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Ein Wintermärchen - Thread 1

Re: Ein Wintermärchen

Hollis

Erleichtert, dass das Gespräch mit dem Direktor glimpflich ausgegangen war, spielte Hollis Gedankenverloren mit dem braunen Teddy. Für den ersten Eindruck schien der Mann recht vernünftig und umgänglich zu sein. Zumindest ihrer Meinung nach. Wie Gibbs das sah, konnte sie schlecht beurteilen, denn wie so vieles, zählte das mit Sicherheit zu den Dinge über die er nicht gern sprechen würde. Ebenso wenig wie über den Tod der Direktorin, der ihn, da war sich Hollis ganz sicher, bestimmt ziemlich mitgenommen hatte. Doch das waren Gedanken, die jetzt nicht hierher gehörten und nebensächlich waren. Daher lauschte Hollis aufmerksam auf jedes Wort hinter dem Vorhang und schmunzelte als sie mitbekam um was es ging. Das war immerhin eine positive Nachricht und sie freute sich für ihren Freund. Als der Arzt schließlich den Vorhang wieder aufzog und ihnen beiden einen strengen Blick zu warf, konnte sie sich ein Grinsen nicht verkneifen. Obwohl sie sich nicht mehr genau erinnern konnte, wusste sie noch, dass sie vor ihrer OP im Bett nebenan gelegen hatte. Welchen Eindruck musste das wohl auf die Ärzte gemacht haben? Sie räusperte sich und hob die Augenbrauen. „Uhm... ich glaube, wir werden uns im alten Jahr gedulden können.“

Dr. Kinning lachte. „Ja, das würde ich ihnen und ihrer Gesundheit auch raten. Also dann, ruhen Sie sich aus und im neuen Jahr sieht die Welt bestimmt noch besser aus.“ Mit diesen Worten ließ er die beiden allein.

Hollis schob sich ein Stück nach oben, um Gibbs besser sehen zu können und lächelte ihm zu. „Schön das es bei dir auch vorwärts geht. Mit einen bisschen Glück sind wir vielleicht doch schneller hier weg als wir denken.“ Ihr Optimismus war zwar weither geholt, aber was sollte sie sonst sagen, um sich nicht erneut ins Gedächtnis zu rufen, wo sie sich noch immer befanden. Bis vor ein paar Tagen hätte sie nie im Traum daran gedacht Silvester auf diese Art zu verbringen. Allerdings hätte sie auch nie zu hoffen gewagt dies, unter welchen Umständen auch immer, mit Gibbs zu tun. Wahrscheinlich hätte sie diesen Tag dann irgendwo mit Nick verbracht und wäre nie in den Genuss gekommen an ihre alte Liebe anzuknüpfen. „Und was machen wir jetzt mit dem angebrochenen Abend? Champagner zum Anstoßen werden wir wohl selbst mit Bestechung hier nirgends auftreiben können.“ Sie lachte auf und merkte gleichzeitig, dass sie ihre frisch operierten Rippen noch nicht allzu sehr belasten durfte. „Was ich dich eigentlich fragen wollte“, fügte sie dann hinzu. „Was meinte Vince... Vance... oder wie auch immer er heißt, vorhin eigentlich damit, dass du ihn vom Behandlungstisch angerufen hast? Du bist ziemlich verrückt. Wann und wo hast du denn telefoniert?“



Re: Ein Wintermärchen

OOC: Sitze im PC Raum und soll eigentlich arbeiten, konnte mir eine Antwort aber nicht verkneifen. Schrankwand schon sauber?! *gg*

Gibbs

Der Ermittler konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen, als er Hollis Frage vernahm. "Es ist nicht so, wie du denkst," brachte er hervor. "Er... er hat mich angerufen, und ich wusste, dass er wegen dem idiotischen Cop vom Frühstück ziemlich sauer sein würde. Also bin ich drangegangen - zugegeben keine sonderlich gute Idee, Dr. Kinning hat einfach weitergemacht, und ich fürchte, ich habe das Trommelfell meines guten Direktors ziemlich strapaziert..." Er grinste noch immer. "Leon und ich kennen kennen uns schon ziemlich lange, musst du wissen. Er ist ein... ein sehr genauer Mensch, und eine ganz andere Generation Agent als ich."

Seine kaum noch vorhandene Stimme zwang ihn zu einer Pause. "Und was den Abend angeht... ich brauche keinen Champagner, so lange du in der Nähe bist." Er blickte Hollis an. "Aber ich gebe zu, dass ich im Moment sehr müde bin und gern etwas schlafen würde. Magst du mich rechtzeitig wecken?"



Re: Ein Wintermärchen

Hollis

„Ich werde es versuchen“, gab sie zurück und war sich aber ziemlich sicher, dass keiner von ihnen beiden den Jahreswechsel mitbekommen würde. Dafür waren sie einfach zu erledig. Während Gibbs neben ihr den Schlaf der Gerechten schlief, ließ Hollis sich eine Weile später das Abendbrot schmecken und plauderte eine Weile mit einer jungen Schwester. Dann überkam auch sie eine bleierne Müdigkeit und sie schlief bis zum nächsten Morgen fest durch. Erst das übliche allmorgendliche Treiben, von Blutziehen bis hin zu Blutdruckmessen holte sie aus dem Schlaf.

„Guten Morgen und ein gesundes Neues Jahr“, begrüßte sie Dr. Moore mit einem freundlichen Lächeln und fühlte gleichzeitig ihren Puls. „Der Jahreswechsel scheint ihnen gut getan zu haben. Ihre Werte sind hervorragend und wir können Sie heute von all den lästigen Kabeln befreien. Zum Glück sind Sie auch in ihrem Bett geblieben. Ich bin ausgesprochen zufrieden mit Ihnen.“

Hollis schmunzelte und senkte verlegen den Blick. Die Bettgeschichte würde ihr wohl noch eine Weile anhängen. Nur gut, dass sie hier niemand kannten. Sie wollte lieber nicht wissen, was Gibbs´ Kollegen zu alledem gesagt hätten. Vor allem für DiNozzo wäre die Story ein gefundenes Fressen gewesen. Bei dem NCIS- Direktor ging sie allerdings davon aus, dass er seriös genug war die Geschehnisse für sich zu behalten.

„Das wünsche ich ihnen auch“, erwiderte sie daraufhin und griff nach der Hand der Ärztin. „Danke für alles und verzeihen Sie mir, dass ich so viele Umstände gemacht habe. Ich weiß, es war dumm von mir die Sache wegen der Narkose nicht zu verschweigen.“

„Schon gut“, wehrte Dr. Moore ab und tätschelte ihre Hand. „Vielleicht sollten Sie im Nachhinein trotzdem mal versuchen mit jemanden über all das zu reden. Sie wissen schon was ich meine, die Sache mit ihrem Bruder und so...“

Irritiert sah Hollis die Doktorin an. Wie kam sie darauf und was wusste sie über Colin? Doch bevor die Agentin die alte Ärztin fragen konnte, war die schon ins nächste Zimmer verschwunden.



Re: Ein Wintermärchen

Gibbs

Der Silberfuchs schlief tief und traumlos und bemerkte nichts von den Feierlichkeiten zum Jahresbeginn. Erst als die Frühschicht ihren Dienst antrat und ihn behutsam weckte, öffnete er verschlafen die Augen. Müde ließ er die üblichen Prozeduren über sich ergehen und war überrascht, als eine der Schwestern ihm einen Teller mit Frühstück vorsetzte. Sie bemerkte seinen Blick und grinste. "Dr. Kinning sagt, sie können ruhig etwas essen, wenn Sie sich dazu in der Lage fühlen." Jethro nickte und schwieg. Erst als die Schwester verschwunden war, wandte er sich Hollis zu. "Ein frohes neues Jahr," flüsterte er leise. "Wie war das noch mit dem Wecken?!" Er schob sich vorsichtig ein Stück Brot in den Mund und grinste. "Und, irgendwelche guten Vorsätze für 2009?"



Re: Ein Wintermärchen

Hollis

Während Gibbs sich das Frühstück schmecken ließ, hatte Hollis ihres schon beiseite geschoben. Sie hatte keinen Appetit und sah stattdessen ihm zu. „Das wünsche ich dir auch“, erwiderte sie mit einem Schmunzeln und fügte hinzu. „Nein, eigentlich nicht. Mir ist ehrlich gesagt nicht einmal wie Neujahr. Es ist alles irgendwie. Ach ich weiß auch nicht.“ Die Chancen in ein paar Tagen hier raus zu sein standen scheinbar ganz gut, aber obwohl sie sich darüber freute, bereitete es ihr auch Angst. Was würde dann sein? Sie würde nach Hawaii zurück fliegen und er nach D.C. Sein Vorschlag mit San Diego war verlockend und schön, aber in ihrem Zustand einfach nicht realisierbar. Wer konnte schon wissen was in ein paar Wochen war. Wie er daheim über die ganze Sachen mit ihnen beiden denken würde. Und ob er nicht womöglich wieder kalte Füße bekam. „Und du? Wie sieht deine Planung für das neue Jahr aus? Wirst du wieder ein Boot bauen oder hast du womöglich schon eins halbfertig im Keller stehen?“ Sie wollte sich ihrer Bedenken nicht anmerken lassen, hatte aber keine Ahnung was sie sonst sagen sollte.

Re: Ein Wintermärchen

Gibbs

Der Silberfuchs kaute bedächtig sein Brot zu Ende, ehe er antwortete. "Ehrlich gesagt... ich habe noch nie viele Vorsätze zum neuen Jahr gefasst. Als Kind sicherlich, aber irgendwann kam der Punkt, an dem ich gemerkt habe, dass der erste Januar auch nur ein Tag im Kalender ist." Er schwieg und trank einen Schluck des unvermeidlichen Kräutertees. Allerdings musste er zugeben, dass die warme Flüssigkeit seinem wunden Hals sehr gut tat. "Ich meine, es ist nicht so, dass ich nie Vorsätze fassen würde," fuhr er schließlich fort. "Es waren nur andere Momente, die mich dazu gebracht haben, mein Leben zu dem jeweiligen Zeitpunkt unter die Lupe zu nehmen und Konsequenzen daraus zu ziehen." Er bemerkte Hollis fragenden Blick und grinste. "Sagen wir, Dianes Golfschlägerattacke war einer dieser Momente." Er griff erneut nach der Tasse und nahm einen ausgiebigen Schluck.

"Pläne... das ist eine gute Frage. Eigentlich hatte ich nicht geplant, so lange hierzubleiben, um damit mal anzufangen. Allerdings denke ich nicht, dass ich noch länger als zwei oder drei Tage hierbleiben muss - bisher war es jedenfalls nie ein Problem, sich auf eigene Gefahr selbst zu entlassen. Ich weiß natürlich nicht, wie das bei dir aussieht, und was Herr und Frau Doktor dazu sagen. Und so lange du hierbleiben musst, werde ich ebenfalls bleiben, wenn sie mich nicht rauschmeißen. Ich muss zugeben, einen Mediziner wie Kinning habe ich noch nie getroffen, aber er ist ein ausgesprochen angenehmer Vertreter seiner Zunft." Er lachte, als er seine Teetasse auffüllte, doch er wurde rasch wieder ernst. "Eigentlich habe ich noch eine knappe Woche Urlaub, aber es wird nun sicher etwas länger dauern, bis ich wieder vernünftig arbeiten kann - und bevor ich mich mit sinnlosem Papierkram langweile, habe ich noch genügend Überstunden angesammelt."

Er blickte Hollis fragend an. "Wenn wir das hier hinter uns gebracht haben, möchte ich gerne erst einmal nach Washington zurück. Ich... ich brauche dringend ein paar saubere Klamotten, und ich denke, ich sollte mit Leon einige Sachen persönlich klären, ehe die Versicherungsabteilung das Verfahren beantragt. Außerdem... kann ich in meinem Keller immer noch am besten zur Ruhe kommen, und ich brauche dringend ein paar Tage davon. Aber dann... Wie sehen deine Pläne aus? Möchtest du sofort nach Hawaii zurück oder kannst du dir vorstellen, einen kleinen Umweg über D.C. und Kalifornien zu nehmen?" Er wagte nicht vorzuschlagen, ob sie nach dem Besuch in San Diego erneut mit ihm nach Washington zurückkehren wollte. Er wusste nur, dass er sie zu diesem Zeitpunkt dringender brauchen würde als je zuvor - und dass ihre Beziehung gleichzeitig auf eine enorme Probe gestellt werden würde.

"Oh, und was das Boot angeht," fügte er rasch hinzu, "der Aufbau der Kelly steht noch immer in meinem Keller und vielleicht werde ich nächstes Jahr um diese Zeit schon mit ihr die Weltmeere befahren." Er sprach nicht aus, dass dies sehr wesentlich davon abhing, wie viel Zeit er im neuen Jahr in seinem Keller verbringen würde. Auch seinen vagen Traum, auf der Kelly nicht immer allein zu sein, fasste er nicht in Worte. Es war noch zu früh für derartige Hoffnungen.



Re: Ein Wintermärchen

 

Hollis


Die Aussichten, dass Gibbs bald entlassen werden konnte, klangen gut und Hollis freute sich für ihn. Wie es nach der OP allerdings bei ihr aussah, hatte sie Dr. Moore bisher noch nicht fragen können. Hollis ging allerdings davon aus, dass ihre Chancen ebenfalls nicht schlecht standen. Sobald die Ärztin wieder auftauchte, würde sie sie gleich darauf ansprechen. Bei Jethro nächsten Worten machte ihr Herz allerdings einen doppelten Satz. Hatte er sie tatsächlich gerade gefragt, ob sie ihn nach der ganzen Misere nach D.C. begleiten wollte? War das ein Traum oder echt? Die blonde Frau konnte es vor lauter Glück gar nicht fassen. Schon sein Angebot ihn nach Kalifornien zu begleiten, hatte sie kaum glauben können und nun auch noch das. Sie war sprachlos und brauchte einen Moment bis sie die richtigen Worte fand.

„Uhm ja... ich weiß gar nicht was ich sagen soll. Ist das wirklich dein Ernst?“, frage sie ungläubig. Bevor er darauf jedoch antworten und ihre Reaktion womöglich falsch deuten konnte, sah sie zum ihm hinüber und fügte sie schnell hinzu. „Ja, natürlich. Ich begleite dich furchtbar gern. E-es macht mir nichts aus. An der Uni sind für mich im ersten Quartal noch keine Vorlesungen geplant und auch sonst habe ich momentan keine weiteren Verpflichtungen auf Hawaii.“

Vor lauter Aufregung hatte sie viel zu schnell gesprochen und holte erst einmal tief Luft. Sie kam sich vor wie ein aufgeregter Teenager vor einer großen, bevorstehenden Reise. „Oh Gott, so aufgeregt war ich lange nicht mehr“, gestand sie Gibbs lachend und schüttelte leicht den Kopf. „Toll, hätte ich das ein paar Monate früher gewusst, dann hätte ich mein Haus in D.C. nicht Knall auf Fall verkauft.“ Sie zwinkerte ihm zu. „So habe ich allerdings einen guten Grund bei dir übernachten zu können.“ Erst in diesem Moment wurde Hollis bewusst, dass sie das mit ihrem Haus wahrscheinlich noch gar nicht erwähnt hatte. Es gab bisher noch keine Gelegenheit dazu. Doch nun war es raus und tat sicherlich auch nichts weiter zur Sachen, denn der Vorschlag kam immerhin von ihm. „Ich kann allerdings nur hoffen, dass es in D.C. nicht so kalt wie hier ist, denn sonst muss mich neu einkleiden. Und deine Waschmaschine werde ich wohl auch in Beschlag nehmen müssen.“



Re: Ein Wintermärchen

Gibbs

Der  Silberfuchs lachte, als er das Ausmaß von Hollis Überraschung registrierte. Es freute ihn ungemein, dass sie ihn begleitenwollte, und er hoffte, dass er sich selbst nicht überschätzt hatte. Tief in seinem Innern regte sich die leise Sorge, dass ihm ihre dauerhafte Nähe vielleicht zu viel werden könnte und er - da sie ja bei ihm wohnen würde - keinen Rückzugsraum mehr besaß. Aber er verdrängte diese Sorge rasch. Sein Haus war groß genug, dass zwei Menschen sich darin aus dem Weg gehen konnten, wenn es nötig sein würde.

"In D.C. ist es vermutlich noch kälter als hier," lachte er dann. "Aber ich kann dir sicherlich mit ein paar Sachen aushelfen, und meine Waschmaschine steht jederzeit zu deiner Verfügung."  Zeit zum  Shoppen würde sie ebenfalls genug haben, wenn er sich mit Leon auseinander setzte. Der Chefermittler schmunzelte, als er an sein Team dachte. DiNozzo würden vermutlich die Augen aus dem Kopf fallen, wenn Hollis plötzlich hinter ihm aus dem Aufzug trat. Doch Jethro genoss es in gewisser Weise, dieSpekulationen um sein Privatleben erneut ein bisschen anzufachen. Er amüsierte sich einfach immer zu sehr, wenn Tony vor Neugierde beinahe platze, Ziva mit einem einzigen Blick Bescheid wusste und McGee vor Schreck rote Ohren bekam. Getrübt wurde die Aussicht auf dieses Spektakel nur von der Tatsache, dass er dabei auf ein paar Krücken angewiesen war. Und das würde insbesondere Abby zu überfürsorglichen Reaktionen veranlassen. Auch Ducky würde er erklären müssen, was passiert war, doch zum Glück würde der alte Pathologe ihn erstens verstehen und zweitens die Unterlagen von Dr. Kinning anfordern.

Als hätte man ihn gerufen, tauchte der alte Mediziner in diesem Moment in der Zimmertür auf. "Guten Morgen, Ladies and Gentlemen!" begrüßte er die beiden Patienten gutgelaunt. "Sind Sie wohlbehalten im neuen Jahr angekommen? Ah, wie ich sehe, schmeckt es ihnen bereits wieder!" Er hatte bemerkt, dass Jethro noch immer langsam kaute. "Und Sie sollten auch besser etwas essen," legte er Hollis nahe. "Sie werden die Kraft brauchen." Er blickte die blonde Frau noch einmal ernst an und wandte sich dann dem Agenten zu.

"Ausgeschlafen, Agent Sunshine?!" fragte er munter, während er Blutdruck und Puls des Patienten prüfte. "Und Sie haben Ihren gesamten Tee ausgetrunken - sehr löblich!!" Er vertiefte sich einen Moment lang in seine Akte und steckte anschließend die Hände in die Kitteltasche. "Wenn ihr Kreislauf so stabil bleibt, wie er ist, können Sie heute nachmittag das erste Mal aufstehen," kündigte er an. "Aber erst, wenn ich Ihnen das Okay dazu gebe, und zunächst nur unter Aufsicht? Klar?!" Jethro nickte und grinste gleichzeitig von einem Ohr zum anderen. Der alte Mediziner kannte seine Pappenheimer verdammt gut. "Gut," grinste Dr. Kinning zurück. "Dann bleibt nur noch ihre Thromboseprophylaxe übrig. Die wird ihnen noch eine Weile erhalten bleiben - wollen Sie es direkt selbst versuchen?" Jethro erinnerte sich dunkel, dass Dr. Kody ebenfalls etwas in der Art angekündigt hatte. "Je eher ich es lerne, desto besser, oder nicht?" fragte er zurück und nahm dem Arzt die Spritze aus der Hand. Der Mediziner sah mit Argusaugen zu, als der Silberfuchs sich nach kurzem Zögern selbst das Medikament verabreichte. "Halb so wild," stellte er anschließend fest. "Das wird kein Problem sein." Dr. Kinning nickte zufrieden. "Dann ruhen Sie sich einfach noch ein bisschen aus," schlug er vor. "Es wird ihnen gut tun. Und ich werde Schwester Susanna Bescheid sagen, dass Sie Ihnen neuen Tee bringt - ich sehe schon, der bekommt Ihnen!"

Jethro lachte, als der Mediziner das Zimmer verließ. "Daran habe ich ja noch gar nicht gedacht," seufzte er dann. "Thrombose," fügte er nach Hollis fragendem Blick hinzu. "Die Fluggesellschaften wollen immer gern ihren Allerwertesten in Sicherheit bringen, vermutlich müssen wir zuerst einen Haftungsausschluss unterschreiben, bevor wir überhaupt irgendwo an Bord gehen dürfen..." Er lachte noch immer. Denn was sollte bei so einem Jahresbeginn schon noch großartig schiefgehen?




Re: Ein Wintermärchen

Hollis

Dr. Kinning hatte mittlerweile das Zimmer verlassen und Hollis verstand nun auch was der Silberfuchs meinte. Sie grinste ihn breit an. In der Beziehung hatte er wohl recht, allerdings wagte sie noch immer zu bezweifeln, dass Dr. Moore sie schon in zwei oder drei Tagen entlassen würde. Die OP war immerhin nicht ohne gewesen. Doch darüber wollte sie sich in diesem Moment nicht den Kopf zerbrechen, vielleicht lag sie mit ihrer Vermutung falsch. „Nun wir werden sehen“, erwiderte sie daher und zog eine Augenbraue hoch. „So lange du es auf die Reihe bekommst dich selber zu spritzen und ich das nicht machen muss, sehe ich der Thrombosesache mit ruhigem Gewissen entgegen.“ Den Gedanken, Gibbs eine Spritze geben zu müssen, fand sie nicht sonderlich prickelnd. Das hatte natürlich nichts mit ihm zu tun, dafür war einzig und allein ihre Abneigung gegenüber Spritzen verantwortlich. Aber das schien er zum Glück ganz gut in Griff zu haben und daher brauchten sie auch nicht weiter darüber zu reden. Schmunzelnd meinte sie stattdessen: „Oh-ha, dafür bin ich allerdings verdammt gespannt auf die Gesichter deiner Mitarbeiter in D.C. wenn sie dann mitbekommen, dass du mich aus dem Weihnachtsurlaub mitgebracht hast. Das wird ein Spaß.“

„Ja, das glaube ich auch“, hörte Hollis plötzlich Nicks tiefe Stimme am Eingang und fuhr herum. Die Operationsnarbe quittierte ihr diese Drehung sofort mit einem unangenehmen Ziehen und sie sog scharf die Luft ein. Keiner von ihnen beiden hatte das Öffnen der Tür gehört, geschweige denn das jemand eingetreten war. Erschrocken sah den dunkelhaarigen Mann an und wusste im ersten Moment nicht was sie sagen sollte. Sie hatte vor lauter Freude und Aufregung über Gibbs´ Vorschlag, seine Anwesenheit ganz vergessen.

Nick stand mit ernsten Blick in der Tür und ließ resigniert einen Strauß Blumen in der Hand sinken. Der Agent teilte immer noch das Zimmer mit Hollis und soviel wie der Hawaiianer von ihrem Gespräch mitbekommen hatte, schienen sie tatsächlich sehr vertraut in ihrem Umgang miteinander. Die Erkenntnis, dass Hollis den Grauhaarigen angeblich nach Washington begleiten wollte, bestärkte seinen Verdacht zunehmend. „Könntest du mir endlich erklären was hier läuft? Was willst du in D.C.? Deine Ärztin sagte mir geradeeben, dass du frühestens in einer Woche entlassen werden kannst und dir dann daheim Ruhe gönnen sollst. Daher dachte ich, du kommst mit mir zurück nach Hawaii!“

„Nick, ich...“ Hollis musste schlucken. So hatte sie sich das Gespräch mit ihm nicht vorgestellt und Jethros Anwesenheit erleichterte die Situation auch nicht sonderlich. „Es tut mir leid“, begann sie dann geradeheraus. „Ich werde nicht mit dir zurück kommen, nicht heute und auch nicht in einer Woche. Jethro und ich... Also wir, wir kennen uns schon länger und waren...“ Sie holte tief Luft und sah direkt in das verärgerte Gesicht des Professors. „... vor meiner Zeit in Hawaii zusammen.“

Dem Professor entglitten jegliche Gesichtszüge „Du hast mich mit IHM die ganze Zeit zum Narren gehalten.“, dabei warf er einen bitterbösen Blick zu dem Agent im Bett. „Mit ihm“, stieß er noch einmal mit knirschenden Zähnen hervor. „Hollis warum? Warum tuest du dir das noch einmal an?“ Mittlerweile hatte er eins und eins zusammengezählt. Obwohl Hollis ihm nie konkret etwas von ihrer vorangegangenen Beziehung erzählt hatte, war ihm doch bewusst gewesen, dass sein Vorgänger ihr mächtig wehgetan hatte. Aus diesem Grund war ihre Reaktion ein noch größerer Schock für ihn.

Hollis hob entschuldigend eine Hand. „Nick, es tut mir leid. Ich liebe ihn.“

Doch der Professor wollte nichts hören und knallte wütend den Strauß Blumen auf den Boden.

Re: Ein Wintermärchen

Gibbs

Auch der Silberfuchs hatte nicht darauf geachtet, dass Nick hereingekommen war. Genauer gesagt hatte er die Anwesenheit des Hawaiianers mittlerweile vollkommen vergessen und musste sich sehr zusammenreißen, um seine Überraschung nicht zu zeigen. Aufmerksam verfolgte er das Gespräch zwischen Hollis und Nick. In gewissem Sinne tat der Mann ihm leid, er meinte es ernst mit Hollis und musste nun auf diese Weise erfahren, dass sie seine Gefühle nicht teilte. Kein schöner Weg, wie Jethro sich aus eigener Erfahrung erinnerte. Er hätte es beiden gegönnt, in Ruhe miteinander sprechen zu können, aber er konnte im Moment nun einmal nicht aufstehen und gehen - ebensowenig wie Hollis. Und die war im Moment vermutlich ebenso wenig in der Lage, sich selbst zu verteidigen, wie er es während Leons Besuch gewesen war.

"Mr. Marshall..." begann er leise, aber bestimmt, nachdem der Professor die Blumen auf den Boden geklatscht hatte. "Mr. Marshall, ich denke nicht, dass es Hollis' Absicht war, Sie zum Narren zu halten. Und ich kann Ihnen versichern, dass wir seit ihrem Wegzug aus Washington keinen Kontakt mehr hatten, bis wir uns zufällig auf dem Flughafen über den Weg gelaufen sind. Ich denke nicht, dass Hollis Sie hintergehen wollte. Wir... es war nicht viel Zeit, um tiefgründige Gespräche am Telefon zu führen. Sicher... ist das nicht ganz optimal gelaufen. Aber Hollis vorzuwerfen, sie hätte sie "die ganze Zeit zum Narren gehalten", halte ich für reichlich vermessen und übertrieben." Seine Stimme wurde mit jedem Satz schärfer, ohne dass er es verhindern konnte. "Und was genau meinen sie eigentlich mit "Warum tust du dir das noch einmal an?" Das würde mich doch ziemlich interessieren!!" Eigentlich wusste er verdammt genau, was Nick damit meinte, ihm selbst war es nach der Trennung auch nicht besser gegangen als Holly. Nur hatte er nirgendwo Nähe gesucht, sondern sich haltlos in die Arbeit gestürzt.