Fedder war müde. Aber nicht kampfesmüde, denn das hatte sich schnell gegeben, war er doch ebenso wie die meisten anderen Seeleute der Braut, die noch am Leben waren, von den Kämpfen um die Stadt verschont geblieben und die Hilfe bei den Aufräumarbeiten und die Aufgaben von Hein hatten seinen Kopf freigemacht und wenn er ehrlich zu sich war, ahtte er irgendwie schon jetzt die Nase voll von diesem Krieg. Aber er hatte ein Versprechen gegeben und anch dem, was Hein erzählt hatte und was er in letzter Zeit gesehen, gehört udn erlebt hatte, brauchte der Falghat jeden waffenfähigen Mann an seiner Seite, den er kriegen konnte. Der Winter würde vermutlich recht ruhig werden, Heere schienen so wie Schiffe nicht für lange Reisen in der klirrenden Kälte gemacht zu sein. Aber wie er Hein kannte, verhiess der Winter trotzdem nicht viel Ruhe, auch wenn die Braut in der Werft erst wieder zu einem Schiff werden musste.
Fedder strolchte durch die Gassen Perlhafens und sah sich um, wo er vielleicht was zu Beissen auftreiben konnte.
Re: Im Auftrag des Falghaten III
die drei Frauen durchstreiften Perlhafen auf der suche nach einem Händler mit Essen oder gar einer kleinen Garküche, sollte es sowas schon wieder geben. Überall war ein geschäftiges Treiben. Die Leute nutzen die letzen Lichtstrahlen um noch so viel wie möglich aufzubauen, was zerstört worden war, obwohl es ganz schön kalt war. Andererseits vermutlich gerade weil es so kalt war... Es wurden Trümmerhaufen abgebaut, gehämmert und sogar schon wieder gemauert. Karren wurden durch die engen Gassen gezogen. Trotz dem geschäftigen Treiben wurden diedrei überall durchgelassen und meist höflich mit einem nicken gegrüßt. Doch Essen schien bisher eher Mangelware zu sein. Einer der Männer ein wenig vor ihnen in der Gasse, in der gleichen Richtung wie sie, schien Jana bekannt vorzukommen. Diese lange schmale Gestalt, die blaue schmuddelige Jacke? "Sagt mal, ist das nicht einer der Seemänner vom Hein? Aus der Gruppe Leviathan?"
Re: Im Auftrag des Falghaten III
Voll blähten sich die Segel im Wind, als die geirangerschen Kaupskip geschwind die Harr hinab segelten. In ihren Rümpfen lagen die leichter Verwundeten, die in dicke Decken gehüllt ihre Nase in die frische Brise hielten. Es munterte die Männer auf, endlich den Gestank der Lazarette und die angeschlagenen Stadt hinter sich zu lassen. Nichts schlimmeres gab es für die Männer aus dem Norden, als zu lange in den Betten zu liegen bis der Tod nach einem langte. So war die Stimmung aufgeheitert und Gesänge zu Ehren Walvaters, aber auch rauhere Gesänge, die von der Lust zu leben kündeten, stiegen von den Schiffen auf.
In anderen Rümpfen lagen die ruhmreichen Toten sorgsam aufgereiht und durch ihre Kameraden behütet, die die Schiffe sicher den Fluß hinab führten. Auf des Hersirs Wunsch wurden sie nach Runkel überführt, wo sie eine angemessene Beerdigung hinter den Schanzen der Nordmänner erhalten sollten. Dies war ein respektvoller Umgang, der von einem Anführer erwartet, aber doch seltenst eingehalten wurde ... selbst im hohen Norden. Auch dies hob die Stimmung, denn auf diesen Schiffen fuhren die Goden mit und kündeten des Allvaters wirken.
Die Schiffe hielten sich in der Mitte des Flusses und eilten mit hoher Geschwindigkeit auf die Mündung zu. Dort drehten sie dann nach Westen, einer vorgelagerten Inselgruppe entlang bis Runkel in Sicht kam. Das Wetter war der Jahreszeit entsprechend und die See war etwas rauher, doch konnte dies einen vinländischen Seemann nicht erschüttern. Sie nutzten die Leeseite der Inseln, um der Dünung eine Weile zu entgehen und liefen Runkel auch erneut von Süden an.
Dort lagen bereits zwei Langschiffe, die man auf den Strand gezogen hatte. Ihre Besatzungen waren vorgeeilt, um die Häuser und Lager zu kontrollieren, die sie in den wenigen Tagen auf der Insel angelegt hatten und diese für die Ankunft der Verwundeten vorzubereiten. Nun, als die Kaupskip anlandeten, halfen Sie die Schiffe zu entladen und die Verwundeten in die vorgeheizten Unterkünfte zu geleiten. Dann sammelten sie sich am Strand und brachten die Gefallenen in einer großen Prozession hinauf zu den Schanzen, wo sie erneut aufgebart und ihre Bestattung vorbereitet wurde.
Alles wartete nur noch auf die Ankunft des Hersirs, um den Toten die letzten Ehren zu erweisen...
Re: Im Auftrag des Falghaten III
Hein fiel ein Stein vom Herzen, auch wenn er das dem Jarl nicht so zeigen wollte. "Nein, Jarl Hroc, damit kann ich sehr gut leben. Wir beide tragen die Verantwortung für die an uns gebundenen Männer und Frauen. Aber es sind freie Geister und keine Sklaven oder Leibeigene, die wir führen. Die Leute die sich der Besatzung der Braut angeschlossen haben und besonders die "Alten" Kämpen haben sich aus freiem Willen dem Zug gegen die Khardin angeschlossen. Und haben mittlerweile die Sache Danglars zu ihrer gemacht. Und wenn ihr Herz blutet und sie angesichts des Leids um uns herum vielleicht ein wenig hitzköpfig werden, bitte ich dies zu verzeihen." Er schaute mit einem Lächeln zu Xiana herüber. "Ihr habt eure Leute unter den besagten Voraussetzungen angeworben. Und Eure Männer haben ihren Eid wahrlich erfüllt. Sie nicht nach ihrer Meinung zu fragen oder gar über ihren Kopf hinweg zu entscheiden wäre Tyrannei. Und unter Tyrannen würde auch ich nicht dienen. Ich denke, wir sind hier um einen abzusetzen." Nach ein paar weiteren freundlichen Worten, verabschiedete sich Hroc von den beiden Seeleuten und lies einen Hein zurück der schweratmend sich den kalten Schweiß von der Stirn wischen mußte. Nein, man konnte nicht behaupten, dass es ihm schon wieder gut ginge. "Xiana." Seine Stimme war wieder sehr rau. "Xiana, du mußt mir den Klunkerkalle heranschaffen. Aber unauffällig. Keiner darf ihn erkennen." Xiana nickte nur. Auf ihrer Stirn zeigten sich Sorgenfalten. Als sie das Zimmer verlies, bat sie Roxsana noch einmal nach Hein zu schauen. Dann machte sie sich auf den Weg.
Re: Im Auftrag des Falghaten III
Hein wühlte durch die Unterlagen, die ihm Xiana mitgebracht hatte. Die Liste für die Gießerei war lag. Erschreckend lang. Er fragte sich, wie die Khardin mit dieser Mangelverwaltung überhaupt in der Lage gewesen waren, noch kampffähige Schiffe in den Dienst zu stellen. Aber wenn er quer las, konnte man die fehlenden Stoffe auf Kupfer und Holzkohle einengen. Damit konnte Hein leben. Ihm schwebte auch schon vor, wie man diese Probleme lösen konnte. Die Liste des Werftbedarfs war ebenfalls über eine Elle lang. Es gab zwei größere Werften in Perlhafen. Eine die hauptsächlich zivile Schiffe baute und eine weitere, die - zumindest seit einiger Zeit - hauptsächlich Kriegsschiffe baute. Auf dieser Werft lagen vier Schiffe auf der Hellig. Zwei mittlere Galeeren und zwei Akkarons. Eine erschreckende Nachricht. Wo war das zweite Panzerschiff? Hein wußte aus sicheren Quellen, dass ein weiteres Panzerschiff gebaut wurde. Einer der Gründe, warum er das Unternehmen so vorangetrieben hatte. Es sollte angeblich bis zum Ende des Jahres fertig werden. Und nichts was nach einem Panzerschiff aussah, lag hier auf irgendeiner Hellig. Auch fehlten die zwei Galeeren die bei der Schlacht an der Robbeninsel hatten fliehen können. Das war böse. Verdammt. Es mußte weitere Helligen und auch einen Tiefwasserhafen geben. Und damit einen Stützpunkt, von dem aus die Galeeren möglicherweise noch aktiv werden konnten. Das war eine schlechte Nachricht. Verdammt. Es war noch nicht vorbei. Noch immer nicht. Und die Braut war nicht kampffähig.
Re: Im Auftrag des Falghaten III
Inzwischen war Xiana ziemlich müde geworden. Ihre Beine taten weh und ihr Kopf pochte von den langen Gesprächen mit dem Gießereimeister und den beiden Werftmeistern. Eigendlich hatte sie gar keine Lust mehr irgendwo hinzugehen. Aber Hein hat sie wieder los geschickt. Und sie tat alles für Hein. Sie hatte sich einen kräftigen Seemann mitgenommen mit dem sie jetzt durch die Straßen und Gassen von Perlhafen lief. Doch es dauerte nicht lange und sie standen vor einer Spelunke. Auf einem Schild stand in reich geschnörkelter Schrift "Zur Güldenen Windjammer". Sie stieß die Tür auf und trat in einen verrauchten, stickigen Raum. Nachdem sich ihre Augen an die schwummrige Düsternis gewöhnt hatten traten sie ein und steuerten geradewegs auf den Ausschank zu.
Hinter dem schmierigen Tresen stand ein fetter Kerl in schmutziger Schürze. Klunkerkalle. Schwärzer konnte der Dreck unter seinen Fingernägeln auch nicht mehr werden, dachte sich Xiana und knallte mit der flachen Hand auf das Holz. Als er sie anschaute lächelte sie bezirzend und nestelte an einer Tasche an ihrem Gürtel herum. Er schaute sie fragend an. "Was wollt ihr trinken?" "Nichts," antwortete Xiana. "Der Quartiermeister der Schwarzen Braut möchte Euch sprechen. Am besten sofort und Euch darf keiner erkennen." Der Mann blinzelte verdutzt. "Aha. Darf ich auch fragen warum?" gab er mürrisch zurück. "Das werdet ihr Euch wohl selber von ihm anhören müssen. Mir hat er nur gesagt, dass er Euch sofort sprechen muss," entgegnete ihm Xiana und schob ihm drei Silberstücke unter ihrer Handfläche zu. Klunkerkalle betrachtete sie und steckte sie in seine Schürze. "Wartet Draußen auf mich. Ich werde gleich zu euch stoßen und ihr fürt mich dann zu Hein." Sie nickte und gefolgt von dem Seemann trat sie wieder ins Freie. Dankbar atmete sie die frische Luft mehrmal tief ein. Selbst die Spelunke auf Ameland war nicht so stickig. Sie freute sich schon darauf sich endlich hinlegen zu können und etwas auzuruhen. Im Lazarett würde sie sich eine Decke nehmen um in Heins Nähe zu bleiben.
Eine ganze Weile war vergangen bis sich endlich eine, in einen Umhang gehüllte Gestalt zu ihnen gesellte. Diese nickte ihr zu und sie wusste bescheid. Xiana machte sich auf den Rückweg. Sie Vorne weg, Klunkerkalle in der Mitte und der Kerl zum Schluss. Es wurde schon dunkel und sie freute sich auf den rest Wein der noch bei Hein stand.
Re: Im Auftrag des Falghaten III
Klunkerkalle war so speckig wie Hein ihn in Erinnerung hatte. Noch der gleiche fette schmierige Kerl, mit fettigen nach hinten gekämmten Haaren. Aber das gutmütige rote Gesicht machte da wieder eine Menge wett. Xiana hatte sich den letzten Wein eingeschenkt und hörte den beiden zu. "Das Hafenviertel und die Dons stehen hinter dem Falghaten. Da gibt es keine Ausnahmen. Keiner der Dons will die Khardin wieder und im Grunde ihres Herzens sind es alles Patrioten." Hein mußte schmunzeln als er von Kalle die Hehler, Zuhälter und Diebe als Patrioten aufgetischt bekam. Aber Hein konnte es verstehen. Ihm ging es auch nicht anders. "Ich hab dir hier eine Liste mit Khardinliebchen in Perlhafen zusammengestellt. Sie hatte mal über zwanzig Namen, mittlerweile sind es nur noch acht. Als die Stadt befreit wurde, hatte der gerechte Zorn der Bevölkerung so manchen Khardinfreund büßen lassen. Das wollte auch niemand verhindern. Aber diese acht sind nicht so bekannt. Zumindest nicht bei allen." Hein schaute sich den Zettel an. Da war doch sicher was mit zu machen. "Habt ihr die Stadt im Griff? Gibt es Abweichler?" Klunkerkalle schüttelte den Kopf. "Es gab eine kleine Gruppe, die mit den Khardin wohl zusammengearbeitet hat. Von denen lebt keiner mehr." "Das Plündern muß aufhören. Und auch die Diebstähle. Ich möchte eine Stadt der Brüderlichkeit und der Ordnung. Und ich wüßte niemanden der das besser bewerkstelligen könnte, als die Dons. Hein van Fleet läßt freundlich darum bitten." Kalles Grinsen wurde noch schmieriger. "Die Stadt wird voller Waisenknaben sein und niemandem wird ein Haar gekrümmt werden. Jede Frau wird des nachts selbst in dunklen Gassen sicher sein. Und kein Geldbeutel wird geschnitten werden. Du hast das Wort der Dons." Hein mußte vor Lachen husten und nur mit Mühe konnte er wieder zu Atem kommen. "Sollen wir uns um die Acht kümmern? Das wäre eine Kleinigkeit. Da würden halt einige "Opfer" den Harr herunter treiben. Soll in Kriegszeiten schon mal vorkommen." Hein rieb sich seinen Bart. "Die obersten Fünf sollten nicht mehr für die Khardin arbeiten können. Das wäre mir recht. Aber mit den letzten Drei habe ich noch etwas Besonderes vor." Heins Augen wurden hart. "Ach ja, unsere "Verbindung" werden wir nicht an die große Glocke hängen. Es muß ja niemandem auf die Nase gebunden werden, dass wir am gleichen Strang ziehen." fügte Hein hinzu. "Ich habe nichts anderes erwartet. Ich lasse dir einen Bericht über unsere Unternehmungen zukommen. Sobald sich etwas ändert." Kalle kippte seinen Wein herunter. Er hatte noch nie was Alkoholisches verkommen lassen. Dann verschwand er. Xiana machte Anstalten, dem fetten Wirt zu folgen, aber Hein rief sie zurück. "Lass mal, der kommt auch allein zurecht." Hein schaute der temperamentvollen jungen Frau in die Augen. Er sah etwas Unsicherheit darin. "Das hier muß unter uns bleiben. Vielleicht weihen wir noch Jocke und Piet ein. Sonst niemanden. Wir spielen hier Spielchen mit dem Kharad. Und diese Spielchen haben die Angewohnheit für einige Teilnehmer tödlich zu enden. Ich wollte nicht, dass du dazugehörst. Aber das tust du bereits. Die Ameländer stehen schon einer Weile in der ersten Linie in diesem Spiel. Deswegen wollte ich, dass du weißt, auf was wir uns hier einlassen." Man konnte das Fragezeichen in Xianas Gesicht förmlich sehen. "Die Witwe ist Opfer dieses Spiels geworden. Und ich habe nicht vor, das einfach so hinzunehmen. Dafür werden einige bezahlen müssen." Hein hustete und hatte Schwierigkeiten, sich wieder zu beruhigen. "Oh ja, dafür werden sie bezahlen."
Re: Im Auftrag des Falghaten III
Donner grollte auf Hoher See, ein Sturm zog auf, Jupp zog Piet die drei Giftpfeile aus dem Hintern die ihm die Eingeborenen auf der Insel verpasst haben als sie sich um Süßwasser kümmern wollten. Piets Gesicht war schon nicht mehr so angeschwollen wie noch vor ein paar Stunden, sein Körper kann Gifte und Krankheiten ja sehr gut verarbeiten. Jupps Körper sah auch schon besser aus, der Riesenkraken hätte ihn ja fast gefressen hätte er ihm nicht ins Auge gekotzt und ihn danach mit der Harpune erstochen, aber ein paar Abdrücke von Saugnäpfen hatte er trotzdem davon getragen. Und alles nur weil Jocke unter dem Bann der Nixen stand und drei tage in die Falsche richtung Segelte. Nun waren sie wieder auf Kurs nach Trigardon, und vor ihnen tut sich das Meer auf...
"Das glauben die uns NIE..." murrte Jocke als er versuchte dem Strudel zu entkommen...
Re: Im Auftrag des Falghaten III
Xiana schnappte sich den Becher mit Wasser und reichte ihn Hein. Während er daran nippte, faltete sie die Decke hinter seinem Rücken neu zusammen und legte sie zurecht, so das er wieder gerade auf dem Bett saß. Als sich Heins Husten wieder beruhigt hatte nahm sie ihren Wein und setzte sich neben ihn. "Tja. Da ich jetzt mitspiele, wirst du mir alles erzählen müssen. Ich kenne gerne die Spielregeln." Sie lächelte ihn an. Draußen war es schon dunkel und es schien schon spät zu sein und Hein sah sehr müde aus. Das war einfach zu viel für ihn Heute. Trotzdem dachte er nicht daran sich auszuruhen. Immernoch blätterte er durch die Listen und grübelte über sie nach. Aber sie war müde. Xiana holte sich noch einen Hocker und eine Decke und lehnte sich auf ihrem Stuhl zurück. Sie seufzte erleichtert als sie ihre Beine hochlegte und schloß die Augen. Bevor sie einschlief dachte sie an Jocke. Hoffendlich ging es ihnen allen gut.
Re: Im Auftrag des Falghaten III
Fedder hatte ein paar Worte mit der Preardin und den anderen Frauen gewechselt und entschied sich letztlich, in den Schänken der Stadt nach Material für die Braut zu suchen. Menschenmaterial, dass die erlittenen Versuche auszugleichen vermochte. Der lange Signalgast suchte sich daher die erstbeste Hafenkneipe und lies sich in der verrauchten Schankstube nieder. Nachdem er sich ein Bier bestellt hatte, sah er sich neugierig um.