SonniVioVinci - Violettas Opernkiste

Violettas Opernkiste

Re: Violettas Opernkiste

Ja, Pippo(sein Spitzname) war einer der ganz großen.

Re: Violettas Opernkiste

Zitat: Violetta
...Natalie Dessay und Villazón sind damals beide als indisponiert angekündigt worden....

Es ist aber auch komisch, dass DVD-Aufnahmen trotzdem gemacht und verkauft werden....

Vincent


Re: Violettas Opernkiste

Je nun. Wie singt Figaro im "Barbier von Sevilla": "Strahlt auf mich der Glanz des Goldes..."

Die DVD ist beileibe nicht schlecht, und ich bin froh, daß ich sie habe. Trotzdem lege ich, bei aller Bewunderung, meine Ohren nicht in den Schrank, sobald RV singt. Richtig daneben gegangen ist eigentlich nur ein Stück, aber das dafür gründlich: "Ah fuyez, douce image" und man merkt dem Sänger deutlich an, daß er mit seiner Leistung selber unzufrieden ist. Er singt mit einer Angestrengtheit und Anspannung, die man sonst von ihm nicht kennt. Auf Youtube gibt es einen Livemitschnitt dieser Arie aus der Aufführung in Wien nach der Pause, da ist alles wieder in bester Ordnung.

Dennoch: am Ende singen und spielen die beiden, daß man tatsächlich glaubt, da stirbt ihm gerade die Liebe seines Lebens unter den Händen weg.

Von diesem Übefall auf DiStefano habe ich auch erst später mal zufällig gelesen. er lag danach recht lange im Koma und es sah schon damals nicht gut aus...

Re: Violettas Opernkiste

Wollt ihr mal sehen, wie der Anna ihr Freund aussieht?

Bitte schön: Violetta proudly presents Mr. Erwin Schrott

Re: Violettas Opernkiste

Also, hier meine 50 Cents zu meiner neuesten Errungenschaft: Cielo e mar

Eine Warnung vorweg: wem permanenter emotionaler Ausnahmezustand zu anstrengend ist, der sollte von dieser CD die Finger lassen.

Alle anderen aber nimmt  Rolando Villazón mit auf eine rasante Reise in die höchsten Höhen und tiefsten Abgründe der Liebe. Denn um Liebe und nur um die Liebe geht es auf dieser CD, mehr  als auf jedem anderen bisher von ihm veröffentlichten Album.  Es geht hoffnungsvolle, erwartungsfrohe Liebe, um verzweifelte Liebe, um enttäuschte Liebe, die nahezu in Haß umschlägt, um Liebe, die den Haß überwindet, und wer wäre besser geeignet, so etwas in Musik zu verwandeln, als RV, der sich mit ganzer Stimme, ganzem Herzen und ganzer Seele in jede einzelne Arie stürzt. Das ist wunderbar, fesseldn, mitreißend.

Aber: bei aller Begeisterung, selbst als Laie  beginnt man zu ahnen, was es gewesen sein könnte, daß die Krise und die damit verbundene lange Auszeit ausgelöst haben könnte, denn manchmal wünscht man sich, er würde ein klein wenig liebe- und rücksichtsvoller mit sich und seiner Stimme umgehen.

Auch unter diesem Aspekt wird es interessant werden ,den Sänger auf seiner Konzerttournee zu erleben und festzustellen, ob er die Arien heute anders singt als vor einem Jahr.

Dennoch: es ist und bleibt ein Erlebnis, wie jedes Villazón-Album. Es gibt eben zur Zeit wirklich keinen zweiten Sänger, der sich so dermaßen mit Leib und Seele seiner Kunst verschrieben hat. In einem Interview hat Rolando Villazón einmal gesagt „Das singen macht keinen Spaß, wenn man nicht an die Grenzen geht". Nun, das tut er hier definitiv.

Die Musik die er ausgesucht hat ist in der Tat wunderschön. Wie gesagt, ich bin ser gespannt auf das Konzert in dem er ja einen Großteil dieses Programms singen wird.

Re: Violettas Opernkiste

Ist diese CD vor oder nach seiner "Zwangs"pause aufgenommen worden?

Aber wenn man selbst als Zuhörer ständig bei dieser Stimmgrenzgängerei an die Verletzlichkeit der Stimme erinnert wird, hat man doch auch kein Vergnügen dran.
Es ist dann so, als wenn man den schönen Klang einer Glocke aus Glas oder Porzellan ständig aufs kurz vorm Zerspringen bringt, was dann bereits die Erwartung provoziert: JETZT passierts gleich.
Es gibt auch Sprechstimmen, die derart weh tun, weil sie genau das "provozieren"....z.B. konnte ich die Pumuckel-Stimme von Hans Clarin nicht ohne dieses Gefühl erhören. Auch Nina Hagen malträtiert ihre Stimme so. Zugegebenermaßen hatte ich bei R V auch schon dieses Gefühl......

Übrigens fragte ich Dich noch, ob Du nach der R. Villazon-Vorstellung zu Ostern vorhast, mit dickem Edding und CD-Booklets den Herrn am Hinterausgang abzufangen?

Vincent


Re: Violettas Opernkiste

Die CD wurde vor der Pause aufgenommen, und das ist es, was mich beruhigt: er soll, wie man hört, seitdem tatsächlic etwas sanfter mit seiner Stimme umgehen.

Er pfeift ja nun weiß Gott auch nicht gerade auf dem letzten Loch, sooo dramatisch ist es nicht.  Es ist nicht so, daß man denkt „Ah, gleich passierts wieder!“ . Das hat man bei Callas sehr häufig, bei RV bisher eher nicht. Callas’ stimmliche Probleme waren oft um ein vielfaches größer als alles, was RV zur Zeit eventuell noch plagen könnte. Es ist mehr so ein allgemeines Gefühl, ob dieser unfassbaren (nicht nur stimmlichen) Intensität, die einen durch die Lautsprecher anspringt, daß einen dazu bringt, sich zu fragen, wie lange so was wohl gut gehen kann. RV hat kürzlich selber im Interview dazu Stellung genommen und gesagt, er könne, wolle und werde immer nur so singen: jede Vorstellung, jedes Konzert als wäre es der wichtigste Auftritt seines Lebens. Wenn das bedeute, daß seine Karriere einige Jahre früher zu Ende sei, dann sei das eben so. Callas war ebenso, nur daß sie, anders als RV, nicht als ihre Musik hatte. Als sie die nicht mehr hatte, hatte sie gar nichts. RV scheint da auf soliderem Grund und Boden zu stehen und daß kann man diesem großzügigen Künstler auch nur wünschen. Ein Album, auf dem RV brennende Intensität mit ausgsprochen kultiviertem Gesang verbindet ist sein französiches Recital, das für mich zu den besten Alben dieser Art gehört, die überhaupt je erschienen sind. SEIN bestes ist es allemal:

Es wäre sehr schön, ihn in Köln so singen zu hören.

Autogramjagd? Mal sehen. Mitnehmen werde ich Stift und CD wohl. Er gilt (auch hier) als spendabler Autogramgeber und Sich-Mit-Fan-Fotographieren-Lasser.

Re: Violettas Opernkiste

Wenn es denn eins geben wird

Wie schrieb mir eine Opernbekannte aus Frankreich die das Vergnügen bereits mehrfach hatte: "He gives you a picture and a hug. He is such a sweetie". Die Frau ist 20 Jahre älter als ich

*Kurz in pubertäre Tenoranbetung verfall*

Re: Violettas Opernkiste

Wer vielleicht mal Lust auf große Oper mit großen Sängern hat, dem sei hier ein Tip ans Herz gelegt:

Es gibt seit einiger Zeit eine Aktion, die nennt sich "Die MET ins Kino".

Sie läuft vor allem in Deutschland und Österreich: live aus New York werden Opernvorstellungen in der MET ins bestimmte Kinos übertragen. Das Publikum in Europa verfolgt die Vorstellung zeitgleich auf der Leinwand. Da es in New Yoprk auch Nachmittagsvorstellungen gibt, fangen die Übertragungen wegen der Zeitverschiebung bei uns gegen 19.30 an. Beste Theaterzeit also.

Die Übertragungen sind oft Monate vorher ausgebucht. Ich werde am 26.April 2008 in Düsseldorf  im Kino "La fille du regiment" mit Juan Diego Florez und Natalie Dessay sehen. Luxuriöser kann man diese Oper zur Zeit nicht besetzen.

Ich zahle pro Karte 28 EUR, das ist zwar eine Menge Geld, aber was soll's.

Wenn ich mehr Zeit habe, suche ich mal dne Link raus, unter dem man erfahren kann, welche Kinos in der umgebung an der Aktion teilnehmen.

Re: Violettas Opernkiste

24.3.2008 Philaharmonie Köln: Rolando Villazón, Cielo e mar

Zunächst das wichtigste: alles ist gut.

Ich habe gestern Abend eine wunderschöne Stimme gehört, die zu keiner Zeit überanstrengt oder gepresst klang. Was Villazón gestern an kultiviertem Gesang geboten hat, stellt manches auf der neuen CD weit in den Schatten. Man hört seiner Stimme die Erholung an. Er geht außerdem um ein vielfaches vorsichtiger und liebevoller mit ihr um, als er das teilweise vor der Pause getan hat, ohne daß dabei die Leidenschaft, die Spielfreude, die Emotionen auf der Strecke bleiben. Das, was mich früher manchmal hat zusammenzucken lasse, ohne daß iches hätte bennenen können, fehlt völlig. die Stimme schimmert in all den dunklen Farben, die ich so unwiderstehlich finde. Er hat viele Stücke im  piano oder mezzoforte gesungen, und die Stimem war bis in die letzten Ränge zu hören. Die dramatischen Ausbrüche kamen völlig natürlich und ohne (hörbare) Anstrengung, nichts in der Stime war erzwungen oder gepresst. Auch an den dramatischen, lauten Stellen, klang die Stimme immer wudnerschön, ohne daß es reiner "Schöngesang" gewesen wäre. Was dieser Mann  in eienr kurzen Arie an Ausdruck in seien Stimme legt, ist unglaublich. Er ist ein ganz, ganz großer. Allerdings ist die Akustik in der Philharmonie auch ein Gottesgeschenk für jeden Sänger.

An den wenigen Stellen, an denen seine Stimme tatsächlich vom Orchesterklang überdeckt wurde, hat er der Versuchung widerstanden, durch forcieren und brüllen eine Lautstärke zu erreichen, die zur Zeit eben noch nicht immer vorhanden ist. Das hat mir sehr gut gefallen, auch daß er bei ein oder zwei Arien  am Ende auf den Spitzenton verzichtet, und stattdessen oktaviert (acht Töne tiefer) gesungen hat, habe ich zur Kenntniss genommen, ohne daß es mich gestört hätte.

Daß Programm war wunderschön und bestand natürlich zum großen Teil aus Stücken aus dem neuen Album, zwischen durch gab's mal "Questa o quella" aus "Rigoletto", des Herzogs Arie, mit der er kundtut, daß ihm eine Frau wie die andere ist, und er immer was zum ihr-wißt-schon-was findet.

Ansonsten war es ein eher lyrisches Programm, mit einigen dramatischen Akzenten.

Ich bin kein Kritiker, ich bin auch kein Fachmann was Stimmen und Stimmtechnik angeht, ich kann nur von meinem Gefühl ausgehen und das sagt mir: kein Grund zur Sorge.

Dennoch: Villazón hat seine Stimme selber ja kürzlich mit einem Pferd verglichen, daß im Vergangenen Jahr böse auf ihn war. Ich würde es jetzt mal so sagen: aus dem übermütigen Fohlen, daß ohne Bedenekn über die Wiese springt und jedes Hinderniss nimmt, mag es noch so gefährlich sein, ist ein erwachsenes, wunderschönes Tier geworden, daß nicht mehr bedenkenlos über jeden reißenden Fluß springt.

Auch gut.

Natürlich wurde er am Schluß stürmisch gefeiert, schon der Auftrittsapplaus war ausgesprochen herzlich, am Ende hat der Saal getobt und ganz zum Schluß, nach den Zugaben (O sole mio, Granada und eine Arie, die ich nicht kannte) waren wir an einem Punkt, an dem er auch "ZickeZacke Hühnerkacke" hätte singen könnenm wir hätten ihm trotzdem zu Füßen gelegen. Das ist bei solchen Ereignissen so üblich, nud auch wenn die Puristen genau das immer bekritteln, irgendwie gehört es dazu  Begleteitet wurde er von den ganz wunderbar spielenden Prager Philharmonikern, die auch zwischendurch Solostücke (Ouvertüren, Zwischenspiele etc.) gespielt haben. Kein Sänger kann 10 oder 12 Arien ohne Pausen hintereinander singen. Es ist normal, daß bei solchen Konzerten nach spätestens drei Stücken ein längeres Orchestersolo komt, damit der Künstelr sich ein bißchen erholen kann.

Und später?

Zuerst: ein Bild gibt es nicht. Wir haben immer noch keine Digicam, mit dem Handy war uns das zu doof.

Aber: direkt nach dem Konzertende sind wir zum Künstlerausgang um zu warten, ob er wohl dort rauskommt. Die Menschenmenge wurde immer größer, schlíeßlich kam jemand vom Personal herraus und verkündete, Herr Villazón habe ich zu einer spontanen Signierstunde entschlossen, Daß ist insofern beachtlich, als wirklich sehr viele Menschen vor der Türe standen. Üblicherweise kommt der Künstler irgendwann raus, winkt in die Menge und gibt den glücklichen die vorne stehen Autogramme, winkt nochmal und steigt ins uto.

Nicht hier: wir durften einzeln (!) zu ihm, ein sichtlich erschöpfter, sehr blasser RV saß mit Stiften bewaffnet an einem Tisch, hatte für jeden ein nettes Wort, ein Lächeln und natürlich ein Autogramm. Ich habe ihm gesagt, was ich ihm schon immer sagen wollte: daß er sehr viel Freude in das Leben sehr vieler Menschen bringt. Er hat sich mit einem "Thank you so much!" und einem gerührten Lächeln bedankt, dann bin ich mit meinem Autogramm und bibbernd wie eine 15jährige abgezogen  Frauen die cooler sind als ich und nicht sofort weggerannt sind, haben Hand- und Wangenküsse abgegriffen  Naja, beim nächstenmal ist er fällig  wie sagte der Gatte eenr Dame, der draußen gewartet hat: "Die Frauen haben allo so glänzende Augen" Ach ja...

Ich hatte die Idee, meiner Kollegin der es wegen ihres Mannes so schlecht geht und die RV so sehr verehrt, das Programmheft mit Widmung zu schenken.Also hat mein Mann, als er dran war sein autogramm zu holen, erzählt, worum es geht, Herr Villazón hat sich die Zeit genommen, eine persönliche Widmung zu schreiben, mit einer Zeichnung dazu: ein Vogel, der in einem Blumenstruß sitzt und singt.

Sie wird sich totfreuen.

Das alles ist nicht selbstverständlich, ich weiß nicht, wie lange der arme Kerl noch dagesessen, Autrogramme gegeben und Hände geschüttelt hat.

Fazit: es war ein wunderbarer, unvergesslicher Abend,  und was mich angeht steht fest: es war nicht das letztemal, daß ich ihn live gehört habe. Paris wird jetzt sehr ernsthaft ins Auge gefasst. Ich bin extrem gespannt auf die Kritiken.