"Segel steuerbord, voraus!" Ismael zeigte zudem deutlich in die entsprechende Richtung. Bisher war die Beute hier vor der französischen Küst eher spärlich gewesen. Nur zwei kleine Fischerboote hatten sie aufgebracht. Hein zückte den Kieker und hielt in die Richtung. Bisher war nichits zu sehen. Aber der Wind war recht stark und die Gischt und der Dunst waren es hier unten auch. Zumal der größte Teil des anderen Schiffes sicher noch hinter der Kimm lag. "Zweimaster!" Ismael konnte folglich schon mehr sehen. "Alle Mann an Deck!" brüllte Hein. Fedder ließ die Schiffsglocke Sturm läuten. "Schiff klar zum Gefecht!" Aus der ruhigen, konzentrierten Arbeit an Deck wurde ein scheinbar wahlloses Gewusel von hin und her laufenden Seeleuten. Man konnte sich kaum vorstellen, dass jeder Einzelne dieses wirren Ameisenhaufens eine geplante und bestimmte Arbeit und Aufgabe zu verrichten hatte. Nach einigen Minuten wurde das Getümmel weniger und erstarb schließlich ganz. Waffen waren ausgegeben, die Messe zum Hospital verwandelt, die Geschütze bemannt, geladen und ausgefahren, Eimer mit Sand und Schläuche mit Alaun vorbereitet, und und und... Hein hatte während dieser Zeit den Blick nicht von der Stelle abgewand, an der er das gegenerische Schiff vemutete. Und da, er konnte durch den Dunst jetzt auch erst ein, dann zwei Segel erkennen. Die Takelage wirkte französisch. Die Größe des Schiffes könnte ähnlich der Braut sein, das war aber auf die Entfernung und ohne den Rumpf erkennen zu können reine Spekulation. "Walfänger, es ist ein Walfänger!" Na, dann war es zumindest kein kleines Fischerboot. "Fedder, bereite Signal vor. 'Flagge streichen!' und 'Beidrehen' und die Gräte natürlich." "Yepp, bin schon dabei!" "Ich halt mal direkt drauf zu, der Wind steht günstig dafür." kam vom Jocke. "Hmm..." machte Hein nur. Jocke wertete das Mal als 'Ja'. Sie kamen schnell näher. Die Toppsegel des Walfängers wurden gesetzt und er ging vor den Wind. "Voll und bei Jocke, der will uns aussegeln." "Jepp, was für ein Trottel." Selbst vor dem Wind kamen sie aus Luv dem Schiff weiter näher. "Er halst jetzt und geht an den Wind. Er hofft am Wind zu entkommen." Hein hatte den Kieker nicht vom Auge genommen. "Hihi, das kann spaßig werden." "Bullenstander los, klar für Halse!" "Bullenstande ist los!" "Klar für Halse!" "Ruder hart steuerbord!" Schnell kam die Braut herum. Die Bäume schlugen auf die Steuerbordseite und wurden gebrasst. Das alles geschah in einer runden, fließenden Bewegung. "Sie geht näher an den Wind." kam von Ismael. "Jocke, das werden wir auch!" Und die Braut glitt noch ein wenig stärker herum. "Fedder, heiß die Signale und die Gräte. Pöpke und Titje, setzt ihr einen Schuß vor den Bug." Knatternd entfalteten sich die Signalflaggen. Und am Großmast erschien die Gräte auf rotem Grund. Krachend entlud sich eines der Buggeschütze und hüllte den Bug der Braut kurz in Qualm. Doch der Wind drückte die Wolke schnell nach Lee weg. Vor dem Walfänger erschien eine Wassersäule. "Sie dreht bei und streicht die Flagge!" kam von oben. Jetzt sah Hein es auch. Und etwas von der Anspannung der Jagd legte sich wieder. Sein Blick strich über die Saphir. Ein schönes Schiff. Ein solides Schiff. Sie würden es brauchen können. Und die Ladung auch. Er freute sich schon auf Versina.
Re: Im Auftrag des Falgahten V
Hein schüttelte dem Ritter Sigurd die Hand. Alles war gelaufen wie er es gehofft hatte. Sie hatten einige der fränkischen Koggen verkauft und auch einen guten Teil des Weines und der Tuchware der Erquy Händler. Und bekamen darauf Nahrungsmittel. Ungemahlene Gerste und Roggen, Salzfleisch, getrocknete Erbsen, Linsen und Bohnen, Hirse, Buchweizen, Graupen, Gries, Hafer aber auch Honig, Sirup und Äpfel. Und Salz. Große Mengen von Salz. Sie würden in Versina zu einem großen Teil gelagert und successive von dort nach Danglar gebracht. Von der verbliebenen französischen und londrischen Kogge. Immer schön eines nach dem Anderen. nach Heins Vorstellung würde sein Plan dies nicht den Hunger in Danglar verhindern, aber er würde die gröbsten Auswirkungen mildern und den Spekulanten das Geschäft vermiesen. Die wussten noch gar nicht wie sehr. Er würde einige diplomatische Noten verschicken müssen. Vielleicht beteiligten sich ja der eine oder andere der Kampfgefährten an seinem Plan. Und Jocke und Xiana würden auch neue Aufgaben bekommen. Eigenen Verantwortung für bestimmte Bereiche. Er war sich sicher, dass sie seine Erwartungen erfüllen würden. Und auch hart genug durchgreifen würden, wenn es denn notwendig sein würde. Und er mußte mit dem Orden reden. Zwar glaubte er, dass man sich seinen Plänen nicht in den Weg stellen würde - das hatte noch niemand bei seinen bisherigen Eskapaden - aber ein wenig Diplomatie würde nicht schaden. Schließlich zogen sie alle an einer Trosse. Auch wenn er wie so häufig schon zog, bevor die anderen noch begannen die Trosse zu suchen. Er winkte noch einmal den hübschen Versinerinnen in Siegurds Begleitung zu und bekam ein verschmitzes Lächeln zurück. Vielleicht sollte er nochmal mit Hroc reden. Die Nordmannschanze auf Runkel würde ja auf kurz oder lang nicht mehr benötigt und Hein würde sicheren Lagerraum in der Nähe von Danglar benötigen. Auf den nicht jeder Zugriff hatte. Und die Rumlager waren allein nicht groß genug. Er fragte sich, was Hroc wohl jetzt vor hatte. Sicherlich war er jetzt steinreich und hoch angesehen. Hoffentlich zog er nicht den Neid von anderen Nordmännern auf sich. Das wäre sicherlich unklug. Aber Hein vertraute auf den hellen Kopf des Nordmannes. Der würde wie immer wissen was er tat. Und wenn er Hilfe brauchte, er würde in Hein und den Ameländern immer treue Kampfgefährten finden. Ganz in Gedanken war Hein in Richtung Hafen geschlendert. Drei besoffene Seeleute schwankten durch die Gasse. In einer Mauernische lag Fedder mit einer blonden Versinakin im Arm. Pöpke, Xiana und Titje spielte vor der Kneipe "gerade oder ungerade" mit zwei besoffenen Einheimischen. Und aus der Kneipe kam lauter Radau. Und Hein meinte Jockes Gebrüll heraus zu hören. Jepp. Die Mannschaft hatte Spaß. Und Hein war zufrieden.
Re: Im Auftrag des Falgahten V
Von der Skanseborg bis nach Runkelhavn:
Die frische Brise trug die Wolken rasch voran und so wechselten sich Licht und Schatten oft an diesen Herbsttagen ab. Aber so war dies nun einmal auf den Inseln, welche ihr ganz eigenes abwechslungsreiches Wetter hatten. Aber das machte ihm nichts aus, vielmehr erfreute in diese Frische. Sie war wie eine Erlösung, ein Trost des Lebens, welche die drückende Finsternis der vergangenen dunklen Tage hinwegfegen konnte.
Der kurzweilige Regen hatte reinigende Kräfte und Hroc ertappte sich, wie er pfeifend die Straße nach Runkel hinunter ritt. Ihn begleiteten Brynjar Kolskeggur, welcher schlicht der schwarzbärtige Brynjar genannt wurde und als Hersir über die Feste und ganz Runkel die letzten Monde gewacht hatte sowie Fannar Kiljanson, Athalgeirr Vífillson, Yngvi Tumison und Ingvar Andrison. Sie waren die Schiffsherren der verbliebenen Kaupskips und allesamt erfahrene Handelsreisende, welche die Meere seit Jahren bereisten und ferne Handelszentren, wie bei Fannars Beispiel gar Miklagarthr, gesehen hatten.
Auf der Hohen Düne, wo der Weg vom kleinen Normanshavn im Süden von Runkel auf die Große Straße traf, ließ Hroc kurz halt machen und er genoß den Blick über die Insel. Erste Sonnenstrahlen brachen wieder durch die Wolkendecke und sendeten ihre gleißenden Finger hinab, um den Regen zu vertreiben. In ihrem Lichtspiel lag der Tiefseehafen, den die Nordleute nur noch Runkelhavn nannten. Er hatte die Wunden des Krieges längst überwunden, statt dessen waren neue Häuser hinzugekommen. Sie lagen neben den alten Häuser, welche in neuem Glanz erstrahlten und sie wiesen dieses seltsame Dach auf, welches wie ein umgedrehtes Boot aussah.
Hroc beklomm eine Sehnsucht nach seiner Heimat, doch Neblung war längst angebrochen und damit erneut die Zeit der wilden Höststorme. An eine Heimreise war längst nicht mehr zu denken. Er seufzte still, als er sein Roß von der Hohen Düne gen Runkelhavn hinablenkte. Brynjar hatte Hrocs Gemütslage nach seiner Rückkehr erkannt und ihm Zeit und Ruhe gegeben. Das es nur 72 Huscarle nach Runkel zurückgeschafft hatten und darunter viele als Gerstir und somit als Speer-Knechte, also als Kriegsinvalide, wie man dies in den Mittellanden nennen würde, im Dienste Hrocs verbleiben würden, dies hatte den Jarl tief getroffen und sein Trübsal vertieft. Doch Zeit vermag auch Wunden zu heilen und die letzten Wochen brachten Hroc zunehmend auf andere Gedanken.
Brynjar hatte ihn alsbald mit den Geschäften und Verpflichtungen auf Runkel betraut, was zunehmend ablenkte und somit Hroc sehr half. Das friedfertige Leben auf der Insel war weit weg von der Not auf dem Festland. Dies erkannte Hroc nun, als er in Runkelhavn einritt. Kaum war der Schauer vorbei, da lockten die zarten Sonnenstrahlen das Leben wieder auf die Straße. Reges Treiben herrschte im Hafen, in dem Waren vieler kleiner Handelsschiffe umgeschlagen wurden. Es hatte sich im Norden herumgesprochen, daß hier in heimatlicher Zunge und gegen gutes Silber gehandelt werden konnte. So rollten Fässer mit gesalzenem Fisch in die neuen Lagerhäuser, gefolgt von großen Ballen Tyskefisk des Nordens, Tran, Wollstoffe aus Eire, Britannia und Flandern, Pelze aus Gardariki, aber auch Honig und Wachs, sogar Gewürze aus fernen Ländern wurden ebenfalls umgeladen.
Aber auch Runkel hatte nun mehr als Rüben zu bieten. Die seltsame Angewohnheit der Nordleute, Holzspäne auf die Insel zu importieren, löste sich in Wohlgefallen auf, als der erste Rauchfisch auf dem Markt kam. Aber eben darin zeichneten sich die Nordleute aus, denn eine ganze neugebaute Halla wurde als Fischmarkt genutzt und von den Fischern von Normanshavn beliefert. Auch hatten die Nordleute Vieh gekauft und so zogen kleine Schafsherden unter den Wällen der Skanseborg entlang. Nun war der erste Käse gereift und fand ebenfalls seine Abnehmer.
Der größte Trubel herrschte jedoch auf der anderen Seite des Hafens, wohin Hroc nun sein Pferd lenkte. Dort stand an diesem Morgen nach alter Sitte und zur allgemeinen Erheiterung aller Rafn Böltison, der neue Perlmacher von Runkel, mit blankem Hintern und lediglich mit seinem Hemd bedeckt vor seinem kleinen Laden und suchte verzweifelt nach seinen Hosen. Die zerzausten Haare und das etwas fahle Gesicht spiegelten deutlich die Feierlichkeiten des Vortags wider. Hroc fiel in das allgemeine Gelächter der Passanten ein, welche langsam einen Auflauf bildeten. Dies förderte baldigst die Gesichtsfarbe von Rafn, was seiner Suche jedoch letztlich nicht hilfreich war.
Der schwarzbärtige Brynjar blickte fragend zu Hroc herüber, als er sein Pferd neben das seines Jarls gelenkt hatte. Doch Hroc nickte nur kurz in Richtung eines kleinen freudig-stolzen Frauenzimmers, welches sich an diesem besonderen Tag fein herausgeputzt hatte und heute die weiße Haube erstmalig und voller Stolz trug. Brynjar zog eine Augenbraue hoch, als er den doch ungewohnt fülligen Rock sah und Hroc nickte grinsend. Ich konnte es ihr gestern doch nicht verheimlichen... flüsterte er verschmitzt und wendete das Pferd ...und wenn Rafn endlich begreift, daß sein danglarischer Spatz eine echte Frouwe ist, dann wird er auch bemerken, wer in dieser Ehe die Hosen anhat. Brynjar mußte husten. Gut... sagte er Wer rechnet fern der Heimat schon mit einer solch speziellen Tradition... und dann lachte er schallend.
Hrocs Blick fiel auf die neuen Schiffe, die am heutigen Morgen festgemacht hatten und er seufzte. Er winkte Brynjar und den anderen seines Gefolges ihm zu folgen. Die Arbeit rief...
Re: Im Auftrag des Falgahten V
Roxsana stand am Hafen und schaute etwas wehmütig aufs Meer hinaus, wo die Braut nur noch als winziger dunkler Fleck zu erkennen war. Den schwankenden Boden vermisste sie kein bisschen, aber die Besatzung, all die vertrauten Frauen - und noch mehr die Männer - fehlten ihr schon jetzt. Dennoch, Fiona hatte seit allzulanger Zeit kein Lebenszeichen mehr von ihr erhalten, und sie freute sich darauf, Calen wieder zu sehen, und Hárald Portiér, naja, mit dem wurde es wenigstens nie langweilig.
Sie schickte der Braut noch ein Lächeln hinterher und drehte sich um. Es wurde Zeit.
Re: Im Auftrag des Falgahten V
Hein schaute Roxsana nach. Und dachte nochmal an das Gespäch, dass sie geführt hatten. An die Gespräche, die er noch mit den anderen führen musste. "Um Herodin geht es." hatte er ihr gesagt. Ja um Herodin. Die Provinz deren Führer freiwillig mit den Khardin paktiert hatten. Das den Kharad bis fast zuletzt willig unterstützt hatte. Und erst als der Kkampf verloren war, die Seiten gewechselt hatte. Da blieb ein bitter Geschmack im Mund zurück. Und die Nackenhaare sträubten sich bei Hein. Er hasste Wendehälse. Aus tiefster Seele. Um so wichtiger war das, um was er Roxsana gebeten hatte. Hein van Fleet war bewußt, dass ein Großteil der Bevölkerung von Herodin aus ehrlichen einfachen Bauern bestand, die ihrer täglichen Arbeit nachgingen und versuchten über die Runden zu kommen. Aber Hein selbst sah sich nicht in der Lage Herodin oder besser den Leuten dort zu helfen. Er hätte eigene Leute schicken müssen. Und sie hätten hochmotiviert sein müssen. Er hielt das nicht für sinnvoll. Er hielt es nicht für klug, seine Leute dort hin zu schicken. An anderen Orten würden sie Höchstleistungen bringen, dessen konnte er gewiss sein. Aber nicht in Herodin. Bei den "Wendehälsen" würden sie nur halb bei der Sache sein. Und das war gefährlich. Nichts desto trotz brauchte auch Herodin Hilfe. Aber die konnten die wenigen Ameländer nicht leisten. Roxsana war Clanerin. Und Roxsana war zuverlässig und vertrauenswürdig. Er hatte sie gebeten mit den Clanern zu reden. Sie zu bitten in Herodin auszuhelfen. Nahrung nach Herodin zu schaffen und den Hunger zu verhindern. Ob und wie weit Roxsana dort Erfolg haben würde wußte Hein nicht. Er wußte nicht einmal, ob sie den Auftrag annehmen würde. Aber wenn sie es nicht tat, hätte Hein nur noch seinen Kontakt zu Hagwort Eisenkopf. Und er müßte ihn selbst aufsuchen. Dabei mußte er in die Mittellande. Dringend. Nach Aranien, Burgund, Lomond und wie die Freunde Danglars alle hießen. Er würde eine Betteltour machen. Versuchen so viel an Nahrung aufzutreiben wie irgend ging. Er war sicher, dass Harald Portier oder Torgal oder Sir Markus seine Bitten nicht abschlagen würden. Aber würde es reichen? Das würde erst die Zeit zeigen. Und er mußte vor Ort sein. In Burgund und in Aranien. Roxsana hatte ihm einen Brief mit ihrer Antwort gegeben. Er hatte ihn noch nicht geöffnet. Das würde er erst heut abend tun. In Ruhe. Und morgen auf See würde er die Anderen informieren. Er kam eine Menge Arbeit auf sie zu. Aber er hatte eine klare Vorstellung. Er sah alles glasklar vor sich. Er hoffte, dass sein Weg gangbar war. Nein, er hoffte es nicht. Er wußte es.
Re: Im Auftrag des Falgahten V
Das Wetter war stürmischer geworden. Die Wellenberge hatten kleine weiße Gischtkronen. Der Bug der Braut schnitt immer wieder tief in die Wellentäler, bevor er wieder in eine Aufwärtsbewegung überging. In der Kiellinie der Braut liefen vier weitere Schiffe, drei eher klobige hochbordige Koggen und der schlankere französische Walfänger Saphir. Nach Söderland lief das ungleiche Geschwader fast direkt vor dem Wind auf östlichem Kurs. Und den würde es wohl noch eine Weile beibehalten. Der übliche Weg lag normalerweise ein ganzes Stück südlicher und deutlich näher an der Küste, aber die Schiffe machten nicht den Eindruck, sie hätten sich verfahren. Im Kartenraum hatte Hein van Fleet sich unter den beiden hin und her wackelnden Öllampen in diversen Karten vertieft. Dort konnte man eine Detailkarte von Runkel erkennen, da lag eine Übersichtskarte der östlichen See und des Tiranaischen Meeres. Halb darunter lag eine Küstenkarte von Danglar und verschiedene Stadtpläne. Daneben lagen wie willkürlich auf den Karten verschiedene Pergamente verstreut, auf denen in einer krakeligen Handschrift Notizen erkennbar waren. Als es klopfte brummte Hein eher ein Herein! als das es sagte. Pöpke und Titje huschten in den Kartenraum und quetschten sich auf die Schapps. Kurz darauf erschienen auch Jocke und Xiana, mit Fedder und Henne und dann Harpunenjan. Nachdem auch Piet erschienen waren räusperte Hein sich kurz, bevor er mit heiserer Stimme zu sprechen begann. Wie ihr alle wisst, oder wissen solltet, er ließ seinen Blick kurz zu Piet herüber huschen, wird der Winter für Danglar ein sehr harter werden. Nicht weil ich befürchte, dass der Winter besonders kalt werden wird das mag kommen oder auch nicht kommen sondern weil es sehr wahrscheinlich ein Hungerwinter werden wird. Dagegen will ich etwas unternehmen. So begrenzt unsere Möglichkeiten auch sind, möchte ich doch einiges nicht unversucht lassen, um die Lage schon im Vorfeld so zu gestalten, dass es so wenig Opfer wie möglich zu beklagen gibt. Er schaute kurz in die Runde um sich zu vergewissern, das er die volle Aufmerksamkeit hatte. Und hier kommt ihr ins Spiel. Ich brauche für verschiedenste Aufgaben zuverlässige und durchsetzungsstarke Leute. Leute auf die ich mich verlassen kann, die nicht schwanken und wanken und auch nicht verzagen, wenn es mal etwas schwieriger wird. Einfach Leute denen ich vertrauen kann und die das Herz auf dem richtigen Fleck haben. Alle am Tisch wurden ein paar Zoll größer. Hein grinste in sich hinein. Und da es die hier an Bord nicht gibt, muß ich mit dem vorlieb nehmen, was ich hier an Bord so finde, mit euch. Die Seeleute in der Runde stutzten erst einen Augenblick, dann grinsten sie auch. Für jeden von euch habe ich eine oder einige Aufgaben, um die ihr euch kümmern sollt. Ich glaube, dass ich jedem eine Aufgabe zugewiesen habe, die er auch bewerkstelligen kann, zumindest so wie ich sie oder ihn einschätze. Wenn eure Aufgabe euch zu schwer vorkommt oder gar unmöglich erscheint, könnt ihr sie natürlich ablehnen. Es geht hier nicht um Befehle, ich möchte, dass ihr mit eurem Herzblut bei der Sache seid und dass ihr freiwillig mit an einem Strang zieht. Hein wartete einen Augenblick, bevor er einen der Notizzettel vom Kartentisch klaubte und kurz einen Blick darauf warf.
Re: Im Auftrag des Falgahten V
Pöpke und Titje. Ihr bekommt von mir eine sehr vielfältige Aufgabe, deshalb sollt ihr sie auch nicht allein erledigen. Ihr rekrutiert von der Mannschaft dazu wen ihr benötigt. Aber nur wen ihr wirklich benötigt. Und den Henne nehmt ihr auch unter eure Fittiche. Bei euch er zumindest etwas Seemannschaft erlernen. Der erste Teil ist vielleicht auch die größte Herausforderung. Ich möchte dass ihr mir so schnell wie möglich einige Windmühlen hier auf Runkel errichtet. Es gibt bisher hier nur eine und die wird von einem Säufer geleitet, der zu lange zu tief in den Klabauterrum geguckt hat. Findet mit dem eine Einigung und übernehmt seine Mühle und bringt sie auf Vordermann. Übernehmen heißt, bringt ihn dazu uns das Ding freiwillig zu überlassen. Am Besten gleich mitsamt seiner Gehilfen. Wenn ihr sie dazu kaufen müßt, gut, wenn ihr ihm dafür den Schlüssel zu einem Rumlager geben müßt auch gut. Keine Gewalt. Alles legal und friedlich. Zu dieser Mühle brauchen wir wahrscheinlich noch drei weitere. Die müsst ihr bauen oder bauen lassen. Ihr bekommt dafür von mir den Schiffzimmermann und drei seiner Maate. Ihr könnt natürlich auf eure Gruppen zurückgreifen und bei Bedarf heuert noch Leute von der Insel an, die haben im Winter nicht wirklich viel zu tun. Pöpke kennt die Insel und die Bewohner, sie wird wissen, wer brauchbar ist und was die Leute leisten können. Ziel ist es bis zum Ende des Jahres zwei Lasten Getreide am Tag mahlen zu können, mindestens zehn Lasten in der Woche. Ihr habt zudem die Aufgabe Lagerraum zu organisieren oder zu schaffen. Am Ende des Jahres werden trockener Lagerraum für 1000 Lasten benötigt.Dort wird alles gebunkert werden, Getreide, Zwiebeln, Mehl, Speck und Rauchfleisch, Salz und Pökelfleisch, Tuch, Leder Holz und, und, und Die Rumlager der Brennerei stehen euch Jockes Einverständnis vorausgesetzt zur freien Verwendung. Ich werde zudem Hroc fragen, ob ein Teil der Nordmannschanze für uns zur Verfügung steht und auch ob die verbliebenen Nordleute bereit sind euch dabei zu unterstützen. Reicht das nicht, muß neuer Lagerraum gebaut werden. Vergesst auch Katzen und Terrier nicht, damit uns die Mäuse nicht auffressen. Als drittes werdet ihr einen Transportdienst nach Perlhafen organisieren, die zwei Schniggen dazu werdet ihr alsbald erhalten. Alle drei bis fünf Tage soll eine Ladung nach Perlhafen abgehen und sicher ankommen. Dazu bekommt ihr für die Schniggen je ein kleines Geschütz und einige Drebassen. Daher wird Titje mit an Bord sein, da sie an den Geschützen viel Erfahrung hat. Die Zeitplanung dazu machen wir später. Pöpke und Titje machten große Augen.
Re: Im Auftrag des Falgahten V
Jocke, du wirst für mich Perlhafen im Auge behalten. Perlhafen ist unsere Stadt, auch wenn viele Bewohner es nicht wissen. Wir stehen in Perlhafen in der Verantwortung. Und Perlhafen hat schon im letzen Winter gehungert. Und lag unter Belagerung, das heißt, dass auch die gesamte Umgegend in Mitleidenschaft gezogen wurde. Die Lager in Perlhafen sind leer. Der Hunger ist noch nicht da, aber in Perlhafen steht er jetzt schon vor der Tür. Das werde ich nicht zulassen. Wenn meine Vorstellungen umsetzbar sind, wird es in Perlhafen in diesem Winter keine Hungertoten geben. Nicht wenn ich das verhindern kann. Ich habe die Dons auf unsere Seite gebracht, das bedeutet, dass wir ihre volle Unterstützung haben. Und wenn ich volle Unterstützung sage, dann meine ich das auch. Wenn ihr in der Stadt irgendwelche Probleme habt, mit Dieben, mit Randalierern, mit Gilden oder Innungen, dann wende dich an den Kontaktmann, den ich dir noch nennen werde. Dann werden sich die Probleme alsbald in Luft auflösen. Zumindest innerhalb Perlhafens. Du wirst der Kontaktmann für die Stadtverwaltung, die Innungen, und für unsere weiteren Unternehmungen sein. Bin ich nicht da und das wird des Öfteren der Fall sein wirst du dich um alles kümmern müssen. Wir werden uns im vernünftigen Rahmen an die Regeln halten. Erst wenn wir massiv behindert werden, gegen jede Regel des gesunden Menschenverstandes, werden wir durchgreifen, Dann aber schnell, hart und unerbittlich. Bei Konflikten beruft euch auf mich. Im Zweifelsfall trag ich die Schuld. Du wirst eine Art Eingreiftruppe bilden, Kernpunkt wird deine Gruppe sein. Aber heuere zuverlässige Leute an. Keine einfachen Schläger. Leute, die auch die Nerven nicht verlieren, wenn es zum Kampf kommen sollte. 30, 50, egal wie viel, heuere soviel Leute an, wie du für nötig hältst. Du wirst unsere weiteren Unternehmungen koordinieren. Geh zur Stadtverwaltung und erwerbe ein Haus in der Stadt. Die schulden uns einiges und das wissen sie auch. Handle gute Konditionen heraus, unsere Mittel sind zwar nicht wenig, aber für die vielen Aufgaben doch begrenzt. Es sollte ein ehemalige Herberge, oder ein Herrenhaus oder ein Handelskontor oder sowas sein. Hauptsache groß und solide aus Stein. So was sollte es geben. Es sind etliche Pfeffersäcke bei unserer Blockade oder bei der späteren Belagerung von Perlhafen pleite gegangen. Wir brauchen auch einen größeren Stall am Haus für zwanzig, dreißig Pferde. Aber den können wir notfalls bauen. Nur sollte zumindest genug Gelände da herum sein, dass das möglich ist. Was die Unterstützung der weiteren Unternehmungen angeht, wird dir wohl nach der Vorstellung der anderen Aufgaben einiges klarer werden.
Re: Im Auftrag des Falgahten V
Fedder, deine Aufgabe wird zweigeteilt sein. Als erstes wirst du einen Treideldienst nach Hargon aufbauen. Du wirst dafür die zehn Prahme zur Verfügung bekommen, die ich für die Sicherstellung der Versorgung der Freien Danglarischen Truppen hab bauen lassen. Der Treidelpfad an sich sollte noch gut in Schuß sein, dort laufen auf jeden Fall noch private Prahme. Wenn einige Stellen nicht in Ordnung sind, besser sie aus. Wenn du Hilfe benötigst, wende dich an Jocke, der wird dir weiterhelfen. Übernehme die Pferde und Ochsen von den Wagentransporten des DRQA. Der Quartiermeister wird nichts dagegen haben. Ansonsten besorg weitere Pferde, was immer du bekommen kannst, auch oder gerade Reitpferde. Denn die zweite Aufgabe ist der Aufbau eines Kurierdienstes. Nachrichten, die es nicht eilig haben, kannst du mit den Prahmen schicken. Ich möchte jedoch, dass du einen Kurierdienst zu Pferd errichtest, der so schnell wie möglich täglich zwischen Hargon und Perlhafen durchgeführt wird. Beim Kurierdienst ist nicht die Person zu transportieren allein die Nachricht. Ein Brief oder notfalls auch eine mündliche Nachricht. Dazu werden ca. 5 Stationen nötig sein, an denen frische Pferde bereitgestellt werden. Die wirst du ebenfalls auch für den Treideldienst benötigen. Bau sie auf, nichts Dauerhaftes, eine Hütte mit einem Stall. Mehr nicht. An diesen Stationen wird auch ein wenig Handel getrieben. Ihr werdet die Stationen mit Brot und weiteren Nahrungsmitteln über die Prahme versorgen und die Reiter und die Treidelleute dort beköstigen. Aber ihr werdet auch an die umliegende Bevölkerung Nahrungsmittel verkaufen oder tauschen. Gegen Holz oder Kohle in jeglicher Form. Bauholz, Räucherholz, Brennholz. Egal, ihr nehmt alles an, aber nur zu einem sehr günstigen Kurs. Ich will, dass der Nahrungsmittelpreis beim doppelten des früheren Preises bleibt. Und dass dieser Preis von uns gehalten wird. Wir werden diesen Preis nicht weiter erhöhen, egal was die anderen für ihre Nahrungsmittel nehmen. Nach meinen Informationen liegt er in Perlhafen schon jetzt darüber. Xiana warf einen Einwand dazwischen. Der Doppelte Preis ist doch schon ganz schön hoch. Können wir das nicht günstiger abgeben? Die Leute werden sich das nicht lange leisten können. Ja der Preis ist hoch. Aber ich will nicht, dass die Leute glauben, es wird schon Genügend Nahrung geben. Und dadurch Nahrungsquellen brach liegen lassen oder schlimmer Nahrungsmittel vergammeln lassen. In der Vorstellung, naja, bei den Ameländern kann man ja billiges Brot kaufen, warum sollten wir die Fischköpfe auskochen oder die Runkeln essen. Nein, der Preis für Nahrung muss wehtun, nur dann wird gespart und nur dann werden alle Recourcen genutzt. Das was wir verhindern müssen ist das künstliche Hochtreiben des Preises von den Pfeffersäcken. Dann bleiben Leute die wenig haben auf der Strecke.
Re: Im Auftrag des Falgahten V
Kommen wir zu euch, Hauke 3 und Harpunen-Jan. Ihr bekommt die Saphir und eine der französischen Koggen. Heuert dazu an Besatzung an, was ihr hier in Perlhafen finden könnt. Dazu werden euch noch drei Fischerboote begleiten. Das habe ich mit denen schon abgemacht. Ihr fahrt mit den Schiffen in Richtung Robbeninsel. Dort begeben sich um diese Jahreszeit die Heringe hin. Und andere Tiere folgen ihnen. Ihr werdet dort Wale fangen, Robben, Schinkenfische und Heringe. An der Robbeninsel ist noch unser provisorisches Lager eingerichtet. Ihr wisst noch, an der Stelle, an der wir den Panzerschweinen den Garaus gemacht haben. Nutzt die Anlagen dort und trocknet was möglich ist und salzt den Rest ein. Nehmt einen Küfer mit, ihr werdet Unmengen Fässer benötigen. Jagt und fischt was immer ihr finden könnt. Ihr bekommt große Mengen Salz zugeteilt, den Großteil von dem was wir haben. Füllt die Laderäume der Kogge mit dem jeweiligen Gut und schickt sie nach Runkel zurück. Und ihr fangt weiter. Die Kogge wird zwischen euch und Runkel pendeln und eure Beute jeweils abholen. Sind die Fanggründe abgegrast, sucht euch neue. Fangt mir so viele Fische wie möglich. Ihr seid mein Trumpf auf See. Was ihr zusätzlich an Holz schlagen könnt, das schickt ebenfalls mit.