SonniVioVinci - Violettas Opernkiste

Violettas Opernkiste

Re: Violettas Opernkiste

Nur schnell ein Fernsehtip:

Sonntag 16.3.08 (Palmsonntag) läuft um 9.30 Uhr auf SWR ein Konzert mit, genau, Rolando Villazón.

Ich werde die Videomaschiene anschmeißen, da ich an diesem Tag vermutlich mit dem Chor im Gottesdienst zu singen habe.

Re: Violettas Opernkiste

Hab's mir auch in meinen Kalender geschrieben

Re: Violettas Opernkiste

Ehe ich es vergesse:

Happy birthday, Rolando!

Re: Violettas Opernkiste

Ja, er hat Geburtstag  36 wird er heute. So ein junger Hüpfer

Zu diesem Anlaß nochmal das hier

EDIT

Übrigens, wißt ihr, worum es in deisem Lied, daß ja Mexikos heimliche Nationalhymne ist, geht? Die Küchenschabe (La Cucaraca) kann nicht fliegen, kriechen, krauchen, weil sie...ja...richig gehört, kein Mariuana zum rauchen hat.

Re: Violettas Opernkiste

Von der Tenorfront gibt es erfreuliches zu berichten: RV hat gestern und vorgestern in Berlin den Tenorpart im Requiem von Verdi gesungen (ich habe vor ein paar Monaten seinen Kollegen Ramon Vargas damit gehört, und er hat mir seeehr gut gefallen.)

Ich darf aus der Berliner Morgenpost zitieren:

 Jeder sollte sie hören und erleben können: ihren musikalischen Furor bei den Anrufungen des Jüngsten Gerichts, ihre weit ausschwingende Liebesseligkeit, den beiden Solistinnen anvertraut, den Tenorjubel in der wundersam wiedererstandenen Stimme von Rolando Villazón, den blütenreinen, gleichzeitig markigen Vortrag der Basspartie durch den unvergleichlichen René Pape. Und natürlich, allem voran, die Visionskraft, über die Barenboim ohne jede Einschränkung inzwischen verfügt. Jedem Fingerzeig von ihm wird mit begeistertem und begeisterndem Nachdruck gefolgt.

Und weiter:

Rolando Villazón hat seine fröhliche Singkraft wiedergefunden und demonstriert sein altes Können unverstört in neuem Gewande. René Pape würde man herzlich vermissen, wenn er an einem solchen Abend nicht zur Stelle wäre und seinen Parade-Bass nicht aufklingen ließe. Alle vereint wurden, darauf kann man wetten und das ist selten, am Ende von Verdi bedankt.

Das einzige was ich von ganzem Herzen bedaure ist, daß ich nicht dabeisein konnte. Das Verdi-Requiem lohnt sich nämlich immer. Auch ohne Villazón. Aber mit ist schöner.

Re: Violettas Opernkiste

Tannhäuser - 1.3.2008 Teo-Otto-Theater, Remscheid

Wie ich schon geschrieben habe: ich hätte nicht gedacht, daß mich Wagner so packen würde. Aber er hat mich gepackt,. Allerdings ist "Tannhäuser" eine Oper aus Wagners romantischer Phase, nicht zu vergleichen mit dem "Ring des Nibelungen", der nun wirklich seeehr bombastisch ist.

Also, zur Handlung:

Der Ritter  und Minnesänger Heinrich von Offterdingen, genannt Tannhäuser, lebt seit langen Jahren im "Venusberg", dem Reich der Liebesgöttin Venus. Dort fröhnt er, mit Frau Venus persönlich, der Lust, der Erotik, der Sexualität, losgelöst von zwischenmenschlicher Zuneigung oder gar Liebe. Irgendwann erträgt er dieses Leben nicht mehr und flieht aus Venus' Reich. Sie aber sichert ihm zu, er sei jederzeit willkommen, wenn er zurückkehren wolle. Seine erotischen Fähigkeiten scheinen dergestalt zu sein, daß auch die Göttin der Liebe persönlich mehr als zufrieden mit ihm ist...

Zurück in der irdischen Welt erfährt vom bevorstehenden Sängerkrieg auf der Wartburg, an dem die besten Minnesänger des Landes teilnehmen. Sein Freund, der Sänger Wolfram von Eschenbach erzählt ihm davon. Tannhäuser nimmt an dem Wettstreit teil, freudig begrüßt von Elisabeth von Thüringen (Ja. DIE Elisabeth von Thüringen) mit der ihn eine tiefe Zuneigung  verbindet, die nichts mit dem zu zun hat, was er so mit Frau Venus getrieben hat... Wie auch immer. Jeder singt sein Lied, Tannhäusers Lied aber speist sich aus den Erfahrungen seiner letzten Jahre, preist die Erotik und die Lust. Die Empörung ist groß, als Tannhäuser sich gar dazu bekennt, bei Frau Venus im Venusberg gewesen zu sein (was ja nur ein Bild für die ungehemmte Sexualität ist, die ja damals als Todsünde galt), wird er vom Landgrafen verbannt. Einzig Elisabeth stellt sich schützend vor Tannhäuser und verhindert noch schlimmeres.

Nach langen Jahren wartet Elisabeth immer noch auf Tannhäusers Rückkehr und betet für sein Seelenheil. Sie ist von Krankheit gezeichnet. Wolfram von Eschenbach schließlich trifft Tannhäuser wieder, der erschüttert und dem Wahnsinn nahe berichtet, daß er sich auf eine  Pilgerreise zum Papst begeben hat, um dessen Vergebung für seine Zeit im Venusberg zu erflehen. Der Papst aber hat ihn verdammt. Nun will Tannhäuser sich völlig der Sünde ergeben und zurück in den Venusberg gehen, schon hört man die verführerischen Gesänge der Frau Venus. In diesem Augenblick wird die Leiche der Elisabeth an ihm vorbei zu Grabe getragen. Wolfram ruft Tannhäuser erschüttert zu "Sie war dein Engel im Leben. Nun betet sie für dich bei Gott". Tannhäuser wendet sich von Frau Venus ab. Mit den Worten "Heilige Elisabeth, bitte für mich!" bricht er tot zusammen (Das ist bei Wagner manchmal so. Der braucht keine Schwindsucht als Grund für einen Exitus in jungen Jahren  ). Wolfram nimmt Gift (warum? Keine Ahnung). Seine letzten Worte sind "Heinrich, du bist erlöst!".

Zu den wirklich grandiosen Klängen des Themas aus dem Pilgerchor sieht man, wie Elisabeth, ganz in weiß gekleidet, auf den toten Tannhäuser zuläuft, ihn bei der Hand nimmt und in ein weißes Gewand hüllt. Vorhang, Ende, tosender Applaus und eine in Tränen aufgelöste Violetta.

Am bekanntesten aus der oper sind die Ouvertüre, Wolframs "Lied an den Abendstern" sowie der Pilgerchor im letzten Akt. Die Musik hat mir sehr, sehr gut gefallen, allerdings, wie erwähnt, unter der Vorraussetzung, das live im Theater zu sehen. Vier Stunden vor dem CD-Player würde ich mir das nicht antun. Die Sänger waren durch die Bank hervorragend, am besten allerdings war ein junger Bariton namens Frank Dolphin Wong als Wolfram von Eschenbach, der nicht nur eine wunderschöne Stimme hattte, sondern auch, im Gegensatz zu einigen anderen Darstellern, sehr textverständlich gesungen hat. Was die Inszenierung angeht habe ich ja keinerlei Vergleichsmöglichkeiten, aber es war mal wieder eine eher moderne Inszenierung: die Darsteller trugen Straßenkleidung bzw. zeitgenössische Abendgarderobe, Frau Venus war in Bordelrot und, pardon, Bettsiefel gekleidet und hat neckisch mit einer kleinen Peitsche einen auf  Indiana Jones gemacht. Natürlich war der Vorhang bei der Ouvertüre wieder mal oben. Gezeigt wurde, in der Kulisse des Venusberges, ein munter kopulierendes Paar. Für den Fall, daß irgendjemand nicht begriffen haben sollte, in welche Gesellschaft Tannhäuser da geraten ist... Da ich allerdings mehr als genug mit der musikalischen Sprache Wagners zu tun hatte, die mir ja völlig fremd war, hat mich das diesmal nicht so gestört und auf die Palme gebracht, wie es wohl bei einer anderen Oper der Fall gewesen wäre.

Fazit: ich werde  ganz sicher nicht zum glühenden Wagnerianer mutieren, aber ich gebe zu, daß ich jetzt besser nachvollziehen kann, wieso manche Menschen diesem Komponisten so rettungslos verfallen.

Was übrigens richtig schlecht war: auf den Eintrittskarten standen teilweise die falschen Anfangszeiten: 19.30h statt 18.00h. Ich habe in der ersten Pause zufällig mitbekommen, daß eine ältere Dame deshalb zu spät gekommen ist und bitterlich geweint hat, und den Großteil der Pause damit verbracht, sie zu trösten.

Man sollte die Deppen die für sowas verantwortlich sind teeren und federn. 

 

Re: Violettas Opernkiste

Ja das ist echter Schwachsinn, eigentlich hätte die Dame sich für ihre Karte daraufhin ein Umtauschrecht für eine weitere Vorstellung erstreiten sollen.

Zitat: Violetta
...Da ich allerdings mehr als genug mit der musikalischen Sprache Wagners zu tun hatte, die mir ja völlig fremd war, hat mich das diesmal nicht so gestört und auf die Palme gebracht, wie es wohl bei einer anderen Oper der Fall gewesen wäre.....

Ich habe diesen Satz nicht sofort verstanden, aber ist es so gemeint, dass Du Dich so vordergründig auf die Musik konzentriert hattest, dass solche, Dich sonst störenden Dinge in den Hintergrund gerückt wurden?

Vincent


Re: Violettas Opernkiste

Ja genau, so meinte ich es. Bei "La Traviata" oder auch einer Oper die ich nicht kenne, deren Komponist mir aber sehr vertraut ist, kann ich mich auch nch auf anderes konzentreiren als nur auf die Musik. aber wagner ist wirklich völlig anders als alles, was ich bisher gehört habe.

Habe mir vorhin mit meinem Mann die "Manon" aus Barcelona angesehen die ich mir gekauft habe. Natalie Dessay und Villazón sind damals beide als indisponiert angekündigt worden. Was Dessay angeht: wenn sie SO singt wenn sie Probleme hat, dann frage ich mich, wie die Frau singt wenn sie auf der Höhe ihrer Kunst ist  .

RV singt in dieser Aufführung über weite Strecken wirklich sehr schön ("En ferment les yeux" ist zum Beispiel ganz wunderbar gesungen), aber manchmal, und das sage ich wirklich nicht gern, zerbrüllt er die Geschmeidigkeit und den dunklen Glanz die den besonderen Reiz seiner Stimme ausmachen,  mit meiner Halbbildung werte ich das  mal als Zeichen für Überanstrengung. Die teilweise vernichtenden Kritiken die er für diese Vorstellungen geerntet hat finde ich zwar immer noch unangebracht, aber daß er diese Aufführungsserie offenbar zum Anlaß für seine Auszeit genommen hat kann ich, nachdem ich das gehört habe, gut verstehen. Dennoch: wer sich so die Seele aus dem Leib spielt wie diese beiden, darf auch mal indisponiert auf die Bühne.  Nur nicht zu oft bitte, damit nix vor der Zeit kaputt geht.

Re: Violettas Opernkiste

Giuseppe Di Stefano 24.7.1921 - 3.3.2008

klick

Giuseppe DiStefano gehört zu den ersten Tenören internationalen Ranges die ich jemals gehört habe, da er viel mit Maria Callas gesungen hat, für die mich gleich zu Beginn meiner Opernleidenschaft eine glühende Begeisterung erfasst hat. Ich kenne bis heute keine schönere Aufnahme von "Tosca" als die mit Callas, Gobbi und eben Distefano.

Sein Leben verlief of tragisch: begabt mit einer der schönsten Stimmen des 20. Jahrhunderts, hat er diese relativ früh ruiniert (und seine Name wurde, von Kennern und denen, die sich dafür halten, im Zusammenhang mit Villazóns Stimm- und sonstiger Krise oft drohend in den Raum gerufen). Seinen desaströsen Comeback-Versuch mit Maria Callas startete er vor allem, weil er Geld für die Behandlung seiner an Leukämie erkrankten Tochte brauchte. Vor seinem Tod lag er nach einem Überfall lange Zeit im Koma.

Was bleibt, ist die Erinnerung an einen wunderbaren Sänger: Un di, felice eterea

Re: Violettas Opernkiste

Habs heute in der Zeitung gelesen....und garnicht gewusst, dass er in Kenia überfallen worden ist und sich davon nie erholt hat.

Vincent