Hein gab Fedder ein Zeichen, worauf der das alte Segel vor den Bug der Braut ins Wasser warf. Schnell zogen sich die Taue straff und durch die Braut fuhr ein Ruck. "Fedder, macht euch bereit, die Taue auf mein Zeichen zu kappen!" Er wies den Jocke an das Schiff einige Male hin und her zu führen und dann weder in den Wind zu gehen. Er schaute mit dem Fernglas zu den beiden Galeeren. Die Sipho glänzten am Bug. Sie begannen langsam aufzuholen.
Re: Im Auftrag des Falghaten...
Oha, jetzt wurde es ernst. Vadder wurde es etwas beklommen zumute. "Ähh, jaaa, also schon so manchmal, wenn das nicht anders ging, dann habe ich da schon ein bißchen mit gekämpft. Man muss sich ja auch wehren, wenn man angegriffen wird. Den Säbel habe ich mal einem telnaronischen Offizier abgenommen, der brauchte den nicht mehr, weil er sich ja ergeben hatte. Und weil der Säbel mir ganz gut gefiel und ich da immer fleißig mit geübt habe, ging das am Ende ganz gut. Und als ich dann aufgehört habe mit der Seefahrerei, da habe ich den Säbel als Erinnerungsstück mitgenommen." Tatsächlich war Vadder nicht unbedingt der beste Säbelkämpfer auf der Walross gewesen, eher gutes Mittelmaß, aber er hatte durch Gewalt wettgemacht, was ihm an Finesse fehlte. Und mit ausreichend Glück hatte er irgendwie immer auf der Gewinnerseite bleiben können. Und alle Körperteile hatte er auch noch.
Re: Im Auftrag des Falghaten...
Pöpke lauschte ergriffen ihrem heldenhaften Vadder. "Aber warum hast du denn überhaupt aufgehört mit der Seefahrerei, Vadder? Warum hast du all die Abenteuer und das Meer und die Kameradschaft eingetauscht gegen -", sie rümpfte die Nase, "Rübenfelder?"
Re: Im Auftrag des Falghaten...
Vadder spürte den Ruck, der durch die Schwarze Braut ging. Wenn das mal gut ging. Den Feind rankommen lassen, um dann plötzlich wieder Fahrt aufzunehmen, das hatte die Walross einst fast die gesamten Bedienungen der Steuerbordbatterien gekostet. Gewonnen hatten sie trotzdem, konnten aber danach fast ein halbes Jahr lang nichts mehr unternehmen, bis die Besatzung aufgefüllt war und das Schiff repariert war. Vadder sandte vorsichtshalber mal einige Gebete an den Erbauer und noch einige andere Götter. Da er sie in den vergangenen Jahren wenig belästigt hatte, sollten sie ihm eigentlich gewogen sein.
Re: Im Auftrag des Falghaten...
"Pöpke, sag nichts gegen die Rüben, die haben uns immer gut ernährt." Außerdem suchten die wenigsten Soldaten gerne bei Rübenbauern nach flüchtigen Piraten. "Ach, eines Tages hatten wir ein hartes Gefecht auf See, und da dachte ich, was soll ich mein Schicksal weiter versuchen, ich hatte auch etwas Geld gespart, und da habe ich dann eben angefangen, Rüben zu züchten. Und ich wollte ja auch nicht, dass Deine Mutter Witwe wird, und habe das auch ihr zuliebe getan." Die zeitliche Reihenfolge war auch fast richtig. Vadder schämte sich etwas und nahm sich vor, Pöpke irgendwann mal die Wahrheit zu sagen. Aber man sollte auch nicht zuviel auf einmal klären wollen. Tatsächlich war er mit knapper Not und etwas Gold entkommen, als die Walross den Burgundern in die Falle gegangen war. Wäre er nicht mit dem nächstbesten leeren Fass über Bord gesprungen, läge er jetzt vermutlich mit all den anderen in der blauen Tiefe und würde über Steins Grab wachen. Und über seine verfluchte Karte. "Aber nun lass uns zusehen, dass wir uns nützlich machen, damit wir heute nicht schon unsere Seite lesen müssen."
Re: Im Auftrag des Falghaten...
Pöpke nickte. Dann umarmte sie ihren Vater. "Viel Glück! Lass dich nicht von den Kharator erwischen oder von den Fischen fressen!" Dann lief sie zurück zu Frauke, um sie zu fragen, was sie denn holen sollte. Oder zu Jan. Um ihm beim Sterben beizustehen.
Re: Im Auftrag des Falghaten...
Gerührt schaute Vadder seiner Tochter nach. Wie tapfer sie war. Und wie erwachsen. Gar nicht mehr die Kleine, die immer zeterte, wenn sie an die Rüben musste. Und er hatte bis zur womöglich letzten Schlacht seines Lebens gebraucht, um das zu erkennen. Vielleicht war es an der Zeit, Pöpke an mehr Teilen seines Lebens teilhaben zu lassen. Vadder nahm seinen Eimer auf und eilte Pöpke hinterher. "Pöpke, warte mal."
Re: Im Auftrag des Falghaten...
Langsam wie vielbeinige Lindwürmer krochen die beiden Galeeren heran. Bald würden sie in Schußweite sein. "Geschütze laden! Steinkugeln, einfache Pulverladung!" brüllte Hein über das Deck. Dann wand er sich dem kräftigen Steuermann zu. "Jocke, versuch die Braut zwischen Ihnen zu halten. Wir takeln gleich zum Schmetterling und ich möchte ohne Halsen auskommen." Jocke brummte irgendetwas zustimmendes.
Re: Im Auftrag des Falghaten...
Pöpke blieb stehen und lugte über die Schulter zurück. "Was ist denn noch?", fragte sie überrascht, während ihre Gedanken wieder zu dem Leid unter Deck wanderten.
Re: Im Auftrag des Falghaten...
Vadder griff unter sein Hemd und zog sich dann einen Anhänger mit einfacher Lederschnur über den Kopf. "Hier, mir hat er immer Glück gebracht. Du sollst ihn jetzt haben, damit Dir nichts passiert."
Re: Im Auftrag des Falghaten...
Am Bug steht Fedder mit einem Handbei bereit, mit ein paar schnellen Schlägen das Tau zu kappen, auch wenn er sich nicht sicher ist, was das mit dem Segel werden soll.