Re: Another year has gone by
Nicole saß in Maxims Wagen und beobachtete aufmerksam den Eingang des 15. Reviers von New York.
Auf dem Sitz neben ihr, irgendwo zwischen einer Brötchentüte und einer Thermoskanne mit Tee, lagen einsatzbereit ihre Kamera und ein kleines Köfferchen mit den verschiedensten Objektiven. Bestimmt zum hundertsten Male versuchte sie die Entfernung zwischen dem Revier und ihr abzuschätzen und bestimmt zu hundertsten Male kam sie zu dem Ergebnis, daß das Objektiv, welches sie ausgewählt hatte, reichen würde.
Neugierig nahm Nicole, das Hochzeitsfoto von John und Laurie in die Hand, das einzige Foto was Maxime von John besaß. Sie warf einen kurzen, spähenden Blick auf das Revier, doch außer ein paar Zivilisten die an dem Eingang mit eiligen Schritten vorbei gingen, passierte dort nichts Aufregendes. Nicole seufzte und rutschte ein Stück tiefer in ihren Sitz und vergaß für einen Augenblick das Foto in ihrer Hand. Wie lange würde sie wohl hier warten müssen? Sie langweilte sich jetzt schon, und daß nachdem sie noch keine halbe Stunde hier saß.
Nicole legte das Foto wieder aus der Hand und griff statt dessen nach ihrem Handy, welches ebenfalls auf dem Beifahrersitz lag. Sie fand es irgendwo unter der Tüte mit ihrem belegten Brötchen und einer Tüte mit Bonbons. Na ja, wenigstens würde sie nicht verhungern.
Erschrocken fuhr Nicole zusammen, als die Beifahrertür mit einer plötzlichen Bewegung aufgerissen wurde. Nach einer Sekunde des Schreckens das sie schon aufgeflogen war, bevor sie auch nur ein Foto geschossen hatte, erkannte sie einen blonden Kopf mit einem Gesicht, das sie unverschämt angrinste. Maxime!
Bist du des Wahnsinns? Wie kannst du mich so erschrecken? Nicoles Herz raste noch immer, als sie ihre Freundin anfuhr. Ungerührt räumte Maxime den Beifahrersitz ab und ließ sich dann in ihn fallen. Die wichtige Kamera jetzt auf ihrem Schoß.
Ich dachte du könntest ein wenig Gesellschaft gebrauchen. Sie lehnte sich über den Sitz und gab Nicole einen zärtlichen Kuß auf den Mund. Hallo meine Schöne.
Sie warf einen Blick auf das Handy in Nicoles Hand und grinste sie abermals unverschämt an. Schon langweilig? Ertappt ließ Nicole das Handy schnell in ihre Jackentasche verschwinden. Ein kurzer Blick zum Revier, dann einer in Maximes grüne Augen und sie erlag dem Impuls ihre Freundin richtig zu begrüßen. Sie beugte sie sich zu Maxime rüber und stahl ihr einen weiteren Kuß.
Ich bin froh, daß du da bist. Sie streichelte sanft über die Wange der blonden Frau. Maximes Finger tasteten nach Nicoles Hand, und sie ließ ihr Gesicht für eine kurze Weile in ihr ruhen. Zwei paar Augen die sich verliebt betrachteten. Doch der kurze Augenblick der Zweisamkeit verflog, als Maxime an Nicole vorbei zum Revier äugte.
Ich denke John kennt dein Gesicht?, nahm Nicole die Unterhaltung wieder auf. Ist es nicht für unsere Mission ein wenig gefährlich, wenn du jetzt hier bist? Will ich ja gar nicht abstreiten, aber ich habe mir da was überlegt, wie ich dir Gesellschaft leisten kann und trotzdem nicht auffalle. Maxime wühlte in ihrer immens großen Handtasche ein wenig herum und zog dann mit einem triumphierenden Lächeln eine große Ballonmütze hervor. Das Preisschild hing noch einem Faden an der Mütze. Ein Beweis dafür, daß sich Maxime wirklich Gedanken darüber gemacht hatte, wie sie den Tag mit ihrer Freundin verbringen konnte, ohne das sie John sofort ins Auge fallen würde.
Mit geschickten Fingern nahm sie ihr Haar im Nacken zusammen und ließ es unter der Mütze verschwinden. Meinst du das reicht?, fragte Nicole zweifelnd. Maxime antworte nicht, sondert durchsuchte ihr Handtasche ein weiteres Mal. Eine große Sonnebrille kam zum Vorschein. Nicole lachte: Ich befürchte, das wäre ein wenig zu auffällig. Sie deutete aus dem Wagenfenster. Meinst dun nicht, daß es ein wenig übertrieben ist, bei dem Schneefall mit einer Sonnenbrille herum zu laufen? Maxim warf ebenfalls einen Blick aus dem Fenster. Nicole hatte Recht, es schneite noch immer, auch wenn die Sonne sich schon versuchte einen Weg durch die Wolken zu bahnen. Na gut, dann nicht. Enttäuscht steckte sie die Brille wieder zurück. Ich werde mich einfach ducken, wenn wir John sehen. Bittend schaute Maxime ihre Freundin an, die sie liebvoll anlächelte. Klingt gut.
Nicole drehte sich wieder zum Fenster und nahm die Beobachtung des Reviers wieder auf.
Maxime nahm derweil das Hochzeitsfoto von John und Laurie wieder zur Hand. Sie sehen darauf so verliebt aus, bemerkte sie. Nicole warf gleichfalls ein Blick auf das Foto, dann nahm sie es Maxime aus der Hand und betrachtete es genauer. Maxim übernahm das Beobachten des Einganges. Ja, das tun sie. Aber wer sieht an seinem Hochzeitstag nicht so aus?, gab Nicole zu bedenken. Trotzdem mußte sie Maxime zustimmen. Das Pärchen auf dem Foto strahlte so in die Kamera, als ob sie das Wort Glück neu erfunden hatten.
Es geht los!
Nicole warf aufgeschreckt von Maximes Worten, einen Blick aus dem Fenster uns sah John aus dem Revier kommen. Sie spürte, wie Maxime sich mit dem Kopf in ihren Schoß warf und leise in Nicoles Schenkel kicherte. Auch Nicole grinste, als ihre Hand nach der Kamera tastete, die Maxime ihr entgegenhielt. Das war doch mal eine Art der Überwachung, wie sie ihr gefiel.
Es war eindeutig John, der dort an der Eingangstür zum Revier stand, aber die alte Dame an seiner Seite war garantiert nicht Mika. Laurie hatte sie als Schwarzhaarig beschrieben, aber diese alte Lady, war zum einen zu alt und zum anderen sah Nicole, graues Haar, bevor sie sich ihren Hut wieder auf den Kopf setzte.
Wer ist das? Seine Mutter?, fragte sie Maxime flüsternd, während sie die Kamera an ihr Auge hielt. Nein, ich glaube nicht. Soweit ich weiß, ist seine Mutter in einem Pflegeheim. Laurie erwähnte mal, daß sie Heiligabend immer zu ihr fahren würden. Maximes Stimme war genauso leise wie die von Nicole.
In natura sieht er noch besser aus als auf dem Foto. Der Auslöser der Kamera klickte in schneller Folge.
Wenn ich auf Männer stehen würde, würde er bei mir mit Sicherheit in die engere Wahl kommen! Sie grinste beim fotografieren, wohl wissend, wie Maxime ihren letzten Satz aufnehmen würde. Sie wurde nicht enttäuscht. Ein zärtlicher Biß in ihren Schenkel, machte Nicole klar, was Maxime von ihrer Äußerung hielt. Sie ließ die Kamera sinken und legte ihre Hand auf Maximes Kopf. Tue ich aber nicht. Ich stehe auf dich! Ein Kuß folgte dem Biß.
Sie sind im Wagen. Maxime richtete sich wieder auf und Nicole drehte ebenfalls den Schlüssel im Zündschloß.
Jetzt kommt der schwierige Teil!, seufzte sie. Wie folgt man unauffällig einen Mann, dessen Beruf Polizist ist?