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Ein Wintermärchen - Thread 1

Re: Ein Wintermärchen

Hollis + Nick

„Hört auf. Beide!“, fuhr Hollis scharf dazwischen. Sie konnte Nicks Enttäuschung verstehen und hätte ihm diese kalte Dusche gern erspart, aber das konnte sie leider nicht. Natürlich war seine Frage berechtigt, aber darauf wollte sie ihm keine Antwort geben, geschweige wissen wie er es meinte. Gibbs´ Unterstützung fand sie lieb und rührend, aber auch ihm gegenüber wollte und konnte sie sich zu dieser einen Frage nicht äußern. Sie warf Jethro einen stummen bittenden Blick zu und sah wieder zu Nick. „Bitte, nicht. Mach es nicht kaputt. Egal was geschehen ist und egal was du denkst, es ist genau das was ich will.“

Die Wangenknochen des Professors zuckten nervös und sein Blick wanderte zwischen Jethro und Hollis hin und her. Am liebsten hätte er dem grauhaarigen Agent kräftig die Meinung gesagt. In seinen Augen verdiente der Typ diese wunderbare Frau keine Sekunde lang, doch er war schlau genug, um zu wissen wann ein Spiel verloren war. Trotzdem gab er ihr einen demonstrativen Kuss. „Ich wünsche dir viel Glück und hoffe du weißt was du tust.“ Die blonde Frau nickte ihm stumm zu und hoffte, dass der böse Traum bald zu Ende war. Ihr Puls raste, ihr Blutdruck überschlug sich und sie konnte froh sein, dass sie an keine Geräte mehr angeschlossen war.

Nick erwiderte ihren Blick und drehte sich dann mit einem verächtliche Lachen zu Gibbs. „Oh nein, das werde ich ihnen nicht sagen. Ich nehme an, Sie sind schlau genug und wissen was ich meine. Vielleicht sollten Sie diese Frage allerdings nicht mir stellen.“ Mit diesen Worten lächelte er Hollis noch einmal zu und verschwand auf den Flur hinaus.

Re: Ein Wintermärchen

Gibbs

Der Agent verdrehte die Augen, nachdem Nick gegangen war. Er würde Hollis diese Frage mit Sicherheit nicht stellen, nicht jetzt und schon gar nicht hier. Ein seltsames Triumphgefühl machte sich in ihm breit, obwohl er wusste, dass es nicht angebracht war. Außerdem wusste er eigentlich nur zu gut, wie es sich anfühlte, wenn die Frau, die man zu lieben glaubte, plötzlich einen anderen hatte. Nick war zwar glücklicherweise nicht mit Holly verheiratet, doch in Anbetracht der Dauerhaftigkeit seiner gescheiterten Ehen machte das wohl auch keinen Unterschied mehr. Und ER hätte an Nicks Stelle mit Sicherheit nicht so ruhig reagiert, er hätte den anderen vermutlich blindlings zusammengeschlagen.

Jethro atmete noch einmal tief durch. Er wollte sich bei Hollis entschuldigen und ihr sagen, dass es ihr leid tat, dass ihre Beziehung mit Nick auf diese Weise geendet hatte. Doch gleichzeitig spürte er, wie sehr Hollis die ganze Geschichte mitnahm und dass es am besten war, wenn er erst einmal den Mund hielt. Ihr gerötetes Gesicht zeigte ihm ohnehin, dass sie sich mehr aufgeregt hatte, als gut für sie war. Und er hoffte, das Dr. Moore nicht ausgerechnet jetzt hereinschneien würde.

Mit einem leisen Seufzer streckte er sich zurück in seine Kissen. Das Schmerzmittel, das er bekommen hatte, ließ ihn von der Nierenverletzung nicht mehr viel spüren, und im Grunde wollte er nur noch hier raus. Allerdings erinnerte er sich an Nicks Aussage, dass Hollis noch eine ganze Woche würde bleiben müssen, und mit Dr. Kinning hatte er auch noch nicht über eine vorzeitige Entlassung gesprochen. Er runzelte die Stirn und drehte sich zu Hollis. "Glaubst du, er hat Recht?" fragte er schließlich. "Mit der einen Woche, meine ich. Hast du mit Dr. Moore schon mal darüber gesprochen, wie lange du noch bleiben musst?"



Re: Ein Wintermärchen

Hollis

Erleichtert atmete Hollis auf. Es tat ihr leid, dass sie es Nick auf diese Art mitteilen musste, aber ihr blieb keine andere Wahl. Obwohl sie dem Professor noch gern gesagt hätte, dass sie Freunde bleiben können, war sie dazu nicht mehr gekommen. Es stand ohnehin in den Sternen, ob und wann sie nach Hawaii zurückkehren würde. Aus diesem Grund wollte sie sich darüber nicht weiter den Kopf zerbrechen. Im Augenblick war vielmehr Gibbs´ Frage berechtigt.

„Keine Ahnung“, erwiderte sie und zuckte mit den Schultern. „Danach habe ich die Ärztin noch nicht gefragt, mir schien, dass sie darauf auch noch keine Antwort hatte. Allerdings will ich hier beim besten Willen keine ganze Woche verbringen. Das grenzt ja schon an Freiheitsberaubung.“ Sie grinste Jethro verschwörerisch an. „Wie hast du es denn bisher immer geschafft eher entlassen zu werden? So wie ich gehört habe, bist du im Bethesda Naval Hospital dafür berühmt berüchtigt?“

Da Gibbs nie viel von sich Preis gegeben hatte, hatte sie versucht überall die Ohren offen zu halten. Dabei wollte es der Zufall, dass sie während ihrer Dienstzeit eine Bekannte traf, die in besagtem Krankenhaus arbeitete und einen gewissen Agenten und schwierigen Patienten namens Jethro Gibbs sehr wohl kannte. 



Re: Ein Wintermärchen

Gibbs

Jethro schmunzelte. "Berühmt-berüchtigt... so, so... ja, das glaube ich, dass die so was von mir denken - dabei bin ich eigentlich ganz harmlos!" Er grinste über beide Ohren. "Nun, im Bethesda bin ich mehr als einmal gewesen, und ich bin nun einmal nicht der Typ zum untätigen Herumsitzen. Ich habe für gewöhnlich dem behandelnden Arzt eine Erklärung unterschrieben, dass ich ihn nicht verklage, wenn ich beim Verlassen des Hauses tot umfalle, wenn du verstehst, was ich meine. Wenn das nicht funktioniert hat, habe ich notgedrungen die Ärzte und Schwestern so lange terrorisiert, bis sie mich freiwillig rausgeworfen haben." Er grinste verschwörerisch wie ein Schuljunge. "Nur einmal gab es wirklich Ärger, aber das war vor deiner Zeit. Da habe ich gar nicht erst gefragt, da bin ich einfach gegangen." Er schwieg einen Moment, weil er sich an seine Wut erinnerte. An seinen Zorn und die unerträgliche Entscheidung der Politiker, gute Presse vor Menschenleben zu stellen. Dieser Tag hatte etwas in ihm zerbrochen, was ihn bis heute in seltenen Träumen verfolgte.

"Aber ich hatte anschließend genug Zeit, mich zu erholen," fuhr er leise fort. "Ich bin für ein paar Monate zu einem Freund nach Mexiko gezogen. Aber das weißt du sicher schon aus meinem Profil." Er zwinkerte ihr zu, er konnte es nicht lassen, auf jenen ersten Abend in seinem Keller anzuspielen. An den Abend, an dem Hollis ihm frei heraus erklärt hatte, dass sie den Army-Geheimdienst beauftragt hatte, ein Profil über ihn zu erstellen, um zu wissen, auf welches Feld sie sich begab. Er erinnerte sich auch noch sehr genau an seine Reaktion auf diese Worte... "Ich mag Überraschungen." Hollis hatte sich definitiv als eine positive herausgestellt.

Gähnend räkelte sich der Agent lang nach oben, ehe er weitersprach und zum eigentlichen Thema zurückkehrte. "Zum Glück habe ich Ducky," erklärte er. "Der kann die üblichen Alltagsblessuren ausgezeichnet versorgen, so dass ich eigentlich wirklich nur in absoluten Notfällen eingeliefert werde. Sprich, wenn ich mich nicht mehr dagegen wehren kann. Und bei meinem letzten "Besuch" im Bethesda sind sie schon gar nicht mehr auf die Idee gekommen, mich stationär aufzunehmen." Sein Lachen war verschwunden, und er rieb gedankenverloren seinen rechten Zeigefinger. Er sah erneut die Bilder dieses Abends vor sich, unscharf und verschwommen und doch für immer in sein Gedächtnis gebrannt. Michelle war nicht der erste Mensch, den er Auge in Auge erschossen hatte. Aber sie war die erste, die dabei auf seiner Seite gestanden hatte und deren Namen und Geschichte er kannte. Und mit der er Mitleid hatte.

Aber er zwang sich, nicht weiter über Lee nachzudenken. Nicht jetzt. Er bemerkte Hollis fragenden Blick. "Bei einem Einsatz vor etwa zwei Monaten habe ich eine Kugel abbekommen," erklärte er knapp. "Es war nur der Zeigefinger getroffen, aber Ducky hat sich geweigert, den Bruch wieder zu richten. Na ja, im Bethesda haben sie dann alle Knochen wieder an ihren Platz geschoben und das ganze geschient, dann bin... konnte ich wieder gehen." Er verschwieg, dass er den Satz "Wir behalten Sie besser über Nacht zur Kontrolle hier" geflissentlich überhört hatte. Tony hatte vor dem Behandlungsraum auf ihn gewartet, und der Kaffee, den er in der Hand gehalten hatte, hatte ihm besser geholfen als alles andere. Eine Nacht neben dem Boot hatte ein übriges getan, die gewohnten Verdrängungsmechanismen zu aktivieren und seine Einsatzfähigkeit wieder herzustellen.

"Nun," fuhr der Silberfuchs schließlich fort, "ich werde den guten Dr. Kinning mal vorsichtig abklopfen, was er von dieser Idee hält - den Rest mache ich von dir abhängig. Wenn du nach Washington kommst, wird Ducky sicher ebenfalls etwas für dich tun können."



Re: Ein Wintermärchen

Hollis

Schweigend hatte die Agentin Gibbs´Erzählung gelauscht, hin und wieder genickt und gelächelt. Einige Dinge konnte sich sehr gut vorstellen und wollte lieber nicht nach weiteren Einzelheiten fragen, vor allem nach letzterer Schussverletzung. Bei dieser Schilderung lag eine Traurigkeit in seinen Augen, die über die Erinnerung an den Schmerz hinaus ging. Da sie aber vereinbart hatten, dass sie ihn nicht fragen sollte, vermied sie es und ging auf seine letzte Bemerkung ein.

„Ja, ich denke bei Ducky sind wir bestimmt in guten Händen. Erinnerst du dich, als er uns beide wegen der Giftgassache untersucht hat?“ Ein schelmisches Grinsen spielte um ihre Mundwinkel und ihre Augen leuchteten. Die Tatsache, dass Gibbs bei der Geschichte beinahe gestorben wäre, überging sie dabei ganz gekonnt. Vielmehr war ihr die Szene in der Pathologie in Erinnerung geblieben, als sie beide sich komplett ausziehen mussten und trotz Abgrenzung doch den einen oder anderen verstohlenen Blick erhaschten. Und dann, nachdem sie Sharif zur Strecke gebrachten hatten, endlich Zeit für einander fanden und ihre erste Nacht miteinander verbrachten. Süße Erinnerungen, die hoffentlich irgendwann keine mehr bleiben mussten. „Ducky, würde doch bestimmt auch Hausbesuche machen, oder? Denn ich kann mir nicht vorstellen, dass der neue Direktor begeistert ist, wenn Dr. Mallard Zivilisten in der Pathologie untersucht.“

Während sie gemütlich plauderten und Hollis in der Zwischenzeit die unschöne Szene mit Nick allmählich zu verdrängen schaffte, brachte ein Pfleger das Mittagessen herein. Es roch verführerisch und Hollis hörte ihren Magen knurren. Ihr Appetit war mittlerweile zurückgekehrt und somit waren auch die besten Voraussetzungen schnell wieder gesund zu werden gegeben.



Re: Ein Wintermärchen

Gibbs

Erwartungsvoll sog auch der Silberfuchs den Essensduft ein. Mittlerweile machte er sich keine Gedanken mehr um eine eventuelle Übelkeit und wagte sogar einen leisen Protest, weil er noch immer Schonkost anstelle von Steak mit Pommes bekam. Er wusste, dass es nichts ändern würde, aber manche Dinge konnte er einfach nicht lassen.

"Hm-mm, an die Geschichte mit Sharif erinnere ich mich auch noch sehr gut," grinste er mit vollem Mund zurück. "Und daran, dass deine Haustür nicht abgeschlossen war an dem Abend!!" Er kaute fleißig weiter und steckte einen neuerlichen Bissen in dem Mund. "Erinnerst du dich auch an die explodierten... Skelette im Mausoleum?" fragte er weiter, ohne sich von den Erinnerungen an den beißenden Gestank und die unappetitliche Masse den Appetit verderben zu lassen. Hollis Blick zeigte ihm allerdings sehr eindeutig, dass sie dieses Thema nicht zu vertiefen wünschte - schon gar nicht während des Essens. Daher plauderten sie eine Weile über unverfänglichere Dinge und lehnten sich mit vollen Bäuchen entspannt zurück in die Kissen.

Einige Zeit später tauchte Dr. Kinning auf seinem üblichen Kontrollgang auf und überprüfte die Werte beider Patienten. Anschließend schloss er den Vorhang und nahm den Agenten genauer unter die Lupe. "Sagen Sie, Doc," grinste Gibbs, während er auf dem Bauch lag, "wie lange geben Sie mir noch?" Der alte Mediziner ließ sich nicht stören. "Sie meinen, bis sie das erste Mal fragen, wann Sie hier wieder rauskommen? Wenn ich Sie richtig verstehe, wollten Sie das doch eben wissen, oder nicht?" Ein breites Grinsen machte sich auf seinem Gesicht breit. "Das haben Sie gesagt," konterte Gibbs und verzog das Gesicht, weil Dr. Kinning unsanft auf seinen Blutergüssen herumdrückte. "Nun..." überlegte der Mediziner. "Zunächst mal haben Sie mich gerade um 20 Dollar reicher gemacht. Ich wusste, dass Sie innerhalb von 24 Stunden nach der OP fragen, wann Sie gehen können."

"Na, wenn das so ist..." lachte Gibbs, "dann ist ja alles in Ordnung. Dann dürften Sie ja eigentlich nichts dagegen..." "Oh doch, Agent Ungeduld!" unterbrach Dr. Kinning ihn auf der Stelle. "Sie sind noch nicht so weit, dass Sie ohne ärztliche Versorgung auskommen, wenn Sie wieder gesund werden wollen." "Oh," schlug Jethro rasch vor, "medizinische Versorgung wird in D.C. kein Problem sein!" Er drehte sich zu Hollis um. "Ducky macht übrigens mit Sicherheit Hausbesuche, auch wenn ich mir um Vance da keine Sorgen mache. Wenn wir Ducky mit einem leckeren Abendessen bestechen, kommt er auf jeden Fall." "Ducky?!" echote Dr. Kinning. "Ducky Mallard?! Das darf nicht wahr sein!" "Sie kennen ihn?" fragte Jethro eher aus Höflichkeit zurück. "Natürlich kenne ich Ducky... wir haben zusammen Cricket gespielt, während des Studiums in Edingburgh. Der alte Knabe ist immer noch im Dienst?!" Nun konnte Jethro das Lachen endgültig nicht mehr zurückhalten. "Glauben Sie im Ernst, Donald Mallard würde freiwillig in Rente gehen?" fragte er zurück. "Nein," gab Dr. Kinning zu und grinste von einem Ohr zum anderen. "Ihre Werte sind besser geworden, ich sehe heute abend noch mal nach Ihnen!" Mit einem fröhlichen Pfeifen verließ der alte Arzt das Zimmer, ohne die Frage des Agenten beantwortet zu haben.

"So viel dazu..." grinste Gibbs, als er verschwunden war. "Vielleicht hast du mit Dr. Moore mehr Glück als ich. Oder ihr findet auch noch einen gemeinsamen Bekannten, wer weiß? Die Welt ist klein..." Er zwinkerte seiner Freundin fröhlich zu.



Re: Ein Wintermärchen

Hollis

Mit voll geschlagenem Bauch lehnte Hollis in den Kissen und grinste vor sich hin. „Ja, da hast du wohl recht. Die Welt ist klein“, dabei spielte sie wohlweislich auf ihre eigne verhängnisvolle Begegnung auf dem Flughafen an. „Allerdings glaube ich kaum, dass Dr. Moore und ich gemeinsame Bekannte habe. Das hätte ich mir bei Dr. Kody eher vorstellen können, da mein Vater ebenfalls Tierarzt ist. Falls wir mal irgendwann ganz viel Zeit haben, musst du mich unbedingt nach San Francisco begleiten und meine Eltern kennenlernen.“, schwärmte Hollis und dachte unweigerlich an ihre Kindheit, die sie zwischen Weinbergen und der Tierarztpraxis mit ihren Brüdern verbracht hatte. Doch soweit waren sie noch lange nicht und bevor sie diesen Schritt wagten, mussten sie erst einmal ihr eigenes Leben auf die Reihe bekommen.

„Na, na, na… bevor hier eifrig Zukunftspläne geschmiedet werden, heißt es erst einmal gesund werden“, bemerkte Dr. Moore von der Tür aus und steuerte auf Hollis Bett zu. Die Agentin lachte und schob langsam die Beine unter der Zudecke hervor. „Da sind wir schon fleißig dabei, Doktor. Wir wollen schließlich bald Platz für neue Patienten machen.“

„Immer schön langsam mit den junge Pferden, Mrs. Mann. Ich habe schon von Dr. Kinning gehört, dass Sie beide scheinbar schnell das Weite suchen wollen. Auf eine Art kann ich Sie ja sogar verstehen,“, dabei zwinkerte die ältere Ärztin ihr grinsend zu, „aber Gesundheit geht nun mal vor und ich glaube, dass brauche ich ihnen nicht erklären. Also, dann wollen wir mal schauen was unter ihrem Verband los ist“ Mit diesen Worten half Dr. Moore Hollis aus dem Bett und war erstaunt wie gut die Agentin sich schon wieder bewegen konnte. Es wirkte zwar alles noch ein wenig mechanisch, aber sie konnte ihr immerhin ohne Hilfe zum Verbandswechsel in einen anderen Raum folgen.

Nachdem die Ärztin Hollis kurz darauf die Binde abgenommen hatte, konnte die Agentin zum ersten Mal einen Blick auf die Wunde werfen. Ein länglicher Schnitt zog sich unter ihrer Armbeuge entlang der Rippen.  Er war fein säuberlich genäht und würde später keine allzu große Narbe verursachen.

„Sie haben wirklich verdammtes Glück gehabt“, riss Dr. Moore Hollis aus den Gedanken. „Der Splitter hing noch fest und war noch nicht gewandert, schaffte es aber trotzdem sehr schmerzhaft zu sein. Wenn Sie sich weiterhin schonen, keine falschen Bewegungen machen, nichts schwer heben – womit Sie hier zum Glück auch nicht in Berührung kommen werden – sehe ich gute Chancen, dass Sie in einer Woche nach Hause fliegen können.“

Hollis sah erneut an sich herunter und versuchte den Arm samt Schulter zu bewegen, was ihr allerdings nicht recht gelingen wollte. Ignorierte diese enttäuschende Tatsache jedoch und blickte wieder zu ihrer Ärztin. „Sind Sie sich, dass es eine ganze Woche dauern wird? Ich meine, ich kann doch laufen und fühle mich auch ansonsten wohl. Kann ich mich nicht in Washington weiterbehandeln lassen? Dort kann ich mich ebenso gut schonen?“

Die Ärztin lachte und schüttelte den Kopf. „Sie zwei sind mir schon ein Pärchen. Da kann ich mir doch gleich meine verlorenen zwanzig Dollar von Dr. Kinning wiederholen, denn er war der Meinung Sie seien vernünftiger als sein Patient und ihr Partner. Doch Sie beiden nehmen sich überhaupt nichts. Sie sind beide die Ungeduld in Person.“ Mit einer Handbewegung bat sie Hollis sich aufzurichten und begann den Verband neu anzulegen. „Sie haben doch selbst gerade gemerkt, dass ihr Körper noch nicht wieder das macht was er machen soll. Was drängt Sie also hier weg zu wollen? Und wieso eigentlich Washington? Sagten Sie nicht, Sie leben auf Hawaii?“

„Ja, das tue ich normaler Weise aus. Doch ich habe mich um entschieden und werde erst später dorthin zurückfliegen.“ Hollis hielt kurz die Luft an, als ihr der neue Verband angelegt wurde und es leicht schmerzte. Die Wunde war doch noch relativ frisch und sie war sich im klaren, dass Dr. Moore sie damit nicht eher gehen lassen würde.

„Ah so“, bemerkte die Ärztin verstehend und nickte. „Deswegen hat ihr dunkelhaariger Freund vorhin wahrscheinlich so eilig das Krankenhaus verlassen.“

Die Agentin hob nur die Augenbrauen. Sollte die Frau doch denken was sie wollte. Das Ganze war Geschichte und ging niemanden etwas an. Das einzig Wichtige war, dass sie so schnell wie möglich hier raus kam und endlich ihr Leben neu sortieren konnte. Nachdem alles erledigt war und Dr. Moore sich überzeugt hatte, dass auch alle andere Werte bei Hollis stimmten, brachte sie sie auf ihr Zimmer zurück und verabschiedete sich mit den Worten: „Und das Sie mir keine Dummheiten machen.“

Grinsend blieb Hollis stehen. „Aber nicht doch, was denken Sie denn von mir Dr. Moore“, und trat dann ins Zimmer. Seufzend schloss sie Tür hinter sich und lehnte sich an die Wand. „Ein Woche noch, Jethro. Eine Woche. Kannst du dir das vorstellen? Eine ganze Woche.“ Sie resignierte und ließ traurig die Schultern hängen. Die Ärzte waren nett und das Krankenhaus sehr ordentlich, aber trotzdem wollte sie keinen Tag länger hier bleiben.

Re: Ein Wintermärchen

Gibbs

Der Agent schmunzelte, als Hollis ähnlich wie er selbst mit der Tür ins Haus fiel und Dr. Moore von einer raschen Entlassung überzeugen wollte. Als die beiden den Raum verließen, lehte er sich seufzend in die Kissen. Zu gern wäre er ihnen gefolgt, er beneidete Hollis regelrecht, dass sie das Bett schon wieder verlassen durfte. Doch Dr. Kinnings Worte waren eindeutig gewesen, und Jethro wusste sehr genau, wann er sich besser an Regeln zu halten hatte. Als Hollis einige Zeit später zurückkehrte, erkannte er bereits an ihrem enttäuschten Gesicht, dass sie auch nicht erfolgreich gewesen war.

"Keine Panik," tröstete er sie ruhig. "So lange ist eine Woche nun auch wieder nicht. Sieh es positiv, so muss ich mich immerhin nicht ernsthaft mit Dr. Kinning anlegen - was ich andernfalls zweifelsohne getan hätte. Und ich werde auch das Gefühl nicht los, dass die beiden uns in dieser Woche noch ganz gut beschäftigen werden... Und so lange sie uns nicht auf andere Zimmer verteilen, kann ich mir durchaus schlimmeres vorstellen."

"Sie können sich schimmeres vorstellen, als unser Gast zu sein?!" ertönte die tiefe Stimme Dr. Kinnings von der Tür her. "Na, da bin ich ja beruhigt..." Er trat neben das Bett des Agenten, der ihn aufmerksam ansah. "Wissen Sie, Agent Ungeduld, ich habe mir die Freiheit genommen, meinem alten Freund Donald ein paar Neujahrsgrüße zu übermitteln. Und er hat mir dringend nahegelegt, sie noch eine Woche hier zu behalten, damit sie gar nicht erst auf dumme Gedanken kommen."  "Dann ist es ja prima, dass sie sich einig sind..." seufzte Jethro. Wenn Ducky und der alte Mediziner sich gemeinsam gegen ihn verschworen, war er machtlos. "Aber ich habe ihnen ja versprochen, dass Sie heute wenigstens aufstehen dürfen," tröstete Kinning. "Ich habe ein paar Krücken mitgebracht, versuchen Sie mal ihr Glück. Aber bitte LANGSAM und VORSICHTIG!!"

Grinsend ergriff der Agent die gereichten Gehhilfen. Vorsichtig schob er die Beine aus dem Bett und stellte sich auf den gesunden Fuß. Er bewegte sich tatsächlich sehr langsam, weil er spürte, dass sein Kreislauf durch das viele Liegen ziemlich mitgenommen war. Und auf einen erneuten Kollaps konnte er gut verzichten. Ruhig und konzentriert hüpfte er ein paar Meter durchs Zimmer, während Dr. Kinning ihm wie ein Schatten folgte, jederzeit bereit, einzugreifen. Doch seine Hilfe war unnötig, Jethro gelangte unfallfrei an Hollis Seite. Dass sein Patientenhemd hinten offen war und auch in Richtung Bein nur das nötigste verdeckte, störte ihn nicht. Die Dinger waren nun einmal dazu da, dem Krankenhauspersonal einen möglichst raschen und unkomplizierten Zugang zu sämtlichen Körperbereichen zu ermöglichen, und er hatte vor Hollis nichts zu verbergen - und Dr. Kinning hatte ohnehin schon mehr nackte Männer gesehen als Hollis und er zusammen. Zumindest vermutete der Agent das.

Grinsend lehte er sich neben Hollis an die Wand. "Den ersten Schritt haben wir immerhin schon geschafft," erklärte er triumphierend, wenn auch etwas außer Atem.



Re: Ein Wintermärchen

Hollis

Beeindruckt beobachtete Hollis wie Jethro zu ihr gesprungen kam. Grinsend neigte sie den Kopf und zwinkerte ihm zu. „Wahrscheinlich sollten wir es echt nicht überstürzen. Ducky würde uns wahrscheinlich links machen, wenn wir in unseren Zuständen bei ihm auftauchen.“

Dann beugte sie sich näher zu Gibbs und gab ihm einen zärtlichen Kuss. Ihr war es egal das der Doktor noch im Zimmer war, denn schließlich ging den Arzt das nicht an. „Außerdem habe ich dich ein ganzes Jahr lang nicht bei mir gehabt, da ist es mir eigentlich ziemlich egal wo ich mit dir zusammen bin.“ Bevor Gibbs das Gleichgewicht verlieren konnte, schlängelte Hollis sich langsam an ihm vorbei zurück in ihr Bett. Erst jetzt merkte sie wie ihre Beine zitterten, ob nun von Gibbs´Nähe oder von der Anstrengung konnte sie nicht sagen. Auf jeden Fall war ihr Körper bei weitem noch nicht in der Lage längere Zeit durchzustehen und Hollis sah endgültig ein, dass sie in diesem Zustand keinen Flug überstehen würde.

Re: Ein Wintermärchen

Gibbs

Auch der Silberfuchs kehrte mit zitternden Beinen in sein Bett zurück. Dr. Kinning grinste noch einmal breit, nahm die Krücken wieder an sich und verabschiedete sich fürs erste.

"Und, was machen wir jetzt?" fragte Jethro grinsend in Hollis' Richtung. "Magst du einen Schwank aus deiner Jugendzeit erzählen??" Er drehte sich ächzend auf die Seite, um sie besser ansehen zu können. "Ich denke, wir haben genug nachzuholen, um mehr als eine Woche damit zu füllen," fuhr er fort. "Erzähl mal ein bisschen von Hawaii. Wie gefällt dir denn das Professorinnendasein so?" Er zwinkerte. "Vermisst du Washington und die Army oder bist du dort glücklich?"