A David Caruso Tribute - FanFiction

Another year has gone by

Re: Another year has gone by

Also ich hab jetzt am Ende Deines Kapitels erst mal tief seufzen müssen.
Das war wirklich sehr schön beschrieben und hat mich doch ziemlich berührt!!

Ich bin kein gläubiger Mensch, ganz im Gegenteil und war in meinem Leben höchstens 2 Mal in der Kirche und Weihrauch riecht für mich ziemlich widerlich, aber das was Du da beschrieben hast ist selbst für mich sehr gut nachvollziehbar.
Gespannt bin ich, ob man von Rose noch ein bisschen mehr erfährt und ausserdem hoffe ich beim nächsten Mal, noch zu erfahren, wie John denn nun Weihnachten mit Mika verbracht hat.

Auf jeden Fall wars wieder mal ein super Kap., wenns auch eher traurig war, aber Du kannst sehr gut menschliche Emotionen und Stimmungen einfangen und beschreiben.
*Daumenhochhebt*

LG Eve

Re: Another year has gone by

Ja, wenn es uns so richtig schlecht geht dann erinnert man sich an den Herrn da oben und was soll ich sagen, es kann sehr trostreich sein! Das Kapitel war sehr emotional, denn ich denke jeder hatte vielleicht schon so eine Situation wo man meint es geht alles schief und man hat alles falsch gemacht! Tja, und da ist es dann dieses tröstliche Licht am Ende vom Tunnel und wenn es auch in Form von einer älteren Frau ist die einen wieder aus dem Schatten führt.

Ich glaube mehr gibt es dazu nicht zu sagen außer sehr schön beschrieben!!

LG Flymoon





Danke Chris!!!

Belle:Did you know Horatio was the first CSI?
Horatio: He was..er..what?
Belle: In Hamlet, when Hamlet was poisoned and dying. He asked his best friend Horatio to tell the world who murdered him.
Horatio: Ok, I'll tell the world.

Re: Another year has gone by

Hallo.....

Also als erstes gleich mal eine traurige Nachricht: es wird kein Weihnachtskapitel von John geben. Ich wollte es zwar am Anfang so machen, daß ich von allen dreien schreibe, aber als ich dann ungefähr die Hälfte von John, habe ich alles wieder gelöscht (hm...waren ja nur zwei Tage Arbeit). Es war einfach zuviel des Guten  - sogar für meine Verhältnisse.

In dem Fall, Ladies, gibt es auch nicht viel zu sagen. Was zu sagen ist, habe ich bereits geschrieben und mehr fällt mir einfach nicht dazu ein. Außer, daß ich sehr erstaunt war, daß die Stimmung die ich beim Schreiben empfunden habe auch bei Euch angekommen ist.

Und auf Wunsch einer einzelnen Person, geht es nun auch gleich mit Rose weiter.

Offenbarungen

Es schneite als Rose und Laurie gemeinsam mit vielen anderen aus der Kirche kamen. Ob es immer noch schneite oder schon wieder, wußte Laurie nicht zu sagen.

Die Stimmung war nach der Messe noch genauso friedlich wie schon zuvor. Laurie meinte das es jetzt fast noch ruhiger war, denn zu dem Abschluß der Feierlichkeiten in der Kirche, kam nun auch noch die Uhrzeit dazu.

Laurie selbst fühlte sich nicht müde und auch Rose an ihrer Seite, machte noch einen ganz munteren Eindruck. Rose hatte sich erneuert bei Laurie eingehakt und so liefen sie schweigend über den Kirchenplatz, der sich schnell leerte. Stille herrschte zwischen ihnen. Doch es war nicht mehr die aufwühlende Ruhe, die noch vor ein paar Stunden in Laurie geherrscht hatte. An ihre Stelle war nun ein warmes Glücksgefühl getreten. Laurie war sich durchaus bewußt, daß sie noch nicht ihren endgültigen Seelenfrieden gefunden hatte. Aber es war zumindestens ein Anfang.

Ein zufriedenes Lächeln lag auf ihrem Gesicht, während sie schweigend einen Schritt vor dem anderen setzten. Rose durchbrach die Stille zwischen ihnen als erstes. Leise flüsternd, um den Augenblick nicht zu zerstören.

„Ich war einundzwanzig als ich Kyle kennenlernte. Ich war in einer schottischen Familie zu Gast, mit denen ich über die Jahre hinweg eine Brieffreundschaft gehegt hatte.“

„Eine Brieffreundschaft nach Schottland? Ohne Internet? Wie sind sie denn dazu gekommen?“ Laurie fragte sie in dem gleichen leisen Tonfall in dem auch Rose sprach.

Rose nickte amüsiert über Laurie. „Ihr jungen Leute! Denkt das ohne dem Internet gar nichts mehr gehen würde.“ Rose gluckste erheitert. „Wobei ich sagen muß, daß ich es inzwischen selbst nicht mehr missen möchte.“ Lauries Augen wurden Tick größer bei den Worten der alten Dame neben ihr, doch sie schluckte ihre Frage runter. Sie wollte Rose nicht zu nahe treten, indem sie sie auf ihr Alter ansprach.

In normaler Lautstärke fuhr Rose fort. „Man ist nie zu alt zum dazu lernen und ich war schon immer sehr neugierig. Sehr unziemlich für ein Mädchen in der damaligen Zeit. Ich habe meine Mutter in den Wahnsinn mit meiner ständigen Fragerei getrieben.“ Fröhlich drückte Rose den Arm ihrer Gefährtin fester und verlor sich für einen Augenblick in den Erinnerungen an ihre Eltern.

Zumindestens vermutete Laurie, daß Rose an sie dachte.

„Bei uns im Nebenhaus wohnte eine schottische Familie. Zum Anfang kannten sich meine Familie und die von Anne-Marie nicht besonders gut. Ein nachbarschaftliches `Guten Tag` war das einzige was zuerst ausgetauscht wurde. Dann aber wurde Caitlin, Anne-Maries Mutter, mit ihr schwanger und nur wenige Zeit später, meine Mutter mit mir. Aus dem `guten Tag` wurde  `und wie geht es ihnen heute? ` und später: `möchten sie vielleicht auf einen Tee mit herüber kommen? `.

Mit wem konnte man schon über die Probleme einer Schwangerschaft besser reden, als mit einer Frau, die das Gleiche durchmachte?

Neun Monate sind eine lange Zeit in der sich eine Freundschaft festigen kann und diese tat es. Ich habe keine Ahnung, ob es an dieser innigen Freundschaft lag, oder einfach nur daran, daß ich schon vor meiner Geburt ziemlich ungeduldig war, jedenfalls setzten bei meiner Mutter und bei Caitlin zur selben Zeit die Wehen ein. Anne- Marie wurde genau zum errechneten Termin geboren, doch ich war ungefähr vier Wochen zu früh dran.“

Rose hielt ihr Gesicht in den fallenden Schnee und tauchte weiter in ihre Vergangenheit ein, die sie zum Zeitpunkt ihrer Geburt, nur aus Erzählungen kannte.

„Wir wurden beide kurz vor dem `Schwarzen Donnerstag` geboren. Den Tag, an dem die Börse ihren schwärzesten Tag erlebte. Für Anne-Marie und mich war es ohne Bedeutung. Wir waren klein und unwissend, ohne Ahnung, daß es im Endeffekt dieser Tag war, der unsere Familien einmal trennen würde.

So wuchsen wir unberührt von den Sorgen unserer Familien auf, hatten nichts anderes im Kopf, als den nächsten Ort für unsere Abenteuer zu finden, die wir uns beide ausdachten.

Caitlin wurde zunehmen depressiver. Schon immer hatte sie Heimweh nach ihrer Familie gehabt, aber sie war eine gute Ehefrau und war ihrem Mann von Schottland nach New York gefolgt. Doch an dem Tag, als die Börse zusammenbrach, verlor auch die Firma, in der ihr Mann arbeitete ihr Geld und mußte kurz darauf bankrott anmelden. Es war schwer für ihn, einen neuen Job zu finden, denn so wie es seiner Firma ergangen war, so war auch die Karriere von vielen anderen zu dem Zeitpunkt beendet. Die finanziell unsichere Zukunft und das Heimweh von Caitlin waren es, die sie den Entschluß fassen ließen, wieder zurück nach Schottland zu gehen.

Anne-Marie und ich waren sechs, als wir getrennt wurden. Doch meine Mutter und Caitlin versprachen sich, miteinander in Verbindung zu bleiben, und so entstand diese  Brieffreundschaft zwischen den beiden Frauen, die wir Töchter fortführten.

Zum Anfang waren es nur Bilder, die wir den Briefen unserer Mütter beilegten. Später folgten dann kleine Absätze am Ende des Briefes und als wir ungefähr 13 Jahre alt waren, schrieben wir unsere eigenen Briefe. Es war aufregend eine Freundin zu habe, die soweit weg wohnte und mit der man alles teilen konnte. Heimlichkeiten, die für die Ohren der Mütter tabu waren.“

Re: Another year has gone by

Schön, dass einem manchmal Wünsche erfüllt werden!!

Ein ziemlich ruhiges Kap. Man erfährt einiges über Rose und hast Dir echt die Mühe gemacht, dass auch alles mit dem zeitlichen Hintergrund übereinstimmt. (Börsenkrach). Es ist schön zu lesen, dass auch einige Deiner Nebenfiguren so einen detaillierten Hintergrund haben.

Hast Dich diesmal ziemlich kurz gefasst, aber ich nehme mal an das nächste Kapitel wird wieder etwas länger.
Ich glaube ich bin schön ziemlich verwöhnt worden, da Du ja letzte Woche soviel gepostest hast. *grins*

LG Eve

Re: Another year has gone by

Eine wirklich nette Geschichte zu Rose! Nun kennen wir diese ältere Dame schon besser! Ob sie noch weiter in der Geschichte vorkommt? Ich hoffe, ich glaube sie ist eine wirklich recht lustige Lady, wenn der Hintergrund passt!

LG Flymoon





Danke Chris!!!

Belle:Did you know Horatio was the first CSI?
Horatio: He was..er..what?
Belle: In Hamlet, when Hamlet was poisoned and dying. He asked his best friend Horatio to tell the world who murdered him.
Horatio: Ok, I'll tell the world.

Re: Another year has gone by

Endlich bin ich mal Smillas Link gefolgt und habe mir das Video von Titanic angeschaut. Und mußte doch wirklich grinsen, als ich ihre Rose noch einmal so vor Augen geführt bekam.

Ich muß gestehen, daß ich an sie überhaupt nicht gedacht habe, als ich meiner Rose Leben eingehaucht habe.

Meine Rose gibt es wirklich. Sie ist eine Kundin von mir, die mir ihre Geschichte erzählte. Von dem Friedhof, wo ihr Mann nach 54 Jahren Ehe in einem anonymen Grab beigesetzt wurde. Auf einer Wiese, die weit außerhalb des eigentlichen Friedhofes liegt. Alles, wie sie auf den Friedhof gegangen ist um ihren Mann zu besuchen, verfolgt wurde und dann schließlich am Grab ihres Mannes ausgeraubt wurde, ist keine Fiktion. Es ist ihr wirklich passiert. Sie stand bei mir im Laden und erzählte mir ihre Geschichte und war so stolz,...... so verletzlich, ich kann es nicht beschreiben, es hat mich einfach nur beeindruckt. Und als ich sie fragte, wie sie denn jetzt nach 2 Jahren damit zurrecht kommt, da hatte sie Tränen in den Augen und sagte gar nicht. Sie vermißt ihn noch immer fürchterlich. Aber sie ist aus dem Laden mit hoch erhobenem Haupt gegangen und hat vorwärts geschaut.

Ihr seht, sie hat nichts mit der Rose aus Titanic gemeinsam, außer den Namen, den ich mir aus einer Namensliste für sie herausgesucht habe. Rose war einfach perfekt für sie.

Ich weiß, daß ich gesagt/geschrieben habe, daß ich eigentlich dreimal in der Woche reinsetzten müßte. Aber ich habe momentan ein solches Schreibtief (ich weiß nicht ob ich in den Winterschlaf falle oder in die Frühjahrsmüdigkeit), daß ich es mich nicht wage. Wenn ich wieder drin bin, verspreche ich Euch, setzte ich wirklich dreimal die Woche rein.

Aber nächste Woche werde ich es doch tun. Denn für nächste Woche Sonntag habe ich ein besonderes Kapitel und das soll auch einen besonderen Tag bekommen. (Ein besonderer Tag für mich ist immer, wenn ich ausschlafen kann und auch ohne Wecker um 6.00 Uhr wach bin.)

@Flymoon: Das sind die ungeplanten Dinge, die aus einer kurzen Geschichte ein Buch machen.

@Eve: Das Dir das aufgefallen ist! Aber was wundere ich mich eigentlich. Eigentlich hatte ich ja was anderes im Sinn für meine Rose gehabt. Aber das war mir dann doch zu heikel, auch wenn es nur angerissen war. Aber wer zu dieser Zeit geboren ist, der kann nur eine interessante Vergangenheit haben! Es ist wirklich ein sehr ruhiges Kapitel, denn es gehört definitiv zum Weihnachtskapitel von Laurie hinzu. Ich habe auch beide an einem Tag geschrieben. Vielleicht hätte ich es um der Stimmung wegen, doch an einem Tag posten sollen.

Aber jetzt geht es weiter. Das neue Jahr ist da und damit auch ein Neuanfang.

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Ein neues Jahr,

Ein neuer Beginn.

Laurie stand auf der gegenüberliegenden Seite des großen Steingebäudes und betrachtete die dick eingemummelten Passanten die zur Tür des 15. Reviers ein und aus gingen.

Sie hatte noch ein paar Minuten Zeit bevor auch sie durch diese Türen gehen mußte. Ein paar Minuten sie auch dringend zum Sammeln ihrer Gedanken brauchte.

Dieses war also ihr Neuanfang.

Mal wieder mit John. Oder zumindestens nicht ganz ohne.

Sie stieß mit einem tiefen Seufzer die Luft aus ihren Lungen und machte sich dann bereit die ersten Schritte in ihr neues Leben zu gehen. 

Sie lächelte grüßend die Officers am Counter an und ging weiter zu der Treppe, die sie nach oben führen würde, zu ihrem ersten Verhör.

„Laurie!“ Beim Klang der ihr vertrauten Stimme drehte sie sich auf der Treppe um und sah John, wie er mit einem Lächeln im Gesicht auf sie zukam.

„Guten Morgen John.“ Ihr lag noch auf den Lippen ihn zu fragen, ob er gut geschlafen hatte, aber das war wohl mehr die Gewohnheit und gehörte weder zu diesem Ort, noch zu den Dingen, die sie ihn überhaupt noch fragen sollte.

Etwas außer Atem kam er vor ihr zum Stehen.

„Du hast dich also doch um die Stelle beworben?“ Laurie nickte, ebenfalls mit einem Lächeln im Gesicht. „Und bekommen. Bei so viel Zuspruch von euch allen, fiel mir keine bessere Möglichkeit ein, mich vor Fragen zu schützen, warum ich es nicht getan habe.“

Das Grinsen auf Johns Gesicht vertiefte sich. „Eine gute Entscheidung von dir.“

„Morgen! Ein gesundes neues Jahr.“ Laurie und John warfen sich einen Blick zu. Sie haßten beide diese Floskel zum neuen Jahr, die man noch in zwei Wochen hören würde. Aber sie wünschten es ebenfalls den vorbeigehenden Sergeant und traten einen Schritt beiseite, um ihn durchzulassen. Einstimmig verlegten sie ihre Unterhaltung an einen weniger durchlaufenden Ort, zum Fuße der Treppe.

John zog Laurie zu den, für Besuchern bereitstehenden Stühlen, und bedeutete ihr Platz zu nehmen.

„Komm setzt dich. Hast Du noch einen Augenblick Zeit?“ Laurie ließ sich neben ihm auf einem Stuhl sinken, beugte sich aber noch mal ein Stück nach vorne um an John vorbei einen Blick auf die Uhr über der Eingangstür zu werfen. Es war zehn vor neun.

Sie schaute wieder zu John und nickte. „Ein bißchen habe ich noch, bevor ich hier mein erstes Verhör durchführen muß.“ Ihre Finger waren nervös mit der Schnalle von ihrer Aktentasche beschäftigt. Dunkelbraunes Leder, einst ein Weihnachtsgeschenk von John, jetzt eine ihrer absoluten Lieblingstaschen. John beobachtete belustigt, wie sie das Band aus der Schnalle rauszog, um es sofort wieder einzufädeln. Er war versucht, seine Hand beruhigend über die ihre zu legen, vergrub sie aber statt dessen in seinen Manteltaschen. Um sie dann doch wieder herauszuziehen und sie ihr auf die ihre zu legen. Ihre Hände waren eiskalt und feucht. John bezweifelte, daß es an der Kälte lag.

„Hey, du hast keinen Grund nervös zu sein. Wenn sie nicht geglaubt hätten, daß du die richtige für den Job bist, dann hätten sie dich nicht eingestellt!“ John legte den Kopf schief und versuchte einen Blick in Lauries Augen zu erhaschen, die noch immer auf die Schnalle gerichtet waren. Bei seinen Worten schaute sie hoch und versuchte sich an einem Lächeln. Sie  entzog ihm ihre Hände und stopfte sie in die Manteltasche.

„Ja, du hast ja recht“, gab sie zu und lehnte sich an ihrem Stuhl an. „Aber hier liegt soviel Verantwortung, ich weiß nicht, ob ich die richtige dafür bin. Was ist, wenn ich dem ganzen nicht gewachsen bin?“ John lehnte sich ebenfalls zurück, ließ aber seine Hände locker im Schoß liegen.

„Warum solltest du dem nicht gewachsen sein?“, wollte er wissen. „In der Immobilienfirma, wo du vorher gearbeitet hast, hast du doch auch viel Verantwortung getragen. Und es meisterlich bewältigt. Warum sollte es hier anders sein?“ Laurie seufzte. „Ich weiß nicht.“ Sie dachte für eine kurze Weile nach. „Da ging es nur um Wohnungen, Häuser. Hier aber geht es um Menschen, was ist, wenn ich eine falschen Entscheidung treffe?“

Als John nichts erwiderte, sah Laurie ihn von der Seite her an. Er lächelte  nur, ein kleines spöttisches Lächeln, aber mit etwas Mitleid getränkt. Laurie sah wieder auf ihre Tasche hinab, dann wieder hoch zu John, ihre Mundwinkel fingen bereits an zu zucken. „Sag nichts. Ich weiß, als ich mich damals für diesen Beruf entschieden habe, war es genau aus diesem Grund gewesen.“ John lachte jetzt offen. „Ja, du wolltest die Welt von allen Verbrechern befreien und dafür sorgen das die Kriminalitätsrate drastisch sinkt.“ Laurie grinste und ein wenig von ihrer Anspannung fiel bei dieser Erinnerung von ihr ab. „Ja, ich erinnere mich. Du wolltest sie jagen und ich dann ins Gefängnis bringen.“

Eine Erinnerung an ein Baumgespräch, damals im Park, als alles noch in Ordnung war.

„Wenn du magst, dann können wir ja mal einen Kaffe zusammen trinken gehen?“ John war sich nicht sicher, ob Laurie auf den Vorschlag eingehen würde, konnte aber auch nicht widerstehen, ihn zu machen. Vielleicht lag es an der Vertrautheit die plötzlich wieder zwischen ihnen herrschte, vielleicht waren es aber auch nur die tief vergrabenen Gefühle für sie, die in diesem Augenblick wieder hochkamen.

Laurie nickte. „Klingt gut.“

Stille, in der keiner von ihnen beiden was sagte, aber trotzdem keiner von ihnen gehen wollte.

„Wie war dein Weihnachten?“, fragte John leise.

Laurie seufzte und fing wieder an der Schnalle zu spielen. „Zum Anfang fürchterlich, aber dann ist es doch noch sehr schön geworden.“ Sie schwieg, erinnerte sich an Rose ihre Worte, und faßte sich ein Herz.

„Ich habe viel nachgedacht. Als es noch fürchterlich war“, fügte sie hinzu. Laurie ließ die Schnalle Schnalle sein und drehte sich mit ihren ganzen Körper zu John um. „John ich möchte mich bei dir entschuldigen. Dafür das ich immer so.....“ Laurie überlegte, wie sie den Satz am besten zu Ende brachte. „so anstrengend war.“ John hob überrascht seine Augenbrauen.

„Tut mir wirklich leid.“ Laurie legte ihre Hand nun ihrerseits auf Johns und lächelte ihn schüchtern an.

John fing sich schnell wieder von seiner Überraschung. Er schaute kurz auf die Hand in seinem Schoß und dann wieder zu Laurie. „Schon gut, so schlimm war es gar nicht.“ Er drehte seine Hand und drückte die ihre. Ein weitere Moment der Stille entstand, wenn auch nicht auf dem Revier, so doch zwischen den beiden.

„Eine Entschuldigung von dir?“, versuchte John das Gespräch mit einem kleinen Scherz wieder aufzunehmen. „War das dein guter Vorsatz fürs neue Jahr?“ Laurie lachte. Es war ein warmes Lachen. John freute sich es zu hören und noch mehr, es auch in ihren Augen zu sehen.

„Nein“, erwiderte Laurie, „das war nicht mein guter Vorsatz fürs neue Jahr.“ „Welcher dann?“, fragte John neugierig. Er wußte, daß Laurie sich jedes Jahr zu Sylvester eine Sache vornahm, die sie unbedingt tun wollte.

Mit einem Blick auf die Uhr, erhob sich Laurie, blieb aber noch für eine Antwort bei John stehen. „Mein Temperament zu zügeln!“ Sie legte John eine Hand auf seine Schulter und wandte sich zum gehen. „Wir sehen uns“, rief sie ihm noch über die Schulter zu, bevor sie die Treppen hinaufstieg.

Ihr Temperament zu zügeln? Johns Augen folgten ihr, als sie über die Treppen verschwand, folgte ihr aber nicht sogleich. Was war das für ein Weihnachten für Laurie gewesen, daß sie sich so einen Vorsatz machte?

Er warf genauso wie Laurie einen Blick auf die Uhr und machte sich dann, ebenso wie sie, auf dem Weg in seine Etage. Mit einem Blick zu seinem Schreibtisch, stellte John fest, daß Andy noch nicht da war. Und so führte ihn sein erster Weg ihn zur Kaffeemaschine und nicht zu seinem Platz.

Er hatte Laurie nicht versprechen müssen, daß Mika ihn nicht von der Arbeit abholen würde. Laurie kannte ihn gut genug um zu wissen, daß er Mika auch ohne ein Gespräch darüber, darum bitten würde.

Nur da gab es nichts, worum John Mika bitten müßte. Mika zeigte zwar großes Interesse an seiner Arbeit, aber doch nicht genügend, um hier zu erscheinen. Trotzdem würde er es in einem Nebensatz erwähnen.

John fügte seinem Kaffee zwei Stück Zucker hinzu, rührte ihn geistesabwesend um und ging zu dem Fenster hinter seinem Schreibtisch. Seit ein paar Tagen hatte es aufgehört zu schneien, wogegen die Kälte jedoch nicht nachgelassen hatte. Der Schnee fror auf den Straßen und verwandelte New York in eine einzige Schlittschuhbahn. Und die Streufahrzeuge, welche John gerade beobachtete, versuchten genau das zu verhindern.

In der Nacht vom 24. zum 25. war er von der Leere neben ihm im Bett aufgewacht und mußte feststellen, daß Mika nicht mehr neben ihm lag. Sie war auch nicht im Badezimmer oder in der Küche gewesen, wo John sie suchen ging. Die Wohnung war leer und John verwirrt. Und zugleich erstaunt gewesen. Wo war sie um diese Uhrzeit? Warum hatte sie ihm nicht mal ein Zettel hinterlassen?

Er hatte sich die Zeit genommen sich einen Tee zu machen, um dann im Wohnzimmer auf sie zu warten. Wenn sie ihm keine Nachricht hinterließ, hieß es doch, daß sie wieder zurückkam?!

Nach drei Stunden war er sich nicht mehr so sicher. Seine Augen waren immer kleiner geworden und als sie eine halbe Stunde später immer noch nicht da gewesen war, hatte er es sich wieder in seinem Bett bequem gemacht. Zu dem Zeitpunkt war es 5.00 Uhr.

Das Einschlafen war ihm jedoch schwer gefallen. Immer wieder waren seine Gedanken um die Frau gekreist, die eigentlich um diese Uhrzeit hätte neben ihm liegen müssen, aber es nicht tat.

John wußte, daß ihr Verhältnis zueinander noch immer nicht so eng war, wie er es sich gewünscht hätte. Mit müden Augen hatte er die Laterne vor seinem Fenster beobachtet, die den Schnee, der fiel, in goldenes Licht tauchte.

Weihnachten in seinem Bett und auch jetzt auf dem Revier, erinnerte sich John, wie glücklich Mika gewesen war, als er diesen besagten Donnerstag, ohne Ring von Laurie zurückgekehrt war. Sie hatte es sofort bemerkt, keine fünf Minuten nachdem er seine Wohnung betreten hatte, wo sie auf ihn gewartet hatte. Sie hatte seine Hand genommen und über den Finger gestrichen, wo sonst sein Ring gesessen hatte. Hatte mit leuchtenden Augen hochgeschaut und ihm gesagt, daß sie ihn liebte. Zum ersten mal.

John erinnerte sich, daß er sie zärtlich in den Arm genommen und sie fest an sich gedrückt hatte. `Liebst du mich auch? `, hatte sie zu begehren gewußt und er hatte ja gesagt. Und damit gemeint, daß er sie sehr gerne hatte.

Er bekam noch jetzt ein schlechtes Gewissen, so wie er auch in der Nacht, wo er auf sie gewartet hatte, Gewissensbisse bekommen hatte, daß er nicht mehr hatte zu ihr sagen können.

John drehte sich von dem Fenster weg und schaltete seinen Computer ein. Es wurde Zeit endlich mit der Arbeit anzufangen.

Doch er ertappte  sich dabei, wie er auf den Monitor starrte, ohne etwas zu sehen.

Es war schwer für ihn ein so tiefes Gefühl aufzubauen, wenn keine wirkliche Nähe da war. Und zwischen ihm und Mika war keine intime Nähe, die sie verband. Es sei denn er zählte die Momente dazu, in denen sie sich liebten. Aber was hatte Laurie zu ihm gesagt, bei einem der Gespräche nach der Trennung, Sex war nicht alles.

Wie konnte er eine Frau lieben, die ihm nichts über sich erzählte? Wie konnte sich Intimität einstellen, wenn sie ihm nicht mal sagte wo sie in dieser Nacht gewesen war. Wie konnte sich Vertrautheit einstellen, wenn nicht einmal Vertrauen da war?

„Ein fröhliches neues Jahr!“ Andy strahlte seinen Freund über den Schreibtisch hinweg an, wohl wissend, wie sehr John diese Worte verabscheute.

Re: Another year has gone by

Jawohllll, ich sags ja die ganze Zeit Mika ist eine ganz linke Bazille!!!!

Ich hoffe John stellt sich weiterhin die richtigen Fragen und schickt sie endlich in die Wüste!

Die Szenen zwischen John und Laurie sind immer noch so liebevoll. Dass ich irgendwie nicht an eine entgültige Trennung denken kann.

Ansonnsten ist es wie immer ein sehr schönes emotionales Kap. Welches ich sehr gern gelesen habe. Ich mag die Kapitel mit den beiden einfach am liebsten. Obwohl es in der Realität oft anders aussieht. Ehepaare die sich trennen gehen ja oft nicht gerade sehr "liebevoll" miteinander um, ganz im Gegensatz zu John und Laurie. Aber das finde ich in dieser Geschichte ja so schön. Und was Rose angeht finde ich toll, dass Du auch mal ein Stück Realität miteingebaut hast, vielleicht ist es ja der Grund, weshalb mir vor allen Dingen diese beiden Kapitel mit der alten Dame so gut gefallen haben. Schön, wenn man interessante Leute kennenlernt und die in seine FF´s mit einbaut.

Auch ja, eine Frage habe ich aber dann doch noch. Was ist ein "Baumgespräch". Hast Du Dich da verschrieben, oder hat es mit dem Park zu tun?

Ach ja und mach Dir mal keinen Kopf wegen der Posterei, wir (ich spreche ganz einfach mal für die anderen Leser mit) werden Dir weiterhin die Treue halten, auch wenns nur ein Kap. in der Woche gibt und gespannt bin ich schon auf das besondere Kapitel, welches Du Sonntags posten willst!!

LG Eve

Re: Another year has gone by

@Eve: Ach Eve, das ist doch ein Mann! Wann stellen sie denn mal die richtigen Fragen im richtigen Augenblick, an die richtige Person? Also nach meinen Erfahrungen ist das nicht besonders oft. Aber ich lasse mich da gern eines besseren belehren. Ich habe schon gehört, daß es andere Exemplare geben soll, als die welche mir über den Weg gelaufen sind.

Das mit dem ´Baumgespräch kommt aus dem ersten Kapitel. Zu einer Zeit, wo John und Laurie noch viel gemeinsam in den Park gegangen sind, zusammen Basketball gespielt, und sich danach noch stundenlang unterhalten haben. Ich habe mir schon gedacht, daß diese Frage aufkommt, denn es ist arg vom Anfang.

Ob das Kapitel für Sonntag nun wirklich so außergewöhnlich ist, mag ich mal bezweifeln. Jedenfalls für Euch. Aber für mich ist es besonders, weil ich da zum ersten Mal einen Wunsch oder Anregung von außen mit in die Geschichte aufgenommen habe.

@Flymoon: Ha! Ich habe nur 136 Seiten gebraucht, um Dich doch mal mundtot zu bekommen!

Also wie versprochen, kommen hier die nächsten beiden Kapitel.

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Maxime und Nicole

Später am Abend.

Maxime und Nicole saßen mal wieder in ihrem Wagen und beobachteten aufmerksam das Revier, aus dem John jetzt hoffentlich bald herausgekommen würde.

Ewigkeiten waren sie nun hinter John hinterher, um über ihn an seine Freundin ran zu kommen. Aber bis auf einen wunden Hintern und strapazierte Nerven, waren sie in dieser Richtung noch keinen Schritt weiter gekommen.

Es konnte doch nicht sein, daß John und seine Freundin sich nicht mehr trafen. Genauso wenig wie Maxime daran glaubte, daß diese Kurzepisode mit dem blonden Mann, die Schwarzhaarige wirklich dazu gebracht hatte, ihre Beziehung mit John zu beenden.

Nicht nachdem was ihr Nicole erzählt hatte, wie John und sie in dem Restaurant miteinander umgegangen waren.

Hatten sie wirklich dieses unausgesprochene Pech gehabt, daß sich die beiden immer nur getroffen hatten, wenn Nicole arbeiten mußte? Maxime rief sich selbst zur Ordnung. Sie sollte nicht undankbar sein, daß Nicole so schnelle einen Job gefunden hatte. New York war teuer und als Künstlerin hatte sie kein regelmäßiges Gehalt, wie so manch anderer.

Trotzdem hätte sie gerne diese Überwachungsaktion hinter sich gebracht. Sie wollte die Abende lieber mit Nicole zusammen auf dem Sofa verbringen, wenn sie schon sitzen mußte, und nicht ständig in einem kalten Auto, wo immer nur die gleichen Leute vorbei gingen. Selbst das sich immer wiederholende Fernsehprogramm kam ihr verlockender vor, als hier zu hocken und in den Matsch hinauszustarren.

Laurie hin oder her, sie hatten auch noch ein Privatleben.

„Hey.“ Nicole drehte sich zu ihr um und gab ihr einen schnellen Kuß auf den Mund, bevor sie sich wieder zu ihrem Fenster umdrehte. „Paß auf, heute habe wir bestimmt Glück. Wir haben ein neues Jahr und das fängt meistens mit etwas gutem an.“ Aufmunternde Worte, mit einer Stimme gesprochen, die nicht halb so überzeugt klang wie sie hätte eigentlich klingen müssen, um ihre Freundin zu motivieren. Maxime lächelte still vor sich hin. Sie wußte, daß auch Nicole inzwischen die Nase voll hatte. „Bestimmt“, erwiderte sie deswegen und schob ihre Hand in die von ihrer Freundin.

Und plötzlich passierte wirklich etwas in ihrer langweiligen Überwachung. Laurie kam aus dem Revier. „Oops.“ Maxime hatte die Freundin zuerst entdeckt und rutschte blitzschnell in den Fußraum des Beifahrersitzes, während Nicole der Freundin die Mütze vom Kopf riß. Es war zwar dunkel und Laurie hatte Nicole nur einmal gesehen, dennoch wollte sie kein Risiko eingehen. Sofort war die Depression verschwunden, die noch bis vor wenigen Augenblicken in diesem Wagen geherrscht hatte und machte einem Kichern Platz. Und das kam von Maxime, die mit ihrer beachtlichen Größe von 1,76m arge Probleme hatte ihre Füße und Hände zu sortieren. Und dem nicht genug, fing in dieser Sekunde an, ihr Handy zu klingeln. Nicole und Maxime fingen nun wirklich an zu lachen. Nicole tastete blind nach der Tasche von Maxime, während Maxime versuchte sich in dem Fußraum zu drehen und ihre Hand unter dem Hintern hervorzubekommen.

„John kommt!“ Nicole zog ihre Hand wieder von der Tasche zurück und tastete nach dem Zündschlüssel. Das Handy klingelte beharrlich weiter, doch Nicole startete den Wagen. Durch das Ausscheren aus der Parklücke wieder in den Fußraum gedrückt, verlor Maxime wieder das Handy aus der Hand, welches sie endlich zu greifen bekommen hatte.

Endlich, nach langen Sekunden des endlosen Klingelns, bekam Maxime das Telefon wieder in die Hand. Sie kicherte noch immer, als sie den Anruf annahm. „Mission Impossible!“, meldete sie sich und Julia, die am anderen Ende der Leitung stand, schwieg verwirrt. „Maxime?“ „Ja.“ „Was ist bei euch los?“ Maxime befand, daß ihre Stimme immer verwirrter klang. „Oh, nichts Besonderes“, sie hörte Nicole lachen und prustete ebenfalls los. „Ich sitze hier nur im Fußraum von meinem Wagen, kann mich kaum bewegen, geschweige denn wieder auf den Sitz rutschen, weil Nicole wie eine Besenkte gerade John verfolgt.“ Erneuert kicherte sie und selbst Julia fing jetzt an zu lächeln. Maxime konnte es bei ihren nächsten Worten ganz genau hören. „Und warum bitte, sitzt du im Fußraum und nicht auf dem Beifahrersitz?“ „Weil du dumme Nuß uns nicht gesagt hast, daß Laurie den Job bekommen hat!“, konterte Maxime. „Oh, sie hat sich doch beworben? Wie schön!“

„Ich möchte dem ja gerne zustimmen, aber wenn sie nur einen Tag später angefangen hätten, wäre es mir im Augenblick wesentlich lieber!“ Maxime versuchte nun auch die andere Hand unter sich hervorzuziehen, so daß sie wenigstens mit dem Oberkörper frei kam. Doch eine scharfe links Kurve schleuderte sie wieder zurück in ihre Ausgangssituation. „Nicole!“, fauchte sie. „Wenn du weiter so fährst, wird John garantiert merken, daß wir ihm folgen.“ „Glaube ich nicht“, widersprach ihre Freundin, „ich passe mich nur dem New Yorker Straßenverkehr an. Die fahren hier alle so.“ Maxim fluchte und bekam endlich ihre zweite Hand frei. „Paßt mal auf, ich will euch ja nicht lange stören, wenn ihr angekommen seit, wo auch immer das sein wird, dann ruft mich an. Phoebe und Jessie kommen dann euch ablösen.“ Maxime seufzte erleichtert. Sie wußte nur nicht ob es daran lag, weil sie endlich wieder ein Gefühl in ihrer linken Hand bekam, oder weil sie sich nun doch das wunderbare Fernsehprogramm anschauen durfte. „Oh das sind grandiose Neuigkeiten. Ich meld mich dann.“ Sie legte auf und verstaute das Handy wieder in ihrer Tasche. „Sind wir bald da?“, begehrte sie zu wissen. Ihre Beine fingen in dieser Position langsam an einzuschlafen.

„Woher soll ich das wissen?“, antworte ihr Nicole. „John fährt, ich folge nur.“

Endlich, nach einer ewigen Fahrtzeit, hielt Nicole den Wagen an. „Ich glaube wir sind da.“ „Wo ist da?“ Maxime versuchte sich aus ihrer unbequemen Haltung aufzurichten, mußte aber auf Grund der Tatsache, daß sie kein Gefühl mehr in den Beinen hatte, ihr Vorhaben kurzfristig beiseite schieben. Nicole zuckte achtlos mit den Schultern. „Keine Ahnung. Halt da. John hat sich einen Parkplatz gesucht und ich habe das auch.“  Sie grinste ihre Freundin entschuldigend an. „Tut mir leid, mehr kann ich dir auch nicht sagen.“ Kein freundliches Lächeln kehrte zu Nicole zurück. Nur ein etwas Gequältes. „Schon gut, hast du einen Straßennamen?“ Nicole nickte. Beim Einbiegen in die Straße hatte sie zufällig einen Blick auf das Straßenschild geworfen und den gab sie nun an Maxime weiter.

„Na, das ist doch wenigstens etwas“, murmelte Maxime vor sich hin, während sie abermals nach ihrem Handy griff und Julia den Namen durch gab. Wonach ein weiterer erfolgloser Versuch folgte sich zu befreien. Doch der Fußraum von ihrem eigenen Wagen war nicht dafür ausgerichtet ihre langen Beine samt Hinterteil aufzunehmen. Auch nicht, wenn der Sitz gänzlich nach hinten verschoben war und sie das Handschuhfach im Rücken hatte.

„Kannst du mir nicht wenigstens helfen“, wandte sich Maxime an Nicole, aber die schüttelte nur den Kopf, während sie ihre Freundin wieder in den Fußraum drückte. Maxime protestierte stöhnend. „Hey, was soll das?“  „Bleib unten. John sitzt noch im Auto und wenn ich es richtig sehe, dann schaut er in den Rückspiegel.“ Nicole tat als ob sie was in dem Handschuhfach suchte und verschwand somit aus Johns Sichtfeld. Tatsächlich aber beugte sie sich zu Maxime herunter und nutze den Augenblick, wo ihre Freundin sich nicht bewegen konnte. „Hab ich dich endlich da, wo ich dich schon immer haben wollte.“ Sie griff mit ihrer Hand Maxime unter die Jacke und streichelte ihre bloße Haut. „Hmmm, im Fußraum meines Wagens?“, versuchte Maxime trotz ihrer eingeschlafenen Beine zu witzeln, genoß aber die intime Berührung von Nicole. Auch wenn ihre Hand eiskalt war und es sie fröstelte. „Nein“, murmelte Nicole zwischen zwei kleinen Küssen auf Maxims Mund, „bewegungsunfähig.“ Sie küßten sich lange, vergaßen Zeit, Raum und Unbequemlichkeit, bis plötzlich die Beifahrertür aufgerissen wurde.

„Na, das sind ja nette Aussichten! Auch wenn es mir ganz persönlich lieber ist, wenn derjenige, der da unten hocken würde, ein Mann wäre.“ Jessie grinste auf die beiden Verliebten hinab. Unerwartet und doch angekündigt, tauchte ein zweites Gesicht auf, das Jessie über die Schulter schaute. Phoebe. „Mhmm, süß.“ Jessie stupste Phoebe lachend in die Seite. „Bitte mehr Respekt vor Liebenden.“

Nicole setzte sich wieder auf ihren Sitz. „Ist John weg?“ Jessie zuckte mit den Schultern. „Keine Ahnung, als wir ankamen, war er jedenfalls nicht mehr in Sicht.“ Sie schaute hinunter auf Maxime. „Kann ich dir irgendwie behilflich sein?“ Böse schaute die lange Blondine zu Jessie auf, welche sie nur feixend musterte. „Ja oder nein?“ sie genoß es sichtlich ihre Freundin aufzuziehen. Schweigend hielt ihr Maxime die Hand entgegen und Jessie bemühte sich, die nicht nur sehr große, sondern auch ziemlich schwere Maxime aus ihrem Gefängnis zu befreien. „Man Maxime, hast du schon mal überlegt dich auf Diät zu setzten?“ Jessie keuchte und zerrte an dem Arm ihrer Freundin. „Ich bin nicht dick“, protestierte diese auch sofort, „ich habe nur schwere Knochen!“ Mit einem Ruck löste sich Maxime aus ihrem unfreiwilligen Gefängnis und ließ sich, die eingeschlafenen Beine reibend, auf den Beifahrersitz nieder.

Jessie schaute inzwischen zu gegenüberliegenden Häuserreihe. „Und hier wohnt also John.“ Maxime folgte ihrem Blick. „Wie kommst du denn darauf?“ Mitleidig sah Jessie von der Häuserfront wieder zu Maxime. „Ist dir in der Position auch das Gehirn eingeschlafen? Er hat Feierabend und fährt hierher. Also muß er hier wohnen!“ „Oder seine Freundin“, schnappte Maxime zurück. Dieses eingesperrt sein  in den Fußraum und die langen Überwachungen stimmten sie nicht gerade fröhlich. Und auch erst recht nicht der Spott mit dem Jessie sie aufzog. „Oder seine Freundin“, stimmte Jessie lächelnd zu. Fast so als ob sie Maximes Gedanken gelesen hatte.

„Es ist Johns Wohnung. Seine Freundin kommt. Achtung!“ Doch das letzte Wort brauchte Nicole gar nicht besonders zu betonen, denn schon als Maxime das Wort Freundin gehört hatte, hatte sie die Autotür zugezogen, um das automatische Licht auszuschalten. Phoebe und Jessie duckten sich hinter dem Wagen. Sie fingen alle an zu kichern. Zwei draußen, zwei drinnen. Das war besser als in jedem James Bond Film, befand Jessie. Sich hinter dem Wagen weiterhin duckend, schlich sie zu seinem Ende und linste um die Ecke. Sie war zu neugierig, welchen Häusereingang die Schwarzhaarige nehmen würde.

Als auch sie außer Sicht waren, kamen die Frauen wieder zusammen.

„Hört mal“, begann Maxime, „wir würden ja noch gerne weiterhin unsere Zeit mit euch verbringen...“ „Würden wir nicht“, fiel Nicole ihr ins Wort. Lächelnd fuhr Maxime fort: „Aber Nicole und ich habe jetzt was eindeutig, Zweideutigeres vor.“ Sie spürte das nachdrückliche Nicken ihrer Freundin in ihrem Nacken.

„Schon in Ordnung. Wir haben den Wink mit dem Zaunpfahl verstanden.“ Jessie grinste schamlos. „Macht daß ihr beiden nach Hause kommt. Wir kümmern uns um den Rest.“ Hinter ihr nickte Phoebe schniefend. „Wir sehen uns“, kam es von ihr irgendwo aus einem Taschentuch.

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Jessie und Phoebe

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Nachdem sich Phoebe und Jessie von Maxime und Nicole verabschiedet hatten, liefen sie zu ihrem eigenen Wagen zurück, der viel dichter an Johns Haustür stand, als der von den anderen beiden. Im Auto war es noch warm, doch Jessie und auch Phoebe wußten, daß es nicht mehr lange so bleiben würde. „Hätten John und seine Freundin nicht eine Romanze im Sommer beginnen können?“, beschwerte sich Phoebe, die sich bereits den Mantel enger um sich wickelte. „Ich friere nur schon bei den bloßen Gedanken hier über Stunden zu sitzen.“

Jessie lächelte nur und gab Phoebe die große Wolldecke von der Rückbank, die diese auch sofort über sich ausbreitete.

Jessie machte sich Sorgen um ihre Freundin. Von dem tagelangen warten vor dem Pan Am Hotel, hatte sich Phoebe eine dicke Erkältung eingefangen. War aber durch nichts zu bewegen, endlich einmal das Bett zu hüten.  Phoebe seufzte. „Hoffentlich haben wir hier mehr Glück als vor dem Hotel.“ Anscheinend war auch Phoebe mit ihren Gedanken dort. „Hatschi.“ „Gesundheit.“ Jessie schaute mitleidig zu ihrer Freundin, zog ein Taschentuch aus der Tasche und reichte es ihr. Nichts hatte das ewige Warten den beiden gebracht, nur eine Erkältung für Phoebe und Streß mit ihrem eigenen Freund.

„Hör mal Phoebe, du kannst auch nach Hause fahren, ich bleibe auch alleine hier.“ „Nein ist schon gut.“, schniefte es aus dem Taschentuch, „ich warte hier mit dir. Zu zweit ist besser, als sich alleine zu langweilen.“ Phoebe knüllte das Taschentuch zusammen und stopfte es in ihre Manteltasche. Zog es aber sofort wieder raus, als sie ein weiteres Mal niesen mußte. „Komm schon Phoebe, du gehörst ins Bett, um deine Erkältung auszukurieren“, probierte es Jessie ein weiteres Mal. Sie hatte zwar keine große Lust hier alleine zu sitzen, aber noch weniger wollte sie dafür verantwortlich sein, daß Phoebe sich eine Lungenentzündung holte.

„Es ist nicht so schlimm. Nur ein kleiner Schnupfen, sonst nichts.“ Ihre glasigen Augen sagten Jessie da was ganz anderes. Sie ließ die Zündung an und stellte die Heizung eine Stufe höher. „Bist du verrückt“, schimpfte Phoebe. „Ich sagte doch daß es mir gut geht. Du brauchst also nicht extra meinetwegen die Batterie leer laufen zu lassen.“ Jessie zog sich den Mantel enger um sich und gab vor ebenfalls zu frieren. „Wer sagt denn, daß ich es deinetwegen tue? Vielleicht ist mir auch kalt.“ Sie drehte den Regler eine weitere Stufe höher und beobachtete aus dem Augenwinkel, wie ihre Freundin sich entspannt auf dem Sitz neben ihr ausstreckte. „Wenn du meinst“, war alles was sie dazu sagte, bevor sie sich die Decke bis zu den Ohren hochzog.

Bis auf das Surren der Lüftung blieb es still in dem Wagen.

„Meinst du Peter wird sich wieder beruhigen?“, kam es nach einer Weile gedämpft aus der Decke. Peter war Jessies Freund, mit dem sie bereits ein dreiviertel Jahr zusammen war. Und das war für Jessie schon eine sehr lange Zeit. Phoebe vermutete, daß es Jessie diesmal ernsthaft erwischt hatte, denn bisher hatte sie noch keine abfälligen Bemerkungen über ihn gehört, wie es sonst so gerne ihre Art war. Vielleicht hatte er auch nur genügend Tatoos, um Jessies Sucht danach zu befriedigen. Phoebe zog sich die Decke über den Mund, um ihr grinsen zu verbergen. Das Lächeln verschwand schnell wieder, als Jessie antwortete, mit einem wahren Stoßseufzer beginnend. „Vermutlich, wenn ich endlich mit den Überwachungen von Johns Freundin aufhöre und ihm endlich erkläre, warum ich ständig weg bin.“ Phoebe sog überrascht die Luft ein. „Du hast ihm nicht gesagt was wir machen?“ Das Kopfschütteln von Jessie sagte genau das aus. „Nein. Vergiß nicht, es war zum Anfang nur ein Spaß von uns gewesen. Es konnte ja keiner ahnen wo das hinführen würde. Es kam mir kindisch vor, ihm das zu erzählen. Manche Dinge müssen Männer einfach nicht wissen.“ Das konnte Phoebe durchaus nachvollziehen. „Und später war dann irgendwie die Gelegenheit vorbei.“ „Aber du hättest doch nur zu sagen brauchen, als du heute gegangen bist, daß du dich jetzt mit deiner Freundin triffst und den Ex von deiner anderen Freundin überwachst.“

 Nein, das hätte sie nicht sagen können. Beide Frauen fingen bei dem Gedanken an Peters Gesichtsausdruck an zu grinsen, bis sie schließlich leise vor sich hin kicherten.

„Du hast recht, war ein blöder Gedanke“, stimmte Phoebe Jessie zu. „Wie willst du das klären?“ Jessie wurde wieder ernst und zuckte mit den Schultern. „Keine Ahnung. Vielleicht sollten wir wirklich damit aufhören. Maxime und Nicole sind auch schon ziemlich genervt und Julia weiß sowieso nicht mehr wo ihr der Kopf steht, auch ohne, daß sie die Vermittlung für uns spielt.“ Phoebe ließ die Decke ein Stück sinken und schaute ihre Freundin entgeistert an. „Aufhören? Und was ist mit Laurie?“ „Komm schon Phoebe, hättest du den Mumm gehabt Laurie zu erzählen, daß wir John überwachen“ Egal was wir rausgefunden hätten?“ Jessie drehte sich zu Phoebe um und sah ihr direkt ins Gesicht. „Nun, ich hätte es ihr nicht erzählen wollen. Es mag ja sein, daß sie inzwischen wieder etwas ausgeglichener ist, aber einerseits mag ich diesen Zustand nicht aufs Spiel setzen, und zum anderen gebe ich dir mein Wort darauf, würde sie regelrecht ausrasten. Nein danke.

Phoebe zog die Decke wieder über die Nase und starrte nach vorne aus der Windschutzscheibe. „Du meinst, es war alles umsonst?“ Jessie lächelte und suchte unter der Decke nach Phoebes Hand. „Nein, das war es nicht. Das Gefühl etwas zu tun, um Laurie zu helfen, tat uns allen gut. Auch wenn es nur ein Gedanke war und wir nicht wirklich was tun konnten.“ Sie drückte Phoebes kalte Hand. „Und es hat uns wieder einander näher gebracht. Ich meine nicht nur dich und mich, ich meine uns alle.“ Phoebe drückte nun ihrerseits Jessies Hand. „Ja, das hat es. Und es war wirklich ein schönes Gefühl.“ Die beiden lächelten sich an.

Nach einer Weile schaute Phoebe wieder aus dem Fenster. „Aber das heute Abend ziehen wir noch durch, nicht wahr?“ Sie guckte fragend und bittend zu Jessie rüber. „Ja, für heute Nacht bleiben wir noch am Ball.“

Wieder kehrte Schweigen zwischen Jessie und Phoebe ein, in dem jeder seinen eigenen Gedanken nachhing.

Nachts um drei sah Jessie wie Johns Freundin sein Haus verließ. Was für ein Glück für sie. Irgendwann war Jessie nämlich auf den Gedanken gekommen, daß sie wahrscheinlich dort übernachten würde. Und dann hätten sie sich schon wieder eine Nacht umsonst um die Ohren gehauen. Phoebe schlief neben ihr tief und fest, durch ihre Erkältung leise schnarchend. Einen Moment lang überlegte Jessie, ob sie die Freundin wecken sollte, doch nachdem auch Phoebe nicht wach wurde als die den Motor anließ, entschied sie sich dagegen. Phoebe brauchte den Schlaf. Genauso wie sie ihn brauchte, aber das war die Gelegenheit endlich rauszubekommen, wo Johns Freundin wohnte. Jessie konnte manchmal genauso dickköpfig sein wie Laurie.

Vorsichtig folgte sie ihr durch die leeren Straßen und hoffte, daß die Schwarzhaarige mit ihren Gedanken noch so bei John war, daß sie den einzelnen Wagen nicht bemerkte, der ihr in einigem Abstand folgte. Eine Verfolgung bei dichterem Straßenverkehr wäre einfacher gewesen.

Doch Jessie hatte Glück. Auch wenn nicht mit der Tatsache, daß die Frau zu sich nach Hause fuhr. Sie folgte ihr unbemerkt zu einem Restaurant Downtown, daß die ganze Nacht geöffnet hatte und sah wie sie darin verschwand. Jessie stöhnte auf, wollte diese Nacht denn nie ein Ende nehmen?

 Phoebe bewegte sich unruhig im Schlaf.

Jessie war müde und ihr brannten die Augen. Sollte sie nicht doch Schluß machen und in ihre eigene Wohnung fahren? Sie starrte auf das Fenster des Restaurants. Gegen das Schluß machen sprach, daß sich Johns Freundin an ein Fensterplatz setzte, wo bereits ein dunkelhaariger Mann auf sie wartete. Auf einmal war Jessies Müdigkeit wie weggewischt, als sie sah, wie sie diesen Mann umarmte und ihn ein Kuß auf die Wange drückte. Jessie zog erstaunt die Augenbrauen hoch. Noch einer?

Doch in den weiteren anderthalb Stunden die Jessie die beiden beobachtete, waren dies die einzigen Vertrautheiten, die ausgetauscht wurden. Der Anfang und das Verabschieden. Gern hätte Jessie Mäuschen gespielt und gehört was sich die beiden um diese Uhrzeit zu erzählen hatten. So aber mußte sie sich aufs Lippenlesen verlassen, in dem sie mehr als grausig war.

Jessie folgte Johns Freundin weiter durch die Stadt, inzwischen todmüde. Ein Blick auf die Uhr neben dem Autoradio, sagte ihr, daß es bereits viertel vor fünf war, als sie endlich vor einer weiteren Häuserreihe zum stehen kamen. Jessie parkte an der Ecke. Eine Häuserreihe, die ähnlich aussah wie die von John, aber nicht seine war.

In einer der oberen Wohnungen ging ein Licht an.

Jessie beobachtete wie es nach einer weiteren viertel Stunde wieder gelöscht wurde. Wartete weiter, um sicher zu gehen, daß die Frau nicht wieder herauskam und startete dann den Wagen. Zeit Phoebe nach Hause zu bringen.

Sie war sich ganz sicher, daß sie sich bei Phoebe angesteckt hatte und morgen nicht zur Arbeit gehen konnte.




Re: Another year has gone by

Ha, Chyio, sprachlos??? Das schafft man selten bei mir!

Nein, ich bin nur nicht mit dem lesen nachgekommen, denn da möchte ich Zeit haben dafür, darum hat es solange gedauert mit der Antwort!

Das Kapitel mit John und Laurie fand ich echt ganz klasse, ich denke sie sind auf dem richtigen Weg zu einer guten Freundschaft! Schade eigentlich das sie sich erst jetzt nach der Trennung schätzen gelernt haben!

Zum zweiten Kapitel: Da geht es ja munter weiter mit der Observation!!!! Ich bin schon soooo gespannt was die Damen da nun alles rausfinden und wielange es dauert bis John merkt was da geboten ist! Wenn überhaupt, denn Männer sind ja manchmal blind!

LG Flymoon





Danke Chris!!!

Belle:Did you know Horatio was the first CSI?
Horatio: He was..er..what?
Belle: In Hamlet, when Hamlet was poisoned and dying. He asked his best friend Horatio to tell the world who murdered him.
Horatio: Ok, I'll tell the world.

Re: Another year has gone by

....und weiter geht’s...

@Flymoon: und ich dachte wirklich das ich Dich mit meiner Wortgewalt erdrückt habe!

Wie es mit den Überwachungen der Freundinnen weiter geht wirst Du hier gleich (oder vielmehr später) lesen können. Ob John was merken wird...nicht!

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Ein Sparziergang im Schnee

Schweigend wanderten Mrs. McKenzie und John über die Anlage des Woodlawn Friedhofes. John hatte die Hände vor der Kälte tief in seinen Manteltaschen vergraben, doch sie waren noch immer fürchterlich kalt. Selbst der dicke Mantel und der Schal, konnten die Wärme seines Körpers nicht halten. An seiner Seite, eingehakt wie immer, schritt Mrs. McKenzie. Und auch sie trug inzwischen die dickere Version ihrer Gepflegtheit. Der Mantel hatte nun einen Pelzkragen, die Handschuhe waren aus warmer weicher Wolle und auch der obligatorische Hut, den sie immer trug sah nun gefüttert aus.

Der Winter hatte auch dem Friedhof seinen Stempel des Eises aufgedrückt. Wo vorher Pulverschnee die Bäume und Sträucher bedeckt hatte, so hatte die Kälte das Pulver mit einer dünnen Eisschicht umhüllt. Genauso wie auch die Wege aus knirschenden Schneehügeln sich zu einer gefährlichen Eisbahn gewandelt hatten. Doch die Steuergelder hatten hier einen guten Zweck gefunden. Nicht nur die Straßen von New York waren von dem Schnee geräumt, und die Gehwege bestreut; auch hier auf diesem malerischen Friedhof in seiner weißen Pracht, waren die Wege, mit dem dunklen groben Steinen des Streusandes, sicher gemacht worden.

Dennoch waren die Schritte von Mrs. McKenzie und John nur sehr kleine.

Seit John seine Granny, wie er sie inzwischen liebevoll für sich selbst nannte, von ihrem Haus abgeholt hatte, hatte sie noch nicht viel geredet. John schaute die kleine Frau zu seiner Seite an und als er sah, daß sie seinem Blick bemerkte, schenkte er ihr auch noch ein Lächeln dazu.

„Ist alles in Ordnung mit ihnen? Sie sind so still.“ Die Frau an seiner Seite nickte, kaum sichtbar unter dem großen Schal, der ihr Gesicht halb verdeckte. Sie zog ihn mit ihrer freien Hand unter ihr Kinn und antwortete ihm: „Ja, danke der Nachfrage. Mir geht es gut.“ Sie hüllte sich wieder in ihr Schweigen ein, und senkte den Kopf in ihren Schal. Für einen Moment schaute er sie einfach nur an und versuchte zu ergründen, was der alten Dame durch den Kopf ging. Aber fragen wollte er sie nicht.

Viele Besuche mit ihr hier auf dem Friedhof hatten ihn gelehrt, daß sie von sich aus erzählen würde, wenn sie etwas bedrückte. Rose McKenzie war keine Frau, welche mit ihrer Meinung hinter dem Berg hielt. Eine Tatsache, die John schon des öfteren zu spüren bekommen hatte.

Noch waren ihre Fragen höflich und seine Antworten ausweichend, aber schon nach der kurzen Zeit des kennenlernens war ihm nicht verborgen geblieben, daß es nur noch eine Frage der Zeit war, bis sie hartnäckiger werden würde. Noch hatte er Schonfrist. Das wußte er genau. Und wenn er ehrlich war, dann freute er sich sogar schon ein wenig darauf. Er mochte die Frau zu seiner Seite gern und aus Gründen die er selbst nicht so genau verstand, vertraute er ihr vollständig.

Seine Füße kannten den Weg, und er folgte ihnen ohne dieses in Frage zu stellen. Oft genug waren die die schmalen Gassen schon gelaufen und hatten Rose McKenzie zu ihrem Mann gebracht.

Noch immer herrschte Stille zwischen ihnen, und John dem dies eigentlich nichts ausmachte, wurde nun doch ein wenig unruhig. Es war eine andere Art von Stille, als die, welche er sonst zwischen ihnen kannte. Und sie hielt auch sehr viel länger an als sonst. Mrs. McKenzie hatte eigentlich immer was zu erzählen und schwieg wenn überhaupt, nur sehr selten und dann auch nie länger als zehn Minuten. Aber heute hatte sie noch nicht viel gesagt, seit er sie abgeholt hatte.

 „Wie war ihr Weihnachten?“, fragte John jetzt doch noch mal nach. Rose hob ihren Kopf wieder aus dem Schal und vergewisserte sich mit einem kurzen Rundblick, über ihren momentanen Weg. „Es war ein sehr schönes Weihnachten. Ich war in einer kleine Kirche in der Bronx zur Mitternachtsmesse. Es war wunderschön.“

Der Blick der alten Dame war in die Ferne gerichtet, als sie sich an diese Messe erinnerte.

John wollte das Gespräch nicht absterben lassen und so fragte er weiter. „Waren sie allein dort?“ „Ja, ich wollte sie ja nicht zu so später Stunde aus dem Bett holen.“ John lächelte bei dem kleinen Scherz von Mrs. McKenzie. Selbst wenn sie die Absicht gehabt hätte ihn aus dem Bett zu holen, so hätte sie ihn doch nicht erreichen können. Telefonnummern waren bis jetzt nicht ausgetauscht worden. Mit seiner freien Hand öffnete er die ersten Knöpfe seines Mantels und zog aus der Innentasche eine seiner Visitenkarten heraus. Er reichte sie mit einem Zwinkern an Mrs. McKenzie weiter. „Falls sie mich doch mal gerne wecken wollen.“ Rose nahm ihm die Karte ab und verstaute sie in ihrer Manteltasche, nicht ohne vorher einen Blick auf die Karte zu werfen. „Seien sie vorsichtig mit dem was sie anbieten, ich könnte sie beim Wort nehmen!“, entgegnete sie lachend. John lächelte ebenfalls. „Das habe ich mir schon gedacht, als ich ihnen meine Nummer gab.“ Er drückte ihren Arm, wußte aber nicht, ob sie es bei diesem dicken Mantel überhaupt bemerkte.

Mrs. McKenzie schien sich aus ihrem Schweigen gelöst zu haben und fing nun von sich aus an zu erzählen. „Hingegangen bin ich alleine, aber reingegangen sind wir zu zweit.“ „Oh, sie waren dort mit jemandem verabredet?“ John war froh, daß die Dame zu seiner Seite, Heiligabend doch nicht allein gewesen war. Niemand sollte es zu so einem Fest sein.

„Nein, verabredet war ich nicht“, fuhr Mrs. McKenzie fort. „Ich habe vor der Kirche eine junge Frau getroffen, die sich offensichtlich nicht reintraute. Mit ihr habe ich zusammen die Messe verbracht.“ Wie es oftmals der Fall ist, wenn sich alte Leute erinnern, so schwieg auch Rose bei der Erinnerung an die Messe. „Es war eine besondere Nacht.“ Nur ein Satz, den sie aber nicht weiter erklärte. Wie konnte man die Nähe zu einer wildfremden Frau wiedergeben? Vor allen Dingen, wenn der Zuhörer ein Mann war? Auch wenn Mr. Kelly einer der aufmerksamsten Männer war, die sie kannte.

Mr. Kelly. John Kelly. Rose runzelte die Stirn. Ein Verdacht stieg in ihr auf, aber solange Mr. Kelly in ihrer Nähe war, wollte sie seine Visitenkarte nicht noch mal rausholen. Später, wenn sie allein bei Kyle war, hatte sie noch immer Zeit dafür.

„Wie war ihr Weihnachten?“, fragte sie statt dessen den rothaarigen Mann. Seine Antwort erfolgte eine zehntel Sekunde zu spät, als das es wirklich ein schönes Fest für ihn gewesen sein konnte. „Es war sehr schön.“ Eine zehntel Sekunde zu spät. „Aber?“, hakte Mrs. McKenzie nach. Forschend sah sie zu ihm auf, während John sich auf den Weg vor ihnen konzentrierte. Sie umrundeten eine weitere Biegung und folgten dann einen weiteren bestreuten Weg. „Nichts aber“, entgegnete John. Rose konnte regelrecht spüren, wie er sich neben ihr verschloß.

„Wissen sie, ich habe ihnen bereits soviel aus meinem Leben erzählt. Meinen sie nicht, daß ich auch mal für sie ein offenes Ohr haben könnte? Sind wir nicht schon so was wie Freunde geworden?“ Rose Mrs. McKenzie blieb stehen, und zwang damit auch John stehen zu bleiben. Ihre blauen Augen waren milde und der Zug um ihren Mund weich. „Kommen sie schon. Da ist doch noch mehr.“ John rang mit sich, er wollte niemanden mit seinen Problemen belasten, schon gar nicht seine kleine Granny, die ihren eigenen Kummer hatte.

Schlußendlich siegte in ihm doch der Wunsch sich jemanden mitzuteilen. „Es geht um eine Frau“, begann er doch.

Mrs. McKenzie lächelte. „Das tut es meistens.“ Sie setzten beide den Weg zu Kyle fort. „Ich habe sie vor einiger Zeit kennengelernt, das muß jetzt...“, John rechnete kurz nach, „vor ungefähr zwei Monaten gewesen sein.“ Rose überlegte, ob sie schon an dieser Stelle etwas einwerfen sollte, entschied sich aber dagegen. Noch kannte sie ja nicht sein Problem.

„Aber in den zwei Monaten sind wir uns nicht wirklich näher gekommen.“ Verwundert schaute Rose zu ihm hoch. „Sie sind sich nicht näher gekommen? Ich dachte in der heutigen Zeit ist ganz normal, schnell mit einander ins Bett zu steigen.“ „Mrs. McKenzie!“ John war schockiert solche Ausdruckweise aus ihrem Mund zu hören. „Mein Name ist Rose“, erwiderte sie als erstes auf seinen wörtlichen Ausruf, dann reagierte sie auf den Inhalt. „Was denn? Ich bin vielleicht schon alt, aber das heißt nicht, daß ich schon senil bin. Was meinen sie denn was ich in meiner Ehe getan habe? Mit Puppen gespielt?“

Der schockierte Gesichtsausdruck von John wich einem Schmunzeln und er hob kurz beide Augenbrauen zum Zeichen deiner Amüsiertheit. „Vermutlich nicht?“ Rose schüttelte den Kopf. „Das Kyle und ich keine Kinder haben, heißt nicht, daß wir es nicht fleißig probiert haben.“ Mrs. McKenzie und John fingen beide gleichzeitig an zu lachen. Rose über seine Fassungslosigkeit und John über die Fassungslosigkeit ihrer direkten Wortwahl.

„Also wie nahe sind sie sich denn gekommen?“, wollte Rose nun genauer wissen. John schmunzelte noch immer. „In dieser Hinsicht, sehr nahe.“ Mrs. McKenzie nickte wissend. „Aha, habe ich es mir doch gedacht. Aber diese Nähe bezieht sich nicht auf den Rest ihrer Beziehung?“ John dementierte es nicht.

„Nein. Irgendwie scheint in dieser Hinsicht etwas zwischen uns zu liegen.“ Neugierig sah Rose John an und wartete auf weitere Erklärungen für dieses Gefühl. Sie waren fast am Grab angekommen.

„Sie redet nicht mit mir. Heiligabend zum Beispiel, bin ich in der Nacht aufgewacht und sie war nicht da. Vier Stunden habe ich auf sie gewartet, drei auf der Couch und eine weitere habe ich im Bett wachgelegen, aber sie kam nicht. Als ich am nächsten morgen wieder wach wurde, lag sie dann wieder neben mir und schlief tief und fest.“

„Was hat sie ihnen erzählt, wo sie war?“, fragte Rose. John seufzte und schaute in die Ferne, wo er bereits die Wiese sehen konnte.

„Von alleine gar nichts. Erst als ich sie direkt darauf ansprach, rückte irgendwann mit der Sprache raus, daß sie nicht schlafen konnte und spazieren gegangen war.“ Rose zuckte mit den Schultern. „Das ist nichts ungewöhnliches, ich gehe auch spazieren, wenn ich nicht schlafen kann.“ „Vier Stunden lang?“, warf John skeptisch ein. „Wenn mir viel im Kopf herumgeht, ja.“ John blieb abermals stehen und sah Rose an.

„Und warum redetet sie dann nicht mit mir darüber? Ich meine deswegen ist man doch zusammen, daß man nicht mehr allein mit seinen Gedanken sein muß. Unter anderem“, setzte er noch hinzu. „Das es am Anfang noch so verschwiegen ist, daß ist mir vollkommen klar. Man weiß nichts voneinander und lernt sich erst kennen. Aber irgendwann ändert es sich doch! Vielleicht kann ich ihr doch bei ihren Problemen helfen!“,  brach es endlich aus John raus. „Aber wie kann ich es, wenn sie mir nichts von sich erzählt. Die Worte `Ich liebe Dich` sagen doch nichts von dem aus, was in einem vorgeht!“ Frustriert kickte John den gefrorenen Schnee zu seinen Füßen weg.

„Vielleicht braucht sie einfach mehr Zeit“, warf Rose vorsichtig ein. „Manche Menschen brauchen einfach ein wenig länger, bis sie sich öffnen. Zwei Monate ist dafür noch keine lange Zeit.“ Rose beobachtete den Schnee zu Johns Füßen, der nun eine deutliche Vertiefung aufzeigte, wo John ihn weggetreten hatte. „Haben sie Geduld und seien sie für sie da. Sie werden sehen, irgendwann wird sie ganz von alleine auf sie zukommen.“ Sie tätschelte tröstend seinen Arm. John nickte betrübt. „Aber ich möchte so gerne für sie da sein, ihr helfen“, fügte er noch kleinlaut hinzu.

„So wie sie für ihre Frau da gewesen waren?“ Eine weitere, sehr vorsichtige Frage. Das war jetzt durchaus ein Glatteis Thema. Der Mann zu ihrer Seite schüttelte traurig seinen Kopf. „Am Anfang konnte ich meine Frau noch unterstützen, aber dann zog sie sich immer weiter zurück, bis sie hat auch nicht mehr mit mir geredet hat. Ich meine so richtig geredet.“ Rose bemerkte, wie John noch von seiner Frau sprach und nicht von seiner geschiedenen Frau. Das Kapitel war anscheinend auch nicht so ganz für ihn abgeschlossen.

„Vielleicht erwischen sie immer die Frauen, die die absolute Kontrolle über ihr Leben nicht zu schätzen wissen“, gab sie zu bedenken. John gab ein schnalzendes Geräusch von sich. „Ich will ja gar nicht die absolute Kontrolle über ihr Leben. Ich will doch nur immer für sie da sein.“ John, sowie seine Granny, überlegten unabhängig voneinander den gleichen Gedanken: sprachen sie hier über seine aktuelle Freundin oder über seine Ex Frau?

„Geben sie ihr mehr Freiheit“, riet sie John. „Und sie werden sehen, daß sich ihre Probleme ganz von alleine lösen werden, wenn sie bemerkt, das sie trotzdem für sie da sind.

Kyle hat mir auch immer meine Freiheit und meinen Spleen gelassen. Und schauen sie, wir waren 54 Jahre verheiratet.“ Rose lächelte John aufmunternd an und dann einem Impuls folgend, stellte sie sich auf ihre Zehenspitzen und küßte ihn auf die Wange. Diese kleine Geste zauberte das Lächeln wieder auf Johns Gesicht zurück. „Sie sind ein wundervoller Mann, sehr aufmerksam und sehr fürsorglich. Mit einer sehr guten Erziehung.“ Sie griff nach Johns Händen und drückte sie. „Geben sie der Frau an ihrer Seite auch die Gelegenheit es selbst festzustellen!“

Rose legte den Kopf schief und lächelte ihn an. Auf seine Bestätigung wartend.

John sah nachdenklich auf seine Granny runter und nickte dann. „Ich will es versuchen.“

Vielleicht sollte das sein guter Vorsatz fürs neue Jahr sein.

Und dann fügte er noch hinzu: „Kommen sie, er wartet bestimmt schon auf sie.“ John ergriff wieder den Arm der alten Dame und führte sie sicher über den Schnee. Er bemerkte nicht den erstaunten Blick von Rose, den sie ihm bei diesen Worten zuwarf.  Es waren die gleichen, wie sie auch die junge, rothaarige Frau gesagt hatte, mit der sie Heiligabend hier war.

Der Schnee auf der Wiese lag höher und machte das vorankommen schwerer als auf den üblichen Wegen.

„Wie heißt eigentlich ihre Frau. Ich meine die Frau, deren Ring sie am Finger getragen haben.“ Rose schaute John nicht an sondern setzte konzentriert einen Schritt vor den anderen. In ihrem Alter brachen Knochen so schnell und heilten so schlecht.

„Laurie“, antworte John, der mit seinen Gedanken aber bei Mika verweilte und deswegen auch nicht nachfragte, warum sie es wissen wollte.

Rose stand alleine an dem Grab von ihrem Mann, war aber zum ersten Mal nicht mit ihren Gedanken bei ihm.

Sie schaute von ihren Füßen auf und versicherte sich, daß John nicht mehr in ihrer Sichtnähe war, auch wenn sie wußte, daß er sich nicht weit von ihr entfernt hatte. So war es immer. Er brachte sie her und ließ ihr dann die Zeit mit Kyle alleine.

Sie zog seine Visitenkarte aus der Manteltasche. „John Kelly“, las sie flüsternd den Aufdruck noch einmal. Sie kannte seinen Namen schon lange, aber jetzt kam zu dem Namen noch eine andere Erinnerung. Die junge Frau, von der Mitternachtsmesse, hatte von einem John erzählt, mit dem sie verheiratet gewesen war. Und ihr Name war ebenfalls Laurie gewesen.

Aber New York hatte acht Millionen Einwohner, von denen sicher viele auf den Namen John oder Laurie hörten. Wie groß war die Wahrscheinlichkeit, daß sie ausgerechnet die beiden getroffen hatte, die zusammengehörten?

Sie rief sich Lauries Geschichte wieder ins Gedächtnis, konnte sich aber nicht erinnern, ob sie über den Beruf ihres Mannes geredet hatte. Aber den Rest, den sie ihr in dieser Nacht anvertraut hatte, paßte durchaus in das Bild, daß sich Rose von John machte.

Wie schade, daß sie Lauries Nummer nicht besaß, wie gerne hätte sie jetzt nachgefragt. Aber Laurie hatte sie, nach ihrem Besuch hier, in ein Taxi gesetzt, ohne daß sie die paar Zahlen austauschten.

Rose schüttelte über sich selbst den Kopf. Wenn sie wirklich der John und die Laurie waren, wie sie vermutete, dann hoffte sie, daß ihr Ratschlag an John, auf ein offenes Ohr gestoßen war.

Gottes Wege waren unergründlich, möglich war es durchaus. Rose glaubte an so etwas.

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Eine letzte Überwachung

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Eine kleine Bar mitten im Herzen von New York.

Und Jessie saß allein an einen der verschmutzen Tische und raufte sich ihre kurzen Haare. Es konnte doch nicht so schwer sein einen verdammten Liebesbrief zu schreiben! Sie schaute sich auf dem schmierigen Tisch um, sah die vielen zusammengeknüllten Zettel und berichtigte sich selbst. Es war schwierig. Vor allen Dingen, weil es nicht nur um eine Liebeserklärung ging, sondern dieser Brief erklären sollte, warum sie so wenig zu Hause war. Und noch weniger Zeit mit Peter verbrachte.

Jessie schrieb wieder ein paar Zeilen und strich sie in einem Atemzug wieder durch.

Entnervt ließ sie sich auf das zerschlissene Polster zurückfallen. Sie schüttelte über sich selbst den Kopf, wie konnte man nur solche Schwierigkeiten haben sich auszudrücken?

Jessie nahm erneuert den Stift in die Hand und versuchte aus ihrem eigenen Gekritzel schlau zu werden. „Kaffee?“ Der Barkeeper stand an ihrem Tisch und warf einen gelangweilten Blick auf den Papierhaufen, den Jessie um sich herumgestapelt hatte. „Ja, bitte.“ Mit dem Handrücken schob sie einfach die Papiere zur Seite und machte somit dem Kellner Platz für die Tasse. Während sie darauf wartete, daß er den Kaffee abstellte, bemerkte sie, wie er versuchte das von ihr geschriebene zu lesen. Hatte sie es sich doch gedacht, daß er fremde Gäste genau im Auge behielt! Grimmig lächelte sie vor sich hin.

Dankend nickte sie ihm kurz angebunden zu, Milch und Zucker in ihrem Kaffe zufügend. Scheinbar gelangweilt nickte er zurück und ging.

Jessie warf ein verstohlenen Blick in das Fenster vor ihr. Ohne den Kopf zu heben, ohne ihre Tätigkeit zu unterbrechen. Die Dunkelheit draußen, machte dieses Fenster zu einem riesengroßen Spiegel, der ihr den ganzen Raum zeigt, ohne daß sie sich umdrehen mußte. Und dort, genau da, wo sie schon seit einer Stunde saßen, saß Johns Freundin mit dem dunkelhaarigen Mann aus dem Restaurant.

Dicht hatten sie die Köpfe zusammengesteckt, fuhren mit den Fingern über den Tisch und flüsterten fast stumm.

Jessie senkte wieder den Blick auf die Kaffeetasse vor ihr.

Eigentlich hatten sie ja alle diese Überwachung absetzten wollen, aber Jessie hatte sich anders entschieden, nachdem sich Johns Freundin schon wieder mit einem anderen Mann getroffen hatte. Es war diese vermaledeite weibliche Neugier, die sie hier, ohne das ihre Freundinnen es wußten, in dieser Bar sitzen ließ. Zumindestens versuchte sie das Gute mit dem Schlechten zu verbinden.

Dieser Brief an Peter war dringend nötig, denn auch wenn sie sich schwer tat mit dem Schreiben, so war es für sie noch schwieriger ihm das ganze verbal zu erklären. Aber ganz zuunterst von ihren Entwürfen von Peter, befand sich ein Papier, welches Aufzeichnungen der ganz anderen Art enthielten. Um genau zu sein, eine Beschreibung von den dunkelhaarigen Typen und eine deltaliierte Zusammenfassung was sie über seine Begleiterin herausgefunden hatte, die eigentlich die Johns war.

Jessie zischte in den heißen Kaffee. Aber morgen war die Sache wirklich vorbei. Morgen würde sie mit den Fotos von Nicole  und ihren eigenen Aufzeichnungen zu einem Privatdetektiv gehen und alles an ihn weitergeben.

Sie wollte nicht ihre Beziehung zu Peter aufs Spiel setzten, diesmal nicht.

Nachdenklich nahm Jessie ein leeres Blatt Papier zur Hand und fing an ein kleines Trible zu entwerfen, während sie nach vernünftigen Gründen suchte, warum sie die Unterlagen zu der Kanzlei bringen sollte, die sie aus dem Internet herausgesucht hatte.

Es gab keine, wie sich Jessie eingestehen mußte. Nicht mal Laurie konnte ihr noch einen Vorwand liefern.

Mit ihr hatte sich Jessie letzte Woche getroffen. Das erste mal nach dem Adventstee. Wie erstaunt war sie gewesen wie entspannt ihre Freundin wirkte.

Nichts ließ mehr darauf schließen, daß sie fünf Monate lang ihre überstürzten Worte bereut hatte.

Auf eine diesbezügliche Frage von Jessie, hatte sie nur mit den Schultern gezuckt und gemeint, daß sie ein interessantes Weihnachten hatte. Interessant? Wie konnte Weihnachten interessant sein? Schön, harmonisch, traurig, melancholisch, daß waren die Worte die Jessie mit Weihnachten in Verbindung brachte. Aber interessant? Nein. Jessie schüttelte den Kopf.

Auch auf die Frage, ob sie Probleme hätte jetzt mit John zusammenzuarbeiten, verneinte sie. Es gäbe keine Probleme und sie würden freundschaftlich miteinander umgehen.

Jessie wollte ihren Ohren nicht trauen, als sie diese Worte aus Lauries Mund vernahm. Erst bekamen sie sich wegen Nichtigkeiten das Streiten, dann heulte sie sich seinetwegen die Augen aus dem Kopf und jetzt wurden sie Freunde????

Doch sie hatte nichts gesagt, hatte ihre Freundin nur mit aufgerissenen Augen angestarrt. Und sie den ganzen Abend genauestens beobachtet. Jedoch war ihr nichts aufgefallen, was Lauries Worten widersprach.

Das einzige mal, wo Laurie nervös reagierte, war als sie von dem bevorstehenden Polizeifest Ende des Monats redete, wo sie zusammen mit Julia auftreten sollte. John mit seiner Freundin zu sehen, behagte ihr immer noch nicht. Und das war endlich mal eine Reaktion von Laurie, die Jessie nur zu gut verstehen konnte.

Das Fantasie Gemälde vor ihr, fing langsam an Gestalt anzunehmen. Ihre Gründe, warum sie einen Privatdetektiv hinzuziehen wollte, nicht.

Und trotzdem wollte Jessie nicht von den Gedanken abbringen lassen. Sie würde morgen in ihrer Mittagspause in die Kanzlei gehen. Vernunft hin oder her. Eine Frau die sich nicht nur mit ihrem Liebhaber traf, machte sie einfach neugierig.

Damit war das Thema für Jessie abgehakt.

Sie trank einen Schluck von ihrem heißen Kaffee und warf abermals einen Blick in den Spiegel. Aber hinter ihr war alles beim alten. Jessie nahm seufzend den Stift wieder in die Hand. Wenn sie doch auch nur so resolut mit diesem Brief sein könnte! Denn dann konnte sie den Brief noch heute Abend bei Peter in den Briefkasten werfen.

Nachdenklich kaute sie auf dem Radiergummi am Ende des Stiftes herum, der genauso widerlich schmeckte, wie der Kaffee. Sie würde ihm die Wahrheit zu sagen, immerhin war sie ja nicht dabei, wenn Peter den Brief las und sie für verrückt erklärte.

Jessie fing an zu schrieben, und diesmal kamen die Worte ganz von allein.




Re: Another year has gone by

Ja, chyrio, was soll ich sagen, das mit den Männern ist schon richtig. Sie können manchmal wirklich sehr eindimensional sein. Aber ich dachte John ist Polizist, der hat einen Draht für krumme Sachen!! Aber vielleicht kommts ja noch. *seufz*

Ja und die verhinderten Geheimagenten waren wirklich sehr lustig, die nehmen ihren Auftrag ja wirklich ernst, naja vielleicht nicht immer!!*grins*

Ich hab mich in Bezug auf Rose schon gefragt, wann sie merkt, dass sie John und Laurie kennt. Rose erinnert mich ein bisschen an meine Oma. Die ist auch nie davor zurückgeschreckt die Dinge beim Namen zu nennen und ist auch jungen Menschen gegenüber für ihr Alter (mittlerweile 94) immer sehr aufgeschlossen gewesen.

An das Baumgespräch habe ich mich echt nicht mehr erinnern können. Sorry, ist vielleicht doch schon etwas lange her gewesen.

LG Eve