Re: Inspirationshilfe
Die letzte Ölung
Die letzte Ölung
Huiuiui, Gräfin, das will ich aber auf der Bühne hören! Das wird sooo lustig!
Kühlergrill ist aller Laster Anfang
Kühler Grill ist aller Party Ende.
Find ich auch! Hab ich dir aber schon gesagt:-)
Fragt sich nur, ob ich bis dahin meine Tarnkappe wiedergefunden hab.....
Achwas, scheißdrauf, ich schick einfach meine Zwillingsschwester, die kennt ihr ja noch gar nicht. Supercooles Weibsbild!
Ich habe so ein Talent, Freaks anzuziehen. Ich weiß nicht, woran das liegt, manchmal glaube ich sogar, ich bin selbst einer. Vielleicht laufe ich aber einfach nicht so schnell weg wie andere und halte immer freundlich mein Ohr hin, selbst wenn jemand naht, bei dem sich alle anderen wie das Rote Meer gegenüber Mose verhalten. Zum Beispiel gab es bei mir im Hinterhaus diesen Typen, Rolf Waselowsky, den man selten bei Tageslicht sah, außer wenn er gerade seinen Handwagen zum Pennymarkt runterzog, um eine neue Palette Dosenbier zu besorgen. Nun, ich will ja nicht sagen, dass ich nicht auch ab und zu etwas zu Essen einkaufe, und so ein Handwagen ist ja durchaus praktisch. Trotzdem wechseln bei mir die meisten Leute nicht unbedingt die Straßenseite, wenn ich ihnen entgegen komme. Bei Rolf wird es auch weniger an seinem Handwagen gelegen haben, wohl nicht einmal an seinem prollig-punkigen Äußeren oder seinem unangenehmen Geruch. Es war einfach das Gesamtbild eines rettungslosen Alkis, das er vermittelte. Hinzu kam die Tatsache, dass er lange Zeit mit einem völlig zerschundenen Gesicht herumlief, das er sich eines Nachts zugezogen hatte, wobei er sich nicht einmal mehr an die näheren Umstände erinnern konnte. Trotz seiner Erscheinung fand ich persönlich Rolf so schlimm auch wieder nicht, nun ja, ich wohnte ja nicht direkt über ihm wie Ralf, der Kommunist, der regelmäßig die Polizei rief, wenn Rolf morgens um 8 noch ultralaute Technomusik hörte. Nun, die Menschen sind eben verschieden, und irgendwie kann ich auch beide ein bisschen verstehen, sie wollen eben auch nur ihre Individualität ausleben, jeder auf seine Weise.
Ralf und Rolf, das waren jedenfalls zwei lustige Antipoden, jeder von beiden zeigte immer prinzipiell zu allen Dingen ein völlig gegenteiliges Verhalten wie der andere. Ralf kiffte, Rolf soff, Ralf war Hippie, Rolf Raver, Ralf war Marxist, Rolf Antideutscher, Ralf war Palästina, Rolf Israel, Ralf lebte am Tag, Rolf in der Nacht. Freaks waren sie beide, und da sie ständig aufeinander einhackten, waren beide auch ein fester Bestandteil des Lebens des jeweils anderen. Und meines Lebens.
Eines Tages - ich war in unserem Hinterhof gerade damit beschäftigt, meinem Fahrrad die letzte Ölung zu geben - fing ich jedoch wirklich an, mir Sorgen zu machen. Es war eine größere Operation, ich war dabei, so ziemlich sämtliche Teile meines alten Rades an einem neuen Rahmen anzubringen, nachdem mein alter ziemlich unrettbar an der Hinterachse gebrochen war. Mein zusammengewürfeltes Werkzeug sowie diverse Schräubchen und Fahrradteile übersäten den Hof, aus Rolfs Zimmer drang für seine Verhältnisse recht laute Punkrockmusik und die Abensonne warf ihre letzten Strahlen zwischen den Häusern hindurch auf meine Arbeitsstelle. Da kam Rolf aus dem Hinterhaus, setzte sich auf die Stufen, öffnete eine Dose Bier und zündete sich eine Zigarette an. Ich arbeitete unbeeindruckt weiter, grüßte ihn jedoch freundlich, schließlich bin ich ein soziales Wesen und immer um gute Nachbarschaft bemüht. Für meine Begriffe ziemlich unvermittelt eröffnete Rolf das Gespräch mit den Worten: "Wenn Du mal ne Knarre brauchst, sag Bescheid!"
Ich warf einen leicht perplexen Blick zurück, entgegnete schließlich mit einem halbwegs souveränen "Mach ich!" und fuhr mit meiner Arbeit fort. Nach seiner Zigarette verschwand Rolf wieder in seiner Wohnung, und kurz darauf gesellte sich Ralf zu mir. Er sagte erst einmal nichts und guckte nur interessiert zu, was ich da so machte. Ich mag solche Situationen nicht, in denen keiner was sagt, und so eröffnete ich das Gespräch, nachdem ich ihn unauffällig zu mir hergewunken hatte: "Sag mal, was macht Rolf denn gerade für Geschäfte, eben hat er mich gefragt, ob ich eine Waffe brauche."
"Ach du Scheiße!" Ralf wurde blass und verkrümelte die Hälfte seines Tabaks, den er gerade in ein Blättchen rollen wollte, auf dem Boden. Dann schaute er sich verstohlen um und rückte noch näher zu mir heran: "Was für Waffen hat er denn?"
"Ich weiß nicht," entgegnete ich, "er sagte, ne Knarre. Ich kenn' mich damit auch gar nicht aus."
"Meinst du, du kannst mir eine von ihm besorgen? Nur zur Sicherheit, damit nicht ausgerechnet dieser Rolf der einzige ist, der hier eine Waffe hat. Ich meine, der Typ ist ja auch ein bisschen unberechenbar."
Ich wusste nicht, ob ich das verantworten konnte, aber verstehen konnte ich ihn doch ein bisschen. Also sagte ich zu, dass ich wenigstens einmal nachfragen wollte, schon allein, um herauszubekommen, was für Waffen er denn so im Angebot hatte. Als Ralf kurze Zeit später wieder verschwunden war und sich dafür Rolf erneut zu mir gesellte, sprach ich ihn also kurzentschlossen an: "Die Knarre, von der du gesprochen hast. Vielleicht wär ich da doch interessiert!"
"Hey, kein Problem!" meinte Rolf und verschwand wieder nach drinnen. Wenige Sekunden später stand er mit der Knarre vor mir. Samt Verlängerung und Kasten mit den passenden Stecknüssen: "Bitteschön! Dafür hat man doch Nachbarn!"
Kühlergrill ist aller Laster Anfang
Kühler Grill ist aller Party Ende.
Wir brauchen ein Wort...Wir brauchen ein Wort....
Ich sag mal: Unbefleckte Empfängnis
Kühlergrill ist aller Laster Anfang
Kühler Grill ist aller Party Ende.
Es tut mir leid, ich hab doch noch n Text zur letzten Ölung. Den muss ich nun posten und schiebe den Begriff unbefleckte Empfängnis zum Nächsten weiter.
Die letzte Ölung
Komm her, meine süße Schlampe, Du bekommst nun von mir die letzte Ölung!
Jedes Mal, wenn er das sagte, musste Florence ein Gähnen unterdrücken. Sie wusste, was dann kommen würde und war mit ihren Gedanken schon beim nächsten Kunden, beim übernächsten und endlich bei einem Vollbad im Whirlpool oben in ihrer Penthousewohnung.
Der geile Bock kam stets in voller Montur. Er kam auch in voller Montur und sie musste seinen heiligen Frack jedes Mal wieder und auf den Knien rutschend von seiner selbst gemachten Sauerei befreien. Er stand dann da, wie ein kleiner, dicker Junge beim Karneval und schaute betreten auf sein beflecktes Kostüm. Aber nun gut, es war ihr Job und sie wurde überaus großzügig dafür bezahlt.
Jetzt, liebes Mädchen, such den Bösewicht, wo hat er sich denn versteckt, der Schlingel
.
Und so weiter und so weiter. Das kannte sie doch alles. Florence wühlte, fummelte und rieb und versuchte nicht einmal, so zu tun, als ginge sie das Geschehen in irgendeiner Weise etwas an. Sie schaute zur Uhr, okay, 2 Minuten gab sie dem Idioten noch.
Hatte sie denn ihre Lieblingspastete eingekauft? Sie dachte darüber nach und über den kühl gestellten Schampus, über den rosigen Schaum ihres neuen Badezusatzes und darüber, dass sie das Klischee so sehr lebte, dass es ihr niemand glauben würde. Sie dachte an ihre geliebte Helen, an ihren Kater Dorian und an ihre Mutter, die sie unbedingt mal wieder besuchen müsste.
Jahaaa
gib dem Frechdachs, was er verdient, du dreckiges Luder
.hmmm, aaah!
Der Befrackte hob den Kopf und beide Arm, als bitte er den Herrgott persönlich, ihm ebenfalls einen runterzuholen. Gleich darauf strich er Florence zärtlich über ihr falsches Haar.
Mein kleines Mädchen, warum tust du nur so schlimme Dinge?
Huch, so was hat er sonst nie gesagt, der Scheißer, was ist denn in ihn gefahren, fragte sie sich. Eigentlich kam nach den Beschimpfungen immer schnell das erlösende Abgespritze, das Großreinemachen und der für den Gottesmann äußerst beschämende Abgang. Sie schaute nun doch mal an ihm hoch und sah, dass er sie direkt ansah.
Schau mal, Kleines, hier hab ich das Fläschchen, extra für dich hab ich es mitgebracht, hier
, er drehte den Verschluss auf, nahm die Kappe ab, hier, so riecht es, du geiles Ding, nun steh mal auf und dreh dich um. Jaaa, so, und falte die Hände zum Gebet.
Florence kamen jetzt wirklich Bedenken. Sie kannte das, wenn Kunden plötzlich andere, unverschämtere Sachen wollten und ganz hinten in ihrem Kopf gab es dafür auch einen Alarmknopf. Dieser leuchtete jetzt rot und Florence dachte fieberhaft nach. Fred, der unten an der Rezeption bestimmt wieder seine Ohrenstöpsel drin hat, würde sie nicht hören, sollte sie rufen müssen. Gertraut war nebenan beschäftigt, sie hatte sie vorhin mit einem Kunden im Gang gesehen. Verwirrt ließ sie sich noch einen Augenblick vom Dicken hin und her schieben. Dann richtete sie sich abrupt auf, drehte sich um. Sie sah, dass er plötzlich Handschuhe trug, solch dünne Latexdinger, wie Ärzte sie im Krankenhaus trugen. Sie sah, dass er eine Pistole in der freien Hand hatte und mit ihr auf sie zielte.
Das Adrenalin verteilte sich gleichmäßig in ihrem Körper und in einer jähen Eingebung sprang sie dem Befrackten mit der Faust vorneweg direkt ins Gesicht. Er taumelte nach hinten, verlor das Gleichgewicht, seine Pistole richtete sich auf den Türrahmen, der Mann stolperte über sein langes Gewand, fiel rückwärts und landete mit dem Kopf zuerst auf der Ecke des Glastisches, der in der Mitte des Raumes stand. Die Scheibe zersprang und eine Reihe von Splittern bohrte sich in seinen feisten Schädel. Als das Blut den Teppichboden tränkte, starrten sie seine Augen sehr merkwürdig an.
Nach einigen Schocksekunden schlich Florence an den Körper heran. Während des Falls musste ihm die kleine Ölflasche aus der Hand gefallen sein. Sie musste im hohen Bogen geflogen sein, denn sie lag jetzt neben dem Kopf des Typen. Das Öl lief träge aus dem Fläschchen und vermischte sich mit dem Blut am Boden.
Florence hielt ihr Ohr nah an den Mund des Mannes und hörte ihn röcheln. Gertraut bollerte an die Tür und rief:
Flori-Schatz, ist alles in Ordnung da drin?
Warte, ich komme gleich!, rief Florence, nahm das Fläschchen in die Hand und spritzte dem Sterbenden ein paar Tropfen Öl auf die Stirn. Dabei murmelte sie etwas von "
durch diese heilige Salbung und seine mildreichste Barmherzigkeit lasse dir der Herr nach, was du durch das Sehen (Hören, Riechen, Schmecken u. Reden, Berühren, Gehen) gesündigt hast, was immer du gesündigt hast, Amen." und rieb, fast so wie sie vorhin noch gerieben hatte, bis die Augen des Mannes leblos zu ihr hoch schauten. Dann erhob sie sich, ging zur Tür, öffnete sie und meinte zu Gertraut:
Sagst du bitte unten bei Fred Bescheid, ich hab hier ein kleines Problem
.
Judith! Das liest sich ja wie Butter! Spannend bis zum Schluss! Dagegen ist meine letzte Ölung ja eine Posse. Ab damit auf die Bühne!
Kühlergrill ist aller Laster Anfang
Kühler Grill ist aller Party Ende.