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Ein Wintermärchen - Thread 1

Re: Ein Wintermärchen

Hollis

Die Fahrt dauerte auf Grund der Witterung länger als geplant. Einige Straßen waren gesperrt und sie mussten mehrere Umleitungen in Kauf nehmen. Shania war völlig überdreht und redete in einem fort. Sie konnte es kaum erwarten ihre Mutter zu sehen. Hollis versuchte sie ein wenig mit spielen abzulenken und zu beruhigen, was ihr jedoch nur zum Teil gelang. Erst als sie das Gelände des Gefängnisses erreichten und vor dem imposanten Gebäude standen, wurde das kleine Mädchen schlagartig still und ergriff ihre Hand.

„Ich hoffe, man nimmt uns hier vorher nicht komplett auseinander und Tobias hat uns angemeldet“, bemerkte Hollis skeptisch als sie die Anmeldung erreichten und ihre Ausweise vorzeigten. Während der Beamte am Empfang sich alle Zeit der Welt ließ ihre Fotos mit ihren Gesichtern zu vergleichen, tauchte im Hintergrund eine maskuline dunkelhaarige Vollzugsbeamtin auf. „Gibt es denn so etwas. Lt. Col. Mann, so sieht man sich wieder“, begrüßte die Frau sie ohne Umschweife, nickte Gibbs freundlich zu und musterte aufmerksam seine Partnerin.

Hollis wandte sich verblüfft um und schüttelte lachend den Kopf. „Nein, das gibt es nicht. Susan, seit bist du denn hier?“

Die Beamtin reichte ihr die Hand und strich Shania freundlich übers Haar. Dann klopfte sie sich auf ihr rechtes Knie und machte damit hörbar auf eine Beinprothese aufmerksam. „Seit ich hiermit für die Army nicht mehr von Nutzen bin, habe ich hier die Möglichkeit gefunden den Damen der Anstalt bei Bedarf mit Schwung in den Hintern zu treten.“

„Alles klar, ich verstehe“, erwiderte Hollis grinsend und wandte sich zu Gibbs um. „Jethro, darf ich dir Army Lt. Susan Kendall vorstellen, wir waren vor meiner Zeit beim CID in der selben Einheit.“

Die dunkelhaarige Frau reichte Gibbs die Hand und griff mit festem Händedruck zu. „Angenehm Sie kennen zu lernen, Special Agent Gibbs. Man sagte mir, dass sie beide mit der Kleinen kommen würden. Wenn ich Sie dann bitten dürfte, die reinen Routinekontrollen.“ Dabei wies sie Gibbs einen Beamten zu und bat Hollis und Shania ihr zu folgen.

Re: Ein Wintermärchen

Gibbs

Der Chefermittler lächelte, als er die dunkelhaarige Frau musterte. Er erinnerte sich, sie bei seinem Einsatz im November bereits gesehen zu haben, doch vermutlich erinnerte sie sich nicht mehr an ihn - sie waren sich nie vorgestellt worden. Das Lächeln verschwand, als ein Beamter im Format eines Kleiderschranks sich vor ihm postierte und ihn aufforderte, ihm in den Nachbarraum zu folgen. Jethro warf Hollis einen langen Bick zu, der deutlich sagte: Pass gut auf die Kleine auf - und auf dich auch! Doch da Hollis die Dame offensichtlich gut kannte, bestand kein Grund zur Besorgnis.

Der Kleiderschrank baute sich mit schlecht gelauntem Blick vor dem Agenten auf und forderte ihn als erstes auf, das Sakko abzulegen, ehe er begann, ihn sorgfältig abzutasten. "Was ist das?" fragte er, als er bis zur Schiene gekommen war. "Ein Bänderriss," antwortete Jethro bemüht geduldig. "Früher gab es für sowas mal Gipsverbände, heute gibt es das auch als Mehrweg- Variante." Der Beamte schien den Humor nicht wahrzunehmen. "Ausziehen!" forderte er mürrisch. Jethro hätte beinahe laut losgelacht, doch er setzte sich gehorsam auf den einzigen Stuhl und löste die Schiene. "Zufrieden?" fragte er belustigt, als er das angewiederte Gesicht des Beamten bemerkte. Wenig später hatte er den Plastikverband zurück und musste nur noch den Metalldetektor über sich ergehen lassen. Da es hier ebensowenig Beanstandungen gab wie am Inhalt seiner Jacke, konnte er schließlich den Visitationsraum endlich verlassen.

Shania und Hollis warteten bereits ungeduldig auf dem Flur, auch Mrs. Kendall lachte. "Bill war mal wieder übergründlich, hm?" schmunzelte sie angesichts der finsteren Mine des Agenten. "Nun denn, dann kann es ja losgehen. Ich nehme an, sie kennen die Regeln ebenfalls? Keine Berührungen, keine Gegenstände, laut genug sprechen..." Jethro nickte. "Ich war mehr als einmal hier," erklärte er. "Gut," antwortete Susan. "Shania, weißt du auch noch, was ich dir grade gesagt habe?" Die Kleine nickte. "Ich darf meiner Mama nichts geben und sie darf mir auch nichts geben. Nur ein Küsschen." Susan nickte, und die vier machten sich auf den Weg in den Besucherraum.

"Ich habe mit Susan gesprochen," raunte Hollis ihrem Freund leise zu, während sie aufmerksam die Umgebung betrachtete. "Eigentlich dürfte Mrs. Mondego Shania nicht einmal in den Arm nehmen, aber Susan wird ein Auge zudrücken. Dafür fällt die Ausgangskontrolle ein bisschen strenger aus. Aber keine Sorge, ich bleibe bei ihr - und Susan ist sehr nett zu Shania." Der Agent nickte leicht, während auch er sich aufmerksam umsah. Direktor Helsey war nirgends zu sehen, aber die Gänge waren Jethro auf unangenehme Weise vertraut. Er musste sich beherrschen, um nicht zusammen zu zucken, als an einem der Gitter plötzlich ein vertrautes Gesicht auftauchte - eine der Damen, die McGee damals bedroht hatten. Doch er beachtete sie nicht und folgte mit festen Schritten ihrer Führerin.

"Da wären wir," stellte Susan fest und öffnete eine Tür. Kaum, dass Shania ihre Mutter entdeckte, waren alle Versprechen vergessen. Die Kleine quietsche auf und flog regelrecht in die ausgestreckten Arme von Mrs. Mondego. Minutenlang war nichts zu hören außer dem Schluchzen von Mutter und Tochter, ehe Susan sich leise räusperte. Verstohlen blickte Mrs. Mondego auf und ließ ihre Tochter schuldbewusst wieder auf den Boden sinken. Ein aufforderndes Nicken des Agenten ließ alle vier am Tisch Platz nehmen, während Susan sich etwas entfernt an die Wand stellte und das Geschehen aufmerksam beobachtete.



Re: Ein Wintermärchen

Hollis

Shanias Mutter brauchte eine Weile bis sie sich vor lauter Aufregung gefasst und alle Fragen ihrer Tochter beantwortet hatte. Sie war sichtlich erleichtert, dass es dem kleinen Mädchen gut ging und die zwei Agenten sich ihrer angenommen hatte. Sie bedankte sich mehrfach überschwänglich, bis Hollis die Sprache zurück auf das Wesentliche brachte.

„Schon gut Sie Mrs. Mondego, Sie müssen sich nicht bedanken. Wir haben Shania gerne aufgenommen. Die Hauptsache ist im Moment, dass es Ihnen auch gut geht und Sie so schnell wie möglich hier herauskommen. Alles andere ist mehr oder weniger nebensächlich.“

„Das klingt aus Ihrem Mund so einfach, Ma´am. A-aber mein Anwalt sagt...“, dabei warf sie einen traurigen Blick zu ihrer Tochter und wurde etwas leiser. „dass es bis zum Prozess noch lange dauern kann und ich auf jeden Fall so lange in Untersuchungshaft bleiben muss. Man wirft mir Dinge vor die ich nicht getan habe. Ich wusste nicht das Ethan Drogen geschmuggelt hat. Ich habe damit nichts zu tun, das müssen Sie mir glauben!“ Aus dem Gesicht der Mutter sprach Verzweiflung und sie ballte eine Hand zur Faust. Shanias Blick wanderte indes unruhig von einem zum anderen. Die Kleine war sichtlich durcheinander und kämpfte mit den Tränen. „Mommy, musst du jetzt für immer hier bleiben. Das darfst du nicht. Du hast nichts Böses gemacht“, und ehe sich die Erwachsenen versahen, war sie auch schon aufgesprungen und ihrer Mutter erneut in die Arme gerannt.

Erschrocken und ergriffen zugleich war keiner schnell genug in der Lage  zu reagieren. Erst die Vollzugsbeamtin das Mädchen aus Marias Armen nehmen wollte und Shania wie wild zu strampeln begann, griff Hollis ein. Gemeinsam mit ihrer Mutter schafften sie es, mit viel guten Zureden die Kleine zu beruhigen und auf ihren Platz zurück zu bringen. Weinende flüchtete Shania sich auf Gibbs´ Schoss und vergrub ihr Gesicht an seiner Brust.

„Hollis, so geht das nicht“, bemerkte die Beamtin leise mit einem flüchtigen Blick zu dem Mädchen „Es ist besser, wenn sich einer von Euch beiden mit der Angeklagten alleine unterhält und das Mädchen so lange draußen wartet. Uhm, soviel ich mitbekommen habe, bist du nicht mehr im Dienst, also wäre es besser...“

Hollis hob verstehend die Hand und warf einen kurzen Blick zu Gibbs. „Ja, o.k. natürlich, Ein offizieller Bundesbeamter ist besser als eine Zivilperson. Kein Problem.“

„Versteh mich nicht falsch, es ist besser so. Wenn du willst, kann ich auch mit kommen und schicke jemand anderen rein?“, fügte Susan hinzu und sah wie die ehemalige CID- Agentin zustimmend nickte.

Re: Ein Wintermärchen

Gibbs

Der Ermittler nickte ebenfalls, strich Shania noch einmal über den Kopf und reichte sie Hollis herüber. Beinahe im gleichen Augenblick erschien Susans Kollege in der Tür, Jethro erkannte strinrunzelnd, dass es sich um den überkorrekten Bill handelte. Doch er ließ sich nicht davon ablenken und wandte sich wieder Maria zu, die schon wieder den Kopf zu verlieren drohte. "Hören Sie, Mrs. Mondego," erklärte er ruhig und bestimmt. "Ich weiß, dass das hier mit Sicherheit nicht einfach für Sie ist. Aber Sie müssen sich jetzt konzentrieren, wir haben nicht mehr viel Zeit. Ich bin nicht ihr Anwalt, deswegen habe ich kein Recht, unbeobachtet mit ihnen zu sprechen. Aber wir werden alles unternehmen, was in unserer Macht steht, um Sie hier raus zu holen, das müssen Sie mir glauben."

Maria Mondego nickte unter Tränen. "Ich... es ist so schrecklich!! Ich wusste nichts von Ethans Geschäften! Hätte ich es gewusst, wäre ich nie mit ihm gegangen! Bitte, Sie müssen mir..." "Wir glauben Ihnen," unterbrach Jethro sie ungeduldig. Die Besuchszeit würde in wenigen Minuten vorbei sein, und Bill war nicht der Typ für Karenzminuten. "Wir kriegen das schon hin. Treffen Sie sich mit ihrem Anwalt, und unterschreiben Sie nichts, egal, was man Ihnen verspricht." Er suchte noch immer nach einer Möglichkeit, Maria mitzuteilen, warum sie nicht entlassen werden konnte. Doch sollte Bill - und damit unter Umständen Ethans Anwalt - erfahren, dass er mit Fornell unter einer Decke steckte und den Fall künstlich aufrecht erhielt, war alles verloren. Er konnte Maria nicht sagen, dass sie Fornell vertrauen musste - zumindest nicht direkt.

"Vermutlich wird auch das FBI sie verhören," erklärte er, während Bill bereits nachdrücklich auf die Uhr sah. Jethros eigene Uhr zeigte, dass noch zwei Minuten Zeit waren, aber es war besser, sich zu diesem Zeitpunkt nicht mit dem Wachpersonal zu streiten. "Sollte Agent Fornell Sie aufsuchen, grüßen Sie ihn von mir," fügte er hinzu. "Sie kennen ihn?!" fragte Maria verwirrt. "Mir wurde gesagt, dass er mich verhören will, allein beim Gedanken daran ist mir Angst und Bange geworden. Man hört so viel über die Verhöre des FBI! Ich habe Angst, Agent Gibbs! Angst um mein Leben! Verstehen Sie das?!"

Jethro nickte. "Er ist ein alter Bekannter von mir," erklärte er ruhig. "Ein harter Hund, wir stoßen immer wieder bei dem einen oder anderen Fall zusammen. Er kann ziemlich laut knurren, aber unter uns: sie wissen, was man über bellende Hunde sagt, nicht wahr?" Der verächtliche Ton seiner Stimme war bei den letzten Worten nicht zu überhören. Maria nickte vorsichtig, Jethro war nicht sicher, ob sie ihn wirklich verstanden hatte, aber er hatte keine Zeit mehr. Bill trat einen Schritt vor, und der Ermittler erhob sich und reichte Mrs. Mondego die Hand.

"Er hat eine Tochter in Shanias Alter," fügte er gleichzeitig hinzu. Er gab sich Mühe, die Worte möglichst belanglos klingen zu lassen und hoffte, dass Maria verstand. Ohne sich noch einmal umzudrehen, verließ er den Raum und ließ eine sprachlose Angeklagte zurück, die nicht wusste, ob sie nun Hoffnung schöpfen oder vollständig verzweifeln sollte. Der Blick der Aufseherin, die sie wenige Augenblicke später abholte, schien eher für letzteres zu plädieren. "Kannten Sie den Mann?" begann Maria vorsichtig ein Gespräch, während sie zur Zelle zurückgingen. "Agent Gibbs?" lachte die Frau. "Ich glaube, den kennt hier jeder... zumindest ist er bei denen, die er verhört hat, außerordentlich gefürchtet. Ich finde, er hat wirklich etwas Unheimliches an sich. Kein Mann, dem man nachts auf der Straße begegnen möchte..." Sie lachte.

"Was haben Sie getan, dass er zu Ihnen wollte?" fragte die uniformierte Frau neugierig weiter. "Ich dachte, Sie sind wegen Drogen hier - haben Sie einem Marine schlechten Stoff verkauft? Drogen fallen doch sonst gar nicht in die Zuständigkeit des NCIS..." Sie schloss die Zellentür auf und ignorierte den entsetzten Blick der Gefangenen. "Na ja, das soll nicht mein Problem sein," erklärte sie schulterzuckend. "Das letzte Mal, als Gibbs und Fornell sich hier über die Zuständigkeiten gestritten haben, sind angeblich Stühle geflogen. Meine Güte, die zwei sind wirklich verfeindet wie Hund und Katze... Die müssten Sie wirklich mal zusammen erleben!" Maria Mondego blickte der Aufseherin nach und wusste nun wirklich nicht mehr, was sie denken sollte. Zum einen hatte sie einen ganz anderen Eindruck von Jethro Gibbs gewonnen, und zum anderen: wenn die beiden so verfeindet waren, woher wusste der NCIS- Agent, dass sein FBI- Kollege eine Tochter hatte? Und noch dazu, wie alt sie war?! Irgendetwas konnte hier nicht stimmen, doch Maria hatte wenig Hoffnung, dass sie es je erfahren würde. Seufzend ließ sie sich auf die kleine Pritsche fallen und strich zärtlich über das kleine Foto, dass ihr von Shania geblieben war.

Jethro wartete vor dem Raum, bis Bill ihm gefolgt war und ließ auch die abschließende Leibesvisitation mehr oder weniger widerspruchslos über sich ergehen. Auf eine erneute Inspektion der Schiene am Knöchel verzichtete Bill diesmal, dafür nahm er die Krücken noch genauer in Augenschein, ob dort irgendwelche verbotetenen Dinge versteckt worden waren. Schließlich war er zufrieden und entließ den grauhaarigen Besucher. Hollis und Shania waren ebenfalls längst fertig und warteten gemeinsam mit Susan im Foyer auf ihn.



Re: Ein Wintermärchen

Hollis

Selbst nachdem sie den Besuchsraum verlassen hatten, dauerte es noch eine ganze Weile bis Shania sich beruhigt hatte. Erst Hollis´ Aussicht auf eine Überraschung und ein Malheft von Susan schafften es sie abzulenken und ermöglichte den beiden Frauen ein paar Worte zu wechseln. Sie hatten sich seit einigen Jahren nicht gesehen und plauderten über diese und jenes. Über Susans Job im Gefängnis und Hollis Zeit bei der CID. Nur als der Army Lt. auf die gemeinsame Zeit in Somalia zu sprechen kam, blockte Hollis schlagartig ab und war froh, als die Besuchszeit dem Ende entgegen ging. Kaum das sie einige Zeit im Foyer standen und Gibbs kommen sahen, war Shania auch schon zu ihm gerannt. „Hat Mommy noch was gesagt? Wann darf ich noch mal zu ihr?“, wollte die Kleine sofort von ihm wissen.

„Wie sieht es eigentlich bei dir aus mit Kindern? Warst du nicht schwanger, nachdem wir aus Somalia zurück waren?“, bemerkte Susan grübelnd während sie der kleinen Mexikanerin hinterher sah. „Du und Robin, oh ja“, grinste die Beamtin. „Der Brigadier General und die junge Soldatin, eine Romanze wie aus dem Bilderbuch.“ Während die Vollzugsbeamtin sich an alte Zeiten erinnerte, wurde Hollis Mine ernst. Was in Susans Augen wie eine Romanze gewirkt haben musste, war für sie alles andere als das gewesen. „Hast du eigentlich je raus bekommen was damals in Afrika mit dem General passiert ist?“ Hollis schüttelte fast mechanisch den Kopf und sah mit versteinertem Blick gerade aus. Innerlich hatten Susans Worte sie mehr als aufgewühlt und es fiel ihr schwer der Frau zu antworten. „Aber wen interessieren schon die alten Geschichten. Nicht wahr?“, wechselte Susan zu Hollis´ Erleichterung auf Grund ihres offensichtlichen Schweigens das Thema und wollte stattdessen wissen: „Bist du mit ihm zusammen?“ Dabei warf sie einen anerkennenden Blick in Gibbs´ Richtung und musterte den Agent aufmerksam. „Soweit ich mich erinnere, war er im Zuge einer Ermittlung schon mal hier und machte seinem Ruf alle Ehre. Hm, ein harter Hund und interessanter Mann würde ich denken.“

Nachdem Hollis sich durch Susans letzte Frage wieder etwas gefangen hatte, schaffte sie es zu lächeln und mehr als nur zu nicken. „Ja, das ist er und ich kann mich glücklich schätzen, dass ihn kennen gelernt habe.“ Dann gab sie der Beamtin ihre Handynummer und bat sie einen fürsorglichen Blick auf Maria zu werfen, bevor sie sich, so gefasst wie möglich, wieder zu Gibbs und Shania gesellte. "Na ihr zwei, seid ihr soweit? Ich habe Hunger und du bist bestimmt neugierig auf deine Überraschung? Wie wäre es also mit Burger King oder McDonalds?", wollte sie wissen. Dabei ging sie in die Hocke und konnte gerade so das Gleichgewicht halten, als das Mädchen stürmisch die Arme um sie schlang.

Re: Ein Wintermärchen

Gibbs

Jethro benötigte all seine Überredungskunst, Shania von weiteren Fragen über ihre Mutter abzuhalten. Als Hollis sich näherte, spürte er, wie aufgewühlt sie war und fragte sich, über was die beiden Frauen wohl gesprochen haben mochten. Andererseits war ihm klar, das Hollis von sich aus darüber sprechen musste, alles andere war mehr oder weniger sinnlose Zeitverschwendung. Shania war mit den Mittagsplänen einverstanden, und so hockten die drei eine halbe Stunde später vor gut gefüllten Tabletts. Insbesondere Gibbs verschlang seine Burger etwa im gleichen Tempo wie Hollis ihre Pommes, was Shania ein ehrführchtiges Starren ins Gesicht zauberte.

"Und, was machen wir jetzt mit dem angebrochenen Tag?" mümmelte der Chefermittler mit vollem Mund. "Ich wollte noch mal im Büro vorbei und sehen, ob es was Neues gibt. Aber ich sollte besser allein dort auftauchen, bevor Leon misstrauisch wird. Oh, und Ducky will mich sicher auch noch mal sehen, ich kenne doch den alten Mann... Willst du noch eine kleine Shoppingtour unternehmen oder einfach einen Nachmittag deine Ruhe haben?"



Re: Ein Wintermärchen

Hollis

 „Ruhe klingt sehr verlockend, aber ich habe“, dabei strich sie Shania zärtlich über die Wange, „der kleinen Maus hier, eine Überraschung versprochen. Das heißt also, du setzt uns nachher unterwegs am Georgetown Cinema ab und wir zwei machen uns einen schönen Nachmittag.“

Bei dem Wort Kino begannen Shanias Augen zu leuchten und sie nickte sofort begeistert. Hollis erwiderte schmunzelnd ihren Blick und wandte sich dann zurück an Jethro. „Könntest du dir von Ducky bitte frisches Verbandsmaterial mitgeben lassen? Das heißt, insofern er so etwas vorrätig hat. Ich glaube, dass Wechseln der Binde bekommen wir heute Abend sicherlich alleine hin. Deswegen muss ich deinen Freund nicht noch mal belästigen.“

Jethro nickte ihr mit vollem Mund zu und hatte einen verschmitzten Ausdruck um die Augen. Der Gedanke, Hollis einen frischen Verband anzulegen, hatte etwas verlockendes.

Nachdem sie sich jeder noch ein Eis gegönnt hatten und Shania noch ein wenig herumgetollt war, drängte Gibbs zum Aufbruch. Die Straßen waren mittlerweile fast überall geräumt und ermöglichten ein schnelles Durchkommen. Auf Grund einer Umleitung mussten sie jedoch an der Stelle wo Jennifer Shepards ehemaliges Haus gestanden hatte vorbei und erreichten kurze Zeit später das Kino. Kaum dort angekommen, suchte Gibbs erst gar nicht lange nach einem Parkplatz, sondern hielt kurzerhand in der zweiten Reihe. Mit einem Kuss und einem „Bis später“, waren Hollis und Shania auch sogleich ausgestiegen und er machte sich in seinem üblich rasanten Fahrstil auf den Weg ins Hauptquartier.




Re: Ein Wintermärchen

Gibbs

Nachdem der Agent den Navy Yard erreicht hatte, drückte er als erstes den Knopf für den dritten Stock. Tony und Ziva waren in einen neuen Fall verwickelt, den Vance sehr genau beobachtete. Daher konnte Ziva ihm nur sehr knapp mitteilen, dass es im Fall Mondego keine wirklichen Fortschritte gab. Glücklicherweise hatte Ethans Anwalt offensichtlich noch nichts von der Finte mitbekommen und ging weiter davon aus, dass das FBI eher an Maria als an seinem Mandanten interessiert war.

Nachdem der Agent seine E-Mails abgerufen hatte, machte er sich rasch auf den Weg in die Pathologie, da ihm klar war, dass er ohnehin nicht mehr herausfinden würde. Tony hatte in typischer DiNozzo-Manier sehr ausschweifend deutlich gemacht, dass der Direktor dem Braten nicht traute und ihre Aktivitäten genau im Auge behielt. Lediglich McGee, den Leon auf seiner Seite glaubte, konnte hin und wieder etwas Zeit freischaufeln, und Gibbs nickte zufrieden. Unterwegs sah er auch im Forensiklabor vorbei, beruhigte Abby und genoss es, ein bisschen Zeit mit ihr zu verbringen. "Ich hab übrigens was!" erklärte die junge Fledermaus begeistert. "Der Test ist langwierig und kompliziert, meine Babys werden noch eine Weile brauchen, bis sie damit durch sind. Aber wenn er erfolgreich ist, kann ich die Drogen im Teddy nachweisen - und werde veröffentlicht!!" Sie strahlte über das ganze Gesicht. Jethro lächelte ebenfalls zufrieden, er wusste, dass er sich auf Abby verlassen konnte. Wenn überhaupt jemand etwas fand, dann sie.

Zum Schluss suchte er wie versprochen die Pathologie auf und bat Ducky um frisches Verbandszeug. Der Gerichtsmediziner nickte. "Ich dachte mir, dass du fragen würdest," erklärte er und drückte Gibbs ein fertig geschnürtes Paket in die Hand. "Hier ist alles, was ihr brauchen werdet. Wie sieht es bei dir aus?" Jethro grinste und wackelte mit einer Krücke. "Gut. Ich fange an, mich an die Dinger zu gewöhnen..." Ducky glaubte ihm kein Wort und konterte ungerührt: "Das ist gut - so viel, wie du dir im Moment zumutest, wirst du sie auch noch drei Wochen länger tragen als üblich." Doch Gibbs ließ sich dadurch wie immer nicht im Geringsten aus der Fassung bringen, stattdessen wandte er sich zum Gehen.

"Danke, Duck!" grinste er, griff nach dem Päckchen und hüpfte los. "Halt!" kommandierte der Pathologe und stellte sich ihm nachdrücklich in den Weg. "Du weißt genau, dass ich dich so noch nicht ziehen lasse. Du hast doch sowieso nur Kaffee getrunken und irgendwelches Fast Food in dich hineingestopft. Und ich werde nicht zulassen, dass du dich auf diese Weise gefährdest. Los, setz dich endlich wieder hin!" Der Agent verzichtete auf größere Proteste, als Ducky ihm ein Medikament zur Unterstützung seiner Nieren verabreichte. "Das war es auch schon fast," lächelte der Mediziner. "Ich war so frei, noch ein paar Tropfen zu organisieren, von denen nimmst du bitte alle zwei Stunden zwanzig Stück - und wenn ich alle zwei Stunden sage, meine ich das auch - die Nachtstunden machen da keine Ausnahme. Deine letzten Blutwerte haben mir nämlich gar nicht gefallen. Ich möchte gern noch mal ein großes Blutbild machen, daher kommst du bitte morgen früh als erstes noch mal her, okay? Und zwar... nüchtern." Sein Blick war ernst und zeigte dem Agenten, wie wichtig ihm die Sache war.

"Wie genau definierst du nüchtern?" seufte Jethro. "So wie jeder andere Arzt auch," antwortete Ducky ruhig. "Zwölf bis vierzehn Stunden nichts essen, kein Alkohol und... kein Kaffee. Ich empfehle dir also dringend, dich besser von Mrs. Mann herbringen zu lassen." Jethro seufzte erneut. Das konnte ja heiter werden. Jede Form von Genussmittel war verboten, stattdessen durfte er ständig auf die Uhr gucken, um diese dämlichen Tropfen nicht zu vergessen. Und seine Nachtruhe konnte er damit vermutlich ebenfalls vergessen - Hollis würde begeistert sein... "Sonst noch was, Duck?" fragte er unüberhörbar genervt. "Nein, Jethro - wir sehen uns morgen. Und ich merke, wenn du schummelst, glaub mir!"

Der Agent verdrehte die Augen, hüpfte in Richtung Aufzug und machte sich anschließend auf den Weg, Hollis und Shania vom Kino wieder abzuholen.



Re: Ein Wintermärchen

Hollis

Der Kinobesuch war für Shania eine Überraschung und ein Abenteuer zu gleich. Bisher hatte sie so etwas noch nicht erlebt und war ganz aufgeregt, nachdem Hollis die Karten für einen Disneyfilm gekauft hatte. Ängstlich griff sie nach Hollis Hand als kurze Zeit später das Licht ausging und sich der Vorhang öffnete. Erst als der Film begann, löste sie sich und widmete sich ihrer Tüte Popcorn.

Hollis verfolgte den Film nur am Rande. Ihre Gedanken waren weit weg. Susans Fragen hatten sie emotional erneut zurückgeschleudert. Sie fragte sich unweigerlich, was sie verbrochen hatte, dass das Alles nach so vielen Jahren wieder hochkommen musste. Eine Romanze wie im Bilderbuch, der Satz hallte noch immer in ihren Ohren und sie schüttelte gedankenverloren den Kopf. In gewisser Weise war es das für sie damals auch, wenn ihr damaliger Freund Brigadier General Robin S. Johnson, nicht der Meinung gewesen wäre, über ihr Leben bestimmen zu können. Eine Erkenntnis, zu der sie leider erst viel zu spät gelangt war. Sie hatte sich in ihn verliebt, so kopflos, dass sie nicht darüber nachgedacht hatte, als er sie bat, ihn nach Afrika zu begleiten. Das war ihr Job und die Aussicht, mit ihm zusammen zu sein, war verlockend gewesen. Die Army brauchte Soldaten die den Nachschub sicherten und das Rote Kreuz unterstützten. Aufgaben, denen sie sich gewachsen fühlte und bei denen sie ihm nahe sein konnte. Aufgaben, die sie nie hinterfragte bis ihr klar wurde, dass ihr Vorgesetzter und Geliebter nicht nur militärische Absichten in Somalia verfolgte. Erst als zwei Nachschubtrupps mit Nahrungsmitteln und Hilfsgütern sowie ein Waffentransport innerhalb kürzester Zeit aus dem Hinterhalt überfallen wurden waren, war sie skeptisch geworden. Robin plante die Strecken akribisch genau. Bis kurz vor dem Aufbruch erfuhr niemand wo die Route entlang führen sollte. Doch trotzdem gelang den somalischen Clanmilizen jedes Mal ein erfolgreicher Überfall. Als sie Robin darauf ansprach, wich er ihr aus. Er sagte es seien unglückliche Umstände, die man nicht vorhersehen kann und riet ihr eindringlich, sich aus seiner Planung heraus zu halten. Ein eindeutiger Befehl, der ihr deutlich machte, dass sie zu viele Fragen stellte. Fragen, die dazu führten, dass sie einem dieser Trupps zugeteilt wurde und außerhalb der sicheren Zone mit dem Konvoi in einen Hinterhalt geraten war. Erst im Nachhinein war ihr der schwache Verdacht gekommen, dass Robin sie womöglich los werden wollte. Dass sie ihm lästig und zu neugierig geworden war. Trotzdem wollte sie das all die Jahre nicht richtig glauben. Obwohl mittlerweile immer mehr darauf hindeutete, dass der General in Somalia eigene Ziele verfolgt hatte, wollte sie es auch jetzt nicht wahrhaben. Sie wollte nicht glauben, dass sie sich derartig in einem Menschen, den sie geliebt hatte, tgetäuscht hatte.

„Holli, Holli“, riss Shania sie nach einer Ewigkeit aus den Gedanken und zog an ihrem Arm. „Das Licht ist wieder angegangen und die Leute gehen alle. Wollen wir auch? Jethro wartet bestimmt schon auf uns.“ Tief durch atmend erhob sich Hollis aus dem weichen Sessel und merkte erst in diesem Moment wie steif ihre Glieder geworden waren. Peinlicher Weise konnte sie Shanias Ausführungen über den Film nur Etappenweise folgen. Sie hoffte, dass die Kleine keine Fragen dazu stellte, denn sie hatte vom Film so gut wie gar nichts davon mitbekommen. Im Foyer angekommen, sahen sie sich suchend nach ihrem silber-grauen Taxifahrer um.

Re: Ein Wintermärchen

Gibbs

In der Nähe des Kinos entdeckte er seine beiden Frauen glücklicherweise bereits auf dem Bürgersteig, so dass er sich nicht die Mühe machen musste, einen Parkplatz zum Warten zu finden. Während Hollis Shania in den Kindersitz verfrachtete, erzählte die Kleine ihm begeistert, wie toll es im Kino gewesen war und was für fantstische Abenteuer die Tiere im Film erlebt hatten. Jethro schmunzelte, ließ Hollis jedoch nicht aus den Augen. Sie wirkte abwesend und aufgewühlt und schien vom Film nicht viel mitbekommen zu haben. Doch hier und jetzt war eindeutig der falsche Zeitpunkt, danach zu fragen.

Zu Hause angekommen, gab es ein leckeres Abendessen, was Jethro nach einem Blick auf die Uhr grinsend als "Henkersmahlzeit" bezeichnete. Bereits im Auto hatte er in einer ruhigen Minute Hollis von seinem Schicksal berichtet, auch wenn er nicht sicher war, wie viel sie davon aufgenommen hatte. Doch sie fragte nicht weiter nach und erklärte nur: "Dann sollte ich dich wohl besser morgen früh hinbringen, ohne Kaffee fährst du womöglich noch gemeingefährlicher als sonst." Dann widmeten sich beide wieder dem Abendessen, Jethro dachte sogar tatsächlich daran, die verordneten Tropfen zu nehmen. Nach dem Essen brachte Hollis Shania ins Bett, die nach dem langen und aufregenden Tag rasch einschlief.