A David Caruso Tribute - FanFiction

Another year has gone by

Re: Another year has gone by

Und da ist sie wieder! Ich bin mir auch sicher das sich John nicht getäuscht hat! Wah, jetzt bin ich aber auch gespannt wie ein Flitzebogen was da noch nachkommt!

LG Flymoon





Danke Chris!!!

"Fort sind all die schönen Stunden, mit meinem verschwund'nen Schatz verschwunden, denn ein tödlicher Schatten fiel...."
--Horatio Alger--

Re: Another year has gone by

Eure Bedenken sind sich so ähnlich, daß ich mal eine zusammen gefaßte Antwort gebe. Ich glaube, ich habe Euch mal versprochen, daß keiner meiner Charaktere verloren geht.

Ja ja, ich weiß. Manche brauchen nur ein wenig länger, bis sie wieder zum Vorschein kommen. Aber glaubt mir, ich arbeite daran!

Lange Rede, kurzer Sinn: am Besten mach ich einfach weiter!

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Was ist ein Name?

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Dunkel war es wieder im dem Haus, daß John vor noch nicht allzu langer Zeit verlassen hatte. Das Licht war nach ein paar Minuten verloschen und nun fiel nur noch der schmale Schein durch das Fenster im ersten Stock hinein. Trübe versuchte es sich einen Weg durch das blinde Glas zu suchen und schafte es gerade mal die ersten Stufen mit ihren ausgetretenen Dellen zu erhellen.

Unten, unter der Treppe, war es stockfinster.

Eine Menge Gerümpel stand dort. Kaputte Kinderwagen, abgestellte Kartons, gefüllt mir alten, vergilbten Zeitungen und Müll, der von einer faulen Putzfrau mit dem Besen hinunter geschoben war. Und hinter all dem hockte die schwarzhaarige Frau zusammen gekauert wie ein kleines Kind und versuchte den Gestank um sich herum von faulenden Äpfeln und alten gefalteten Kleidern zu ignorieren. Leise entwich ihr der Atem durch den leicht geöffneten Mund. Und angewidert hatte sie die Lider über ihre grünen Augen geschlossen. Trotzdem harrte sie in dieser Stellung aus und wartete. Wartete daß die Minuten vergingen und sie ungesehen von John das Haus verlassen konnte. Stumm zählte sie in Gedanken bis tausend, öffnete dann kurz die Augen, um sie aber gleich darauf wieder zu schließen und ein weiteres Mal bis tausend zu zählen. Erst jetzt war sie sicher, daß John fort sein würde.

Träge wie eine Katze die zu lange geschlafen hat, kroch sie hinter dem Gerümpel und der Treppe hervor und reckte ihre steifen Glieder. Nacheinander knackten ihre Gelenke und dehnten sich ihre Muskeln, bis sie sicher war, ihre übliche Anmut wieder erlangt zu haben.

Abscheu überzog ihr Gesicht, als sie sich in dem Treppenhaus umsah. Es spiegelte das wieder, was unter der Treppe seinen Anfang gefunden hatte: Schmutz, Dreck und ein widerwärtiger Geruch. Sie schüttelte sich leicht, versuchte mit dieser Geste die Unreinheit von sich abzuschütteln und wünschte sich nichts mehr, als sich jetzt unter eine heiße Dusche stellen zu können. Doch die mußte noch warten, zuerst hatte sie anderes zu erledigen. So leise wie möglich näherte sie sich der Haustür und öffnete sie. Und wie auch schon John zuvor, blinzelte sie der Sonne entgegen. Aber im Gegensatz zu ihm, wartete sie nicht nur bis ihre Augen sich den veränderten Lichtverhältnissen angepaßt hatte, sondern sog in tiefen Atemzügen gierig die frische Luft in ihre Lungen. Süß erschien sie ihr, wie auf einer Wiese voller blühender Blumen und auch die vorbei fahrenden Autos mit ihren Auspuffabgasen konnte das Bild vor ihren Augen nicht vertreiben.

Sie wartete wieder. Bis fünfzig zählend, dann ein weiteres Mal bis hundert. Doch jetzt war es nicht aus dem Gefühl heraus sich verstecken zu müssen, sondern um die Sonne und die frische Luft zu genießen. Schließlich öffnete sie wieder die genußvoll geschlossenen Augen und beugte sich vorsichtig nach vorn. Warf einen Blick zu dem Platz, wo noch vor kurzem John und der Dienstwagen von ihm gestanden hatte. Jetzt war der Platz leer. Sie waren fort. Erleichterung durchflutete die Frau und sie strich sich unbewußte das Haar über die Schulter zurück, während sich ihrer Kehle ein Seufzer der Erleichterung entrang.

Das war knapp gewesen, dachte sie. Wer hätte denn auch ahnen können, daß John genau in dem Augenblick einen Blick in ihre Richtung warf, als sie sich nach vorn beugte um einen besseren Blick zu haben? Eine Minute war ihr nur geblieben, in der er überlegte was er gesehen hatte, und sie in das Haus verschwinden konnte. Und nur Sekunden waren davon übrig, als sie hinter dem Müll in Deckung gegangen war und sie das öffnen der Tür gehört hatte.

Mit schnellen Schritten lief sie die Straße in die entgegengesetzte Richtung entlang. Weg von dem 15. Revier, hin zu ihrem eigenen Wagen der vier Querstraßen weiter unscheinbar zwischen anderen Autos geparkt war.

So lange es ging hatte sie versucht die Luft anzuhalten, um sich nicht mal mit ihrem Atem zu verraten. Und dann nur sehr vorsichtig und nur sehr bedächtig hatte sie ihn durch ihren Mund wieder zurück geholt. John war ihr sehr nahe gewesen. Zu nahe, wie sie befand. Zwei Schritte weiter und er wäre möglicherweise auf den Gedanken gekommen einen Blick unter die Treppe zu werfen. Aber John war keinen Schritt weiter gegangen. Nicht sicher ob er sie wirklich gesehen hatte, hatte sich sein Blick die Treppe hoch bewegt und hatte dort auf verdächtige Geräusche gelauscht. So hatten sie beide gewartet. Er auf etwas, daß ihm verriet, daß er sich nicht getäuscht hatte und sie darauf, daß er ging.

Die zwei Minuten die er sich in dem Haus aufgehalten hatte, waren ihr wie eine Ewigkeit vorgekommen und wie erleichtert war sie gewesen, als er endlich gegangen war.

Sie fand ihr Wagen wieder und setzte sich hinter das Steuer. Eine große dunkle Sonnenbrille lag auf der Ablage für sie bereit und ihre Zigaretten lagen gleich daneben. Sie griff nach beiden. Setzte sich die Brille auf die Nase und fingerte dann in der Schachtel nach einer der weißen schmalen Stäbchen. Und sie lächelte dabei. So ein Adrenalin kick war doch wirklich mal wieder eine willkommene Ablenkung in ihrem Alltag, der für sie momentan viel zu fad war. Immer die gleiche Routine, immer dieselben Dinge. Keine Veränderungen der Gewohnheiten, kein  Blutsturz in ihren Ohren. Aber das gerade eben, das war doch wirklich mal wieder etwas anderes gewesen.

Geschickt lenkte sie den Wagen aus der Parklücke und fädelte sich ohne Mühe in den Verkehr ein. Lenkte ihn durch die Seitenstraßen auf die große Hauptstraße und folgte dann den Straßenschildern an den Ecken aus Queens hinaus. Die Queensboro Bridge tauchte vor ihr auf und eine weitere aufgerauchte Zigarette gesellte sich zu den anderen in einem überquellenden Aschenbecher.

Dabei war John gar nicht Ziel ihrer Beobachtung gewesen. Aber ihn zu sehen, hatte ihr Herz doch ein Stückchen höher hüpfen lassen. Er war wirklich ein gutaussehender Mann. Die Sonne auf seinem roten Haar, die markanten Gesichtszüge, sein Mund welcher so weich und nachgiebig lächeln konnte und sich im selben Augenblick in Stränge verzog. Sie grinste vor sich hin. Lächelnd mochte sie den Mann am liebsten.

Der Central Park kam in ihr Sichtfeld und sie fing schon jetzt an nach einem Parkplatz Ausschau zu halten. Sie waren hier so rar, so selten war hier ein geeigneter Platz frei. Aber auch diesmal war das Glück ihr hold, nur eine Seitenstraße von ihrem Ziel entfernt fand sie eine passende Parklücke. Die Sonnenbrille wanderte wieder auf ihre Ablage, ihr Feuerzeug von ihrem Schoß wieder zu den Zigarettenpäckchen daneben. Diesmal jedoch ergriff sie auch den Hefter, der neben ihr auf dem Beifahrersitz lag, bevor sie ausstieg und sich zu Fuß auf ihren Weg machte. Genießerisch legte sie den Kopf in den Nacken und genoß die Sonnenstrahlen die ihr Gesicht wärmten. Der viele Regen der vergangenen Tage hatte sie zusammen mit der Untätigkeit des Augenblicks in Depressionen gestürzt, aber heute und hier, würde es wieder anders werden. Das wußte sie mit Sicherheit zu sagen. Kinderlachen drang über die Straße hinweg an ihr Ohr. Kinder die in dem Park spielten und sich ebenfalls am Schein der Sonne erfreuten. Lächelnd beobachtete sie auf ihrem Weg die Mütter mit ihren Kinderwagen, welche gemächlich die breiten Parkwege entlang schlenderten. Um sie herum tobten ihre größeren Schützlinge und hielten sie mit neugierigen Fragen in Atem. Trotzdem wurden sie in den meisten Fällen angelächelt und dabei liebevoll auf dem Kopf getätschelt. Für einen Augenblick blieb sie stehen und ließ das Bild der Einträchtigkeit auf sich wirken. Kinder waren nichts für sie – sie paßten nicht in ihr Leben. Aber immer wieder sah sie sich gerne Menschen an, welche mit ihnen gesegnet waren. Solche Augenblicke waren dann für sie wie Erinnerungen aus ihrer eigenen Kindheit, wo sie selbst so zu ihrer Mutter gestürzt war, um sie mit Fragen zu quälen. Ihr liebevoll über die Wange gestrichen wurde und sie dann mit einem Keks in der Hand glücklich aus der Küche gestürzt war. Und wie immer bei dieser Erinnerung lächelte sie versonnen vor sich hin. Aber nicht jeder war dazu gemacht eine Mutter zu sein.

Sie war als erstes da. Kein Mensch war in der Wohnung als sie ankam. Still und leer waren die Räume der Behaglichkeit, als sie den Hefter achtlos in einen der Schränke fallen ließ und sich dann in die Küche begab um sich aus dem gefüllten Kühlschrank zu bedienen. Das Kinderlachen war sogar hier zu hören, doch jetzt erreichte es nicht mehr ihre Ohren. Hier wartete das Geschäft und Gefühlsduseleien hatten keinen Platz mehr. Die Wasserflasche wanderte wieder in den Kühlschrank und ihre Schritte führte sie wieder zurück in das Wohnzimmer, wo sie sich auf einer der Sessel nahe dem Fenster niederließ. Auf und ab wippte ihr Fuß beim warten. Doch ein Blick auf die schmale goldene Armbanduhr an ihrem Handgelenk sagte ihr, daß der Zeitpunkt ihrer Verabredung erst in einer halben Stunde erreicht war. Trotzdem hörte sie nur wenige Minuten später wie ein Schlüssel ins Schloß geschoben wurde. Wie er gedreht wurde und sich dann die schweren Schritte eines Mannes dem Wohnzimmer näherten. 

„Sie sind schon da?“ Eine Frage von ihm, die gleichzeitig eine Feststellung war. Natürlich war sie schon da, sonst würde sie hier wohl kaum sitzen. Ohne auf diese Bemerkung zu antworten nippte sie an dem Glas in ihrer Hand, ließ aber den Mann vor sich nicht aus den Augen. Er sah noch genauso aus, wie sie ihn vom Foto her in Erinnerung hatte: ein distinguierter Mann in den Enden der fünfziger, gekleidet wie jeder Anwalt - in einem Anzug, den er in der Farbe schwarz bevorzugte. Der Mantel den er über dem Jackett trug, wurde ordentlich auf einen der Kleiderbügel in der Flurgarderobe gehangen, bevor er zu ihr kam und ihr seine Hand entgegenhielt. „Ich freue mich sie endlich einmal persönlich kennenzulernen. Bisher hatten wir ja immer nur am Telefon das Vergnügen.“ Sie stand auf, stellte ihr Glas auf dem Tisch vor ihr ab und reichte ihm dann ebenfalls die Hand. „Ich habe schon viel von ihnen gehört, Mr. Sanders. Ihr Auftritt gleicht dem, wie er mir zuvor vermittelt wurde.“ Aalglatt kam ihr diese Lüge über den Lippen, denn bevor er ihre Nummer bekommen hatte, hatte sich nicht ein Sterbenswörtchen von ihm vernommen. Aber er war ein Mann, und Schmeicheleien an der richtigen Stelle kamen immer gut. Auch bei einem Jeremy Sanders.

„Leider kann ich nicht sagen, daß ich schon viel von ihnen gehört habe. Bisher haben sie sich sogar geschickt vor die Nennung eines Namens gedrückt“, erwiderte Sanders und betrachtete wohlwollend die Frau vor sich. Langes schwarzes Haar, grüne Augen und eine Figur die geradezu nach einer genaueren Betrachtung verlangte. Doch dieses Vergnügen versagte er sich, denn er war aus beruflichen Gründen hier und nicht um seinen Spaß zu haben. Achtlos hob sie die Schultern. „Namen, was sind schon Namen. Sie vergehen genauso schnell wie das Wetter vor der Tür.“ Sie setzte sich wieder auf den Sessel hinter ihr und beobachtete, wie Sanders ihr gegenüber auf der Couch Platz nahm. Sie ebenso wenig aus den Augen lassen wie sie ihn. „Sie haben Recht“, stimmte er ihr mit einem Nicken zu. „Leistungen zählen, aber Namen erleichtern einem doch die Kommunikation.“  Sie lachte. Heiser klang es in Sanders Ohren und amüsiert. „Suchen sie sich einen aus, wenn sie einen benutzen wollen.“ Belustigt lächelte sie ihn an, beobachtete wie er sie von oben bis unten musterte und ihr schließlich einen Namen gab. „Neve“, sagte er und sprach das erste E in dem Namen so lang aus, als ob ein I davor stand. „Ich werde sie Neve nennen.“ Noch immer umspielte das vergnügte Lächeln ihre Lippen, als sie nickte. „Gefällt mir der Name. Hätte glatt von mir kommen können.“ Neve beugte sich nach vorn und nahm das Glas mit dem Wasser wieder von dem Tisch um daran zu nippen.

„Sie haben mir eine Nachricht zukommen lassen, daß sie Informationen für mich haben.“ Sanders ließ die Frau vor sich nicht aus den Augen. So schön sie auch war, das Glitzern in ihren Augen hatte für ihn etwas Berechnendes. Etwas kaltes, daß ihm sagte, daß sie nicht nur schön, sondern auch gefährlich sein konnte. Neve neigte zustimmend den Kopf. „Das ist richtig.“ Sie erhob sich bei diesen Worten und ging zu dem Schrank in dem sie den Hefter abgelegt hatte und kehrte mit ihm in der Hand – unter den Blicken von Sanders – wieder zu ihm zurück. „Wie sie es gewünscht haben, habe ich über die Frau Erkundigungen eingezogen. Bin ihr gefolgt und habe ein kleines Dossier über ihr Leben angefertigt.“ Sie reichte den Hefter an Jeremy Sanders weiter, der ihn sofort aufschlug, aber noch nicht anfing die Seiten in ihm zu lesen. „Zusammenfassung?“, knapp und bestimmend kam diese Aufforderung von ihm, gewohnt, daß man ihm gehorchte, aber Neve war niemand der sich von jemanden zu etwas zwingen ließ. Er gab ihr zwar gutes Geld, aber sie war nicht seine Leibeigene die er herum kommandieren konnte, wie es ihm paßte. „Sie haben Augen im Kopf“, erwiderte sie deswegen und setzte sich wieder auf den Sessel den sie zuvor verlassen hatte. „Benutzten sie sie und machen sie sich selbst ein Bild von ihr.“ Sanders Augen verengten sich gefährlich, die von Neve blieben kristallklar und ruhig. Fronten für eine weitere Zusammenarbeit wurden nun ausgefochten. Schweigend und unnachgiebig – von beiden Seiten.

Schlußendlich war es Sanders der nachgab, den Blick auf die Seiten vor sich heftete und anfing in ihnen zu lesen. Wort für Wort, Seite für Seite. „Hab ich es doch gewußt“, murmelte er vor sich hin und sah kurz zu der Frau ihm gegenüber auf. „Sie sagt, daß sie einen Scheidungsanwalt sucht, aber sie hat sich nicht bei dem Freund von Lewis gemeldet. Es war eine Farce!“ Er wartete eine Antwort nicht ab und las weiter. Aber sie hätte ihm ohnehin nicht geantwortet. Alles was sie heraus gefunden hatte, alles worüber sie sich mit Leuten unterhalten hatte stand in dieser Akte. „Sie arbeitet für den Staat?“, kam es nach einer weiteren Seite von Jeremy Sanders. Doch obwohl es eine Frage gewesen war, klang sie nicht sonderlich erstaunt. Sein Instinkt hatte ihm von Anfang an gesagt, daß etwas mit ihr nicht stimmte. Trotzdem machte es ihn betroffen es nun hier schwarz auf weiß zu lesen. Abermals sah er zu der Schwarzhaarigen hoch, sah aber nur, wie sie die Schultern zuckte. Ihr war es egal wo sie arbeitete. Ein Anwalt war ein Anwalt und egal ob er beim Staat arbeitete oder nicht – gefährlich konnte er immer werden.

Sie beobachtete den Mann vor sich, der sich nach diesem Ausruf wieder über die Blätter beugte und weiter las. Was hatte er zu verbergen, daß er sich so für das Leben von Laura Kelly interessierte? Und was noch viel interessanter war, was hatte Laurie herausgefunden, daß er so unruhig wurde und Leute für Nachforschungen involvierte? Sich mit ihnen nur über verschlüsselte Leitungen unterhielt und diese Wohnung für heimliche Treffen angemietet hatte. Nachdenklich lagen ihre grünen Augen auf Jeremy Sanders. Vielleicht sollte sie auch in der Richtung mal ein wenig forschen. Sich vielleicht mal in seinen Computer einhacken und schauen, was es dort so zu sehen gab. Ein paar nützliche Informationen könnten auch ihr Leben sicherer gestalten und ihr dabei helfen den Mann unter Kontrolle zu behalten.

Vielleicht auch noch seine Telefonleitungen dechiffrieren und hören mit wem er sich noch so unterhielt? Ihr Körper blieb ruhig und bewegte sich nicht, aber in ihren Gedanken schüttelte sie den Kopf. Nein, so wichtig war es auch nicht. Aber sie sollte die Idee festhalten, für später, falls er unangenehm wurde.

Sanders las, verzog dabei geringschätzig den Mund und blätterte eine Seite weiter. Jetzt kam er zu der Stelle, dachte Neve, wo sie niedergeschrieben hatte, welche Seiten Laurie im Internet noch an dem Abend ihrer Nachforschungen aufgeschlagen hatte. Es war eine kleine Liste von den gängigsten Zeitungen, wo sie die aktuellen Daten nicht interessiert hatte. Ihre Eingaben hatten sich auf Jahre bezogen, die schon weiter in der Vergangenheit lagen, welche aber in dem einfachen Netz nicht mehr zu finden waren. Vielleicht war es auch nicht von Bedeutung, aber die Seiten der Zeitschriften waren am gleichen Abend aufgeschlagen worden, wie ihr zweiter Besuch auf Sanders seiner Web Side. Also war es vielleicht doch von Bedeutung. Sie ließ den Mann vor sich nicht aus den Augen. Leider konnte sie seine Augen nicht sehen, die auf das Papier gerichtet waren, doch sie meinte zu sehen wie sein Gesicht eine Spur blasser wurde. Aber es konnte auch an der Beleuchtung liegen, Neve war sich nicht sicher, denn plötzliche Dunkelheit verdunkelte für einen Moment das Zimmer, als eine Wolke sich vor die Sonne schob. Ihre Augen ruhten auf Sanders. Still und abwartend. Forschend und geheimnisvoll – aber geduldig. Eine Seite weiter. Die letzten Ereignisse standen auf ihr – der Kinnhaken vor dem Gebäude der Staatsanwaltschaft. Persönlich gesehen fand Neve das am interessantesten. Eine Frau die zuschlug, zeigte eine Frau, die leicht einmal die Kontrolle verlor. Zeigte eine Frau, die sich zu wehren wußte. Wenn Mr. Sanders davon ausging, daß Laura Kelly ihm gefährlich werden könnte, wenn er sich entschloß in der Richtung was zu unternehmen, dann würde er vorsichtig sein müssen.

Der Hefter in seiner Hand schloß sich und sein Blick hob sich wieder zu Neve. „Der Mann von dem sie sich gerade scheiden läßt ist ein Cop?“, fragte er nachdenklich nach. Bei seinen Worten stand er auf, ging hinüber zu dem großen Fenster und sah auf die spielenden Kinder in dem Park. Sie blieb wo sie war, drehte sich nicht zu ihm hin, sondern nippte gelassen an ihrem Wasser. Auch antworten tat sie nicht, wozu auch? Der Satz hatte zwar am Ende ein Fragezeichen gehabt, aber es war keine Frage gewesen. „Und ihr Freund ist vom Csi!“, sprach er nun in ihrem Rücken.

Neve versuchte das Grinsen in sich zu verbergen. Eine brisante Situation Mr. Sanders, nicht wahr? Ihr Ex ein Cop, ihr Freund ein Forensiker und sie selbst eine Staatsanwältin. Was haben sie zu verbergen, Mr. Sanders?

Doch sie schwieg und wartete. Hörte wie er ungeduldig auf das Fensterbrett vor sich klopfte und offensichtlich nachdachte.

„Behalten sie ihr Computer Aktivitäten weiterhin im Auge“, sagte er schließlich. Sanders kam wieder um den Wohnzimmertisch herum und sah Neve auffordernd an, welche gelassen nickte und das Glas ruhig in ihrer Hand hielt. Er selbst sah wieder auf den Hefter in seiner Hand hinunter. So simpel und so einfach sah er aus – und enthielt doch so viele wichtige Informationen für ihn. Sanders nickte ein paar Mal vor sich hin. Schließlich drehte er sich auf dem Absatz um und nahm seinen Mantel aus der Flurgarderobe. Zog ihn an und kam dann noch mal mit dem Hefter in die Hand zurück zur Wohnzimmertür um die schwarzhaarige Frau ernst zu betrachten. „Halten sie sich in der Nähe ihres Handys auf“, war jedoch das einzige was er sagte, bevor er mit schnellen Schritten die Wohnung verließ.

Sie ersparte sich ein weiteres Nicken, sondern trank den letzten Schluck aus ihrem Glas. Die Haustür wurde mit einem Schlüssel leise geschlossen und sie konnte seine Schritte hören, welche sich nun von ihren Treffpunkt entfernten.

An seiner Stelle, dachte Neve, würde sie nicht nur ihre Computer Aktivitäten im Auge behalten, sondern auch sie selbst. Wohin sie ging, mit wem sie sprach. Und vor die Bibliothek in Queens würde sie jemanden postieren, der auf sie wartete. Die Jahreszahlen, die sie suchte waren nicht mehr im Netzt zu finden, aber die Bibliothek besaß stapelweise Mikrofilme mit alten Zeitungsartikel.

 




Re: Another year has gone by

Ich muß sagen Du machst es ja mal wieder sehr spannend!

Laurie wird also überwacht und zwar ausgerechnet von Mika.
Was bahnt sich denn da an?
In was für Sachen wird sie da verwickelt? Wird es gefährlich für sie?
Fragen über Fragen, aber keine Antworten. Aber ich lasse mich mal überraschen und warte ab. :-)

LG Eve

Re: Another year has gone by

Guten Morgen....

@Eve: Das sind ja wirklich viele Fragen, die Du da stellst. Ich bin sicher, daß Dir klar ist, daß ich sie jetzt leider nicht beantworten kann.....Ließ einfach weiter, irgendwann werden sie sich lösen. Aber natürlich alle auf einmal!

Weiter geht es also mit dem nächsten Kapitel, daß ich mal wieder aufteilen mußte (Ich möchte mal wirklich wissen, warum sie auf einmal immer so lang werden)

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Eine verblüffende Entdeckung - 1

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Es war mal wieder einer dieser Abende wo Laurie vor dem Computer saß und wartete, daß er sich endlich hoch fuhr. Und wie so oft an dieser Stelle, war sie einfach nur noch genervt. In gemächlicher Langsamkeit fuhr er ihre Daten hoch, fügte ein Icon hinzu, um beim nächsten hängen zu bleiben und es schließlich doch noch hinzu zufügen. Ungeduldig klopfte Laurie mit den Fingern auf die Tischplatte neben sich. Warum dauerte daß nur alles immer so lange, sie wollte jetzt ins Internet und nicht erst in einer halben Stunde. Sie wollte jetzt noch mal auf die Web Side von Jeremy Sanders und dort etwas nachschauen und nicht erst, wenn der Mann in Rente gegangen war. Entnervt schubste sie ihre Tastatur von sich fort und verschränkte dann mißmutig ihre Arme vor der Brust, während sie sich mit einem Stoßseufzer in ihren Stuhl zurück fallen ließ. Sie haßte es. Sie haßte ihren Computer, sie haßte die Kompliziertheit in ihrem Leben und sie haßte es warten zu müssen. Und sie war heute eindeutig ein Mensch der ungeduldigen Sorte.

Sie sollte den Computer Computer sein lassen und sich entspannen, schoß es ihr durch den Kopf. Zum Beispiel in einer heißen Badewanne mit einem schönen Badesalz und einem schönen Glas Rotwein. Verdient hatte sie es sich nach diesem Tag auf jeden Fall. Nervige Telefonate, eine ewig dauernde Verhandlung...wer würde da nicht die Nerven verlieren? Nicht einmal Julia würde da ruhig bleiben, dachte Laurie, während sie ins Badezimmer ging um sich das Badewasser einzulassen. Sie mochte ja durch ihre Kinder eindeutig in Geduld geübt sein, aber wenn sie solch einen Tag hinter sich hatte, dann würden ihre Nerven jetzt auch blank liegen und sie würde sich nur noch nach Ruhe sehen. Das einzige Problem bei der Sache war dabei nur, wieder soweit von dem vorhandenen Adrenalin spiegel hinunter zu kommen, daß sich friedvolle Gelassenheit überhaupt einstellen konnte.

Aber ein schönes heißes Bad würde ihr bestimmt dabei helfen. Sollte ihr Computer doch machen was er wollte, sie hatte ihren eigenen Kopf und den würde sie jetzt durch setzen.

Wasser rauschte im Hintergrund für ihre Gedanken, als sie vor dem kleinen Regal stand, wo die Fläschchen mit ihren Badekristalle standen. Bunt und beruhigend, einfach nur schön in ihren Farben. Gelb neben violett, rosa neben grün. Und für welches sollte sie sich entscheiden? Unschlüssig starrte Laurie die verschiedenen Flaschen an. Rosa und rosig – für die Sinnlichkeit in ihr? Nein, sinnlich war ihr gar nicht zu Mute. Etwas Grünes für ihre Energie? Laurie schüttelte den Kopf, auch nicht das Richtige - davon hatte sie heute Abend eindeutig zu viel übrig. Also etwas zur Beruhigung. Lavendel...? Mißmutig starrte Laurie auf die bauchige Flasche mit dem violetten Salz. Das war das einzige Gefäß, daß sie sich nicht selbst gekauft hatte. Es war ein Geburtstagsgeschenk von Phoebe gewesen, mit dem Hinweis, daß ein wenig Entspannung ihr durchaus gut tun würde. Wenn Blicke hätten Schmerzen bereiten können, dann hätte Phoebe bei dem Blick den Laurie ihr bei diesem Spruch zuwarf, grausame Qualen erlitten. Auf den Boden hätte sie dann liegen müssen und sich den Körper vor Schmerzen halten, so aber hatte sie diese nur feixend über den Tisch zu gelächelt und John einen verschwörerischen Blick zugeworfen – den dieser dann auch noch mit einem verstohlenen Lächeln beantwortet hatte. Und ihre anderen Mädels hatte versucht sich das kichern zu verbeißen. Bis auf Jessie natürlich, die war laut lachend fast vom Stuhl gefallen. Laurie lächelte in ihrer Erinnerung an diesen Geburtstag – und ihre ganz persönliche Rache für Jessie, der sie ein ähnliches Fläschchen mit dem gleichen Inhalt zum ihrem Geburtstag geschenkt hatte, der nur wenig nach ihrem eigenen lag. Mit dem Hinweis, daß auch ihr Temperament ein wenig Dämpfung vertrug.

Laurie nahm die Flasche vom Regal und betrachtete amüsiert die violetten Kristalle in ihr. Sie hatten es zusammen ausprobiert. Hatten Julia und ihre überdimensionale Badewanne besucht und hatten dann in diesen lila Kristallen gebadet. Ob es allerdings geholfen hat, wußte Laurie nicht mehr zu sagen. Kichernd hatte sie mit Jessie in Julias Wanne gesessen und hatten sich über den Geruch aufgeregt, der sie beide eindeutig an Seife erinnerte. Julia war angesteckt von ihrem Lachen zu ihnen ins Badezimmer gekommen und hinter ihren Rücken hatte sich die damals vierjährige Celine versteckt. Doch Julias kleines Mädel war nicht lange schüchtern gewesen, das lila Wasser und die beiden kichernden Frauen in ihren Badeanzügen in ihm, hatten sie sehr neugierig gemacht. Das Resultat von Phoebes Geburtstagsgeschenk, war eine riesige Badeorgie gewesen, an der nur kurze Zeit später nicht nur Celine teilgenommen hatte, sondern auch Julia. Ob Lavendel eine beruhigende Wirkung hatte? Laurie wußte es immer noch nicht zu sagen, aber sie war sich sicher, daß es eindeutig zum Lachen einlud. Nun, das war auch etwas, was Laurie heute gut gebrauchen konnte.

Kurzerhand schüttete sie den restlichen Inhalt der kleinen Flasche in das Wasser ihrer Badewanne, welche sehr viel kleiner war als die von Julia. Jede Badewanne, dachte Laurie noch immer mit einem grinsen auf den Lippen, war sehr viel kleiner als die von Julia. Julias konnte man getrost schon einen halben Swimming Pool nennen. Aber es war ihr großer Wunschtraum gewesen, den Jimmy ihr ganz am Anfang ihrer Ehe erfüllt hatte.

Nun,  jeder hatte seine eigenen Träume, und auch wenn sie Julias Badewanne toll fand, so war es doch bestimmt nicht ihr Traum von einem luxuriösen Leben.

Der typische Geruch von Lavendel breitete sich in Lauries Badezimmer auf und brachte sie erneuert zum grinsen. Doch diesmal wollte sie sich nicht von ihrer Erinnerung einholen lassen, diesmal wollte sie schauen, ob Lavendel wirklich eine beruhigende Stimulierung ihrer Sinne hat, wie es in der Aromatherapie immer so schön angepriesen wurde. Allerdings gestand sich Laurie ein, während sie sich auf den Badewannenrand setzte, hieß es auch, daß ätherische Düfte sich schnell wieder verflüchtigten. Und diese Flasche stand nun schon seit geraumer Zeit in ihrem Regal.

Sie schloß die Augen, konzentrierte sich auf den Geruch und atmete. Atmete bewußt ein, atmete bewußt wieder aus. Weiche Wellen vom warmen Wasser streichelten ihre nassen Finger, welche die Kristalle im Wasser verteilt hatten. Und Ruhe schob sich in ihre Gedanken, ließen Bilder entstehen von einem See, eingerahmt von einer blumenduftenden Wiese und dem Rauschen eines Wasserfalls. Eine Weile ließ sich Laurie in den Bildern treiben. Doch schließlich erinnerte sie sich daran, daß ihr Wasserfall leicht das Badezimmer ertränken konnte, wenn sie nicht die Wasserzufuhr stoppte.

Frieden erfüllte sie, breitete sich zunehmend in ihr aus, als sie sich behaglich in dem Wasser streckte und sich dann mit geschlossenen Augen wieder entspannte. Träge schwammen die Gedanken, daß Lavendel wohl doch eine beruhigende Wirkung hatte – wenn man sich an seinen Geruch gewöhnt hatte. Aber sie schwammen davon und ersetzten sich durch neue. Bilder von einem Jeremy Sanders trieben auf sie zu. Warum wolle sie eigentlich noch weiter forschen? Sie hatte sich doch selbst versprochen, diesen Fall auf sie beruhen zu lassen. Diabolo war im Gefängnis und saß dort seine gerechte Strafe ab und sie hatte keine Beweise dafür, daß Jeremy Sanders in mehr involviert war, als es bisher den Anschein hatte. Nur Vermutungen, nur Spekulationen. Ihre Gedanken trieben weiter und näherten sich den nächsten Bildern an. War es denn wirklich von Bedeutung, daß sie immer alles wußte? Das sie immer den Dingen auf den Grund gehen mußte? Danny näherte sich mit seinem frechen grinsen und unwillkürlich kräuselten sich auch Lauries Lippen bei seinem Anblick. Doch das Lächeln verschwand schnell wieder, denn sie hatte ihm ein Gespräch versprochen. Was sollte sie ihm erzählen? Die Wahrheit von Mika? Wieder regte sich ein Zweifel in ihr, ob das wirklich so klug war. Sie kannte Danny noch nicht so lange. Welcher von den beiden Personen in ihm hatte die Oberhand? Der private Mensch oder der Csi Mann. Und wenn es der Private war, konnte Eifersucht den Forensiker hervor treten lassen?

Laurie öffnete die Augen und sah durch das eingefärbte Wasser ihren Bauch an. Ein tiefer Seufzer entrang sich ihr und hob den Bauch für eine Sekunde um einen Zentimeter an. Sie hatte keine Ahnung was sie ihm sagen sollte. Ja rang mit nein. Danny rang mit John. Ein Widerspruch in ihr, der sich nun schon seit einigen Monaten durch ihr Leben zog. Ein Blinzeln, ein weiterer Seufzer, ein weiteres heben ihres Bauchnabels. Der Lavendelduft stieg ihr wieder in ihre Nase, doch die Ruhe und der Frieden, der sich dadurch bei ihr eingestellt hatte, war zunehmest dabei zu zerbröckeln. Eine Entscheidung war zu fällen. Die Entscheidung, in welcher Richtung ihr Leben weiter gehen würde. Aber obwohl sie schon sooft daran gedacht hatte, so wußte sie es noch immer nicht. Sie wußte es einfach nicht. Was war, wenn sie die falsche Entscheidung traf? Was war, wenn sie bei Danny blieb und John doch nicht vergessen konnte? Und im Gegenzug dazu, was war, wenn sie Danny verließ und dann auch ihn nicht mehr vergessen konnte? Zwei Menschen, denen sie hinterher trauerte, erschienen ihr nicht als Sinn des Lebens. Mutlos strich sie sich mit den Händen über den Bauch, fuhr mit ihren Fingern sacht um den Bauchnabel herum und ließ sie dann auf ihm ruhen. Traurigkeit gesellte sich zu ihrer Nachdenklichkeit, deren Ursache sie in ihrer Unschlüssigkeit suchte.

Gab es für dieses Thema überhaupt eine richtige Entscheidung?

Johns fröhliches Gesicht ersetzte das von Danny. Einen John, wie Laurie ihn damals kennen gelernt hatte. Ihre Hände strichen unbewußt über die weiche Haut ihres Bauches. Seine blauen Augen lächelten sie liebevoll an und seine Lippen teilten ihr ein Geheimnis mit, dessen Worte sie nicht hören konnte.

An diesem Punkt in ihren Gedanken angekommen, beschloß Laurie die Badewanne wieder zu verlassen. Über John nachzudenken war noch schlimmer als ihre Gedanken um Danny treiben zu lassen. Zu viele Gefühle wechselten sich mit ihm ab, zu viele Sorgen, zu viele Erinnerungen. Zu viele Hoffnungen.

Die Episode mit van Clandon hatte auch nicht viel zwischen ihnen geändert, überlegte Laurie, während sie in ihrem Bademantel in die Küche ging um sich einen Tee zu machen. Sicher, sie gingen sich nun nicht mehr aus dem Weg und manchmal konnte Laurie fühlen, wie John sie nachdenklich musterte, aber das war auch schon alles was von ihrem einstigen Freundschaftsverhältnis übrig geblieben war. Entfernte Kollegen, die zufälliger Weise im gleichen Gebäude arbeiteten.

Und wenn sie jetzt noch mal versuchen würde, ihm die Sache mit Mika zu erklären? Laurie stellte den Wasserkocher wieder neben sich ab, ohne das Wasser in die Tasse geschüttet zu haben. Jetzt wo er ihr nicht mehr aus dem Weg ging, hatte sie doch eine Chance mit ihm zu reden, oder? Oder würde sie durch den Versuch den Streit wieder von vorne beginnen lassen? Vermutlich eher das, dachte Laurie traurig und füllte nun doch die Tasse mit dem Wasser auf. Es war schon besser das ganze Thema einfach ruhen zu lassen. Vielleicht, wenn sie irgendwann wieder mehr als ein Hallo miteinander sprachen, könnte sie das Thema noch einmal zur Sprache bringen. So in hundert bis zweihundert Jahren, dachte Laurie ironisch.

Eine leises sie haben Post, durchbrach ihre Gedanken und erinnerten Laurie daran, daß sie vor geraumer Zeit den Computer eingeschaltet hatte. Mit der Teetasse in der Hand folgte sie den dunklen grünen Teppichen in ihrem Flur zu ihrem Arbeitszimmer, stellte ihr Tasse neben die Tastatur und setzte sich. Ihr Computer war tatsächlich endlich fertig mit dem hochfahren und hatte sich automatisch mit dem Internet verbunden.

Erst jetzt viel Laurie auf wodurch sie an ihren Pc erinnert wurde. Sie haben Post hatte er verkündet, aber das hätte er eigentlich nicht dürfen. Nicht nach ihrer Einstellung. Danach hätte sie sich separat ins Netz wählen müssen. Verwundert runzelte Laurie die Stirn, denn sie konnte sich nicht erinnern die dafür zuständige Einstellung geändert zu haben. Ehrlich gesagt wußte sie auch gar nicht wo sie es ändern konnte, denn bisher hatte sich John immer um solche Dinge gekümmert. Der Computer war für den logisch denkenden Mann konzipiert worden, hatte er ihr einmal erklärt, als er vor dem Schirm gesessen hatte und eine neue Software raufgespielt hatte. Das sagte schon der Artikel vor dem Wort Computer. Der Computer – eindeutig männlich. Ein amüsierter Zug hatte dabei in seinen Mundwinkeln gelegen, welcher aber schnell zu einem ausgewachsenen Lachen wurde, als er Lauries verdrehte Augen gesehen hatte. Komm her hatte er zu ihr gesagt und sie liebevoll zu sich auf seinen Schoß gezogen. Laß mir wenigstens diesen Bereich, damit ich mich noch wie ein Mann fühle und nicht ständig mit den Gedanken leben muß, daß du auch ohne mich gut zurechtkommen würdest. Das war eine gute Argumentation gewesen, dachte Laurie in der Gegenwart grinsend und es hatte auch schon damals ihre Logik überzeugt. Der Nachteil lag nun aber eindeutig darin, das jetzt wo John weg war, sie nicht mehr wußte wer hier das Sagen hatte: ihr Pc oder sie.

Laurie schob den Gedanken an John und ihren männlichen Computer beiseite und öffnete die Mail die sie gerade erhalten hatte. Von Julia, sah sie und ein Lächeln glitt über ihre Lippen. Hatten ihrer Freundin etwa die Ohren geklingelt, als sie an sie und ihren Swimming Pool gedacht hatte? Ihre Augen flogen über die kurze Nachricht ihrer Freundin. Mit jedem Wort was sie las, wurde das Lächeln ein wenig breiter und ihre Augen vor grinsen immer kleiner. Sie liebte Julias Mails. Sie waren kurz und prägnant, kein überflüssiges Wort, keine seitenlangen Beschreibungen ihres Tages. Und trotzdem brachte sie Laurie dazu mit ihren Beschreibungen des Tages, ihre eigenen Sorgen zu vergessen. Schnell war eine Antwort geschrieben und an die Freundin verschickt. Und schnell hatte sie sich aus dem Mail Programm wieder ausgeloggt. Nur um sich gleich darauf doch wieder einzuloggen. Hatte sie nicht noch eine Mail von Jessie herum liegen, die schon seit geraumer Zeit auf Antwort wartete und die sie im Trubel der Ereignisse um John und van Clandon vergessen hatte? Tatsächlich, als Laurie in den Ordner ihrer Freundin ging, sah sie die vergessene Nachricht. In ihrer Gedankenlosigkeit hatte sie sie einfach weggeheftet ohne ihr geantwortet zu haben. Nun gut, dachte Laurie, wenn sie jetzt nicht nach Jeremy Sanders forschen wollte, dann konnte sie auch getrost Jessie eine Antwort schicken. Aber auf was? Laurie konnte sich nicht einmal mehr im Ansatz erinnern was ihre Freundin ihr geschrieben hatte. Also öffnete sie die Nachricht und las sie erneuert.

………..und stell dir vor, da hat dieser dämliche Trojaner doch glatt meine Firewall aufgefressen und sich danach genüßlich über mein Antivirus Programm her gemacht. Aber Gott sei Dank hat Peter schnell geschaltet und ein neues Virus Programm gekauft, welches dann unseren lieben Freund auch sofort entdeckt und eliminiert hat. Man, ich kann dir gar nicht sagen wie froh ich war. Stell Dir doch mal vor meine ganzen Kalkulationen wären weg gewesen und ich hätte noch einmal von vorne anfangen müssen……

Und alles nur weil mein Computer so unglaublich langsam geworden war und er ewig gebraucht hatte bis er sich hoch gefahren hatte…..

Das war der Augenblick, wo Laurie fast ihre Tastatur mit ihrem Tee beglückte….

…..wer konnte denn auch ahnen, daß sich dieses Mistding auch im Startmenü verbissen hatte?....

….und es dann doch gerade noch schaffte die Tasse neben die Tastatur abzustellen. Ein Trojaner! Jessie hatte einen Trojaner gehabt! Hektisch überflog Laurie noch einmal den letzten Absatz in der Hoffnung, daß sie sich vielleicht verlesen hatte. Aber nein, dort stand es schwarz auf weiß. Jessie hatte einen Trojaner im Startmenü gehabt und er hatte ihren Computer lahm gelegt. Erschrocken schlug sich Laurie die Hand vor dem Mund. Und wenn sie auch einen hatte? Wenn ihr Pc deswegen so langsam war? Aufgeregt switschte Laurie von dem Mail Programm zu ihrer Systemsteuerung. Ihre Augen huschten so schnell über die einzelnen Punkte ihrer Programme, daß sie kaum etwas wahrnahm – nur Buchstaben die in ihrer Angst vor einem möglichen Angriff auf ihrem Computer keinen Sinn zu ergeben schienen. Ruhig, mahnte sie sich selbst an. Sei ganz ruhig, Laurie. Wenn du jetzt die Nerven verlierst, ist dir auch nicht geholfen. Ein weiteres Mal ging sie die Liste der einzelnen Programme durch und jetzt fanden ihre Augen was sie suchte – ihr Virusprogramm. Es war also noch vorhanden. Aber gleichzeitig entdeckte Laurie eine Menge gespeicherte Software, die ihr so gar nichts sagte, Programme die eindeutig von John auf ihren Rechner gespeichert worden waren. Mißmutig starrte Laurie auf die Auflistung der Software. Brauchte sie denn wirklich alle? Rauf und runter wanderten ihre Augen, versuchten nur vom lesen her herauszufinden was diese Kürzel bedeuteten und ob sie wirklich für sie wichtig waren, oder für die Domäne die sich Mann und John nannte. Sie hatte keine Ahnung gestand sie sich schließlich ein, all diese verschiedenen Buchstaben sagten ihr gar nichts. Weder die Größe der Dateien, noch die Namen.

Wieder wanderte ihr Blick über den Bildschirm, doch nach dem ersten Schock über Jessies Trojaner, war sie nun wieder ruhig und ihr Gehirn arbeitete wieder in den gewohnt kalkulierenden Bahnen. Eins nach dem anderen, dachte sie, als sie wieder zu ihrem E Mail Programm wechselte und Jessies Nachricht schloß. Zuerst sollte sie sich ein weiteres Anti Virusprogramm herunterladen und es durch laufen lassen. Dann konnte sie sich endlich um diese weit von sich geschobene Aufgabe kümmern ihren Rechner von dem überschüssigen Ballast zu befreien. Sie brauchte Johns Dateien und Programme nicht mehr und wenn sie dafür verantwortlich waren, daß ihr Rechner durch die Fülle von Informationen die er zu verarbeiten hatte so langsam war, so würde sie diese einfach löschen. Die Ordner von John kopieren und diese dann auch von ihrer Festplatte entfernen. Und dann würde sie schauen, was alles beim starten des PCs verarbeitet wurde. Eins nach dem anderen, keine Hast, keine Eile. Sie hatte alle Zeit der Welt. Kein Telefon das sie bei ihrer Arbeit stören konnte und in ihrer Küche noch eine Menge Kaffee um notfalls bis spät in die Nacht arbeiten zu können. Noch während sie diesen Plan faßte, huschten ihre Finger schon über die Tastatur und waren ihre Augen schon am forschen.

Wie hatte sie nur Jessies Mail nur vergessen können, schoß es Laurie durch den Kopf und es war für lange Zeit der letzte bewußte Gedanke in der Welt des Computers.




Re: Another year has gone by

Hey chyio,

zweierlei habe ich aus dem heutigen Kapitel gelernt:

Ein richtig schönes Schaumbad kann entspannend und sein und man kann dort so schön die Seele baumeln lassen, wobei ich eindeutig auch eine riiieeeesige Badewanne haben will. ^^

Man sollte ab und zu seinen Computer aufräumen. :-)

Schönes Kapitel mit jede Menge Kleinigkeiten, die Deine Geschichte so lesenswert machen. Irgendwie schön, wenn man liest, dass Laurie so ein bisschen zur Ruhe kommt und versucht ein wenig Ordnung in ihr Leben zu bringen.

LG Eve

Re: Another year has gone by

Laurie und Lavendel, hach wie mußte ich grinsen und erst bei dem Gedanken wie sich drei Frauen in einem großen Bade-Pool räkeln! Kleiner Tip an Laurie: Lavendel kann entspannen....die Blüten in ein kleines Säckchen und ins Kopfkissen gelegt...süße Träume sind gewiss!!

Es war sehr interessant wieder von Mika zu lesen, sie ist also wieder da und hat wohl wieder mal nichts gutes im Sinn. Eine verspätete Rache an Laurie würde ich mal tippen, bin sehr gespannt was da dabei herauskommt!

Die langsam aufbauende Spannung bringt meine Phantasie zum laufen: Was wird passieren??? Ich bin schon sehr neugierig!

Klasse Chyio, wie immer! Ich habe das Gefühl ich könnte die nächsten 100 Jahre an deiner Geschichte weiterlesen!!!

LG Flymoon





Danke Chris!!!

"Fort sind all die schönen Stunden, mit meinem verschwund'nen Schatz verschwunden, denn ein tödlicher Schatten fiel...."
--Horatio Alger--

Re: Another year has gone by

@Eve: Spotte Du nur Eve, daß sind zwei äußerst wichtige Dinge, die ich Dir da vermittelt habe!!!!! Zumindestens mal zwischen durch mal den Computer aufräumen hat sich bei mir als sehr nützlich erwiesen.

@Flymoon: Danke für den Tip mit dem Lavendel. Aber dafür sollte man den Geruch schon mögen. Ansonsten hat man eher eine schlaflose Nacht und am Morgen gräßliche Kopfschmerzen.

Schön, daß Du das Gefühl hast, daß Du noch die nächsten hundert Jahre daran lesen könntest. So langsam habe ich nämlich auch das Gefühl, daß ich genau die Zeit brauche um sie zu einem Ende zu bringen.

Also weiter geht es mit dem Kapitel und der Auflösung für den Namen....

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Eine verblüffende Entdeckung -2

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Nachdem das neue Virusprogramm erfolgreich durch gelaufen war, machte sich Laurie daran nach den Kürzeln in ihrem Software Programm zu googeln und ihre Sinn zu entschlüsseln. Programm für Programm wurde gelöscht, Software für Software ihr Rechner um Speicherkapazität bereichert. Mit einem letzten Aufseufzen schloß Laurie die Systemsteuerung – ein Punkt auf ihrer geistigen Liste war erledigt und der nächste wurde angepeilt. Ihr Start Menü. Und wieder eine Stunde des Recherchierens und lernen von irgendwelchen Abkürzungen erfolgte, bis auch hier alles seine Ordnung hatte. Glücklich war Laurie als sie ihren Rechner hinunter fuhr, nur um ihn gleich darauf wieder neu zu starten. Glücklich das sie diesen unangenehmen Teil endlich hinter sich gebracht hatte. Nun würde sich zeigen müssen, ob ihre Bemühungen auch an der richtigen Stelle gewesen waren. Gespannt saß Laurie auf der äußersten Kante von ihrem Stuhl und betrachtete neugierig ihren Monitor. Und ein Strahlen überzog ihr angespanntes Gesicht als sie zusah wie sich die Icons schneller luden und ihr der Rechner in einem Bruchteil der sonst üblichen Zeit zur Verfügung stand.

Sie hatte es geschafft! Sie hatte es wirklich geschafft! Laut lachend stieß sie sich mit den Händen von ihrem Schreibtisch ab und brachte ihren Stuhl dazu einen halben Meter nach hinten zu rollen. „Jaaaa!“, schrie sie ihren Bildschirm an und streckte dabei ihre Arme der Luft entgegen. „Jaaa! Ich bin gut! Wozu braucht man einen Mann, wenn eine Frau im Hause war!“ Freudestrahlend hüpfte sie in die Küche zu ihrer Speisekammer. Na wenn das nicht ein Grund zum feiern war. „Ich habe es geschafft“, verkündete sie ihrer Eieruhr auf dem Kühlschrank. „Und das wird jetzt gefeiert!“ Mit einem lauten Knall landete der Korken der Sektflasche an der Decke, und der hervorsprudelnde Schaum auf ihrem Fußboden. Aber Laurie war es egal, sie hatte es geschafft, sie hatte ganz alleine ihren Computer aufgeräumt und sie alleine hatte es geschafft, daß er jetzt das tat was sie wollte! Summend wischte sie den Sekt vom Fußboden auf und warf den klebrigen Lappen dann achtlos in das Waschbecken. „Ich habe es geschafft!“, lachte sie ihn noch an, bevor sie sich den Sekt in ihr Glas schüttete. „Ich hab es wirklich geschafft“, lächelte sie nun dann wesentlich leichter vor sich hin. Das Prickeln des Sektes in ihrem Mund, untermalte ihr ganz persönliches Glücksgefühl und fügte ihren Glückshormonen noch seine ganz eigene Spritzigkeit hinzu. Laurie konnte es kaum fassen, daß sie es ganz allein geschafft hatte. Genießerisch legte sie den Kopf in den Nacken und strahlten mit geschlossenen Augen die Küchendecke an. Das war der erste Teil gewesen dachte sie und trank einen weiteren Schluck von ihrer Belohnung. Jetzt hieß es sich um den Rest zu kümmern – Johns Sachen von ihrem Rechner zu schmeißen. Ein kleiner Stich von Traurigkeit mache sich in ihrem Herzen breit, denn der Computer war eines der letzten Dinge die sie noch teilten. Aber es war nicht das letzte, wußte Laurie. Noch immer stand er im Mietvertrag. Noch immer besaß er den Schlüssel zu dieser Wohnung. Laurie hatte es am Ende ihrer Beziehung nicht geschafft ihn von ihm einzufordern und dann, nachdem eine Weile vergangen war, war die Hoffnung wieder zu ihr zurück gekehrt.

Sie verdrängte die Erinnerung an den Schlüssel an seinem Schlüsselbund und begab sich statt dessen mit ihrem Glas Sekt wieder zurück ins Arbeitszimmer. Es wurde endlich Zeit sich auch um den Rest zu kümmern. Wenn sie ein Leben mit Danny beginnen wollte, dann sollte sie einen sauberen Schnitt machen. Und das hieß erst den Computer aufräumen und dann, wenn sie sich sicher war in welche Richtung ihr Leben weiter gehen würde, dann konnte sie sich auch noch um den Rest kümmern.

Das Glas mit ihrem Sekt wanderte neben ihre Teetasse und Laurie verschwand wieder in die Welt ihres Computers.

Stunde um Stunde hämmerte sie auf den Tasten herum, schaute in jeden ihrer Ordner und entschied spontan ob sie deren Inhalt noch brauchte, oder ob sie diese verwerfen konnte. Johns Ordner jedoch speicherte sie meist sogleich. Eine Spindel mit leeren CDs neben sich, nahm sie immer wieder eine herunter und legte sie dann mit seinen Wichtigkeiten auf einen Stuhl, den sie neben sich aufgestellt hatte um seine Sachen von den ihren zu trennen. Schnell wuchs der Stapel auf dem Stuhl an und noch immer kamen weitere CDs hinzu. Laurie wurde müde. Das viele lesen strengte nun doch ihre Augen an, und selbst ihre Brille, die ihr in solchen Momenten half, konnte nicht viel zu ihrer Linderung beitragen. Doch sie gab nicht auf. Ordner für Ordner arbeitete sie sich durch die einzelnen Orte der Speicherungsmöglichkeiten, verwarf Daten, löschte Ordner. Kopierte oder behielt sie. Die Zeiger auf ihrer Schreibtischuhr wanderten immer weiter, vollendeten eine volle Stunde nach der anderen und rückten nun langsam in Gefilde vor, wo sie normaler Weise schon längst im Bett lag. Doch noch immer war kein Ende in Sicht.

Bei Gelegenheit würde sie die kopierten Sachen John geben. Oder aber, sie gab sie Andy, überlegte Laurie, während eine weitere CD in ihr Laufwerk wanderte. John die Sachen selbst zu geben hätte so was Endgültiges. Das wäre dann wie an dem Tag, wo er seine Sachen hier abgeholt hatte – notwendig  zwar, aber auch sehr schmerzhaft. Wenn sie die CDs aber Andy gab, dann würde sie diesen schmerzhaften Moment umgehen können.  Abrupt schwebten Lauries Finger über der Tastatur ohne sie zu berühren. Was dachte sie da eigentlich? Ihre Hände wanderten rechts und links neben die Tastatur und blieben still liegen, während sich ihr Kopf zu ihrer Brust senkte. Sie dachte an John, das war schon klar. Aber sie dachte an ihn, als ob ihre Zukunft in seinen Händen liegen würde. Was für ein unsinniger Gedanke. Laurie schüttelte über sich selbst den Kopf und wandte sich dann der zweiten Festplatte zu – eine externe, die hauptsächlich von John genutzt worden war. Sie selbst hatte nicht so viel was gespeichert werden mußte, aber er war irgendwann der Meinung gewesen, daß eine zweite Festplatte unbedingt notwendig sei. Wenn er der Meinung war….Laurie zuckte achtlos mit den Schultern und fing auch diese an zu durch forsten. Eigentlich war das hier sogar viel einfacher als die reguläre. Hier mußte sie nicht ständig irgendwelche Ordner aufschlagen und überlegen was wichtig was oder nicht. Einfach eine CD ins Laufwerk und ab ging dann die Post…..

Die Brille auf ihrer Nase rutschte wieder ein Stück höher und der Stapel zu ihrer Seite wuchs immer schneller an.

Plötzlich runzelte Laurie die Stirn. Der Ordner vor ihr auf dem Schirm ließ sich nicht kopieren – er war zu groß! Die Daten aus diesem Ordner waren zu groß für eine einzelne CD? Verwirrt rutschte Laurie ein Stück vom Schreibtisch weg und starrte auf das kleine gelbe Symbol  eines Ordners. Was war denn da drin? Sie rutschte wieder zum Tisch hin, klickte den Ordner mit einem rechts Kick an und suchte den Punkt mit den Eigenschaften. Erstaunt rutschten ihre Augenbrauen fast bis zu ihrem Haaransatz hoch. Wow! Der war ja riesig. Unschlüssig ob sie ihn öffnete sollte oder lieber nicht, biß sie sich auf die Unterlippe. Bisher war es noch nicht nötig gewesen einen von Johns Ordner zu öffnen. Schon allein die Bezeichnung hatte ihr gezeigt, daß es seine waren. Und nachdem sie sich schon mit Mika in sein Leben eingemischt hatte, wollte sie nicht hier gleich weiter machen – auch wenn er nicht sehen konnte ob sie seine Sachen ansah oder nicht. Doch das war eine Vertrauenssache und in diesem Punkt waren sie sich immer einig gewesen – jeder brauchte seine Privatsphäre und die ging den anderen nichts an.

 

Unschlüssig schwebten ihre Finger über der Tastatur. Sie konnte den Ordner auch belassen wo er war und ihn einfach ignorieren. Dagegen sprach, daß sie John seine Sachen alle zurückgeben wollte. Es würde ihm bestimmt auffallen, wenn ein Teil davon fehlte. Sie könnte ihm erklären, aus was für Gründen sie ihn nicht kopiert hatte, aber nach Mika würde ihr John doch nicht glauben. Laurie ließ die Hände wieder sinken und faltete sie in ihrem Schoß. Er könnte ja auch vorbei kommen und ihn sich selbst runterladen. Aber die Wahrscheinlichkeit, daß John diese Wohnung noch einmal freiwillig betreten würde, wäre ebenfalls gleich null. Nicht bei dem Streit den sie gerade hatten.

Ihre Finger klopften nachdenklich neben ihr auf die Tischplatte und tasteten sich dann weiter zu ihrem Sektglas. Aber das hatte sie schon seit geraumer Zeit ausgetrunken und noch einmal aufstehen um aus der Küche ein neues zu holen wollte sie dann auch nicht. Eine DVD! Erfreut über ihren Einfall sprang Laurie von ihrem Stuhl und sah in den Schrank, wo sie ihre Rohlinge aufbewahrte. Schön wäre es gewesen, wenn sie auch noch welche gehabt hätte. Aber das einzige was sie finden konnte, waren weitere CD Rohlinge, Hüllen und sonstigen Schreibkram, der in dem Schreibtisch keinen Platz mehr gefunden hatte. Mist. Laurie ging wieder zum Rechner zurück und starrte wieder auf den Ordner. Sie konnte morgen welche besorgen gehen und dann den Ordner rüber ziehen. Aber gleichzeitig mit dem Gedanken wußte Laurie, daß es wahrscheinlich wieder Ewigkeiten dauern würde, bis sie sich ein weiteres Mal aufraffen konnte sich mit solchen Dingen zu beschäftigen. Danny kam bald wieder und dann würde sie dafür keine Zeit mehr haben. Und zum anderen: wie lange hatte sie schon gebraucht, bis sie sich überhaupt erbarmt hatte ihren Computer aufzuräumen? Ein DVD Rohling würde die Sache nicht besser machen. Wahrscheinlich würde sie es trotzdem nur von morgen auf übermorgen verschieben, bis sie es vergessen hatte.

Noch nicht ganz sicher, ob sie es auch wirklich wagen sollte den Ordner anzuklicken, markierte sie ihn zumindestens schon einmal. …… und kopierte dann doch einen der anderen Ordner. Sie würde sich erst einmal um seine restlichen Sachen kümmern und später entscheiden was sie machen sollte. Bis dahin würde Zeit vergehen, die sie dazu benutzen konnte um auf eine tolle Idee zu kommen. Jeder weitere der kleinen gelben Symbole ließ sich ohne Mühe und ohne Schwierigkeiten kopieren und nach einer vergangenen Stunde war Laurie damit fertig.

Wieder saß sie vor dem Schirm und starrte auf den einen letzten Ordner von ihm. Und jetzt? In den vergangenen 60 Minuten war ihr kein zündender Gedanke gekommen, wie sie das Problem umgehen konnte. Um ihm seine Sachen zu speichern würde sie diese trennen müssen. Und um sie trennen zu können, würde sie diese anschauen müssen. Nachdenklich biß sie auf ihren Fingernagel herum und haderte mit sich selbst. Doch dann klickte sie kurz entschlossen den letzten Ordner in einer Serie von Ordnern an. Was soll’s, John war sowieso sauer auf sie, dann kam es jetzt darauf auch nicht mehr an. Ein weiterer Ordner öffnete sich unter ihren neugierigen Augen. Ok…..was war das jetzt? Der nächste Klick fiel Laurie schon wesentlich leichter. Zwei Ordner erschienen auf dem ansonsten weißen Bildschirm.

Ein Ordner in einem Ordner, der wiederum zwei Ordner beinhaltete? Was war denn das für ein Speichersystem? Sie wußte schon, daß John manchmal die umständlichere Version der Aufbewahrung bevorzugte, aber das war selbst für ihn außergewöhnlich. Laurie sah sich von beiden die Datenmengen bei den Eigenschaften an und sah, daß einer von ihnen nur über eine geringe Datenmenge verfügte. Kurzerhand kopierte sie diesen sogleich auf eine ihrer CDs und probierte es dann auch noch gleich mit dem zweiten. Nichts – es funktionierte immer noch nicht. Nicht das Laurie darüber sehr verwundert war, aber hoffen durfte sie doch trotzdem, oder? Eine weiterer Klick, zwei weitere Ordner…..der Mann machte sie wahnsinnig! Was hatte er sich denn dabei gedacht! Laurie war jetzt soweit, daß es ihr egal war ob sie nun in Johns Privatsphäre eintrat oder nicht. Sie war an einem Punkt angekommen, wo sie einfach nur noch wissen wollte was sich hinter diesem merkwürdigem Speichersystem befand. Wieder eine Anzeige der Eigenschaften und diesmal wandte sie sich gleich dem Ordner zu der die größere Menge an Daten enthielt. Immer noch so groß, daß eine CD als Speichermedium nicht ausreichte. Ein letzter Klick und dann rutschte Laurie so abrupt und überrascht auf ihrem Stuhl zurück, daß sie sich das Knie an der Schreibtischplatte stieß.

Musik erklang aus den integrierten Lautsprechern und sie sah …..sich selbst! Sah sich in einem überaus knappen schwarzen Kostüm über die Bühne fegen und sich im Takt der Musik aus dem Lautsprecher bewegen. Ihre Hand flog zum Mund, als sie fassungslos auf die sich bewegenden Bilder starrte. Eine kalte Hand, die mit zunehmender Verwirrung immer eisiger wurde. Das konnte doch nicht sein! Was....wie....warum....? Die Gedanken in ihrem Gehirn waren von der Menge der Informationen, mit der sie gerade überflutet wurden, eindeutig überfordert. Nicht mal eine einzige Frage schafften sie zu einem Ende zu formulieren. Sah sich einfach nur durch die Augen des Betrachters.

Starr und steif saß sie in ihrem Stuhl, die Hand noch immer vor den Mund geschlagen. Versuchte zu begreifen was ihre Augen gerade sahen, versuchte zu begreifen, warum dieses Video hier in diesem Ordner war. Doch die zehn Minuten die ihr Tanz brauchte reichte nicht aus, um ihr Gehirn wieder in den richtigen Bahnen funktionieren zu lassen. Und auch danach war es ihr nicht möglich zu verstehen. Wie …..wie kam ihre Tanzaufführung hier auf ihren Computer? Wie kam sie hier in den Ordner? Wie….

Laurie faßte sich für einen Augenblick wieder und verließ den Ordner, sprang einen Schritt zurück zu dem Ordner den sie gerade ignoriert hatte und klickte auch ihn an. Bilder von ihr in Miniaturansicht öffneten sich. Zeigten sie bei verschiedenen Tanzaufführungen, in unterschiedlichen Kostümen, in abwechselnden Haarfarben.

Sprachlos starrte Laurie auf die Bilder und schüttelte immer wieder in Ungläubigkeit den Kopf. John war da gewesen? Er war da gewesen!Langsam schien sich diese Information in ihr zu setzten und die Fragen in ihr nahmen wieder konkrete Formen an. Warum hatte er nie etwas gesagt? Weitere Bilder erschienen und mit ihr die Erkenntnis, daß er auch auf Veranstaltungen gewesen war, wo er vorgegeben hatte, mit seinem Freunden zu einem Basketballspiel zu gehen. Das dort, wo sie das gelbe Kleid trug, sie wußte genau, daß diese Aufführung an solch einem Tag gewesen war. Sie hatte nämlich noch gedacht, daß John dieses Kleid überhaupt nicht gefallen würde. Viel zu kurz und viel zu weit ausgeschnitten für seinen Geschmack.

Und auch die Bilder wo sie mit diesem knappen Oberteil herum gelaufen war, waren an solch einem Tag entstanden. Laurie hatte es nicht vergessen.

Abrupt stand sie von ihrem Schreibtisch auf, ging in die Küche und zielstrebig auf die Schublade zu, in der ihre Zigaretten lagen. Selten rauchte sie inzwischen, nur noch manchmal wenn sie sich stark verunsichert fühlte. Aber dieses gerade, war für Laurie Grund genug, eine weitere Zigarette mit zitternden Fingern aus der Schachtel zu ziehen.

Warum hatte er nie etwas davon gesagt? Er hatte doch gewußt, wie wichtig es für sie gewesen war, daß er sie nur einmal tanzen sehen würde!

Hektisch sog Laurie an der Zigarette und griff dann nahtlos nach der Sektflasche neben sich. Warum hatte er nie mit ihr darüber gesprochen? Warum hatte er nie zugegeben, daß er da gewesen war?

Ihre Hand zitterte als sie diese mit der Zigarette in der Hand ein weiteres Mal zum Mund führte und dann wieder zurück ins Arbeitszimmer ging. Fassungslos ließ sie sich in ihren Schreibtischstuhl plumpsen und starrte auf die Bilder vor sich. „Warum John?“, murmelte sie vor sich hin, während sie fassungslos immer wieder den Kopf schüttelte.

                                    ************************************

Viele Straßen weiter entfernt stand John am Fenster und schaute in den Himmel hinauf. Der Mond war inzwischen schon zu sehen. Hell und rund stand er am Firmament und beleuchtete New York mit seinem ganz eigenen Licht.

Laurie würde heute Nacht bestimmt Probleme mit dem einschlafen haben, dachte er. Und wußte dabei nicht, wie Recht er mit diesem Gedanken haben sollte.

In wenigen Stunden würde Laurie in ihrem Bett liegen und sich von einer Seite auf die andere werfen. Aber nicht weil Vollmond war, oder jedenfalls nicht hauptsächlich, sondern weil sie die Überraschung, die sie erhalten, noch nicht verdaut hatte.

Aber das waren Dinge, die John nicht wissen konnte, und so war sein Mitleid mehr von der Tatsache geprägt, daß heute Vollmond war.

Das Mitleid für Laurie war nicht das erste Gefühl das John durch den Sinn ging, wenn er an sie dachte. Seit der Kinnhaken Episode mit van Clandon gab es viele von ihnen, die in ihm wetteiferten welches seine Aufmerksamkeit beanspruchen durfte. Ungläubigkeit, daß sie wirklich van Clandon geschlagen hatte. Erstaunen, daß sie trotz des Streites den sie noch wenige Minuten zuvor geführt hatten, zu ihm gestanden hatte. Verblüffung, mit welcher Intensität die Wut in ihr zum Ausbruch gekommen war. Und dann waren da noch die Verben die er nicht so genau erklären konnte, die aber so nahe mit Laurie im Zusammenhang standen, daß sie ihn einfach nur verwirrten. Vertrautheit, Zuneigung, Stolz und sogar das Wort Wärme tauchte in seinem Gedächtnis wieder auf.

Aber das allererste Gefühl das sich bei ihm eingestellt hatte, war eine heimliche Sehnsucht nach der alten Zeit gewesen. Nach einer Zeit, wo bei ihnen noch alles in Ordnung gewesen war. Doch es war nur ein heimliches Gefühl gewesen, so verstohlen, daß John es noch nicht einmal selbst richtig bemerkt hatte. Bewußt gewesen war ihm ein Gefühl der Verbundenheit zu ihr, als Reaktion auf seinen Instinkt sie zurück zu halten und ihren Versuch ihn zu beschützen.

John versuchte den Ärger wieder zurück zu holen, der bis zu diesem Augenblick in ihm gewütet hatte. Er dachte an Mika und an ihre letzte Umarmung an diesem besagten Montagmorgen, dachte daran, wie es für Mika gewesen sein mußte, als Laurie so überraschend vor ihr gestanden hatte. Er dachte an Laurie, was sie wohl bewogen hatte zu Mika zu gehen......

Der Groll war in ihm nicht verschwunden, nur war seit dem Zwischenfall mit van Clandon gestern Abend, noch eine gewisse Nachdenklichkeit hinzugekommen. Nicht die Nachdenklichkeit, daß Laurie für ihr Handeln schwerwiegende Gründe gehabt haben mußte. Das konnte John nicht wissen und er wäre auch niemals auf den Gedanken gekommen, daß mit Mika etwas nicht stimmte. Es war eher jene Nachdenklichkeit, die dem Bewußtsein entsprang, daß er Laurie nicht egal war. Und sie war ihm auch nicht egal, wie der Streit zwischen ihnen beiden bewies. Jeden anderen hätte er vielleicht schneller verziehen, aber daß er sich so in die Tatsache festbiß zeigte doch nur, wieviel Gefühl von seiner Seite noch vorhanden war. John seufzte und starrte weiter zu dem vollen Mond hinauf. Gefühl, ja, das war vorhanden. Wenn sie ihn nur nicht so hintergangen hätte. Wenn sie ihn doch nur nicht so sehr verletzt hätte....

Denn es war noch da, das, was sich schon am Anfang ihrer Beziehung gefestigt hatte.

Still und verborgen. Aber nach Lauries Temperamentsausbruch gegenüber van Clandon hatte sich wieder einmal gezeigt, wie sehr es in ihnen beiden verwurzelt war.

Mitten in seine Melancholie hinein klingelte das Telefon. Laut und unangenehm in Johns Ohren, dessen Sinne nun eindeutig in der Stille lagen. Beharrlich klingelte es weiter, ließ sich nicht von seinem Seufzen abhalten und auch nicht von der Tatsache, daß er keine Lust hatte zu telefonieren.

Ganz ruhig stand John am Fenster und lauschte dem klingeln. Er würde nicht rangehen, entschied sein Gehirn in dem Bruchteil einer Sekunde. Er würde dem Anrufbeantworter die Nachricht überlassen und dann morgen zurück rufen.

Mit einem Klicken sprang der er schließlich an und John hörte seine eigene Stimme die verkündete, daß er momentan nicht zu Hause war. Und dann nach einem kurzen Augenblick der Stille hörte er Rose ihre Stimme. „John? Sind sie da? Hier ist Rose.“

„Hallo Rose“, entgegen seinem Entschluß das Telefon zu boykottieren war John nun doch ans Telefon geeilt. Rose am Telefon war noch immer was anderes. Zu selten rief sie dafür an, als das ihr Wunsch mit ihm zu reden nicht etwas bedeuten mußte. „Geht es ihnen gut?“, fragte er auch sogleich nach. „Ist etwas passiert?“ Ein leises Kichern antwortete ihm und Erleichterung machte sich in John breit. Einer kichernden Rose war bestimmt nichts passiert.

„Nein, es geht mir gut“, verkündete seine Granny ihm auch gleich auch noch mit Worten. „Warum kommen sie nur immer auf den Gedanken, daß mir was passiert sein könnte, wenn ich sie anrufe?“ John lächelte und ließ sich auf den Sessel neben dem Telefon fallen. „Berufskrankheit.“ Er tastete nach dem Glas Wasser auf dem Tisch, trank aber nicht sogleich daraus. Hielt es nur in der Hand und wärmte es mit seiner Handfläche an. „Ich kann mich nicht erinnern, daß wenn ich Kyle im Büro angerufen habe, er mich gefragt hat, ob ich unsere Post denn schon bearbeitet hätte.“ Ein Glucksen begleitete ihre Worte und dann ein sorgenvolles: „Geht es ihnen gut?“ Ein Hustenanfall von John war die Antwort, der genau in dem Augenblick das Glas zum Mund geführt hatte, als Rose ihren letzten Satz aussprach. Die Folge war ein Verschlucken gewesen, begleitet von Husten und dem Versuch wieder Luft zu bekommen. „Ja“, japste er ins Telefon, hustete aber noch immer weiter. „Tief ein und ausatmen“, kam es als guter Ratschlag aus dem Telefon, ganz so als ob sie neben ihm stehen würde und ihm beruhigend auf den Rücken klopfte. „Ruhig und gleichmäßig.“ Verzweifelt versuchte John wieder die Luft in seine Lungen zu bekommen, wurde aber bei dem Versuch eher rot, als das er damit Erfolg hatte. Japsen, keuchen, husten.....endlich hatte John seine Speise- und seine Luftröhre wieder unter Kontrolle.

„Entschuldigen sie“, keuchte er schließlich ins Telefon. Noch klang seine Stimme etwas heiser und belegt, doch den Gedanken der ihm als erstes bei ihrer Bemerkung in den Sinn gekommen war, hatte er trotz des Verschluckens nicht vergessen. „Das lag bestimmt nur daran, daß er Angst hatte sich sein Abendessen selbst machen zu müssen.“ Ein weiteres Mal atmete er tief ein und hustete dann wieder. Verdammt, er hatte sich wirklich gut verschluckt. Aber mit solch einer Bemerkung von Rose hatte er in dem Augenblick einfach nicht gerechnet. Abermals vernahm er ein Kichern in seinem Ohr, nun eindeutig amüsiert über seine Antwort.

 „Da könnte etwas dran sein“, bemerkte sie und setzte darauf gleich noch ein:“ Geht es bei ihnen?“ „Ja.“ Noch klang auch diese Bemerkung etwas unecht und John griff nach dem Wasserglas vor sich und spülte mit ihm den letzten Rest seines Hustenreizes hinunter. „Jetzt geht es wieder.“ Er trank einen weiteren Schluck. Kühl und erfrischend rann das Wasser seine Kehle hinab, kühlte die malträtierte Speiseröhre und verschaffte ihr Linderung. Das Glas wanderte auf den Tisch zurück. „Rose“, fing John an die Frage an zu stellen, die ihm schon bei den ersten Worten von ihr durch den Kopf geschossen war. „Was verschafft mir die Ehre ihres Anrufes? Sie rufen doch bestimmt nicht einfach nur so an, um mich zu fragen wie es mir geht?“ Oder doch. Immerhin hatte sie ihn erst vor ein paar Tagen genau aus diesem Grund auf seinen Anrufbeantworter gesprochen. Jedenfalls nahm John es an, denn bei ihrem Sparziergang über den Friedhof zu Kyle hatte sie nicht über den eigentlichen Grund ihres Anrufes geredet. In Ordnung, dachte John. Den Tag war er auch nicht besonders gesprächig gewesen. Die Krankheit seines Freundes Jimmy lag ihm schwer auf den Nerven, das Gespräch um van Clandon, der Streit mit Laurie. All dies waren Dinge gewesen, die ihn sehr schweigsam gemacht hatten und die ihn auch jetzt noch nicht unbedingt zu einem guten Gesprächspartner machten. Momentan suchte er mehr die Ruhe und die Nachdenklichkeit um all seine Gedanken wieder unter Kontrolle zu bekommen. Wenn er dann alles in Ruhe durchdacht und die Ereignisse sich in ihm gesetzt hatte, dann war noch genügend Zeit sich wieder um gesellschaftliche Ereignisse zu kümmern. Rose ihre nächsten Worte waren auch deswegen, so lieb sie auch gemeint waren, nicht unbedingt das, was er sich zu wünschen hörte.

„Ich habe von einem Freund Karten für die Metropolitan Oper für morgen Abend bekommen“, erklärte Rose ihm fröhlich den Grund ihres Anrufes. „Und ich habe mich gefragt, ob sie nicht Lust haben mich dorthin zu begleiten?“

Nun, wie es aussah teilte Rose Johns Wunsch nach Einsamkeit nicht. Klassik und Oper bot sie ihm an. Eigentlich zwei Dinge, welche John ab und an schon sehr gerne mochte. Mit Laurie war er des öfteren dort gewesen und hatte mit ihr auf diese ruhige Art und Weise den Abend genossen. Morgen aber dorthin zu gehen, war aber bestimmt nicht gut für die Stimmung in der er sich befand. Er war ohnehin schon in einer melancholischen und nachdenklichen Stimmung – er brauchte da nicht auch noch eine musikalische Untermalung seiner Depressionen.

„Rose, seien sie mir nicht böse“, John rutschte in seinem Sessel in das Polster und starrte das Glas auf dem Tisch an, als er ihr antwortete. „Klassische Musik ist im Moment nicht gerade mein Fall. Aber ein anderes Mal gerne, in Ordnung?“ Sein Blick wanderte weiter von dem Wasserglas zu der Wand ihm gegenüber. Nur ein einziges Bild hing dort – eine Landschaft in Aquarell. Ein stiller See umgeben von Bäumen und einer einsamen Hütte. John hatte sich sofort in dieses Bild verliebt als er es gesehen hatte. Es war zwar nicht das, was er üblicherweise an den Wänden hatte, aber es hatte so viel Ruhe und so viel Einsamkeit ausgestrahlt, daß er sich spontan zu diesem Kauf entschlossen hatte. Manchmal war Einsamkeit schön und verschaffte Frieden und in den Momenten wo ihm viel durch den Kopf ging, saß er des öfteren dann in diesem Sessel und starrte die Landschaft an. Versank sich in seine Stille und suchte den Frieden in sich selbst. Nachdem Mika fort war, hatte er es sehr oft angesehen.

 „Kein Problem“, unterbrach Rose seine Betrachtungen. „Ehrlich gesagt habe ich eigentlich auch keine Lust dazu. Was wollten sie dann morgen Abend machen? Haben sie schon irgendwelche Pläne?“ Alarmiert über ihren beiläufigen Tonfall, löste John nun endgültig von dem Bild und fixierte statt dessen mit zusammen gekniffenen Augen wieder das Wasserglas vor sich. Ihre so leichthin dahingeworfene Frage klang nach mehr...klang so, als ob die Einladung zu dem Konzert nur ein Vorwand gewesen war. „Nein“, antwortete er seiner Granny vorsichtig. „Vielleicht mit Andy ein Bier trinken gehen.“ Andy mit ins Spiel zu bringen hielt John für eine gute Idee. Rose kannte seinen Freund und Partner bereits aus Erzählungen und wußte, daß dieser in den letzten Wochen kaum noch Zeit für ihn hatte. John hatte sich einmal bei ihr darüber beschwert und da sie ein gutes Gedächtnis besaß, war er sich auch ganz sicher, daß sie diese Aussage von ihm nicht vergessen hatte. Hatte sie auch nicht, wie ihr nächster Kommentar bewies. „Das wäre ja wirklich schön, wenn das klappen würde. Es ist schon lange her, daß sie zusammen etwas trinken waren.“ „Ja das ist wahr.“ Insgeheim hoffte John, daß Andy morgen wirklich Zeit hätte mit ihm ein Bier trinken zu gehen. Je mehr er darüber sprach, um so mehr hatte er das Verlangen bei einem kühlen Bier seinem Freund sein Herz auszuschütten. Vielleicht war es doch gar nicht so schlecht wenn er aus seinem Schneckenhaus hinauskam und mit jemanden redete.

„Es tut mir leid, Rose“, widerholte John seine Worte vom Anfang. „Vielleicht können wir es ein anderes Mal nachholen.“ „Oh, bestimmt“, entgegnete sie lachend. „Und sie können sich sicher sein, daß ich sie auf ihre Worte festnageln werde.“ John stimmte in ihr Lachen ein. Nun wesentlich erleichterte als noch in der Mitte des Gespräches. „Ich habe nichts anderes erwartet.“ Er lächelte das Glas vor sich an. „Schlafen sie gut Rose.“




Re: Another year has gone by

Also ich verstehe gar nicht, dass Laurie solche Schwierigkeiten hatte den Ordner zu öffnen. Ich hätte bestimmt keine Skrupel gehabt vergessene Dateien des Ex-Ehemannes zu öffnen. Ich frage mich allerdings, warum er all das Zeugs nicht mitgenommen hat, als er auszog? Und dann die Überraschung! Er war bei ihren Tanzauftritten. Warum zum Teufel hat er ihr dann gesagt, dass er keine Zeit hatte? Hach, chyrio, es ist schlimm mit Dir! Du wirftst immer höchst interessante Fragen auf und wir müssen uns dann immer so lange gedulden, bis die Antworten kommen. :-)
Ich hoffe jedenfalls, dass Laurie ihn irgendwie zur Rede stellt.

Es freut mich wieder mal was von Rose zu hören, sie scheint einen 7. Sinn zu besitzen. Sie ruft immer dann an, wenn John eventuell eine kleine Aufmunterung nötig hätte. Mich würde es nicht wundern, wenn sie unsere beiden Lieblinge letztendlich wieder miteinander verkuppeln würde!

Schönes Kapitel.

LG Eve

Re: Another year has gone by

@Eve: John hat deswegen sein Zeug nicht mitgenommen, weil Laurie ihn ja mehr oder weniger rausgeworfen hat. Und da haben sie beide wohl weder an den Computer noch an das Geheimfach im Schreibtisch gedacht (das Mika entdeckt hatte). Ich hätte Skrupel zu schauen...aber ich bin verdammt schnell mit der Löschen-Taste zu Hand. Sieht so aus, als ob John mit seiner Laurie schon ein wenig Glück gehabt hat. Mit uns beiden hätte er auf jeden Fall keinen guten Fang gemacht – jedenfalls nicht, wenn er seine Sache wieder gehabt hätte.

Aber nun geht es weiter mit ein wenig Rose.....

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„Wußten sie eigentlich.....?“

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Es war laut. Das war das erste was John bemerkte als er die Tür zu seiner kleinen Lieblingsbar aufzog. Ein Schwall von warmer, verrauchter Luft schlug ihm entgegen, zusammen mit dem Lärm eines gut besuchten Lokals und der Lautstärke einer Musik die eigentlich als Untermalung dienen sollte, nun aber die Gespräche fast übertönte.

Immerhin war es keine klassische Musik, dachte John, als er den nicht besonders großen Raum betrat, den Barkeeper grüßend zunickte und dabei die Hand hob.

„Hey John. Schön dich mal wieder zu sehen.“ Mit seinen fast zwei Meter überragte der Mann hinter der Bar fast seine gesamten Gäste und hatte so einen ungehinderten Blick zu seinem neuen Gast. „Wo hast du Andy gelassen?“ Seine Augen suchten den Raum hinter John ab, während seine Hände automatisch das Glas in seiner Hand polierte und seine Ohren dem Stimmengewirr um ihn herum lauschten. „Ist er noch auf Parkplatzsuche und hat dich vorgeschickt um einen Tisch für euch frei zu halten?“ John schüttelte den Kopf und kam zur Bar heran. „Nein, ich bin allein. Andy ist mit seiner Freundin bei ihren Eltern zum Essen eingeladen.“ Er reichte Josh über den Tresen hinweg die Hand. „Hey Josh. Wie geht es dir?“ Zwei Hände wurden geschüttelt und für eine Sekunde hatte John das unangenehme Gefühl, daß Josh seine Hand zu gerne mochte. „Gut, ich kann wirklich nicht klagen.“ Mit dem Kopf deutete er in den vollen Raum, drehte sich aber dabei zu dem Regal hinter sich, um das Glas an seinen Platz zu stellen. „Schau dich um, fast kein Tisch ist mehr frei und der Strom der Gäste reißt nicht ab.“ „Ist doch großartig“, sagte John und sah sich ebenfalls in dem Raum um.

Nahezu jeder der Tische war von mindestens drei Personen besetzt. Es wurde gelacht und gescherzt und fast jeder hier hatte ein Bier vor sich stehen. Für sein frisch gezapftes Bier war Josh in der Umgebung berühmt, aber das war nicht der Grund, warum so viele Gläser davon auf den Tischen verteilt waren. Der eigentliche Grund war der, daß es fast ausschließlich Männer waren die dieses Lokal besuchten. Sicher, es gab auch ab und an eine Frau, die ihren Mann begleitete, aber sie waren bei weitem in der Unterzahl und ließen sich an einer Hand abzählen. Diese Bar war eindeutig das, was der Volksmund so schön eine Männerdomäne nannte. Keine Frauen und Gesprächsthemen die sich um das drehten, was Mann wirklich interessierte. Ohne daß sie darüber viele Worte verlieren mußten, war für Andy und ihn klar gewesen, daß das ihr Ort zum abschalten war.

Selbst mit Laurie war er trotz der langen Zeit mit der ihr zusammengewesen war, nur einmal hiergewesen. Und das nur weil sie unbedingt ihre Neugier befriedigen wollte. Weil sie Josh kennenlernen wollte, von dem John ihr schon so oft erzählt hatte und weil sie einen Blick auf die anderen Gäste werfen wollte. Nachdem John ihr diesen Wunsch erfüllt und ihr Interesse befriedigt hatte, hatte sie nie wieder einen Fuß in das Lokal gesetzt und hatte still schweigend akzeptiert, daß sie dort nichts zu suchen hatte.

Mika hatte er nie mit in diese Bar genommen.

„Du solltest überlegen, ob du dir nicht endlich eine Hilfe einstellst“, bemerkte John und suchte nun nach einem Tisch für sich. Ganz hinten in der Ecke, in einer der versteckteren Nischen, sah er einen, aber ein kleines gelbes Reserviert Schild stand darauf. Lautlos seufzte John in sich hinein – es sah so aus, als ob er sich einen Platz am Tresen suchen mußte. Er sah wieder zu dem Tresen, hinter dem Josh nun mit verschränkten Armen stand und ihn mit einem süffisanten Lächeln betrachtete. Er sagte nichts, sah John nur an und grinste dabei auf eine so unverschämte Weise, daß John das Herz in die Hose rutschte. Wo war Andy wenn man ihn brauchte? dachte er bestimmt zum zwanzigsten Mal in seinem Leben.

Schließlich erlöste ihn Josh aus seiner Unbehaglichkeit. „Der Tisch ist für euch reserviert“, lachte er amüsiert und zuckte mit den Schultern. „Frag mich nicht warum, aber ich war ganz sicher, daß einer von euch hier heute auftauchen würde.“

„Hey Josh, machst du mir noch nen Bier?“ Weiter unten am Tresen meldete sich ein Mittvierziger zu Wort und verlangte nach Joshs Aufmerksamkeit. „Sicher, Kenneth. Dir auch eins?“, fragte er in Johns Richtung. John nickte und sah dann zu, wie der Barkeeper ein Glas unter den Zapfhahn hielt und begann es langsam zu füllen. „So“, bemerkte er dann, während er dabei zusah wie der Schaum langsam in das Bierglas kroch. „Andy hat jetzt endlich eine Freundin.“ Er sah kurz von dem Glas zu John hoch und zwinkerte ihn an. „Warum weiß ich davon nichts?“ Josh stellte das Glas zur Seite und nahm ein zweites zur Hand um auch dieses mit dem ersten Drittel des Bieres zu füllen. „Ich meine ich weiß, daß du von deiner Frau getrennt bist – Laurie hieß sie nicht wahr?“ Das war eine rein hypothetische Frage. „Und ich weiß, daß du auch nicht mehr mit der Schwarzhaarigen zusammen bist. Aber warum weiß ich nichts davon, daß Andy eine Freundin hat?“ Diese Frage war keine hypothetische, sie war durchaus ernst gemeint. Aber es war nicht die Frage, die John in Erstaunen versetzte, es waren mehr die Sätze davor, die ihn verblüfften. 

 „Woher weißt du von Mika?“, fragte John. Er drehte sich nun vollends zur Bar um und in seine Stirn fraß sich eine dieser Steilen Falten die seine Verwirrung zum Ausdruck brachte. Josh konnte das von Laurie wissen. Immerhin war er einmal mit ihr hiergewesen und auch nach ihrer Trennung hatte er sich mit Andy hier oft über sie unterhalten. Aber er konnte sich nicht erinnern, daß sie jemals über Mika gesprochen hatten. Nicht hier. Da war John sich ganz sicher. Er sah wie Josh achtlos die Achseln zuckte und dann genauso achtlos antwortete. „Ein guter Barkeeper weiß fast alles. Wir haben Ohren und hören gelegentlich auch mal zu.“ Er grinste über die Zapfsäule zu John hin. „Es ist fast so wie in deinem Beruf...Informationen sind alles.“ Die Endung des Satzes ließ vermuten, daß er dem noch etwas hinzufügen wollte, doch statt dessen sah er wieder auf das Glas auf seiner Hand und tauschte es gegen das erste aus. Jedoch nicht ohne das ein feines Lächeln seine Lippen umspielte. John mußte keine Gedanken lesen können um zu wissen was Josh gerade hatte sagen wollen, aber genauso wie Josh den Satz unter den Tisch fallen ließ, genauso ignorierte John das nicht ausgesprochene. „So“, fing Josh die Unterhaltung wieder bei Andy an. „Andy hat also eine Freundin. Und er ist mit ihr bei ihren Eltern.“ John nickte und fing an zu grinsen. Josh sah wieder von dem Schaum hoch und grinste ebenfalls bei der Vorstellung. „Oh mein Gott“, lachte er schließlich laut auf, „ich wette er stirbt gerade tausend Tode!“ „Mindestens!“, feixte jetzt auch John, sah aber wieder zu dem Tisch in der Nische. Er wollte das Thema Andy nicht weiter vertiefen. Josh war zwar ein netter Kerl, aber eine weitere Ausführung ging ihn nichts an.

„Gib mir Bescheid, wenn du das Bier fertig hast, ok?“ John deutete mit dem Kopf zu dem freien Tisch und war bereits die ersten Schritte in der Richtung unterwegs, als ihn Joshs Stimme noch einmal zurück hielt. „So eilig John? Du bist doch nicht etwa auf der Flucht?“ Lachen schwang in seiner Stimme mit und brachte John dazu sich langsam umzudrehen. Wenn er eine Brille aufgehabt hätte, dann hätte er jetzt über deren Rand geschaut so tief senkte er den Kopf, als er Josh strafend ansah. Dieser aber brach nur in schallendes Gelächter aus. „Weißt du was, John? Ich werde es dir höchstpersönlich bringen.“

„Danke“, murmelte John zwischen zusammen gebissenen Zähnen – und meinte es entgegen seines Wortes nicht ernst. Er konnte sich sein Bier durchaus auch selbst holen, so wie es jeder andere hier auch tat. Dann wußte er wenigstens, daß Josh auf der einen Seite des Tresens stand und er auf der anderen!

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Trotzdem ließ sich John mit einem tiefen Seufzer der Befriedung in das abgenutzte rote Polster fallen. Josh hin oder her, es war dennoch eine gute Idee hierher zu kommen – auch ohne Andy, dachte John und sog bei den Gedanken genießerisch die Luft um sich herum ein, während seine Finger routiniert die Knöpfe seines Jacketts öffneten.  Alles war wie immer. Die gleichen Männer, welche nach getaner Arbeit ihr Bier hier tranken. Die wenigen Frauen die sie begleiteten. Der Rauch in der Luft, der Geruch der Politur, die den zerkratzen Tischen entströmte.... Wahrscheinlich war dies die einzige Kneipe die Wert darauf legte, daß ihre abgenutzten Tischen gepflegt aussahen. Denn aus keiner anderen Bar kannte John diesen unverwechselbaren Geruch.

Alles war wie immer..... bis auf die Frau in der Eingangstür. Sie hatte bestimmt schon die siebzig überschritten und ihr weißes Haar war kunstvoll hochgesteckt. John riß die Augen auf. Rose? Rose!

In diesem Fall mehr aus Verblüffung, als aus gutem Anstand, stand John auf. Aber es war seine gute Erziehung die ihn die Hand heben ließ, um sich bei ihr bemerkbar machte. Rose suchenden Augen erfaßten sie und sie kam strahlend auf ihn zugeeilt. Sie schaute nicht nach rechts oder nach links, bemerkte die verwirrten Blicke von den anderen Gästen nicht, sondern hatte nur Augen für John. Und John, am anderen Ende des Lokals, mochte sich gar nicht umschauen wieviele von den Gästen sie gerade beobachteten. Eine Frau in der Bar war schon eine Seltenheit, aber eine Frau wie Rose, welche dazu noch eine gepflegte ältere Dame war, hatte es in dieser Bar bestimmt noch nicht gegeben.

„John! Wie schön, daß ich sie hier antreffe!“ Beide Hände ihm entgegenstreckend, kam sie die letzten Meter auf ihn zu und strahlte ihn so herzlich und so aufrichtig an, daß John seine Verblüffung über ihr Auftauchen hier vergaß und ihre ausgestreckten Händen nun ebenfalls mit einem Lächeln in die seinen nahm. Ihre Augen glitzerten vor Vergnügen und Wärme, als sie den Druck seiner Hände spürte. „Rose“, fand John endlich seine Sprache wieder. „Was machen sie denn hier?“ Er beugte sich nach vor und küßte seine Lady zur Begrüßung auf die Wange.

Belustigte Gesichter wandten sich nun ganz offen zu ihnen herum und ganz verhalten konnte John sogar ab und an ein leises Kichern durch die Lautstärke der Musik hören. Gravy (For My Mashed Potatoes), schoß es John durch den Kopf. Ein temperamentvolles Lied, welches irgendwie zu seiner aufgeweckten Rose paßte. „Also“, wiederholte er seine Frage und schaute dabei Rose prüfend in die Augen, „was machen sie hier?“ „Ich habe sie gesucht!“, strahlte sie ihn an. Nun, das hatte sie wohl offensichtlich, dachte John und schaffte es nicht den Blick von seiner Granny  abzuwenden. Noch immer spiegelte sich in seinem Gesicht Erstaunen und Verblüffung wieder...und auch ein wenig Freude, daß er den Abend nun nicht mehr allein verbringen würde. Aber auch eine gewisse Vorsicht schlug sich in seinem Ausdruck nieder. Eine Rose die nach ihm auf der Suche war, das verhieß definitiv nichts Gutes.

Rose ignorierte diese Skepsis von ihm, zwinkerte ihm statt dessen schelmisch zu und setzte sie sich dann mit ihrer graziösen Art an den Tisch den John gerade verlassen hatte. Ganz so als ob sie sich in einem Teesaloon der guten Gesellschaft befand. Und genauso anmutig tastete sie nach ihrem Haar, ob der Wind es auch nicht in Unordnung gebracht hatte. „Ich hatte Sehnsucht nach ihnen“, setzte sie noch scherzend hinzu und grinste John frech an, welcher sich nun ebenfalls setzte. Noch immer schockiert über ihr Erscheinen in dieser Bar, noch immer fassungslos. Aber nicht fassungslos genug, um nicht eine Antwort darauf parat zu haben. „Wenn das ein Heiratsantrag sein sollte, so muß ich ihnen leider sagen, daß meine Scheidung noch nicht durch ist:“ Ein leichtes Lächeln umspielte seine Lippen, aber Rose brach durch die Schlagfertigkeit seiner Antwort in schallendes Gelächter aus und brachte damit die Gäste dazu sich ein weiteres Mal nach dem ungleichen Paar umzuschauen. „Nun, da kann man leider nichts machen“, gluckste sie noch,  „in dem Fall werde ich mich dann wohl mit ihrer Gesellschaft begnügen.“ Ihr Blick wanderte zu dem Spiegel über John und sie betrachtete durch ihn den Raum hinter sich. „Es ist wirklich gemütlich hier“, wechselte sie das Thema und sah dann wieder den Meter tiefer in Johns Gesicht. „Und ganz schön voll.“

„Voll ist der richtige Ausdruck“, griff John den Hinweis auch sofort auf. Genau das waren seine Worte Josh gegenüber gewesen, und sie waren nun sein Stichpunkt, um Rose hier raus zu bringen. Diese Gesellschaft hier war nichts für eine Lady und schon gar nicht für eine Lady in ihrem Alter. Ein Stück die Straße weiter runter war eine Restaurant, daß bestimmt nicht so voll war. Nicht so verraucht und auch bestimmt viel gemütlicher als diese ausgesessenen Bänke hier. Johns Gehirn lief auf Hochtouren um sich Möglichkeiten auszudenken, warum er sie aus dieser Bar raus haben wollte. Alle natürlich nur zum Vorteil seiner Lady. Und doch, wenn er nur ein klein wenig ehrlich zu sich selbst gewesen wäre, auch um seine eigene Privatsphäre vor den neugierigen Augen seiner aufgeweckten Freundin zu schützen.

Also griff er nach seiner Jacke, die er neben sich auf das Polster gelegt hatte und wandte sich mit ihr in der Hand Rose zu. 

 „Ja, heute Abend ist es wirklich ungewöhnlich voll“, antwortete er. „lassen sie uns gehen. Ich kenne ein Restaurant in der Nähe, das sehr gut ist und bestimmt auch nicht so voll. Wenn sie mögen, können wir dahin gehen. Oder aber in ein Restaurant ihrer Wahl.“ Aber als er sich mit der Jacke in der Hand wieder zu Rose umdrehte, sah er daß seine Granny keine Anstalten machte sich zu erheben. „Es ist ihnen doch nicht etwa unangenehm, daß ich ihnen hierher gefolgt bin?“, fragte sie mit einem amüsierten Unterton in der Stimme. Ihre Augen funkelten ihn vergnügt an - offensichtlich hatte sie viel Spaß. Ob es nun an der Musik lag, deren Takt sie nun auch noch mit ihrem Fuß aufnahm, an den Menschen, die sie immer noch verwundert und belustigt musterten, oder einfach nur an seinem eigenen Unwohlsein...das konnte John nicht sagen. Aber was auch immer der Grund dafür war, er war ihr gut genug um sich keinen Zentimeter zu bewegen.

John ließ seine Jacke auf seinen Schoß sinken. „Nein....Ja.“ Er wußte nicht so Recht was er sagen sollte. Natürlich war es ihm eigentlich egal, wo er sich mit ihr traf und wieviele Leute sie dabei beobachteten. Aber dies war nicht der Ort an dem sich eine Dame aufhalten sollte. Es war laut hier, verqualmt und die Männer rochen nach dem Schweiß der Arbeit. Alles Dinge, die Rose nicht sonderlich zu interessieren schienen. „Ja oder nein?“, fragte sie mit diesem spitzbübischen Lächeln im Gesicht. „Beides“, gab John schließlich zu. Sie würden hier bleiben, wußte er plötzlich. Ihr Lachen und die Falten der Freude um ihre Augen hatten sich bei seinem Geständnis vertieft. Und noch immer machte sie keine Anstalten sich zu erheben. Und sie machte auch keine Anstalten ihn zu fragen warum er sich unwohl fühlte. Sie schmunzelte einfach nur vor sich hin, klopfte mit den Fingern den Takt der Musik auf den Tisch und ließ ihn dabei keinen Augenblick aus den Augen.

Rescue me….take me in your arms….Rescue me, I want your tender charms…

Stumm fingen Rose ihre Lippen nun auch noch an den Text von dem nächsten Lied mitzusingen. Ja, erkannte John mit deutlicher Ironie, seine Lady amüsierte sich wirklich großartig!

Trotzdem war er nicht bereit so schnell aufzugeben. „Das ist kein Ort für sie, Rose“, probierte er es nun konkreter. „Schauen sie sich doch einmal um...“ er nickte mit dem Kopf in den Raum hinein, den Rose nicht sehen konnte, da sie mit dem Rücken zu ihm saß. „Hier ist es verraucht, es riecht nach Schweiß und die Musik ist so laut, daß eine Unterhaltung fast gar nicht möglich ist.“ Tatsächlich war die Lautstärke des Gesanges in der letzten Minute um ein weiteres Dezibel gestiegen.

„...und hier sind fast nur Männer!“ Rose behielt ihr Lächeln bei. „Meinen sie, das ist mir nicht aufgefallen? Nun John“, sie rutschte auf ihrer Bank ein Stück nach vor und neigte sich über den Tisch. „Sie haben selbst Schuld. Wenn sie mir nicht ständig mit einem Gespräch ausgewichen wären, dann würde ich jetzt nicht hier sein und sie...“ Sie deutete mit ihrem Kopf in den Raum hinein ohne sich umzudrehen, „...könnten die Gesellschaft ihrer Artgenossen unbekümmert genießen. Aber...“ und jetzt hob sie den Finger und pikte mit ihren spitzen Zeigefinger auf Johns Hand ein, „...sie tun seit Tagen nicht anderes als mir auszuweichen. Ich bin nicht bereit das hinzunehmen!“ Punkt. Ende der Aussage. Die Notausgänge befinden sich hinten und vorne. Und bitte vergessen sie nicht bei verlassen des Flugzeuges, ihre Schwimmweste anzulegen… Bekräftigend mit ihren Worten ließ sie sich in das Kissen der Bank zurückfallen und betrachtete John mit einem Blick, der irgendwo zwischen Trotz und Fröhlichkeit seinen Platz hatte.

Sie war nicht breit sich das gefallen zu lassen? Und was war mit ihm? Kümmerte es sie überhaupt, was er wollte?

„Sie wissen doch gar nicht wohin mit sich selbst“, erriet Rose seine Gedanken. „Momentan schwimmen sie doch wie ein Goldfisch in einem Teich nur immer wieder im Kreis mit ihren Gedanken, und wissen gar nicht mehr wohin sie sich noch wenden sollen. Und deshalb bin ich hier. Ich will mit ihnen reden. Ich will ihnen helfen!“

John befand nicht, daß er unbedingt Hilfe benötigte. Das einzige was er brauchte war Zeit, um in Ruhe nachzudenken.

„Ich bin ihnen nicht ausgewichen“, rechtfertige er sich zu Rose ihren Vorwurf.  „Wir haben uns doch gerade erst getroffen und waren bei Kyle!“ Abfällig schnaubte Rose durch die Nase. „Wenn ich den Hund von meinem Nachbarn mitgenommen hätte, dann hätte mir dieser mit seinem Bellen bestimmt mehr erzählt!“

„Dein Bier, John.“ Wie Josh ihn vor ein paar Minuten versprochen hatte, brachte er John sein Bier direkt an den Tisch. „Danke“, murmelte er zu dem Barkeeper und sah für einen flüchtigen Moment zu Josh hoch. „Jederzeit wieder“, entgegnete Josh, wandte sich dann aber, die Händen in die Hüften gestemmt Johns Begleitung zu. „Hallo Lady. Was vertreibt sie denn in diese Bar?“ Neugierig betrachtete er seinen ungewöhnlichen Gast, der ihn auch prompt breit anlächelte. „Nette Anblicke“, zwinkerte sie Josh zu und ließ ihren Blick anerkennend über seinen gut gebauten Körper wandern. „Und ein gutes Bier. Ich nehme auch eins.“ „Woher wußte ich nur, daß sie das sagen werden?“ lächelte Josh sichtlich geschmeichelt zurück. „Was?“, fragte Rose, „das mit dem netten Anblick oder das mit dem Bier?“ „Beides!“, lachte Josh und wandte sich mit einem breiten Grinsen zum gehen. Nicht jedoch auf halber Strecke stehen zu bleiben und Rose einen auffordernden Blick über die Schulter hinzu zu werfen. „Und was sagen sie dazu, Lady?“, trieb er seinen Scherz noch weiter und warf John einen ebenso fragenden Blick zu wie Rose.

Aber während Rose noch lachend ihren Daumen in die Höhe hielt und ein: „auch sehr nett“; entgegnete, wanderte Johns Blick nur kopfschüttelnd zwischen den beiden Schelmen hin und her. Männer! dachte er dabei Lauries Lieblingswort und verdrehte gleichzeitig die Augen zur Decke.

Rose ihr Blick folge Josh wieder zurück hinter die Bar, wartete ein paar Sekunden bis er vollends aus ihrem Blickfeld verschwunden war und beugte sich dann über den Tisch zu John hinüber. „Kommen sie her“, winkte sie ihn ganz nah an sich heran. Dann, als sie sicher gehen konnte das sie die volle Aufmerksamkeit von John besaß, fragte sie ihn etwas so leise wie es bei der Lautstärke der Musik möglich war: „Er ist schwul, nicht wahr?“ John wußte nicht genau was an dieser Frage ihn zum lachen brachte. Ob es die geheimnisvolle Art war mit der Rose sich ihrer Vermutung versicherte, oder das widerholt verlegene Blinzeln das ihre Worte begleitete. Aber egal was es war, es reichte aus um John zum ersten Mal an diesem Abend so richtig zum Lachen zu bringen. „Ja, das ist er“, bestätigte er und wischte sich dabei die Lachtränen aus den Augen, während er Rose beobachtete, welche ein paar mal Ernst vor sich hin nickte und dann wieder zu der Bar sah, wo Josh gerade damit beschäftigt war ihr Bier zu zapfen. Einige von den Männern verwickelten ihn in ein Gespräch, und Josh lachte auch sie an, während seine Hände ein weiteres Glas zur Hand nahmen.

„Aber einen netten Körper hat er“, bemerkte Rose in Johns Lachen hinein.

„Rose!“ Schlagartig verging John das Kichern und eine neue Art von Fassungslosigkeit breitete sich in ihm aus. Schockiert starrte er seine alte Lady an und fühlte sich als ob er seine Eltern beim Sex erwischt hatte. 

 „Was den?” Mit unschuldigem Gesichtsausdruck sah seine Granny ihn an. „Er ist natürlich nicht so schön wie der ihre, aber nett ist er trotzdem!“ Ihr Blick wanderte nun abschätzend über seinen schmalen Leib. „Sie sollten aber wirklich etwas zunehmen. Sie sind nicht der Typ um so schlank zu sein.“  „Rose!“ John wollte seinen Ohren nicht trauen, was seine Lady da von sich gab. „Was denn?“, wiederholte diese auch sofort mit großen Augen. „Mein Gott John, ich bin vielleicht alt, aber ich bin nicht tot.“ Sie lachte nun ganz offen über seinen entgeisterten Gesichtsausdruck. „Und wenn ich einen schönen Körper sehe, warum soll ich dann wegschauen?“ Ihre Finger nahmen wieder das Klopfen zum Takt der Musik auf. Ein neuer Song, eine neue Lautstärke, ein neuer Rhythmus.

Dank einer äußerst schlagfertigen Laurie war John eigentlich selten um Worte verlegen, aber diese Unverblümtheit von seiner 77jährigen Freundin brachten seine Gedanken zum verstummen. Mit offenem Mund starrte er sie über den Tisch hinweg an und versuchte seine Fassung wieder zu erlangen. Sehr zum Vergnügen von Rose, die sich an seinen entglittenen Gesichtszügen nicht satt sehen konnte. Ihre Augen lächelten ihn verschmitzt an und die Grübchen in ihren Wangen wurden vor zurück gehaltenen Lachen immer tiefer. Für einen Moment sah John die Rose, wie sie einmal in ihrer Jugend ausgesehen haben mußte. Eine blühende Schönheit, mit dem tanzenden Schalk in den Augen. Wild und ungestüm und Schicklichkeit war wohl nicht immer das passende Wort für sie gewesen. Armer Kyle, schoß es John durch den Kopf. Er hatte es mit seiner Frau bestimmt nicht immer leicht gehabt.  

Rose ihr Bier brauchte nicht einmal die Hälfte der Zeit, wie das von John. Augenscheinlich hatte sich Josh sehr um Eile bemüht um schon Recht bald wieder an ihren Tisch zurück kehren zu dürfen. „Bitte schön, Lady. Lassen sie es sich schmecken“, sagte er, als er das dunkle Gebräu vor Rose auf den Tisch stellte. „Danke, junger Mann! Bei solch einer netten Bedienung kann es einfach nur vorzüglich sein!“ Boah, was für ein Schmarrn, dachte John und nahm endlich sein eigenes zur Hand um seine Gesicht darin zu verstecken. Wer hielt denn das im Kopf aus? Josh dagegen strahlte als ob die Sonne persönlich auf ihn hinab schien. Oder vielmehr hinauf. Denn Rose, die saß, war doch um einiges kleiner als der gute zwei Meter Mann, der sich über den Tisch gebeugt hatte. „Nimm dir ein Beispiel an deiner Begleitung, John. Sie weiß wenigstens zu schätzen was ihr geboten wird.“ Das entlockte John nicht mehr als ein höfliches Lächeln und einen weiteren Schluck aus seinem Bierglas. „Josh, wenn ich dein Bier nicht mögen würde, dann würde ich auch nicht her kommen“, versetzte er dem Barkeeper, nachdem er sein Glas wieder zu Rose dem ihren auf den Tisch gestellt hatte und sah dann zu ihr. Rose ihr Blick wanderte verwirrt zwischen den beiden Männern hin und her und John konnte sehen, daß sie versuchte zu erfassen worum es bei diesem kleinen Schlagabtausch gerade gegangen war. Schnell senkte er seinen Blick zur Tischplatte und versuchte so das Lächeln das unwillkürlich auf seine Lippen trat zu verstecken. Anscheinend war seine Granny doch nicht modern, wie er gerade noch geglaubt hatte. Aber als er wieder hoch sah, bemerkte er, wie sich in ihren Zügen etwas veränderte. Nun, vielleicht war diese Anmache gerade Neuland für sie gewesen, aber sie hatte leider doch eine sehr schnelle Auffassungsgabe. Für Johns Geschmack eindeutig zu schnell. Ein Lächeln huschte nun über ihr Gesicht und John machte sich auf den nächsten Scherz von ihr bereit, der bestimmt auf seine Kosten gehen würde.

Der aber wider erwarten nicht kam. „Nun junger Mann, ich bin alt genug um zu schätzen, wenn man in einem Lokal gut betreut wird. Und ein Barkeeper, der seine Gäste zu unterhalten weiß ist immer was wert. Ist das eigentlich ihre Bar? Bestimmt, so wie sie die Gäste zu bewirten wissen, müssen sie einfach der Chef sein.“ Sie zwinkerte Josh verschwörerisch zu, nahm dann das Glas in die Hand ohne davon etwas zu trinken und wartete scheinbar gespannt auf seine Antwort. „Ja“, antwortet Josh galant. „Das bin ich. Aber wenn ich mich jetzt nicht um meine restlichen Gäste kümmere, dann ist mein Ruf bald verloren.“ Gewandt und sichtbar geschmeichelt, daß Rose erkannt hatte, daß er der Chef hier war, verbeugte er sich lächelnd vor der alten Dame und begab sich zurück hinter den Tresen. Mit einem breiten Grinsen im Gesicht.

John konnte es nicht fassen. Er wußte, daß Josh am liebsten hier nur das männliche Publikum sah und auch alles nur erdenkliche Tat um ihr Erscheinen hier zu fördern. Und dann kam seine 77jährige Lady und wickelte den Kerl so schnell um den kleinen Finger, daß dieser wahrscheinlich noch nicht Mal gemerkt hatte wie ihm geschah. Und er, John, hatte gedacht, daß er seine Lady kannte? Nun, der heutige Abend bewies ganz deutlich, wie weit er davon noch entfernt war.

Wo war die alte Dame, die vor ein paar Monaten zu ihm auf das Revier gekommen war und eine Anzeige wegen Diebstahl erstatten wollte? So zerbrechlich hatte sie damals gewirkt, so nahe war sie den Tränen gewesen, als sie ihm von Kyle erzählt hatte. Und nun? Nun bekam John so langsam aber sicher eine Vorstellung davon, wie ihr Dieb sich gefühlt haben mußte, als er sie um ihr Geld erleichterte. Bestimmt heilfroh, daß er es hinter sich hatte und wieder die Flucht ergreifen konnte. John ging es in diesem Augenblick nicht anders, Rose war ihm eindeutig in einer zu aufgeweckten Stimmung. Und das hieß unter Garantie für ihn, daß sie sich nicht mit halben bis keinen Antworten von ihm zufrieden geben würde. So wie sie drauf war, würde sie ihn eher an die Bank fesseln, ihm ein Bier nach dem anderen bestellen, bis sie das zu hören bekam, weswegen sie hergekommen war.




Re: Another year has gone by

Hach, wirklich schön geschrieben, chyio!!!

Ich mag Rose mit ihrer Art und diesmal hat sie mir besonders gut gefallen - dieser kleine Flirt.....und diese unschuldige Frage nach dem Schwulsein...*gg*
Ja landläufig scheint es wohl überall so zu sein, dass die Leute meinen, ab einem bestimmten Alter finden so gewisse Aktivitäten nicht mehr statt...schön, dass Du dies nun auch so witzig rübergebracht hast und trotzdem hat sie John noch ein bisschen bemuttert und ihn aufgefordert, er solle noch was essen....

Einmal kein so trauriges Kapitel oder anders gesagt, nicht so problembeladen und ich habe es sehr genossen - passend zu meiner Stimmung heute!!! ;-)

LG Eve

PS: Bezüglich der Dateien auf dem Computer, hatte ich gedacht, dass John Laurie ja wohl noch mal besucht hat oder sie sich zwischendurch noch mal verabredet hätten und er mußte ja wohl auch ein paar persönliche Sachen abholen....

Re: Another year has gone by

Rose...sweet Rose!!!! Ich liebe diese alte Dame! Zum niederknien wie du dieses letzte Kapitel geschrieben hast, Chyio! Erfrischend locker und soooo lustig, vorallem sich vorzustellen wie John vor Josh steht während der ihm ähm....naja Avancen macht! Süß!

Was nun das vorherige Kapitel betrifft, bin ich echt ein wenig sprachlos! War es wirklich John der diesen Ordner angelegt hat???? Was hätte es für einen Sinn, Laurie irgendwohin nachzuspionieren? Kann ich mir jetzt echt nicht vorstellen, aber ich lasse mich wirklich sehr gerne von neuem von dir überraschen!! Hat er Probleme seine Gefühle zu zeigen? Oder wollte er Laurie überwachen? na...ich werde es ja bald lesen und auf das freue ich mich ungemein!

LG Flymoon





Danke Chris!!!

"Fort sind all die schönen Stunden, mit meinem verschwund'nen Schatz verschwunden, denn ein tödlicher Schatten fiel...."
--Horatio Alger--