Schwerin (RPO). Der Fall Lea-Sophie. Drei Monate ist es schon her. In der Republik löste das Schicksal der qualvoll verhungerten Fünfjährigen fassungsloses Entsetzen aus. Drei Monate nach ihrem Tod hat die Staatsanwaltschaft nun Anklage gegen die Eltern erhoben. Sie lautet auf Mord.
Die 24 Jahre alte Mutter und der 26-jährige Vater sollen seit mindestens September 2007 ihre Tochter völlig unzureichend versorgt haben, wie die Anklagebehörde am Dienstag mitteilte. Sie bewertet die Tat als gemeinschaftlichen Mord durch Unterlassen in Tateinheit mit Misshandlung von Schutzbefohlenen. Der Fall hatte deutschlandweit Entsetzen ausgelöst.
Die Fünfjährige starb am 20. November vergangenen Jahres an Hunger und Durst sowie Geschwüren als Folge der Misshandlungen, wie die Behörde weiter mitteilte. Bei ihrem Tod hatte Lea-Sophie nur noch knapp über sieben Kilogramm gewogen, normal wären 20 Kilogramm gewesen.
Die in Untersuchungshaft sitzenden Eltern hätten im wesentlichen gesagt, die Gefahren ihres Verhaltens für das Kind falsch eingeschätzt zu haben. Sie glaubten angeblich, die kritische Situation des Kindes allein in den Griff zu bekommen, sagte Oberstaatsanwalt Christian Pick. Zudem liefen ihre Einlassungen darauf hinaus, als seien sie sich über die Folgen und Konsequenzen ihres Handelns nicht im Klaren gewesen.
Seit Bekanntwerden des Falls steht das Jugendamt der Landeshauptstadt von Mecklenburg-Vorpommern unter massivem Druck. Der zuständige Sozialdezernent Hermann Junghans wurde bereits beurlaubt. Die Mehrheit der Stadtvertreter drang zuletzt sogar auf einen Bürgerentscheid über die Zukunft von Oberbürgermeister Norbert Claussen. Ihm wird vorgeworfen, die Fehler und Mängel im Jugendamt gedeckelt zu haben.
Der interne Untersuchungsbericht der Stadtverwaltung hatte "eklatante Versäumnisse und organisatorische Mängel" im Jugendamt festgestellt. Der Staatsanwaltschaft liegen zudem zahlreiche Anzeigen gegen Mitarbeiter der Behörde vor. Mit möglichen Anklagen sei zunächst allerdings nicht zu rechnen, sagte Pick. Um darüber urteilen zu können, werde erst das Ergebnis der Hauptverhandlung gegen die Eltern des Kindes abgewartet.
Schrift: VERHUNGERTE LEA-SOPHIE Staatsanwaltschaft erhebt Mordanklage gegen Eltern
Sie ließen ihre Tochter verwahrlosen, gaben ihr nicht genug zu essen und zu trinken, bis sie verhungerte: Die Staatsanwaltschaft Schwerin hat Anklage gegen die Eltern der fünfjährigen Lea-Sophie erhoben. Der Vorwurf: Mord durch Unterlassen.
Schwerin - Die Anklage wurde drei Monate nach dem qualvollen Hungertod des Mädchens erhoben. Die Eltern sollen ihrer Tochter mindestens seit September 2007 nicht genug zu essen und zu trinken gegeben haben, wie die Staatsanwaltschaft mitteilte. Sie bewertet die Tat als gemeinschaftlichen Mord durch Unterlassen in Tateinheit mit Misshandlung von Schutzbefohlenen.
KINDSVERNACHLÄSSIGUNG: "BIS AUF DIE KNOCHEN ABGEMAGERT"
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Lea-Sophie war am 20. November in Folge mangelnder Ernährung und Flüssigkeitszufuhr in einem Krankenhaus gestorben (mehr...). Außerdem waren bei dem Mädchen Geschwüre am Gesäß und Rücken aufgrund von Verwahrlosung festgestellt worden. Es wog bei seinem Tod nur noch knapp über sieben Kilogramm.
MEHR ÜBER... Kindsvernachlässigung Lea-Sophie Schwerin Misshandlung Anklage zu SPIEGEL WISSEN Die 24 Jahre alte Mutter und der 26 Jahre alte Vater wurden zwei Tage später in Untersuchungshaft genommen. Die Eltern haben ausgesagt, die Gefahren ihres Verhaltens für das Kind falsch eingeschätzt zu haben.
Der Großvater des Mädchens hatte zuvor vergeblich das Jugendamt gebeten, sich um Lea-Sophie zu kümmern (mehr...). Die Behörde der Landeshauptstadt von Mecklenburg-Vorpommern steht seit Bekanntwerden des Falls unter massivem Druck (mehr...).
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* Hungertod von Lea-Sophie: Schweriner Stadtverwaltung gerät immer stärker unter Druck (17.01.2008) * Lea-Sophies Beerdigung: Eltern und Stadt-Vertreter durften nicht zur Trauerfeier (29.11.2007) * Lea-Sophies Hungertod: Jugendamt unterlässt Hilfeleistung (19.11.2007) * Tod eines Kleinkindes: "Eigentlich war doch alles in Ordnung" (21.11.2007)
Der zuständige Sozialdezernent Hermann Junghans wurde bereits beurlaubt. Die Mehrheit der Stadtvertreter drängte zuletzt sogar auf einen Bürgerentscheid über die Zukunft von Oberbürgermeister Norbert Claussen, da er sich lange vor das Amt gestellt hatte und zunächst keine Fehler erkennen wollte. Ihm wird vorgeworfen, die Fehler und Mängel im Jugendamt gedeckt zu haben. Der interne Untersuchungsbericht der Stadtverwaltung hatte "eklatante Versäumnisse und organisatorische Mängel" im Jugendamt festgestellt. Der Staatsanwaltschaft liegen zudem zahlreiche Anzeigen gegen Mitarbeiter der Behörde vor.
Ein Termin für den Prozessbeginn steht noch nicht fest, wie eine Sprecherin des Landgerichts Schwerin sagte.
zuletzt aktualisiert: 19.02.2008 - 17:08 Das kleine Mädchen verhungerte Lea-Sophies Eltern wegen Mordes angeklagt MEHR ZUM THEMA Kindstötungen sind in Deutschland kein Einzelfall. Ein Überblick.
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Schwerin (RPO). Der Fall Lea-Sophie. Drei Monate ist es schon her. In der Republik löste das Schicksal der qualvoll verhungerten Fünfjährigen fassungsloses Entsetzen aus. Drei Monate nach ihrem Tod hat die Staatsanwaltschaft nun Anklage gegen die Eltern erhoben. Sie lautet auf Mord.
Die 24 Jahre alte Mutter und der 26-jährige Vater sollen seit mindestens September 2007 ihre Tochter völlig unzureichend versorgt haben, wie die Anklagebehörde am Dienstag mitteilte. Sie bewertet die Tat als gemeinschaftlichen Mord durch Unterlassen in Tateinheit mit Misshandlung von Schutzbefohlenen. Der Fall hatte deutschlandweit Entsetzen ausgelöst.
Die Fünfjährige starb am 20. November vergangenen Jahres an Hunger und Durst sowie Geschwüren als Folge der Misshandlungen, wie die Behörde weiter mitteilte. Bei ihrem Tod hatte Lea-Sophie nur noch knapp über sieben Kilogramm gewogen, normal wären 20 Kilogramm gewesen.
Die in Untersuchungshaft sitzenden Eltern hätten im wesentlichen gesagt, die Gefahren ihres Verhaltens für das Kind falsch eingeschätzt zu haben. Sie glaubten angeblich, die kritische Situation des Kindes allein in den Griff zu bekommen, sagte Oberstaatsanwalt Christian Pick. Zudem liefen ihre Einlassungen darauf hinaus, als seien sie sich über die Folgen und Konsequenzen ihres Handelns nicht im Klaren gewesen.
Seit Bekanntwerden des Falls steht das Jugendamt der Landeshauptstadt von Mecklenburg-Vorpommern unter massivem Druck. Der zuständige Sozialdezernent Hermann Junghans wurde bereits beurlaubt. Die Mehrheit der Stadtvertreter drang zuletzt sogar auf einen Bürgerentscheid über die Zukunft von Oberbürgermeister Norbert Claussen. Ihm wird vorgeworfen, die Fehler und Mängel im Jugendamt gedeckelt zu haben. MEHR ZUM THEMA Hungertod Haftbefehl gegen Eltern erlassen
Der interne Untersuchungsbericht der Stadtverwaltung hatte "eklatante Versäumnisse und organisatorische Mängel" im Jugendamt festgestellt. Der Staatsanwaltschaft liegen zudem zahlreiche Anzeigen gegen Mitarbeiter der Behörde vor. Mit möglichen Anklagen sei zunächst allerdings nicht zu rechnen, sagte Pick. Um darüber urteilen zu können, werde erst das Ergebnis der Hauptverhandlung gegen die Eltern des Kindes abgewartet. http://www.rp-online.de/public/article/aktuelles/panorama/deutschland/534689
Re: Jugendamt Schwerin: Fünfjähriges Mädchen
NACHRICHTEN Nach Lea-Sophies Tod mehr Personal für Jugendamt Schwerin Montag Entscheidung über entlassenen Sozialdezernenten Schwerin (AP) Als Konsequenz aus den Versäumnissen im Fall der verhungerten fünfjährigen Lea-Sophie stockt die Stadt Schwerin das Personal im Jugendamt auf. Ab 1. April gibt es zwei zusätzliche Stellen, wie ein Sprecher der Stadt am Freitag mitteilte. Damit werde auch auf die seit Lea-Sophies Tod im vergangenen November zunehmende Zahl von Hinweisen in Sachen Kindeswohl aus der Bevölkerung reagiert.
Derzeit sind mit technischen Kräften insgesamt 49 Mitarbeiter im Jugendamt tätig. «Auch mit den beiden Neueinstellungen bleibt es personell eng», sagte Jugendamtsleiter Ulrich Schmitt.
Die fünfjährige Lea-Sophie war von ihren Eltern nicht mehr versorgt worden und nach langem Leiden verhungert und verdurstet. Bei ihrem Tod hatte das Mädchen nur noch knapp über sieben Kilogramm gewogen. Die 24 Jahre alte Mutter Nicole G. und der 26-jährige Vater Stefan T. sind inzwischen wegen Mordes angeklagt. Die Großeltern durften das Kind nicht mehr sehen. Der Großvater hatte das Jugendamt um Hilfe gebeten, weil er seine Tochter und deren Lebensgefährten für überfordert hielt. Doch das Jugendamt suchte das Kind nicht auf.
Im Zusammenhang mit dem Fall wurde auch dem Sozialdezernenten Hermann Junghans und dem Oberbürgermeister Norbert Claussen gravierendes Fehlverhalten vorgeworfen. Das Stadtparlament will am kommenden Montag über die Entlassung des bereits beurlaubten Junghans entscheiden und Ende März über die Durchführung eines Bürgerentscheids zur Abwahl von Claussen abstimmen. Der Staatsanwaltschaft liegen zudem etliche Anzeigen gegen Mitarbeiter der städtischen Behörden vor. http://www.on-live.de/nachrichten_226_DEU_HTML.php?text=20080222APD8064.xml
Re: Jugendamt Schwerin: Fünfjähriges Mädchen
Mehr Mitarbeiter für Jugendamt
22. Februar 2008 | von groe Vergrößern
Bis Ende März wollen die Mitglieder des Ausschusses zum Fall Lea-Sophie ihren eigenen Abschlussbericht vorlegen. Klawitter
SCHWERIN - Im städtischen Jugendamt sollen voraussichtlich zum 1. April zwei neue Mitarbeiter eingestellt werden. Damit sollen die Arbeitsabläufe in der im Fall Lea-Sophie wegen eklatanter Fehler in die Kritik geratenen Behörde verbessert werden. "Die Stellen sind extern ausgeschrieben, uns liegen bereits viele Bewerbungen vor", sagte Hauptamtsleiter Hartmut Wollenteit auf der Sitzung des Untersuchungsausschusses der Stadtvertreter gestern Abend.
VERSENDEN DRUCKEN KOMMENTIEREN
Wollenteit fügte hinzu, dass die Neueinstellungen vermutlich nicht ausreichen würden, um den personellen Bedarf im Jugendamt zu decken. Zusätzlich denkbar wäre in Überlastungssituationen die zeitweilige Beschäftigung von Sozialpädagogen, die bei freien Trägern angestellt sind - neben möglichen Umsetzungen innerhalb der Verwaltung. Die Verwaltung prüfe diese Schritte auch deshalb, da der Krankenstand im Sozialpädagogischen Dienst derzeit sehr hoch sei und es seit dem Fall Lea-Sophie deutlich mehr Hinweise über mögliche Kindeswohlgefährdung erstmals auch von Arbeitsagentur und Arge gäbe, so Wollenteit. Den Bericht der Verwaltung mit Schlussfolgerungen aus dem Fall Lea-Sophie für die künftige Arbeit des Jugendamtes kündigte der Hauptamtsleiter für Ende Februar an.
Silvio Horn von den Unabhängigen Bürgern und SPD-Fraktionsvorsitzende Manuela Schwesig bekräftigten ihre Erwartung, dass dieser Bericht nicht nur auf mögliche Fehler von Sachbearbeitern eingehen dürfe, sondern auch die Verantwortung sämtlicher Vorgesetzten bis hin zum Oberbürgermeister beleuchten müsse.
Die Ausschussmitglieder einigten sich darauf, bis Ende März einen eigenen Bericht zum Fall Lea-Sophie sowie Empfehlungen zur künftigen Arbeit der Jugendbehörde vorzulegen. http://www.uena.de/news/norddeutschland/politik-mv/2310049
Re: Jugendamt Schwerin: Fünfjähriges Mädchen
dpa/regioline vom 22.02.2008 14:48
Personal im Schweriner Jugendamt wird aufgestockt
Schwerin (dpa/mv) - Fast viereinhalb Monate nach dem Hungertod der kleinen Lea-Sophie in Schwerin soll das Personal des in die Kritik geratenen Jugendamts aufgestockt werden. Voraussichtlich zum 1. April würden zwei zusätzliche Mitarbeiter eingestellt, sagte der Vorsitzende des Untersuchungsausschusses der Stadtvertretung zum Fall Lea-Sophie, Johannes Klammt, am Freitag. Das habe Dezernent Wolfram Friedersdorff (Linke) bei einer Ausschusssitzung am Donnerstagabend angekündigt. Die "Schweriner Volkszeitung" berichtete zudem, dass bei Überlastung des Amtes zusätzlich der zeitweilige Einsatz von Sozialpädagogen freier Träger denkbar sei.
Im Gespräch: Wolfgang Block, Vorsitzender des Schweriner Kinderschutzbundes und Stadtvertreter (Die Linke)
Seit Monaten wird über die Schuld von Jugendamt, Jugenddezernent und schließlich auch Oberbürgermeister am Tod der kleinen Lea-Sophie diskutiert. Ein Politikum. Aber wird dabei von den eigentlichen Ursachen für den Tod des Mädchens nicht gänzlich abgelenkt? Und werden dadurch Möglichkeiten zum tatsächlichen Schutz ähnlich gefährdeter Kinder vielleicht gar nicht mehr gesucht, geschweige denn gefunden? Wir sprachen darüber mit Wolfgang Block, Vorsitzender des hiesigen Kreisverbandes des Deutschen Kinderschutzbundes, Mitglied der Schweriner Stadtvertretung für die Fraktion Die Linke und Mitglied des von der Stadtvertretung eingesetzten zeitweiligen Ausschusses im Fall Lea-Sophie.
Schweriner Kurier: Die Schuldfrage wird insbesondere beim Jugendamt gesucht. Wird sie dort auch festgemacht, so läuft für die Zukunft alles auf noch mehr Kontrolle hinaus. Ist das der Weg, gefährdete Kinder künftig vor dem Schicksal Lea-Sophies zu schützen?
Wolfgang Block: Ich sage es mal anders. Wenn ein kleines Mädchen auf so qualvolle Weise stirbt, und das hier in unserer Stadt, dann lässt das wohl keinen Schweriner unberührt. Aber ich bin genauso traurig, wenn in Berlin, Braunschweig oder Dresden Kinder zu Tode gebracht werden. Sicher muss man dann sehen, welche Fehler auch bei den Behörden gemacht werden. Ich halte mich aber sehr zurück, was vorschnelles Verurteilen anbelangt. Offensichtlich wurde im hiesigen Jugendamt die Situation falsch eingeschätzt. Aber wer kann von sich schon behaupten, dass er es besser gemacht hätte? Hinterher ist man immer schlauer. Und man wird auch in Zukunft die Kinder nicht dadurch beschützen, dass man alle drei Tage irgendwo die Türen mit Polizeigewalt aufbricht.
Sondern?
Ich denke, man muss sehen, wie sich die gesamte Gesellschaft in einer für das Gemeinwohl sehr ungesunden Weise verändert. Durch Arbeitslosigkeit verliert man ja nicht nur Geld und damit Möglichkeiten für materielle Anschaffungen, sondern vor allem verliert man Kommunikationsmöglichkeiten. Wer nicht einmal mehr das Geld hat, ins Kino oder auf den Rummel zu gehen, wird aus der Gesellschaft verbannt.
Und vernachlässigt damit automatisch seine Kinder?<
Nein, natürlich nicht. Es gibt erstaunlich viele Menschen, die sich mit unvorstellbar wenig Geld über Wasser halten und sich im wahrsten Sinne durchkämpfen, um sich und ihren Kindern eine Chance zu schaffen. Aber es gibt andere, die das nicht gelernt haben und dabei auf der Strecke bleiben. Gerade junge Eltern sind mit ihrer Situation oft maßlos überfordert: Selbst noch halbe Kinder, möchten sie am liebsten Spaß haben, in der Welt herumreisen, aber stattdessen haben sie keine Arbeit, kein Geld und obendrein die Verantwortung für ein Kind oder auch mehrere Kinder. Und diese Verantwortung haben sie nicht nur montags und mittwochs, sondern jeden Tag 24 Stunden lang. Das haben sie einfach nicht gelernt.
Wäre dann ein Hilfsangebot nicht richtiger als mehr Kontrolle, der man sich ja doch nur zu entziehen versucht?
Es gibt ja eine Reihe solcher Hilfsangebote, sei es durch kirchliche Einrichtungen, Vereine oder Verbände. Auch der Kinderschutzbund bietet jedem Hilfe an, der hier anruft unter Telefon 03 85 / 30 00 812 oder über das Kinder- und Jugendtelefon 0 800 / 111 0 333. Natürlich können wir nicht jedes Problem selbst lösen, aber wir können zumindest sagen, an wen man sich wenden kann. Und über den pädagogischen Mittagstisch in Lankow, in der Röntgenstraße und im Mueßer Holz bieten wir auch eine sehr praktische Hilfe an. Darüber hinaus gibt es auch die Möglichkeit, einen Zuschuss von 50 Cent pro Schulspeisungsessen bei uns zu beantragen. Das machen wir, seitdem die Stadt dieses Zuschussverfahren an uns übertragen hat.
Wie viele Eltern nehmen das in Anspruch?
Etwa 100
Das sind nicht gerade viele, wenn man bedenkt, dass in Schwerin weit mehr als 10.000 Menschen von ALG II oder Sozialhilfe leben.
Das ist für viele eine simple Rechnung: Wenn sie zum Beispiel in Lankow wohnen, müssen sie für die Antragstellung im Mueßer Holz schon zwei Fahrscheine investieren also drei Euro. Bleiben also noch etwa sieben Euro Zuschuss pro Monat. Aber bei den meisten liegt es ganz einfach daran, dass sie sich auch mit Zuschuss die Schulspeisung absolut nicht leisten können. Eine warme Mahlzeit aber muss allen Kindern ermöglicht werden, das müssen wir politisch durchsetzen.
So, wie vieles andere auch.
Sicher, ich könnte jetzt sagen: Es muss aureichend Arbeitsplätze geben, ein Arbeitslosengeld, von dem man wirklich leben kann, gleich Bildungschancen für alle wir hören das ja gerade vor Wahlen immer wieder von allen Parteien. Tatsächlich aber bin ich nicht so naiv zu glauben, dass wir als Kommunalpolitiker die Welt oder auch nur Deutschland entsprechend verändern können. Das heißt nicht, dass wir gar nichts machen können.
Was ist denn machbar?
Wenn ich nochmal auf die Hilfsangebote zurückkomme. Beim Kinderschutzbund läuft zum Beispiel das Projekt Starke Eltern starke Kinder, bei dem wir eine Art Coaching für Eltern anbieten. Das Problem dabei ist wie bei vielen anderen Angeboten auch: Es erreicht die wirklich Hilfsbedürftigen nicht immer. Von sich aus wird ja kaum einer zum Jugendamt gehen, wenn er Hilfe braucht. Da ist die Angst zu groß, es könnten einem die Kinder weggenommen werden. Was soll man aber machen, wenn Eltern nicht zu Elternversammlungen gehen oder wenigstens kostenlose Zeitungen lesen, sondern sich einfach nur verstecken und den Kopf in den Sand stecken?
Ja, was?
Es wäre vielleicht eine Möglichkeit, mal alle Angebote auf einem Infoblatt zusammenzutragen mit den entsprechenden Ansprechpartnern und Telefonnummern sowie dem Hinweis, welche Einrichtungen auch Anonymität gewährleisten. Dieses Infoblatt sollte man jedem ALG-II-Empfänger in die Hand drücken, und auch beim Jugendamt sollte es jedem mitgegeben werden. Außerdem braucht man auch ein bisschen Fantasie, um Eltern zu erreichen. Dadurch zum Beispiel, dass man den Antrag auf Essengeldzuschuss bei uns direkt stellen muss, erreichen wir Kontakte. Über diesen Weg konnten wir schon 36 Müttern und Vätern helfen und sei es bei der Erstellung von Bewerbungsunterlagen.
Letztlich aber können Sie den meisten nicht aus ihrer finanziellen Not heraushelfen. Es bleibt also bei der immer größer werdenden Risikogruppe.
Das klingt wieder danach, als wenn man gar nichts machen kann, ist aber nicht so. Nehmen Sie mal die vielen Menschen, die aus unterschiedlichen Gründen eine von der Arbeitsagentur vermittelte Arbeit nicht annehmen oder Termine nicht einhalten und denen deshalb dann das Arbeitslosengeld gekürzt wird. Wer hat denn einen Überblick darüber, inwieweit in diesen Fällen Kinder davon mitbetroffen sind und vielleicht nicht mehr ausreichend versorgt werden? Die ARGE müsste in solchen Fällen immer sofort das Jugendamt informieren, und das müsste eine Grundversorgung für die Kinder gewährleisten.
Sie sprachen vorhin von mehr Information für die Betroffenen. Aber wenn Eltern schon nicht die Zeitung lesen, zu Elternversammlungen oder Hilfsvereinen gehen, wie sollen dann Kinder von sich aus darauf kommen? Da nützt eine Veröffentlichung von Sorgentelefonnummern in Zeitungen kaum
Das stimmt. Wir überlegen deshalb beim Kinderschutzbund gerade, ob wir nicht einen auffallend bunten, lustigen Schlüsselanhänger herausgeben, bei dem auf der Rückseite die Telefonnummer unseres Kinder- und Jugendtelefons zu finden ist. Wenn das möglichst viele Kinder bei sich haben, dann können sie im Bedarfsfall vielleicht auch der besten Freundin oder dem besten Freund die Nummer verraten, wenn sie sie nicht selbst brauchen. Unabhängig davon aber bleibt die Verantwortung bei uns Erwachsenen: Wir sind es, die sensibel sein müssen für alles, was das Wohl unserer Kinder gefährden könnte. Und wir müssen auch sensibel sein für stille Hilferufe kommen sie nun von Kindern oder von Eltern. Damit werden wir keine hundertprozentige Grantie dafür erreichen, dass nicht auch in Zukunft Kinder bei uns zu Tode gebracht werden, aber hier geht es schließlich nicht um Statistiken. Hier geht es darum, möglichst jedes Kind vor Qualen zu beschützen. Und das erreichen wir wohl am besten durch ein menschlicheres Miteinander.
Gespräch: I. Schwaß http://www.schwerinonline.de/aktuell/2008_08_lo_05.html
Re: Jugendamt Schwerin: Fünfjähriges Mädchen
Jugendamt Schwerin Mehr Personal geplant
Schwerin -
Als Konsequenz aus den Versäumnissen im Fall der verhungerten fünfjährigen Lea-Sophie stockt die Stadt Schwerin das Personal im Jugendamt auf. Ab 1. April gibt es zwei zusätzliche Stellen. Lea-Sophie war nach langem Leiden verhungert und verdurstet. AP
erschienen am 23. Februar 2008 http://www.abendblatt.de/daten/2008/02/23/851258.html
Re: Jugendamt Schwerin: Fünfjähriges Mädchen
Bei der Landeshauptstadt Schwerin sind im Amt für Jugend, Schule, Sport und Freizeit zum nächstmöglichen Zeitpunkt 2 Stellen eines/einer Diplomsozialarbeiter(s)/in/Diplomsozialpädagogen/in im Sozialpädagogischen Dienst zu besetzen. Das Aufgabengebiet der zu besetzenden Stellen umfasst die klientenbezogene sozialpädagogische Beratung, Betreuung sowie Vermittlung und Koordinierung der Hilfen nach SGB VIII. Es stehen Aufgaben im Rahmen der Hilfen zur Erziehung, Hilfen für junge Volljährige und Familien und insbesondere familienergänzende und familienersetzende Hilfen an. Die Tätigkeit umfasst ebenfalls die Mitwirkung in Vormundschafts- und Familiengerichtsverfahren. Die eigenverantwortliche Fallbearbeitung, einschließlich der Führung der Hilfeplanprozesse, die Zusammenarbeit mit den Mitarbeitern der wirtschaftlichen Hilfen und mit freien Trägern setzt ein hohes Maß an Selbständigkeit und Verantwortungsbereitschaft voraus. Gesucht wird eine zielstrebige, einsatzfreudige und verantwortungsbewusste Persönlichkeit mit überdurchschnittlichem Engagement, die über ein hohes Maß an Eigeninitiative und sozialer Kompetenz verfügt. Durch das Anforderungsprofil der Stellen wird die abgeschlossene Fachhochschulausbildung als Sozialarbeiter/ in/Sozialpädagoge/in als Mindestvoraussetzung angesehen. Die Vergütung erfolgt nach den tariflichen Bestimmungen der Entgeltgruppe 9 des TVöD-VkA. Aussagefähige Bewerbungsunterlagen richten Sie bitte bis zum 25.02.2008 an die Landeshauptstadt Schwerin Hauptverwaltungsamt Organisation, Personal, Statistik, Postfach 111042 19010 Schwerin http://www.schwerin.de/www/dms/psfile/docfile/61/Ausschreib47a81f377d85e.pdf
Re: Jugendamt Schwerin: Fünfjähriges Mädchen
Schwerins Sozialdezernent soll nach Fall Lea-Sophie abgewählt werden 24.02.2008: Schwerin/MVregio Der nach dem Hungertod der kleinen Lea-Sophie ins Kreuzfeuer der Kritik geratene Schweriner Sozialdezernent Hermann Junghans (CDU) soll an diesem Montag abgewählt werden. Foto: wikipedia.org
Foto: wikipedia.org
Der Stadtvertretung liegt dazu ein Antrag aller Fraktionen vor. Hintergrund sind die organisatorischen Mängel und Fehlentscheidungen im Jugendamt der Landeshauptstadt, die bei der internen Untersuchung des Falls Lea-Sophie ans Licht gekommen waren.
Junghans, dem die Verantwortung für das Jugendamt bereits entzogen worden war, lässt sein Amt derzeit ruhen. Ihm wird auch vorgeworfen, in der Öffentlichkeit unsensibel mit dem tragischen Todesfall umgegangen zu sein. Frühzeitig hatte er Fehler der Behörden ausgeschlossen.
Die fünfjährige Lea-Sophie war am 20. November verhungert und verdurstet, nachdem ihre Eltern sie mindestens seit September nicht mehr richtig versorgt haben sollen. Die Staatsanwaltschaft Schwerin hat inzwischen Mordanklage gegen die 24 Jahre alte Mutter und den 26- jährigen Vater erhoben.
Das Jugendamt soll mehreren Hinweisen auf Missstände in der Familie nicht konsequent nachgegangen sein. So hatte der Großvater die Behörden mehrfach gebeten, das Wohl des Kindes zu überprüfen, allerdings ohne Erfolg. Im April soll nun das Personal im Jugendamt um zwei Mitarbeiter aufgestockt werden.
Auch Oberbürgermeister Norbert Claussen (CDU) ist nach dem Fall Lea-Sophie unter Druck geraten. Die Stadtvertretung will am 31. März entscheiden, ob ein Bürgerentscheid zu seiner Abwahl stattfinden soll. Dazu ist eine Zweidrittelmehrheit der Abgeordneten nötig.