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Ein Wintermärchen - Thread 1

Re: Ein Wintermärchen

Hollis

Bei dem Stichwort Anwalt erinnerte Hollis sich schlagartig, dass sie dringend ihren Anwalt anrufen wollte. Gibbs hatte ihr zwar versichert, dass die Rechtsabteilung des NCIS sich um alles nötige kümmern würde, aber die Sache war zu heikel, um sich allein nur auf die Bundesbehörde zu verlassen. Bei windigen Rechtsverdreher konnte man nie wissen wie sie eine Sache auslegten. Sie legte keinen Wert darauf, letztendlich selber auf der Anklage Bank zu sitzen. An Jethros Reaktion konnte sie erkennen, dass ihm die Informationen ebenso wenig befriedigten wie sie. Doch im Augenblick konnten sie nichts weiter tun als abwarten. Kaum das McGee mit seinen Ausführungen fertig war und sichtlich erleichtert nach Luft schnappte, wandte Hollis sich direkt an Gibbs` Fledermaus. „Abby, ich hoffe, Sie konnten ein paar brauchbare Hinweise in dem Teddy finden. Der kleine Plüschkerl ist ja leider mehr oder weniger unser einziges vorhandenes Beweismittel gegen Finch.“

Abby

Die junge Forensikerin sah unschlüssig zwischen Gibbs und seiner Freundin hin und her. Es war offensichtlich, dass sie die Frage lieber von ihm anstatt von ihr gehört hätte. Als Gibbs ihr jedoch zunickte und sie somit die offizielle Aufforderung zum reden erhalten hatte, legte sie sogleich los. „Also, an dem plüschigen Etwas war so ziemlich alles dran, was dran sein konnte. Von Blut, bis hin zu Erbrochenen über Urin und andere nicht ganz definierbare Substanzen, so ziemlich alles.“ Sie sah in die weniger begeisterten Gesichter der anderen Gäste und entschied, die Detail getreue Ausführung doch nicht ganz so ausführlich am Abendbrottisch zu erläutern. „Dass heißt, kurz gesagt, der arme kleine Kerl wurde ziemlich durch die Landschaft gezottelt. Oh Gott, ich darf gar nicht daran denken, wenn das jemand meinem Bert angetan hätte", schweifete die junge Goth ab und ein Blick von Gibbs genügte, um sie zum wesentlichen zurück zu bringen. "Uhm...ja, nur über seinen Mageninhalt konnte und hat mir der Teddy leider nicht viel verraten. Das Zeug, mit dem man ihn voll gestopft hatte, muss in einem verdammt dichten Beutel gewesen sein. Ich konnte bisher keinen Krümel, kein Staubkorn von Drogen nachweisen.“

Entschuldigend blickt sie zu Gibbs und hoffte, er würde nicht allzu wütend werden. „D-das heißt aber nicht, dass ich nicht weiter suchen werde, Gibbs. Versprochen! U-und wenn ich jede Faser des Bären einzeln unter das Mikroskop legen muss, ich finde was über das Schwein was dich so zugerichtet hat. Das schwöre ich dir“, fügte sie mit Nachdruck in der Stimme hinzu und überging die Tatsache, dass Finch nicht nur ihn zusammen geschlagen hatte.

Re: Ein Wintermärchen

Gibbs

"Ich weiß, Abby," lächelte der Chefermittler. Nachdem auch Tobias Fornell die derzeitigen spärlichen Erkenntnisse des FBIs offen gelegt hatte, grübelten alle Anwesenden eine Weile darüber nach, wie es am besten weiter gehen konnte. Doch es gab nur wenig zu tun im Moment. Da Maria Mondego vorerst in Sicherheit war, galt es nun vor allem auf eine Reaktion von Finchs Anwalt zu warten. Bis dahin würde Abby weiterhin nach Drogen suchen, während Hollis und Jethro ihre verschwundenen Aussagen über die Ereignisse auf dem Flughafen erneut zu Protokoll geben würden.

Der Silberfuchs vereinbarte, dass er am nächsten Morgen beim FBI erscheinen würden, um den offiziellen Gang der Ermittlungen aufrecht zu erhalten. Im Prinzip war es zwar egal, wo Fornell ihre Aussagen aufschrieb, aber bevor jemand auf die Idee kam, die Sache anzufechten, nahm Jethro lieber den Weg ins Hoovergebäude auf sich. Außerdem war er mittlerweile verdammt müde, was seine Gäste auch bemerkten und sich daher rasch auf den Heimweg machten.

Ducky war mit Shania nach oben verschwunden, und der Silberfuchs stieg ebenfalls die Stufen hoch, nachdem er sich von Tobias, Abby und McGee verabschiedet hatte. Ducky kniete in der Mitte des Raumes und begeisterte Shania mit seinem schier unerschöpflichen Vorrat an Zaubertricks und Geschichten. Als der alte Pathologe seinen Freund in der Tür bemerkte, erhob er sich. "Ich wünsche dir eine ruhige Nacht," erklärte er leise. Die beiden Freunde umarmten sich kurz, ehe Ducky leicht steif nach unten stieg.

Shania hingegen blickte Jethro mit großen Augen an. "Bettzeit," schmunzelte der Agent. "Guck mal im Bad, da steht eine Zahnbürste und Zahnpasta für dich, und die beiden roten Handtücher sind auch für dich. Okay?" Er reichte der Kleinen einen Schlafanzug, und Shania blickte ihn einen Moment lang abschätzend an. Der Silberfuchs spürte, dass sie darauf brannte, ihm zu widersprechen - Kelly hatte genau den gleichen Blick aufgesetzt, wenn sie schlafen gehen sollte. Doch offensichtlich beschloss die kleine Mexikanerin, ihren "Ersatzpapa" erst mal nicht auf die Probe zu stellen, sie griff nach dem Schlafanzug und huschte kichernd ins Bad.

Jethro blieb im Zimmer stehen und sah sich um. Shania hatte so gut wie nichts angefasst oder verändert, dennoch wirkte das Zimmer anders als sonst. Ungewohnt, aber lebendig. Langsam trat der Agent neben das Bett und schüttelte einladend die Decken auf. Shania tauchte wenige Minuten später wieder auf und sprang unternehmungslustig auf die Matratze, wo Jethro eine Weile ebenso begeistert mit ihr rangelte. Anschließend zog die Kleine ein Buch unter ihrem Kopfkissen hervor, was der Chefermittler auf der Stelle an Kellys Lieblings- Gute- Nacht- Geschichte erinnerte, die aus dem selben Buch stammte. Doch Shania wünschte sich eine andere Geschichte, und Jethro schaltete alles Licht außer der kleinen Leselampe aus und begann leise vorzulesen. Auch diese Geschichte hatte er Kelly unzählige Male vorgelesen, und die Erinnerung trieb ihm beim Lesen Tränen in die Augen. Er blickte nicht ein einziges Mal auf, erst als er die Geschichte beendet hatte, bemerkte er, dass Shania längst schlief. Langsam klappte er das Buch zu und blickte zur Tür.





Re: Ein Wintermärchen

Hollis + Abby

Nachdem Fornell sich als Erster verabschiedet und für das angenehme Abendessen bedankt hatte, halfen McGee und Abby beim abräumen. Sie sprachen nicht viel miteinander und wollten sich Dr. Mallard zum gehen anschließen, als Hollis Abby bat einen Moment zu bleiben. Tim nickte seiner Freundin zu und sagte ihr, dass er im Auto auf sie warten würde, während die junge Goth erwartungsvoll auf ihrer Unterlippe kaute.

Hollis hat eine Weile überlegt, ob es richtig sein würde mit Abby zu reden und beschlossen es zu tun. Ein gutes Verhältnis zu Gibbs´ Teammitglieder war ihr sehr wichtig und sie wollte eventuelle Missverständnisse aus der Welt räumen. „Hören Sie Abby, wir zwei sind bisher nicht richtig zum reden gekommen“, begann sie und versuchte der jungen Frau die Unsicherheit zu nehmen. „Uhm... wie soll ich sagen, ich weiß wie viel Gibbs Ihnen bedeutet und das Sie sich Sorgen um ihn machen.“

Abbys Mundwinkel zuckten und sie hatte ihre Lippe mittlerweile blutig gekaut. „Ja, das tue ich und ich will nicht, dass ihm jemand weh tut“, erwiderte sie fast ein wenig trotzig und sah Hollis herausfordernd an. Ihr war klar, dass sie sich nicht besser als ein Kleinkind benahm, aber so war sie nun mal und wenn es um Gibbs ging, konnte sie mit ihren Gefühlen einfach nicht hinter dem Berg halten.

Leise seufzend trat Hollis näher und strich sanft über ihren Arm. „Das will ich doch auch nicht, Abby.“

„Und warum sind Sie dann fortgezogen?“, wollte Abs noch immer ungläubig wissen. Sie musste gestehen, dass sie ihre Gegenüber nie unsymphatisch gefunden hatte, ganz im Gegenteil. Aber trotzdem war sie fortgegangen und hatte ihrem Silberfuchs weh getan. Das durfte nicht noch einmal passieren.

„Weil es zu dem Zeitpunkt die einzige Lösung war“, gestand Hollis und gab weiterhin zu, dass es ihre alleinige Entscheidung gewesen war. Eine Entscheidung, die mittlerweile aber der Vergangenheit angehörte. „Glauben Sie mir Abby, ich habe Jethro schrecklich gern und möchte genauso wenig, dass ihm weh getan wird. Das müssen Sie mir glauben.“

Ein zaghaftes und dann immer freundlicher werdendes Lächeln breitete sich auf Abbys Gesicht aus. Hollis´ Worte hatten sie beruhigt und sie glaubte der ehemaligen CID- Agentin. Die Frau liebte ihren Silberfuchs wirklich. „O.k., ich glaube Ihnen. Aber weh Sie tun ihm irgendwann weh“, drohte sie im spaßigen Unterton und drückte Hollis kurz an sich. „Und, dass Sie mir schön aufpassen, dass er auch wirklich das tut was Ducky ihm gesagt hat.“

„Ja, natürlich“, erwiderte Hollis lachend und sah wie die junge Goth zur Tür hinaus verschwand. Erleichtert über den glücklichen Ausgang des Gespräches machte sie sich anschließend auf die Suche nach ihrem Freund. Da er Shania ins Bett bringen wollte, nahm sie an ihn dort zu finden. Leise schlich sie nach oben und lauschte einen Moment lang Gibbs lesender Stimmte, bevor sie sich bemerkbar machte. Shania schlief und er sah sie mit traurigen, verschlafenen Augen an. Es war unübersehbar, dass der Agent geweint hatte. Schmunzelnd holte sie hinter ihrem Rücken eine Flasche französischen Wein hervor und winkte ihn zu sich. Gesundheit hin, Gesundheit her. Es wurde Zeit, dass sie auf ihr Hiersein nicht nur mit Kaffee oder Tee anstießen.



Re: Ein Wintermärchen

Gibbs

Auch Jethro konnte ein Schmunzeln nicht unterdrücken, als er Hollis mit der Flasche dort stehen sah. Das lange Sitzen hatte seine Glieder steif werden lassen, und so dauerte es eine Weile, bis er sich aufgerappelt hatte. Leise, um Shania nicht zu wecken, humpelte er langsam zur Tür und zog seine Freundin fest an sich. Nach einem letzten Blick auf das schlafende Kind machten beide es sich im Schlafzimmer gemütlich. Hollis hätte zwar das Wohnzimmer vorgezogen, doch Jethro war müde und legte keinen Wert darauf, die Treppen noch einmal in Angriff zu nehmen. Der Abend hatte ihn in mehr als einer Hinsicht erschöpft.

Hollis organisierte zwei Gläser und eine Kerze aus der Küche und verwandelte das Schlafzimmer innerhalb weniger Momente in ein stimmungsvolles Nest. Dankbar nahm Jethro das ihm angebotene Glas. "Ich glaube, das haben wir uns redlich verdient," stellte er leise fest. Seine Stimme war ungewöhnlich heiser und verriet, wie sehr ihn Shanias Anwesenheit aufwühlte. Er kroch unter der Decke langsam näher an Hollis heran, bis er sie fest in den Armen hielt und ihren Duft in sich aufsog. Nichts und niemand würde ihn noch einmal von dieser Frau trennen. Behutsam lehnte er seinen Kopf an ihre Schulter und schwieg. Ein Teil seiner Gedanken war noch immer bei Shania und bei Kelly, doch er spürte, das Hollis noch etwas anderes auf der Seele brannte. Er war gespannt, ob sie mittlerweile mit ihrem Bruder telefoniert hatte - und was es mit dieser mysteriösen Geschichte auf sich hatte.



Re: Ein Wintermärchen

Hollis

IhreHand verspielte sich im Pelz auf seiner Brust und sie genoss das gemeinsame Schweigen. Es gab eigentlich soviel zu bereden und so viele Dinge zu klären, doch sie wollte die gemütliche Atmosphäre nicht zerstören. Jedes Frage wäre zu viel und jedes Wort störend gewesen. Das Gespräch mit ihrem Bruder lag ihr noch immer schwer im Magen. Sie hatte es, so gut es ging, in den hintersten Winkel ihrer Gedanken verschoben und hoffte, das es vorerst dort bleiben würde. Aber sie merkte, dass Jethro darauf lauerte Antworten von ihr zu bekommen. Ein Antwort, auf Fragen, die sie unausgesprochen in seinen Augen lesen konnte. Antworten, die sie ihm aber nicht geben wollte. Daher suchte sie lieber ein Thema, das weniger verfänglich war.

Die Schulter hebend positionierte sie Gibbs´ Gesicht in ihre Richtung und legte die Stirn an seine. „Tobias war vorhin nicht sonderlich begeistert als ich ihm in der Küche erzählt habe, dass wir Diane begegnet sind. Er ist wirklich nicht gut auf sie zu sprechen und nachdem ihrem Auftritt, kann ich das durchaus verstehen.“ Grinsend küsste Hollis den Silberfuchs auf die Nasenspitze. „Da kann er nur hoffen, dass Emily mehr nach ihm als nach ihrer Mutter kommt. Wer hat es eigentlich länger mit ihr ausgehalten? Du oder er?“ Ihre Lippen wanderten dabei über sein Gesicht zu seinem Ohr. Sie wusste, dass sie sich auch diese Nacht gedulden mussten, aber es sprach nichts gegen ein bisschen zu schmusen. Dabei war sie ihm nah und das Warten auf Mehr nicht so lange. „Wie kommt es , dass ihr keine Kinder hattet?“, rutschte ihr dabei gedankenverloren heraus und das, obwohl sie keine verfänglichen Fragen stellen wollte. Zärtlich liebkoste sie ihn weiter und hoffte, dass er ihre Frage nicht mit einer Gegenfrage beantwortete.

Re: Ein Wintermärchen

Gibbs

Der Agent genoss jede ihrer Berührungen. Es dauerte lange, ehe er ruhig antwortete. "Wir waren nicht lange verheiratet... etwa achzehn Monate. Bei Tobias hat es länger gedauert, ich war beinahe soweit, ihm zu gratulieren. Ich weiß noch genau, wie sehr er sich gefreut hat, als Diane ihm von der Schwangerschaft erzählt hat. Er hat lange gezögert, mir davon zu erzählen, weil... nun ja, es ist wohl nie einfach, die Exfrau seines Freundes zu heiraten und ihm anschließend zu erzählen, wie glücklich man mit ihr ist. Die beiden waren fast vier Jahre verheiratet, Tobias hatte Tränen in den Augen, als Emily endlich auf der Welt war. Aber noch vor ihrem ersten Geburtstag hat Diane die Scheidung eingereicht."

Er schwieg erneut und erwiderte Hollis' Zärtlichkeiten, ehe er sich überwand, auch ihre zweite Frage zu beantworten. "Diane wollte schon immer Kinder, am liebsten fünf auf einmal," begann er. "Aber mir ist damals nicht klar gewesen, dass ich dazu nicht bereit war. Ich wollte keine Kinder, ich will es heute noch nicht. Ich hätte... ich würde es nicht ertragen, sie noch einmal zu verlieren." Seine Stimme drohte bei den letzten Worten verdächtig zu kippen, und er vergrub seine Lippen rasch an ihrem Hals. Beide kuschelten eine Weile schweigend miteinander, verwöhnten sich gegenseitig mit zärtlichen Küssen und sanften Streicheleinheiten. Doch Jethro spürte, dass er die Sache zu Ende bringen musste.

"Die Ehe von Diane und mir... stand wohl unter keinem guten Stern," seufzte er leise. "Sie hat mir damals den Kopf verdreht, ich habe gedacht, ich könnte es schaffen und wieder glücklich werden. Aber wir... wir waren zu verschieden. Sie hat nie begriffen, was meine Arbeit mir bedeutet, das hat sie auch später bei Tobias nicht. Sie hat immer geglaubt, dass man diesen Job macht, um eines Tages berühmt zu sein und Direktor zu werden - nun, ich hätte mich eher erschießen lassen, als Morrows Job zu übernehmen."

Ein leises Glucksen begleitete den letzten Satz, der Silberfuchs erinnerte sich einen Moment lang an den alten Direktor, der damals gerade erst diesen Posten übernommen hatte. Seine ruhige, bestimmte Art hatte dazu beigetragen, dass er den NCIS anschließend lange und gut geleitet hatte. Jethro hatte den alten Mann gemocht, ihr Verhältnis war von Vertrauen und Respekt geprägt gewesen. Dennoch hatte Morrow nie Zweifel daran gelassen, wer die Zügel in der Hand hielt - ebensowenig wie Gibbs niemals einen Befehl dieses Direktors missachtet hätte, auch wenn er mehr als einmal verdammt nah dran gewesen war. Sein Verhältnis zu Leon Vance hingegen war damit nicht mal ansatzweise zu vergleichen, vor allem, weil er sich unter Jenny an eine Menge Freiheiten gewöhnt hatte - und Leon war kein Mensch, den er als Autorität anerkennen konnte. Der neue Direktor hatte viele Stärken, er hatte diesen Job verdient und er machte ihn gut. Jethro war nicht bereit, sich von ihm in seinen Ermittlungen behindern zu lassen, doch noch war seine Loyalität gegenüber der Behörde zu groß. Der Direktor war der Direktor, und man befolgte seine Befehle, ob man wollte oder nicht.

Ein sanfter Biss von Hollis in sein Ohr riss ihn aus seinen Gedanken. "Ich hatte damals eine komplizierte Ermittlung," fuhr er leise fort. "Ich weiß nicht, ob du dich an den Prozess um Kyle Boone erinnern kannst? Er ist vor gut zwei Jahren hingerichtet worden." Die Erleichterung darüber sprach noch immer aus seinen Worten. "Damals... es war eine der schwersten Ermittlungen, die ich je geleitet habe. Boone ist hochintelligent, er hat mit uns Katz und Maus gespielt. Er war einfach nicht zu knacken, wir konnten die Leichen einfach nicht finden. Er hat uns zum Narren gehalten!!!" Die Erinnerungen an die damaligen Ermittlungen drohten den Agenten erneut zu überwältigen, und er musste mehrfach tief durchatmen, um wieder zur Ruhe zu kommen. "Der Bastard hat mich fertiggemacht," fuhr er schließlich fort. "Es... es war eine schwere Zeit, und zwischen Diane und mir hat es schon vorher immer wieder gekriselt. Eines Nachmittags bin ich beim Verhör zusammengebrochen, Jenny hat mich nach Hause gebracht. Was danach passiert ist, weiß ich nicht genau. Ich habe mir später zusammengereimt, dass ich von Shannon geträumt haben muss, als Diane nach Hause kam. Sie hat mir vorgeworfen, dass ich sie betrügen würde, hat wie eine Furie herumgetobt und es irgendwie geschafft, mir ihren Golfschläger über den Schädel zu ziehen."

Er schwieg erneut, er spürte, dass Hollis Hand liebevoll über seinen Hinterkopf strich. Vorsichtig legte er seine Finger über ihre und ermunterte sie, unter den Haaren auf Wanderschaft zu gehen, bis sie die Konturen der Narbe entdeckten. Langsam atmete der Agent aus und drückte Hollis einen sanften Kuss auf die Nasenspitze. Noch nie hatte er jemandem von diesem Tag erzählt, auch wenn die meisten seiner Bekannten darüber Bescheid wussten. Um die Golfschlägerattacke rankten sich mittlerweile eine Menge Mythen, und vermutlich entsprach nicht einmal die Hälfte von ihnen auch nur ansatzweise der Wahrheit.

Der Silberfuchs wandte sich erneut dem warmen, vertrauten Körper an seiner Seite zu. Im gleichen Moment fiel ihm unpassenderweise ein, dass er seine Thromboseprophylaxe beinahe schon wieder vergessen hätte. Allerdings war er viel zu müde, um noch einmal ins Badezimmer zu humpeln - und er wusste, dass Hollis sich ein wenig vor dem Anblick gruselte. Abgesehen davon war es ihm entschieden zu unromantisch, sich jetzt einfach von ihr wegzudrehen. Also beschloss er, zu warten, bis sie eingeschlafen war, dann würde sie hoffentlich nichts davon mitbekommen. Genüsslich kuschelte er sich an sie und fuhr mit der Zunge über ihre Brust - soweit sie nicht von Verbandsmaterial bedeckt war. "Und du?" fragte er leise, während seine Lippen mit Küssen beschäftigt waren. "Warum hat eine liebevolle Frau wie du keine Kinder?"



Re: Ein Wintermärchen

Hollis

Das kribbelnde Verlangen, mehr als nur zu kuscheln, wuchs aller Vernunft zum Trotz und Hollis Atem wurde durch seine verführerischen Berührungen automatisch schneller. Seine Worte hatten ihr gezeigt, dass das Eis zwischen ihnen immer mehr zu tauen begonnen hatte und sie sich in jeglicher Hinsicht näher als vor über einem Jahr waren. Trotzdem hob sie erschrocken den Kopf und sah ihn verunsichert an. Es war nur eine Frage der Zeit gewesen, dass die Sprache auf sie im Zusammenhang mit Kindern zurück kam. Die Versuchung, ihm erneut auszuweichen war groß und die Angst, darüber zu sprechen noch größer. Doch sie hatten mittlerweile eine Vertrautheit erreicht, an die sie nie zu hoffen gewagt hatte. Eine Vertrautheit, die sie durch ihr Schweigen nicht gefährden durfte. Gibbs´ Blick ausweichend vergrub die blonde Frau das Gesicht an seiner Schulter und spürte wie Tränen in ihr aufstiegen. Sie wollte nicht weinen, nicht schon wieder und schon gar nicht in seiner Nähe. Aber der Schutzpanzer, den sie all die Jahre um sich herum aufgebaut hatte, war alt und brüchig geworden. Shanias Anwesenheit und Dustins Anrufe hatten ihm unreparierbare Risse verpasst. Risse, die ihn zu zersprengen drohten und ihr verdeutlichten wie tief der Schmerz noch immer saß.

„Die Frage war nie von Bedeutung, d-denn i-ich kann keine Kinder mehr bekommen“, begann sie stockend zu flüstern und verschluckte den Rest des Satzes in einem Schluchzen. Wie schon so oft in ihrem Leben verfluchte sie sich dafür. Sie verfluchte sich für die Entscheidung schwanger nach Somalia zurückgegangen zu sein. Dafür, dass sie dieses Risiko auf sich genommen hatte und damit für den Tod ihre ungeborenen Kindes verantwortlich war. Bisher war es einfach gewesen zu verdrängen und nicht darüber nachzudenken, aber seit ein paar Wochen waren die alten Schuldgefühle wieder da. Die Schuld und auch der Wunsch nach etwas eigenem, nach einem kleinen Menschen der in einem hätte weiterleben können. Sie vergrub das Gesicht immer fester an Jethros Hals und vermied aufzublicken. Ihre Hände wanderten ruhelos suchend über seinen Körper und sie wollte das fortsetzen, womit sie schon am Morgen versucht hatte zu vergessen. Der schwache Versuch Trost zu finden und keine Antworten geben zu müssen.



Re: Ein Wintermärchen

Gibbs

Liebevoll wanderten die Hände des Agenten über den zitternden Körper in seinen Armen. Er wusste nur zu gut, wie Hollis sich fühlte, auch er selbst hatte seine schmerzhaften Erinnerungen lange Zeit erfolgreich verdrängt. Doch er wusste auch, dass es auf Dauer nichts half - und das es manchmal leichter wurde, wenn man die Erinnerungen teilte. Er spürte, dass sie sich Vorwürfe machte, auch wenn er nicht wusste, warum.

"Nicht mehr, Holly?" raunte er sanft, aber unnachgiebig in ihr Ohr. "Was ist passiert? Was hast du getan, das du dir selbst nicht verzeihen kannst? Und glaub mir, ich weiß, wie du dich fühlst..." Er vergrub sein Gesicht in ihren Haaren und atmete langsam ein und aus, ehe er weitersprach. "Es wird nicht besser, wenn du dir nicht selbst nicht vergeben kannst. Dinge passieren. Schreckliche Dinge. Dinge, die nie geschehen dürften. Aber sie geschehen - und sie werden sich nicht mehr ändern. Egal, du damit klarkommst oder nicht." Er schwieg erneut, weil ihn die Erinnerung an den schrecklichsten Sommer seines Lebens überwältigte.

Was auch immer in Hollis Vergangenheit geschehen war, Jethro musste zugeben, dass sie es zumindest äußerlich besser verkraftet hatte als er. Weder war sie zu einem verbitterten, knurrigen Bastard geworden noch hatte sie irgendwelche Ex-Männer. Doch trotz allem hatte sie es noch nicht überwunden - vielleicht war es nicht nur für ihn selbst Zeit, sich der Vergangenheit zu stellen.



Re: Ein Wintermärchen

Hollis

Verzweifelt krallte sie ihre Hände in seinen Rücken und versuchte sich wieder unter Kontrolle zu bringen. Doch das war leichter gesagt als getan. Es funktionierte nicht. Sie konnte nicht aufhören zu weinen und sie konnte ihm auch nicht sagen was geschehen war. „Jethro, es tut mir leid. Ich kann nicht - noch nicht“, war alles was sie hervorbrachte während ihr noch immer Tränen über das Gesicht liefen. Sie brauchte noch eine Weile bevor sie schniefend aufblickte und es schaffte ein winziges Lächeln zu Stande zu bringen. „Gibt es nicht so einen blöden Spruch „Was uns nicht umbringt, macht uns stärker“? Du hast irgendwann einmal gesagt, dass es Dinge in Deinem Leben gibt, auf die du nicht sonderlich stolz bist, die gibt es auch in meinem.“ Sie lachte leise auf. „Es ist erschreckend wie ähnlich wir uns in gewisser Weise sind. Man macht Fehler, schafft es sie zu verdrängen und bereut sie Jahre später.“

Vorsichtig schob sie sich in eine bequemere Position und zog die Decke enger um sich. Sie verfluchte ihren Gesundheitszustand. Es hätte alles so einfach sein können. Eine durch liebte Nacht ohne Fragen und ohne Antworten. Doch statt dessen lagen sie hier und kämpften gegen schmerzliche Erinnerungen. Noch einmal schob sie sich nach oben, gab ihm einen zärtlichen Kuss und kuschelte sich gemütlich an seine Seite. „Lass uns schlafen. Morgen wird wieder ein anstrengender Tag und wer kann schon wissen, wann uns der kleine lebende Wecker morgen früh aus den Federn wirft.“

Re: Ein Wintermärchen

Gibbs

Der Silberfuchs blieb ruhig liegen und strich Hollis zärtlich über den Rücken. Er zuckte nicht einmal mit der Wimper, als ihre Finger tiefe Furchen durch Ethans Hinterlassenschaften zogen. Er hielt sie einfach nur fest und streichelte die blonde Frau, bis sie sich langsam beruhigte. Liebevoll betrachtete er das verheulte Gesicht und fühlte sich unweigerlich an sich selbst erinnert. Wie oft hatte er selbst so dagelegen? Er hatte es nie gezählt, genauso wenig wie die anderen Nächte, in denen er keine Tränen mehr übrig gehabt hatte. Nächte, in denen er entweder schlaflos dagelegen oder seinen Kummer im Alkohol ertränkt hatte. Und den Großteil der verbleibenen Nächte hatte er damit verbracht, im Keller am Boot zu bauen.

"Und du wirfst mir vor, dich aus meinem Leben auszuschließen," flüsterte der Agent liebevoll, als Hollis schließlich eingeschlafen war. "Oh Holly, wer hat dir nur so wehgetan?" Sanft küsste er ihr Haar und schob sich anschließend behautsam aus ihrer Umarmung, ohne sie dabei aufzuwecken. Er wagte es nicht, das Licht anzuschalten, daher tastete er im Schein der Kerze nach seinen Medikamenten und brachte den störenden Pieks rasch hinter sich. Anschließend löschte er sorgfältig die Kerze und kuschelte sich erneut zu Hollis unter die Decke.

Ihr Schlaf war unruhig, ihre Hände tasteten umher und es würde nicht lange dauern, bis sie erwachte. Vorsichtig schob der Agent sich wieder nah an sie, und als die Hände gefunden hatten, was sie suchten, kam auch der Rest des Körpers wieder zur Ruhe. Während ihr Kopf auf seiner Brust ruhte, gab Jethro sich erneut den Erinnerungen hin, ehe auch er schließlich tief und fest einschlief.