Verhör war für zehn Uhr angesetzt worden und nun war es schon viertel nach. Lange konnten sie nicht mehr um den heißen Brei reden. Ihr Mann stellte sich mit jeder verstrichenen Minute sturer und bockiger. „Sie haben also für den besagten Dienstag ein Alibi und waren nicht in der Wohnung von Mrs. Meyers, um sie mal eben um $1000 zu erleichtern?“ Der kleine Kerl, der Andy gegenübersaß, zuckte nicht einmal zusammen, als Andys Stimme vor Ärger lauter wurde. „Das sagte ich doch schon“, entgegnete er genervt und rollte die Augen zur Decke. „Ich war bei meiner Freundin Samantha und wir haben den Abend zusammen verbracht.“ Mit verschränkten Armen saß Cameron Swift, ihr Verdächtiger für diesen Überfall, auf seinem Stuhl und starrte nun mit sturem Blick Andy über den Tisch hinweg an. Entweder hatten sie wirklich den falschen Mann, oder er war sich sehr sicher, daß seine Freundin Samantha bereit war für ihn zu lügen.

Abermals warf John einen Blick auf seien Uhr. Wo blieb sie nur? Unpünktlichkeit lag doch sonst nicht in ihren Genen! Die Möglichkeit, daß sie auf ihrem Weg hierher einen Unfall gehabt hatte, schoß John durch den Kopf und zerfurchte seine Stirn in tiefer Sorge. Wen würde das Krankenhaus benachrichtigen, wenn sie dort eingeliefert wurde? Seine Gedanken malten sich in entsetzlicher Scheußlichkeit Einzelheiten über eine Laurie aus, wie sie blutüberströmt auf einer Bahre lag und mit dem Leben kämpfte. Blut floß unaufhörlich aus ihren Wunden und Ärzte rannten neben der Trage her, schreiend ob sie sie hören konnte, auf ihren Weg in den Operationssaal. Der Gedanke daran ließ John erbleichen. Würden sie Danny anrufen? Würde er ihm, John,  Bescheid sagen?

Und obwohl Johns Gehirn gefangen in dieser verängstigten Schleife hing, sah er, wie Andy sein Notizheft und den Stift in die Hand nahm, bereit den vollen Namen und die Adresse der Freundin niederzuschreiben. „Und wie heißt ihre Freundin?“

Mit dem letzten Wort von Andy öffnete sich die Tür und eine atemlose Laurie erschien im Türrahmen. Nicht atemlos von einem Rennen, wie John oder auch Andy vermuten würde, sondern ohne Atem von der Aussicht John unter die Augen treten zu müssen. Unter seinem Blick, der sie nun freundlich, fas schon erleichtert, ansah. Tschuldigung, formten ihre Lippen lautlos und lächelten ein wenig zurück. John nickte und wies dann mit dem Kopf zu ihrem Mann, der beim Anblick der Anwältin anfing zu lächeln. Offensichtlich sehr begeistert über das was da gerade seinem Auge geboten wurde. Er vergaß Andys Frage und starrte statt dessen bewundernd die junge Frau in dem schicken grauen Kostüm an, welche soeben das Zimmer betreten hatte und deren Gesicht zu einem schmalen Lächeln verzogen war. Noch lieber wäre es Cameron Swift gewesen, wenn sie unter ihrer Jacke einen schönen kurzen Rock anstatt dieser Hose getragen hätte, aber dennoch pfiff er leise vor sich hin.

Alle drei hörten es und reagierten unterschiedlich darauf. Johns Augen zogen sich zu schmalen Schlitzen zusammen, während Andy genervt mit dem Kugelschreiber auf seinen Block klopfte. Laurie dagegen setzte sich in aller Seelenruhe zu Andy und Mr. Swift an den Tisch, öffnete ihre Tasche und zog mit der Mappe dieses Falls, auch noch ihr Brillenetui heraus. Ohne Hast oder Eile öffnete sie es, entnahm ihr die Brille und setzte sie sich mit geübter Bewegung auf ihre Nase. „Und wie heißt ihre Freundin, Mr. Swift?“, wiederholte sie Andys Worte, welche sie beim Betreten des Raumes offenbar aufgeschnappt hatte. John sah, wie sie die braune Pappmappe vor sich öffnete und vorgab nochmals in der Akte zu lesen. Als keinerlei Reaktion von Mr. Swift kam, schaute sie ihn über den Rand ihrer Brille an. „Mr. Swift. Sie haben soeben meinem Kollegen erzählt, daß sie eine Freundin haben. Ist das eine Tatsache, oder haben sich gerade bei meinem Anblick voneinander getrennt?“

Sich ein Grinsen verkneifend, wandte sich John hastig zur Seite. Er kannte den Tonfall von Laurie nur zu gut. Sie war eindeutig nicht gut drauf und diese plumpe Anmache von ihrem Verdächtigen gingen ihr schon jetzt gewaltig auf die Nerven. Eine beachtenswerte Leistung von Cameron Swift, wenn man bedachte, daß Laurie noch keine zwei Minuten im Raum war.

„Ich...äh“, Cameron Swift wechselte die Gesichtsfarbe und fing vor Verlegenheit an zu stottern. Abwechselnd warf er einen Blick von Andy zu John, doch keiner der beiden Männer hatte Mitleid mit ihm und betrachteten ihn deswegen ruhig und ohne ihrer Miene anmerken zu lassen, wie sehr sie dieses kleine Schauspiel genossen. Lang genug hatte er sie mit seiner überheblichen Art geärgert, jetzt war es Zeit für vertauschte Rollen.

„Den Namen, Mr. Swift“, Lauries Stimme wurde eine Spur schärfer und ihr Verdächtiger zuckte unter ihrem Klang erschrocken zusammen. Leider schien der arme Mann von Laurie vollkommen überfordert zu sein, denn außer einem weiteren Gestammel, kam nichts aus seinem Mund.

John versuchte nun nicht mehr das Lächeln aus seinem Gesicht zu halten. Anscheinend hatte der gute Mr. Swift nicht wirklich eine Freundin, sondern hatte sich nur von den beiden Männern nicht einschüchtern lassen wollen. Pech für ihn, daß er anscheinend aber gehörigen Respekt vor Frauen hatte, die genau wußten was sie wollten und ihrer Forderung auch durchaus Nachdruck verleihen konnten.

„Samantha.“ Seine Stimme klang bei weitem nicht mehr so selbstbewußt wie noch vor wenigen Minuten. Andy lehnte sich in seinen Stuhl zurück und betrachtete amüsiert, wie der kleine Mann vor ihm, nun mit sichtlichem Respekt die rothaarige Frau musterte. Er verstand nicht so ganz warum. Laurie hatte nicht mehr gesagt als er, hatte keinen anderen Tonfall benutzt  und hatte es trotzdem geschafft den Namen aus ihm heraus zu bekommen. Tja, man sollte es sich lieber nicht mit einer Frau verscherzen, schon gar nicht, wenn sie am längeren Hebel saß. Er hatte kein Mitleid mit Cameron Swift. Wer eine alte Dame um ihr Erspartes brachte, der hatte von seiner Seite aus nichts Gutes zu erwarten. Und auch nicht von Laurie wie es aussah.

„Ok, Mr. Swift, ich werde ihnen mal sagen, was ich denke was abgelaufen ist.“ Laurie ergriff wieder das Wort und schenkte Mr. Swift doch nicht mehr Aufmerksamkeit als einer lästigen Mücke.

Und Andy und John grinsten nur genüßlich vor sich hin und beobachteten Laurie und Cameron, der mit jedem einzelnen Wort immer kleiner zu werden schien.

„Ich denke, daß ihre sogenannte Freundin Samantha gar nicht existiert oder im besten Fall eine kleine Nutte ist, die ihnen ab und an gegen Bezahlung ihre Dienste anbietet.“

Johns Lächeln verschwand für eine Sekunde, er wußte gar nicht, daß dieses vulgäre Wort zu Lauries Wortschatz gehörte.

„Sie haben die alte Dame beobachtet, wie sie bei der Bank ihr Geld abgehoben hat, sind ihr dann zu ihrer Wohnung gefolgt und haben sie dort um ihr Erspartes gebracht.“ Laurie sah ihn scharf von der Seite her an und schob mit dem Zeigefinger ihre Brille wieder ein Stück die Nase hoch. „War es nicht so, Mr. Swift?“ Ihre blauen Augen waren eisig und zwangen den Mann weiter in die Enge. „Wissen sie Mr. Swift. Es wäre einfacher für sie, wenn sie einfach gestehen würden. Und es würde uns eine Menge Arbeit ersparen, denn meine Kollegen hier“, ihr Kopf deutete zu Andy und John, „sind äußerst gewissenhafte Cops. Sie werden alles daran setzen, um die Wahrheit herauszufinden.“ Laurie beugte sich über den Tisch, ein kleines Stück näher an Cameron Swift heran und dieser wich sofort soweit wie möglich auf seinem Stuhl zurück. „Und wissen sie, was ich dann machen werde, Mr. Swift? Ich werde dann dafür sorgen, daß die Strafe bekommen, die sie für dieses Verbrechen verdient haben.“ Ein kaltes Lächeln erschien auf Lauries Lippen, welches nichts mit Freundlichkeit gemein hatte. „Die volle Strafe“, setzte sie fast liebevoll dazu. Cameron rutschte unter Lauries Blick unruhig auf seinem Stuhl hin und her. Beide, John sowie Andy, wußten, daß es jetzt  nur noch eine Sache von Minuten war, bis Cameron Swift gestehen würde.

Für eine verflossene Sekunde tat John der Mann am Tisch fast wirklich leid. In der Stimmung, in der sich Laurie augenscheinlich zu befinden schien, hatte er nicht den Hauch einer Chance.

Sein Blick glitt über Laurie. Dunkle Ringe zeichneten sich über holen Wangen ab, die auch ein noch so gutes Make up nicht verbergen konnten. Ihre Kieferknochen waren fest aufeinandergepreßt und eine steile Falte hatte sich zwischen ihren Augenbrauen eingegraben, wie sie es immer tat, wenn Laurie unter starker Anspannung stand. John legte den Kopf schief und betrachtete Laurie genauer. War es wirklich der Pfiff von Cameron Swift gewesen, der diese Anspannung in ihr hervor gerufen hatte, oder hatte sie andere Probleme mit in dieses Verhörzimmer gebracht? Die dunklen Ringe unter ihren Augen schienen eine eigene Sprache zu sprechen, die sich aber John diesmal außerstande sah sie zu verstehen.

„Also, Mr. Swift, ist es so abgelaufen, wie ich es eben erzählt habe?” Der schneidende Tonfall von Laurie rief John wieder zurück zum Verhör. Das kleine hin und her rutschen auf dem Stuhl von Cameron breitete sich aus, bis John dachte, bei der nächsten Bewegung würde er vom Stuhl fallen. Lauries Blick hielt seinen unerbittlich fest und ihre Augen forderten regelrecht eine Antwort. „Ja“, brach es schließlich flüsternd aus dem kleinen Mann heraus. „Ja, so ist es gewesen.“

Endlich unterbrach Laurie den Blickkontakt zu ihrem Verdächtigen und zog sich wieder auf ihre Seite des Tisches zurück. Ihre Hand suchte in ihrer Mappe ein leeres Blatt Papier und schob es dann zu Mr. Swift hinüber. „Wenn ich sie dann bitten dürfte ihr Geständnis handschriftlich niederzulegen?“ Wieder dieser schneidende Tonfall, in dem Cameron Swift keine Möglichkeit sah, zu entkommen. Ergeben nahm er den von Andy hingehaltenem Stift und fing an zu schreiben. Beobachtet nur von Andy.

John und Laurie warfen sich gegenseitig einen Blick zu.  Ist alles in Ordnung mit Dir? schienen seine Augen, wie schon sooft in dem letzten halben Jahr, zu fragen, aber Laurie schien es diesmal nicht zu bemerken, sie drehte den Kopf weg und beobachtete ebenfalls Cameron.

In Johns Augen schien Cameron Swift Ewigkeiten zu brauchen, sein Geständnis niederzuschreiben, auch wenn es sich nur auf anderthalb Seiten belief. Ungeduldig lehnte er weiterhin, scheinbar ruhig, an der Wand und beobachtete, wie Swift mit jedem Wort zu kämpfen schien. Ein Geständnis war ja schön und gut, doch schlußendlich würden sie auch diese Aussage überprüfen müssen.

Aber das war jetzt nicht das was ihn wirklich interessierte. Vielmehr lag sein eigentliches Anliegen darin, mit Laurie zu reden. Diese Unterbrechung des Blickkontaktes mit ihm, hatte ihn nur in seinem Verdacht bestätigt, daß sie persönliche Probleme mit in das Zimmer gebracht hatte. Vielleicht konnte er ihr helfen, vielleicht konnte er für sie dasein, so wie er damals immer für sie da gewesen war.

Schließlich waren die Worte geschrieben und das Geständnis von Swift zu Papier gebracht. Beifallshaschend suchten seine Augen den Blick von Laurie, doch diese hatte schon längst das Interesse an dem kleinen Mann in Jeans und Shirt verloren. In Seelenruhe packte sie die Mappe wieder in ihre Tasche und ihre Brille ins Etui. „Kommen sie Mr. Swift“, sagte Andy zu ihm und legte ihm die Hand gleichermaßen locker wie zwingend auf die Schulter. „Wir haben da ein hübsches Plätzchen für sie, wo sie sich sicher bald wie zu Hause fühlen werden.“ Sein Griff nötigte Swift sich von seinem Stuhl zu erheben und ihm zur Tür zu folgen, wo bereits ein Officer wartete um ihren Mann in Gewahrsam zu nehmen. Dann drehte sich Andy noch einmal zu Laurie um. „Gut gemacht“, lobte er sie, während er ihr kumpelhaft auf die Schulter klopfte. „Hast du schon mal überlegt den Job zu wechseln und einen Job bei uns anzunehmen?“ „Nein, warum?“, fragte Laurie mit einem verwunderten Blick zu Andy, nachdem sie auch John einen flüchtigen Blick zugeworfen hatte. Andy lachte herzlich und gar nicht böse, auch wenn seine nächsten Worte vielleicht eine kleine Rüge waren. „Weil wir diejenigen sind, welche die Fragen stellen und den Mann überführen. Soweit ich weiß, seit ihr Staatsanwälte nur die stillen Zeugen!“ Er klopfte Laurie ein weiteres Mal auf die Schulter. „Aber in dem Fall bin ich dir wirklich dankbar, daß du es in die Hand genommen hast. Der Kerl hat mich krank gemacht. Dich nicht?“ Der letzte Zusatz war nicht mehr an Laurie gerichtet, sondern an John, welcher sich endlich von der Wand gelöst hatte. „Doch“, lächelte John. „Das hat er.“ Er schloß sich den beiden an, als sie den Raum verließen und hoffte nun auf die Gelegenheit ein persönliches Wort mit Laurie wechseln zu können.

Doch als sie endlich zusammen das Zimmer verließen, blieb Laurie nicht stehen um mit ihm zu reden.

„Laurie?“, rief John ihr ihren Namen hinterher und sah, wie sie sich auf dem Absatz zu ihm umdrehte. „Ja?“ Ihre Augen schauten ihn fragend an, aber ansonsten war nicht viel aus ihrem Gesicht herauszulesen was John weiter geholfen hätte. Er überbrückte die wenigen Schritte, welche sie sich von ihm entfernt hatte und befand doch, daß er die persönliche Distanz zwischen ihnen damit nicht abbaute. Im Gegenteil, je näher er kam, um so mehr schien sich Lauries Gesicht zu der ausdruckslosen Maske zu verschließen, die sie in ihrem Job so gut machte. Und wahrscheinlich auch bei jedem Pokerspiel, wenn er sie jemals dazu hätte bringen können es zu lernen.

„Ist alles in Ordnung mit Dir?“ Nichts war in Ordnung, dachte John, als er sah, wie sich ihr Mund zu einem dünnlippigen Lächeln verschloß. Trotzdem antwortete sie ihm unbekümmert und ganz offensichtlich mit einer Lüge. „Sicher.“ Wieder suchten seine Augen in ihrem Gesicht nach Gründen für ihr merkwürdiges Verhalten. Aber wie auch schon zuvor, konnte John nichts finden, was ihm einen Hinweis gab. „Ist mit Danny alles ok?“, fragte er das erste nach, was ihm in den Sinn für ihr Benehmen kam. Doch in Lauries Mimik zeichnete sich nur ehrliche Überraschung ab. „Natürlich.“ John wollte es sich selbst nicht eingestehen, aber ein wenig enttäuscht war er schon, denn in seiner Stimme hatte ein klein wenig von der Hoffnung gelegen, die er eigentlich schon vor einiger Zeit begraben hatte. Er nickte nachdenklich vor sich hin. Mit Danny hatte es offensichtlich nichts zu tun, aber ihre Ein-Wort Antworten sagten ihm dennoch, daß es da etwas gab, was durchaus nicht in Ordnung war. „Was ist es dann?“ John wollte nicht locker lassen, er wußte genau, daß es da noch mehr gab. So viele Jahre war er mit Laurie zusammen gewesen und hatte sie und ihre Körpersprache beobachtet. Gesehen wie sie reagierte, wenn sie traurig, sauer oder fröhlich war. Und deswegen konnte er auch jetzt mit Bestimmtheit sagen, daß da etwas ganz und gar nicht stimmte.

Jedoch war Laurie nicht bereit mit ihm darüber zu reden. Eine Tatsache, die aus ihrem genervten Gesichtsausdruck und dem verdrehen ihrer Augen zur Decke, nur zu deutlich für John zu sehen war. Genauso wie ihre Worte, die ihn kurz und gnadenlos abfertigten, so als ob sie sich mitten in ihrem besten Streit befanden. „John, es ist alles in Ordnung!“, ungeduldig schlüpften die Worte über ihre Lippen. „Ich habe nur gestern Abend zu viel getrunken und dementsprechend schlecht geschlafen. Bist du nun zufrieden?“ Der Ausdruck in ihren Augen ihm gegenüber war nicht viel freundlicher als dem gegenüber von Cameron Swift, und ihre Tonlage war es auch nicht. John zuckte nicht gerade zurück, als er ihre Worte und ihre Stimme vernahm, war aber genauso wenig erfreut, daß sie ihm gegenüber den gleichen Ton anschlug, während er sich um sie sorgte. „Schon gut, es war ja nur eine Frage“, bemerkte er nun genauso bissig wie sie und drehte ihr pikiert den Rücken zu, um zu seinen Schreibtisch zu treten. John war wütend und enttäuscht zugleich, daß sie ihm so die kalte Schulter zeigte, trotzdem drehte er sich an seinem Schreibtisch noch mal zu ihr hin. Ihre Augen hatten ihn traurig verfolgt, aber jetzt, als er sie wieder ansah, verschloß sich ihre Miene wieder. Sie nickte ihm nur kurz zum Abschied zu, und verließ dann die Etage der Detectives.

Nichts war in Ordnung. Absolut gar nichts, dachte Laurie traurig. Und bald würde auch John wissen was es war.