A David Caruso Tribute - FanFiction

Another year has gone by

Re: Another year has gone by

Ich hab mir das Kapitel heute noch mal mit Tony zusammen durchgelesen, da ich Montag leider keine Zeit mehr hatte. Und dabei sind uns doch so einige Fehler aufgefallen, die uns gut zum lachen gebracht haben. Außer den Anführungstrichen, die ich vergessen habe.
Ich werde es jetzt aber nicht editieren und verbessern. Seht es einfach als Beweis, daß ich es nirgendwo ab-, sondern selbst geschrieben habe! Hihi...



Re: Another year has gone by

Wegen Traurigkeit geht es vermutlich erst Sonntag weiter.
Sorry.............



Re: Another year has gone by

Chyio, was ist los??

LG Flymoon





Danke Chris!!!

Belle:Did you know Horatio was the first CSI?
Horatio: He was..er..what?
Belle: In Hamlet, when Hamlet was poisoned and dying. He asked his best friend Horatio to tell the world who murdered him.
Horatio: Ok, I'll tell the world.

Re: Another year has gone by

Hey chyio,

ist irgendetwas passiert???

Hoffentlich nichts schlimmes.....

LG Eve

Re: Another year has gone by

Ihr seid ja lieb, daß ihr nachfragt.
Naja für jemanden der es einfach jetzt nur so liest, wird es nicht viel bedeuten.
Aber für mich ist gestern mal so kurzfristig meine Welt zusammen gebrochen. Nachdem ich schon vor  einem halben Jahr meinen Kater an einem Herzinfarkt verloren habe, mußte ich gestern vollkommen überraschend auch noch meine zweite einschläfern lassen. Beide hatte ich achzehn Jahre und....und sie fehlen mir einfach ganz fürchterlich.






Re: Another year has gone by

Och, ohweh!!!! Das ist echt sowas von schlimm, es tut mir soo leid für dich Chyio! Wenn man so sehr an ein Tier oder mehrere gewohnt ist und sie lieb hat, ist das wirklich als wenn eine Welt zusammen bricht! Da kann einen nichts trösten! Aber vielleicht doch wenn du daran denkst das beide ein erfülltes und schönes Katzenleben hatten bei diesem Alter und das es ihnen so gut ergangen ist bei dir!

Drück dich trotzdem lieb!

LG Flymoon





Danke Chris!!!

Belle:Did you know Horatio was the first CSI?
Horatio: He was..er..what?
Belle: In Hamlet, when Hamlet was poisoned and dying. He asked his best friend Horatio to tell the world who murdered him.
Horatio: Ok, I'll tell the world.

Re: Another year has gone by

Hey, chyio

Irgendwie hatte ich in dieser Richtung schon was geahnt.

Es tut mir so leid für Dich. Ich weiß aus eigener, leidvoller ERfahrung, wie schlimm das ist, wenn man ein Tier verliert und irgendwie kann einen auch keiner so richtig trösten. Aber 18 Jahre ist wirklich eine sehr sehr lange Zeit für eine Katze und auch wenn es abgedroschen klingt.....wenn ein bisschen Zeit vergangen ist, wird der Schmerz weniger werden.

Erinnere Dich an die schöne Zeit mit Deinen Katzen. Sie hatten es sicher immer gut bei Dir.

Mein Kater wird in ein paar Wochen 16 Jahre und ist vor kurzem blind geworden. Da macht man sich auch immer große Sorgen und denkt schon mal an das unwiderrufliche Ende.

LG Eve

Re: Another year has gone by

Heute ist Sonntag und da bin ich wieder....

Dank Eurer aufmunternden Worte geht es mir schon ein wenig besser, auch wenn es noch immer sehr merkwürdig ist, durch eine so leere Wohnung zu laufen. Aber nichts desto Trotz, geht es nun endlich weiter.

@Eve: Du kannst mir glauben, liebe Eve, wenn ich gewußt hätte, was diese Nicht – Aussprache alles so nach sich zieht, ich hätte die beiden geradewegs dazu gezwungen, sich endlich zu unterhalten. Aber das habe ich nicht wissen können und jetzt noch mal alles zu ändern, wäre dann doch ein wenig viel.

@Flymoon: Wie es aussieht ist das eine von Mikas Spezialitäten. Hinterrücks agieren und dann zusehen. Schauen wir mal, wie sich das weiter entwickeln wird. Ja, ich glaube, daß es ganz gut ist, daß Andy Bescheid weiß, immerhin hat der Mann doch auch noch eine tragende rolle zu spielen. Wäre doch Schade, wenn er nicht mal weiß, warum er es tut.

So, und nun wie versprochen geht es weiter.....mit ein wenig Kummer und ein kleinen Überraschung für Laurie....

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Eine erste Nachforschung

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Auf dem verhaßten Montag, folgte ein unglücklicher Dienstag und auf den folgten für Laurie eigentlich nur noch  Tage, die sie am liebsten aus ihrem Gedächtnis gestrichen hätte. Doch wenn sie etwas hätte streichen können, dann hätte sie nicht mit ihren eigenem Gedächtnis angefangen, sondern mit dem von John. Und zwar den Teil, wo er Mika kennengelernt hatte. Denn dann wäre ihnen beiden eine Menge Kummer erspart geblieben. Sie müßte nicht ständig mit sich ringen, John doch noch einzuweihen warum sie zu Mika gegangen war und John würde nicht einen großen Bogen um sie machen, wenn er sie sah.

Das war eine Sache, die Laurie sehr zu schaffen machte – diese tägliche Ignoranz ihrer Person. Wobei sie sein Verhalten nicht gerade als ignorieren bezeichnen würde. Viel mehr war es ein ganz klares aus dem Weg gehen und zwar so offensichtlich, daß es Laurie auffallen mußte. Kam sie die Treppe hoch und er wollte sie nach unten, so drehte er sich auf dem Absatz um und verschwand in den Toiletten, bis sie außer Sichtweite war. Stand sie in dem Flur zu den Verhörzimmern und unterhielt sich noch mit einen von Johns Kollegen, ging er zurück an seinen Schreibtisch und gab vor an seinem Computer zu arbeiten. Holte sie sich einen Kaffee, beschloß John, daß er Appetit auf eine Cola hatte. Um neun Uhr morgens. Auf nüchtern Magen.

Laurie hatte das Gefühl, daß sie sich mitten in einem kalten Krieg zu befinden schien und die Regeln dazu, bestimmte eindeutig John. Nein, er konnte ihr wirklich nicht verzeihen, daß sie Mika aus seinem Leben weggeschickt hatte

Und mit jedem weiteren Tag, den Laurie so hinter sich, und mit jeden Abend, den sie gefrustet vor dem Fernseher verbrachte, wurde sie sich sicherer, daß sie doch mit John reden mußte. Das war doch kein Zustand, dachte sie nur vier Tage später, an ihrem Schreibtisch bei sich zu Hause. Briefe lagen vor ihr, die auf eine Antwort warteten, und eine Einkaufsliste, die zu Ende geschrieben werden wollte – der Samstag an dem sie ihren großen Wocheneinkauf machte, lag nahe. Doch statt dessen saß sie über den Schreibtisch gebeugt und hatte ihr Gesicht in ihren Händen vergraben. So konnte es nicht weitergehen. Sie mußte mit John reden. Sie mußte John erklären, warum sie Mika weggeschickt hatte. Und sie würde mit ihm reden! Kerzengerade setzte sich Laurie auf und nickte dem Bildschirm vor sich zur Bekräftigung zu. Ja, sie würde dem ganzen ein Ende machen. Morgen würde sie zu John gehen, ihn um ein Gespräch unter vier Augen bitten, und dann würde sie ihm alles erklären. Und vorher würde sie ihre Verstecke aufsuchen, und die Akte von Mika wieder zusammenfügen, damit sie ihre Behauptungen auch beweisen konnte. Doch so schnell sie diese Gedanken aufgebaut hatte, genauso schnell verwandelten sie sich wieder in Depressionen. Und wie sollte sie mit ihm reden? John gab ihr doch überhaupt keine Chance für eine Aussprache. Nachdenklich ließ sich Laurie in ihren Stuhl zurück fallen und starrte die leere Seite in ihrem Computer an. Auf die Seite, welche eigentlich auf ein schnelles hämmern auf ihrer Tastatur wartete, um die getippten Buchstaben zu einem Brief zusammen zufügen. Sie konnte ihm doch schlecht in den Herrenumkleideraum folgen! Oh, sie konnte schon, aber wenn dort noch einer der Herren unter der Dusche stand, wäre diese Taktik auch nicht gerade von Erfolg gekrönt. Im Gegenteil, dann wäre John nicht nur sauer wegen ihrer Dreistigkeit, sondern sie würde auch noch den Zorn des Mannes auf sich ziehen, in dessen Privatsphäre sie damit eingedrungen war. Und wenn sie wartete, bis sie sicher sein konnte, daß keiner mehr dort drinnen war? Und John dann dorthin trieb? Das dürfte eigentlich ganz einfach werden, dachte Laurie. Sie mußte ja nur, wenn er in der Nähe der Tür war, auf ihn zukommen und dann würde er schon von ganz allein diese öffnen und hinter ihr verschwinden. Das war dann ihre Chance.

 

Sie starrte wieder auf den Bildschirm.

Und wenn sie aber solch einen Tag hatte, wo sie keine Gelegenheit bekam, sich solange im Revier aufzuhalten? Kurzentschlossen fing Laurie nun doch an zu schreiben. Doch sie schrieb nicht den längst fälligen Brief an die Hausverwaltung, sondern ihre ersten Zeilen begannen mit: Lieber John......

Und so wie Laurie es fast befürchtet hatte, hielt sie ihr Chef, Oliver Baker, fast den ganzen Tag vom Revier fern. Sie sah Sylvia von ihrem Schreibtisch aus, wie sie mit Cathy scherzte, ihr einen Gruß durch die geöffnete Tür zurief und sich dann lachend den Mantel überwarf – ihre Dienste waren im Revier gefragt. Traurig sah Laurie wieder auf die Akte vor sich hinab und dachte an den Brief, den sie in ihrer Tasche mit sich rum trug. Ihren Brief an John, in dem sie ihm alles erklärte und ihn um eine persönliche Unterhaltung bat. Doch bisher hatte sie noch keine Chance gehabt ihn diesen Brief zu geben. Und wenn sie ihn Sylvia mitgab?

Hastig holte Laurie ihre Tasche aus dem Fach und zog den Briefumschlag heraus, der durch ihre Erklärungen eine beachtliche Dicke erreicht hatte. Nichtsdestoweniger war jeder Versuch sich kürzer zu fassen, kläglich gescheitert. Sicher, sie hatte den Brief nach dem Schreiben noch viele Male gelesen und tatsächlich einige von den Sätzen wieder heraus genommen – doch nur um dann mindestens zwei weitere einzufügen. Es war wie von allein passiert. Als sie erst einmal beim Schreiben gewesen war, waren die Worte wie von allein aus ihr herausgesprudelt und hatten sich fast überschlagen, um Johns Aufmerksamkeit zu erhaschen. Und nun trug sie ihn schon seit heute morgen mit sich herum.

„Sylvia?“ Laurie rannte regelrecht aus ihrem Büro zu Sylvia, welche noch immer vor dem Fahrstuhl stand und wartete, daß er auf ihrer Etage hielt. Bei dem Klang von Lauries Stimme drehte sie sich zu der rothaarigen Frau um. „Laurie...“, lächelte sie. „Was ist los?“ Ein wenig außer Atem kam Laurie vor ihrer Kollegin zum stehen. Doch ihre Atemlosigkeit kam weniger von dem kurzen Spurt, den sie gerade hinter sich hatte, als viel mehr von dem Brief den sie in ihrer Hand hielt. „Sylvia, kannst du mir einen Gefallen tun?“ Bittend und doch ein wenig unsicher schaute Laurie Sylvia an. Laurie war sich nicht sicher, ob es wirklich so eine gute Idee war Sylvia den Brief anzuvertrauen. Vielleicht war es doch besser, wenn sie ihn John persönlich gab. Ein Blick jedoch den Flur hinunter, zeigte ihr, daß ihr Chef schon wieder auf der Suche nach ihr war. „Sicher. Was kann ich für dich tun?“ Laurie sah wieder zu Sylvia hin und sah, daß sie noch immer lächelte. Sah daß diese sie ansah, und keine Miene verzog. Kein verurteilender Ausdruck lag in ihren Zügen, keine Feindseligkeit - nur Neugierde über Lauries Anliegen und ein aufrichtiges Lächeln. Und das bewog Laurie dazu, sich erleichtert eine Strähne ihres Haars hinters Ohr zu streichen. Sie war erleichtert, sehr erleichtert sogar. Denn Andy war Johns bester Freund und damit hatte er Andy sicherlich erzählt, was Laurie getan hatte. Und wenn es Andy wußte, dann wußte es auch Sylvia – da war sich Laurie ganz sicher. Trotzdem machte der Blick und ihr Lächeln, Laurie sicherer in ihrer Entscheidung. „Könntest du den Brief bitte John geben?“ Mit ihren Worten zusammen, hielt sie den braunen DIN A 5 Umschlag mit den brisanten Seiten hoch, und beide, Sylvia sowie sie selbst, starrten auf die Hand von Laurie, die ihr den Brief entgegen hielt. Sie zitterte. Sylvia sah von Lauries bebende Hand hoch in das Gesicht ihrer Kollegin. Mitleid machte ihre Züge weich und sanft nahm sie Laurie den Brief aus der Hand. „Natürlich mach ich das“, sagte sie und streichelte kurz über Lauries Handrücken, als sie den Umschlag von ihr entgegen nahm. Ganz so wie Laurie vermutete, wußte sie wußte tatsächlich Bescheid. Andy hatte ihr überraschender Weise gestern Abend noch einen Besuch abgestattet und er hatte ihr jedes einzelne Detail seiner Unterhaltung mit John wieder gegeben. Und wie auch Andy, erlaubte sich Sylvia kein Urteil über die Situation. Sie kannten nur die eine Seite der Geschichte, aber jede Story,  in der zwei Menschen involviert waren, hatte auch noch eine andere Sicht zu erzählen.

„Möchtest du darüber reden?“, fragte sie deswegen auch nach, aber Laurie schüttelte nur den Kopf. Nein, wollte sie nicht. Den ersten mit dem sie darüber reden wollte, war John und wenn er einverstanden war, dann konnte er entscheiden, wer noch von Mika und ihrem Beruf erfahren sollte. „Nein“, antworte sie Sylvia deswegen leise. „Aber ich danke dir für das Angebot. Gib nur John den Brief, ja?“ „Mach ich“, nickte Sylvia ein weiteres Mal, „und ich werde dir berichten, wie er reagiert hat.“ Laurie lächelte nun selbst. „Danke.“ Sie verzog ihre Mundwinkel noch einmal zu einem, wie sie hoffte, wesentlich glücklicheres Lächeln und kehrte dann in ihr Büro zurück, wo sie sich niedergeschlagen in ihren Stuhl sinken ließ. Daß Sylvia John den Brief gab, hieß noch nicht, daß er ihn auch lesen würde. So wütend wie er war, traute ihm Laurie durchaus auch zu, das er ihn ungelesen in den Papierkorb warf. Aber es war zumindestens ein Versuch.

Mittag kam und verging, der Nachmittag fing an und wanderte mit jeder weiteren Stunde die verging, dem Abend entgegen. Und in all der Zeit, hörte Laurie weder etwas von John, noch von Sylvia. Laurie versuchte das ungute Gefühl in ihrem Magen zu ignorieren. Stur arbeitete sie sich durch die Aktenberge auf ihrem Schreibtisch, lächelte ihren Chef an, der sie eigentlich so gar nicht interessierte und versuchte sich keine Gedanken über John und Sylvia zu machen. Und das war etwas was ihr nur sehr schwer gelang. Immer wieder malte sie sich in Gedanken aus, wie Sylvia John den Umschlag gab, er ihn in einer ruhigen Minute aufmachte und ihn las. Ein verstehender Ausdruck würde über sein Gesicht huschen und dann würde er Laurie anrufen und um Verzeihung für das Gespräch im Gericht bitten.

Doch das Telefon auf ihrem Schreibtisch blieb stumm, oder es brachte nicht den ersehnten Anruf, sondern nur Menschen mit ihren eigenen Sorgen. Er hatte bestimmt viel zu tun, redete sich Laurie ein. Wahrscheinlich war er wieder draußen auf den Straßen und hatte noch gar keine Zeit gefunden einen Blick in den Umschlag zu werfen. Ihr Blick zuckte hoch, als sie das Pling des Fahrstuhls hörte, aber es war nur Cathy, die von einer verspäteten Mittagspause zurückkehrte. Oder Sylvia hatte noch John noch gar nicht angetroffen und würde nach ihrer Vorverhandlung noch einmal ins Revier gehen, um ihn dann den Brief zu geben. Laurie starrte auf das Telefon vor sich. Aber dann hätte sie Laurie doch wenigstens anrufen können, oder? Laurie seufzte und sah wieder auf den Brief vor sich. Ein Anschreiben von…wegen…über…unwichtige Dinge, wie Laurie befand. Eine weitere Akte, ein weiteres Telefonat. Arbeit kam und ging, genauso wie die Minuten zu Stunden wurden.

Und dann stand auf einmal Sylvia vor ihr. Unbemerkt hatte sie sich in ihr Zimmer geschlichen und einfach nur still da gestanden, bevor diese sie bemerkte. Und in ihrer Hand hielt sie den Umschlag, den ihr Laurie vor einigen Stunden gegeben hatte. Laurie starrte nur den Brief an. Konnte nicht einmal hoch schauen, um der Frau zu danken, welche die Vermittlerin hatte spielen wollen. „Er wollt nicht darüber reden...“ Laurie redete mehr zu sich selbst, als zu Sylvia. Und noch immer hob sie den Blick nicht von dem Kuvert. „Nein“, Sylvia schüttelte traurig den Kopf. „Ich habe noch nicht mal geschafft ein Wort zu Ende zu formulieren, da hatte John schon Deine Schrift auf dem Unschlag entdeckt. Nimm ihn wieder mit, hat er gesagt. Dann hat er mich einfach stehen lassen und ist zu Medavoy gegangen, um mit ihm über ...“ Sylvia strich sich mit der Hand über die Stirn. „Ach was weiß ich“, beendete sie ihren Satz. „Garantiert nichts Wichtiges. Aber danach bin ich nicht mal mehr an ihn herangekommen.“ Sie reichte den Brief an Laurie zurück, welche automatisch die Hand nach ihm ausstreckte. „Und ihn einfach auf dem Schreibtisch liegen lassen wollte ich ihn dann auch nicht.“ Verlegen lächelte Sylvia Laurie an. „Ich hatte dir doch versprochen, daß ich ihn persönlich übergeben wollte.“ Laurie schaute von dem Umschlag in der Hand zu Sylvia hoch. Traurig. Traurig darüber, daß John nicht mal bereit war ihren Brief zu lesen und traurig darüber, daß Sylvia nun in ihren Streit mit hinein gezogen worden war.

„Danke, daß du dir so viel Mühe gegeben hast.“ Laurie lächelte Sylvia an und verstaute ihn dann in dem Fach wo ihre Tasche stand, ohne ihn in diese hinein zu tun.

Sylvia zuckte mit den Schultern. „Bedanken hättest du dich bei mir können, wenn ich Erfolg gehabt hätte.“  Die beiden Frauen lächelten sich traurig über Lauries Schreibtisch hinweg an. „Einen Versuch war es auf jeden Fall wert.“ Ihre Worte klangen so lässig, doch ihre Gefühle sahen da ganz anders aus – eine Welt schien nun gerade endgültig in Scherben gefallen zu sein.

„Na dann....“, Sylvia wandte sich wieder zum gehen, blieb aber noch mal in der Tür zum Flur stehen, während Laurie sich erneuert der Akte vor ihr zuwandte. „ Könntest du mir vielleicht auch noch ein Gefallen tun?“ „Sicher!“ Laurie sah von der Akte vor sich wieder auf. „Welchen denn?“ „Nachher ist noch mal ein Verhör anberaumt worden, der in Verbindung steht mit einem .....“ Sylvia überlegte kurz, konnte sich aber auf die Schnelle nicht mehr erinnern, worum es eigentlich ging. „Keine Ahnung“, gestand sie dann. „Aber ich bin heute Abend mit Andy zum Essen verabredet. Könntest Du vielleicht für mich einspringen?“, fragend sah sie Laurie an. „Natürlich. Wann ist es?“ „Gegen 17.00 Uhr. Wäre das in ok für dich?“ „Kein Problem. Ich bin ganz froh, wenn ich mal von meinem Schreibtisch wegkomme.“ Laurie nickte noch einmal zustimmend und tat dann so, als ob sie mit der Mappe vor sich schwer beschäftigt war. Doch als Sylvia gegangen war, nahm sie den Umschlag mit ihren Brief noch einmal aus dem Fach ihrer Tasche. Alles stand hier drin, dachte sie. Alles was John benötigte um wieder mit ihr zu reden.......aber er wollte  nicht mehr mit ihr reden......

Eine schmerzliche Erfahrung, die Laurie nur wenige Stunden wieder machen mußte. Das letzte Verhör war vorbei, die Gänge des Dienstgebäudes schon leer und nur noch wenige Menschen befanden sich noch in ihm. Und Laurie saß nach ihrem Verhör noch in dem entsprechenden Zimmer und packte ihre Sachen zusammen. Schon längst waren Martinez und Medavoy, mit denen sie zusammen das Verhör geführt hatte, in ihr wohlverdientes Wochenende aufgebrochen. Und wahrscheinlich war auch John schon längst nach Hause gegangen. Und damit auch ihre letzte Hoffnung heute noch mit ihm zu reden. Laurie ließ ihre Hände in den Schoß sinken und lauschte mit geneigtem Kopf auf die Stimmen um sich herum. Wenn John schon weg war, dann würde auch ein Gespräch morgen nichts bringen, überlegte sie. Und wahrscheinlich auch nicht übermorgen, oder den Tag der danach kam. Immer würde er eine Ausrede zur Hand haben, um sie nicht sehen zu müssen. Und immer würde er einen Grund finden, um auch einem Gespräch mit ihr aus dem Weg zu gehen. Laurie hob den Blick wieder aus ihrem Schoß und sah zu ihrer Tasche, die keinen halben Meter von ihr entfernt stand. Und wenn sie ihm den Brief mit der Post zuschicken würde? Er würde ihn auch dann wegschmeißen. Lange genug kannte sie John, um auch diese Handlung vorher sehen zu können. Dann konnte sie es auch gleich selbst tun. Laurie stand auf und holte den Umschlag aus der Tasche. Blatt für Blatt zerriß sie – bis nichts mehr übrig war, als ein Haufen von Papierfetzten. Den sie dann wieder zurück in ihre Tasche stopfte.

 

Und ganz wieder erwarten hörte sie dann in der Stille des Reviers doch noch Johns Stimme mit seinen Wochenendgrüßen für Donna. Laurie sah auf die Tasche vor sich und auf die einzelnen Schnipsel die in ihr lagen. Zu spät dachte sie. Es war zu spät. Für den Brief und für das Gespräch. Zu deprimiert war sie inzwischen um auch nur einen klaren Gedanken zu fassen, geschweige denn für eine ernsthafte Auseinandersetzung mit ihm  – und dazu würde es zu aller erst kommen, bevor sie sich auch nur erklären konnte.

Deprimiert setzte sie sich wieder hin und lauschte John und seinen Späßen. Seine Stimme klang  fröhlich - so fröhlich, als ob nichts vorgefallen wäre. Als ob es ihren Disput am Montag nicht gegeben hätte. Konnte er sie wirklich so schnell aus seinem Gedächtnis streichen? Still saß sie da und betrachtete ihre zitternden Hände auf der Tasche, während sie seiner Stimme lauschte. Niemals war sie ihr süßer vorgekommen und niemals hatte sie ihren Klang mehr begrüßt.

Sie hatte gewußt, daß John auf sie sauer sein würde. Aber es war eine Sache es nur zu wissen oder es am eigenen Leib zu spüren. Seufzend stand Laurie auf und starrte auf die letzten verstreuten Papiere vor sich, ihren Kugelschreiber, ihre Brille. Und wenn sie es doch noch mal versuchte? Und wenn ihr nichts einfiel, was sie sagen konnte? Sie griff nach den Papieren und begann sie in ihrer Tasche zu verstauen.

Und dann hörte sie Schritte, welche zielstrebig auf das kleine Zimmer zukamen. Johns Schritte. Lauries Herz fing in ihrer Brust schneller an zu klopfen.

„James?“ John erschien im Türrahmen. Laurie drehte sich zu ihm um. Normal, nicht zu langsam nicht so schnell, so als ob er immer noch mit ihr reden würde. „Martinez ist schon weg“, erzählte sie John. So als ob sie übers Wetter reden würde. Er nickte nicht einmal, sagte nichts, preßte nur die Lippen aufeinander und wandte sich wieder zum gehen.

„John? Kann ich kurz mit dir reden?“, hoffnungsvoll sah Laurie ihn an. Doch John blieb nicht stehen. „Nein“, sagte er kühl, verließ den Raum und war verschwunden, bevor Laurie etwas einfiel das ihn hätte zurückhalten können, ohne das sie gleich dem ganzen Revier mitteilen mußte, was Mika war und ohne John damit in Schwierigkeiten zu bringen.

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Das Büro der Staatsanwaltschaft war leer, als Laurie an diesem Freitagabend sich an ihrem Schreibtisch fallen ließ. Achtlos warf sie ihre Tasche auf den Tisch und vergrub dann auf dieser Tasche ihren Kopf auf ihren Armen. Sie fühlte sich einsam.

Ein Gefühl, von dem sie dachte, es mit dem Erscheinen von Danny in ihrem Leben, hinter sich gelassen zu haben. Sie rieb ihre Stirn an ihrem Handrücken und versuchte die aufsteigenden Tränen zu unterdrücken, welche sich aus dem dicken Kloß in ihrem Hals zu formen schienen. Ein Versuch, der in diesem Augenblick wirklich einmal gelang.

Tief durchatmend setzte sie sich wieder auf und machte sich daran, die Akten aus ihrer Tasche zu holen.

Sie hatte ja gewußt, daß John nicht erbaut sein würde, wenn er herausfand, daß Laurie bei Mika gewesen war. Aber sie hatte es ja aus einem guten Grund getan und deswegen, würde sie dieses Gefühl der Leere in ihr, welches der Freundschaftsentzug von John mit sich brachte, ignorieren und sich wieder auf ihre Arbeit und auf Danny konzentrieren. Sie schlug die erste Mappe auf und überflog ihre handschriftlichen Notizen.

Mappe für Mappe, Akte für Akte arbeitete sie durch. Übertrug ihre Notizen in das Schreibprogramm ihres Computers und heftete dann die ausgedruckte Seite zu dem jeweiligen Fall. Eine Arbeit, die ihre ganze Aufmerksamkeit beanspruchte und sie von jeglichen Gedanken aus ihrem Privatleben fernhielt.

Nach zwei Stunden fühlte sie Lauries Nackenmuskulatur an wie ein Steinbrett. Aufseufzend schob sie die vor ihr liegende Akte zur Seite und streckte sich, die Arme weit in die Höhe gehoben. Ein lautes Knacken in ihrem Rücken verriet ihr, daß auch dieser unter einer Verspannung litt.

Laurie erhob sich von ihrem Stuhl und fing an den leeren Flur der Kanzlei zu durchwandern. Dabei dehnte und streckte sie sich immer wieder. Diese viele Schreibarbeit war wirklich keine Sache, die sie gerne mochte und sie tat schon den ganzen Tag nichts anderes, als sich mit ihr zu beschäftigen. Aber wenigstens hielt sie es ab, um sich zu viele Gedanken zu machen. Während sie immer wieder den langen Flur mit ihren Dehnübungen beglückte, überlegte sie, ob die Staatsanwaltschaft einen hauseigenen Masseur hatte, die ihre geschundenen Muskeln wieder zur Entspannung brachte. Eine Sache die sie allerdings stark anzweifelte. Wenn der Staat schon kein Geld hatte, um weiteres Personal einzustellen, dann würde er bestimmt auch keine Masseure einstellen, die seinen Mitarbeitern ein ausreichendes Maß an Wohlbefinden zugestand.

Schließlich wanderte sie wieder zu ihrem Schreibtisch zurück, um die fertig bearbeiteten Akten von ihrem Schreibtisch zu holen und sie ordentlich wegzuheften. Cathy kam Laurie in den Sinn und sie fragte sich, wie ihre Sekretärin das aushielt. Jeden Tag am Schreibtisch sitzen, jeden Tag sich mit dem Schriftkram und dem Telefon beschäftigen. Wenn jemand einen Masseur verdiente, dann ganz bestimmt sie. Laurie hatte ja wenigstens noch zwischendurch die Abwechslung, von Verhören im Revier und Gerichtsverhandlungen.

Lauries Schritte wurden von dem dunklen Teppich fast gänzlich verschlungen, als sie in den Raum ging, dessen einziger Inhalt die Unmengen an Aktenschränken waren, die sich ordentlich nebeneinander aufgestellt durch den ganzen Raum zogen. Metall an Metall und in ihnen Akte an Akte.

Sie zog eine der Schubladen vor sich auf und suchte mit ihren Fingern hurtig den richtigen Platz für ihr Werk. In diesem schlichten Raum war alles gut sortiert, alphabetisch und nach Jahren. Und damit auch übersichtlich für jemanden, der sich noch nicht lange im Dienst des Staates befand. So jemanden wie sie.

Der Berg ihrer Akten auf dem Schrank schmolz mit jeder abgelegte Akte schnell dahin. Bis auch die letzte in einer der Schubladen einen Platz gefunden hatte.

Ein erleichtertes Lächeln erschien auf Lauries Lippen. Zumindestens der erste Teil war geschafft. Doch anstatt an ihren Schreibtisch zurückzugehen und sich mit den restlichen Akten zu befassen, wanderte sie durch den Raum, glitt mit ihren Fingern über die Stahlmöbel und zog dann wahllos eine der Schubladen auf, die ein älteres Datum trugen. In den Akten aus alten Fällen zu stöbern, war eine von Lauries Lieblingsbeschäftigungen. Es gab soviel interessantes zu lesen und schon mehr als einmal war sie durch eine dieser Berichte auf eine Idee für ihre eigenen Verhandlungen gekommen. Leider war es aber auch, eine sehr zeitaufwendige Beschäftigung und damit für Laurie eine, der sie nicht ganz so viel Aufmerksamkeit widmen konnte, wie sie es gerne tun würde.

Ihre Hand strich über die verschiedenen Akten und zog dann willkürlich eine heraus.

Der Name sagte ihr nichts, aber das taten solche Überschriften auf den Mappen eigentlich nie. Viel interessanter war auch was in ihr stand.  Seite für Seite überflog sie den Bericht, der vor vielen Jahren noch mit einer Schreibmaschine abgetippt worden war. In einem Zeitalter, wo der Computer noch nicht die Gesellschaft unter seine Fittiche genommen hatte.

Und während sie das Getippte überflog, sprang ich ein Name ins Auge. Ein Name der ihr durchaus etwas sagte, aber von dem sie niemals vermutet hatte, ihn hier wieder zu finden. Jeremy Sanders. Jeremy Sanders, der Boss von Noah Lewis, der gepflegte, ältere Herr, den sie bei ihrem Besuch in seiner Kanzlei kurz kennengelernt hatte.

Erstaunen machte sich in Laurie breit. Und Neugier. Und so setzte sie sich auf den Fußboden, vor den Schrank mit den vielen Akten, und fing nun doch an, die Berichte in dieser Akte zu lesen und nicht nur zu überfliegen, wie sie es üblicher Weise tat.

Nun endgültig von ihren eigenen Problemen abgelenkt, vertiefte Laurie sich eine halbe Stunde

in diese Abhandlung von Jeremy Sanders, der ganz offensichtlich einmal für die Staatsanwaltschaft gearbeitet hatte, bevor er sich selbstständig gemacht hatte. Die Akte selbst war nichts Besonderes. Der übliche Fachjargon ihrer Arbeit, gespickt mit persönlichen Anmerkungen. Laurie ließ die Akte auf ihren Schoß sinken und schloß nachdenklich die Augen. Jeremy Sanders machte ja bei der Staatsanwaltschaft gearbeitet haben, aber besonders herausragend fand Laurie diesen Bericht nicht. Nicht jedenfalls so, als ob sie eine eigene Kanzlei rechtfertigen würde. Nun, vielleicht war das eine Akte, die erst vom Anfang seiner Karriere sprach und er hatte seine Erfolgsleiter erst später angefangen hoch zu klettern.

Laurie packte die Mappe wieder in ihr Fach und ging dann zu ihrem Schriebtisch zurück. Allerdings hatte sie in diesem Augenblick nicht vor, ihre eigenen Fälle weiter zu bearbeiten. Vielmehr wollte sie im Computer ein wenig stöbern, ob sie etwas über den Zeitraum heraus fand, in dem Jeremy Sanders hier gearbeitet hatte. Wesentlich schneller, als bei ihr zu Hause, fuhr der Computer sich hoch und erinnerte Laurie damit wieder daran, daß sie ihren eigenen dringend einmal aufräumen mußte.

Schnell tippten ihre Finger auf der Tastatur, schnell überflog sie die Seiten, die sich vor ihr aufschlugen, aber das was sie suchte, konnte sie nicht finden. Also wurde sie mit ihrer Anfrage etwas explizierter. Weitere Seiten, noch immer ohne das gewünschte Ergebnis. Weitere Anfragen nun schon wesentlich genauer und nun schlug sich ein Fenster auf, das von Laurie ein Paßwort forderte. Erstaunt lehnte sich Laurie an ihrem Stuhl an und starrte auf den Monitor. Ein Paßwort an dieser Stelle?

Sie lehnte sich wieder vor und startete ein anderes Programm. Schaute wann dieses Paßwort gesetzt wurde und von wem. Eine lange Zahlenkombination erschien auf ihrem Bildschirm, die leider so gar nichts über den Benutzer aussagte. Ihr jetziger Chef hatte es auf jeden Fall nicht gesetzt. Seine Ziffernfolge kannte Laurie auswendig und diese hier wies keinerlei Ähnlichkeiten mit der ihr bekannten Kombination auf. Wieder starrte Laurie erstaunt auf den Schirm, jetzt schon die Stirn gerunzelt. Das Paßwort war vor vielen Jahren gesetzt worden, soviel konnte sie sehen. Und außerdem zu einen Zeitpunkt, wo auch ihr Chef hier gearbeitet hatte. Und wenn er es nicht gewesen war, dann muß es einer seiner Angestellten gewesen sein. Ein Angestellter, der die Informationen der einzelnen Mitarbeiter  mit einem Paßwort absicherte? Jedenfalls der Mitarbeiter, die vor über zehn Jahren hier gearbeitet hatte, wie Laurie feststellte, als sie ihren eigenen Namen eintippte und sich ihr Profil, sofort aufschlug.

Sie lehnte sich wieder zurück und biß nachdenklich auf ihrem Fingerknöchel herum. Das ergab doch keinen Sinn. Wie konnte ein Mitarbeiter so viel Befugnis haben, Paßwörter an dieser Stelle zu setzten? An anderen Stellen, für wichtige Akten, ja, daß war nichts neues. Das tat auch sie gelegentlich. Aber hier?

Laurie schloß die Programme und schaltete den Computer wieder aus. Vergessen waren die Akten auf ihrem Tisch, als sie ihre Sachen zusammen packte und sich anschickte das Büro zu verlassen. Sie mußte nachdenken. In Ruhe und nicht hier.

Erst als sie bereits auf dem Weg nach draußen war, fielen ihr wieder die Akten auf ihrem Schriebtisch ein. Sie sollte sie wirklich nicht so offen liegen lassen. Also kehrte sie noch mal um und verschloß sie in der einzigen Schublade in ihrem Schreibtisch, die ein Schlüsselloch beherbergte.

Als sie zu Hause angekommen war, hatten sich Lauries Gedanken immer noch nicht so richtig geklärt. Das Paßwort an dieser Stelle war so ungewöhnlich, daß sie gar nicht anders konnte als darüber nachzudenken. Ihre Tasche flog in die Ecke zu ihren Schuhen und im Schlafzimmer landete die Jacke zu von ihrer Kombination die sie den Tag über getragen hatte, ordentlich über der Stuhllehne. Sie würde sie später in den Schrank bringen. Jetzt aber galt es abzuwägen was sie als erstes machte. Sich etwas zu essen, oder an ihren eigenen Computer zu gehen. Laurie entschied sich für das Essen. Nichts großartiges, nur eine Kleinigkeit, die schnell ging und sie nicht allzulange vom Computer abhalten würde. Sie wollte unbedingt nachschauen, ob es eine Seite von Jeremy Sanders Anwaltskanzlei gab.

Und die gab es, wie Laurie eine halbe Stunde später feststellte, als sie mit ihren Broten am Computer saß und die Seite las, die sich aufgeschlagen hatte, als sie Jeremy Sanders Namen eingegeben hatte. Ihre Hand taste nach einer der Schnitten auf dem Teller zu ihrer Seite und sie biß geistesabwesend hinein.

Doch die Startseite seiner Homepage, gab nichts Interessantes von sich. Sie klickte einen der Unterpunkte an und mußte auch dort feststellen, daß es keine nennenswerten Informationen gab. Ein weiterer Klick, nichts.

Die Brote auf dem Teller zu ihrer Seite schmolzen, aber der Frust in ihr stieg, daß aber auch nirgendwo ein paar wirkliche Informationen über ihren Mann zu bekommen war. Nichts als oberflächliches Geplänkel über die Renommiertheit dieser Kanzlei. Enttäuscht beendete Laurie die Verbindung mit dem Internet und fuhr den Computer dann gänzlich runter. Dieser Weg hatte sich als Sackgasse erwiesen.  Sie nahm einen Schluck von ihrem Tee, den sie zusammen mit den Broten ins Arbeitszimmer gebracht hatte. Wie nun weiter? Vielleicht sollte sie sich noch mal mit alten Fällen von ihm beschäftigen. Sie genauestens studieren und dabei hoffen, daß sie über diese und seine Klienten, an nähere Informationen über ihn heran kam. Laurie nickte für sich selbst. Ja, das war zumindestens ein Punkt, an dem sie ansetzten konnte. Und dann konnte sie ja noch die Anwaltskammer aufsuchen.

Es mochte ja sein, daß ihr seine Daten über den Firmencomputer verwehrt wurden, aber in der Kammer wurde über jedem Buch geführt.

Zufrieden mit sich und ihrer Entscheidung, lehnte sich Laurie an und aß genüßlich den letzten Rest von ihren Broten.




Re: Another year has gone by

Schön das du wieder da bist Chyio, auch wenn du noch immer traurig bist! Dein neues Kapitel ist wie immer echt......super! Anfangs, die Traurigkeit von Laurie, sehr gut rübergebracht, wie sie leidet über John's Ärger. Und gleichzeitig aber auch versucht wieder einen Weg zu ihm zu finden um ihn alles zu erklären! Und John.....ja, er ist wirklich sehr verärgert, aber wir werden sehen wie er reagiert wenn er die ganze Wahrheit erfährt!

Und zum Schluß bringst du einen sofort wieder auf andere Gedanken mit diesem Jeremy Sanders! Du hältst mich wirklich bei der Spannung! Klasse!

LG Flymoon





Danke Chris!!!

"Fort sind all die schönen Stunden, mit meinem verschwund'nen Schatz verschwunden, denn ein tödlicher Schatten fiel...."
--Horatio Alger--

Re: Another year has gone by

Hey chyio,

ich hoffe, es geht Dir wieder einigermaßen gut?

Dieser Teil ist Dir auf jeden Fall wieder gut gelungen.

John und Laurie machen es sich gegenseitig wirklich nicht leicht. Aber so ist das Leben nun mal. Es hat Höhen und Tiefen und ich gehöre mal wieder zu den Unverbesserlichen, die immer noch an das Gute und an ein Happy End glaubt. Deswegen glaube ich auch ganz fest, dass sich das zwischen den Beiden auf jeden Fall klären wird, wenn wahrscheinlich auch nicht sofort.
Vielleicht sollte Laurie John auch ein bisschen Zeit geben. Und wenn der größte Ärger verraucht ist, dann ist wahrscheinlich auch wieder die Möglichkeit für ein klärendes Gespräch da.

Schön, dass es auch sonst wieder spannend zugeht in Bezug auf Mr. Sanders.

LG Eve

PS: Hast Du Dir schon überlegt, ob Du Dir wieder ein oder zwei Katzen anschaffen willst?

Re: Another year has gone by

Einen wunderschönen guten Abend wünsche ich Euch heute. Ich weiß ja nicht, wie es in anderen Teilen Deutschlands das Wetter war, aber hier hat den ganzen Tag die Sonne geschienen und ich mußte bei einer kurzen Stippvisite aus dem Laden feststellen, daß es auch noch wirklich warm war. Na wenn das nicht nach Sommer ruft. Na ja, wie auch immer........

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@Flymoon: Freut mich wirklich, daß es Dir noch immer gefällt! Ich muß gestehen, bei der Länge kommt man schon mal auf den Gedanken, ob das wirklich noch so gut ist, wie der Anfang es einmal versprochen hat. Apropos: wie war der Anfang eigentlich noch?

@Eve: Weißt Du Eve, ich gehöre ebenfalls zu den unverbesserlichen. Schauen wir doch einmal ob sie es schaffen – und was mich außer der Frage wie, noch viel mehr interessiert ist....wann...

Momentan schreibe ich nicht weiter, sondern bin mit Euch mitten drin. Es gab da diese eine Sache, die ich unbedingt geändert haben wollte. Leider zieht sie sich durch mehrere Kapitel durch und dann muß auch noch das gröbste angepaßt werden. Aber Dank meiner kurzen Auszeit, und ein wenig Einsamkeit, bin ich Euch zumindestens jetzt wieder ein Kapitel voraus. Doch ganz ehrlich, der Druck rechtzeitig zu posten, ist doch ganz schön heftig. Aber ich verspreche Euch, ich gebe mein Bestes. Und bis jetzt schaut es so aus, als ob jedes neue Kapitel on time da sein wird. Wenn mir meine beiden Querulanten nicht doch noch irgendwie dazwischen funken....

Ich trage mich tatsächlich mit den Gedanken, mir zwei neue Katzen zuzulegen. Aber ich möchte den Maiwurf abwarten und dann brauchen sie ja noch sechs Wochen der Entwöhnung. Sprich bis Ende Juni habe ich wohl noch die Wohnung für mich allein.

So, aber jetzt geht es endlich weiter.

Ich sehe gerade, daß ich die magische Zahl zehn mal wieder überschreite und ich dieses Kapitel auf zwei Beiträge verteilen muß. Aber es ist wirklich nur ein Kapitel!

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Eine kurze Pause

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Um diese Uhrzeit durch New Yorks Straßen zu kommen, war wie immer ein Ding der Unmöglichkeit. Stockender Verkehr und Staus wohin das Auge schaute. Hupen erfüllten mit ihren unangenehmen Klang die Luft, gepaart mit gestreßten Menschen, die ihren Frust lautstark hinausbrüllten. Ja, das war New York.

Laurie selbst hatte es eilig, aber es würde sie ihrem Ziel auch nicht näher bringen, wenn sie ihren Vordermann durch ein ungerechtfertiges Hupmanöver in Rage bringen würde. Sie machte es sich auf ihrem Sitz bequem, trank statt dessen einen Schluck von ihrem Kaffee, den sie schon in Erwartung eines Staus vorsorglich aus einem der unzähligen Coffee Shops geholt hatte, und warf beiläufig einen Blick auf ihre Armbanduhr. Halb zwei. Ein wenig Spielraum hatte sie also noch, bevor sie im Revier sein mußte. Ihren Arm bequem auf dem Fensterrahmen abgestützt und den Kopf in der offenen Handfläche gebettet, betrachtete sie die vielen Autos vor sich. Das war wirklich ein dicker Stau, dachte sie, während sie ein weiteres Mal an ihrem Kaffee nippte, sie konnte von Glück sagen, wenn sie es noch rechtzeitig zu Medavoy schaffen würde. Und wenn sie es nicht schaffte, dann mußte er halt auf sie warten. Sie konnte doch auch nichts dafür, daß der Verkehr vor ihr zum erliegen gekommen war. Die Bremslichter ihres Vordermanns verloschen und für einen weiteren Meter, wurde Laurie ihrem Ziel entgegen getragen. Lauries warf erneuert einen Blick auf ihre Armbanduhr, so als ob der schnelle Blick die Zeit ein wenig zurückdrehen würde. Doch natürlich tat er es nicht, statt dessen war der Zeiger um weitere fünf Minuten vorwärts gekrochen. Achtlos zuckte sie die Achseln und nippte an dem Kaffe, welcher nun langsam eine Temperatur erreicht hatte, die ihn trinkbar machte, ohne sich daran die Zunge zu verbrennen. Mit dem nächsten Meter auf der Straße zu ihrem Ziel, wanderten Lauries Gedanken von der Zeit auf ihrer Uhr zu der vergangenen Stunde.

Nachdem sie vor drei Wochen den Endschluß gefaßt hatte, in der Anwaltskammer ein wenig nach Jeremy Sanders zu forschen, hatte sie nun endlich die Zeit gefunden, es auch wirklich zu tun. Bisher hatte ihr Chef immer wieder eine Ausrede gefunden, warum sie dringend im Büro anwesend sein mußte. Oder ein früher Termin hatte im Gericht für Ablenkung gesorgt. Oder aber ein Gespräch im Revier mit einem ihrer Verdächtigen, hatte sie von ihrem Vorhaben abgehalten. Und abends war nicht mal im Ansatz daran zu denken gewesen. Neue Akten, neue Gespräche, neue Treffen...es hatte immer einen Grund gegeben, warum sie es nicht mehr zu den Öffnungszeiten zur Anwaltskammer geschafft hatte. Aber heute hatte sie es endlich bewerkstelligt.

Dunkel war es in den Archiven der Anwaltskammer gewesen, erinnerte sich Laurie an ihren Vormittag. So dunkel, wie sie es eigentlich nur aus Filmen kannte. Niemals hatte sie für möglich gehalten, daß es in den Kellerräumen des Archivs wirklich so schummerig war. Und niemals hatte sie es für möglich gehalten, daß ein Raum so still sein konnte. Sie hatte ihren eigenen Atem gehört, das Knistern der Seiten….    

Wieder ging es einen Meter weiter.

Leider hatte sich ihr Besuch in der Kammer sich nicht als ganz so ereignisreich herausgestellt, wie sie angenommen hatte. Nun, jetzt wußte sie mit Sicherheit zu sagen, daß Jeremy Sanders bis vor sechzehn Jahren bei der Staatsanwaltschaft gearbeitet hatte, bevor er seine eigene Kanzlei eröffnet hatte. Sechzehn Jahre lang, hatte er ohne Partner gearbeitet und jetzt ganz plötzlich wollte er einen haben? Dies war der Punkt, der in Laurie noch immer Mißtrauen hervorrief. Dies und die Tatsache, daß die Kanzlei drei Jahre lang knapp an der Insolvenz vorbeigeschrammt war und dann ganz plötzlich zu den besten im Land gehörte. Drei Jahre lang hatte es nur einen Jeremy Sanders in dieser Kanzlei gegeben und seine Sekretärin und dann ganz plötzlich, waren fünf weitere Anwälte dazu gekommen. Und jetzt waren inzwischen an die fünfzehn in dieser Kanzlei beschäftigt. Woher kam dieser plötzliche Umschwung? Das klang ja fast so, als ob Jeremy Sanders an einen großen Mandanten geraten war, der seinerseits das Umfeld von sich, durch diese Kanzlei vertreten ließ. Aber welche wichtige Persönlichkeit, ging zu einer Kanzlei, die über kaum genügend Personal verfügte um kleine Mandanten entsprechend zu vertreten? Das waren lauter Fragen, die Laurie durch das Gehirn geschossen waren, als sie die Zahlen und Einträge in diesen altmodischen Büchern gesehen hatte.

Die Bremslichter von dem Chevrolet vor ihr verlöschten wieder und Laurie mußte nun tatsächlich ihre bequeme Position aufgeben, da es jetzt wirklich weiter vorwärts ging. Mit dem inzwischen fast leeren Kaffeebecher zwischen den Beinen, bog sie an der nächsten Möglichkeit rechts ab und versuchte über die kleinen Straßen, ihren Weg zum Revier schneller zu finden. Gott sei Dank kannte sie sich hier aus, so daß sie ausschließen konnte, sich so kurz vor ihrem Ziel noch zu verfahren.

Laurie hatte Glück, daß sie direkt vor dem Revier einen Parkplatz fand. Etwas außerordentlich positives nach diesem Verkehrschaos. Der leere Becher von dem Kaffee bekam einen Platz auf dem Armaturenbrett und der verstreute Inhalt ihrer Handtasche wurde achtlos wieder vom Beifahrersitz in diese hinein gestopft. Portemonnaie, Kaugummis, ihren Taschenkalender...alles fand wieder seinen Platz in der viel zu kleinen Tasche. Dannys Name fiel ihr ins Auge, als sie den aufgeschlagenen Kalender wieder in die Tasche räumen wollte. Groß und breit war er für den heutigen Abend unter der Uhrzeit acht Uhr vermerkt. Dann Folgte ein langer roter Strich durch die nächste Woche – seine Abwesenheit aus New York. Zusammen mit Stella würde er an einer Weiterbildung in Kalifornien teilnehmen. Für einen Moment beneidete Laurie Danny. Sie würde auch gerne die Stadt verlassen. Einfach weit weg fahren, alles hinter sich lassen. Und wenn sie dann zurückkam würde alles wieder so sein wie es gewesen war. Doch sie seufzte bei diesem Gedanken. Sie konnte nicht weg. Der freie Tag den sie sich an dem Dienstag nach dem Montag im Gericht genommen hatte, war schon nicht gerade mit Wohlwollen ihres Chefs aufgenommen worden, was würde er also dazu sagen, wenn sie ihm erzählte, daß sie ganz kurzfristig – am besten von heute auf morgen – Urlaub haben wollte? Mit dem Finger würde er sich an dem Kopf tippen und sie dann ganz nonchalant fragen, ob sie noch alle Tassen in ihrem Oberstübchen zusammen hatte. Um diese Jahreszeit Urlaub zu nehmen, wo sie geradezu in Arbeit erstickten. Spöttisch grinste sie bei den möglichen Antworten von ihrem Chef vor sich hin. Als ob sie jemals weniger zu tun hatten!

Laurie öffnete die Tür zu ihrer Seite und stockte dann mitten in der Bewegung, als sie einen flüchtigen Blick auf den Wagen neben sich war. Und vergaß, daß ihre Gedanken ursprünglich  noch Danny gegolten hatten. Die Beifahrertür war eingedrückt und als sie aus ihrem eigenen, unversehrten, Auto stieg, konnte sie sehen, daß auch der Kotflügel nicht seine Originalform mehr hatte. Überhaupt sah der ganze Wagen so aus, als ob er in einen unschönen Unfall verwickelt worden war. Aber das schlimmste an der ganzen Sache war für sie, daß dieser Wagen genauso aussah, wie der Dienstwagen von Andy und John. Allerdings wußte sie es nicht mit Bestimmtheit zu sagen, denn die beiden waren nicht die einzigen Cops, die dieses Modell fuhren. Es konnte auch durchaus auch der Wagen von jemand anderem sein. Nun von wem auch immer er war, sie hatte jetzt keine Zeit sich weiter auszumalen, was genau da passiert war, denn ein weiterer flüchtiger Blick auf die Uhr an ihrem Handgelenk zeigte ihr, daß sie nun doch reichlich zu spät war. Eilig verschloß Laurie ihren Wagen, warf noch mal einen kurzen Blick zu dem Auto neben sich und lief dann schnellen Schrittes auf den Eingang zu. Hoffentlich war es nicht der Wagen von John und Andy. Sie mochte gar nicht daran denken, daß es John gewesen war, der dort hinter der eingedrückten Tür gesessen hatte. Laurie drehte sich noch einmal mit zusammen gekniffenen Augen um und sah sich den eingebeulten Wagen an. Und wenn es doch ihr Dienstwagen war? Langsam kehrte sie zu dem verbeulten Wagen zurück und besah sich die Zahlen auf dem Nummernschild. Die Zahlen sagten ihr nichts, aber das hatte auch nicht viel zu sagen, denn bisher hatte Laurie noch keine Notwendigkeit gesehen, sich Kennzeichen zu merken, wenn sie nicht irgendwie mit ihrem Beruf im Zusammenhang standen.

Aber was ist, wenn es doch ihr Dienstwagen war? Was, wenn John etwas passiert war? Wenn er jetzt im Krankenhaus lag? Sie drehte sich wieder zurück und ging weiter auf die riesigen Türen des 15. Reviers zu. Dann konnte sie für sich nur hoffen, daß es ein Koma war, das ihn dort festhielt, denn anders würde er ihr wohl keine Chance auf einen Besuch geben.

Was sie wieder auf Danny zurück brachte. Schneller als ihr lieb war, wechselten sich die beiden Namen in ihrem Kopf ab und buhlten dabei um ihre Aufmerksamkeit. Ihr Sorge um John, ihre Sorge, wie es nun mit ihnen weiter gehen würde. Und gleich daneben Danny mit seinem Lächeln, welcher ebenfalls ihr Herz gefangen genommen hatte.

Laurie grüßte die beiden Cops, die neben dem Eingang des Reviers Wache hielten, und schob dann die schwere Tür vor sich auf.

Sie mußte unbedingt darüber nachdenken, wie es mit Danny und ihr weiter ging. Das Gespräch mit Jessie, über das Gefühlschaos in ihr in Bezug auf John und Danny, lag ihr noch immer schwer im Magen. Und Jessie hatte Recht, daß wußte sie nur zu gut. Der Streit mit John oder vielmehr seine Nichtachtung ihrer Person, zeigte ihr nur zu deutlich, wie wichtig ihr noch ihr Ex Mann war. Nicht das sie es nicht schon vorher gewußt hatte, aber sie hatte gedacht, daß sie mit Danny einen Neuanfang starten konnte. Besser machen, was sie bei John nicht geschafft hatte. Doch seit dem Streit mit John, hatte sich auch das Verhältnis zu Danny verschlechtert - was durchaus an ihr lag, wie Laurie wußte. Sie brachte die schlechte Stimmung mit nach Hause und sie war es, die die Treffen zwischen ihnen kurz hielt. Vielleicht war es ganz gut, daß er für ein paar Tage nicht da war, so konnte sie die Zeit nutzen und in Ruhe über die ganze Sache nachdenken.

Als Laurie das Revier betrat, merkte sie sofort, daß Ärger in der Luft hing. Mitten im Raum standen John mit Andy und dem Mann, den sie seit kurzer Zeit an ihrer Seite hatten. Vincent van Clendon, war sein Name, meinte sich Laurie zu erinnern, und er war den beiden zugeteilt worden, damit er einen Einblick von der Arbeit eines Detectives bekam. Aber genauso wie sein Name hochtrabend und arrogant klang, so war der Mann es auch selbst.

Laurie hatte ihn schon kennengelernt, als er noch Streife gefahren war und schon damals hatte sie diesen Typen und seine überhebliche Art nicht ausstehen können. Alles wußte er besser und nie war er Schuld an irgend etwas – immer waren es die anderen. Wie war Fancy nur auf den Gedanken gekommen, daß aus ihm ein fähiger Detective werden könnte?

„...es war nicht meine Schuld“, hörte Laurie seine aufgebrachte Stimme keifen, die John direkt anzugreifen schien. Sofort glitt ihr Blick auf John und ihr Herz zog sich zusammen, als sie ihn betrachtete. Offensichtlich war es doch der Dienstwagen von John und Andy gewesen, doch wo Andy gesund und munter aussah, machte John einen leicht lädierten Eindruck. Was nicht zuletzt daran lag, daß ein dünnes Blutrinnsal aus seiner Nase lief und immer wieder durch ein Taschentuch in seiner Hand aufgehalten wurde. Instinktiv wollte Laurie auf John zugehen und fragen, ob alles in Ordnung war, jedoch schaute John nicht mal in ihre Richtung, sondern starrte nur schweigend Vincent van Clendon an. Und dieser stand da, fuhr sich mit seiner Hand durch sein perfekt gestyltes schwarzes Haar und funkelte wütend abwechselnd von John zu Andy. „Es war nicht meine Schuld“, wiederholte er. Die Augen unvermittelt nun auf John gerichtete, denen er mit seiner Größe direkt hinein schauen konnte. Andy war zu klein für ihn, also würde der Blick aus seinen dunklen Augen nicht so gut ziehen. Aber John war in etwa gleich groß und deswegen auch der perfekte Ansprechpartner.

Sie sah von den drei Männern zu Janice hinüber, die ihren Dienst noch immer hinter dem Counter verrichten mußte. Was ist denn hier los?, fragte ihre Augen stumm. Und genauso stumm verdrehte Janice Ihre Augen zur Decke. Frag nicht, schien sie mit dieser Geste sagen zu wollen. Aber das hatte Laurie ohnehin nicht vor. Nicht jetzt. Nicht vor den Augen der drei Männer und schon gar nicht, als sie Medavoy sah, der bereits Ausschau nach ihr zu halten schien. Aufgeregt stand er auf der Treppe, winkte sie hoch und verschwand dann gleich wieder aus ihrem Blickfeld. Laurie mußte nicht erst auf ihre Uhr schauen um zu wissen, daß sie nun inzwischen fast eine halbe Stunde zu spät dran war.

Mit schnellen Schritten ging sie an den Männern vorbei und versuchte so viel wie möglich von ihrer Unterhaltung aufzuschnappen. Doch viel war das im Moment leider nicht. Außer einem: „Es war nicht meine Schuld“, von einem wütenden Vincent. „Der andere Fahrer hat nicht aufgepaßt.“ Und einem: „Ist ja schon gut, Vincent. Wir glauben dir ja“, von Andy, wurde gerade nicht viel gesagt, was Laurie die miserable Stimmung hier und den zerbeulten Wagen draußen erklärte.

Absichtlich langsam, ging sie an dem Trio vorbei und warf John dabei einen fragenden Blick zu, aber wenn er ihn gesehen haben sollte, so ging er doch nicht darauf ein. Statt dessen behielt er Vincent weiterhin im Auge und ergriff nun selbst endlich das Wort: „Nun, wie immer es auch war. Die Sache ist jetzt vorbei. Wir müssen sehen was wir daraus machen können.“ Seine Hand fuhr mit dem Taschentuch wieder zur Nase und tupfte das Blut von ihr ab. Vielleicht war es diese Geste, vielleicht waren es aber auch die Worte von John, die zwar beruhigend in ihrer Auswahl, vom Tonfall aber eindeutig anklagend waren. Auf jeden Fall wurde Vincent McClendon putterot im Gesicht und fing erneut an sich lautstark zu rechtfertigen.

Alle, die momentan in diesem Raum waren, fingen an sich nach dem aufgebrachten Mann umzudrehen. Und auch Laurie, die sich bereits auf der Treppe befand, drehte sich abermals zu ihm um.

„Ich hab doch gesagt, daß ich keine Schuld daran habe. Wir hatten die Sirene an. Der Mann hätte besser aufpassen müssen!“ Die letzten feindseligen Worte waren eindeutig an Johns Adresse gerichtet.

Laurie blieb auf der Treppe stehen und beobachtete, wie sich Vincent van Clendon aufplusterte wie ein Vogel in der Mauser. Johns Gesicht bleib ruhig, genauso wie seine Stimme, die ihm antwortete. „Ich weiß, daß wir die Sirene anhatten. Ich war dabei, schon vergessen?“ Eine weiteres tupfen, daß seine Worte von eben unterstützen. „Aber jetzt ist gut, ok?“ John deutete mit einem Nicken in den Raum. „Hier sind noch andere Leute anwesend.“ Clendon schaute sich nun ebenfalls in dem Raum um, schien aber nicht bereit die Diskussion jetzt aufzugeben. Aber in dem Fall beendete John einfach diese Unterhaltung, in dem er den gereizten McClendon stehen ließ und auf die Treppe zuging, auf der auch Laurie stand.

Er ging an ihr vorbei, ohne daß er sie zu sehen schien.

Andy der direkt hinter seinem lief, warf ihr ein Lächeln zu und folgte dann John zu seinem Schreibtisch. Auf sie wartete nun eine Menge Arbeit. Und auf Laurie wartete Medavoy. Ungeduldig stand dieser am Geländer der Treppe und sah ihr erwartungsvoll entgegen. Laurie dagegen, hatte aber keinen Blick für den nervösen Mann übrig – sie folgte John und Andy die Treppe hoch und hatte ihren Blick in Johns Rücken gebohrt.

Dreh dich um. Rede mit mir!, beschwor sie ihn stumm. Aber John lief weiter, ohne auf unausgesprochene Bitte zu antworten.