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Ein Wintermärchen - Thread 1

Re: Ein Wintermärchen

Hollis

Obwohl sie den ganzen Tag noch nichts gegessen hatte und nur eine Infusion erhielt, hatte Hollis keinen Hunger und keinen Durst. Sie war einfach nur müde und erschöpft. Das Auftauchen von Nick machte ihr mehr zu schaffen als sie vermutete hätte. Obwohl Jethro lieb und nett reagiert hatte, als er auf den Professor getroffen war, machte sie sich doch Sorgen. Schließlich hatte sie dem Silberfuchs seine Reaktion zwei Mal Hautnah miterlebte, als er mitbekommen hatte, dass sie mit Nick telefoniert hatte. Was mochte da jetzt erst, nachdem sein offensichtlicher Konkurrent vor Ort war, in ihm vorgehen? Sie mochte lieber gar nicht darüber nachdenken. Sie hatte auch nicht die Lust und die Kraft dazu, im Augenblick zumindest nicht. Sobald sie sich wieder dazu in der Lage fühlte, war es, wie Dr. Moore treffend sagte; Zeit reinen Tisch zu machen. Doch bis dahin wollte sie niemanden hören, niemanden sehen und mit niemanden reden. Sie wollte einfach ihre Ruhe und schlafen.

Re: Ein Wintermärchen

Gibbs

Nachdem der Silberfuchs wieder ordnungsgemäß im Bett lag, wartete er ungeduldig auf Neuigkeiten von Dr. Moore. Doch die überstandene Untersuchung hatte ihn stärker mitgenommen als erwartet, und es dauerte nicht lange, bis er tief und fest eingeschlafen war. Erst Stunden später, als es draußen schon dunkel war, wurde er geweckt. "Aufwachen, Agent Schlafmütze," grinste Dr. Kinning. "Haben Sie sich gut erholt?" Gibbs brauchte einen Moment, um in die Wirklichkeit zurückzukehren, doch er war überraschend fit. Daran änderten nicht einmal die Folterversuche des Mediziners etwas, der die Schiene von seinem Knöchel entfernte und diesen erneut auf Beweglichkeit prüfte. Anschließend sah er seinen Patienten ernst an. "Das gefällt mir nicht, Agent Gibbs. Eigentlich sollten die Bänder mittlerweile eine wesentlich höhere Festigkeit aufweisen. Ich gebe ihnen noch maximal zwei Tage. Wenn es dann nicht besser wird, landen Sie unter meinem Messer - wenn Sie weiterhin auf zwei Füßen laufen möchten, versteht sich." Jethro grinste, auch wenn ihm alles andere als danach zu Mute war.

Ein Summen unterbrach den Arzt, der ungehalten sein Telefon aus der Tasche zog und wütende Anweisungen hineinbellte. "Probleme?" fragte der Silberfuchs interessiert. "Ach, die spinnen doch alle," fluchte der weißhaarige Mediziner. "Sie haben eine hochinfektiöse Patientin aufgenommen und wollen sie jetzt auf meiner vollbelegten Station unterbringen. Wie stellen die sich das vor, soll ich meine Patienten staplen?!" Jethro lachte. "Ich kann ja zu Mrs. Mann ins Zimmer ziehen, dann haben Sie Platz," schlug er eher im Scherz vor. Er wusste, dass gemischtgeschlechtliche Zimmer im Krankenhaus unzulässig waren, auf jeden Fall bei unverheirateten Paaren. Außerdem war er auch nicht wirklich sicher, ob Hollis ihn im Moment sehen wollte - oder ob sie einfach die Nase von Männern im Allgemeinen gestrichen voll hatte. Wieder erinnerte er sich an die Ermittlungen um Stephanie. Es hatte mehr als einen Moment gegeben, in dem er nichts mehr gewünscht hatte, als keinem der drei je begegnet zu sein. Der Zustand würde vorbei gehen, doch er hoffte, dass es nicht allzu lange dauern würde.

Dr. Kinning lachte, als er die Antwort hörte. "Sie geben wohl nie auf, oder?!" Jethro sah ihm nach, als er das Zimmer verließ, und registrierte, dass Dr. Moore auf dem Flur wartete. Neugierig setzte er sich auf, doch die Tür blieb geschlossen. Offensichtlich hatte die Ärztin auf ihren Kollegen gewartet und nicht auf ihn. Seufzend lehte der Agent sich zurück in die Kissen und versuchte, nicht an seine eigenen Verletzungen zu denken. Die Aussicht auf eine Narkose würde ihm jeden Schlaf rauben, wenn er die Gedanken daran zuließ, also konzentrierte er sich mit aller Macht auf das bald anstehende Abendessen. Da die Magenspiegelung überstanden war und die Rachenbetäubung längst nachgelassen hatte, wurde er tatsächlich nicht enttäuscht.



Re: Ein Wintermärchen

Hollis + Nick

Als Nick am frühen Abend das Krankenhaus erreichte, war die offizielle Besuchszeit schon zu Ende. Doch mit dem nötigen Charme und einem bezaubernden Lächeln, konnte er die Schwester am Empfang zu einer Ausnahme überreden. Frisch geduscht und rasierte marschierte er zielsicher in Richtung Zimmer 141. Eigentlich hatte er schon viel eher wieder hier sein wollen, aber der Flug und die lange Fahrt hatten ihn mehr geschafft als vermutet. Nachdem er sich dann in der kleinen Pension, in der er untergekommen war, hingelegt hatte, war die Zeit schnell verflogen. Nun stand er wieder hier und hoffte mit Hollis reden zu können. Der Gedanke an den NCIS Typen ging ihm einfach nicht aus dem Kopf und er wollte wissen was zwischen den beiden lief. Verwundert trat er einen Schritt beiseite als vor ihm ein Pfleger ein Bett in das Zimmer schob. Ohne Zögern folgte er dem jungen Mann und sah Hollis aufrecht im Bett sitzen. „Hallo da bin ich wieder“, begrüßte er sie mit einem Kuss und konnte nicht recht deuten, ob sie sich freute ihn zu sehen oder nicht.

Nachdem Hollis aufgewacht war, hatte Dr. Moore sie gefragt, ob sie etwas dagegen hätte das Zimmer mit ihrem Kollegen zu teilen. Im ersten Moment hatte sie gar nicht begriffen was die Ärztin von ihr wollte, denn solche Maßnahmen waren in einem Krankenhaus ziemlich ungewöhnlich. Doch sie hatte ohne darüber nachzudenken zugestimmt und freute sich darauf Jethro die Nacht bei sich haben zu dürfen. Als Nick jedoch plötzlich wieder auftauchte, waren all ihre Zweifel wieder da. Sie hatte an diesem Tag aber keine Lust auf klärende Gespräche und machte sich nicht die Mühe das zu verbergen. „Ja das sehe ich“, gab sie zurück und sah irritiert auf einen kleinen Hasen aus Plüsch den er vor ihr absetzte.

„Ich dachte mir, damit du nicht so alleine bist“, beantwortete Nick ihre stumme Frage und sah dabei gleichzeitig zu dem aufgestellten Bett. „Wobei das aber ohnehin nicht mehr der Fall sein wird, wie ich sehe.

„Uhm ja, man braucht ein leeres Zimmer und hat mich gefragt, ob es mir etwas ausmacht, das hier jemand dazugelegt wird“, antworte sie schnell und so belanglos wie möglich. Die Tatsache, dass Gibbs dieser Jemand war, behielt sie dabei wohlweislich für sich.

Nick fand das allerdings weniger gut und hielt mit seiner Meinung nicht hinter dem Berg. „Das hättest du nicht zulassen sollen. Deine Ärztin hat gesagt du brauchst Ruhe und der selben Meinung bin ich auch. Also würde ich vorschlagen wir sagen Bescheid, dass sie ein anderes Zimmer für die Patientin suchen sollen. Warte...“, dabei strich er Hollis sacht über den Arm und deutete ihre Sprachlosigkeit als Zustimmung. „... ich rede gleich mit deiner Ärztin.“

Das war nun allerdings selbst für Hollis zu viel des Guten und sie bekam den Mund vor lauter Empörung gar nicht wieder zu. Für wen hielt der Professor sich? Für ihren Vormund? „Nick, was soll das? Es war meine Entscheidung und es ist o.k. Also halt dich da raus!“, gab sie ihm unmissverständlich zu verstehen. Doch der Hawaiianer ging gar nicht darauf ein. „Junger Mann,“, dabei winkte er den Pfleger zu sich. „Würden Sie das Bett bitte wieder mitnehmen. Mrs. Mann hat das Recht auf ein Einzelzimmer.“

„Wer bestimmt das?“, dröhnte die resolute Stimme Dr. Moores vom Flur herein. „Und was haben Sie nach Ende der Besuchszeit hier überhaupt verloren?“ Mit einer bestimmenden Handbewegung gab die Ärztin dem Pfleger zu verstehen, dass das Bett blieb wo es war. „Hören Sie Mister, ich weiß nicht wie Sie zu Mrs. Mann stehen, aber ich denke Sie ist alt genug ihre Entscheidungen alleine zu treffen. Also ist das Zimmer ab sofort kein Einzelzimmer mehr, ob Ihnen das gefällt oder nicht. Und jetzt würde ich Sie bitten zu gehen!“

Die Standpauke hatte gesessen und Nick verzog grimmig die Mundwinkel. Es war normaler Weise nicht seine Art derart forsch zu sein, aber er wollte doch nur das Beste für Hollis. Allerdings schien seine Fürsorge im Augenblick nicht sonderlich angebrachte. „Ich komme wohl leider immer im falschen Augenblick“, bemerkte er zu Hollis, die ihn schwach angrinste. „Danke für den Hasen“, fügte sie hinzu und hoffte das er bald ging. Die Situation wurde ihr zu viel.

Ohne Dr. Moore eines weiteren Blickes zu würdigen, strich Nick Hollis über die Wange und verabschiedete sich. „Entschuldige, ich mache mir einfach Sorgen um dich. Vielleicht tut dir ein bisschen Gesellschaft ja doch gut. Also dann, bis morgen“, und mit diesen Worten verließ er den Raum.

Dr. Moore sah dem dunkelhaarigen Mann kopfschüttelnd hinterher und gab dem Pfleger zu verstehen, die Belegung für Zimmer 141 zu holen.

Re: Ein Wintermärchen

Gibbs

Kurz nach dem Abendessen begann den Silberfuchs erneut die Langeweile zu plagen. Geschlafen hatte er für's erste vermutlich genug, und die Sorge um Hollis ließ ihn ohnehin nicht richtig zur Ruhe kommen. Sein Knöchel schmerzte nach Dr. Kinnings letzten Attentaten erneut wie die Hölle, und auf diesen dämlichen Katheter konnte er ebenfalls verzichten. Allerdings sah es wohl so aus, als ob sich an diesen Dingen in den nächsten Stunden nicht allzu viel ändern würde... Seufzend versuchte der Agent, eine bequemere Stellung zu finden, als er überraschend Besuch bekam.

Der Pfleger, der ihn bereits am Nachmittag zur Körperpflegeabgeholt hatte, schob erneut einen Rollstuhl ins Zimmer und schien verdammt schlechte Laune zu haben. Er öffnete einen der Schränke und blickte auf den Seesack und die sorgfältig zusammengelegten Kleidungsstücke. "Ist das alles von Ihnen?" knurrte er. "Ja," antwortete der Agent. "Darf ich Sie fragen, was Sie daran zu suchen haben?" "Sie ziehen um," knurrte der Pfleger zurück. "Ihre Verletzungen sind nicht so schwer, dass Sie unbedingt ein Einzelzimmer benötigen. Haben Sie noch andere persönliche Gegenstände?" Mittlerweile hatte er die spärlichen Habseligkeiten auf einen kleinen Rollwagen geräumt. "Nein," antwortete Jethro eisig. Er wusste, dass er Dr. Kinning selbst den Vorschlag gemacht hatte, dieses Zimmer zu räumen, aber damit hatte er nicht gemeint, dass er Wert auf die Gesellschaft eines schnarchenden Siebzigjährigen legte. Doch der namenlose Pfleger war nicht die Person, mit der er über diese Entscheidung diskutieren würde.

"Dann los," brummte der schlechtgelaunte Mann und hievte den Patienten in den Rollstuhl. Diesmal war er nicht ganz so geschickt wie am Nachmittag, und Jethro sog ein paar Mal scharf die Luft durch die Zähne. "So ein Affentheater," murmelte er eher zu sich selbst, als er den Rollstuhl in Bewegung setzte. "Ihre Sachen hole ich sofort nach," erkärte er. Gibbs schwieg und konzentrierte sich darauf, die wiedererwachten Schmerzen in seinem Rücken unter Kontrolle zu behalten. Es interessierte ihn nicht, wer sein Nachbar werden sollte, allerdings fiel ihm beinahe die Kinnlade herunter, als sie tatsächlich vor Zimmer 141 anhielten. Oder sollte er Hollis nur noch einmal gute Nacht sagen? Ehe der Pfleger die Zimmertür öffnen konnte, kam Dr. Moore ihm zuvor.

"Ah, da sind Sie ja!" grinste sie fröhlich und amüsierte sich über das fassungslose Gesicht des Agenten. "Ich habe doch gesagt, ich lasse mir etwas einfallen," raunte sie leise in sein Ohr und half dem Pfleger, Jethro ins Bett zu befördern. Trotz aller Freude musste der Silberfuchs sich stark zusammenreißen, um nicht vor Schmerz zu schreien - vor allem, nach dem sein lädierter Fuß gegen den Rollstuhl stieß und sich kurz darauf der Schlauch des Katheters verhakte. Dennoch gelangte er irgendwie ohne Blutvergießen in sein neues Bett. "Ich wünsche Ihnen beiden eine angenehme Nachtruhe," schloss Dr. Moore, nachdem der Pfleger Jethros Sachen in einem der Schränke untergebracht hatte. "Mr. Huxley, holen Sie bitte noch einen der mobilen Vorhänge?" forderte sie den Pfleger auf. "Für den Fall, dass die Herrschaften den Wunsch nach etwas mehr Privatsphäre bekommen sollten." Sie zwinkerte. "Also denn, erholen Sie sich gut. Mein Kollege Kinning wird später noch einmal vorbeischauen, und wenn irgendetwas sein sollte - Sie wissen, wo der Notruf ist."

Jethro und Hollis nickten. Keiner von ihnen sagte ein Wort, bis Mr. Huxley die gewünschte Trennwand zwischen ihnen aufgestellt und den darin befindlichen Vorhang zur Seite geschoben hatte. Erst als der Pfleger sie allein ließ und das Licht löschte, fand Jethro erste Worte. "Holly... ich kann dir nicht sagen, wie froh ich über diese infektiöse Patientin bin."



Re: Ein Wintermärchen

Hollis

Wenn die blonde Frau eines nicht leiden konnte, dann war es von jemanden bevormundet zu werden und von einem Mann gleich gar nicht. Aus diesem Grund war sie auch froh gewesen, als Dr. Moore Nick ohne Umschweife hinaus komplimentiert hatte.

Nun lag mittlerweile Jethro neben ihr und sie begann sich allmählich zu entspannen. Ihr Blick fiel dabei auf den mobilen Vorhang und sie musste unweigerlich schmunzeln. Was die Ärztin wohl von ihnen denken mochte? Trotzdem fand sie es furchtbar nett von der Frau und war ihr mehr als dankbar. „Ja das bin ich auch“, antwortete sie in Gibbs´ Richtung und drehte sich etwas herum. Eine der Rippen stach ihr dabei erneut unsanft in die Seite und ihr wurde schlecht. Doch Hollis versuchte sich nichts anmerken zu lassen und lächelte. Das Leselicht war ausreichend genug um Jethro deutlich sehen zu können. Er sah gut aus, zumindest besser als die letzten beiden Tage und sie war froh darüber. Das war eine der Sorgen, die ihr somit zu einem Teil genommen wurde.

„Uhm... ich weiß nicht wo ich anfangen soll“, begann sie nach einer Weile und spielte gedankenverloren mit dem Plüschhasen von Nick in der Hand. „Ich wusste nicht das er kommt. Ich weiß noch nicht einmal, woher er weiß das wir hier sind“, gestand sie Jethro und nahm an, dass ihm klar war von was und wem sie sprach. Sie wollte nicht gleich mit der Tür ins Haus fallen, denn sie hatte immer noch Bedenken wegen seiner Reaktion. Einen Streit wollte sie jedenfalls vermeiden. Dafür hatte sie nicht zugestimmt, die Nacht mit ihr hier zu verbringen. Vielmehr wollte sie endlich wissen wie sie zueinander standen und ob es neben dem nächsten Morgen, vielleicht auch im neuen Jahr eine Zukunft für sie gab.

Re: Ein Wintermärchen

Gibbs

Jethro lag reglos auf dem Rücken und wandte den Kopf, als Hollis zu sprechen begann. "Nun," antwortete er, "du könntest vorne anfangen. Ich weiß noch immer nicht, wer Nick eigentlich ist, woher ihr euch kennt und was zwischen euch läuft." Er konnte nicht verhindern, dass eine leichte Bitterkeit in seinen Worten zu hören war. Er drehte sich erneut um und blickte an die Decke. "Aber das tut hier nichts zur Sache," fuhr er fort. "Wir haben uns über ein Jahr lang nicht gesehen, du hast ein neues Leben angefangen und alles Recht, andere Männer kennen zu lernen. Dass er dich hier aufgetrieben hat, spricht auf jeden Fall für ihn, er meint es ernst. Du must dich entscheiden, Holly, wer du bist und was du willst. Aber ich glaube, diese Entscheidung hast du längst getroffen. Die Nacht... die letzten beiden Nächte... haben mir vieles klargemacht, Holly. Ich will das nicht noch einmal durchmachen. Ich werde dich nicht noch einmal gehen lassen - nicht kampflos." Er wusste, dass er Hollis unter Druck setzte, und er hasste sich selbst dafür, es in ihrem derzeitigen Zustand zu tun. Doch er ahnte, dass auch sie unter der Situation litt - und dass es ihr besser gehen würde, wenn sie es hinter sich gebracht hatte. Er wollte keine Entscheidung für's Leben. Er wollte einfach nur hören, dass sie auf seiner Seite stand. Nicht mehr, und nicht weniger.



Re: Ein Wintermärchen

Hollis

Mit geschlossenen Augen hörte Hollis Gibbs´Worte. Natürlich hatte er, nach allem was Geschehen war, ein Recht zu erfahren was los war. Dieses Recht wollte sie ihm auch einräumen. Allerdings hoffte sie, dass er ihr dies ebenfalls zugestand und sie nicht im Regen stehen ließ. Dass er ihr endlich sagte was los was. Dass er ihr erklärte was sie falsch machte, damit es nicht wieder geschah. Doch soweit waren sie noch nicht. Jetzt war es an Hollis den ersten Schritt zu gehen. Sie öffnete die Augen und sah zu Jethro hinüber.

„

Eigentlich habe ich schon mehrfach versucht dir zu sagen, dass zwischen Nick und mir nichts ist. Zumindest was mich betrifft. Wir haben uns an der Uni kennengelernt. Er ist Professor für Rechtswissenschaft und er hat mir wertvolle Tipps im Umgang mit den Studenten gegeben.“ Sie machte eine kurze Pause und beobachtete Gibbs´Reaktion, die er jedoch geschickt zu verbergen verstand. „Wir... nun wie soll ich sagen... Wir waren ein paar Mal aus. Hin und wieder am Strand joggen. Er ist ein guter Freund, der für mich da war und ist, mehr nicht.“ Hollis schluckte und hoffte, das Jethro ihren Worten glauben schenkte. Was sollte sie auch sonst noch sagen? Dass sie mit Nick keine Leidenschaft spürte, wenn sie sich geküsst hatten. Dass sie kein Kribbeln empfand, wenn er sie berührte und das sie nie das Verlangen hatte sich ihm hinzugeben. Dass ihre Gedanken immer noch um ihn kreisten und kein Mann, egal ob Nick mit Namen oder ein anderer, seinen Platz hätte einnehmen können. Hollis wusste nicht wie sie das alles in Worte packen sollte. Es wäre um vieles leichter gewesen, wenn sie die Arme um den Silberfuchs legen könnte. Ihn zu küssen und zu sagen, dass er der einzige Mann war den sie liebte. Doch so stand die Entfernung der Betten, wenn es auch nur zwei Schritte waren, zwischen ihnen. Ihre Stimme wurde leiser, fast nur noch ein Flüstern. „Du sagst, du willst das nicht noch einmal durchmachen. Ich weiß, das will ich auch nicht. Aber das haben wir uns in der Nacht in der Tierarztpraxis schon einmal gesagt. Doch dann war plötzlich alles anders. Was war anders Jethro? Was habe ich getan? Ich weiß, dass nicht allein Nick der Auslöser dafür war.“ Nun war es doch raus. Sie wusste nicht, ob er verstand was sie meinte, denn es fiel ihr selber schwer es zu verstehen und in Worte zu fassen.

Re: Ein Wintermärchen

Gibbs

Der Agent starrte weiter an die Decke. Er hörte Hollis zu und saugte jedes Wort in sich auf. Er glaubte ihr, dass Nick ihr nicht das bedeutete, was der Professor sich erhoffte. Unwillkürlich verspannte er sich, als Hollis die Nacht in der Praxis erwähnte - war das wirklich erst vor zwei Tagen gewesen? Es kam ihm wie ein ganzes Leben vor.

"Bitte schließ mich nie wieder aus. Egal bei was. Nie wieder." Die Worte jener Nacht klangen noch immer in seinem Ohr, er musste sich zusammenreißen, um nicht noch einmal so zu reagieren. Er wusste, dass er über seinen Schatten springen musste, wenn er Hollis eine Chance geben wollte. Und er hatte nicht gelogen, als er gesagt hatte, dass er sie nicht noch einmal verlieren wollte. Dennoch fiel es ihm mehr als schwer, diesen Schritt zu gehen und sich noch einmal zu öffnen.

"Erinnerst du dich an deine Worte, Holly?" fragte er leise. "Du hast gesagt, ich soll dich nie wieder ausschließen. Egal bei was. Nie wieder." Er schwieg einen Moment und suchte nach den richtigen Worten. "Das kann ich nicht, Holly. Ich... ich bin kein großer Redner in solchen Sachen. Das weißt du. An dem Abend... bei Dr. Kody... du hast mich in die Ecke gedrängt. Du hast Dinge von mir verlangt, auf die du kein Recht hast." Er machte erneut eine Pause und versuchte, das Zittern in seiner Stimme zu unterdrücken. "Es gibt Dinge... Dinge in meinem Leben, die gehören mir. Erinnerungen, Worte, Momente... Menschen, die ich geliebt habe. Menschen, die ich noch immer liebe, wie dich. Aber so sehr ich dich liebe - manche Erinnerungen haben mich über fünfzehn Jahre lang am Leben erhalten, weil ich sie mit niemandem geteilt habe. Andere sind noch zu frisch, um darüber zu sprechen. Ich kann dir nicht versprechen, dass ich je dazu bereit sein werde - ich kann es nicht, und ich werde es auch nicht, weil ich dich nicht enttäuschen will. Ich will dich nicht belügen. Gib mir Zeit, Holly. Die Zeit, die ich brauche. Und akzeptiere, dass ich das Recht habe, Dinge mit niemandem teilen zu wollen, selbst mit dir nicht. Und dieses Recht werde ich dir ebenso zugestehen. Ich werde dich nicht fragen, ob du mit Nick oder wem auch immer geschlafen hast oder ob es sich genauso anfühlt, wenn er dich küsst. Ich respektiere, dass du ein eigenes Leben führst. Anders funktioniert es nicht, Holly. Eine Beziehung kann Geheimnisse vertragen - aber ohne Respekt vor dem anderen geht es nicht."

Er schwieg noch einmal einen Moment. "Ich habe dir in der kurzen Zeit, die wir uns kennen, mehr anvertraut als meinen drei Ex-Frauen zusammen. Keine von ihnen hat auch nur gewusst, dass es Shannon und Kelly in meinem Leben gegeben hat. Diane hätte mich deswegen beinahe umgebracht, weil sie dachte, ich würde sie betrügen. Aber bitte... gib mir Zeit, mich daran zu gewöhnen. Es... es ist so verdammt ungewohnt, nicht mehr allein zu sein."



Re: Ein Wintermärchen

Hollis

In gewisser Weise wünschte Hollis sich auf einmal die Entscheidung, Gibbs die Nacht über in ihrem Krankenzimmer zu beherbergen, wieder rückgängig machen zu können. Seine Worte lagen ihr schwer im Magen und sie hatte keine Ahnung wie sie damit umgehen sollte. Natürlich wusste sie, dass es mit ihm, seiner Vergangenheit und seiner Verschlossenheit nicht einfach war und auch nicht leicht sein würde. Das er jedoch so allergisch darauf reagierte, war ihr bisher nicht bewusst gewesen. Was war denn verdammt noch mal nur so schlimm daran, wenn sie ihn bat, an seinem Leben teilhaben zu dürfen? Gehörte das nicht zu einer Beziehung dazu? Sie wusste genau was er meinte, trotzdem fiel es ihr schwer es zu akzeptieren. Zumindest so wie er es wollte.

Langsam richtete die Agentin sich im Bett auf und schwang die Beine über die Bettkante. Ruhe hin und Ruhe her, wenn sie noch länger tatenlos in den Federn lag, würde sie wahrscheinlich wahnsinnig werden. Außerdem musste sie Jethros Worte erst einmal verdauen. „Herrje, du machst es einem aber auch verdammt schwer“, stellte sie seufzend fest. „Es war und ist nicht meine Absicht in deinen Erinnerungen zu wühlen. Dazu habe ich kein Recht, darüber bin ich mir im klaren. Allerdings hinterfragt man in einer Beziehung ab und zu Dinge, ob nun bewusst oder unbewusst, sei dahin gestellt. Das hat aber nichts damit zu tun, dass ich dich bedrängen will. Ich möchte einfach für dich da sein und an deinem Leben teilhaben. Nicht mehr und nicht weniger.“ Sie legte den Kopf in den Nacken und sah ratlos zur Decke. „Oh Gott, manchmal frage ich mich was dir deine Ex- Frauen angetan haben, dass du so verdammt misstrauisch bist. Wie sehr müssen sie versucht haben in dir zu bohren und an dich heranzukommen, um letztendlich das Gegenteil zu erreichen.“ Hollis atmete tief durch, setzte die Füße auf den Boden und trat an sein Bett. Es war eine Grandwanderung. Sie hatte Angst es auszusprechen, aber bevor sie noch einmal darüber nachdenken konnte, rutschte es ihr schon heraus. „Versteh mich bitte nicht falsch. Was spricht dagegen, Erinnerungen mit jemanden zu teilen? Ich glaube, Shannon war eine tolle Frau und hätte bestimmt nicht gewollt, dass du die Erinnerungen an sie alleine in dir gefangen hältst. Ich will dir das doch nicht nicht wegnehmen. Ich gebe dir gerne alle Zeit der Welt und ich akzeptiere, wenn du nicht darüber reden willst. Deswegen kann ich aber trotzdem nicht jedes Wort auf die Goldwaage legen und will es auch nicht. Ich will mich nicht jedes Mal fragen müssen, ob ich dich mit einer Frage oder einer Antwort verletzt habe. Oder ob ich etwas berührt habe, was ich nicht hätte berühren dürfen.“

Dabei spielte sie ganz bewusst auf die Kassette in seiner Werkstatt an, die einer der Auslöser für das Ende ihrer Beziehung gewesen war. Sie hatte nicht wissen können was auf dem Band war und was es für ihn bedeutete. Daher hatte sie vor allem vor solchen erneuten Fehlern Angst. Fehler, die passieren konnten und die er ebenso akzeptieren musste, wenn er ihnen einen Chance geben wollte. „Denn in der Beziehung hast du recht, soviel Respekt sollte man voreinander haben. Keiner ist perfekt, weder du noch ich“, mit diesen Worten gab sie ihm einen Kuss auf die Stirn. Dann machte sie sich auf den Weg ins Badezimmer und zog die Tür hinter sich zu.

Erschöpft sank Hollis auf der Toilette zusammen. Erst langsam wurde ihr bewusst was sie gesagt hatte und sie hoffte inständig, dass er es nicht wieder falsch verstand. Obwohl sie aufgeregt war, ging ihr Atem flach, verdächtig flach. Bei jeder Atembewegung brannten ihre Rippen wie Feuer und die Schmerzen wurden wieder stärker. Ihr war schlecht und sie wünschte sich, dass das alles endlich vorbei war. Sie brauchte eine Weile bis sie sich wieder beruhigt hatte und zurück ging. Mit einem aufgesetzten Lächeln versuchte sie die Schmerzen der Rippen und die Angst vor seiner Reaktion zu überspielen. Bemüht so gerade wie möglich zu laufen, ging sie zu ihrem Bett zurück und kam Jethro zuvor bevor er etwas sagen konnte: „Übrigens, ich habe nicht mit Nick geschlafen und er küsst nicht annähernd so gut wie du.“ Es war nur ein schwacher Versuch, aber Hollis wollte Gibbs wenigstens zeigen, dass sie, im Gegensatz zu ihm, kein Problem damit hatte Dinge zu zugeben. Zumindest wenn es darum ging, ihm deutlich zu machen wie viel er ihr bedeutete.

Re: Ein Wintermärchen

Gibbs

Der Agent brauchte eine Weile, um seine Gedanken zu sortieren. Gedanken an Shannon und Kelly, die erneut wie eine Flutwelle über ihn hinwegbrachen. Gedanken an Nächte voller Zärtlichkeit und Geborgenheit, als er Hollis in seinen Armen gehalten hatte. Und auch die Bilder seiner Ex-Frauen mischten sich immer wieder munter dazwischen. Er war erleichtert, dass es eine Weile dauerte, ehe sie von der Toilette zurückkam, doch ihm entging nicht, dass sie sich vor Schmerzen kaum bewegen konnte. Er erinnerte sich an Dr. Moores Bitte, er wusste, dass er das Thema bald zur Sprache bringen musste. Doch noch waren sie nicht so weit.

"Du hast Recht," erkärte er leise, als Hollis wieder neben ihm lag. "Shannon war eine tolle Frau und... ich bin sicher, dass sie dich gemocht hätte." Er schwieg erneut und suchte nach den richtigen Worten. "Ich denke... ich... ich weiß nicht, wie es weitergehen soll, Holly. Aber ich denke, wir bekommen das hin. Es gibt kein Patentrezept, das weißt du. Frag nicht nach meiner Vergangenheit, wenn es nicht unbedingt sein muss. Und was die Angst angeht... Das Risiko, verletzt zu werden, bewusst oder unbewusst, müssen wir in Kauf nehmen, wenn wir miteinander leben wollen. Damit müssen wir umgehen, wenn es so weit ist." Er starrte an die Decke und registrierte die feinen Muster der Tapete. "Und was meine Exfrauen angeht... heute weiß ich, dass ich keine von ihnen je hätte heiraten dürfen. Dass keine von ihnen auch nur eine Chance hatte, das zu bekommen, was sie sich erhofft hat. Nun, ich habe den Preis dafür bezahlt." Er schwieg erneut, weil er nicht sicher war, wie viel Hollis bereits wusste und wie viel sie hören wollte. Und wie viel er bereit war, preiszugeben. "Nun," fuhr er schließlich fort, "Heather hat ihr Glück in anderen Armen gesucht, während ich auf einem Flugzeugträger stationiert war. Diane hat mir mit einem Golfschläger den Schädel gespalten und Stephanie ist irgendwann mit einem Baseballschläger auf mich losgegangen. Ich habe es damals darauf geschoben, dass ich mich wie ein Bastard verhalten habe... und da ist viel Wahres dran. Heute tut es mir leid, dass ich sie so enttäuscht habe - na ja, teilweise zumindest. Es gehören immer zwei dazu," fügte er noch hinzu. Dass er sich zwischen und nach den Ehen oft von einer Affäre in die andere gestürzt hatte, verschwieg er. Auch dabei war er zu oft enttäuscht worden, hatte nie das gefunden, was er gesucht hatte.

Auf Hollis' Kommentar zu Nick ging er nicht weiter ein. Was hätte er auch sagen sollen? Er hatte mit zu vielen Frauen geschlafen, um ihr zu sagen, dass sie die Beste war. Sie war eine der wenigen, die in ihm dieses gewisse Kribbeln weckte, und ihre Zärtlichkeit hatte etwas einzigartiges. Doch auch Jenny, Stephanie und Shannon hatten diese Einzigartigkeit besessen, wenn auch auf eine andere Art und Weise. Sie waren zu verschieden, um sie miteinander vergleichen zu können. Hollis war die Frau, die er liebte. Die ihm ebenbürtig war und es schaffte, ihn immer wieder aufs Neue herauszufordern. Und die ihm keine Chance ließ, sich in sein Schneckenhaus zurück zu ziehen.

"Wenn wir hier raus sind..." schlug er einem spontanen Einfall folgend vor, "würde ich gerne mit dir nach Kalifornien fliegen. Ich bin... ich bin lange nicht dort gewesen, aber ich wünsche mir so oft, noch einmal die Kraft zu finden, ihre Gräber zu besuchen. Und ich... ich wäre froh, wenn du mich dabei begleiten würdest." Er sprach nicht weiter, weil die Erinnerung an seinen letzten Besuch auf dem Friedhof nahe Camp Pendleton überwältigte. Er spürte, dass er am ganzen Körper zitterte, ebenso wie an jenem Frühlingstag vor zehn Jahren. Und er wusste, dass er bei einem solchen Besuch nicht mehr allein sein wollte.