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Ein Wintermärchen - Thread 1

Re: Ein Wintermärchen

Ducky

Kritisch begutachtete der alte Pathologe die zum Vorschein kommende, nässende Wunde. "Ich weiß nicht, wie schlimm es Ihnen scheint," lächelte er anschließend. "Gut sieht es nun wirklich nicht aus, aber das haben Sie sicher längst gespürt. Die Wundnaht hat Ihren postoperativen Aktivitäten nicht standhalten können und hat sich teilweise gelöst, außerdem hat sich die ganze Sache ein wenig entzündet. Das sollte nicht lange unbehandelt bleiben, gut, dass Sie so schnell hergekommen sind. Seit wann spüren Sie, das etwas nicht in Ordnung ist?" Er blickte die blonde Frau prüfend an. "Wenn Sie möchten, kann ich das gleich hier und jetzt in Ordnung bringen," schlug er vor. "Ich bin kein Chirurg, aber im Nähen habe ich einige Übung, und es wird nicht lange dauern. Wenn Sie möchten, kann ich auch Jethro Bescheid sagen, dass er Ihnen hilfreich zur Seite steht."

Donald Mallard hatte längst erkannt, dass seine Patientin sich in seiner Gegenwart allein unwohl fühlte - zumindest im Moment. Und dass sie ihren Freund herbeisehnte, konnte ein Blinder mit Krückstock sehen. "Wissen Sie," fuhr Ducky schmunzelnd fort, "es würde mir ebenfalls durchaus Freude machen. Auf diese Weise hätte der gute Jethro etwas, worüber er sich Sorgen machen kann, es gibt für ihn hier unten nur wenig Schlimmeres, als wenn er bei der Behandlung eines anderen zusehen muss. Danach ist er friedlich wie ein Lamm, wenn er selbst an der Reihe ist." Er zwinkerte Hollis zu, damit sie nicht auf die Idee kam, Jethros Seelenqualen in dieser Hinsicht überzubewerten. "Und selbstverständlich kann ich auch gern einen Krankenwagen rufen, wenn Sie eine externe Behandlung vorziehen. Ich bin dann nicht beleidigt..." Er lachte Hollis freundlich an und wartete in aller Ruhe ab, wie sie sich entscheiden würde.



Re: Ein Wintermärchen

Hollis

Die ehemalige Agentin begann sich allmählich zu entspannen, auch wenn die Vorstellung noch einmal genäht zu werden ihr gar nicht gefiel. Durch ihre Krankheit kam allerdings nur eine örtliche Betäubung in Frage, wobei Hollis sich nicht sicher war, wie weit Ducky sich an ihre Krankengeschichte erinnerte. „Uhm... ich glaube, dass kriege ich alleine hin“, gab sie Ducky mit ernster Mine zu verstehen. Der Gedanke Jethro bei sich zu haben, war sehr verlockend. Doch sie konnte seine Hilfe nicht immer in Anspruch nehmen. Unabhängig davon, dass sie nicht mehr in Nevada waren und er wichtigere Dinge zu erledigen hatte, als bei ihr Händchen zu halten. Das leichte Zittern ihre Körpers strafte ihre Worte allerdings lügen und auch ihre Augen verrieten, dass sie Angst hatte. „Ich bin schon ein großes Mädchen und ich vertraue ihnen Dr. Mallard“, fügte sie mit einem Grinsen hinzu und versuchte ihre Furcht zu überspielen. „Bloss nicht noch mal in ein Krankenhaus u-und bitte keine Narkose, darauf reagiert mein Körper ziemlich empfindlich.“

Re: Ein Wintermärchen

Ducky

Dem Pathologen entging die Reaktion von Hollis nicht, und einen Moment lang war er vesucht, Jethro dennoch anzurufen. Doch er verwarf diesen Gedanken wieder und schritt statt dessen zur Tat. "Nun denn," erklärte er todernst, "ich nehme an, sie beziehen sich mit ihrer letzten Aussage auf eine Vollnarkose? Keine Sorge, die wird nicht nötig sein. Und ich gebe zu, dafür sind wir hier auch gar nicht ausgerüstet - die meisten meiner Patienten atmen ohnehin nicht mehr." Er zwinkerte. "Wenn sie aber Lokalanästhetika auch nicht vertragen, dann sagen Sie Bescheid - dann könnte die Sache allerdings etwas schmerzhaft werden."

Hollis lächelte zaghaft zurück. "Nein, das haben Sie richtig interpretiert. So weit hatte ich gar nicht gedacht..." Sie lachte verlegen. "Eine örtliche Betäubung war bisher kein Problem." Zufrieden lächelte Ducky zurück und machte sich vorsichtig ans Werk. Hollis blieb steif, aber entspannt sitzen, während der Pathologe darauf wartete, dass das Mittel zu wirken begann. Wie auf Kommando kam gleich darauf Jethro schwungvoll durch die Tür und blieb wie angewurzelt stehen.
 
"Jethro!" rief Ducky erfreut. "Dein Timing ist fabelhaft, du kannst mir gern zur Hand gehen, dann muss ich dich gleich nicht suchen. Mrs. Mann ist so gut wie fertig, ich muss nur noch ein bisschen nähen." Leicht schmunzelnd registrierte er, wie sein Freund etwas blasser um die Nase wurde. "Keine Panik, so schlimm ist es schon nicht," lachte er. "Hilf einem alten Mann mal ein wenig bei seiner Arbeit, ich möchte im Moment nur sehr ungern Jimmy Palmer bemühen!" Angesichts dieser Aussichten blieb dem Chefermittler nur wenig anderes übrig, als seufzend näher zu kommen. "Was soll ich tun?!" fragte er resigniert, während seine Hand fast automatisch die von Hollis suchte und sanft drückte. "Mrs. Mann helfen, ihren Arm in Position zu halten, damit ich besser arbeiten kann," erwiderte Ducky todernst. Anschließend fuhr er mit der Prozedur fort und ignorierte, dass der Silberfuchs hochkonzentriert auf ein an der Wand hängendes Röntgenbild starrte.

"So, das war's auch schon," schloss er wenig später, als Jethros Gesichtsfarbe verdächtig hell geworden war. "Ich gebe Ihnen noch etwas gegen die Entzündung, warten Sie noch einen Moment. Dann bekommen Sie noch einen schönen, neuen Verband, und dann sind sie wieder wie neu." Er trat an einen der Schränke und suchte ein Medikament. "Und anschließend bist du an der Reihe, Jethro, mach dir keine Hoffnungen!!" rief er mahnend, als er hinter sich das Zischen der Türen hörte. Doch der Chefermittler hatte nicht einmal versucht, die Flucht zu ergreifen. In der Tür stand Anthony DiNozzo und starrte fassungslos auf die unbekleidete Patientin. Und als er eine Sekunde später den Blick seines Boss' auffing, wäre er am liebsten auf der Stelle tot umgefallen. Nicht, dass er sich selbst noch eine lange Restlebenszeit einräumte... Gibbs würde ihn töten, so viel stand jetzt schon fest.



Re: Ein Wintermärchen

Tony + Hollis

Der junge Agent schluckte heftig und wusste vor lauter Schreck nicht wo er hinschauen sollte. Wieso hatte ihm niemand gesagt, dass Gibbs zurück war und seine Ex- Freundin im Schlepptau hatte? Peinlicher, wenn nicht sogar schlimmer, konnte die Situation kaum werden. Stotternd versuchte er zu retten was zu retten war und und manövrierte sich noch mehr ins Chaos. Der Anblick der blonden Frau hatte ihn mehr durcheinander gebracht als ihm lieb war. Nicht, dass er – Anthony DiNozzo – noch keine unbekleidete Frau gesehen hätte, aber damit hatte er beim besten Willen nicht gerechnet. Woher sollte er auch wissen, dass eine halbnackte, attraktive und vor allem lebendige Frau auf einem von Duckys Untersuchungstischen saß? Von der Tatsache, wer sie war, ganz abgesehen.

„OH H-hallo Boss. Hallo Colonel … uhm... Ma´am uhm Mann... Mrs. Mann. Sie sehen schlecht... uhm... ich meine gut aus. Egal..., schön Sie zu sehen“, bemerkte er verlegen grinsend und wäre am liebsten im Erdboden versunken. Das Loch dafür, brannte Gibbs schon mit einem einzigen Blick direkt vor seinen Füßen ein. Bevor das Ganze jedoch zu eskalieren drohte, ergriff zu seinem Glück der Doktor das Worte und schob sich in sein Sichtfeld. „Tony, was führt Sie zu mir?“

Mittlerweile hatte DiNozzo sich wieder gefasst und atmete erleichtert aus, als der Doktor ihm Schützenhilfe gab. Trotzdem beschloss er aber, schnell das Weite zu suchen, bevor Gibbs ihn zur Schnecke machen konnte. „Ich... nun... ich wollte die Unterlagen von Lt. Kentler abholen. Direktor Vance will eine schnellstmögliche Zusammenstellung aller bisherigen Fakten.“

Hollis war in der Zwischenzeit automatisch ein Stück hinter Gibbs´ Rücken gerutscht und hoffte, dass sie bald wieder allein waren. Sie war weiß Gott nicht brüte, aber auf eine Begegnung dieser Art hätte sie dankend verzichten können. Ebenso wie darauf, überhaupt hier zu sein. Schon Abbys kühle Begrüßung hatte ihr deutlich gemacht, dass die Begeisterung über ihr Erscheinen sich in Grenzen halten würde. Womöglich lag es nur speziell an Abby, da sie, wie Hollis sehr wohl wusste, an Gibbs wie an einem Vater hing. Die offensichtliche Ablehnung hatte ihr aber weh getan und Hollis hoffte, dass die anderen nicht ebenso reagieren würden.

„Ich hoffe, der Rest der Musketiere kommt jetzt nicht auch noch“, flüsterte sie Jethro zu und zog fröstelnd die Schultern zusammen.

Re: Ein Wintermärchen

Gibbs

"Oh nein, das werden sie ganz sicher nicht," antwortete Gibbs fast unhörbar, während er Tony weiterhin drohend fixierte. "Hallo, DiNozzo," begrüßte er seinen Agenten in einem gefährlich leisen Tonfall, der Tonys Blutdruck noch einmal sprunghaft ansteigen ließ, falls das überhaupt noch möglich war. "Hat dir eigentlich nie jemand beigebracht, dass man ankklopft, ehe man irgendwo eintritt?!" Tony öffnete einen Moment den Mund, schloss ihn aber sofort wieder. Als ob gerade sein Boss irgendwo anklopfen würde... geschweige denn in der Autopsie. Da klopften doch noch nicht einmal die Praktikanten, abgesehen davon, dass sich die Türen ohnehin automatisch öffneten. Doch er verzichtete auf eine weitere Erörterung des Themas, schnappte sich die Unterlagen von Ducky und sah zu, dass er zurück zum Aufzug kam. "Schön, dass du wieder hier bist, Boss!!" rief er aus sicherer Entfernung. "Und Sie auch, Colonel... Ma'am... Mrs...." Den Rest verschluckten die schließenden Aufzugtüren.

Während Ducky sich wortreich bei Hollis entschuldigte, ergriff Gibbs seine Krücken und bewegte sich ebenfalls in Richtung Ausgang. "Wo willst du denn hin?!" unterbrach ihn der Pathologe jedoch rasch und stellte sich ihm in den Weg. "Du bleibst hier, bis ich mit dir fertig bin, dein Team wirst du auch anschließend noch begrüßen können!" Demonstrativ schaltete er den Türöffner ab, so dass nun weder jemand flüchten noch unbeabsichtigt hereinkommen konnte. Duckys Ohrspitzen waren mittlerweile rot angelaufen, weil es ihm fürchterlich peinlich war, das nicht schon längst getan zu haben - er war nun einmal tote Patienten gewohnt, und die störten sich nicht mehr an Besuch. "Mrs. Mann ist gleich fertig, und den Verband bekomme ich auch allein hin," fuhr er fort. "Setz dich schon mal da drüben hin und zieh dich aus, ich bin gleich bei dir." Er kehrte zu Hollis zurück und entschuldigte sich weiterhin, während er ruhig und geschickt einen neuen Verband anlegte. Jethro schnaubte noch einmal genervt durch die Nase, ehe der Aufforderung Folge leistete. Als Hollis versorgt war, hatte er alle erforderlichen Kleidungsstücke abgelegt und sich gehorsam auf den übrig gebliebenen Tisch gesetzt.



Re: Ein Wintermärchen

Hollis

Erleichtert, dass sie wieder allein waren, zog Hollis sich an und trat zu Jethro Er sah nicht viel glücklicher aussah, als sie vor wenigen Minuten. „Du bist bei Ducky in guten Händen“, flüsterte sie ihm ins Ohr und hauchte ihm einen Kuss auf die Lippen

„Ich befürchte, dass wir zwei für ein Weile Gesprächsstoff hier im Hauptquartier sein werden. Allerdings vermute ich, dass dich das nicht weiter stören wird“, bemerkte sie zwinkernd. Da sie mit dem Rücken zu Ducky stand, ließ sie gleichzeitig ihren Blick ungeniert über seinen Körper wandern. „Also meiner Meinung nach, schaust du schon wieder ziemlich fit aus. Mal sehen was Ducky dazu zu sagen hat.“ Mit diesem Worten gab sie ihm einen leichten Hieb auf den Oberschenkel und trat zurück als der Doktor näher kam.

Re: Ein Wintermärchen

Gibbs

"Du hast Recht, das bin ich gewohnt," grinste der Silberfuchs zurück. "Aber wenn du was dagegen hast, werde ich das Gerücht in die Welt setzen, DiNozzo und Tim hätten ein Kind adoptiert. Das lenkt die Aufmerksamkeit schlagartig von uns ab..." Er lachte noch immer, als Ducky mit der Arbeit begann. Wie erwartet ließ er auch den Intimbereich nicht aus, nickte aber zufrieden, als er die Fortschritte sah. Und auch Klein-Gibbs verhielt sich während der kurzen Zeit an der frischen Luft überraschend friedlich, obwohl Hollis noch immer neben ihm stand. Ducky ließ sich von nichts und niemandem aus der Ruhe bringen und hakte eine Blessur nach der anderen ab.

Tatsächlich war der Pathologe überraschend schnell fertig. "Dr. Kinning hat gute Arbeit geleistet," stellte er zufrieden fest. "Jetzt müssen wir dich nur noch richtig einstellen, was die Medikamente angeht. Hast du bisher alles gut vertragen?" "Ja," seufzte Gibbs. "Wenn man von der Narkose absieht, aber das ist ja jetzt nicht mehr wichtig." "Gut... wie viel Kaffee hast du heute schon getrunken?" Jethro zuckte mit den Schultern. "Nicht viel. Ein, zwei Tassen vielleicht." "Eine oder zwei?!" fragte Ducky streng. Ein rascher Blick zu Hollis war ihm Antwort genug. "Zwei," tadelte er. "Und was sonst noch? Wasser? Tee?" Gibbs schüttelte den Kopf. "Du kennst meinen Haushalt, Duck. Tee findet sich dort mit Sicherheit nicht." "Noch nicht!" gab Ducky zurück. "Das sollte sich schleunigst ändern, ansonsten lege ich dich an eine Infusion und du verbringst die nächsten Tage hier. Noch Fragen?!" Der Agent seufzte, er wusste, wann er sich seinem Freund geschlagen geben musste. Und er wusste auch, dass Ducky nicht bluffte und seine Drohung ohne Zweifel wahrmachen würde, wenn er nicht spurte.

"Wie sieht es mit der Thrombose aus?" wollte Ducky abschließend wissen. "Hat Kinning dir gesagt, wie..." "...ja, hat er," unterbrach Jethro ihn. "Ich weiß, was ich zu tun habe, allerdings bin ich davon ausgegangen, dass du das heute ohnehin übernehmen willst." Ducky lachte. "Ja, du kennst mich gut. Ich kenne eine gute Physiotherapeuthin, ich werde sie anrufen und einen Termin für dich machen, sobald du wieder fit genug bist. Ich denke, in zwei Wochen kannst du damit anfangen, dann kommst du schnell wieder auf die Beine." Er spritzte dem Agenten rasch die Prophylaxe und entließ seine Gäste anschließend aus dem "Gefängnis".

"Ich werde noch bei Leon vorbeischauen," erklärte Gibbs im Aufzug, während er Hollis sanft an sich zog und ihr einen Kuss auf die Stirn hauchte. "Und dem Rest des Teams sollte ich ebenfalls ein frohes neues Jahr wünschen, ehe Tony auf dumme Gedanken kommt. Und bei Abby wollte ich nachher auch noch mal vorbeischauen. Wie sieht es bei dir aus? Irgendwelche alten Bekannten, die du gerne noch mal besuchen möchtest? Ansonsten... fühl dich wie zu Hause, du kennst dich ja aus und wirst dich sicher nicht langweilen. Und vergiss, dass du nicht mehr im Dienst bist, das interessiert hier niemanden. Okay?" Er drückte die blone Frau noch einmal fest an sich. "Ich liebe dich, Holly," flüsterte er, während seine Augen in ihren versanken. "Du bist das beste, was mir passieren konnte."



Re: Ein Wintermärchen

Hollis

Versunken in seinen Augen erwiderte Hollis Gibbs´ Umarmung. „Du auch“, gab sie flüsternd zurück und überlegte kurz. „Vielleicht sollte ich mit zu Vance kommen und dann könnte ich in der Cafeteria auf dich warten. Vielleicht kann ich auch Cynthia für ihre Hilfe einen Kaffee ausgeben. Ansonsten habe ich im Augenblick nichts vor. Nach Shopen und Freunde treffen steht mir heute nicht der Sinn.“

Dann löste sie sich von ihm und griff noch einmal nach seiner Hand, bevor der Fahrstuhl aufging und sie die Büroetage erreichten. Schon von weitem konnte sie die zusammengesteckten Köpfe von seinem Team sehen und Hollis war auf die neugierigen Gesichten der jungen Leute gespannt.

Re: Ein Wintermärchen

OOC: 1. Prüfung ist gut gelaufen... mal sehen was die zweite heute nachmittag noch bringt!

Gibbs

Der Silberfuchs zwinkerte Hollis noch einmal zu, ehe er schwungvoll in Richtung seines Schreibtisches hüpfte. Ohne großartig Notiz von seinen Agenten zu nehmen, ließ er sich auf dem Stuhl nieder und begann, den Rechner hochzufahren. Als er aufblickte, standen Ziva, Tony und Tim wie erwartet dicht nebeneinander vor dem Tisch.

"Guten Morgen," grüßte der Chefermittler schließlich. "Wie ich sehe, haben alle den Jahreswechsel gut überstanden. Was gibt es Neues?" Innerlich amüsierte er sich köstlich über die fassungslosen Gesichter, doch er hatte sich gut im Griff und hielt seine gewohnte, mürrisch-strenge Fassade mühelos aufrecht. "Äh, ein PFC ist gestern morgen in Quantico tot aufgefunden worden," berichtete Tony hastig. "Die Zusammenhänge sind noch nicht ganz klar, aber vermutlich war es Selbstmord. Sein Vorgesetzter ist ein enger Freund vom Zahnstocher, daher hat er auf die Ermittlungen ein besonderes Auge geworfen." Obwohl er alles daran setzte, sich aus Gibbs' Ungnade wieder herauszumanövrieren, konnte Tony es nicht lassen, einen Seitenhieb auf den neuen Direktor anzubringen. Jethro blickte ihn ungerührt an, im Gegensatz zu DiNozzo hatte er längst bemerkt, dass Vance hinter seine Agenten getreten war.

"Es ist mein gutes Recht, auf jede Ermittlung ein Auge zu werfen, Agent DiNozzo," schaltete er sich in das Gespräch ein. "Ebenso wie ich meine Agenten auch jederzeit versetzen kann, wenn sie beispielsweise auf einem Flugzeugträger gebraucht werden." Gibbs schenkte Tony ein freundliches Lächeln, während das Gesicht des Halbitalieners vor Schreck zu gefrieren drohte. Heute war offensichtlich nicht sein Tag.... "Ich... ich wollte nicht... ich meinte das auf eine höchst respektvolle Weise, Sir!" stammelte er und versuchte zu retten, was zu retten war. Vance ging nicht weiter darauf ein und wandte sich dem Chefermittler zu. "Ich nehme an, Sie wollten mir ohnehin Bericht erstatten?" Gibbs nickte. "Sobald ich meine E-Mails gelesen habe und auf dem aktuellen Stand bin. Ich habe nur zuerst Dr. Mallard einen Besuch abgestattet, damit ich schnell wieder fit bin." Vance nickte. "Ich bin in meinem Büro." Anschließend warf er einen Blick zu Hollis herüber, die sich im Hintergrund gehalten hatte und an einer Trennwand lehnte. "Schön, Sie wiederzusehen," nickte er ihr zu, ehe er in Richtung Treppe verschwand.

Nachdem der Direktor sich entfernt hatte, hielt Tony sicherheitshalber den Mund und überließ es seinen Kollegen, den Boss nach seinen "Ferienerlebnissen" zu befragen. Das war erfahrungsgemäß eine heikle Aufgabe, und wie erwartet ließ der Silberfuchs sich nicht viel aus der Nase ziehen - nur, dass er auf einem Flughafen mit einem Drogendealer zusammengestoßen war. "Ethan Finch!" warf Gibbs anschließend in den Raum. "Ich will wissen, was wir über ihn haben, und ob die Polizei in Nevada mittlerweile ein Verfahren eröffnet hat. Ansonsten: McGee, überprüf' seine Konten und Kreditkarten, Ziva, versuch, ob du über deine Kontakte etwas herausfinden kannst. Er ist vermutlich Teil eines Drogenhändlerrings in Mexiko." Mit einem wütenden Tastendruck löschte er den Großteil seines Postfachs und griff erneut nach seinen Krücken. "Boss?!" fragte Tony vorsichtig. "Was... was kann ich tun?!" Gibbs blickte ihn streng an, und sein Gesicht ließ nicht erkennen, dass er sich innerlich noch immer köstlich amüsierte. "Maria und Shania Mondego," erklärte er kurz. "Setz dich mit der Einwanderungsbehörde auseinander und finde heraus, ob es irgendwelche Probleme gibt, und wenn ja - kümmere dich darum. Klar?!" "Schon dabei, Boss!!!" antwortete Tony dienstbeflissen und eilte erleichtert hinter seinen Schreibtisch zurück.

Gibbs hüpfte in die Mitte des Raumes und blickte von einem zum anderen. Zufrieden registrierte er, dass alle drei mit Volldampf arbeiteten. Anschließend blickte er zu Hollis herüber. "Ich nehme an, Mrs. Mann muss ich niemandem mehr vorstellen? Nein, DiNozzo, ich habe ich nicht wieder geheiratet." Ohne ein weiteres Wort hüpfte er zurück zum Aufzug. Hollis folgte ihm, doch Gibbs hielt sie zurück. "Ich denke, ich sollte allein mit Leon reden," erklärte er leise und gab sich Mühe, sie nicht sehen zu lassen, dass ihm dieses Gespräch schwer im Magen lag. "Ich weiß, dass du mich nur unterstützen willst, aber das muss ich von Mann zu Mann mit ihm klären. Cynthia wird sich sicher freuen, wenn du ihr einen Kaffee spendierst, oh, und sie liebt Crispy Cream Donuts, die mit den bunten Streuseln. Sag in der Cafeteria einfach "Eine Überraschung für Miss Summer," dann wissen die schon Bescheid." Er zwinkerte und drückte Hollis noch einmal zärtlich an sich, auch wenn er dabei beinahe erneut das Gleichgewicht verlor.



Re: Ein Wintermärchen

Hollis

Seine Freundin blickte Gibbs lächelnd hinterher und wandte sich wieder in den Raum um. Ein Blick auf die Uhr verriet ihr, dass mittlerweile Mittag war und nichts dagegen sprach, Cynthia auf einen Kaffee zu entführen. Bevor Hollis sich jedoch auf den Weg zur Empore machte, schließlich wollte sie Gibbs auf dem Weg zu Vance nicht in den Weg kommen, lauschte sie aufmerksam den beflissenen Telefonaten der jungen Agenten. Vor allem Tonys Gespräch mit der Einwanderungsbehörde erweckte ihre Aufmerksamkeit.

„Ja, ich meine Mondego, nicht Moreno... Maria und Shania, Mutter und Tochter, Einwanderer aus Mexico...“, seufzend verdrehte der Halbitaliener die Augen und trommelte mit seinem Stift auf die Tischkante. Warum mussten die Schreibtischtäter bei Behörden nur immer so schwer von Begriff sein? Dann wurde es aber interessant und Tony richtete sich in seinem Stuhl auf. Schlagartig bekam der Stift in seiner Hand einen Sinn und er machte sich rasch ein paar Notizen. „Wie sagten Sie? Gegen Maria Mondego läuft ein Verfahren wegen Drogenhandels? Ihr Freund hat sie belastet und man hat sie angeklagt.“ Der junge Agent zog die Stirn in Falten und hörte aufmerksam zu. Hatte Gibbs nicht eigentlich gesagt, dass ein Typ namens Finch der Drogenschmuggler war? Irgendetwas passte nicht. „Uhm... und was ist mit dem Kind, Shania Mondego? O.k. Das habe ich verstanden, aber was heißt, das fällt nicht in meinen Kompetenzbereiche und Sie können mir keine weiteren Auskünfte geben?“ DiNozzo starrte fassungslos auf das Telefon und schüttelte den Kopf. Die Frau am anderen Ende hatte ihn einfach abgewürgt.

Obwohl Hollis nicht alles von dem Gespräch mitbekommen hatte, hatte sie doch genug verstanden, um sofort neben Tonys Schreibtisch zu stehen. „Was ist los?“, fragte sie direkt und ohne Umschweife. Ihr war egal, ob sie dieses Frage stellen durfte oder nicht und auch das sie keine Agentin mehr war. Hier ging es um ein kleines Mädchen und seine Mutter, um zwei Menschen denen sie ihre Hilfe versprochen hatte.

Tony sah verwirrt von seinem Schreibtisch auf und lächelte verlegen. Das interessante Bild von der unbekleideten blonden Frau geisterte noch durch seine Gedanken. Doch er war professionell genug, es schnell beiseite zu schieben. „Uhm... ich weiß nicht, inwieweit ich Ihnen diese Informationen...“ Weiter kam er jedoch nicht, da Hollis aufgebracht die Hände auf seinen Schreibtisch stemmte. “Mir ist egal, was Sie dürfen oder nicht, Agent DiNozzo. Ich will wissen, was mit der Mutter und dem Kind ist.“ McGee und Ziva tauschten stumme Blicke und wartete gespannt auf die Reaktion ihres Kollegen. Tonys wurde ernst und sein jungenhaftes Grinsen waren verschwunden. Er straffte die Schultern. Die blonde Frau hatte ihm zwar nichts mehr zu sagen, aber er ahnte weshalb sie so heftig reagierte. „O.k. Sie erfahren es sicherlich ohnehin. Mrs. Mondego sitzt in Untersuchtungshaft. Ethan Finch hat sie als Drahtzieherin des Drogenschmuggels beschuldigt und versucht scheinbar mit Hilfe eines einflussreichen Anwalt seinen Kopf aus der Schlinge zu ziehen.“

Hollis schluckte. Entsetzen stand in ihren Augen. Finch, das Schwein. „U-und was ist mit dem Kind?“, fragte sie sichtlich erschüttert.

DiNozzo blickte ruhig zu Hollis auf. „Die Kleine wurde in einem Kinderheim untergebracht.“