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Ein Wintermärchen - Thread 1

Re: Ein Wintermärchen

Hollis + Nick

Aus Nicks Augen sprach mehr als nur Sorge und Hollis wurde allmählich bewusst in was für einer verzwickten Situation sie steckte. Eigentlich hatte sie gedacht und gehofft, die Angelegenheit mit jedem einzeln in Ruhe klären zu können. Doch diesen Gedanken hatte sie mittlerweile verworfen und konnte nur hoffen, dass sie eine Lösung fand. Natürlich war die Lösung ganz einfach. Sie liebte Jethro und brauchte das Nick nur zu sagen. Doch nicht zum ersten Mal stand sie sich dabei selber im Weg. Sie wollte den Professor nicht Knall auf Fall abservieren, denn sie wusste aus eigener Erfahrung wie weh das tat. Das hatte er nicht verdient und doch würde sie es ihm nicht ersparen können. Nur im Augenblick fühlte sie sich nicht in der Lage eine Entscheidung zu treffen und diese Nick mitzuteilen. Daher umriss sie ihm zunächst mit kurzen Worten die Geschehnisse der letzten Tage.

Nick hörte ihr aufmerksam zu und zog mehrfach die Stirn in Falten. Obwohl er sie nicht unterbrach, war nicht schwer zu erkennen, dass er entsetzt war. Kopfschüttelnd erhob er sich vom Bett und sah sie ernst an. „Warum habt ihr nicht die Polizei gerufen? Du bist nicht mehr im Dienst. Es hätte noch Schlimmeres passieren können. Ich will mir gar nicht ausmalen, was dieser Kerl noch mit dir hätte anstellen können.“ Die Formulierung mit „Euch“ kam ihm dabei gar nicht in den Sinn, denn er musste die Geschehnisse erst einmal verdauen. Die Tatsache, dass sie nicht allein gehandelt hatte, wurde ihm vor lauter Angst um sie gar nicht richtig bewusst.

Wenn Hollis eines nicht brauchte, dann waren es Vorwürfe und genauso empfand sie Nicks Sorge in diesem Moment. „Es ist doch egal, ob ich noch im Dienst bin oder nicht. Es ging einzig und allein um das kleine Mädchen und sie brauchte unsere Hilfe!“

Erstaunt über Hollis Gefühlsausbruch nahm Nick wieder auf dem Bett platz und strich ihr zärtlich durchs Haar. „Entschuldige, so habe ich es das nicht gemeint. Ich weiß, dass das alles nicht einfach für dich ist. Ich mach mir nur Sorgen um dich, das ist alles.“ Zufrieden registrierte der Professor wie die blonde Frau leicht den Kopf gegen seine Hand lehnte. Er konnte sehen, wie erschöpft sie war und nicht die Kraft zum streiten aufbrachte. Obwohl seine Worte sie zu besänftigen schienen, meinte er jedoch nicht alles wie er es sagte. Ganz im Gegenteil. Ihm gefiel es überhaupt nicht, dass sie sich in Gefahr brachte. Natürlich wusste er von ihrer militärischen Vorgeschichte und war sich im klaren, dass sie solche Situationen kannte. Trotzdem war sie jetzt Zivilist und brauchte das nicht mehr zu tun.

„

Schon o.k.“, erwiderte Hollis mit einem leisen Seufzer und richtete den Kopf wieder auf, als sich plötzlich die Tür öffnete und Jethro in einem Rollstuhl herein gerollt kam. Wie schon bei Nicks Erscheinen wusste vor lauter Schreck nicht, ob sie sich freuen sollte oder nicht. Sein frisch rasiertes Lächeln zauberte ihr jedoch ebenfalls ein Schmunzeln auf das Gesicht und sie vergass für einen Moment, dass sie nicht allein waren. „Besser als dir“, pokerte sie mit der Antwort, als ihr auf einmal Jethro andere Worte bewusst wurden. Verwundert sah sie zwischen den beiden Männern hin und her „Ihr kennt euch?“

„

Kennen ist wohl zu viel gesagt“, bemerkte der Professor und musterte den grauhaarigen Mann vor sich aufmerksam. Wieso überkam ihn plötzlich ein ungutes Gefühl? Er kannte den Mann noch gar nicht, aber eine innere Stimme riet ihm wachsam zu sein, vor was auch immer. „Die Wege des Herren sind manchmal unergründlich“, warf er auf Gibbs´ Bemerkung hin grinsend ein und reichte ihm die Hand. Dabei wanderte sein Blick demonstrativ zu Gibbs´ Hand die noch immer Hollis ihre umschloss. „Meinen Namen kennen Sie ja schon. Und mit wem habe ich das Vergnügen?“

Re: Ein Wintermärchen

Gibbs

Auf den Mund gefallen war der Andere nicht, wie Jethro schmunzelnd feststellte. "Leroy Jethro Gibbs, Sir," stellte er sich formvollendet vor. "NCIS." Er machte keine Anstalten, Hollis' Hand loszuassen und ergriff die gereichte Hand von Nick etwas umständlich mit seiner Linken, in der noch immer die Verweilkanüle steckte. Sein Blick musterte den braungebrannten Mann prüfend und stellte klar, welche Ansprüche er in Bezug auf die blonde Frau vertrat. Nick, der offensichtlich keine Erfahrung im Umgang mit Verhörspezialisten hatte - offensichtlich war Hollis in dieser Hinsicht schonend mit ihm umgegangen - trat unwillkürlich einen Schritt zurück.

Da er wusste, dass ihm nur wenig Zeit blieb, kümmerte Jethro sich nicht weiter um ihn. Er wandte sich erneut Hollis zu und drückte ihre Hand fester. "Mir geht es gut, Holly. Das weißt du, ich bin versorgt, und wenn es anders wäre, wäre ich nicht hier. Auch das weißt du. Und jetzt raus mit der Sprache - was ist mit deinen Rippen passiert? Hast du eine Prellung?" Seine Augen bohrten sich in ihre, und die Sorge um seine Freundin war deutlich darin zu lesen. Er gab sich keine Mühe, sie zu verbergen, mochte Nick denken, was er wollte. "Sind sie gebrochen?" fragte er weiter, ohne Hollis eine Gelegenheit zum Antworten zu geben. "Must du operiert werden?!" Er versuchte, zumindest seine Stimme einigermaßen ruhig klingen zu lassen.



Re: Ein Wintermärchen

Hollis + Nick

Die Situation behagte Nick überhaupt nicht. Was wurde hier gespielt? War der Mann wirklich nur eine Art Kollege oder welche Rolle spielte er sonst in Hollis Leben? Der Blick des Silberfuchses gefiel ihm gar nicht und Nick spürte unweigerlich Eifersucht in sich aufkommen. Ein Gefühl, das ihm verdeutlichte was er wollte. Sie. Bevor er aber etwas dazu erwiderte, wollte er auch hören was Hollis zu den Fragen zu sagen hatte. Ihm gegenüber hatte sie bisher immerhin beteuert es sei alles in Ordnung.

Hollis Blutdruck war mittlerweile jenseits von gut und böse. Sie konnte nur hoffen, dass sie die Mittagskontrolle eine Weile auf sich warten ließ. Unter normalen Umständen hätte Jethros Anwesenheit ihr mit Sicherheit Ruhe vermittelt, aber im Augenblick funktionierte auch das nicht. Sie wollte keinem der beiden Männern gegenüber ihre Angst vor einer Operation eingestehen. Bei Nick würde es vielleicht funktionieren, aber Jethro kannte sie gut genug. Dafür brauchte sie nur an die Situation zu denken, nachdem Ducky ihr von Shannon und Kelly erzählt hatte. Er hatte sofort erkannt, dass etwas nicht stimmte. „Uhm ja“, begann sie daher leise und strich unmerklich mit dem Daumen über Gibbs´Handrücken. „Ich dachte die ganze Zeit die Schmerzen kämen nur von der Schulter, aber so ist es nicht. Dr. Moore hat beim röntgen drei gebrochene Rippen entdeckt. Die holprige Fahrt mit dem Krankenwagen...“, und der unsanfte Stoß gegen gegen eines der Geräte, fügte sie im Gedanken hinzu, „...hat wahrscheinlich ihr übriges getan.“ Die Aussichten auf eine eventuelle OP behielt Hollis aber immer noch für sich. Sie versuchte Jethros musternden Blick auszuweichen, als Nick sich einmischte.

„

Die Ärzte müssen doch aber was tun? Sie können dich doch nicht einfach hier liegen lassen und abwarten was passiert. Du hast Schmerzen, das sieht doch ein Blinder mit Krückstock“, dabei spielte der Professor wohlweislich auf Gibbs an, der seiner Meinung nach hier nichts verloren hatte. „Warum musste es überhaupt soweit kommen? Wieso haben Sie nicht auf sie aufgepasst, Mister NCIS?“, schoss er geradewegs in Gibbs´Richtung. Er hatte sehr wohl mitbekommen, dass Hollis den Verdächtigen nicht alleine zur Strecke gebracht hatte. Den Verletzungen des Ermittlers nach zu urteilen, hatte der Verbrecher auch ihn hart ran genommen. Trotzdem konnte Nick nicht verstehen, dass der Grauhaarige zugelassen hatte, dass man sie so zurichtete. Das war in seinen Augen unverzeihlich. Sie war schließlich eine Frau. Die Frau, in die er sich verliebt hatte.

Re: Ein Wintermärchen

Gibbs

Der Ermittler stöhnte innerlich, als er Nicks Worte hörte. Am liebsten hätte er mit ihm ebenso kurzen Prozeß gemacht wie mit Ethan, aber da Mr. Marshall nicht handgreiflich wurde, gab es dazu nicht den geringsten Grund. Allerdings wurde ihm schnell deutlich, dass Nick den Kampf um Hollis' Herz nicht so schnell aufzugeben gedachte. Nun, diese Entscheidung würde nicht bei ihm liegen, und Jethro war mittlerweile auf seltsame Weise sicher, dass Hollis ihre Entscheidung längst getroffen hatte. Ihre Augen logen nicht, und es gab keinen Grund, sich wie ein eifersüchtiger Auerhahn aufzuführen. Dass Nick genau die Dinge auf den Punkt brachte, die ihn selbst am meisten ärgerten - nämlich, dass er Hollis und Shania allein gelassen hatte, als Ethan das Lager gefunden hatte - ignorierte er stur.

"Mr. Marshall," erklärte er in einer Stimme, die keinen Widerspruch zuließ, "Mrs. Mann ist eine erwachsene Frau. Sie hat einen eigenen Willen und ist durchaus in der Lage, auf sich selbst aufzupassen und ihre eigenen Entscheidungen zu treffen. Und bevor Sie mir nicht beweisen, dass sie ihre Sache besser gemacht hätten, sehe ich keinen Grund, weiter mit Ihnen über dieses Thema zu reden." Er wandte sich erneut Hollis zu und verwünschte Nick an den Rand des bekannten Universums. Er hatte nur so wenig Zeit, und nun konnte er sie nicht einmal nutzen, um Hollis das zu sagen, was er ihr sagen musste. Doch er hatte keine Wahl, also blendete er Nick erneut aus, rollte noch ein Stück näher an das Bett und schob sich so nah wie möglich mit dem Kopf an ihr Ohr. Denn er wusste, dass Hollis kurz vor einer mittleren Panik stand, vermutlich drohte ihr tatsächlich eine OP. Und er wusste nur zu gut, wie man sich in so einem Moment fühlte.

"Holly," raunte er leise in ihr Ohr. "Mach keine Dummheiten. Geh auf Nummer sicher - keine Experimente. Kein ich-schaff-das-schon-allein, okay? Ich weiß, wie du dich fühlst. Ich habe das oft genug erlebt, ich kenne die Angst. Es geht vorbei. Alles wird gut." Er suchte ihren Blick. "Vertrau mir," flüsterte er leise. "Du must. Bitte."



Re: Ein Wintermärchen

Hollis + Nick

In Hollis Ohren klangen Nicks Fragen überraschend hart und sie wollte ansetzen, um etwas zu erwidern als Jethro ihr zuvor kam. Seine Worte wiederum überraschten und freuten sie zu gleich. Trotzdem fühlte sie sich in der momentanen Situation mehr als unwohl und wusste auch nicht was sie sagen sollte, als Gibbs sich ihr wieder näherte. Am liebsten hätte sie die Arme um seine Hals gelegt und den Tränen, die sie krampfhaft herunter schluckte, freien Lauf gelassen. Doch so brachte sie nur ein schwaches Lächeln zustande und flüsterte zurück: „Danke, ich werde es versuchen.“

Die Atmosphäre im Raum wurde immer angespannter und Nick fühlte sich wie das fünfte Rad am Wagen. Der Grauhaarige hielt sich scheinbar für besonders wichtig und Holli stand ihm auf Grund der Geschehnisse besonders nah. Das waren für Nick jedoch alles keine Gründe kampflos das Feld zu räumen und aus diesem Grund gab er auch zu verstehen: „Holli, du brauchst dir keine Sorgen zu machen. Es wird alles gut. Jetzt bin ich ja hier und lasse dich nicht mehr allein“, bemerkte er mit einem eindringlichen Blick und erhobenen Augenbrauen. „Ich werde auch gleich einmal mit deiner Ärztin reden und dann...“

„

Dann verlassen die Herren bitte umgehend das Zimmer“, beendete Dr. Moore Nicks Satz mit ernster Mine. Zielsicher steuerte sie mit einer jungen Lernschwester im Schlepptau auf Hollis Bett zu und wies das junge Mädchen an den Blutdruck der Patientin zu messen. Dann wandte sie sich wieder an die beiden Männer. „Wie die Herren sicherlich schon bemerkt haben, geht es Mrs. Mann den Umständen entsprechend und sie braucht jede Menge Ruhe. Also wenn Sie bitte so freundlich wären und sich kurz fassen.“

Hollis seufzte leise. Bei soviel Fürsorge kam sie sich wie ein unmündiges Kleinkind vor. Aber vielleicht war es besser, wenn die Männer erst einmal gingen und sie dadurch Zeit fand ihre Gedanken zu ordnen. Ehe sie sich versah, drückte Nick ihr einen Kuss auf die Lippen und verabschiedete sich mit den Worten: „Ich warte draußen. Du brauchst nur zu rufen wenn etwas ist.“ Dann sah er herausfordernd zu Gibbs. „Kann ich Sie mit hinaus begleiten?“

Re: Ein Wintermärchen

Gibbs

Belustigt betrachtete der Silberfuchs den braungebrannten Hawaiianer. "Danke, ich kann mich ebenfalls selbst versorgen," antwortete er freundlich. "Und ich denke, Dr. Moore hat Recht. Etwas Ruhe wird dir gut tun." Er blickte zu Hollis herüber und sparte es sich, ebenfalls darauf hinzuweisen, dass er für sie da sein würde. Sie wusste es auch so, ohne dass er es extra betonen musste. Er erinnerte sich noch sehr deutlich an das ziemlich unangenehme Gefühl, zwischen Hollis und Jenny zu stehen, und im Moment ging es ihr auch so schon schlecht genug. Da musste er nicht noch zusätzlich für Anspannung sorgen.

Im gleichen Moment erschien "sein" Pfleger in der Tür, um ihn wieder abzuholen."Ihre Zeit ist.... um", schob er hinterher, als der Agent in beinahe halsbrecherischer Geschwindigkeit an ihm vorbei aus dem Raum schoß. Erst auf dem Flur schaffte er es, den eiligen Patienten wieder einzufangen. "Sie sollen sich nicht anstrengen, schon vergessen?!" fragte er. "Ist ja gut," seufzte Jethro leise. Es passte ihm absolut nicht in der Kram, vor Nicks Augen wie ein kleines Kind durch die Gegend geschoben zu werden. Aber daran würde er nichts ändern können, und was auch immer Nick vorhatte - er selbst würde auf Dauer näher dran sein. Denn im Hospital übernachten würde er sicher nicht können, und JEthro war sicher, dass er Dr. Kinning - und auch Dr. Moore - von weiteren Besuchen würde überzeugen können. Nun galt es als erstes, Dr. Kinning dazu zu überreden, ihn über Hollis auf dem Laufenden zu halten. Und das ging vermutlich am Besten, wenn er sich absolut mustergültig verhielt - auch wenn ihm das angesichts des Zustands seiner Freundin mehr als schwer fiel.



Re: Ein Wintermärchen

Hollis

Hollis spürte das sich aufpumpende Blutdruckmessgerät an ihrem Arm und sah kurz darauf in das ernste Gesicht der Ärztin. Bevor Dr. Moore etwas erwidern konnte, hob die Agentin schon beschwichtigend die Hand. „Ich weiß, Sie brauchen mir nichts zu sagen. Ich kann mir denken das mein Blutdruck viel zu hoch ist und das ohne einen Kaffee.“

Die Ärztin lachte und nahm noch ihren Puls. „Bei so gut aussehendem Herrenbesuch kann ich das auch durchaus verstehen. Da wäre es mir nicht anders ergangen. Wer die Wahl hat, hat die Qual.“

„Wie wahr.“ Hollis stimmt in das Lachen der Ärztin ein und griff sich automatisch an die Seite. Das Stechen wollte einfach nicht weggehen. Es nahm ihr sogar ab und zu die Luft, was Dr. Moore fachmännischem Blick keines Falls entging.

„Hören Sie meine Gute, ich sehe mir das mit Ihnen nicht mehr lange an. Egal ob der Bluterguss weg ist oder nicht, so lasse ich Sie hier jedenfalls nicht raus. Sie sollten sich noch einmal genau überlegen was Sie wollen.“ Mit diesen Worten ließ die Ärztin ihre Patientin allein zurück.

Seufzend ließ Hollis den Kopf in das Kissen sinken. Die Frau hatte gut reden. Natürlich wusste sie, dass eine OP nötig war und es nur noch an ihrer Zustimmung hing, aber sie konnte einfach nicht über ihren Schatten spring. Es war albern. Es gab im Laufe ihrer Dienstzeit so viele brenzlige Situationen in den sie mit der Angst kämpfen musste, aber das war trotzdem etwas anderes.

Auf dem Flur angekommen blieb Dr. Moore einen Augenblick stehen. Sie kannte die Sorgen und Nöte ihrer Patienten, daher war sie auch immer bestrebt vor allem die Sorgen von ihnen fernzuhalten. Aus diesem Grund wandte sie dieses Mal eine andere Taktik an. Nachdenklich kratzte die ältere Ärztin sich am Kinn und beobachtete die Männer die Zimmer 141 verlassen hatte. Der Dunkelhaarige nahm gerade den Kaffeeautomaten in Augenschein und der Grauhaarige war auf dem Weg zurück in sein Zimmer. Welchem vom beiden vertraute ihre Patientin wohl am meisten? Eine schwierige Frage, daher traf sie kurzer Hand eine Entscheidung aus dem Bauch heraus. „Mr. Gibbs warten Sie bitte einen Augenblick“, rief sie und eilte dem rollenden Agenten hinterher.

Re: Ein Wintermärchen

Gibbs

Überrascht drehte der Silberfuchs sich um, als er die Stimme der Ärztin hinter sich vernahm. Auch der Pfleger, der ihn gerade zurück ins Zimmer schieben wollte, blieb stehen – ebenso wie Nick, der sich neugierig näherte. Doch da Dr. Moore sich entschieden hatte, fackelte sie nicht lange. „Kann ich Ihnen behilflich sein?“ fragte sie den Hawaiianer höflich. Da Nick keine Reaktion zeigte, wurde sie deutlicher. „Ich wage zu bezweifeln, dass es Sie irgendetwas angeht, was ich mit meinem Patienten zu besprechen habe,“ erklärte sie mit Nachdruck. Jethro war überrascht, dass er plötzlich auch zu ihrem Patientenstamm zählte, zuckte aber nicht mit der Wimper. „Was gibt es denn, Doktor?“ fragte er sachlich, während Nick sich zähneknirschend in Richtung Kaffeeautomat trollte.

Dr. Moore schickte den Pfleger mit einer Kopfbewegung wieder an die Arbeit, schob Gibbs ins Zimmer und schloss die Tür hinter sich. „Was ist mit ihr?“ fragte der Agent, ehe die alte Ärztin den Mund öffnen konnte. Dr. Moore lächelte. „Sie liegt Ihnen am Herzen, nicht wahr?“ Jethro lachte. „So kann man es wohl sagen. So offensichtlich?“ „Nun ja…“ Dr. Moore lachte
ebenfalls. „Sagen wir, ich bin eine gute Kollegin von Dr. Kinning. Und wenn ein Koffeinjunkie wie Sie sogar Nierentee in Kauf nimmt, um seinen behandelnden Arzt zu bestechen, dann sicher nicht ohne Grund.“ „Schuldig,“ grinste der Agent. „Wie kann ich Ihnen helfen?“ fragte er weiter. „Nun… Mrs. Mann geht es nicht gut. Sie hat eine böse Rippenfraktur, die eigentlich operiert werden muss. Aber… sie sträubt sich mit allen Mitteln dagegen.“ Der Silberfuchs stieß spöttisch Luft aus der Nase, er konnte sich lebhaft vorstellen, was in Hollis vorging. Ihm graute selbst vor jeder Art von Narkose, und freiwillig hatte auch er bisher nur in den seltensten Fällen seine Einwilligung gegeben. Dr. Moore bemerkte seine Zweifel. „Agent Gibbs, ich rede hier nicht über eine Schönheitsoperation. Die Rippenfraktur ist gesplittert, sie hat große Schmerzen, und ich will ebenso wenig, dass das so bleibt wie sie. Ich weiß, was
Sie denken. Sie sind ein Marine und hatten vermutlich schon zehn Rippenbrüche, und keiner davon ist chirurgisch behandelt worden.“ Der Agent schmunzelte, etwas ähnliches war ihm tatsächlich durch den Kopf gegangen. „Ganz so viele waren es sicher nicht, Ma’am,“ erwiderte er. „Nun, ich bin auch kein Freund unnötiger Eingriffe, und einen einfachen Rippenbruch würde ich ebenfalls nur ruhigstellen. Aber die Splitter machen mir Sorgen. Sollten sie anfangen, zu
wandern, verursachen sie massive Schmerzen und können großen Schaden anrichten. Schlimmstenfalls können sie die Lunge durchstoßen, und ich muss Ihnen nicht sagen, was das dann bedeutet.“ Das Gesicht des Agenten war ernst geworden. „Und ich soll Ihnen helfen, Mrs. Mann zur Vernunft zu bringen,“ fasste er zusammen.

„Das will ich gern tun, wenn Sie mir verraten, wie ich das von hier aus tun soll. Per Telefon?“ Mit Hollis zu telefonieren war auf alle Fälle besser, als gar keinen Kontakt halten zu können.

„Nein,“ lachte Dr. Moore. „Da lasse ich mir noch etwas einfallen. Aber ich möchte Ihnen noch ein paar Fragen stellen. Sind Sie ein Kollege von Mrs. Mann? Woher kennen Sie sich?“ „Kollege trifft es am ehesten. Sie war bis zu ihrem Ruhestand für den Army CID tätig, ich bin beim NCIS. Wir haben uns im Rahmen einer Ermittlung kennen gelernt.“ „Und der andere junge Mann? Nach einem Verwandten sah er nicht gerade aus. Ist das ihr Lebensgefährte?“ „Das will ich nicht hoffen,“ antwortete Jethro. „Sein Name ist Nick Marshall, sie hat ihn später kennen gelernt. Aber ich… gehe nicht von einer aktuellen Beziehung aus, nein.“ Er blickte Dr. Moore entschieden in die Augen, um klarzustellen, dass er zu diesem Thema nichts weiter sagen würde. Diese Entscheidung würde er Hollis überlassen – auch wenn er sich seiner Sache sehr sicher war.

"Nun gut,“ erhob sich die Ärztin. „Sie sind schon wesentlich länger aus dem Bett, als Sie eigentlich sein sollten.“ Während sie sprach, schob sie den Agenten neben das Bett und half ihm geschickt zurück unter die Decke. „Dr. Kinning wird nachher noch einmal nach Ihnen sehen, ich kann Ihnen allerdings nicht sagen, was er mit Ihnen vorhat. Dennoch danke ich Ihnen für Ihre Offenheit. Und wie gesagt – ich lasse mir etwas einfallen.“

Re: Ein Wintermärchen

Hollis + Nick

Mit einem Kaffeebecher in der Hand beobachtete Nick aus der Ferne wie die Ärztin mit dem Grauhaarigen im Rollstuhl in dessen Zimmer verschwand. Für einen Moment überlegte er, was er tun sollte. Ob er hier warten oder wieder zu Hollis gehen sollte? Die Vernunft riet ihm ihr Ruhe zu gönnen, aber sein Herz wollte etwas anderes. Ohne weiter darüber nachzudenken, warf er den leeren Becher in den Mülleimer und lief zurück zu Zimmer 141. Leise öffnete er die Tür und steckte den Kopf hinein. „Stör ich?“, fragte er vorsichtig und entdeckte ein schwaches Lächeln auf Hollis Gesicht. Das war ihm Antwort genug und schon stand er im Zimmer.

Die Agentin schüttelte schmunzelnd den Kopf. „Lass dich bloß nicht erwischen. Die Ärzte führen hier ein strenges Regime.“

„Ich passe schon auf und wenn jemand kommt, krieche ich schnell unter dein Bett“, erwiderte Nick schelmisch grinsend und setzte sich wieder zu ihr auf die Bettkante.

„Hör auf“, befahl Hollis ihm in spaßigem Ton. „Ich kann nicht lachen.“

„Sag mir, was ist los? Du kannst mit mir reden, über alles. Das weißt du doch“, gab er ihr zu verstehen und strich aufmunternd über ihren Arm.

Nein, das konnte sie nicht, das wusste er nur noch nicht. So war es im Grunde schon auf Hawaii gewesen und so war es auch jetzt. Nicht für umsonst hatte sie ihm nichts von Jethro erzählt. Sie hatte zwar erwähnt, dass sie eine Beziehung hinter sich hatte und schwer enttäuscht wurden war, aber mehr auch nicht. Es machte Spaß mit ihm zusammen zu sein, mit ihm zu lachen und etwas zu unternehmen. Er hatte sie abgelenkt und auf andere Gedanken gebracht. Aber reden, reden konnte sie eigenartiger Weise nie richtig mit ihm. Es fehlte der Funken sich ihm mitteilen zu wohlen und das Gefühl verstanden zu werden.

„Uhm Hollis, ich weiß nicht...“ Der Professor machte eine Pause und spielte verlegen mit der Bettdecke. „...wie ich es sagen soll. Womöglich liege ich völlig falsch und du hältst mich für albern und... Keine Ahnung für was...“ Er holte Luft und setzte noch einmal an bevor er noch mehr wirres Zeug faselte. Im Grunde wollte er nur wissen wie sie zu ihm stand, aber er hatte Angst vor ihrer Antwort und traute sich daher erst gar nicht zu fragen. „Es ist vielleicht nicht der richtige Zeitpunkt, aber ich...“

„Nein, das ist es ganz und gar nicht“, tönte die laute Stimme Dr. Moores durch das Zimmer. „Hatte ich mich nicht klar und deutlich ausgedrückt, dass Mrs. Mann Ruhe braucht. Ich weiß nicht was daran nicht zu verstehen war.“

Der Professor verdrehte die Augen und erhob sich vom Bett. „Ich habe Sie sehr wohl verstanden Doktor, also nicht in diesem Ton. Ich werde doch wohl einen Augenblick mit meiner Freundin allein sein dürfen.“

„Ja das dürfen Sie, wenn Sie wieder gesund ist und bis dahin verlassen Sie bitte das Zimmer“, schoss die Ärztin unbeirrt zurück und beobachtete ihre Patientin, die etwas ratlos wirkte. Beschwichtigend griff Hollis nach Nicks Hand. „Ist schon gut. Ich sollte wirklich ein wenig schlafen. Du siehst auch ziemlich erledigt aus. Bitte.“

„O.k, wenn du es so möchtest“, erwiderte er. „Schade, ich habe es doch nicht rechtzeitig unter das Bett geschafft. Also werde mir ein Zimmer suchen und komme später wieder her.“ Dann gab er Hollis einen Abschiedskuss, warf der Ärztin einen übertrieben freundlichen Blick zu und verschwand auf dem Flur.

„So kommen Sie nie zur Ruhe. Sie sollten versuchen reinen Tisch zu machen“, bemerkte Dr. Moore mit einem wissenden Blick und folgte dem Hawaiianer auf den Flur.

Indes griff Hollis nach dem braunen Teddy und setzte ihn vor sich auf die Bettdecke. Seufzend zupfte sie an seinen offenen Nähten. „Knopfauge, du hast ja keine Ahnung für was du alles verantwortlich bist.“




Re: Ein Wintermärchen

Gibbs

Überrascht, zufrieden und nervös zugleich blickte der Silberfuchs der alten Ärztin nach. Er war gespannt, was Dr. Moore plante, gleichzeitig ließ ihn die Sorge um Hollis nicht los. Sie konnte ebenso stur sein wie er selbst, eine Tatsache, die er durchaus an ihr schätzte. Doch er hatte Angst, dass sie in diesem Fall ZU stur sein könnte. Dass sie nicht eher in eine OP einwilligte, als bis es zu spät war. Und das galt es um jeden Preis zu verhindern.

Mitten in seine Gedanken über Hollis’ Rippen platzte ein gut gelaunter Dr. Kinning. „Ich bin sehr zufrieden mit Ihnen, Agent Gibbs,“ lobte er. „Ihre Blutwerte sehen sehr gut aus, und auch ihre Nieren scheinen sich ganz gut erholt zu haben. Ihr Blutdruck ist mir noch ein bisschen zu hoch, aber das ist nicht weiter schlimm. Das einzige, was mir noch nicht gefällt, ist ihr Magen – den möchte ich gerne noch mal genauer unter die Lupe nehmen. Und ihr Fuß ist mittlerweile auch etwas abgeschwollen, den werde ich mir also auch noch einmal ansehen.“ Der Agent grinste sarkastisch. „Ich wusste doch, dass es einen Grund hat, weshalb ich kein Mittagessen bekommen habe…“ „Das haben Sie gut erkannt,“ antwortete Dr. Kinning. „Wir sehen uns dann gleich unten – brauchen Sie ein Beruhigungsmittel?“ Der finstere Blick seines Patienten reichte ihm als Antwort aus.

Jethro blieb nicht viel Zeit, über die Worte des Arztes nachzudenken. Eine resolute Schwester, die er bisher noch nicht gesehen hatte, tauchte unmittelbar hinter ihm auf und verfrachtete ihn erneut in den Rollstuhl. Mit einem Stirnrunzeln registrierte der Silberfuchs, dass Nick erneut aus Hollis Zimmer kam - was zum Teufel hatte er dort noch zu suchen gehabt?! Nach den klaren Worten von Dr. Moore wäre selbst Jethro nicht auf den Gedanken gekommen, zurück zu gehen - denn es war deutlich zu sehen, dass Hollis Ruhe brauchte. Wenn dein Besuch ihr in irgendeiner Weise geschadet hat, dann Gnade dir Gott, dachte Gibbs. Aber er bekam keine Gelegenheit, größere Rachepläne zu schmieden. Der Aufzug erreichte das Kellergeschoss und die Schwester schob ihren schweigsamen Patienten ein endloses Wirrwarr an Gängen entlang, ehe sie den Behandlungsraum erreicht hatten.

"Da sind Sie ja!" Dr. Kinnings war ebenfalls bereits anwesend und hatte noch immer die gleiche gute Laune wie vor zehn Minuten. Er drückte dem Agenten einen Becher mit einer zähen Flüssigkeit in die Hand. "Damit fangen wir an - damit ihr Magen keinen Schaden nimmt. Ex und Hopp, Mr. Special Agent! Schlimmer als Nierentee schmeckt es nicht, das kann ich ihnen versichern." Jethro verschluckte sich beinahe vor Lachen. Dann wurde der Arzt ernst. "Haben Sie schon mal eine Magenspiegelung hinter sich gebracht?" "Nein," antwortete der Silberfuchs beunruhigt. "Ich habe eine Menge hinter mir, aber das noch nicht." "Gut, gut..." Zerstreut drehte Dr. Kinning sich um. "Es ist halb so wild, so lange Sie die Ruhe behalten. Ich nehme an, dass hat man auch zu ihrer Zeit beim Corps noch gelernt." "Mehr oder weniger," antwortete Gibbs, doch der Arzt sprach bereits weiter. "Ich werde Ihren Rachenraum mit einem Spray betäuben," erklärte er. "Anschließend bekommen Sie einen Beißring, und alles, was Sie danach tun müssen, ist einmal kräftig schlucken." Jethro betrachtete höchst misstrauisch den überraschend dicken Gummischlauch, der hinter dem Mediziner auf einer Ablage wartete. Doch Dr. Kinnings kannte kein Erbarmen. "Mund auf!" forderte er seinen Patienten auf, und nach einem kurzen Zögern kam der Agent der Aufforderung nach. Der Arzt hielt eine kleine Sprühflasche in seinen Rachen und Gibbs spürte, wie sich das kühle Aerosol über seine Schleimhäute legte. "Dann legen Sie sich bitte auf die Seite," ging es weiter. Als der Agent lag, legte Dr. Kinning ihm beruhigend eine Hand auf die Schulter. "Ich weiß selbst, dass das nicht einfach ist," gab er zu. "Aber unmöglich ist es auch nicht. Tun Sie einfach Ihr Bestes, dann ist es für uns beide am einfachsten - und wir sind hoffentlich schnell fertig." Er griff nach dem Schlauch und spürte, wie sein Patient sich instinktiv verspannte. "Keine Angst. Und was auch immer passiert - atmen Sie weiter. Durch die Nase, ein und aus. Das geht, auch wenn es schwer fällt." Er positionierte den Beißring zwischen den Zähnen des Agenten und schob den Schlauch in Richtung Rachen. "Und jetzt schlucken - kräftig!!"

Jethro kämpfte nach Kräften gegen den Würgereflex an, der ihn im gleichen Moment befiel, in dem der Schlauch seinen Rachen berührte. Es brauchte mehrere Anläufe, ehe das verfluchte Ding den gewünschten Gang nahm. "Atmen!" hörte er wie aus weiter Ferne die Stimme des Arztes. "Ein, Aus, Ein, Aus..." Er folgte der Stimme und konzentrierte sich darauf, durch die Nase zu atmen. Es war Schwerstarbeit, aber es ging. Eine Hand legte sich erneut auf seinen Arm, Jethro bemerkte kaum, dass es die Schwester war, die ihn in seinem Kampf unterstütze. "Sie machen das prima," lobte sie immer wieder. "Sie haben es bald geschafft." Als der Schlauch nach einer gefülten Ewigkeit wieder aus seinem Hals verschwunden war, zitterte der Agent am ganzen Körper. "Das haben Sie gut gemacht," lobte auch Dr. Kinning noch einmal. "Wirklich sehr schön. Und ich kann Ihnen jetzt schon sagen, dass es recht gut aussieht. Ich konnte keine Blutungen oder andere Verletzungen feststellen. Die genauen Ergebnisse bekommen Sie morgen."

Jethro verstand kaum, was er sagte. Nur, dass es offensichtlich gut verlaufen war, blieb in seinem Gedächtnis hängen. "Am besten bleiben Sie noch einen Moment hier unten und ruhen sich aus," schlug Dr. Kinning vor. "Schwester Rebekka bringt Sie dann wieder zurück auf Ihr Zimmer, dann können Sie sich erst einmal erholen. Ich sehe heute abend noch einmal nach Ihnen und gucke mir dann auch ihren Fuß an. Ich glaube, das muss jetzt nicht unbedingt sein." Mit einer gewaltigen Kraftanstrengung richtete der Silberfuchs sich auf. "Es ist schon okay," erklärte er. "Sie können mich auch jetzt schon hoch bringen." Auch wenn er sich hundsmiserabel und sterbenselend fühlte, wollte er dringend in die Nähe von Hollis zurück. Und Dr. Moores Andeutungen gaben ihm gleich ein großes Stück Energie zurück. Das wollte er auf keinen Fall verpassen.