"Nun Xiana, zu dir. Du bist meine Trumpfkarte der Besorgung und Versorgung. Auch du sollst mir einige Gebäude ankaufen. Als erstes brauche ich mindestens drei Bäckereien in Perlhafen und wenn es geht zwei oder drei in Hargon. Es gibt schon jetzt große Leerstände in Perlhafen, erkundige, ob das auch für einige Bäckereien gilt. Wenn dem so ist, kauf die auf. Möglichst für einen Appel und Ei. Und heuere dir auch gleich ein paar arbeitslose Bäckergesellen an. laß dir vorführen was sie können. Es reicht wenn sie gutes Brot backen und auch mit Sauerteig umgehen können. Wir brauchen keine Kuchen oder Törtchen. Dann kaufe ein weiteres Haus auf meine persönlichen Kosten. Eines in Perlhafen und eines in Hargon. Bei diesen darf es keine Diskussionen über den Besitz geben. Sie müssen rechtmäßig und beweisbar uns gehören. Das ist sehr wichtig. du wirst gleich verstehen warum. Die Häuser müssen groß genug sein, um 50 Personen bequemen Platz zu bieten und wenn man sie quetscht bis zu 250 kleinen Personen zumindest einen trockenen warmen Platz und ein Bett zu bieten. Gleichzeitig müssen die Häuser auch die Möglichkeit bieten wieder unsere Suppenküche aus dem letzen Jahr aufzubauen. Mit Lager für eine Woche. Die Kapazität der reinen Suppenküche soll am Ende 500 warme Mahlzeiten erreichen. Dann möchte ich, dass du drei Beschaffungstrupps organisierst. Die sollen in der Umgegend brachliegende Felder und Gehöfte abklappern, alles was Möglich ist an Äpfeln aufkaufen und auch sämtliche Schweine die ihr auftreiben könnt. Am liebsten wäre es mir, wenn nach eurer Suche in 50 Meilen Umkreis kein Schwein mehr herumläuft." Xiana runzelte leicht die Stirn. "aber warum sollen wir denn den Leuten ihre Schweinchen abluchsen? Die geben denen doch die Möglichkeit gut über den Winter zu kommen." Hein nickte. "Prinzipiell hast du recht. Aber ein Schwein muß fressen damit es über den Winter kommt. Und was ein Schein essen kann, das kann auch ein Mensch essen. Man sagte mir, ein Schwein fräße das elffache seines Gewichtes bevor es geschlachtet werden kann. Das will ich vermeiden. Das sollen lieber die Menschen essen. Und wir machen die Schweine gleich ein und hängen sie in den Rauch. Dann halten die auch über den ganzen Winter." Xiana nickte. "Die beiden Häuser werden Kinderhäuser und werden auch nach dem Winter bestehen bleiben. Dort sollen Waisen eine sichere Zuflucht bekommen und ohne Angst vor Hunger oder Kälte aufwachsen können. Ich rechne jedoch damit das gerade in diesem Winter, neben den Kriegswaisen eine Menge Kinder ausgesetzt werden oder dass zumindest die Gefahr besteht. Diese Kinder können direkt in den Häusern Unterschlupf finden, bevor die Eltern gezwungen sind sie auszusetzen. Wir werden wie gesagt nur wenig Essen verschenken. Im Gegenteil, wir werden Nahrung für den doppelten normalen Preis verkaufen. Die die sich das nicht leisten können, werden in den Suppenküchen zumindest eine Mahlzeit an Tag bekommen können. Und wenn Sie dafür Arbeiten, gern auch zwei. Aber ich habe nicht vor uns an diesem Geld, das wir über den Normalen Wert der Nahrung einnehmen zu bereichern. Ich werde aus dem Verkaufserlös die Ankaufkosten aus der Gemeinschaftskasse zurückführen und sämtliche Überschüsse den Häusern übereignen. Damit sollten diese eigentlich über Jahre hinweg versorgt werden können. Wer natürlich selbst etwas hinzugeben will, der ist herzlich eingeladen das zu tun." Er holte einen Augenblick Luft, bevor er fortfuhr. "Gerade beim Ankauf der Bäckereien und des Hauses in Hargon wirst du Hilfe benötigen. Wende dich an Geoffrey. Ich werde ihn bitten dir weiter zu helfen. Ich werde auch mit dem Orden reden und auch den Kreis um den Falghaten selbst um Unterstützung bitten. Wie groß die sein wird und wer uns helfen wird weiß jetzt selber noch nicht. Aber ich denke, dass es Hilfe geben wird."
Re: Im Auftrag des Falgahten V
Runkelhavn:
Das Gelächter war laut und tönte durch die Halle in der täglich der Fisketorg, der Fischmarkt, abgehalten wurde. Der Klang nordischer und andersländischer Stimmen hing in der Luft, so als wäre gegenwärtig eine der großen Auksjoner. Doch heute Abend war es anders, denn die Stände waren abgebaut und beiseite geschafft worden. Statt dessen zogen sich zwei große Tafeln beidseitig des zentralen Herdfeuers vorbei und viele Menschen tummelten sich daran oder zogen taumelnd durch den gewaltigen Holzbau des Langhauses. Der Geruch von frischen Holz, Fisch und Rauch des Herdfeuers verschmolz dem Duft von fein Gebratenem sowie Bier und Wein.
Mittig in der Halle thronte auf einem erhöhten Stuhl mit reichen Schnitzereien der Jarl der Geiranger Flotte und unterhielt sich mit einer ausgesuchten Zahl von Männern an seiner Tafel. Er war es, der heute alle Schiffsbesatzungen der Kaupskip im Hafen eingeladen hatte und nun heitere und teils wilde Geschichten verschiedener Reisen zu hören bekam. Höflich wurde auch er zuletzt nach den Geschehnissen in Danglar und seinen Ruhmvollen Taten gefragt, von denen er freigiebig erzählte. Doch viel wichtiger schien das gute Silber zu sein, daß damit einherging. Die Geschichten von Mittweg, die Hölle am Paß und wiederum Mittweg schienen ihm manchmal schon weit weg zu sein, doch dann kamen die düsteren Gedanken wieder und schienen ihn zu überschwemmen. Seine Hand krampfte sich jedesmal bis die Knöchel weiß hervortraten, doch nicht heute. Heute verdrängte er sein dunkles Gemüt mit aller Macht und wenn er Krämpfe in den Wangen bekäme. Er würde lächeln!
Der Mann rechts von Ihm war ein Brocken von einem Mann und in den feinen Pelzen des Ostens gekleidet. Er machte gerade einen Witz und Hroc lachte höflich, wenn auch mehr über seinen Dialekt als über den Inhalt. Die Rus waren ein zweischneidiges Schwert, herzlich aber auch aufbrausend und pfiffige Händler waren sie zudem. Ihre Felle brachten Höchstpreise und wurden selbst bis nach Miklagarthr verschifft. Ob Kjartan noch in Kiew herrschte? Er hatte ihn zuletzt vor gut zehn Sommern gesehen, damals, als er einen Fuß nach Vinland setzte... Hroc kraulte sich gedankenverloren den Bart und dachte über den Khagan der Rus nach. Er war ein gefährlicher Mann gewesen, schlau und zu Zeiten mörderisch hinterhältig. Wie es ihm wohl in den Jahren ergangen war?
Rasch winkte er neuen Wein herbei und ließ die Becher auffüllen, bevor er sich an den skotischen Graubart links von ihm wandte. Waffen? Nein, die sind keine gute Wahl. Danglar hat derzeit sicherlich das Zehnfache an Waffen wie es noch Einwohner hat. Nein, mit Waffen kann man hier kein Silber machen und der Krieg ist schließlich vorbei. Wir werden unseren Fang an Rüstwerk von hier fortbringen. Vielleicht läßt sich in Britannica oder in Eire damit ein paar Münzen machen. Die schlagen sich schließlich immer gegenseitig den Schädel ein... Der Skote zog eine Braue hoch, wußte er doch, daß diese auch zu oft auch sein Volk besuchten. Aber dies war Hroc nun gleich. Er brauchte nicht noch weitere Waffenhändler oder gar Schmuggler an dieser Küste. Wenn ihr Münzen in Danglar machen wollt, dann solltet ihr an andere Waren denken...
Genußvoll schob er sich ein fettes Stück der geräucherten Makrele in den Mund, die auf seinem Teller vor ihm lag und langte überdies nach dem Brot. Seine Tischnachbarn schauten ihn erwartungsvoll an, als würde er seherische Weissagungen verbreiten können. Sein Kopf wendete sich seinem Gegenüber zu, einem Goldbart mit den deutlich suionischen Wurzeln der Svear, dessen Frage auf seine typischen Handelsgüter abzielte und Hroc nickte. Was glaubt ihr denn, habe ich in den letzten Wochen von Euch Händlern günstig und in großen Mengen angekauft? Hroc lachte herzlich und deutete auf die vielen goldbraunen Fischleiber auf der Tafel. Natürlich sind die ganzen Fässer Salt fisk und die Ballen Tyskefisk nicht für uns. Wir fangen uns täglich frischen Fisch und räuchern diesen, wie ihr seht. Er wurde ernster und lehnte sich zurück. In Danglar herrscht kein Bedarf an unnutzen Luxus in diesen Tagen. Das Land liegt brach oder verbrannt danieder und es steht der Winter vor der Tür. Es haben kaum genug Männer und Ochsen überlebt, um den Pflug über die Felder zu ziehen oder das Heu zu mähen und einzubringen. Wenn ihr gute Münzen verdienen wollt, dann braucht es Getreide und Saatgut für das Frühjahr, Weizen, Gerste und Hafer, zudem Salt Fisk, Tyskefisk, Rüben, Bohnen, Linsen, also alles was haltbar ist und satt macht. Auch Bier und Wein. Dazu gutes und dickes Wolltuch... er nickte dem Skoten zu. Für warme Mäntel und Kleider. Er schien sich grüblerisch zurückzulehnen. Wir brauchen hier überdies Salz für unseren Fisch, auch endlich mal Honig wäre nicht schlecht...
Sein Blick fiel auf ein Stück weißen Käse und sein Messer fuhr aus, um dieses zu erobern und den Händlern zu präsentieren bevor es in seinem Mund verschwand. Im Frühjahr wird sicherlich Vieh benötigt, denn von dem was jetzt noch lebt wird zu dieser Zeit nicht mehr viel übrig sein. Der hiesige Adel wird einen guten Teil seines Vermögen hergeben, um seine Ländereien wieder zu beleben. Sicherlich wird auch Töpferware gefragt sein, denn vieles ist im Krieg zerschlagen, aber wem erzähl ich das alles eigentlich...
Die Handelsherren grinsten und der Skote lehnte sich nochmals vor. Um nochmals auf die Waffen zu sprechen zu kommen... Er hob beschwichtigend die Hände und räusperte sich, als sich Hrocs Miene verdüsterte. Nein, nicht doch, du mißverstehst mich. Vielleicht kommen wir selbst vielmehr ins Geschäft und du mußt den weiten und beschwerlichen Weg bis Britannica gar nicht machen... Da mußte Hroc das erste Mal an diesem Abend freiheraus lachen und dann begann das Feilschen...
Am nächsten Morgen legten nicht wenige Schiffe zeitig ab, um vielleicht noch ein, zwei Fahrten vor dem Julmond zu schaffen, bevor Frost und Schnee zum Julfest tobten und eisige Schollen die Seefahrt zum erliegen brachten.
Re: Im Auftrag des Falgahten V
An die hochwürdige Durchlaucht und hochheilige Jana, Preadin im Orden des Erbauers;
hochgeschätzte Jana, freundlichste Grüße sendigt Euch Hein van Fleet, Fleetgraf zu Ameland, ect. pp.. In der steten Hoffnung Euch möge es gut ergehigen harren wir daroselbst einer neuigen Begegnung mit Eurer eigener hochwürdigen Person. Aber wir wollen Euch nicht mit Faseligkeiten langweiligen Uns erniedrigen. Wir wollen Uns erdreistigen, Euch teure Jana, um Hilfe zu ersuchigen. Eine Hilfe, die Euch möglicheweise in eigener Sache entgegen kommigen könnte. Wir haben beschloßen, ob der schon bestehenden Notstände und der noch zu erwartenden, zwei Kinderhäuser je in Perlhafen und in Hargon ergründigen zu wollen. Häuser in denen schon jetzt kurzfristig und dann auch auf längere Sicht Waisen und Verstoßene eine Obdacht und Versorgung anheim falligen sollen und können. Häuser, die auch für die sonst von ihren Basen und Anverwandten, ob der zu erwartenden Nahrungsmittelknappheit zu verstoßenden Sprößlinge auch einen Hort für den Winter bilden solligen. Da Unsrige ureigenste Person und auch unsrige Freunde und Kameraden aus Mangel an Erfahrung und aufgrund der kinderunfreundlichen Berufung als Kaperfahrer die Befähigung zur wohlgerechten Erziehung von Kindlein abgeht, suchigen Wir auf dringlichste eine Person, deren Freundlichkeit und Belesenheit, deren Güte und Mitgefühl sie für eine solch verantwortungsvolle Aufgabe auszeichnigt. Die einzige Person, die diesem hohen Ideal gerecht kommt und Umgang mit uns pflegigt seid Ihr, hochwürdige Jana. Einzelheiten wie Nahrung, Kleidung und Wohnraum und allgemeine Versorgung sind schon aufs genaueste geregeligt und auch mit auch auf längere Frist ausreichenden Mitteln ausgestattigt. Natürlich würden weitere Vorschläge zur Ausstattung und Versorgung gern und eifrigst entgegen genommen worden sein. In der demütigsten Hoffnung Euch möge dieses Anliegen nicht auf das übeligste Aufstoßen, verbleiben Wir in der dreistesten Hoffnung auf eine baldigste Anwort
Hein van Fleet Fleetgraf zu Ameland Hoher Lord der See Bewahrer des Glaubens Quartiermeister
Re: Im Auftrag des Falgahten V
Runkel verblasste im Dunst des trüben Novembertages. Er hatte das kleine Eiland liebgewonnen und auch seine einfachen Bewohner. Dabei hatten sie die Insel schon ganz schön umgekrempelt. Und die Nordleute hatten ihr Übriges dazu getan. In der Kiellinie der Braut segelten die anderen vier Schiffe. Und Hein fühlte sich angebunden durch die deutlich langsameren Schiffe. Aber es würde ja nicht lang dauern, dann würden sie Perlhafen erreichen. Pöpke, Titje und Henne und ihr Trupp waren auf Runkel zurückgeblieben. Sie hatten noch Unmengen zu tun. Hein hoffte, sie würden keine Schwierigkeiten haben, aber selbst dann war er sich sicher, dass zumindest die Mädel damit fertig werden würden. Er verließ das Achterdeck und nickte Jocke kurz zu. Der hielt ruhig Kurs bei den böhigen Winden. Was würde die Braut Fliegen, wenn sie nicht durch die anderen Schiffe gefesselt wäre. In Gedanken stapfte er in den Kartenraum. Er seufzte, als er die Karte von Danglar entrollte und in die Haltelaschen klemmte. Perlhafen, Hargon, Herodin, Festenstein, und ...Krat. Das Krat, das den Schlag, der für die Falghatentreuen Truppen gedacht war, abgefangen hatte. Das Krat, das den Falghatentruppen den Sieg in Midweg ermöglicht hatte, in dem es die Flanke nach Westen gesichert hatte. Das Krat, deren Falgetarg mit seinen Truppen geblutet hatte und standhielt, als er Hein das nicht mehr vermochte. Der Falghetarg, dessen Sohn bei der ersten Schlacht vor Flandern durch die Schuld gewisser Piraten nun auf dem Grund der See lag. Hein hatte keinerlei Information wie es in Krat aussah. Ob Vadim noch lebte und was von dem Falghorat noch übrig war. Hein überlegte kurz, ob er einen Wagenzug Nahrungsmittel nach Krat schicken sollte. Aber er verwarf es rasch wieder. Das was er den Anderen nicht sagte, war seine realistische Sicht der Dinge. Vielleicht würden sie es schaffen, dass es keine Hungertoten in Perlhafen gab. Vielleicht konnten sie das in Hargon ebenfalls verhindern. Doch nicht in den Weiten des Landes. Dazu würden sie tausende Lasten Nahrung benötigen. Und transportieren müssen. Und wenn es hochkam würden sie ein paar Hundert zusammenkratzen können. Das war wahrscheinlich alles. Wenn sie nicht noch versteckte Khardindepots fanden, war der Hunger nicht zu verhindern. Und mit denen rechnete er nicht. Das Überleben der Danglaris war absolut keine Priorität des Kharad gewesen. Im Gegenteil.
Re: Im Auftrag des Falgahten V
Jocke streichelte das Ruder der Braut und Murmelte vor sich hin "Werd wohl lang weg sein du schöne..." Er blickte zu den langsamen Schiffen Achtern und schüttelte denk Kopf "Keine fliegt so schön wie du, schwarze Braut..." und dann blickte er zum Horizont. "Perlhafen, ich komme..."
Re: Im Auftrag des Falgahten V
An Hein
Ich kann in den Osten gehen und mit den Clans reden. Aber du musst wissen, das wird nicht ohne Probleme gehen. Begeher sind nicht erwünscht in Danglar. Bei den Clanern noch weniger als im Westen. Ein Claner traut keinen Begehern. Das heißt, wenn ich gehe, kann ich nicht zu den Khossa gehen, sondern nur zu den Clans im Norden. Und ich werde darüber lügen müssen, wer ich bin. Ich werde keine Beziehungen dort benutzen können. Ein Claner, der kein Begeher ist, würde es einfacher haben. Dennoch, wenn du willst, kann ich gehen. Ich spreche die Sprache der Claner, ich kenne ihre Heimat und ihre Lieder, ich weiß, was ihnen wichtig ist, und ich bin eine Frau. Willst du weiterhin, dass ich gehe? Dann schicke mir Antwort.
Ich wünsche euch einen guten Winter. Roxsana
Re: Im Auftrag des Falgahten V
Liebe Roxsana, wenn Du persönlich gefährdet bist und zudem Deine Verbindungen nicht nutzen kannst, weil Du bist, was Du bist, dann ist es nach meiner Auffassung nicht klug, ins Klanerland zu gehen. Das sollen dann Andere übernehmen, vielleicht fühlt sich ein Anderer berufen, dort Hilfe für Herodin zu organisieren. Ich versuche Hagwort Eisenkopf zu erreichen und ihn darum zu bitten. Was Dich angeht, so bin ich mir sicher, dass du einen Platz finden wirst, wo Du Dich und Deine Fähigkeiten für das Wohl Danglars einsetzen kannst, gern auch hier bei uns Ameländern. Für Dich haben wir immer eine Hängematte frei. In aller Kürze Hein
Re: Im Auftrag des Falgahten V
Drei Tage war er jetzt allein unterwegs gewesen. Drei Tage. Er war den Dörfern ausgewichen. Dabei würden die Dörfler ihn schätzen und auch selbstverständlich seine Kutte ehren. Ihm war schonn klar, dass sie ihn nicht meinen würden. Aber die Kutte zu tragen war nur eine von den Vergehen gegen den Erbauer. Und sicher eher eine der Geringeren. Der Schnee lag noch nicht hoch. Aber er war hart gefroren und es machte das Gehen schwer, wenn man immer wieder ein Stück einbrach. Bald würde er doch ein Dorf oder Gehöft aufsuchen müssen. Im taten die Füße weh und kalt war im auch. Die letzte Nacht hatte er in einer fast leeren Heuscheune etwas entfernt von einem Weiler verbracht. Zitternd von der Kälte, die unter seine Decke kroch und auch durch das Stroh unter ihm. Er hatte es nicht gewagt, ein Feuer zu entfachen. Nein, nicht nach der Begegnung vor drei Tagen im letzte Dorf. Er wurde bleich. Diese Augen! Wie sie ihn angestarrt hatten. Wie eisige Dolche. Wie Spitzen aus Glas. Ihm schauderte immer noch, wenn er daran dachte. So kalt und gnadenlos. Das waren Mörderaugen. Garantiert. Und er wollte ihnen nicht noch einmal begegnen. Dann lieber frieren und bibbern. Aber er brauchte Nahrung. Und vielleicht einen heißen Tee. Ja, ein heißer Tee mit Honig wäre wirklich sehr verlockend. Von einem warmen Bett wollte er nicht einmal denken. Und er war jetzt drei Tage ununterbrochen gewandert. Und hatte niemanden hinter sich bemerkt. Er mußte sie abgehängt haben. Welcher Idiot würde wie er hier durch die Kälte stapfen. Und schließlich trug er das schwarz weiß der Preardin. Damit war er unantastbar. Niemand würde ihm etwas antun. Und ein jeder Danglari würde ihn beschützen. Er stapfte an den ersten Bäumen vorbei und in den kleinen Hain hinein. Dahinter sollte ein Dorf liegen. Dort würde er einkehren und sich wiederr aufwärmen können. Und die ehrlich gemeinte Freundlichkeit und Ehrerbietung der einfachen Landleute in sich aufsaugen. Ein klackendes Geräusch war das letzte was er wahrnahm. Dann wurde es warm um den Kopf herum, auch wenn er einen starken Druck am Hinterkopf bemerkte. Dann wurde es dunkel. Eine tief vermummte Gestalt kam hinter einem der Stämme hervor und trat an den mit dem Gesicht im Schnee liegenden Mann in der Kleidung eines Preardin. Ein Bolzen steckete im Hinterkopf des im Schnee liegenden und eine rote Blutlache breitete sich langsam um seinen Kopf herum aus. Der Vermummte setzte den Stiefel an den Hinterkopf des Toten direkt neben den Bolzen und zog ihn mit seinen behandschuhten Händen in einem Ruck herraus. Mit einem widerlichen Geräusch verließ der den Körper. Er steckte den Bolzen ein und zog einen Fetzen eines Wappenrocks aus der Tasche. Den stopfte er dem Liegenden in den Rachen. Nur ein Stück des rot-weißen Stofffetzens ragte noch hervor. Dann stapfte er davon. Noch einige Zeit später tauten die langsam fallenden Flocken auf der am Boden liegenden Gestalt. Dann nicht mehr. Und langsam deckte der frische Schnee das Weiß, das Schwarz und das Rot.
Re: Im Auftrag des Falgahten V
Hein ließ das Pferd wegführen. Er war noch völlig durchgefroren von der Reise. Und sein Hintern tat ihm auch weh. Seinen Seesack und sein beidschüssiges Schätzchen vom Pferd nehmend und stapfte er dem ihm unbekannten jungen Burschen hinterher. Der führte den Gaul in einen großen geräumigen Stall. Das sah ja mal gut aus. Platz für viele Tiere und auch genug Speicherraum für Heu und alles mögliche. Jocke hatte hier Heins Vorstellungen deutlich übertroffen. Der alte Quartiermeister hoffte, dass Jocke auch genügend Leute eingestellt hatte, die mit dem Viehzeug auch umgehen konnten. Hein waren diese großen Heufresser schon immer suspekt. Zu viel Kraft, zuwenig Verstand. Er lies sich von einem der herumeilenden Stallburschen zum Haus führen. Am Eingang lungerte der dritte Hauke und der Saufnasenjan herum, bewaffnet mit Bolger und Armbrust. Sogar ein Kettenhemd trugen sie unter dem Mantel. Hein grinste. Jepp, genau so sollte das sein. Er traute dem Frieden nicht, und bald würde der Hof hier einer der wenigen Plätze sein, an dem immer Nahrungsmittel zur Verfügung standen. Hein stapfte durch die große eisenbeschlagene Tür und landete in einer recht großen Halle. Dort führte eine Treppe auf eine Art Galerie. Von dieser gingen dann weitere Türen ab. Respekt, dachte er, der Vorbesitzer hatte zu leben gewusst. In der Halle selbst prasselte ein Feuer im Kamin und es waren einige Tische zu einem großen "U" aufgestellt. Hein scheuchte den Stallburschen wieder weg und schaute sich das Gebäude selbst noch einmal genauer an. Eine riesige Küche, ein großes Kellergewölbe in dem sich noch immer einiges an Wein befand. Im hinteren Bereich des Hofes einen großen Eiskeller. Gesinderäume neben der Küche, auch recht viel Lagerraum. Im unteren Bereich neben de Eingangshalle zwei große verbundene Salons und vier kleinere Räume. Klein war hier relativ, jeder Raum war größer als die Messe auf der Braut. Und oben im Obergeschoß waren weitere 12 Räume dazu noch einige Gesindekammern. Und ein Dachboden, so groß wie eine Werfthalle. Jepp, das Haus genügte allen Ansprüchen, die er gestellt hatte. Er hoffte, dass Jocke kein Vermögen ausgegeben hatte, um es zu bekommen. Jocke hatte auch ein kleineres der Obergeschosszimmer für Hein reserviert. Es hatte einen eigenen Kamin und neben einem großen Bett auch Platz für einen Kartentisch und seinen ganzen Kram. Zumindest den, der nicht auf der Braut bleiben würde. Er warf seinen nur spärlich gefüllten Seesack auf das Bett. Das würde absolut genügen. Dann trampelte er die Treppe herunter und wieder heraus. Neben dem Stall war noch ein weiteres Gebäude. Auch recht groß. Hein schaute sich das genauer an. Viele kleine Zimmer oben, ein größerer Raum unten, neben Lagerräumen und einer großen Waschküche. Der Dachboden könnte auch noch ausgebaut werden. Man müsste nur versuchen, auch Öfen mit einzuplanen. Außer dem Waschküchenkamin gab es keine weiteren Feuerstellen. Hein stapfte wieder nach draußen in den Schnee Wie war der Hof gesichert, das war jetzt noch die letzte Frage. Die Vorderfront des großen Hauptgebäudes deckte den gesamten Raum zur Straße ab. Zu den Ställen kam man über eine ummauerte Toreinfahrt, die auch groß genug für Gespanne war. Der Stall und das Gesindegebäude bildeten zwei Seiten des Hofes mit kurzen Stücken der weitergeführten Mauer der Hofeinfahrt. Gut vier Ellen hoch. Die Rückseite bildete die Latrine und eine Wand eines angrenzenden Gebäudes. Gut acht Ellen hoch, dann kam das Dach. Wohl auch ein Stallgebäude oder ein Kontor. Ein Tor für die Tordurchfahrt gab es nicht. Das mussten sie ändern. Und die vier-Ellen Mauern reichten auch nicht. Sonst war Hein absolut zufrieden.
Re: Im Auftrag des Falgahten V
In der Kaschemme auf Ameland herrschte das übliche wilde Treiben. Im warmen trüben Dunst der Spelunke tanzte die einbeinige Johanna wieder einmal auf dem Tisch, und alle waren ihr dankbar, dass sie diesmal ihre Röcke anbehielt. Fiete mit den beiden Augenklappen übte sich gerade mit dem Kotzhauke im Rumwettsaufen. Naja, zumindest er konnte nicht mehr blind werden. Der fette Holger in seiner speckigen Schürze rührte in einer grün-braunen Pampe in dem großen Topf über dem offenen Torffeuer. Ein besoffener Barde spielte mehr laut als gut die Weisen zum Tanz der einbeinigen Johanna. Der Prisenhelke nahm gerade eine und schneutzte sich ausgiebig ins Tischtuch. So wie das aussah, war er nicht der erste. In einer schmuddligen Ecke schlabberten sich einige Seeleute vermutlich unterschiedlichen Geschlechts ausgiebig ab. Dann riss ein Schwall frischer Luft eine Sichtschneise in den zähen Dunst. Der Klabauterbartlef stapfte mit einem Brief zum fetten Holger und zum Prisenhelke. "Hä? Wat isnn datt?" "Ein Brief vom Hein!" "Dem Lütten van Fleet?" fragte Pit Ohnezahn. "Jau, genau das ma!" Helke brach das Siegel und faltete den Brief auf. Nichts stand auf dem Pergament zu lesen. Das Blatt war völlig leer. Der speckige Holger wurde bleich. Helke schaute sich den Brief noch mal von allen Seiten an. Leer. Nicht stand darauf außer dem Siegel und der Anschrift. "Verdammt!" brach es aus Holger heraus. Die Nachricht war beim Barden angekommen und die Musik erstarb. Prisenhelke schaute den speckigen Holger an. "Gut, packt alles zusammen." Keiner bemerkte, wie die einbeinige Johanna langsam vom Tisch fiel, als sie die Kaschemme verließen.