"So!" sagte Hein zu den verbleibenden Offizieren. "Jetzt werden wir uns mal den Spion zur Gemüte führen. "Äh, Hein....ich glaub wir haben da ein Problem." Die Stirn des Quartiermeisters legte sich in Falten. "Problem?" murmelte er "Was für ein Problem?" Eine seltsam Prozession betrat die Messe. Ein völlig zerzauster und naßgeschwitzter älterer Herr in einfacher Kleidung und völlig zerzaustem Haar zog einen zerrissenen Sack an einem Bein hinter sich her, während er die edelsten Teile vom Hauke mit beiden Händen festhielt, unterdessen ihn der ebenfall arg mitgenommene Hauke an der Kehle mit einem Belegnagel und einem Dolch bedrohte. Ein feiner Duft von Rüben übertrumpfte den Rumdunst.
Re: Im Auftrag des Falghaten...
Jocke klopfte Hein auf die Schulter "Gut gesprochen..." und dann fragte er "Seid wann hat Danglar Schiffe? Was sind das für Seelenverkäufer?"
Re: Im Auftrag des Falghaten...
Nach ihrer erster Begegnung mit Frauke und dem Segel kniete Pöpke wieder an Deck, hielt in einer leicht zerstochenen Hand ein Stück Schiffszwieback, an dem sie knabberte, und schrubbte mit der anderen fleißig weiter, wo sie vorhin aufgehört hatte. Sie war froh, dass sie knien konnte, denn ein Schiff schwankte nun mal im Gegensatz zur heimatlichen Insel, und ihr war leicht schwindlig vom Rum, den ihr irgendjemand angedreht hatte. Beim Arbeiten murmelte sie beständig die Namen der verschiedenen Segel und Masten vor sich hin, die Frauke ihr versucht hatte beizubringen.
"Rahsegel, Schratsegel, oder Schrotsegel? Hauptsegel, Beisegel, Vorsegel ... waren das alle? Und jetzt die Spieren: Bugspriet ... Vor-Untermast ... Fogg-Flaggentopp ... Kreuz-untervor-rah-bugtopp ... Großkreuzbrummfall ... Besan-Kreuzvormast ... Großmittelgriffel ... ääh ... hat Frauke das wirklich so gesagt?"
Re: Im Auftrag des Falghaten...
Hein schaute sich die beiden verbissen schwitzenden Gestalten an und kratzte sich am Bart. "Immer mit der Ruhe Jocke, solange der Spion in Hörweite ist, werde ich keine sensiblen Informationen ausplaudern. Den werde ich mir zuerst vornehmen, dann werde ich etwas über die Schiffe erzählen." Er schaute die beiden ineinander verkeilten Kontrahenten durchdringend an. "Hey, Spion. Was glaubst du was du da tust? Glaubst du, es kümmert hier irgendeinen was du mit den edelsten Teilen vom Hauke machst?" Vom Hauke kam ein Geräusch, das man ungefähr mit "Hey, Moment mal..." übersetzten könnte. "Gut!" sagte Hein. "Glaubst du es gibt hier irgendjemanden AUSSER Hauke, den Es interessiert, was du mit dem Gemächt vom Hauke anstellst? Und glaubst du, du kannst dann noch entkommen, wenn du Hand an einen Kameraden gelegt hast?" Hein nickte Jocke und Ismael zu, die daraufhin zwei Armbrüste spannten. Mit kalten Augen schaute Hein den zerzausten verschwitzten Alten an.
Re: Im Auftrag des Falghaten...
Vadder fluchte innerlich. Er hätte dem um seinen Beutel fürchtenden Hauke einfach mit dem Kopf vor eine dieser Holzsäulen unter Deck hauen sollen und dann verschwinden sollen. Aber nein, er musste ja auf das Gerede vom Gerede hereinfallen. "Ähh, also ... ich will hier gar nichts nicht spionieren nicht, ich suche nur die Pöpke. Die soll hier angekommen sein. Hat man mir gesagt. Ähhh ..." Vadder wühlte in seinen Erinnerungen. Was sagten die noch immer auf der Bühne, wenn der böse Pirat den Helden hängen wollte? "Ähh ... purler?" Vadder strahlte Hein an.
Re: Im Auftrag des Falghaten...
"Was hat der gesagt?" "...was war das denn jetzt...." "...war das ne Sprache?" Gemurmel überall im Raum. Hein ahnte Schreckliches. "Sprich deutlich, Spion...so daß dich alle verstehen können!" Die kalten blauen Augen starrten den Alten durchdringend an.
Re: Im Auftrag des Falghaten...
Irgendetwas lief gewaltig schief. Scheinbar gab es zwar so ein Wort, aber offenbar war es nicht purler. Vadder nahm seine Zuflucht zur bewährten Tu-doof-und-lass-die-anderen-es-sagen-Methode. Er begann, etwas mit den Augen zu rollen und zu würgen: "Pp ... ppp ... ppp...." Hilfesuchend schaute er in die Runde.
Re: Im Auftrag des Falghaten...
"....arlee?" Fragte Hein mit einem diabolischen Grinsen.
Re: Im Auftrag des Falghaten...
Vadder setzte alles auf eine Karte. "Parlez, genau! Ich will reden. Und verhandeln."
Re: Im Auftrag des Falghaten...
Ein Raunen ging durch den Raum. "Er hat es gesagt" "...das unsägliche..." "...igittigitt..." "...ich hol schon mal die Taue..." Hein hob die Hände kurz und bat um Ruhe. "Um den Kodex kümmern wir uns gleich." sagte er. "Erst werden wir den Spion noch weiter befragen." Er grinste in die Runde. "So. Wer bist du und woher kommst du? Wie kommt ein Danglari nach Burgund? Du hast gesagt du suchst die Pöpke. Wer soll das sein "Die Pöpke"? Und wie kommst du darauf, das sie hier an Bord wäre?"
Re: Im Auftrag des Falghaten...
"Schön, dass wir uns endlich verstehen." Durch raschen Griffwechsel bekam Vadder eine Hand frei und manövrierte Haukes Gerätschaften erstmal von seiner Kehle weg. "Also ich suche, mit Verlaub, die Pöpke, meine Tochter eben. Die ist Rübenbäuerin, wie ich Rübenbauer bin. Und vor ein paar Wochen ist die mir beim Rübenernten einfach davongelaufen. Und dabei waren die Rüben dieses Jahr besonders dick und saftig, das hätte einen schönen Gewinn gegeben. Und wir wären sicherlich die reichsten Leute in Runkel geworden. Aber kaum haben wir zwei Tage ein paar Rübchen gezupft, war die Pöpke weg. Ich habe erst gedacht, die ist entführt worden, vom Rübenjost seinem Klaas, der war schon lange auf die Pöpke scharf, obwohl die viel lieber mit dem Van der Steg seinem Ulligen auf den Tanzboden gegangen ist. Und das, obwohl der im Verdacht stand, ein Begeher der Wege zu sein. Da bin ich also beim Jost seinem Klaas auf dem Feld vorbei und hab den mal flott gefragt, wo denn die Pöpke sei. Zuerst wollte der Jost nix sagen, da habe ich gedacht, der wüsste da was, aber nachdem sie ihm einen Eimer Wasser über den Kopf gekippt hatten, hat er gesagt, er würde ja gerne was sagen, aber er könnte nicht, weil er nichts wüsste, und außerdem hätte die Pöpke ihm auch schon das Knie in die Kacheln gehauen, als er sie am Abend vorher mit einer Präsentrübe überraschen wollte, und das sei doch ihre schönste Rübe gewesen, weswegen er den Kuss auch verdient hätte. Also hast Du meine kleine Pöpke küssen wollen, hab ich ihn gefragt. Und er hat dann gesagt dass ja, woraufhin ich ihm auch noch mal in die Kacheln getreten habe, weil er doch gerade so günstig da lag." Vadder holte Luft und ließ dem in der drangvollen Enge des Vaterherzens gestauten Sorgenbach freie Bahn. "Und als ich da so gehen wollte, schließlich ziehen sich die Rüben nicht von alleine, auch wenn die Oschenheimer das behaupten und so schwarze Rüben verkaufen, die das wohl tun sollen, meinte die Veske, dass sie die Pöpke auf dem Abort getroffen hätte, als die gerade ein Bündel unterm Dach rausgezogen hat und wegwollte. Und als die Veske die Pöpke dann gefragt hat, wo sie denn hinwolle, da hat die Pöpke was von einer Seereise gemurmelt. Und dann bin ich halt zum Hafen und hab da gefragt, ob einer meine Kleine gesehen hat. Und ganz höflich hab ich da gefragt und irgendwie hatte erst keiner meine Pöpke gesehen, und da wollte ich schon wieder zu den Rüben, weil die sich ja nicht von selbst ziehen, aber dann habe ich einen Kharator getroffen, der hatte die Pöpke gesehen und hat mich gleich gefragt, ob sie auf der Flucht vor der Läuterung wäre. Und dann habe ich darüber nachgedacht und habe entscheiden können, dass niemand die Pöpke läutern muss und habe ihm das auch gesagt, und so lange niemand die Jauchegrube ablässt, werden sie ihn in seinem dicken Kettenhemd auch nicht finden. Aber er war ja ein freundlicher Mann, und so hat er mir gesagt, als ich ihn höflich gefragt habe, dass er mitbekommen hat, wie eine kleine Frau so einen Schoner nach Burgund bestiegen hätte. Und weil er mir gleich so freundlich seinen Geldbeutel entgegengehalten hat, ohne dass ich ihn gefragt habe, habe ich gedacht, dann könnte ich ja auch gut hinterhersegeln, weil ich die Rüben ja alleine sowieso nicht ziehen kann und den Jost kann ich nicht fragen, weil sein Sohn doch jetzt erstmal Breichen essen muss, und außerdem zweigt der Jost dann immer Rüben ab. Und dann bin ich halt nach Burgund gereist und da im Hafen angekommen, wo wir uns getroffen haben, und da habe ich dann ganz höflich nach der Pöpke gefragt, und erst haben alle gelacht, weil sie so einen komischen Namen hätte, aber dann habe ich gesagt, dass meine Verstorbene, möge der Erbauer sie mit schönem Tagewerk beschäftigen, die Pöpke sehr geliebt hat, auch wenn die Pöpke immer etwas langsam an der Rübe war, und dass sie das nicht gut fände, wenn einer über die Pöpke lacht, und dann hat der eine Zimmermann mich gefragt, ob die Mutter vielleicht die Arschke wäre, die würde er nämlich kennen. Und da habe ich dann drüber nachgedacht, und weil meine Verflossene nicht die Arschke war, habe ich ihm das auch ganz höflich gesagt, aber dann kam die Wache und meinte, ich dürfte dem nicht einfach die Hand auf die Werkbank nageln, und erst recht nicht mit einem Schmiedenagel für Schiffsplanken, und dann bin ich lieber weggelaufen. Und dann habe ich erstmal bei einer höflichen jungen Dame übernachtet, die mich fragte, ob sie mir noch was zeigen könne, und ich dachte, vielleicht hat die ja die Pöpke gesehen und hat einen Zettel oder so. Und dann haben sie mich nicht gefunden, und dann dachte ich, ich frage doch mal bei Euch auf dem Schiff, und dann sollte die hinter dem Kistenstapel sein, aber da hat mich dann einer aufs Haupt gehauen, und den Rest kennt Ihr ja, mit Verlaub." Vadder schaute etwas unsicher in die Gegend.