Normalerweise könnte Sebastian im Schlaf über sehr viele Dinge nachdenken, doch ausnahmsweise tat er es mal nicht. Wenn er auch etwas unruhig schlief, so träumte er doch, nichts Schlechtes. Dass sein Freund ihn immer noch im Arm hielt bekam er nicht mit. Die Nacht verlief ohne große Zwischenfälle seinerseits. Er war einfach total erledigt vom gestrigen Tag, aber vielleicht hatte er sich mal richtig ausgepowert.
Wes dachte über alles und nichts nach. Seine Eltern, die Schule, seine Freunde, die Familie allgemein, sein weiteres Leben, seine Hobbies. etc. Er war gerade siebzehn und hatte schon das Gefühl, dass sein Leben kompliziert war. Wie sollte das erst werden, wenn er erwachsen war?
Sebastian wurde eine Stunde bevor sein Wecker klingelte aus dem Schlaf gerissen. Langsam öffnete er die Augen und hätte sie am liebsten wieder geschlossen. Noch immer war er müde, doch er fühlte sich in den Armen seines Freundes. Mit müdem Gesicht sah er zu Wes hoch. " Morgen!" sagte er. Ein Frühaufsteher war er nun nicht.
"Morgen.", sagte Wes leise. "Gut geschlafen?" Er sah auf den Wecker, der eh bald klingeln müsste. Dann ging der Alltag wieder los mit Schule und AGs und Freunden und all dem was normale siebzehnjährige Jungen machten. Nur Wes wusste, dass er nicht so war wie alle anderen. Dazu war er schon zu erwachsen. Vom Kopf her war er mindestens schon zwanzig. Und das stand ihm oft genug im Weg.
Sebastian drehte sich auf die Seite und nahm das Kissen vor das Gesicht. " Ja, hab ganz okay geschlafen und du?!" murmelte er. Schade dass es nicht länger angehalten hat fügte er im Gedanken hinzu. Seinen Wecker sah er an und zog ein wehleidiges gesicht, bevor er sich das Kissen vom gesicht nahm und sich ganz langsam aufsetzte.
"Auch gut. Zwar kurz, aber gut." Wes setzte sich auf und streckte sich. "Schau nicht so, der Wecker tut dir schon nichts.", sagte er und lächelte. "Er erinnert dich nur daran, dass wir aufstehen müssen, weil wir sonst zu spät kommen."
" Dass weiß ich doch, aber erst in einer knappen Stunde und nicht schon jetzt!" sagte Sebastian und ließ sich zurück aufs bett fallen. " Ich bin zum früh aufstehen nicht geboren!" fügte er an und sprach weiter " Ich komme schon nicht zu spät, keine Bange!"
"Das frühe Aufstehen macht mir eigentlich gar nichts. Ich bin es gewohnt. Manchmal bin ich so früh wach, dass ich noch joggen gehen kann. Ist schön durch den morgendlichen Wald zu laufen und zu hören und zu sehen wie die Natur erwacht. Gibt Kraft für den Tag."
" Gut zu wissen!" meinte Sebastian und setzte sich erneut auf. " Wenn ich später mal arbeite, dann mach ich meine Praxis erst nachmittags auf oder nach um 9! Alles andere wäre zu zeit oder zu spät" beschloss er seinen Plan für die Zukunft.
"Mach das mal. Ich hab es da ja etwas günstiger, die meisten Aufführungen laufen abends. Aber vorher wird geprobt und alles. Ein Fulltime-Job." Er lachte und stand auf um sich anzuziehen.