Der Himmel begann langsam zu grauen. Die erste Röte verfärbte den Horizont und hauchte in die wenigen Wolken einen blassen farbigen Schimmer. Der Wind war frisch und drückte stetig von Westen. Die Kälte des Winters war vorrüber und selbst die Seeluft roch ein wenig nach Mai. Über der schier endlosen See standen Möwen und schimpften ihren ewigen Streit. In der leichten Dünung trieben einige von ihnen auf und ab und versuchten den anderen die kleinen Fischchen abzujagen, die wohl der Grund für ihren Aufenthalt hier fern vom Lande waren. Ein gestohlener Fisch schmeckte ja auch viel besser als ein selbstgefangener. Dies schien zumindest einhellige Meinung zu sein. Einige wenige der Möwen stießen gelegentlich in das vergleichsweise klare Wasser der Nordsee, um Nachschub für die Streitereien zu holen. Sonst würde es ja auch schnell langweilig werden. Plötzlich stiegen alle Möwen auf und schrieen ihren Protest lauthals heraus, wie es nunmal ihre Art war. Etwas hatte sie aufgescheucht und von ihrem ewigen Spiel abgelenkt. Da, an der Wasseroberfläche war kurz eine flache Schnauze und ein schanker gepunkteter Körper zu sehen. Ein kleiner Katzenhai war neugierig wie er war auf den Möwenschwarm gestoßen und hatte den dreisten Vögeln mal kurz klargemacht, wer hier in der See zu hause war. Unter dem Protest der aufgebrachten Seevögel kreiste er ein wenig in dem Fischchenschwarm der Möwen und fing sich ein paar der silbernen Glitzerdinger. Nicht, dass er wirklich Hunger hatte. Eher so aus Zeitvertreib. Doch dann erstarb das Geschrei der Möwen. Wie verwundert kam der kleine Hai nocheinmal an die Oberfläche um neugierig nach der Ursache für das Verstummen zu spähen. Eine Harpune rammte durch seinen kleinen schlanken Körper und zog ihn unter unsäglichen Schmerzen aus seinem Element. Jocke van Helgen holte seine Harpune wieder ein. Er und der Harpunen-Jan hatten Zielwerfen geübt und nunja, es hatte dem Jocke zumindest ein Frühstück eingebracht. Nicht, dass er wirklich hungrig gewesen war, eher so aus Zeitvertreib. Die Schiffsglocke der Braut schlug vier Doppelschläge. Wachwechsel. Die Morgenwache kroch aus ihren Hängematten, die Hundswache kroch müde unter Deck. Hein van Fleet, der Quartiermeister des schlanken Zweimasters erschien auf dem Achterdeck. "Moin, Hein!" "Moin, Jocke, moin Jan!" Der kräftige Seemann gähnte herzergreifend."War irgendwas Besonderes?" "Nö, Hein, Kurs Ostsüdost, ab und an mal einen Strich nach Süden abgefallen, sonst nichts. Wir haben dreimal gelogt, sie macht gerademal sechs Knoten und fühlt sich an als wäre sie mit Blei gefüllt." Der großgewachsene Steuermann der Schwarzen Braut konnte seinen Unmut darüber nicht verhehlen. "Ja, ich weiss, ich weiss... Aber wir mußten sie so überladen. Wir brauchten die Geschütze und wir brauchen das Öl und den Walrat. Und das Ambra brauchen wir auch. Es geht halt nicht anders." Hein grübelte kurz über die Ereignisse der letzten Tage nach. Nachdem sie die Karte endlich zusammengefügt hatten, war es recht einfach gewesen, das Wrack zu finden. Die Geschichte mit dem Kraken war im Endeffekt ganz lustig gewesen, auch wenn der Hein und der Piet noch für einige Zeit "Andenken" an die Anhänglichkeit auf ihren Körpern aufweisen konnten. Und das Blau vom Piet - nunja -, irgendwann würde es wieder rauswachsen. Auch Pöpke hatte was beim Angriff des Kraken abbekommen. Sie war von einem der riesigen Arme getroffen worden und ins Wasser gefallen. Aber der Fedder-Jan hatte sie herausgezogen. Dieser Untotenangriff später kam jedoch ganz unvermittelt, zudem niemand ausser dem Jupp sie gesehen hatte. Sie hatten den Jocke von hinten angegriffen und ihn bewußtlos geschlagen und nur durch Jupps schnelle Hilfe konnte Jocke noch gerettet werden. Von den Untoten war dann aber nichts mehr zu sehen gewesen. Jupp hatte erklärt, dass sie wieder ins Wasser zurückgekrochen waren. Xiana hatte sich rührend um den verletzen Jocke gekümmert, sodaß auch er seine Verletzung nicht so schwer nahm. Nur Hein hatte den Jupp mit einem langen Blick angeschaut und die Stirn gerunzelt als er die Geschichte gehört hatte. Irgendwie sah der Jupp auch in der letzten Zeit ein wenig kränklich aus. So etwas gelb um die Nase, besonders, wenn er den Jocke und die Xiana zusammen sah. "Morgen sind wir in Versina und verkaufen den Speck, einiges von dem Öl und die restlichen Schätze aus dem Wrack." Hein grinste in die Runde. "Dann machen wir dann mal wieder ordentlich einen Drauf und geben uns die Kante." Jocke und der Harpunen-Jan grinsten zurück.
Re: Im Auftrag des Falgathen II
Hein stand auf dem Achterdeck neben der Ruderpinne. Auf dem Hauptdeck waren die vier Bombarden abgedeckt worden und es waren wieder die alten schwarzen Kästen zu sehen. Die Versinaken mochten die Feuerrohre nicht. Und Hein konnte ihnen nur zustimmen. Er mochte sie auch nicht. Aber wer sich nicht bewegt, fällt zurück. Sie würden die Geschütze brauchen. Und die erbeuteten Rohre aus dem Wrack auch. Hein schaute auf den Horizont und sah daß die Insel schon deutlich größer geworden war. Ende dieser Wache würden sie anlanden. "Voll und bei, Jocke! Fall etwas nach backbord ab, dass wir nicht auf die Sandbänke laufen." "Klar, Hein!" Und es war noch so viel zu tun. Hier würden sie wie überall Proviant und Wasser nehmen und einiges Verkaufen. Den Kram, den die Londrier an Bord hatten, den Walrat, einiges von dem Öl und die Schätze aus dem Wrack - naja, Schätze war vielleicht etwas zuviel gesagt. Bei Vollmond sollte die Witwe im Hafen von Versina liegen. Und Vollmond war heute Nacht. Wahrscheinlich lag Leyla schon mit ihren Leuten besoffen hinter irgendeinem Tresen oder war in irgendeiner Kiste gelandet mit einem großäugigen Landmann, der dem Garn von Leyla nicht entkommen konnte. Hein grinste bei den Vorstellungen, wie der arme Kerl dann am nächsten Morgen ohne Gelbörse dafür aber mit einem Riesenkater in der Gosse wach wurde, ohne Stiefel und wahrscheinlich ohne Hose... Das war ein sicherer Hafen. Und er würde dafür sorgen müssen, das das so blieb. Er dachte kurz nach. Das Geschäft mit Ritter Dietrich würde auch die Schäden in den Kneipen beinhalten müssen. Das war notwendig. Er wollte, dass sich alle noch mal so richtig austobten. Saufereien, Schlägereien, Hurereien... Bald würde er scharfe Disziplin verlangen müssen und er würde sie durchsetzen. Er mußte sie durchsetzen. Nur so hatten sie eine Chance. Auf Versina konnte man jetzt die ersten Bäume unterscheiden. Bald würden sie anlanden.
Re: Im Auftrag des Falgathen II
Xiana verbrachte ihre freie Zeit damit, ihre Sachen zu waschen. Sie musste sich unbedingt neie Seife in Versina kaufen, auch für sich. Ihre gute Körperseife ist vor zwei Tagen spurlos verschwunden. Zuerst hatte sie gedacht der Jocke wollte sie ärgern und hat ihm nicht geglaubt, als er sagte er hätte sie nicht. Nachdem sie dann seinn Kram auseinander genommen hatte und nichts fand, entschuldigte sie sich erst mal für die Kopfnuss die sie ihm verpasst hatte. Sie war sehr froh, dass ihm bei dem Untotenangriff nichts schlimmeres passiert ist.
Endlich wieder festen Boden unter den Füßen und schöne Abende in einer Taverne verbringen. Sie freute sich schon richtig drauf. Auch auf Leyla freute sie sich. Sie hatten schon eine Ewigkeit keine Männer mehr zusammen ausgenommen. Das würde bestimmt lustig werden. Sie sah verträumt auf die näherkommende Insel während sie beim waschen ein Liedchen trällerte.
Re: Im Auftrag des Falgathen II
Am nächsten Morgen war Xiana schon ganz früh wach. Jocke schlief noch und sie wollte ihn nicht wecken, also schlich sie sich ganz leise nach draußen. Vor der Tür saß der Jupp mit einer Flasche Rum im Arm und schlief. Auf dem Weg in seine Hängematte ist er wohl umgefallen und eingeschlafen. Sie grinste und schlich auch an ihm vorbei um ihn nicht zu wecken. Als sie vorbei war hob er den Kopf und schaute ihr interessiert nach, doch Xiana merkte nichts davon. Nachdem sie sich gewaschen hatte machte sie für den Jocke, den Hein und für den Ole Frühstück. Alle drei wollte sie überraschen und kam mit einem Großem Tablett zu Hein der schon wach war. Ole schlief noch und sah aus wie ein Engel. Sie stellte ihr Frühstück auf den kleinen Tisch und setzte sich neben Hein der den kleinen Ole beobachtete. "Hast du immer noch keine Lösung für unser kleines Problem gefunden?" Er schüttelte den Kopf. "Jocke und ich überlegen auch noch aber nichts scheint das Richtige für den Jungen zu sein." Hein seufzte, in diesem Fall ein Zeichen, dass er weiter nachdenken wollte. Sie umarmte ihn und ging mit dem Tablett zu Jocke. Hein hatte Ole wirklich lieb gewonnen und es fiehl im mindestens genauso schwer wie ihr, ihn von der Braut schicken zu müssen. Jupp saß nicht mehr vor der Tür. Anscheinend hat er doch noch den Weg in seine Hängematte gefunden. Sie weckte Jocke sanft mit einem Kuss. Er freute sich sehr über das Frühstück und beide begannen zu essen und zu reden.
Re: Im Auftrag des Falgathen II
"Pöh... Frühstück an die Koje...! Sind wir jetzt auf einem Passagierschiff oder was?" knurrte Fedder, der sich grade einen Eimer Salzwasser aus dem Meer zog, um sich zu waschen.
Re: Im Auftrag des Falgathen II
Auch Pöpke war früh aufgestanden, das war sie noch von zu Hause gewohnt. Die Rüben schliefen ja nicht (das hatte ihr Vater ihr beigebracht, auch wenn die anderen Inselbewohner da manchmal anderer Meinung waren) und wer früh anfing, konnte später eine Pause machen, während andere in der prallen Mittagssonne ackerten. Barfuß tapste Pöpke über das taufeuchte Deck und streckte sich in der Morgensonne.
Re: Im Auftrag des Falgathen II
"Ruder hart backbord, Großmars reffen!" brüllte Hein über dass Deck. Jocke führte die Braut vorsichtig an die Mohle im Hafen von Versina. Fedder-Jan sprang an Land und schlug die Trosse um die Bohle. Pöpke und Xiana und einige andere Besatzungsmitglieder hielten Fender gegen die Bordwand um sie gegen den Druck der Mohlenmauer zu schützen. Aber Jocke van Helgen führte die Braut so vorsichtig heran, dass es kaum ein Knirschen in den Fendern gab. Xiana und Pöpke und der eifrig herbeieilende Jupp zogen eine weitere Trosse um die nächsten Bohlen und sicherten das Schiff endgültig. Hein grinste auf dem Achterdeck. Die Neuen wurden immer besser und die Mannschaft hatte sich gut eingespielt. "Vier Mann Deckswache, Popel-Klaas, Belegnagel-Jan, Bohlen-Anni und Helke! Der Rest der Mannschaft hat eine Woche Landgang. Die Vier werden jeweils abgelöst von den Mastwachen." Die vier vom Hein Genannten machten erst lange Gesichter, die sich dann aber wieder schnell aufhellten. "Anteilsausgabe in vier Glasen! Einzeln im Kartenraum!" Hein grinste als er sich vorstellte, was die Mannschaft alles in dem Hafenstädchen anstellen würde. "Aber lasst mir die Tavernen noch stehen, ich will auch noch ein Bier, wenn ich vom Ritter Dietrich wieder da bin!" Unter großem Hallo packten die Seeleute ihre sieben Sachen.
Re: Im Auftrag des Falgathen II
Xiana ging mit Jocke von Bord um einen ersten Rundgang zu machen. Vielleicht gab es ja was Neues. Doch bald waren sie wieder auf der Braut um sich ihren Anteil abzuholen. Zuerst Jocke und dann Xiana. Sie wollten sich gleich mit Pöpke in einer Taverne treffen um etwas zu trinken. Endlich wieder an Land. Endlich wieder ein paar andere Gesichter. Endlich wieder frisches Obst, Gemüse und andere köstliche Dinge. Auf dem Weg zu Pöpke besprachen Xiana und Jocke, was sie alles noch besorgen mussten, bevor sie Versina wieder verließen. Wie immer war das nicht wenig. Sie brauchte neue Seife und ihr Badetuch war auch verschwunden. Sie wollte sich Stoff kaufen um ein neues zu nähen. Schöner als das alte, veranzte Teil. Sie grüßten hier und da ein paar alte Bekannte auf ihrem Weg. Im Schatten folgte ihnen jemand, ob Weib oder Mann war nicht zu erkennen, doch beide waren sich so eifrig am unterhalten und bemerkten ihn/sie nicht.
Re: Im Auftrag des Falgathen II
"Acht Silberstücke und 5 Kupferstücke ist der ausgegebene Anteil." Hein zählte auch dem Fedder-Jan die entsprechenden Münzen aif den Tisch. Ein ganz erkleckliches Sümmchen. Das würde in den Kneipen schon schnell umzusetzen sein. Und eine Menge Kater verursachen. Und Herzschmerzen. Fedder-Jan grinste als er die Münzen in seinen Beutel steckte. Als er aus dem Kartenraum herausstürmte, pfiff er ein munteres Liedchen vor sich hin. Hein hatte alle auf der Liste ausbezahlt, bis auf sich selbst und ... Piet. Hein klopfte zweimal an die Wand. einige Augenblicke später erschien der Kapitän der Schwarzen Braut. Müde sah er aus und bleich. Der große Mann bewegte sich auch langsam und vorsichtig. "Tut sie wieder weh?" fragte Hein seinen alten Kameraden. Piet gab etwas wie ein müdes Grinsen zum Besten. "Diese verdammte Schußwunde. Es ist, als würde sie nicht richtig heilen, immer wieder bricht sie auf und fängt an zu eitern." "Vielleicht solltest du hier zu einem Heiler gehen. Die Frauke tut zwar ihr bestes, aber vielleicht reicht das nicht." Hein machte sich offensichtlich Sorgen um Piet. "Ach was, das wird schon wieder. Einen richtigen Suff- und Puffabend und ich bin wieder der Alte." Hein zählte ihm 16 Silberstücke und 10 Kupfer auf die Platte. Und Piet schob sie sich in den Beutel.
Re: Im Auftrag des Falgathen II
Und da gingen sie dahin... Xiana, Pöpke, Fedder-Jan, Nala, Jocke und noch einige andere betraten die Abendliche Taverne
"Zum jeköppten Org - Jelderland is abjebrannt!"
"Na dann... Amüsiert euch!" Sagte Jocke zu der Mannschaft "Aber lasst die einrichtung ganz... Und versucht keine Sauf Wettbewerbe... die Versinaken sind uns da über!" Grinste Jocke der irgendwie erleichtert wirkt...