SonniVioVinci - Violettas Opernkiste

Violettas Opernkiste

Violettas Opernkiste

So, es ist soweit. Lange angedroht wird sie jetzt geöffnet: Violettas Opernkiste
Ich versuche ja immer noch und immer wieder, Menschen für die albernste, verrückteste, unrealistischste, romantischste, mit einem Wort: wunderbarste aller Künste zu gewinnen. Und weil es in der Oper IMMER um die Liebe geht, kann ich nicht nicht anders, als alle Beiträge hier in feurigem Rot zu schreiben Viel dummes Zeug will euch im Lauf der Zeit erzäheln. Vom Leben der großen Primadonnen, das mindestens ebenso spannend ist wie das der Heldinnen die sie auf der Bühne dargestellt haben: Adelina Patti , die große Diva des 19. Jahrhunderts, die als überaus häßlich galt (kaum glaublich, bei DEN Haaren ) und die mit einer wunderbaren Stimme und einer geradezu unerträglichen Geldgier ausgestattet war. Jenni Lindt genannt "Die schwedische Nachtigall, die große und unglückliche Liebe des Märchendichters Hans-Christian Andersen. An sie dachte er, als er sein Märchen "Der Kaiser und die Nachtigall" schrieb. Nelli Melba, die bekannteste australische Sängerin des spätern 19. und frühen 20. Jahrhunderts. Sei hat mit Caruso gesungen (es gibt noch Aufnahmen davon) und ihr alle kennt sie. Vielleicht nicht als Sängerin, aber als Namensgeberin für einen äußerst leckeren Nachtisch: "Pfirsich Melba" wurde nach ihr benannt. Erna Berger, die die lieblichste Stimme hatte die ich jemals gehört habe und von der einmal jemand sagte daß niemand im 20. Jahrhundert eine Stimme besaß "die mit mehr Süße die allgemeine Grausamkeit lindern konnte". Das ist sehr wahr.
Von Maria Callas will ich erzählen, die so oft stimmliche Probleme hatte, deren hohe Töne flackerten und manchmal unerträgliche grell waren. Die ihre Karriere aus diesem Grund frühzeitig aufgeben mußte, und die doch die größte von allen war. Die einem schon das Herz brach, wen sie nur Atem holte, die in den späten 50er Jahren in Lissabon eine "Traviata" Aufführung gesungen hat, für die Giuseppe Verdi ihr die Hände geküsst hätte.
Ihr merkt: ihr habt keine Chance, ihr müßt euch das alles anhören...oder gar nicht erst lesen
Von den Männern werde ich natürlich auch berichten, von all den Bässen, Baritonen und natürlich den Tenören (denen man allgemein nachsagt, sie wären dumm. "Dumm wie ein Tenor" ist ein beliebter Spruch den ich meinem Gatten an de Kopf werfe wenn wir rumalbern ).
Außerdem gibt's Klatsch und Tratsch: wahre, halbwahre, und erfundene, aber gut erfundene Geschichten aus der Welt der Oper.
Warum hat das Publikum bei er Uraufführung von "La Traviata" schallend gelacht, obwohl es doch ob des Schwindsuchttodes der Heldin in Tränen aufgelöst sein sollte? Ich weiß es, und ihr irgendwann auch
Stimmt es, daß die Oper "Hoffmanns Erzählungen" verflucht ist? Immerhin sind mit schöner Regelmäßigkeit Opernhäuser abgebrannt, Stunden nachdem "Hoffman" dort gespielt wurde.
Wie heißt die erste Oper über einen widerlichen amerikanischen Sextouristen, der sich in Asien so richtig daneben benommen hat? Und was ist das besondere am Opernhaus "La Fenice" in Venedig? (Na gut, das wenigstens will ich verraten: "La Fenice" heißt "Der Phönix". Wir wissen ja, wie das mit Phönixen ist: Feuer, Asche, Wiederauferstehung, das ganze Harry-Potter-Ding eben. Nun trifft es sich, daß "La Fenice" in seiner Geschichte so ca. 200mal abgebrannt und immer wieder aufgebaut worden ist. Das letzte mal vor etwa acht Jahren. Die genauen Zahlen werde ich irgendwann mal raussuchen. Aber wenn ICH in Venedig was zu sagen hätte würde ich ja den Namen ändern )

"Ah!" höre ich euch erleichtert seufzen, "sie erzählt und Klatsch, Tratsch und lustige Geschichten. Aber sie läßt uns mit dieser fürchterlichen Musik in Ruhe!"
Nein. Tut sie nicht.
Und weil Chart-Shows im Augenblick so modern sind, gibt's demnächst ein
"Best of Oper" Ranking. Alles Stücke, die ihr mit absoluter Sicherheit kennt. Wenn nicht aus dem Theater, dann aus der Pizza- oder Schokoladenwerbung, aus diversen Spielfilmen oder durch verschiedene Verballhornungen die so im Umlauf sind.
Nur über einen werde ich den Mantel des Schweigens breiten: Richard Wagner. Ich mag ihn nicht, den miesen Antisemiten mit seinem verkorksten Weltbild und seinen mit Speeren und Hörnerhelmen bewachten Helden.
Da können seine Heldinnen noch so tolle Haare haben...
To be continued


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Re: Violettas Opernkiste

Endlich habe ich mal die Gelegenheit beim Schopfe gepackt und mit einer trockenen Salamischnitte in der Hand Dein schönes Opernkästchen-Intro (gefällt mir besser als Kasten) gelesen. Wirklich will ich SOFORT alle Soprane hören...was aber nicht leicht ist, denn das Charakteristische so einer Stimme findet man erst nach mehrmaligem Hören, was mir bei noch keiner gelungen ist, ob die Callas oder die Netrebko...also lass einen Sopran singen und erkenne, wer es ist...das kann ich (noch) nicht.
Doof wie ein Tenor kenne ich nicht...das einzige, was mir geläufig ist, dass die Bratschen oder Violas die "Ostfriesen" des Orchesters sind (Sonja entschuldige bitte, wenn Du sowas sein solltest...)
Die Amerikanischer-Sextourist-Oper ist wohl Madame Butterfly?
Bei hässlichen Sopranistinnen fällt mir spontan Erna Sack ein...aber das macht wohl der Name Ihr Antlitz kenne ich nicht....
Ich bin gespannt auf die Fortsetzungen...(was aber kein Antreiben sein soll)

Vincent


Re: Violettas Opernkiste

Toll toll Violetta,so werde ich hier noch zum Bildungsbürger

Gibt es nicht auch ein Stück über die Callas selbst,so über Ihre Trennung vom ersten Mann und die Liebe zu Onasis??? Ich glaub das hab ich mal irgendwo im Theater gesehen

Ansonsten Allen ein sonniges Wochenende,ich bin bis Montag verreist juchu.

Re: Violettas Opernkiste

@Vincent
Genau, "Madame Butterfly" war's. Dazu erzähl ich auch mal was, zunächst nur das: die Geschichte spielt (ausgerechnet) in Nagasaki und Giacomo Puccin war schwer verknallt in die erste Darstellerin seiner armen kleinen Frau Schmetterling: Rosina Storchio
Aber er immer in seine Hauptdarstellerinnnen verknallt. Vor allem wenn sie jung und hübsch waren. Und dafür, das sie es waren, hat er schon gesorgt
@Petra
Es gibt mehrere Stücke über die Callas in "Meisterklasse" geht um eben das: einen Kurs, den sie einmal gegeben hat. die Hauptrolle wird üblicherweise von einer professionellen Sängerin gespielt, da ja auch gesungen werden muß.
Außerdem gbit es ein Stück mit dem Titel "Die Lissabonner Traviata". Worum es da genau geht weiß ich allerdings nicht. Hat wohl in irgendeiner Form was mit der oben erwähnten Aufführung zu tun.
Und danke für die Blumen, freut mich, wenn es euch gefällt. Mir macht's jedenfalls riesigen Spaß
EDIT
Und ja: die Bratschen sind die Deppen des Orchesters.
Das wäre einen eigenen Fred wert: Die schönsten Bratscherwitze


<hr>.

Re: Violettas Opernkiste

Zitat: Violetta
Und ja: die Bratschen sind die Deppen des Orchesters.
Das wäre einen eigenen Fred wert: Die schönsten Bratscherwitze Ja...nur habe ich lange keine mehr gehört...und die ich kannte habe ich wieder vergessen...

Das Stück Meisterklasse lief bei uns so mit etwa 6-7 Vorstellungen ...eigentlich wollte ich mir es ansehen, aber noch keine Gelegenheit gehabt...vielleicht spielen sie es nochmal....

Vincent


Re: Violettas Opernkiste

Das kenne ich, das ist "Ich hab dein Knie gesehen!" - oder: Opernhits, die jeder kennt Teil 1

Jetzt ist es also soweit: wir sitzen zum erstenmal in unserem Leben im Opernhaus. Wir haben uns herausgeputzt, einen Anzug angezogen, ein schickes Kleid, die Haare sind gemacht, der Ermutigungssekt an der Sektbar ist getrunken und gleich geht es los: die Türen werden sich schließen, die Lichter werden verlöschen und dann gibt es kein Entrinnen mehr: wir müssen bleiben bis zm bitteren eEnde. Wie damals auf der Titanic nachdem das letzte Rettungsboot zu Wasser gelassen war.
Der Mensch an unserer Seite hat uns mitgeschleift. Er war schon oft in der Oper und er hat uns damit in den Ohren gelegen, daß wir jetzt aber mal wirklich was für unsere Bildung tun müssten und es wäre doch auch soo schön.
Wir sind mitgegangen, weil es die Schwiegereltern sind, denen wir sowieso nichts recht machen können, eine gute Hausfrau werden wir nicht mehr, im Job werden wir nie Karriere machen, da wollen wir ihnen wenigstens diesen Gefallen tun.
Oder der Mensch an unserer Seite ist ein Wesen des anderen (in manchen Fällen: eigenen) Geschlechts, den wir noch nicht so lange kennen, an dem wir aber Interesse haben. Wir erhoffen uns erotische Vergünstigungen für den Fall, daß wir die nächsten drei Stunden tapfer durchstehen.
Egal warum wir da sind, es kommt der Moment (und je nach Oper kommt er sehr schnell) da horchen wir auf. "Das kenne ich! Das ist'Ich hab dein Knie gesehn'!" Haben wir das laut gesagt? Dem unterdrückten Grinsen oder mißbilligenden Kopfschütteln unseres Sitznachbarn nach zu urteilen ja ...
Genau das ist einer Freundin von mir passiert, als ich sie in "La Traviata" geschleift habe.
Womit wir beim ersten Hit sind: dem Vorspiel zur Oper "La Traviata"
Die Situation: die Musik die man hört, ehe die Oper beginnt. Sie erzählt uns worum es in den folgenden Stunden gehen wird: um die Liebe und den Tod.
In diesem Video von Youtube ist eine Art Diashow eingebaut, die nichts mit der Oper zu tun hat. Also einfach ignorieren und nur auf die Musik achten.
Elke Heidenreich schrieb über dieses wunderschöne Stück:
"Denn jetzt kommt was, das ist ganz wundervoll
und es kommt gleich vor'm allerersten akt.
Adagio heißt es, und es ist a-moll.
Der hat kein Herz, den DIE Musik nicht packt."
Bitte schön:
Vorspiel zu La Traviata


Weil wir bei Ouvertüren sind, wollen wir damit weitermachen.
Kennt jemand die alte Fernsehserie "Die Bären sind los?" Diese unglaublich mitreißende Titelmusik die jedesmal zu Anmfang gespielt wird? Das ist das Ouvertüre zu \"Carmen\"
Eine Oper, die so dermaßen voller Hits ist, daß es schon fast ordinär ist.Allerdings ist die Musik so unfassbar großartig, daß es eben nur fast ordinär sondern in Wirkllichkeit wunderbar ist. Wenn ihr in eure erste Opernvorstellung geht, solltet ihr "Carmen" auf jeden Fall in die engere Wahl nehmen!
Bleiben wir bei "Carmen" und kommen wir zum Auftritt der Titelheldin.
Die Situation:
Carmen, eine junge Zigeunerin, wickelt die Kerle um den Finger. Das folgende Video von "Youtube" ist eher wie ein Popvideo aufgemacht und gefällt mir nicht wirklich ,aber musikalisch und stimmlich ist die Aufnahme ganz phantastisch. Und nett anzusehen ist die Dame auch.
Bitte, schön: \"Habanera\" aus der Oper \"Carmen\"

Ehe wir die Dame aus Sevilla verlassen, noch EIN Stück, das nun wirklich JEDER kennt.
Allerdings mit dem etwas despektierlichen Text "Auf in den Kampf, die Schwiegermutter naht"
Ich erzähle nicht viel dazu, denn dankenswerterweise gibt es deutsche Untertitel. Hier also eine Szene aus dem großartigen "Carmen" Film Julia Migenes und Placido Domingo.
Es singt der wunderbare, einzigartige Ruggero Raimondi. Ein Mann mit einer der schönsten Baritonstimmen der letzten 50 Jahre und mit einer faszinierenden, dämonischen, erotischen Ausstrahlung die ihresgleichen sucht.
Der Alan Rickman der Opernbühne. Niemand gibt die Schurken mit soviel Grandezza und Stil wie er: Torrerolied
Verlassen wir Sevilla und gehen wir nochmal zurück nach Paris. Nochmal zu "La Traviata", die ja, wie man vielleicht weiß, meine Lieblingsoper ist.
Je nachdem was ihr noch zu tun habt nachdem ihr das hier gelesen habt, könntet ihr bevor ihr den Link anklickt, mal eben zum Kühlschrank sprinten und eine Flasche Sekt aufmachen. Das folgende ist nämlich ein Trinklied. DAS Trinklied der ganzen Opernliteratur.Fröhlich, heiter mitreißend. Niemand würde ahnen, daß die Frau, die hier singt todkrank ist und es genau weiß.
Die Situation: man trinkt, man singt, man flirtet. Alfredo, der unerfahrene junge Mann, besingt die wahre Liebe. Violetta, die desillusionierte Kurtisane, preist die Sinnlichkeit, die Erotik und den Genuß.
Es singen Rolando Villazon und Anna Netrebko in einem Mitschnitt der wunderbaren "Traviata" Aufführung von den Salzburger Festspielen 2005.
Ich liebe diesen Tenor. Trinklied aus \"La Traviata\"

Der italienische Komponist Guiseppe Verdi hat in seinen jungen Jahren eine große Tragödie erleben müssen: innerhalb von 18 Monaten starben seine junge Frau und seine beiden Kinder. Verdi mußte zu dieser Zeit ausgerechnet eine komische Oper schreiben. Er hat es getan, aber sie ist vom Publikum gnadenlos ausgebuht worden, obwohl jeder im Zuschauerraum wußte, welche Qualen der Komponist erduldet hatte.
Verzweifelt, enttäuscht, verletzt und auch wütend beschloß Verdi, nie wieder zu komponieren.
Eines Tages drückte ein Freud ihm ein Textbuxh in die Hand.
"Guck es dir mal an"
"Nein"
"Jetzt mach schon, zier dich nicht so."
"Nein verdammt!"

Der Freund stopfte es ihm in die Tasche. Verdi stapfte wütend nachhause. Und warf das Buch auf einen Tisch. Es öffnete sich an einer Stelle und Verdis Blick fiel auf eine Zeile, die ihn nicht mehr loslies
"Va pensiero, sull' alli dorate..."
Flieg Gedanke, auf goldenen Schwingen.
Ein Lied, gesungen von Sklaven in der Fremde. Ein Lied über Heimweh, Leid und die Sehnsucht nach Jerusalem, der Heimatstadt.
Verdi schrieb die Oper. Sie wurde sein erster, ganz großer Erfolg. Das "Va pensiero" wurde Italiens heimliche Nationalhymne und ist es bis heute. Richtig gesungen, ist es eines der bewegendsten Stücke, die jemals geschrioeben wurden.
Va pensiero

Jetzt brauche ich eine Pause.
Die nächten Hits gibt's später
Vom "Va pensiero" muß ich mich immer erst erholen.


<hr>.

Re: Violettas Opernkiste

Ich habe eine Aufnahme mit Renata Scotto und Nicolai Ghiaurov unter der Leitungvon Riccardo Muti. Mir gefällt sie sehr gut
Hier kann man bei jpc ein bißchen testhören


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Re: Violettas Opernkiste

Oh wie verführerisch sind Choco-Crohosies-oder: Opernhits die jeder kennt Teil 2

Werbemenschen sind nicht doof. Die wissen, daß sie für Musikstücke keine Tantiemen mehr zahlen müssen, wenn der Komponist länger als 80 Jahre tot ist. Giuseppe Verdi ist 1901 gestorben, das machen sie sich zunutze, all die, die Pizza, Nudeln, oder eben Schokolade verkaufen wollen. Wenn sie dann noch einen neuen Text dazu erfinden und das ganze von einem armen Gesangsstudenten singen lassen ,der dringend Geld braucht, haben sie einen Werbehit, den garantiert jeder wiedererkennt. Hier also das Stück, das viele heute mit Chococrossies in Verbindung bringen, daß aber eigentlich DER Tenorschlager schlechthin ist: La donna è mobile aus der Oper \"Rigoletto\"
Die Situation: der Herzog von Mantua legt alles flach was einen Rock trägt und nicht bei drei auf dem Baum ist. Er ist ein Mistkerl, ein Macho, ein Widerling und wird im Lauf der Handlung schuldig am Tod des einzigen Menschen der ihn wirklich liebt, des Mädchens Gilda. In dieser Arie besingt er zynisch seine Lebensmaxime: Alle Frauen sind Lügnerinnen und Betrügerinnen, ihr Lächeln ist ebenso falsch wie ihre Tränen. Man kann ihnen einfach nicht trauen und deshalb haben sie es auch verdient, so behandelt zu werden, wie er es tut. Ich muß zugeben, daß ich diese Arie nicht übermäßig mag, dennoch: sie ist ein Geniestreich von Verdi, denn solch einen Gassenhauer muß man erstmal schreiben können. Es singt Luciano Pavarotti, der einmal, egal was er heute tut, ein ganz wunderbarer Sänger war.

Wenn die "Rigoletto" Arie DAS Tenorstück ist, so ist die Arie der Königen der Nacht aus der Oper \"Die Zauberflöte\" DIE Sopranarie. Das, was viele mit den verbinden, was sie an der Oper gar nicht mögen,die extrem hohen Frauenstimmen, aber dennoch eine der bekanntesten Arien der Welt. Der höchste Ton den die Sopranistin zu singen hat ist das dreigestrichene f. Das ist, um es einfach zu sagen, sehr, sehr hoch
Die Situation: die Königen der Nacht fordert ihre Tochter Pamina auf, Sarastro, einen weisen Zauberer und ihr Todfeind, zu ermorden. Wenn sie das nicht tut, so wird sie nicht länger ihre Tochter sein. "Der Hölle Rache kocht in meinem Herzen". Ich habe ewig lange gesucht, ein halbwegs brauchbares Video zu finden. Auch das hier ist nur ein Kompromiß: die Bildqualität ist schauderhaft, die Inszenierung vermutlich auch, aber dei japanische Sopranistin Sumi Jo singt wunderschön und darauf kommt es an.
Abe das ändert nichts daran, daß Erna Berger dennoch meine Lieblingskönigin ist und immer sein wird. Aber von ihr gibt es leider keine Video.
Ich kann mir nicht verkneifen, hier auch gleich noch Sarastros Antwort zu liefern als er das Komplott herausfindet In diesen heil'gen Hallen kennt man die Rache nicht. Mozart, mit seiner ganzen, großen, wunderbaren Menschlichkeit.
Und nocheinmal "Die Zauberflöte": eine der berühmtesten Melodien der Welt: Der Vogelfänger bin ich ja Der Vogelfänger Papageno erzählt aus seinem Leben: er fängt Vögel und läßt den lieben Gott einen guten Mann sein. Mozart wunderbare Märchenoper in einer ganz entzückenden Inszenierung, so wie es sein soll und so, daß Mozart seine Freude daran gehabt hätte.
Bei der Uraufführung wurde diese Rolle von Emanuel Schikaneder gespielt und gesungen,der auch das Textbuch geschrieben und mit "Papageno" eine Figur geschaffen hat, die bis heute nichts von ihrem Charme und ihrer Liebenswertheit verloren hat. Alle Kinder dieser Welt die die Zauberflöte sehen lieben Papageno und ich liebe ihn auch.
Ich mag seine Lebensphilosophie: gebt mir ein gutes Essen, einen guten Wein und was fürs Herz, dann bin ich glücklich und zufrieden.
Hier noch die 2. große Arie des Papageno: Ein Mädchen oder Weibchen. Das Glockenspiel hat Mozart in der Uraufführung übrigens selbstgespielt.

Manchmal kommen auch Filmemacher auf die Idee, daß Oper etwas sehr schönes ist, und verwenden Opernmusik in ihren Filmen. Leute wie ich, die in Musikbibliotheken arbeiten, erleben dann plötzlich einen Ansturm von Lesern die nach "diesem tollen Lied aus 'Zimmer mit Aussicht'" fragen.
Wer also den sehr schönen Film "Zimmer mit Aussicht" gesehen hat, kennt diese Arie vermutlich: O mio babbino caro aus \"Gianni Schicci\"
Die Situation: pure Erpressung. Die reizende junge Lauretta umschmeichelt ihren Vater: sie ist schwer verliebt in einen Kerl, den ihr Vater nicht austehen kann und geht dem "babbino caro", dem guten alten Papa, um den Bart:"Laß mich doch in die Stadt gehen und unsere Verlobungsringe kaufen. Wenn ich das nicht darf, laß mich auf die Ponte Vecchio gehen, damit ich in den Arno springen kann".
Ausnahmsweise geht die Sache am Ende gut aus. Sie kriegen sich.
Es singt die eine, einzige: Maria Callas.

Das waren also einige der unverwüstlichsten und bekanntesten Opernhits.
Beim nächstenmal erzähle ich euch, wie das in der Oper so ist, wenn Süßholz geraspelt wird und was Sopran und Tenor alles so anstellen, um den anderen...naja...in die Kiste zu kriegen...


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Re: Violettas Opernkiste

Isch lieb disch voll- oder: Di quell amore...Süßholzraspeln in der Oper
Wir leben leider in Zeiten, in denen ein "Isch lieb disch und isch reschpektier disch total" bereits als poetische Liebeserklärung gelten muß.
Das ist in der Oper anders. Da muß sich der Tenor(den meist ist ER es, der den ersten Schritt tut, der Sopran sitzt und schaut gerührt in der Gegend rum) schon einiges einfallen lassen, um die Dame seines Herzens zu erobern. Da wird die Liebe als "Pulsschlag des Universums" gepriesen, da werden zarte Maiden im Mondschein angesungen, da werden Blumen verschenkt, aufbewahrt und besungen, da verliebt man sich nur beim Anlbick eines Bildes und was dergleichen Dummheiten mehr sind. Ohne eine Andeutung von "wenn du mich nicht erhörst, hänge ich mich auf" geht ohnehin selten was.
Nunja, sie sind halt schwer verliebt, wenn sie solches von sich geben, da redet unsereins auch schonmal Blödsinn. Nur leider ohne die schöne Musik von Verdi, Puccini oder Mozart.
Kommen wir also zur ersten stürmischen Liebeserklärung. In der Oper "La Traviata" preist Alfredo Germont die Liebe als den eben schon erwähnten "Pulsschlag des Universums" und er meint damit durchaus eine andere Liebe als die, die Violetta, seine Angebetete normalerweise zu vergeben hat. Violetta ist eine Kurtisane, verdient ihren Lebensunterhslt also im liegen und die Geschäfte gehen, scheint's, gut. Sie ist elegant gekleidet, hat eine tolle Wohnung und alles wäre wunderbar, wenn nicht ihre schwache Gesundheit und eine gewisse Langeweile aufgrund der ewig gleichen Kerle wäre, die ewig das gleiche von ihr wollen.
Dieses trotz allem funktionierende Gebäude aus Champagner, Sex und Amüsement bringt nun Alfredo mit seinem Liebesgeständnis ins wanken. Kein Wunder, das die Dame des Hauses zwischen Rührung, Ablehnung und Amüsiertheit hin und her gerissen ist und ihn zunächst auffordert, sie zu vergessen. Die Liebe die er meint ist nichts für sie, sie hat Angst davor und überhaupt ist das alles dummes Zeug. Aber wir wissen: sie kriegen sich. Erstmal. Das Video setzt etwas plötzlich ein, aber Nicolai Gedda singt so schön, daß ich mich für seine Version entschieden habe:
La traviata
Ein weiterer Verdiheld der die Liebe preist und eine holde Schönheit zu betören sucht, ist der Herzog von Mantua aus "Rigoletto". Wir erinnern uns: er ist ein Mistkerl, ein Macho, einer, von dem man besser die Finger läßt. Wenn ER das Wort Liebe in den Mund nimmt und sie als "Sol del'anima" als "Sonne der Seele" preist, so meint er, anders als Alfredo, das Bett. Schlicht und einfach. Gilda, das Mädchen auf das er es diesmal abgesehen hat, ist jung und unschuldig und hat von "diesen Dingen" wie man damals so schön sagte, keine Ahnung. Sie glaubt, ihr Verehrer meine es ernst. Das wird sie teuer zu stehen kommen. Sie wird sich am Ende für ihn opfern und er wird es nicht einmal merken.
Noch ein Wort zu den Sängern des Videos: manchmal stimmt das Klischee. Manchmal sind Opernsänger mollig, moppelig, vollschlank und wie all die Begriffe für das lauten was der Mediziner schonungslos "Adipositas" nennt. Aber wenn sie so schön singen wie Luciano Pavarotti und noch dazu so lieblich aussehen wie Edita Gruberova, dann dürfen sie gerne 3 Zentner wiegen, mich stört das nicht.
Rigoletto
Des Herzogs Bruder im Geiste was Gesinnung und Lebenswandel angeht ist der spanische Grande Don Giovanni aus Mozarts gleichnahmiger Oper. Auch er legt flach was Röcke trägt und nicht schnell genug rennen kann (anders als der Herzog schreckt er selbst vor Gewalt nicht zurück, wenigstens das läßt der Herzog bleiben). Seine Spielchen sind die gleichen wie die des Herzogs: schmier ihnen Honig ums Maul und sie fressen dir aus der Hand.
Bei Mozart hört soch das wie folgt an: La ci darem la mano - Reich mir die Hand mein Leben Das Video ist mal wieder ein Kompromiß: schlechte Bildqualität und Dietrich Fischer-Dieskau spielt wie ein Holzklotz. MICH würde er so nicht rumkriegen, aber gut. Er singt sehr schön und Erika Köth, seien Partnerin, hat genau die Art Stimme, die ich liebe: ein klarer, hoher, glockenreiner Sopran. Zum sterben schön. Ich würde viel darum geben EINMAL so zu singen. Nur für mich, im Badezimmer. Muß auch keiner mitkriegen.
Kaum ein Paar in der Oper verliebt sich so schnell, wie Rodolpho und Mimi aus "La Bohème": eben kennengelernt, können sie nach einer Viertelstunde schon nicht mehr voneinander lassen und besingen im Monschein, wie schön doch die Liebe ist. Auch für sie wird es kein Happyend geben: Mimi ist krank und wird bald sterben. Sie weiß es noch nicht, er auch nicht, aber im Roman, der der Oper zugrunde liegt, heißt es "Francine schien zu ahnen, daß sie sich beeilen mußte, wenn sie die Liebe kennenlernen wollte". Und sie beeilen sich mächtig
Nocheinmal Luciano Pavarotti, DER Rodolpho der 70iger Jahre und die reizende Ileana Cotrubas, die tatsächlich so aussieht, als ob sie gleich tot umfällt: La Bohème
Carmen ist eine Zigeunerin, und Carmen ist eine emanzipierte Frau: sie nimmt sich die Männer die sie will und wenn sie genug von ihnen hat läßt sie sie fallen. Das ist kein netter Zug von ihr, aber immerhin warnt sie, anders als der Herzog von Mantua, ihre "Opfer" vorher. "Wenn ich liebe, nimm dich in acht".
Don Josè will nicht wahrhaben, daß er einer solchen Frau nicht gewachsen ist, denn er neigt zur Eifersucht und zur Gewalt, lange wird sich Carmen das nicht bieten lassen. Jetzt aber ist noch alles halbwegs in Ordnung, Carmen ist ein bißchen sauer auf ihn, aber noch sehr interessiert. Josè besingt die Blume, die Carmen ihm einmal zugeworfen und die er bei sich behalten hat, als er ihretwegen in den Knast mußte.
Es singt Rolando Villazon. Ein Mann mit der vermutlich schönsten Tenorstimme unserer Tage, einer großartigen Schauspielerischen Begabung und einer Leidenschaft auf der Bühne, die ihresgleichen sucht und aussehen tut er auch noch gut. (Auch wenn mein Mann meint, er sieht aus wie Mr. Bean)
Man merkt, ich verehre ihn sehr.
Aber daß er Carmen am Schluß umbringt finde ich trotzdem nicht gut.Carmen

Gibt es eigentlich nur Opern, höre ich euch fragen, bei denen die Leute am Ende tot gehen? Gibt es keine Opern, bei denen sie sich kriegen, zusammenbleiben und sich irgendwann hübsch gemütlich über die nicht zugeschraubte Zahnpastatube streiten?
Doch, diese Opern gibt es. Opern, in denen alles gut wird und wir um unsere Helden nicht weinen müssen.
Die meisten davon hat Mozart geschrieben.
In der "Zauberflöte" verliebt sich Prinz Tamino in das Bidlniss eines Mädchens und ist sofort bereit, alles für sie zu tun, was dann auch geschieht. Er muß einiges durchmachen, ehe er seine Liebste heimführt, aber: alles wird gut.
Der Mann der jetzt singt heißt Fritz Wunderlich und man könnte es auf den kurzen Nenenr bringen "Mozart ist groß und Fritz Wunderlich ist sein Prophet." Wie ich als Kommentar zu diesem Video geschrieben habe: Es gibt keinen besseren, es gab nie einen besseren und es wir auch nie einen besseren geben. Er ist der größte Mozarttenor aller Zeiten. Er ist im Alter von noch nicht einmal 36 Jahren tödlich verunglückt (Treppensturz) und als er gestorben ist war ich nichtmal geboren. Sein Bild steht bei uns auf der Stereoanlage in einem Holzrahmen und ich, sentimental wie ich bin, lege alle paar Tage eine frische Blume auf den Bilderrahmen.
Hier ist er: Die Zauberflöte
Das entzückendste Liebespaar und die entzückendste Liebeserklärung der Oper sind zweifellos Papageno und Papagena, ebenfalls aus Mozarts "Zauberlöte": sie sind beide Wesen zwischen Mensch und Vogel, haben sich gerade erst gefunden und singen bereits vom...naja...Papagenos und Papagenas machen
Das ist nun so, und was sie hinter den Kulissen tun werden, darüber läßt der Komponist uns nicht im Zweifel. Bitte schön: Zauberflöte Papageno-Papagena
Tja, so ist das also mit der Liebe in der Oper. Wir müssen uns hier mit "Wo bist du mein Sonnenlischt" rumschlagen und dorten wird geliebt, geworben und manchmal auch einfach nur angebaggert, aber immer mit Stil, Niveau und wunderschöner Musik.
Jetzt laß ich euch auch schon wieder in Ruhe.
Beim nächstenmal wirds finster. Wir widmen uns dem heiteren Thema "Der Sensenmann kommt". Was tun Opernhelden eigentlich, wenn sie sterben ?
Soviel sei verraten: singen.


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Re: Violettas Opernkiste

Giuseppe Verdis schönstes Werk: die Casa di Riposo
Eigentlich wollte ich mich ja heute dem Thema "Wenn Opernhelden sterben" widmen, aber das Wetter ist so schön, da will niemand an den Tod denken. Nicht mal an den von Opernhelden. Wie sagte schon Scarlett O'Hara: "Verschieben wir's doch auf morgen".
Dennoch komme ich an dem Thema nicht vorbei bei dem, wovon ich heute erzählen will.
Bitte schön:
Als man Guiseppe Verdi einige Jahre vor seinem Tod fragte was denn seiner Meinung nach sein schönstes Werk sein antwortete er "Mein Altersheim für Musiker" und man kann man ihm nur zustimmen.
Anders als viele andere Menschen die auf ein Leben voller Erfolge zurückblicken dachte Verdi an die vom Glück weniger begünstigten und gründete die Casa di riposo in Mailand.
Ein Altersheim für mittellose Musiker.
Es gibt einen Film über dieses Haus, er heißt "Toscas kiss" und es ist bewegend, zu sehen, mit welcher Liebe diese Menschen, die ihr ganzes Leben in den Dienst der Musik gestelt haben an dem Gründer dieses Hauses hängen. Verdi hat auch die Tantiemen seiner Werke an die Casa di Riposo vererbt. Das bedeutete, daß nach Verdis Tod 80 Jahre lang die Tantiemen aus jeder einzelnen Aufführung einer Verdi-Oper irgendwo auf der Welt an dieses Altersheim gingen. Aus diesem Grund ist der Aufenthalt in der Casa di Riposo für jeden Bewohne kostenlos gewesen, da die Einrichtung über genug Geld verfügt hat.
Nach geltendem Urheberrecht erlöschen die Rechte 80 Jahre nach dem Tod des komponisten. Seit 1981 muß sich das Haus anders finanzieren, aber bis jetzt scheint das halbwegs zu funktionieren.
Eine der Bewohnerinnen war die ehemalige Sopranistin Sara Scuderi die in ihrer Jugend eine wunderbare Sängerin war und im Alter dennoch arm und mittellos da stand.
Guiseppe Verdi und seine Frau Giuseppina haben ihre letzte Ruhestätte in der Kapelle der Casa di Riposo gefunden, so wie Verdi es sich gewüsncht hat. Er hjat sich auch eine schlcihte, stille Beerdigung erbeten. Zunächst hat man versucht, sich daran zu halten. Verdi wurde im kleinen Kreis beigesetzt. Aber Italien konnte den größten Komponisten seiner Geschichte nicht einfach so unter die Erde bringen. Einige Wochen nach der ersten Beisetzung wurden die Särge Verdis und Giuseppinas in einer feierlichen Prozession in die Kapelle der Casa di Riposo überführt, und nun verabschiedeten sich die Italiener so von ihrem größten Landsmann wie sie sich das vorgestellt hatten: am 28. Februar 1901 fand die Überführung statt. Hunderttausende säumten die Straßen und selbstverständlich erklang das bekannteste Musikstück, daß der Komponist geschrieben hat: das "Va pensiero" aus der Oper "Nabucco".
Dirigent war der damals 34jährige Arturo Toscanini.