Alle taten was Hein von ihnen verlangte. Jeder einzelne von ihnen war bedrückt. Xiana wusste selbst nicht genau was sie erwartet hatte als sie dieses Gebäuse erreichten. Aber das hier bestimmt nicht. Während sie die Säcke aufschnürte um zu sehen was in ihnen war bildete sich ein dicker Kloß in ihrem Hals. Das atmen viel ihr schwer. Sie hatte sich ein Tuch vor Nase und Mund gebunden und sobald sie mit ihrer grässlichen Arbeit fertig war verliess sie diesen Raum und widmete sich den restlichen Vorbereitungen. Wenn hier alles erledigt war würden sie sich wieder auf den Weg machen. Sie konnten nicht so viel Vorsprung haben. Xiana würde schon dafür sorgen das diese Monster ihre gerechte Strafe bekamen. Sie würde ihnen in der letzten Sekunde ihres Lebens in die Augen schauen. Sie würde keine Gnade zeigen. Denn dieser Abschaum hatte auch keine Gnade für die vielen Menschen die sie verbrannt haben. Mit zwei Fässchen unter dem Arm betrat sie erneut das Gewölbe. "Hein! Wo sollen die hin?", fragte sie unt ging auf den erschöpften Quartiermeister zu. Nach dem sie sich nochmal umgeschaut hatte setzte sie hinzu: "Wird zeit das wir hier wegkommen. Ich kann diesen Anblick nicht mehr ertragen!"
Re: Im Auftrag des Falgahten V
Sie stapfte durch den frisch gefallen Schnee ohne zu wissen wo es genau hin gehen sollte, mal wieder. Ein paar Tage hatte Bernadette in einer kleinen Stadt verbracht, sich in einem Wirtshaus aufgewärmt und ihre Kleider gewaschen die vor Dreck gestanden sind. Auch hatte sie die ein oder andere Beute beim Stehlen ergaunern können oder sie betrog beim Spiel. In der Nacht hatte sie sich wieder auf den Weg gemacht und war froh, dass sie nun wieder eine weile über die Runden kommen würde. Es war kalt aber die Luft war herrlich frisch und tat ihr gut. Ein paar Schneeflocken rieselten vom Himmel und rund herum hörte sie nichts ausser das knirschen unter ihren Schuhen. Herrliche Stille......... sie mochte keine Städte. Zu viele Menschen, zu viel Lärm, Schmutz..... es war einfach abartig. Am liebsten würde sie die Städte ganz meiden aber das, und das wusste sie, war nicht möglich. Denn nur von den kleinen Überfällen auf Reisende oder dem verführen und ausrauben der Männer vor den Stadttoren konnte sie nicht leben aber sie mied die Städte so lange sie konnte. Wenigstens konnte man dort, meisst unentdeckt viel Beute machen. Sie verstand sich auf ihr "Handwerk" und wurde nur ein paar mal erwischt doch selbst dann hatte sie mit Leichtigkeit fliehen können. Sie ging weiter durch den Schnee, alleine mit sich und der Welt.
Re: Im Auftrag des Falgahten V
Langsam leckten die Flammen aus den Fenstern. Erst an der Steuerbordseite, dann auch backbords. Sie hatten nicht viel Öl dabei gehabt, also hatten sie den Stall abgerissen und sein trockenes Holz an den drei Brandpunkten aufgeschichtet. Wenn diese drei Haufen erst einmal richtig brannten, dann würden sie das nassere Holz der Bäume die sie gefällt hatten auch entzünden. Naja, gleich würden sie es wissen. Sechs Säcke Kleidung hatten sie aussortiert und zwei Säcke Schuhe. Die schienen neu zu sein, und die Waisen würden sie gebrauchen können. Offensichtlich hatten die Khardin nur die guten Sachen behalten, und den stärker gebrauchten Kram gleich mit verbrannt. Langsam erschienen auch im oberen Stock die ersten Flammen und Rauch quoll aus den Fenstern in dicken, dunklen Schwaden. Die Decke des Erdgeschoßes mußte wohl schon brennen. Hein hatte die fünf verkohlten Schädel einpacken lassen, die sie noch im Ofen gefunden hatten, die restlichen Knochen waren noch im Keller und dort würden sie jetzt wohl endgültig verbrennen. In den Aschehaufen die neben dem Ofen aufgeschichtet gewesen waren, hatten sie keine Knochen mehr gefunden. Das Feuer der Khardin war wohl so heiß, dass die Knochen zu Asche verkohlt waren. Naja, mit Feuer kannten sie sich wohl aus. Nur bei den letzten schien den Khardin wohl das Holz ausgegangen zu sein. Jetzt begann der Dachstuhl sich aufzuwellen und Flammen erscheinen auch auf dem Dach. Der Rauch wurde heller und die Flammen im Erdgeschoß wurden nach innen gezogen. Er fragte sich noch immer, was es mit dem Zopf auf sich hatte, den sie in dem Schuhsack gefunden hatten. Ein blonder dicker Mädchenzopf. Hatten sie den Menschen hier die Köpfe geschoren? Wollten sie mit den Haaren noch irgendetwas anstellen? Wie weit hatten diese Unmenschen die Verwertung der Opfer getrieben? Hatten sie die Kleidung und Schuhe verkauft? Vielleicht sogar die Haare? Hein widerten die Khardin an. Jetzt schlugen die Flammen aus dem Dachstuhl weit in den Himmel hinein. Lichterloh brannte das Haus und die Wärme strahlte auf die Seeleute, die ein ganzes Stück entfernt der Arbeit des Feuers zuschauten. Sie mußten einige Schritte zurück weichen, sonst hätte ihnen die Hitze die Gesichter verbrannt. Die Flammensäule ragte weit in den klaren Himmel hinein und die beginnende Dämmerung ließ das Feuer immer größer und bedrohlicher erscheinen. Dann krachte es und aus der Feuerlohe brachen riesige Feuerbälle hervor. Die Flammen mußten die in feuchtes Leder gehüllten beiden Fäßchen Pulver erreicht haben, die sie an den beiden Hauptträgern des Gewölbes angebracht hatten. Unmittelbar danach brach der hohe Kamin des Hauses in sich zusammen. Hein schaute noch einen langen Augenblick in die Flammen. Dann dehte er sich um und ging zu den Pferden, die sie ein gutes Stück weiter angebunden hatten. Die Anderen blieben noch eine ganze Weile stehen, bis Einer nach dem Anderen Hein folgte. Zuletzt stand noch Xiana vor dem brennenden Haus der Läuterung. Und Hass war ihr ins Gesicht geschrieben.
Re: Im Auftrag des Falgahten V
Als sich Xiana auch endlich umdrehte saßen die anderen schon auf hren Pferden. Wortlos ging sie zu ihnen und stieg in den Sattel. Die Verfolgung ging weiter. Und sie freute sich darauf. Am liebsten hätte sie diesen Abschaum hier brennen sehen. Aber sie waren ihnen mindestens einen Tag vorraus. Eher mehr. Der Kamin hatte zwar noch leicht bei ihrer Ankunft geraucht aber die letzte Asche war schon fast kalt gewesen. Jetzt würden sie die ganze Nacht durchreiten. gegen Morgengrauen müssten sie dann das nächste Dorf erreichen. Dort würden sie ihre Vorräte auffüllen und sich über die Lage der Dörfler erkundigen. Es würde wie im letztem sein. Zu wenig Nahrungsmittel und zu viele Kranke. Dieser verflixte Winter. Wenn er noch lange andauerte würden die Dörfer im Frühling ziemlich klein sein. Und alles wegen dieser Mörder und Schänder. Und wofür? Für menschen die bereits tot waren. Sie würde ihnen nie verzeihen können. So viel Leid. Und Hein währe fast daran zerbrochen. Nein. Ein Teil von ihm war daran zerbrochen. Xiana konnte Caelen nicht verstehen. Sie dachte immer wieder daran. Warum hatte sie ihm verziehen? Sie würde es nie können. Aber sie wollte es auch nicht. Sie würde nur jeden töten der bei dieser Tat geholfen hat. Genau wie Hein. Irgendwie hoffte sie, dass sie im nächstem Dorf Informationen über die Flücktigen sammeln konnten. Aber sie glaubte nicht wirklich daran. Sie würden sich von den Dörfern fern halten um an ihr Ziel zu kommen. Wo war es? Wo wollten sie hin? Sie würden es herrausfinden.
Re: Im Auftrag des Falgahten V
Der Winterjagd zweiter Teil...
Zweige peitschten ihm ins Gesicht und hinterließen blutige Striemen, doch spürte er diese kaum. Sein Atem ging zischend durch die gebleckten Zähne und Geifer tropfte sein Kinn hinunter, als er gewaltsam durch das dichte Unterholz brach. Seine Hände schoben sich unweigerlich vor, teilten das Gebüsch und schufen den Platz, den sein Körper zum Durchschlüpfen benötigte. Hier und da blieb er hängen, doch riß er sich mit Gewalt los. Äste knackten, Zweige brachen, Stoff riß in zwei... kleine Blutstropfen fielen auf den weißen Schnee. Doch seine fiebrigen Gedanken umfaßten nur noch einen Willen: Vorwärts, vorwärts eilen, war nun sein einziges bestreben geworden.
Weit hinter ihm und doch so nah, als das sie nicht zu überhören waren, läuteten kleine metallene Glöckchen ... die Zeichen seiner Verfolger. Seit Stunden konnte er sie auf Abstand halten, doch abschütteln konnte er sie nicht. Doch nicht weit vor ihm lag nun sein Ziel und dort, dort würde er in Sicherheit sein. Nur noch ein kleines Stück, eine letzte Anstrengung, dann hätten seine Strapazen ein Ende.
Ein Keuchen entfuhr ihm, als sein Fuß ins Leere trat und er durch Tannenzweige nach vorne kippte. Nach dem dunklen Unterholz blendete ihn plötzlich das weiß der offenen Landschaft und er stürzte blind in eine weiße Tiefe. Hart schlug er auf und rollte kreischend einen schneebedeckten Abhang hinunter, an dessen Fuß er auf einem Waldweg ausrollte und wimmernd liegen blieb. Schmerz, er ist ein willkommenes Zeichen, ein Zeichen, daß man noch lebt. Er durchflutet den Körper mit ganzer Kraft und lähmt den Willen für einen Augenblick. Dann jedoch kehren die Empfindungen zurück: der Geruch beißend kalter Winterluft, der Geschmack von Blut auf der Zunge, das Knirschen von Schnee unter sich nähernden Schritten...
Entsetzen durchfuhr seine Glieder und erfüllte sie mit rasender Betriebsamkeit. Der vor kurzem noch unerträgliche Schmerz wurde in einem Augenblick verdrängt, als der geschundene Leib sich wand und sich in einem raschen Sprung aufrichtete. Bewegung und das Ziehen der Waffe waren eins, als sich seine Hand um den allzu vertrauten Griff einer scharfen Klinge legte. Mit spielerischem Tanz richtete sich die Spitze der Main Gauche und sein Blick auf das Geräusch der sich nähernden Schritte.
Blut tropfte ihm ins Auge und legte sich wie ein roter Schleier über sein Gesicht. Sein Handrücken wischte darüber, doch dieser sorgte nur für wenig Linderung. Seine Sinne konzentrierten sich statt dessen auf das Geräusch ... der leichte Schritt einer einzelnen Person, das rascheln von wollenem Stoff und das Knarren von Leder, es näherte sich der Wegbiegung ... wer es auch war, heute war sie am falschen Ort...
Re: Im Auftrag des Falgahten V
Der Winterjagd zweiter Teil...
Zweige peitschten ihm ins Gesicht und hinterließen blutige Striemen, doch spürte er diese kaum. Sein Atem ging zischend durch die gebleckten Zähne und Geifer tropfte sein Kinn hinunter, als er gewaltsam durch das dichte Unterholz brach. Seine Hände schoben sich unweigerlich vor, teilten das Gebüsch und schufen den Platz, den sein Körper zum Durchschlüpfen benötigte. Hier und da blieb er hängen, doch riß er sich mit Gewalt los. Äste knackten, Zweige brachen, Stoff riß in zwei... kleine Blutstropfen fielen auf den weißen Schnee. Doch seine fiebrigen Gedanken umfaßten nur noch einen Willen: Vorwärts, vorwärts eilen, war nun sein einziges bestreben geworden.
Weit hinter ihm und doch so nah, als das sie nicht zu überhören waren, läuteten kleine metallene Glöckchen ... die Zeichen seiner Verfolger. Seit Stunden konnte er sie auf Abstand halten, allerdings abschütteln konnte er sie nicht. Doch nicht weit vor ihm lag nun sein Ziel und dort, dort würde er in Sicherheit sein. Nur noch ein kleines Stück, eine letzte Anstrengung, dann hätten seine Strapazen ein Ende.
Ein Keuchen entfuhr ihm, als sein Fuß ins Leere trat und er durch Tannenzweige nach vorne kippte. Nach dem dunklen Unterholz blendete ihn plötzlich das weiß der offenen Landschaft und er stürzte blind in eine weiße Tiefe. Hart schlug er auf und rollte kreischend einen schneebedeckten Abhang hinunter, an dessen Fuß er auf einem Waldweg ausrollte und wimmernd liegen blieb. Schmerz, er ist ein willkommenes Zeichen, ein Zeichen, daß man noch lebt. Er durchflutet den Körper mit ganzer Kraft und lähmt den Willen für einen Augenblick. Dann jedoch kehren die Empfindungen zurück: der Geruch beißend kalter Winterluft, der Geschmack von Blut auf der Zunge, das Knirschen von Schnee unter sich nähernden Schritten...
Entsetzen durchfuhr seine Glieder und erfüllte sie mit rasender Betriebsamkeit. Der vor kurzem noch unerträgliche Schmerz wurde in einem Augenblick verdrängt, als der geschundene Leib sich wand und sich in einem raschen Sprung aufrichtete. Bewegung und das Ziehen der Waffe waren eins, als sich seine Hand um den allzu vertrauten Griff einer scharfen Klinge legte. Mit spielerischem Tanz richtete sich die Spitze der Main Gauche und sein Blick auf das Geräusch der sich nähernden Schritte.
Blut tropfte ihm ins Auge und legte sich wie ein roter Schleier über sein Gesicht. Sein Handrücken wischte darüber, doch dieser sorgte nur für wenig Linderung. Seine Sinne konzentrierten sich statt dessen auf das Geräusch ... der leichte Schritt einer einzelnen Person, das rascheln von wollenem Stoff und das Knarren von Leder, es näherte sich der Wegbiegung ... wer es auch war, heute war sie am falschen Ort...
Re: Im Auftrag des Falgahten V
Vier Tage. Vier Tage waren sie jetzt unterwegs. Sie hatten kaum geschlafen und nur gelegentlich was gegessen. In den Dörfern gab es fast nicht zu kaufen und viele Gesichter schauten sie nicht nur ängstlich sondern auch verhärmt an. Das war der Hunger, der da aus den Augen schaute. Sie hatten in den nächsten Dörfern gefragt, ob irgendwo eine Gruppe von Menschen durchgekommen war. Und zwei Gruppen hatten sie verfolgt und gestellt. Heimkehrer aus den Kämpfen. Ehemalige Kharator vielleicht, aber keine Khardin. Von denen war keine Spur zu finden. Sie hatten sogar wahllos Einzelpersonen aufgegriffen und versucht festzustellen ob sie Khardin sein konnten. Schließlich hätten sich die Mistkerle trennen können. Er hätte es so gemacht. Sie hatten sogar die Hände der Leute kontrolliert, in der Hoffnung, dass Bauern oder Soldaten ohne Schwielen in den Händen darunter waren. Aber nichts. Sie hatten keinen Khardin finden können. Die Spur war kalt. In der Nacht hatte es wieder angefangen zu schneien. Ihre letzte Hoffnung, vielleicht Spuren neben den Wegen zu finden, von der Gruppe die vielleicht die Dörfer mied und sich durchs Gelände kämpfte löste sich gerade in Luft auf. Das wars. Sie würden die Khardin aus dem untersuchten Haus nicht finden. Die Mistkerle würden ungestraft untertauchen und verschwinden. Würden brave Bauern oder Edelleute oder gar Preardin spielen und niemand würde sie zur Rechenschaft ziehen. Die Ratten würden gewinnen. Diesesmal. "Last uns umkehren." wande sich Hein mit müder Stimme an die Anderen. "Es hat keinen Zweck mehr. So finden wir sie nicht mehr." Enttäuschung kam zur der Müdigkeit und Erschöpfung in den Gesichtern seiner Begleiter. Jocke spuckte wütend auf den Weg. Er sagte aber nichts. Ohne Eifer wendeten sie ihre Tiere. Zurück hieß es jetzt. Zurück nach Perlhafen.
Re: Im Auftrag des Falgahten V
Nichts! Wie konnte das sein? Wo waren sie? Wohin sind sie gegangen? Und warum konnte man sie nirgends finden? Den Kopf hatten sie sich zerbrochen bei ihren Überlegungen und doch hatten sie keine Antwort gefunden. Jetzt liefen sie da draußen rum und würden ein Leben führen das sie nicht verdient hatten. Wenn sie nur einen Tag eher an dem Haus gewesen währen. Dann hätten sie alle erwischt und vielleicht auch noch ein paar Leben retten können. Aber das Glück hatte sie verlassen. Gut. Sie hatten einen dieser Schandflecken von der Landkarte gefegt. Doch selbst wenn nicht hätte das keinen Unterschied gemacht. Sie hatten das Haus aufgegeben und hätten es wahrscheinlich eh nie mehr benutzt. Sie waren nicht dumm. Sie wussten das sie sich verstecken müssen um zu überleben. Doch auch diese würden sie kriegen. Sie würden ihre Strafe bekommen. Das schwor sich Xiana. Sie war unzufriedener denn je. Eine Tagesreise waren sie noch von Perlhafen entfernt und überall wo sie vorbeikamen sahen sie dem Hunger in die Augen. Sie hatten den Menschen in den Dörfern Hilfe versprochen. Aber die würden sie ihnen nicht geben können. Es war zum verzweifeln. Trotz ihrem Sieg konnten sie die Danglarer nicht vor dem Hungertot beschützen. Statdessen mussten sie zusehen wie einer nach dem anderen an Hunger und Krankheit starb. Und doch würden sie weiter ihr bestes geben. Sie würden nicht aufgeben. Der Frühling kommt immer näher. Und irgendwann wird es wärmer werden und der Schnee schmelzen. Die Verbliebenen würden ihre Felder Pflügen und dann sähen. Und wenn das Glück sie nicht ganz vergessen hatte, würde es eine reiche Ernte geben. Immerhin hatten sie sich alle Mühe gegeben genug Saatgut zu lagern. Was wohl in Perlhafen auf sie wartet. Xiana konnte nur hoffen das Piet alles im Griff hatte und es keine weiteren Aufstände mehr gegeben hat. Als Xiana endlich die Augen öffnete ging gerade die Sonne auf. Vereinzelt fiehlen helle Strahlen durch die Ritzen in der Scheune. Es War ein schöner Anblich der einem Hoffnung machen könnte. Sie schlug die Decke zur seite und stand auf. Geschlafen hatte sie ohnehin nicht. Dafür ging ihr viel zu viel durch den Kopf. Sie streckte sich und ging hinaus in den schönen klaren Morgen.
Re: Im Auftrag des Falgahten V
Eis. Wohin das Auge blickte. Eis. Im Hafen. In der Stadt. Auf den Dächern. Eis und Schnee. Und dieses Mal war auch die See zugefroren. Hein war entsetzt. Das war schon einige Jahre nicht mehr passiert. Packeis Richtung Norden, ja, das war üblich. Schwierigkeiten in der Tiranaischen Meerenge, ja, immer wieder mal. Aber doch nicht das Tiranaische Meer selbst. Das war seit sich Hein entsinnen konnte erst zweimal passiert, ein Mal im Hungerwinter 1187. Das Schicksal meinte es nicht gut mit ihnen. Die Mehllieferungen von Pöpke und Titje kamen mal über Land oder jetzt mit dem Schlitten über die Eisflächen. Pöpke sagte beim letzten Mal, dass das Getreide aufgebraucht war. Ab der nächsten Tour würde sie nur noch Runkeln mitbringen können und etwas Fisch von den Inseln. Die zweite Quelle von Nahrungsmitteln, die Walfänger und Fischer von den Robbeninseln, hatten jedoch keine Chance mehr, Nahrung nach Perlhafen zu bringen. Und ohne die Salzfische und das Walfleisch würden sie nicht mehr lange durchhalten. Hein hatte die Mehlvorräte für das Weisenhaus noch einmal aufgestockt, damit zumindest die Kinder noch Brot zu essen bekamen, aber die knappen Rationen der Seeleute hatte er um ein Drittel gekürzt. Aber die Stadt hungerte schon. Ihre Suppenküchen würden bald nur noch Rübeneintopf anbieten können. Der Geschmack und der Nährwert war jedoch nicht berauschend. Trotzdem standen mehr Leute bei den Suppenküchen an, als sie versorgen konnten. Weit mehr. Und nur der Hungerschwäche war es zu verdanken, dass es keine Plünderungen gab. Und Jocke, der mit seinen Leuten in der ganzen Stadt präsent war. Jocke als Stadtwache. Tss. Hätte man ihm das vor zwei Jahren gesagt, hätte Jocke einen ausgelacht oder verprügelt. Wahrscheinlich beides. Und jetzt hielt er die Ordnung aufrecht. Welch eine Ironie. Aber sie taten, was getan werden mußte. Sie alle taten das. Und keiner murrte. Keiner zeigte Anzeichen aufzugeben oder sich zu drücken. Erst recht nicht nach der Geschichte mit dem Haus der Läuterung. Die Braut hatten sie an Land gezogen um das Unterschiff zu bearbeiten. Nicht dass schon viel zu tun gewesen wäre, aber so war es sicherer, und die Braut lief keine Gefahr von den Eismassen eingedrückt zu werden. Hein hielt nach Pöpke und Titje Aussschau, obwohl sie erst morgen erwartet würden, aber auch die Rüben reichten nicht mehr lange, und ob die Leute noch ruhig blieben, wenn selbst die nicht mehr da waren, wagte Hein zu bezweifeln. Also stand er mit dem Kieker auf einer Hafenbastion auf dem höchsten Punkt und suchte den Horizont ab. Eis. Weiße Massen wohin das Auge reichte. Der Horizont war kaum zu erkennen, fast übergangslos ging das Weiß des Eises in den trüben Dunst des Himmels über. Tja. Pöpke war noch nicht zu sehen. Mehr aus Routine denn aus Interesse suchte Hein die Kimm mit dem Kieker ab. Nichts. Nichts. Noch weniger als nichts. Schwarze Punkte. Nichts. Halt! Schwarze Punkte? Hein stellte den Kieker scharf. Ja, das waren schwarze Punkte am Horizont. Und diese schwarzen Punkte bewegten sich.
Re: Im Auftrag des Falgahten V
Der Winterjagd dritter Teil...
Sanft glitt der Schatten bis zur Kannte des Abhangs, unter der ein einsamer Weg zu einigen Gehöften ostwärts führte. Er war nicht allein, denn weitere Schatten stießen links und rechts von ihm entlang des Pfades aus dem Unterholz. Sie blickten stumm auf die reglose Gestalt zu ihren Füßen, welche zusehends von einer feinen Schicht frischfallenden Schnees bedeckt wurde. Es war ein Junger Bursche, ein Bauernbalg von vielleicht dreizehn oder vierzehn Wintern, der jedoch den kommenden Frühling nicht mehr erleben würde. Denn dem Schnee gelang es nicht, die große dunkle Lache zu überdecken, welche die eintönig weiße Winterwelt durch ihr kräftiges Rot durchbrach.
Ihre Beute hatte noch Zähne, auch wenn sie von den Schatten bereits weit durch Herodin gehetzt und ihre Kräfte nahezu aufgezehrt waren. Doch um diese Zähne machte sich der Schatten kaum Gedanken, vielmehr wog er den Nutzen mit den Kosten ab. Bald würde die vierte Nacht anbrechen, seit dem sie über die Schar von Schwärzern gekommen waren. Die vierte Nacht, nach der sie diese zischelnden Franken in ihre heruntergekommene Fischerhütte getrieben und diese dann über deren Köpfen angezündet hatten. Jene Hütte, die sie schon seit einem Mond beobachteten und wo sie eben jene Beute entkommen ließen, der sie nun nachstellten.
Der Schatten hob seinen Kopf und schnupperte leicht in der kalten Winterluft, dann blickte er zu seinen Kameraden links und rechts und nickte ihnen zu. Er nahm den schweren, langen Stecken auf, auf den er sich gestützt hatte und stieß sich mit Schwung ab. Dann glitt er wie von Geisterhand den Hang hinab, fast ganz ohne seine Beine zu bewegen. Eine Nacht noch..., so dachte der Schatten, ...eine Nacht noch geben wir dem Hund!. Dann hatte der Schatten den Weg gekreuzt und er verschwand im Unterholz. Auch die anderen Schatten folgten seinem Beispiel und schlossen sich ihm und damit der Fährte auf breiter Front an. Sie ließen seltsame Spuren zurück, welche das Land zu durchschneiden schienen: je zwei glatte naheliegende Rillen von fast einer Spanne breite und schier endloser Länge...